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HEIMATBLATT EUR STADT UND LAND
CALWER ZEITUNG
Verlagsort Calw
DONNERSTAG, IS. MAI 1954
AMTSBLATT FÜR DEN KREIS CALW
Gegründet 1826 / Nr. 110
Eisenhower erläutert Dulles
Um die französischen Befürchtungen für Indochina zu dämpfen
WASHINGTON. Präsident Eisenhower hat sich am Mittwoch bemüht, die Befürchtungen zu zerstreuen, die die als möglicher Verzicht der Vereinigten Staaten auf Indochina ausgelegte Erklärung von Außenminister Dulles vom Vortage insbesondere in Frankreich hervorgerufen hat. Eisenhower versicherte auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz, die Vereinigten Staaten würden selbstverständlich ihre Bemühungen nicht aufgeben, die indochinesischen Staaten vor einem Überfluten durch den Kommunismus zu retten.
Seiner Ansicht nach brauche die freie Welt Indochina nicht abzuschreiben, doch könne kein Volk für die freie Welt gerettet werden, wenn es nicht selbst den Wunsch dazu habe. Eine Allianz südostasiatischer Staaten werde erst dann das Recht zu einer Einmischung in Indochina haben, wenn sie darum ersucht werde.
Der Präsident betonte, daß die Vereinigten Staaten keine Erklärung zu Indochina abgegeben hätten, die nicht
Einen eindringlichen Appell, alle nationalen Hemmungen zu überwinden und im Vereinigten Europa zusammenzukommen, richtete der Präsident der Hohen Behörde der Montanunion, Jean Monnet, in Straßburg an die Völker Europas.
Über die Vertrauensfrage Ministerpräsident Laniels an die französische Nationalversammlung, auf die Indochina- Debatte während der Genfer Konferenz zu verzichten oder die Regierung zu stürzen, wird heute abgestimmt.
Rußlands Botschafter in England, Jacob Malik, hat mitgeteilt, daß zwei Angehörige der sowjetischen Botschaft in London, die von der britischen Regierung der Spionage beschuldigt worden waren, das Land verlassen werden.
Die Stärke der Volkspolizei in der Sowjetzone soll bis Ende dieses Jahres auf insgesamt 690 000 Mann erhöht werden.
zwischen Dulles und ihm zuvor abgestimmt worden sei. Zu Vermutungen über Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Dulles in der Indochinafrage sagte Eisenhower, daß höchstens Differenzen im Ausdruck, nicht aber in der Ansicht geherrscht hätten.
Offene Bestürzung hatte am Mittwoch in Genf die von Außenminister Dulles am Dienstag auf seiner Pressekonferenz geäußerte Überzeugung hervorgerufen, der Verlust von Indochina könne die Verteidigung Südost
asiens gegen den Kommunismus nicht entscheidend behindern. Die französische Delegation hat diese im Gegensatz zu der bisherigen amerikanischen Auffassung — daß Indochina die Schlüsselstellung für die Verteidigung Südostasiens sei — stehende Äußerung dahingehend ausgelegt, daß die Vereinigten Staaten bereit seien, Indochina abzuschreiben.
Die französische Presse hat am Mittwochmorgen in größter Aufmachung über die Äußerung des amerikanischen Außenministers berichtet und damit neue Besorgnis hervorgerufen. Auch das französische Kabinett sah sich, wie berichtet wird, gezwungen, sich mit der Erklärung zu befassen und Washington um Aufklärung zu bitten. Eine Stellungnahme gegenüber der Öffentlichkeit wurde bisher abgelehnt.
Vietminh im Vormarsch auf Hanoi
General Bodet: Wir brauchen die Hilfe anderer Länder
HANOI. Ein Teil der vier kommunistischen Divisionen vor Dien Bien Phu hat den Vormarsch nach Osten und Südosten in Richtung auf den Westrand des Deltas des Roten Flusses und Hanoi angetreten, gab der Chefadjutant des französischen Oberbefehlshabers General N a v a r r e General Pierre Bodet, bekannt.
„Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos oder verzweifelt,“ sagte der General. „Wenn der Vietminh das Delta mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften angreift und auch die Divisionen von Dien Bien Phu einsetzt, werden wir jedoch die Hilfe anderer Länder brauchen.“
Der General betonte, ein kommunistischer Angriff auf Hanoi werde vor
aussichtlich erst in sechs bis acht Wochen einsetzen können, da der Feind diese Zeit zum Vormarsch und zur Umgruppierung seiner Streitkräfte benötige. Verstärkungen für die französischen Truppen im Delta würden bereits mit amerikanischen Transportflugzeugen aus dem Mutterland und aus Nordafrika herangebracht.
Bald Verwundetem! ansporte
HANOI. Das französische Oberkommando teilte am Mittwoch mit, daß französische Verbindungsoffiziere nach Dien Bien Phu fliegen werden, um den Abtransport der etwa 1300 Verwundeten vorzubereiten, die in den Bunkern von Dien Bien Phu liegen.
Vietnam lehnt Teilung des Landes ab
Noch ein dritter Plan zur Lösung der Indochinafrage / Tschu En-lai protestiert postwendend
GENF. Der Genfer Außenministerkonferenz ist am Mittwoch der dritte Plan zur Lösung des Indochinakonfliktes vorgelegt worden, doch haben sich die versteiften Fronten zwischen Ost und West in der Indo- «hinafrage nicht gelockert.
Nach Frankreich und der kommunistischen Gegenregierung in Vietnam (Vietminh) unterbreitete am Mittwoch die frankreichfreundliche Regierung von Vietnam einen Lösungsvorschlag, in dem jede Teilung Vietnams abgelehnt und ein international garantierter und überwachter Waffenstillstand, freie Wahlen unter Kontrolle der Vereinten Nationen und Anerkenung der Regierung Bao Dai als einzige legale Regierung Vietnams gefordert werden.
Der Vorschlag Vietnams erhielt nach Mitteilung eines französischen Sprechers dieZustimmung aller nicht- kommunistischen Staaten, die an der Indochinadebatte der Konferenz teil-
mit fl. ^ulthaupt, geborene Adenauer, 7 >_ tirem Gatten nach der kirchlichen u ”? 9 im Garten auf der Terrasse ofn,4„r, ala4s „ Schaumburg während der ißziellen Gratulationscour. Btld: AP
nehmen. Er wurde jedoch sofort von dem chinesischen Ministerpräsidenten und Außenminister Tschu En-lai ebenso wie der französische Plan abgelehnt. Tschu En-lai unterstützte dagegen den Vietminh-Vorschlag, der auf die einhellige Ablehnung durch Frankreich und die Vereinigten Staaten gestoßen ist und am Mittwoch auch von Vietnam als unannehmbar bezeichnet wurde.
Der vietnamesische Plan stimmt in seinen militärischen Teilen mit dem von Frankreich vorgelegten Waflen- stillstandsplan überein, ist jedoch durch die Ablehnung jeder Teilung des Landes noch erweitert worden. Frankreich hatte einen international garantierten und überwachten Waffenstillstand gefordert, in dessen Rahmen die Kommunisten Laos und Kambodscha räumen sollen, während in Vietnam die Truppen beider Seiten auf Sammelzonen zurückgezogen werden.
Ohne fremde Hihe
hf. BONN. In ihren Bemühungen über das Schicksal der in Indochina in die Hände der Vietminh geratenen deutschen Fremdenlegionäre Auskunft
zu erhalten, wird die Bundesregierung keine neutralen Staaten einschalten. Wie von zuständiger Seite erklärt wurde, ist sie vielmehr der Auffassung, daß der einzige erfolgversprechende Weg darin liege, von Frankreich Namenslisten der deutschen Legionäre zu erhalten und dann das Rote Kreuz für eine Freilassung der von den Vietminh gefangenen Deutschen intervenieren zu lassen.
Die am vergangenen Donnerstag im Alter von 67 Jahren in Bad Kissingen verstorbene Kronprinzessin C e c i l i e von Preußen wurde gestern auf der Burg Hohenzollern bei Hechingen unter großer Anteilnahme feierlich beigesetzt. Zehn Jäger in ihrer grünen Uniform trugen den mit der Kronprinzenflagge bedeckten Sarg vom Grafensaal der Burg zur Gruft im Offiziersgarten. Bild: Göhner
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Bemerkungen zum Tage
Haftpflicht mit Mängeln
•fw. Die Bundesminister für Finanzen, Justiz, Verkehr und Wirtschaft haben in ihren Ministerien die zuständigen Abteilungen beauftragt, Rechtsverordnungen gemeinsam zu entwerfen, die dafür sorgen, daß ausländische Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganhänger beim Übergang in die Bundesrepublik gegen Haftpflicht versichert sein müssen. Sofern die Fahrer der ausländischen Fahrzeuge nicht die „internationale grüne Versicherungskarte“ vorweisen können, werden sie durch die Rechtsverordnungen gezwungen werden, Haftpflicht- Versicherungsverträge abzuschließen — für die Dauer ihres Aufenthaltes in der Bundesrepublik —, die den deutschen Vorschriften entsprechen.
Darüber hinaus ist ein allgemeiner Entschädigungsfonds geplant, aus dem die Opfer von Verkehrsunfällen entschädigt werden sollen, wenn die Schuld eines an einem Verkehrsunfall beteiligten Dritten erwiesen ist, dieser aber zahlungsunfähig
Ernährung ist sichergestellt
Sonnemann vor dem Kabinett / Geringere Brotgetreideeinfuhr
BONN. Die Ernährung der Bevölkerung der Bundesrepublik ist auch in diesem Jahr gesichert, erklärte der Staatssekretär im Bundesernährungsministerium, Sonnemann, am Mittwoch vor dem Kabinett. In Begründung des vorgesehenen Einfuhrprogramms wies er daraufhin, daß in diesem Jahr eine geringere Einfuhr von Brotgetreide notwendig sei als in den vergangenen Jahren.
Die Vorratshaltung an Butter, Fetten und Konserven sei die gleiche wie im Jahre 1953, auch die Viehbe-
Die Kronprinzessin beigesetzt
HECHINGEN. Kronprinzessin C e- c i 1 i e von Preußen, die in der vergangenen Woche verstorbene Witwe des letzten deutschen Kronprinzen, ist am Mittwoch im Offiziersgarten des Schlosses Hohenzollern beigesetzt worden. Neben den Familienangehörigen gaben Vertreter des ehemaligen deutschen Hochadeis und des republikanischen Deutschlands der Verstorbenen das letzte Geleit. (Siehe unseren Bericht im Innern dieses Blattes).
Schuld aut beiden Seiten
JERUSALEM. Die gemischte israelisch-jordanische Waffenstillstandskommission hat Israel der Verlet
zung des Waffenstillstandsabkommens schuldig befunden und „in schärfster Form“ verurteilt. Der Beschluß, der in Abwesenheit der israelischen Delegierten gefaßt wurde, bezieht sich auf einen israelischen Grenzübergriff bei dem Dorf Illin am Sonntag, bei dem durch jordanische Abwehrmaßnahmen zwei Israelis getötet wurden. Die Kommission fand jedoch in diesem Zusammenhang auch Jordanien schuldig, durch Schießen über die Grenze das Waffenstillstandsabkommen verletzt zu haben.
Ein israelischer Sprecher erklärte zu der Verurteilung, Israel sei äußerst beunruhigt durch die offensichtliche Einseitigkeit der Untersuchungen, bei denen die jordanischen Aussagen ohne Fragen akzeptiert würden. T
stände reichten aus, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.
In einem besonderen Kabinettsausschuß soll am Samstag über die einzelnen Maßnahmen zur Weiterführung der Einfuhrprogramme und der Vorratshaltung beraten werden.
Ebenfalls beraten, aber noch nicht beschlossen, wurde der Entwurf Schäffers, der am Mittwoch seinen 60. Geburtstag feierte, für das große Kriegsfolgeschlußgesetz.
Vizekanzler Blücher berichtete dem Kabinett über die Pariser EZU- Verhandlungen und betonte, daß hinsichtlich der freien Konvertierbarkeit der Währungen zwischen allen zuständigen Ressorts des Kabinetts volle Übereinstimmung besteht.
Keine Saar Annäherung
hf. BONN. Audi das letzte Gespräch zwischen Staatssekretär H a 11 s t e i n und dem Staatssekretär im Pariser Außenministerium, Maurice S c h u mann, über eine deutsch-französische Grundsatzerklärung zur Saarfrage hat in den wesentlichen Punkten keine Annäherung gebracht. Hallstein, der am Mittwochvormittag in Bonn zur Berichterstattung eintraf und am Abend wieder nach Paris flog, weil er ein neues Gespräch mit Schumann haben wird, soll jedoch der Ansicht sein, daß eine Einigung noch immer möglich ist
oder durch Flucht unerkannt geblieben ist.
So lobenswert derartige Absichten sind, aber findet denn auch der Kraftfahrer sein Recht, der einen Unfall erlitt und für den Polizei und Gericht feststellten, daß entweder ein unerkannt gebliebener Fußgänger, Radfahrer, Kraftfahrer oder Fuhrwerksbesitzer die Schuld trug, oder für den sich ergibt, daß der ermittelte nicht haftpflichtversicherte Schuldige zahlungsunfähig ist? Würde die Verordnung dieses nicht berücksichtigen, dann ließe sich unterstellen, daß in erster Linie der Grundsatz eine Rolle spielt, der Kraftfahrer ist schuld, oder, wer Auto fährt, hat auch Geld.
Die Schwierigkeiten derartiger Verordnungen sind groß. Eine allumfassende Haftpflichtversicherung für alle Verkehrsteilnehmer will wohlüberlegt sein, obwohl ihre Durchführung einfach wäre, wenn die Gemeindeverwaltungen die Beiträge zahlen müßten, womit sie jedoch eine Handhab» bekämen, die Wiedereinführung der Bürgersteuer zu verlangen. Das müssen die Bundesminister verhüten, zumindest in ihrer Mehrheit, da der Bundesfinanzminister bekanntlich für die Bürgersteuer schwärmt, und er und sein Ministerium die Verordnungen entwerfen helfen.
„First lady" gesucht
fh. Daß die Neigung der jüngstverheirateten Tochter Adenauers zu Glück und stiller Häuslichkeit echt ist. dafür gibt es einen recht sicheren Beweis, denn sie hat mit ihrer Heirat auf einen Vorzug verzichtet, um den sie wohl manche ehrgeiziger veranlagte Frau beneidete. Sie ist nicht mehr die erste Dame des Landes, sie ist nicht mehr die offizielle Vertreterin des zarteren Deutschlands. Ihre Hochzeit war zwar noch ein offizielles Ereignis, das vor allem den Illustrierten willkommenes Ausbeutungsobjekt sein wird. Man wird vielleicht gelegentlich auch noch bei anderen freudigen Anlässen von ihr Notiz nehmen, aber alles in allem wird es doch still um sie werden. Dieses Recht auf ihr eigenes Glück wird ihr wohl jeder von Herzen gönnen. In Bonn hat man jetzt nur die eine Sorge, wer wird ihre Nachfolgerin, wem gebührt der Rang der first lady“?
Weiterh n schön
Bericht des Wetteramtes Stuttgart Das kräftige Hoch, das vom Nord* meer über Skandinavien nach Mitteleuropa reicht, hat Verbindung mit dem Azorenhnch aufgenommen und beherrscht weiter unser Wetter. Heute vorwiegend heiter und trok- ken, nur vereinzelt geringe Gewitterneigung. Hnchsttemneratoren bei 25 Grad, nachts zwischen 5 und 16 Grad. Morgen weiterhin trocken und warm.