MITTWOCH, 12. MAI 1954

Truman greift McCarthy ah

WASHINGTON. Der ehemalige ame­rikanische Präsident Truman hat auf einem Frühstück des Nationalen Presseklubs Präsident Eisenho- w e r aufgefordert, gegenpolitische Mörder, die die Grundlage der Zwei­parteien - Außenpolitik zerstörten, energisch vorzugehen, statt sie mit frommen Phrasen zu behandeln.

Truman nannte den Namen Mc­Carthy nicht, beschäftigte sich aber mit der Beschuldigung des Senators, daß die Regierungen Roosevelts und Trumans für Amerika20 Jahre des Verrats bedeutet hätten.

Wie erwartet: de Gasperi

STRASSBURG. Das Parlament der Montan-Union wählte am Dienstag in Straßburg den ehemaligen italieni­schen Ministerpräsidenten Alcide de Gasperi zu seinem neuen Präsiden­ten. De Gasperi ist damit Nachfolger des belgischen Sozialisten Paul Henri Spaak, der in der neuen belgischen Re­gierung Außenminister wurde.

Für Wiedervereinigung

FRANKFURT. Der geschlossene Wille eines Volkes von 5070 Mil­lionen Menschen ist auch in der heu­te festgefahrenen Weltpolitik eine reale Kraft, erklärte Bundesminister Dr. Robert Tillmanns (CDU) in der Frankfurter Paulskirche. Es sei deshalb notwendig, die Bevölke­rung der Bundesrepublik aus ihrer Gleichgültigkeit in der Frage der Wiedervereinigung wachzurütteln und zu einer geschlossenen Volksbe­wegung aufzurufen. Der Minister sprach auf einer Kundgebung des Königsteiner Kreises, der Vereini­gung der Juristen, Volkswirte und Beamten aus der sowjetischen Be­satzungszone.

Hinrichtung mit Stimmzettel

BERLIN. Der Berliner CDU-Frak- tionsvorsitzende Ernst L e m m e r sprach sich auf dem Landesparteitag seiner Partei gegen ein Verbot der SED in Westberlin aus.Wir wün­schen den Vollzug der politischen Hin­richtung der SED-Substanz in West­berlin durch den Stimmzettel, rief Lemmer unter langanhaltendem Bei­fall aus. Die Berliner Bevölkerung solle noch einmal mit der SED abrech­nen können, was nicht durch eine di­lettantische Bürokratie verhindert werden dürfe. Gegenwärtig liegt dem Berliner Abgeordnetenhaus ein An­trag auf Verbot der SED in Westberlin vor.

Um inneren Finanzausgleich

th. STUTTGART. Der Verwaltungs­ausschuß des Landtags hat am Mittwoch die Beratung des Entwurfs für einen in­neren Finanzausgleich zwischen dem Land und den Gemeinden abgebrochen und beschlossen, eine öffentliche Infor­mationssitzung für Donnerstag einzube­rufen, um die Argumente der beteilig­ten Ministerien für den Gesetzentwurf und die Gegenargumente der kommu­nalen Verbände gegen ihn zu hören.

Der Besiegte stellt die Bedingungen des Siegers

Bidault in Genf nicht zum Nachgeben bereit / Drohung mit dem großen Bruder

Von unserem nach Genf entsandten Sonderkorrespondenten Rolf Schenke

GENF. Mit der Eröffnung der Indo­china-Debatte am Samstag ist die Genfer Konferenz in die Gefahrenzone eingetreten. Nach dem Vorspiel Korea, das zwei volle Wochen in Anspruch nahm, aber schon nach wenigen Tagen in ausweglosen Wiederholungen be­kannter Standpunkte versandete und vor lustlosen Zuschauern nur mühsam weiter über die Bühne ging, sieht man sich mit Beginn der dritten Woche in die weltpolitische Situation unmittel­bar vor der Konferenz zurückversetzt.

Der amerikanische Außenminister D u 11 e s ist zwar nicht nach Genf zu­rückgekehrt, aber er hat in Washing­ton eincome back erlebt. Die Dro­hung an die Gegenseite, daß sich die USA am Krieg in Indochina beteiligen werden, wenn keine Einigung unter ihnen genehmen Bedingungen in Genf erzielt werden, ist in aller Form wie­derholt worden. So gibt es in der drit­ten Woche der Konferenz dieselben drei Möglichkeiten wie zu ihren Be­ginn, mit all ihren die ganze Welt be­rührenden Folgen: eine Einigung durch Verhandlungen, die Fortsetzung und Internationalisierung des Krie­ges, von der niemand weiß, wo sie enden wird, und drittens den Sturz der französischen Regierung, noch tie­feres Aufreißen des britisch-ameri­kanischen Gegensatzes und Auseinan­derfallen der westlichen Front. Um diesen hohen Einsatz wird in Genf ge­spielt.

Einen Tag nach dem Fall von Dien Bien Phu, der die seit drei Jahren abbröckelnde militärische Position Frankreichs in Indochina hoffnungs­los machte und den Oberkommandie­renden General Navarre zu dem öf­fentlichen Eingeständnis veranlaßte, Frankreich könne ohne aktives Ein­greifen alliierter Truppen nicht mehr weiterkämpfen, trat Außenminister B i d a u 11 in seiner Eröffnungsrede in der Indochina-Debatte als Sieger auf, der einem unterlegenen Gegner seine Bedingungen diktiert. Seine nach au­ßen hin gemäßigten Vorschläge ent­sprechen in einigen Punkten wörtlich, in anderen dem tatsächlichen Inhalt nach den Bedingungen, die Konferenz­beobachter in Genf angesichts der mi­

litärischen Lage mit einigem Kopf­schütteln schon vorher in Erfahrung gebracht hatten. Frankreich macht auf militärischem Gebiet nicht eine einzige Konzession, es sei denn, man wollte die Bereitschaft des Unterliegenden zur Feuereinstellung als Konzession betrachten. Es wird gefordert: Rück­zug der Vietminh aus Laos, Rückzug der Vietminh aus Kambodscha, Rück­zug der Vietminh aus dem Delta.

Auf politischem Gebiet machte da­gegen der französische Außenminister eine erstaunliche und überraschende Konzession. Er erklärte sich mit all­gemeinen Wahlen in ganz Vietnam unter Überwachung einverstanden. Er sagte internationale Über­wachung, nicht Überwachung durch die UNO, und kam damit der Abneigung der Gegenseite gegen eine Beteiligung der UNO und der von ihr angedeuteten Bereitschaft zu einer Überwachung durch neutrale asiati­sche Mächte entgegen. Nun weiß aber jeder und die französische Presse fast aller Schattierungen hat darauf in den letzten Tagen erst immer wieder hingewiesen, daß allgemeine freie Wahlen in Vietnam eine sichere Mehr­heit für Ho Tschi-minh ergeben wür­den. Schon 1946 wurde dieser von einem aus den ersten freien Wahlen hervorgegangenen Parlament, obwohl

BONN. Unter reger Anteilnahme der Bonner Bevölkerung fand am Dienstag­vormittag die kirchliche Trauung der jüngsten Tochter des Bundeskanzlers, Lotte Adenauer, mit dem Archi­tekten Heribert Multhaupt im Mün­ster von Bonn statt.

Etwa 10 000 Menschen hatten sich aut dem Münsterplatz eingefunden, um Zeuge des festlichen Ereignisses zu wer­den. Das Münster war bereits drei Stun­den vor Beginn der Trauung von Hun­derten von Menschen gefüllt. Eine Hun­dertschaft der Polizei hatte die Zu­fahrtstraßen hermetisch abgesperrt.

Starker Beifall rauschte auf, als der Kanzler und seine Tochter um 11 Uhr in zwei Mercedes-300-Wagen vor der

in ihm die Kommunisten nur zehn Prozent der Sitze hatten, mit weit über 90 Prozent der Stimmen zum Präsi­denten gewählt. Wenn schon ein gro­ßer Teil der französischen Öffentlich­keit nicht glaubt, daß Bidault wirklich eine Beendigung des Krieges will, und vielmehr davon überzeugt ist, daß er auf die amerikanische Intervention hinsteuert, kann man dann erwarten, daß Ho Tschi-minh glaubt, der franzö­sische Außenminister beabsichtige wirklich, ganz Vietnam ihm auf dem silbernen Tablett der freien Wahlen anzubieten?

Man kann dem va banque-Spiel Bidaults mit angehaltenem Atem fol­gen, denn sein Ausgang wird in der kleinsten Hütte im letzten Winkel der Welt zu spüren sein. Bildlich gespro­chen besteht es in der Drohung des kleinen Jungen, der von einem ande­ren Jungen geschlagen wurde, mit dem großen, stärkeren Bruder. Weder die Vietminh, noch China, noch die So­wjetunion können wünschen, daß Amerika in Indochina eingreift. Aber verläßt man sich zu sehr auf die Furcht der Gegenseite vor einer Aus­weitung des Krieges? Was geschieht, wenn sie glaubt, daß die Drohung im Ernstfälle nicht ausgeführt wird, wenn sie dieselben starken Nerven zeigt wie vor Beginn der Konferenz, als die In­tervention schon einmal drohte?

Kirche vorfuhren. Die Braut, die am Arm ihres Vaters zum Altar geführt wurde, trug ein hochgeschlossenes Kleid aus weißer Shantung-Seide mit weißem Schleier, der von einem Myrtenkranz gekrönt wurde. Dr. Adenauer trug einen Cut mit gestreifter Hose.

Die Trauung, der als offizielle Gäste lediglich die Mitglieder der Familien Adenauer und Multhaupt beiwohnten, wurde von dem Bruder der 29jährigen Braut, Kaplan Paul Adenauer, vorge­nommen.

Nach der Gratilutationscour im Palais Schaumburg begaben sich das junge Paar und die Hochzeitsgäste zum Hause des Bundeskanzlers nach Rhöndorf, wo die Familienfeier stattfindet.

Ganz Bonn war auf den Beinen

Kirchliche Trauung der Kanzlertochter Lotte/Nur Familiengäste

Rapider Bevölkerungszuwachs. Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten zählte nach Schätzungen des Statisti­schen Amtes am 1. April 1954 161,7 Mil­lionen Menschen. Das sind 2,7 Millio­nen mehr als am 1. April des Vorjah­res und sogar 10,6 Millionen mehr als vor vier Jahren.

Zehn Jahre lang über den Tod ge­fahren. Auf dem Hameler Bahnhof wird jetzt ein Bombenblindgänger aus­gegraben, über den seit zehn Jahren täglich mehrere Züge gefahren sind.

Deutsches Schiff gesunken. Das deut­sche SchiffHenry Boege ist an der Nordwestecke Spaniens nach einer Kol­lision mit einem britischen Schiff ge­sunken. Die ganze Besatzung der Henry Boege konnte gerettet werden.

Kleine Weltchronik

München flaggt für Rupprecht. Die Gebäude der Münchner Stadtverwal­tung werden zum 85. Geburtstag des Kronprinzen Rupprecht von Bayern am 18. Mai beflaggt werden.

Vier Häuser zu verschenken. Ein Londoner Hausbesitzer hat jederwohl­gesinnten Persönlichkeit 50 Pfund (etwa 600 DM) angeboten, die vier Londoner Miethäuser von ihm als Ge­schenk annimmt. Er teilt mit, daß die Häuser der staatlichen Mietpreisbin­dung unterliegen, was Vorkriegsmieten und Nachkriegsausgaben bedeute. Seine Mittel zur Erhaltung der Häuser seien jetzt erschöpft.

14 Tote bei Orkan in Japan. Die Zahl der Todesopfer, die der schwere Orkan gefordert hat, der den Norden der ja­panischen Inselü in der Nacht zum Mon­tag heimsuchte,. wird mit 14 beziffert. Viele Personen werden noch vermißt.

Vor dem Ende des NVVDR? Der Land­tag von Nordrhein-Westfalen wird heute über den Regierungsentwurf eines Ge­setzes zur Bildung einesWestdeut­schen Rundfunks Köln und damit die Aufteilung des NWDR endgültig ent­scheiden.

Bergschulung für Feriengäste. Eine Bergsteigerschule für bergunkundige Feriengäste in Vorarlberg wird am 17. Juni in Gargellen im Montafontal mit einwöchigen Kursen beginnen. Die Lehrgänge sollen dazu beitragen, die Zahl der Bergunfälle zu verringern.

PRESS EST1 M MEIN

Die entscheidende Stunde

Der linksstehende, unabhängige C omb a t schreibt zu der politi­schen Situation in Frankreich:

Die Regierung Laniel ist nicht mehr in der Lage, Frankreich zu führen. Jetzt ist nicht die Zeit für dunkle Parteikom­binationen und Manöver in den Wan­delgängen, für die Schonung der Schul­digen und für die dürftigen Gemein­plätze, mit denen sich Laniel zufrieden­gibt. Die Stunde der Entscheidung ist für Frankreich und für die National­versammlung gekommen. Ob sie sich nun für den Krieg oder für den Frieden entscheidet, sie soll sich auf jeden Fall klar entscheiden.

Verflogene Illusionen

DieNew York Times be­merkt zu dem Waffenstillstands­vorschlag, den der Vietminh-Dele­gierte auf der Genfer Konferens zur Indochinafrage gemacht hat:

Dieser Plan zeigt so deutlich di« kommunistischen Ziele, daß er allen Neutralisierten, gleichgültig ob in Frank­reich, Großbritannien oder irgendeinen» asiatischen Land, sämtliche Illusionen nehmen sollte. Der Plan könnte aller­dings, entsprechend dem Drängen der USA, die freie Welt zu größeren und schnelleren Anstrengungen für di« Selbstverteidigung aufrütteln.

Abschied von Gibraltar

GIBRALTAR. Königin Elizabeth II. und der Herzog von Edinburgh ver­ließen am Dienstag die letzte Station ihrer mehr als halbjährigen Weltreise, als die königliche JachtBritannia" aus dem Hafen von Gibraltar ausliet Die Königin, ihr Gatte und ihre bei­den Kinder, Prinz Charles und Prin­zessin Anne, winkten zum Abschied den am Hafen versammelten Menschen zu. DieBritannia wird am Freitag­vormittag die britische Küste erreichen.

Sowjetparolen in den USA

NEW YORK. In den Vereinigten Staaten ist in letzter Zeit eine beträcht­liche Intensivierung der kommunisti­schen Propaganda zu bemerken, Bro­schüren, in deren Inhalt die Berufung auf denAmerikanismus eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt, werden in zahllose Haushalte versandt. Man ver­sucht offenbar, die aktiven antikommu­nistischen Kräfte in den Augen de* Volkes alsFaschisten zu diskreditie­ren.

Parallel mit diesen Bemühungen läuft der Versuch, die farbigen gegen di« weißen Bürger und die Bauern, Arbei­ter und kleinen Geschäftsleute gegen Monopolkapitalisten undHoch­finanz und damit letztlich gegen di« Regierung, die alsWerkzeug dieser Kreise verdächtigt wird, aufzuwiegeln.

Unerwünschte Koniiolle

KÖLN. Gegen die Anforderung von Forschungsberichten westdeutscher In­dustrieunternehmungen durch die Be­satzungsmächte hat sich der Bundes­verband der Deutschen Industrie (BDI) in einer Eingabe an das Bundeswirt­schaftsministerium gewandt.

cO

ROMAN VON MARY BURCHELL

Copyright by Dr. Paul Herzog, Tübingen Durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden. Berechtigte Übertragung: H. Passow-Kemen

fl8. Fortsetzung)

Aha, so stellen Sie es an? bemerkte sie mit einem mutwilligen Ausdruck, der ihren unwiderstehlichen Charme noch erhöhte. Nein, nicht so, Sie boshaftes Ding.

Nun, es wäre keine üble Methode, be­lehrte sie ihn.Sie müßten Erfolg damit haben.

Er lehnte sich im Stuhl zurück und betrach­tete sie mit gespieltem Erstaunen.Und da habe ich geglaubt. Sie kommen noch nicht allein in der Welt zurecht! sagte er.

Jetzt kann ich's. sagte sie stolz und be­gann, von der Suppe zu löffeln, die der Kell­ner mittlerweile gebracht hatte.Aber da­mals war ich ganz ungeheuer erleichtert, als Sie am Bahnhof erschienen In der nächsten Minute hätte ich angefangen zu heulen.

Er schüttelte ungläubig den Kopf:Das wollen Sie mir doch nicht weismachen?

Es ist aber so! Ich war schon ganz un­glücklich und verängstigt. Als ich eben jetzt behauptete, ich könnte mich allein in der Welt zurechtfinden, meinte ich, nur wenn ich unter wirklich netten Leuten bin.

Nach einer Weile des Schweigens erkun­digte er sich, ohne die Miene zu verziehen: Soll ich daraus schließen, daß Sie mich zu den wirklich netten Leuten zählen? Selbstverständlich

Leider muß ich Ihnen in bezug auf Men­schenkenntnis eine schlechte Note geben, Thea. Noch nie ist jemand in den Irrtum verfallen, mich als .netten* Menschen zu be­zeichnen.

Nein? Sie betrachtete ihn kritisch, was ihn mehr zu verwirren schien, als sie ahnte. Nun, eigentlich verstehe ich gut, was Sie damit sagen wollen. Oberflächlich betrachtet, wirken Sie wohl ein bißchen wie ein ein Draufgänger, aber im Grunde

Thea, unterbrach er sie,wie alt sind Sie eigentlich?

Neunzehn beinahe zwanzig. Warum? Ach, nur so. Reden Sie weiter. Also im Grunde bin ich was?

Im Grunde ihres Herzens glauben Sie ganz fest an die Dinge, die Sie für allein wichtig halten.

Und was meinen Sie, fragte er vorsichtig, was ich für allein wichtig halte?

Dasselbe wie ich, erwiderte Thea mit ver­blüffender Selbstverständlichkeit.Daß man gut zueinander ist die andern so behandelt, wie man selber gerne behandelt werden möchte, daß man sich noch entrüsten kann über Gemeinheit und Grausamkeit und weiß, man muß dagegen kämpfen und nun eben, lauter so Aehnliches, Sie wissen schon, beendete sie ihre Aufzählung sum­marisch.

Und Sie nehmen also an, ich würde Ihnen darin beistimmen? fragte er ernst.

Ja, ich kann Ihnen nicht sagen, warum, aber ich glaube es. Jedenfalls habe ich ganz allmählich und bei vielen Gelegenheiten diesen Eindrude von Ihnen bekommen, und nun fühle ich es einfach.

Wohl deshalb, weil ich Geld für Sie aus­gegeben habe, das ich leicht entbehren konnte? Er lächelte kaum merklich.

Wo denken Sie hin! Das Geld hat nicht das geringste damit zu tun oder auf alle Fälle nur sehr wenig. Geld, wenn man es hat, gibt sich ja so leicht her. Nein, es ist die Gesinnung, der der gute Wille, e: auf diese Weise auszugeben. Und überhaupt ist das nur ein Teil von dem, was ich meine. So viel anderes habe ich noch bemerkt, schein­bar Unwichtiges, aber in Wirklichkeit war es viel wichtiger.

Er schaute sie mit etwas umwölktem Blick an, dann wandte er seine Aufmerksamkeit

dem dahingleitenden Wasser zu, bis es ihr doch zu viel wurde und sie besorgt fragte: Habe ich nicht recht? Was halten Sie da­von?

Er drehte den Kopf nach ihr und sagte: Ich halte Sie für ein so liebes Mädchen, daß mir ganz graut beim Gedanken, wenn ich Sie damals in Euston nicht abgeholt hätte.

Oh Auf diese Antwort war sie nicht gefaßt gewesen, doch sie sah nun ein, daß sie ihn nie dazu bringen würde, über sich selbst ernsthaft zu reden. Auch merkte sie, daß trotz der leichten Art, in der er eben ge­sprochen hatte, sein Gefühl durchaus auf­richtig war. So ließ sie ihn denn mit weiteren Fragen in Ruhe. Statt dessen trank sie den ausgezeichneten Kaffee, den der Kellner am Schluß des reichhaltigen Mahles vor sie hin­gestellt hatte, und frage dann:Was tun wir nach dem Essen?

Möchten Sie gerne auf den Fluß?

Oh ja, bitte! Können Sie rudern oder pun- ten oder sonst etwas, womit man vorwärts­kommt?

Ich glaube, ich kann ein Boot dazu brin­gen, daß es fährt, meinte er, worüber sie lachte, ohne recht zu wissen warum. Und wie sie lachte, lachte er auch, und der trübe Aus­druck wich nun vollends aus seinem bräun­lich getönten, klugen Gesicht. Sie schleuder­ten auf einem schattigen Pfad hinunter zum Fluß und mieteten ein Ruderboot, das er, so­bald sie eingestiegen waren, mit geübter Hand vom Ufer wegsteuerte.

Soll ich mitrudern? fragte Thea.

Nein, nicht nötig. Sie können sich zurück­lehnen und die Hand durchs Wasser ziehen lassen und elegant wirken, bestimmte er.

Wissen Sie, das war schon immer mein Traum, gestand sie.So dazuliegen, wie man es auf den Reklamebildern für Sonnenöl oder Gesichtscreme oder

Oder Haarshampoo sieht, schlug er vor. Ja, Haarshampoo, wiederholte sie und er­rötete ein wenig, weil er sie dabei wohlge­fällig betrachtete.Sind wir weit weg von Stephens Haus? fragte sie aus einem plötz­lichen Impuls heraus.

Weshalb fragen Sie das? Mit dem Auto wären wir wohl in einer knappen Stunde dort."

Ich habe auf einmal den Gedanken gehabt, ob wir nicht auf dem Rückweg vorbeifahren und den armen Darry besuchen könnten. Er wird sich jetzt schrecklich einsam fühlen und freut sich vielleicht, wenn wir ihn trösten kommen.

Vielleicht, sagte Varlon belustigt, noch nicht ganz überzeugt.

Wollen wir zu ihm fahren, Mr. Varlon?

Wenn Ihnen sehr viel daran liegt. Heute ist Ihr Tag.

Fein. Also fahren wir.

Nachdem diese Frage erledigt war, machte sie sich s auf den Kissen im Heck des Bootes bequem; bevor sie sich endgültig aurück- lehnte, suchte sie seinen Blick und sagte mit einem wohligen Seufzer:Danke! Er schüt­telte den Kopf und gab dem Boot einen stär­keren Stoß, so daß es mit sanftem Glucksen davonschoß.

Schließlich fielen ihr die Augen zu, und eingewiegt von dem regelmäßigen stoßweisen Gleiten, im Ohr das unentwegte Klatschen der Ruder, schlummerte sie ein. Als sie wie­der erwachte und den Wechsel in der Be­schaffenheit des nachmittäglichen Lichtes be­merkte, richtete sie sich jäh auf und fragte schuldbewußt:Mein Gott, habe ich wirk­lich geschlafen?

Varlon hatte die Arme wie ruhend auf die Ruder gelegt, und das Boot bewegte sich kaum. Mit verträumtem Lächeln riß er den Blick los von einem fernen Gegenstände, der seine Aufmerksamkeit gefesselt zu haben schien.Ich glaube ja. Warum nicht? Das wird Ihnen gut getan haben. Sie arbeiten doch die ganze Woche sehr streng?

Ja, meistens Die beiden letzten Wochen zwar nicht so streng wie sonst", gestand sie, weil ich am Abend oft mit Mrs Dorley u Stephen ausgegangen bin Jetzt will ich da aber wieder nachholen. Bisher bin ich g vorwärtsgekommen. Sie setzte ganz einta voraus, daß er sich für ihre Fortschritte in­teressiere, und dies tat er auch (Forts folgt)

Überlastet ?D ann Hen und Nerven sdionerv KAFFEE HAG

trinken