W irtsctiatt

Sport

Stabilisierender Faktor in der Gesellschaftsordnung

Die Stellung der Genossenschaften / 18 Milliarden DM Umsatz 1953 / Dreiviertel Kleinkredite

Keine Entscheidung über schmre Klassen

. FIM für verstärkte Sicherheitsmaßnahmen bei Motorradrennen

STUTTGART. Die öffentliche Haupt­versammlung im Rahmen des 59. Ver­bandstages des Württembergischen Ge­nossenschafts-Verbandes (Schulze - De­litzsch) e. V. am Sonntag in Stuttgart- Bad Cannstatt bot ein anschauliches Bild der stetigen Aufwärtsentwicklung des gewerblichen Genossenschaftswe­sens. Nach der Eröffnung der Veran­staltung durch den Verbandsdirektor Wilhelm Brockel wurde in einer grundsätzlichen, von Ministerpräsident Dr. Gebhard M ü 11 er ausgearbeite­ten, Rede die Bedeutung der Genossen­schaften als ausgleichender und stabi­lisierender Faktor innerhalb der Ge­sellschaftsordnung herausgestellt. Die Rede wurde wegen der Erkrankung Dr. Müllers vom Manuskript abgelesen. Der Ministerpräsident hebt in ihr her­vor, daß auch bei der heutigen umfas­senden Aufgabenstellung an den Staat genügend Raum für eine freie und sinnvolle Betätigung genossenschaft­licher Verbände gegeben sei. Der Ge­nossenschaftsgedanke zähle auch noch heute zu den fragenden Kräften, die das Verhältnis von Staat und einzel­nem in fruchtbarer Weise ausgestalten.

Dem Württembergischen Genossen­schaftsverband gehören, wie dem von Verbandsdirektor Brockel erstatteten Geschäftsbericht zu entnehmen war, 100 Kreditgenossenschaften, 175 Waren­genossenschaften und vier Finanzregie­rungsgenossenschaften an. Die 100 Volksbanken konnten 1953 einen Um­satz von 18 Milliarden DM gegenüber 16,4 Milliarden DM 1952 erzielen. Das Kreditvolumen der Institute hat sich auf 401 Millionen DM gegenüber 326 Millionen DM erhöht. Die Gelder wur­den in beiden Jahren nach der Zahl der Kreditfälle zu rund drei Vierteln für Kleinkredite bis 5000 DM an mit­telständische Empfänger vergeben. Die Erträge der Volksbanken erhöhten sich 1953 auf 35,4 (1952: 31,3) Millionen DM.

Der Reingewinn ging auf Grund der ebenfalls gestiegenen Aufwendungen auf 3,4 (3,5 Millionen DM geringfügig zurück. Der Umsatz der Warengenossen­schaften konnte 1952 um 6 Prozent auf 124 Millionen DM erhöht werden. Im vergangenen Jahr, für das vollständige Zahlen noch nicht vorliegen, dürfte eine weitere Umsatzausweitung erzielt wor­den sein. Als Neugründungen kamen 1953 hinzu die Teilzahlungsbank Baden- Württemberg eGmbH., Stuttgart, die vor allem auch der Finanzierung hand­werklicher Leistungen dienen soll, und die STG, Süddeutsche Treibstoff-Belie- ferungs-Genossenschaft eGmbH., Stutt­gart, mit der die Monopolstellung der großen Benzinkonzerne durchbrochen

werden soll. Die noch im Aufbau be­findliche Genossenschaft wird ihren Mitgliedern Benzin zum Preise von 59 Pfennig je Liter liefern.

Das Vorstandsmitglied des Deutschen Genossenschaftsverbandes (Schulze-De­litzsch) e. V., Bonn, Dr. Horst Bau ­mann, hob insbesondere die drin­gende Notwendigkeit einer starken Konzentration des Genossenschaftswe­sens, ohne Einschränkung der Bewe­gungsfreiheit der einzlnen Genossen­schaften hervor. Der gewerbliche Mit­telstand müsse erkennen, daß der ge­nossenschaftliche Zusammenschluß seine stärkste Stütze sei. Der Kampf mit den Großbetrieben sei auf der ganzen Linie entbrannt.

Schleppendes Mehlgeschält

Die landwirtschaftliche Marktlage im Südwestraum im April 1954

Das Brotgetreidegeschäft ver­lief im gesamten Bundesgebiet stetig und ruhig. Infolge der Frühjahrsbestellungen waren im Monat April die Angebote aus der Landwirtschaft nur gering, die Preise blieben bei guter Nachfrage einigermaßen fest. Da die Mühlen anscheinend noch über ausreichende Vorräte verfügen, verlief das Mehlgeschäft schleppend: die Mühlen konnten im April etwa die Hälfte ihres Mahlbedarfes an Weizen aus den Zuwei­sungen der Einfuhr- und Vorratsstelle dek- ken. Der Bedarf an Roggen konnte aus­reichend aus den freien Beständen und den gegenwärtig kleinen Angeboten aus der Landwirtschaft gedeckt werden; die mitt­leren und kleinen Landmühlen zeigten ein regeres Interesse für Roggen. Insgesamt konnte eine gewisse Befestigung der Rog­genpreise beobachtet werden, obwohl diese Festigung zunächst auf die ausgesproche­nen Roggenzuschußgebiete beschränkt blieb. Die Bundesreserve an Roggen be­trug Ende März rund 220 000 Tonnen, die­jenige an Weizen rund 430 000 Tonnen. Die Roggenverfütterung ln der Landwirtschaft war doch allgemein kleiner als angenom-

F'irmen und Unternehmungen

TÜBINGEN. Himmelwerk Aktiengesell­schaft. Dieses bedeutende Industrieun­ternehmen Tübingens konnte am 10. Mai auf sein 75jähriges Bestehen zurückblicken. Das ursprünglich auf Gasbeleuchtungsan­lagen spezialisierte Unternehmen hat nach dem ersten Weltkrieg die Produktion von Elektromotoren aufgenommen. Heute werden über 800 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Das Produktionsprogramm umfaßt Eiektromaschinen, Getriebe und Schneidmaschinen, UKW-Funksprechge- räte, Hochfrequenz-Röhrengeneratoren für industrielle Erwärmung sowie elektroni­sche und magnetische Steuerungen für elektrische Antriebe.

STUTTGART-MÖHRINGEN. Hansa Me­tallwerke AG. Die Hauptversammlung dieses Unternehmens, die über die Ab­schlüsse 1951 und 1952 Beschluß fassen sollte, wurde nach kurzer Unterbrechung bei Stimmenthaltung einer Oppositions­gruppe auf den 19. Juni vertagt. Die Ge­sellschaft, die 1950 aus einem Gewinn ein­schließlich Vortrag von 56 032 DM eine Di-

D M - Wechselkurse

Die folgenden DM-Wechselkurse sind tägliche Frankfurter Devisennotierungen (Geld): ausgedrückt in DM für Je 100 Ein­heiten der aufgeführten ausländischen Währungen

7. 5. 10. 5.

USA-Dollar.419,5 419,5

Kanadischer Dollar . , 425,7 425,7

Schweiz. Franken (frei) 97,89 97,89

Schweiz. Franken (verr.) 95,93 95,92

Englisches Pfund . . . 1173,9 1174,4

Französischer Franken 1,1903 1,1905

Holländischer Gulden . 110,35 110,36

Belgischer Franken . . 8,342 8,339

Schwedische Krone . . 80,64 80,645

Dänische Krone . . . 60,37 60,41

Norwegische Krone . . 58,62 58,67

Basler'DM-Notierung: Ankauf 100, Verkauf 103. 100 DM 462,5 Ostmark, 100 Ostmark - 22,96 Westmark.

vidende von 4r Prozent verteilte, hat Be­richtsauszügen zufolge 1951 einen Gewinn von rund 90 000 DM erzielt, der vorgetra­gen werden soll, da der Aufsichtsrat eine anfangs vorgesehene Dividendenausschüt-

FREIBURG. Richard Schwickert AG. Für 1953 sind wieder 6 Prozent Dividende auf das Kapital von 300 000 DM verteilt worden. Der Rohertrag des Unternehmens (Herstellung technischer Papiere) erscheint unverändert mit 0,21 Millionen DM. Ein­schließlich Vortrag verbleibt ein Gewinn von 33 154 DM (29 974), nachdem vorher 15 000 (9000) DM den Rücklagen zugeführt worden sind. Eigenkapital 0,33, Vermögens­abgabe 0,12 Millionen DM.

men, denn allein im März wurden rund 64 000 Tonnen an den Markt gegeben; auch der Eigenverbrauch an Roggen hat nur knapp zugenommen, den größten Teil des Mehrertrages hat die Roggenprämie zum Markt geführt I Die Auswinterung war in diesem Jahr allgemein groß; es wurden z. B. in Baden-Württemberg 21 000 ha Win­terweizen betroffen, so daß sich der Ernte­ausfall bemerkbar machen wird. (Die Auswinterungsschäden ln Baden-Würt­temberg betragen bei Wintergerste 10 Prozent, bei Ölfrüchten 21 Prozent und bei Klee 4 Prozent).

Auf den Futtergetreidemärk­ten blieb das Angebot an Hafer auch lm April knapp, während die Nachfrage un­vermindert lebhaft verlief. Die Haferpreise zogen leicht an. Der in Aussicht stehenden geringeren Eigenversorgung auf den Fut­tergetreidemärkten wurde bereits Im April schon Rechnung getragen; der Markt er­wies sich für spätere Termine sehr auf­nahmefähig, und trotz der reichlichen Im­porte von Plata-Mais und Gerste blieb die Tendenz stetig.

Die Preisverhältnisse auf den Futter­mittelmärkten waren auch im April unverändert, die ruhige Nachfrage zur Deckung des mäßigen laufenden Bedarfs blieb bestehen. Bis auf Weizenkleie wur­den die Mühlennachprodukte weiter ver- nachläßigt; für Ölkuchen setzte sich eine festere Tendenz durch, die wahrscheinlich auch für spätere Termine bestehen bleiben wird. Fisch- und Dorschmehle neigten zu leichten Preisabschwächungen.

Das Pflanzkartoffelgeschäft wurde im April ruhiger, die Preise blieben bei steigender Tendenz fest. Die Vorräte an Speisekartoffeln sind allgemein kleiner, als man erwartet hatte, die Preistendenz blieb auch im Südwestraum weiterhin fest; die bevorzugten Sorten wie Bona, Heida u. ä. erzielten gute Preisaufschläge bei knappem Angebot. Allgemein wird mit einer weiteren stetigen Entwicklung am Kartoffelmarkt in den kommenden Wo­chen gerechnet.

Bunter WeU - Spiegel

Hochzeitsreise

NEW YORK. Ein Bräutigam, der von seiner Braut beschuldigt wurde, auf der Hochzeitsreise 243 000 Dollar und Schmuck im Werte von 59 000 Dollar ge­stohlen zu haben, wurde in New York verhaftet. Die Braut, die 67jährige Doyle Herman, erklärte, ihr 49 Jahre alter Bräutigam Percy habe sie auf einem entlegenen Parkplatz in Vir­ginia zurückgelassen, angeblich, um den Wagen reparieren zu lassen, und sei samt Geld und Schmuck spurlos verschwunden. Der Bräutigam gab fol­gende Darstellung: er sei nach der Hochzeit 20 Stunden lang gefahren und habe Anregungsmittel nehmen müssen, um wach zu bleiben. Schließlich habe er seine Braut auf einem Parkplatz zurückgelassen, um mit dem Wagen nach einer Reparaturwerkstatt zu su­chen. Dabei habe er plötzlich den Ein­druck gehabt, von einem anderen Auto

verfolgt zu werden, und in der Angst um das Vermögen im Wagen sei er weitergefahren. Er fuhr wieder nach New York zurück, nahm ein Hotel­zimmer und schlief 48 Stunden. Als er erwachte, habe er sich nicht mehr er­innern können, was mit seiner Frau geschehen sei, bis er verhaftet wurde.

Farbfotografie

LEVERKUSEN. Ein neues, wesent­lich vereinfachtes Verfahren zur Ent­wicklung von Farbfilmen und zur Be­arbeitung von Farbfilmpapieren ist von den deutschen Agfa-Werken ge­schaffen worden. Künftig werde die Verarbeitung von Farbfilmen und Farbpapierenin der Hand des Fach­mannes ebenso einfach wie bei Schwarzweiß-Filmen und Schwarz­weiß-Fotopapier sein. Colornegative könnten bei Verwendung der neuarti­gen Chemikalien mit derselben Anzahl

Beratungen über die Einführung inter­nationaler Rennen für Sportmaschinen, über das Problem der hohen Geschwin­digkeiten bei den Motorradrennen und die in diesem Zusammenhang zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen standen im Mittel­punkt des fünftägigen 62. Kongresses des internationalen Motorrad-Verbandes (FIM), der am Wochenende in Scheveningen/ Holland beendet wurde.

Einen breiten Raum nahmen die Diskus­sionen über die Zukunft der schweren Solomaschinen ein. Der Kongreß, der von 21 Nationen beschickt war, beschloß, zum 30. Juli eine Sitzung der Sportkommission mit den Konstrukteuren nach Paris einzu­berufen. Die Vertreter der Motorrad­werke werden von technischen Beratern begleitet, so daß dieses schwierige Pro­blem in aller Ausführlichkeit behandelt wird. Eine Abschaffung der beiden schwe­ren Klassen, wie sie bereits 1953 in Genf für 1956 (500 ccm) und für 1957 (350 ccm) vorgeschlagen wurde, könnte erst zu den genannten Zeitpunkten erfolgen.

Die immer schneller werdenden Renn­maschinen, nicht nur in den schweren, sondern auch schon in den leichteren Klas­sen, und die auf diese Geschwindigkeiten kaum noch eingerichteten klassischen Rennstrecken veranlaßten den FIM-Kon- greß, eine Kommission zu bilden, die die von der FIM angeordneten Sicherheits-

Vie alten Meister

Württ. Junioren-Boxmeisterschaften

Den Titel des württembergischen Lan­desmeisters 1954 und damit die Berechti­gung zur Teilnahme an den Süddeutschen Juniorenmeisterschaften am 22./2S. Mai in Rosenheim, errangen am Samstag in Ra­vensburg folgende Nachwuthsboxer (16 bis 18 Jahre): Fliegen: Angstenberger (Aalen), Bantam: Landenberger (Heidenheim), Fe­der: SteCkel (Reutlingen), Leicht: Wolf (Aalen), Halbwelter: Beer (Kornwestheim). Weiter: Gretzmantel (GermaniaStuttgart), Halbmittel: Pohncke (Reutlingen), Mittel: Schilling (Ingelflngen), Halbschwer: Kll- gus (Rotweiß Stuttgart), Schwer: Winter (Rotweiß Stuttgart).

Von den Vorjahresmeistern hatten sich nur Hartmann (Friedrichshafen) im Wei­ter- und Klammert (Böblingen) im Feder­gewicht bis zur Endrunde durchsetzen können, wo sie dann aber scheiterten.

Den technisch reifsten, schnellsten und schwungvollsten Kampf lieferten sich die Mittelgewichtler Schilling (Ingelflngen) und Reuter (Heidenheim). Den Ehrenpreis des besten Technikers erhielt Klammert (Böblingen) im Federgewicht, obwohl er bereits in der ersten Runde ko. geschla­gen wurde. Ein krasses Fehlurteil, das mit einem Pfeifkonzert und anhaltenden Pfui- Rufen quittiert wurde, war die Zuerken­nung des Punktsieges im Weltergewicht an Gretzmantel (Germania Stuttgart) nach einem von Exmeister Hartmann aus Fried­richshafen durchweg offensiv und tech­nisch und taktisch überlegen geführten Kampf. Über die Runden (dreimal zwei Minuten) gingen nur vier Begegnungen.

von Bädern entwickelt werden wie Schwarzweiß-Negative. Nähere Einzel­heiten wurden von den Fotowerken noch nicht mitgeteilt.

Milch und Bier

FRANKFURT. Milch und Bier, beide in ihrer Art ein Volksgetränk in Deutschland, sind im Verbrauch nur noch je acht Liter vom Durchschnitts­konsum der Vorkriegsjahre entfernt. Während der jährliche Bierkonsum in Deutschland im Jahre 1936 bei rund 59 Litern und der Milchverbrauch im gleichen Jahr bei 121 Litern je Kopf lag, ist nach einem scharfen Abfall in den Kriegs- und ersten Nachkriegs­jahren der Verbrauch nunmehr bei Bier wieder auf 51 und bei Milch auf 113 Liter angestiegen. Für die deutsche Brauwirtschaft ist allgemein eine starke Verlagerung vom Faß- auf das Fla­schenbier eingetreten, wobei durch­schnittlich 50 Prozent des Bierausstos- ses auf Flaschen und Dosen gefüllt wird.

maßnahmen und Voraussetzungen für die Abhaltung eines Rennens zu überprüfen hat.

Der Vorschlag der Verbände Englands. Italiens, der Schweiz und Deutschlands, Rennen für Sportmaschinen zu schaffen, wurde zur Überprüfung der internationa­len technischen Kommission übergeben, die mit den Konstrukteuren Verbindungen aufnehmen soll.

MTV München zum 7. Male

Deutscher Mannschaftsmeister im Tisch­tennis wurde am Sonntag in der Ham­burger Polizeihalle zum siebenten Male MVT München mit 5:1 Punkten vor dem VfL Bochum 4:2, TTF Poppelsdorf 2:4 und TTV Mörfelden 1:5. Im letzten Spiel de« Sonntags vor nur 350 Zuschauern kam der MTV München zu einem 12:4-Erfolg gegen den zweiten süddeutschen Vertreter, TTV Mörfelden, nachdem sich bereits am Vor­mittag Bochum mit einem 10:6-Sieg gegen den TTF Poppelsdorf den zweiten Plate gesichert hatte.

Zwei Spieler blieben auf diesen Meister­schaften als einzige der 36 Teilnehmer un­geschlagen: Der deutsche Meister Conny Freundorfer, der nur gegen den Poppels­dorf er Straub und den 16jährigen Mör- felder Arndt beim 2:1 Je einen Satz ab­geben mußte, sowie sein Münchener Club­kamerad Rockmaier.

kamen nicht durch

/ Nur drei Kämpfe Über die Runden

Durch ko. endeten die Kämpfe im Flie­gen-, Feder- und im Halbschwergewicht, wo der Friedrichshafener Wieroszewsky bereits nach zehn Sekunden durch einen Schwinger zu Boden ging. Wegen Kampf­unfähigkeit aus dem Ring genommen wur­den Vohwalter (Ulm) im Leicht-, Messer (Ravensburg) lm Halbwelter- und Reuter (Heidenheim) im Mittelgewicht.

Zwei Jahresbestleistungen

Bei den Nationalen Einladungskämpfen der Leichtathletikabteilung der TG Heil* bronn wurden am Sonntag vor über 3001 Zuschauern zwei neue deutsche Jahre*- bestleistungen aufgestellt. Die 3000 Mete» lief Herbert Schade in 8:17,8 Minuten, im Diskuswerfen erzielte der Stuttgarter Marktanner eine Weite von 48,47 Meter. Der 3000-Meter-Lauf verlief besonder« spannend, denn über 2000 Meter konnte der Stuttgarter Thumm dem Solinger Schade noch Paroli bieten. Dann aber zog Schade unwiderstehlich davon, zwi­schen sich und dem Stuttgarter einen. Abstand von etwa 100 Metern lassend. Auch in den Kurzstrecken gab es gute Leistungen. Kraus (VfB Stuttgart) lief die 100 m in 10,6 Sekunden und konnte den Eintrachtmann Blümel auf den zwei­ten Platz verweisen. Über die 110 m Hür­den erreichte der in Neckarsulm statio­nierte Amerikaner Mulkey die gute Zeit von 15,4 Sekunden. Ulzheimer benötigte für die 400 m 49,7 Sekunden, ohne sich voll auszugeben. Im Stabhochsprung schaffte der Pforzheimer Schneider 3,80 m, wurde aber von (Altmeister Julius Mül­ler (Stuttgarter Kickers) hart bedrängt.

Klar in Führung

Im Freudenstädter Hallenschwimmbad holte der Schwimmverein Schwäbisch Gmünd am Samstag und Sonntag eine ausgezeichnete Zeit für die Bewertung ln der deutschen Mannschaftsmeisterschaft heraus. Schwäbisch Gmünd erzielte mit 6 Schwimmern insgesamt 21 940 Punkte. Es liegt damit klar in Führung vor dem HSC Hamburg mit 21 650 Punkten. Ge­wertet wurden 100, 200 und 400 m Kraul sowie je 100 m Rüchen, Schmetterling und Bruststil. Mit diesem Ergebnis dürfte Schwäbisch Gmünd auch ln diesem Jahr die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft nicht zu nehmen sein.

Vorläufige Toto-Gewinne

West - Süd - Block: Zwölferwette: 1. Rang je 97 719 DM, 2. Rang je 2629 DIL 8. Rang je 165 DM. Zehnerwett et 1. Rang je 13 846 DM; 2. Rang je 653 DM, 3. Rang je 39 DM.

69. Berliner Zahlen-Lotto: 15 06 90 42 1. Klasse 2. Klasse 12 779.95, f. Klasse 68.95, 4 . Klasse 2.40 für je 50 Pfg.

Übermittelt vom Berliner Fern-Lotto, Berlin W 35

Olga liegt unter dem Vorzimmerschrank

Arnolt Bronnen gibt zu Protokoll: Ebebeginn mit Ringkampf

Der österreichische Dramatiker Arnolt Bronnen, in der Weimarer Republik von der deutschen Linken zu höchstem Ruhm emporgetragen (Vatermord", Exzesse",Rheinische Rebellen",Ostpolzug) wendete sich im Jahre 1930 über­raschend dem Faschismus zu, wurde der Vertraute von Goebbels, verfaßte den RomanO. S.", eine Schilderung der Kämpfe am oberschlesischen Annaberg, der von Ernst Jünger und den Nationalsozialisten heftig gefeiert wurde, geriet dann wegen seiner zweifelhaften jüdischen Abstammung in Ungnade, mußte während des Krieges zur Wehrmacht einrücken, kam unter dem Verdacht des Hochverrats ins Wiener Militärgefängnis, schloß sich der österreichischen Wider­standsbewegung an, wurde 1945 Bürgermeister in Goisern in Österreich, leitete später ein kommunistisches Theater in Wien, kam auch in Westdeutschland wieder als Dramatiker zu Wort (Gloriana in Stuttgart) und legt jetzt bei sei­nem alten Verleger Ernst Rowohlt in Hamburg eine Rechtfertigungsschrift vor: Arnolt Bronnen gibt zu Protokoll". Darin sucht er seinen Weg vom National­sozialismus zum Kommunismus zu erklären. Kein Zweifel, daß dieses Buch besonders unter der älteren Generation noch zu heftigen Debatten führen wird; besonders für unsere jüngeren Leser jedoch veröffentlichen wir eine kurze Leseprobe, in der Arnolt Bronnen seine 1930 geschlossene Ehe mit einer Russin, einer vertrauten Parteigängerin von Josef Goebbels, schildert. D. Red.

Als Schriftsteller hatte ich oft gen ändere Ehen gesehen, studiert, gescl üert; als Mensch wurde ich von di Phänomen, das ich zu kennen vi meinte, überrascht. Ich mußte erst i eigenen Leibe die bittere Erfahru tnathen. daß weder Liebe noch Kli neit ausreichten um die Ehe aus d gesellschaftlichen Bindungen ihrer U zu lösen. Inmitten einer kra *en Bürgerlichkeit, die eben dar war, in die hektischen Fieber-Zustän es Faschismus zu stürzen, konnte at t 1 ® Ehe nicht anders als krank u C o Sf ' in - Obwohl ich damals i /^Schriftsteller genug verdien ?i, oh ,.! ch 01 § a äüe normalen n . ? erfüllen konnte, obwohl keiner oov, te v °rhanden waren, die zv en uns Strittig waren, wurde c rar?» U U einem nachten Macht-Kam

ntij? e 2. u ? s ° iga w ° ute sich durc

mit S e bevö 'kerte unsere Wohnu u lhren verschiedenen Freundinn

und warf meine Freunde hinaus. Als ich, dem Berliner Brauche folgend, das Ehe-Paar Rowohlt zu uns eingeladen hatte, wollte sie provokant die Woh­nung verlassen. Ich hielt sie fest, sie wehrte sich mit allen, nicht geringen Kräften. Inzwischen klingelte Rowohlt bereits draußen. Ich sperrte sie ein, aber sie erklärte, sie würde aus dem Fenster springen, und traf schon alle Anstalten hiezu die Wohnung lag lm fünften Stock. Zureden und Bitten half da gar nichts. Draußen klingelte Rowohlt unentwegt. Ich konnte Olga nicht binden, da ich keine Schnüre hatte, schließlich blieb mir nichts übrig, als sie auf den Boden zu werfen, den Vorzimmer-Schrank auf sie zu kippen und sie derart für eine kurze Weile zu neutralisieren. Dann stürzte ich zur Tür und ließ die Rowohlts herein, die bereits die Polizei alarmieren wollten.

Dieser Macht-Kampf verließ sehr bald den privaten Bereich und griff

In den politischen über. Goebbels sah in der temperamentvollen Russin, die überdies einen damals ln Berlin nicht unbekannten Namen trug, eine beson­dere Zug-Kraft. Da er mich des öf­teren zu seinen Kundgebungen mit­nahm, konnte ich ihm nicht verwehren, auch Olga zu solchen Aufmärschen oder Reden einzuladen, besonders dann, wenn ich dienstlich verhindert war. Aber ich bat Olga, diese kindische Sta- tlsten-Rolle nicht weiterzuspielen. Ich bat ohne Erfolg. Währenddessen wuchs die Schärfe des politischen Kampfes. Für Januars Ende hatte Goebbels im Saal-Bau Friedrichshain, dem traditio­nellen Lokal der KPD im Berliner Nordosten, eine Großkundgebung an­gesetzt. Diese Provokation der Natio­nalisten mußte zu einem erbitterten Ringen führen. Goebbels hatte Olga dringend gebeten hinzukommen. Ich sagte Olga, sie dürfe nicht gehen. Ich verbot es ihr. Sie schwieg. Ich mußte zum Nacht-Dienst in das Funk-Haus in der Masuren-Allee. Als ich nach Mitternacht heimkam, fand ich die Wohnung leer. Ich wurde unruhig, te­lefonierte bei Freunden und Bekann­ten in der Runde, ohne Erfolg. Ich saß und wartete. So verging die halbe Nacht. Um drei Uhr morgens rief mich das Kranken-Haus Friedrichshain an: dort wäre eine Tobsüchtige ohne Pa­piere, die immerzu nach einem Herrn Bronnen verlange, ob ich über die Per­son Auskunft geben könnte. Ich sauste los und fand Olga in einem riesigen Gitter-Bett, wie es wohl für Tobsüch­tige angewendet werden muß, es war mehr ein Gitter-Netz, das überall nachgab, so daß sie nicht herauskonnte. Erst nach hartem Kampf und mit Hilfe von drei überdosierten Morphium­spritzen gelang es die rasende und mit völlig unkenntlicher Stimme schrei­ende Frau heimzubringen und sie dann weiterhin davor zu bewahren, aus dem Fenster zu springen.

Es war halb sechs Uhr früh, zorn­entbrannt rief Ich, mit einer Hand die

immer noch bebende, aber nun endlich abgekämpfte und ermattet delirie­rende Olga haltend, Goebbels an. Zorn­entbrannt erwiderte mir dieser, der nie zu den Frühaufstehern gehört hatte. Ja, er hätte darauf bestanden, daß Olga mitkäme, denn Ich selber hätte ihm zugesagt, daß unsere Heirat an den Beziehungen Olgas zur Partei nichts ändern würde. In diesem Falle wäre es eben wichtig gewesen, daß Olga mitgekommen wäre. Wieso es wichtig gewesen wäre, eine Frau an einer blu­tigen Saal-Schlacht teilnehmen zu las­sen, erfuhr Ich nicht. Ich hörte später, daß Olga, als der Tumult ausbrach, mit Ihrem Kosaken-Temperament begonnen hatte, wild und wahllos um sich he­rumzuschlagen, und daß es vermutlich ein SA-Mann gewesen wäre, der ihr mit einem Stuhl-Bein eins über den Schädel gehauen hätte. So war sie zu­sammengesackt, lm Handgemenge lie­gengeblieben, und zum Schluß von ir­gendeinem Samariter ins Spital ge­schafft worden. Dort war sie aus Ihrer Bewußtlosigkeit oder Benommenheit wieder erwacht, aber nur, um sich so­gleich wieder in den Kampf zu stür­zen, der ln ihrem gemarterten Hirn noch weitertobte.

SchlemmersKomisches Ballett

Blühenden Unsinn nannte Oskar Schlemmer selber im Untertitel sein Komisches Ballett, das 1935/36 in der ländlichen Abgeschiedenheit des süd­badischen Dorfes Eichberg entstanden ist, in das sich Schlemmer nach der Entfernung von seinem Berliner Lehr­amt zurückgezogen hatte. Es war für das Corsotheater in Zürich bestimmt, das damals von Hans Curjel, einem Freunde Schlemmers, geleitet wurde. Es kam jedoch leider bis heute noch nicht zur Aufführung. Dafür sind die Ent­würfe jetzt zum ersten Male, aus dem Besitze von Frau Tut Schlemmer, im Münchner Theatermuseum ausgestellt.

Es sind farbige Zeichnungen, di« nicht nur die Figuren des Balletts, son­dern auch den Bewegungsablauf der zehn Szenen und 184 Positionen genau fixieren. Sie bedeuten ein einziges Ver­gnügen. Die schier unheimliche Phan­tastik und Feierlichkeit von Schlem­mersTriadischem Ballett, das Ja 1924 am damaligen Landestheater in Stutt­gart uraufgeführt worden ist, hat sich hier In kecke oder grotesk« Clownerien verwandelt, ln denen es nur bisweilen bedrohlich blitzt und funkelt. Di« Hauptfiguren sind zwei Musical- Clowns, die ihren Farben entsprechend Orange und Violett heißen, und die Tänzerin Schlange. Zauberer, Akroba­ten und Steptänzer kommen ebenso wie bewegliche Kulissen, die sich verselb­ständigen können, hinzu. Es gibt eine Duell-Szene, die Steptänzer als Part­ner einer Balletteuse, einen Turmbau, dessen Besteigung, einen Fahnenmarsch und ein Gespensterballett. Vor dem wirbelnden Finale tanzt die Schlange soloLes Fleurs du Mal. Immer wieder aber treiben die Musical-Clowns ihr« übermütigen Späße. So bauen sie aus ihren Instrumenten ein Auto und fah­ren hupend damit davon, bis es mit einem Knall zerplatzt. hd.

Alarmierende Konfessionsstatistik Nicht die Stärke der katholischen Be­völkerung, sondern das enorme Anstei­gen der Konfessionslosigkeit sei für di« evangelische Bevölkerung in Schleswig- Holstein alarmierend, erklärte der Kirchenhistoriker der Kieler Universi­tät, Professor Dr. Peter Meinhold, als er die ersten Exemplare seiner soeben erschienenen SchriftDer Katholizis­mus in Schleswig-Holstein in den letz­ten hundert Jahren der Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz in Kiel über­gab. Kein anderes Gebiet in der Bun­desrepublik habe einen so starken Be­stand an Freidenkern und Freireligiö­sen aufzuweisen wie die Gebiete Ham­burg, Bremen und Schleswig-Holstein.