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HEIMATBLATT FÜR STADT UND LAND

CALWER ZEITUNG

Verlagsort Calw

DIENSTAG, 11. MAI 1954

AMTSBLATT FÜR DEN KREIS CALW

Gegründet 1826 / Nr. 108

ßidaults Vorschläge glatt abgelehnt

Die Vietminh sprechen in Genf die Sprache des Siegers

GENF. Auf der Genfer Außenministerkonferenz hat der stellvertretende Ministerpräsident und Außenminister der kommunistischen Gegenregierung in Vietnam (Vietminh), Pham Van-dong, am Montag den französischen Vorschlag für einen Waffenstillstand in Indochina abgelehnt. Er erklärte sich jedoch bereit, die in Dien Bien Phu schwer verwundeten französischen Solda­ten freizuiassen. Ein entsprechendes Abkommen solle von den zuständigen Truppenbefehlshabern abgeschlossen werden.

Pham Van-dong erhielt von dem in der Montagsitzung der Konferenz prä­sidierenden sowjetischen Außenmini­ster M o 1 o t o w als erster das Wort, nachdem sich Mölotow und der briti­sche Außenminister Eden am Vor­mittag darüber geeinigt hatten, den Eintritt in die eigentliche Indochina­debatte nicht von einer Regelung über die Frage abhängig zu machen, ob auch die kommunistischen Gegenre­gierungen von Laos und Kambodscha zu der Konferenz hinzugezogen wer­den sollen. Hierüber soll später ent­schieden werden. Eine Hinzuziehung der Gegenregierungen wird von Frankreich abgelehnt.

Der Vietminh-Außenminister er­klärte, der französische Waffenstill­standsplan sei nicht einmal als Dis­kussionsgrundlage geeignet. Der von dem französischen Außenminister Bidault am Samstag vorgelegte Plan sieht einen von den Genfer Kon­ferenzmächten garantierten und von neutralen Kommissionen überwach­ten Waffenstillstand vor, unter dem

WmSMäfmkt

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Kaiser Haile Selassie von Abessinien wird bei seinem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten über ein Militär­bündnis zwischen den USA und Abes­sinien verhandeln. Abessinien will den Vereinigten Staaten See- und Luft- «tützpunkte zur Verfügung stellen, die Amerikaner hingegen den Abessiniern Ausrüstung.

Auf seiner Weltreise wird der japa­nische Ministerpräsident Yoshida auch Deutschland einen Besuch abstatten.

Der Vorschlag Eisenhowers, eine der UN unterstellte internationale Behörde für die friedliche Verwendung von Atomenergie zu schaffen, ist von dem Indischen Ministerpräsidenten Nehru kritisiert worden.

die Kommunisten Laos und Kambod­scha räumen sollen, während die Truppen beider Seiten in Vietnam auf Sammelzonen zurückgezogen wer­den sollen.

Pham Van-dong legte seinerseits einen Acht-Punkte-Plan für eine In­dochina-Regelung vor, dessen Kern­punkte folgende Forderungen sind: Anerkennung der Vietminh - Herr­schaft in ganz Vietnam, Anerkennung derWiderstandsregierung in Laos und Kambodscha, Abzug aller aus­

ländischen Truppen aus Indochina undfreie Wahlen.

Zu dem französischen Waffenstill- standsplan haben sich am Montag außerhalb der Konferenz auch die USA und Vietnam, allerdings in nichtbindender Form, geäußert. Ein amerikanischer Sprecher erklärte, seine Delegation sehe in dem Vor­schlag eine Verhandlungsgrundlage, wolle sich jedoch nicht weiter äu­ßern, bevor die anderen Delegatio­nen dazu Stellung genommen hätten.

Ein vietnamesischer Sprecher er­klärte, auf den ersten Blick laufe Bidaults Waffenstillstandsplan doch auf eine Teilung Vietnams hinaus, die von allen Vietnamesen abgelehnt werde. Seine Delegation werde zu gegebener Zeit einen eigenen Vor­schlag einbringen.

Ho Tschi-minh nennt seine Ziele

Friede und Freiheit für Vietnam / Volle Unabhängigkeit

DJAKARTA. Der Führer der Viet- minh-Auf Standsbewegung, Ho Tschi- minh sagte in einem Interview mit der indochinesischen Nachrichten­agenturAntara, das Ziel des Kamp­fes der Vietminh sei, Vietnam zu einerfriedlichen, geeinten, unabhän­gigen, demokratischen und freien Na­tion zu machen. Die Vietnamesen hätten gewünscht, daß sie dieses Ziel auf friedlichem Wege erreichen könn­ten.Aber erst, nachdem die franzö­sischen Kolonialisten den 1946 Unter­zeichneten französisch - vietnamesi­schen Vertrag verletzten und dem Volk von Vietnam einen Krieg auf­zwangen, waren wir gezwungen, be­waffneten Widerstand zu leisten.

Ho Tschi-minh führte weiter aus: Wir sind fest entschlossen, auf der Grundlage der Unabhängigkeit, Einig­keit und demokratischen Freiheit mit Frankreich über einen Waffenstill­stand und die Wiederherstellung des Friedens in Indochina zu verhandeln. Ich hoffe aufrichtig, daß die Genfer Konferenz eine friedliche Lösung der indochinesischen und koreanischen Frage herbeiführt oder zumindest da­zu beiträgt.

Zum Abschluß wandte sich Ho Tschi-minh gegen die Versuche der USA, in Südostasien eine Sicherheits­organisation zu schaffen, und sagte, ein solcher Versuch seiverbrecherisch. Die USA wolltenihren Aggressions­krieg in Asien ausdehnen, den Frie­den Asiens unterhöhlen und die asiatischen Völker versklaven.

16 000 Mann Elite

HONGKONG. Der Vietminh-Sen- der, der den Sieg bei Dien Bien Phu als dengrößten bisherigen Sieg der Vietminh-Truppen bezeichnet, gab die Zahl der Feindverluste bekannt: 21 Bataillone und 10 Kompanien des Feindes in einer Gesamtstärke von über 16 000 Mann Elitetruppen, alle französischen Kommandeure ein­schließlich eines Brigadegenerals, 16 Obersten und 1749 Offiziere und Un­teroffiziere wurden getötet, verwun­det oder gefangengenommen. Wäh­rend der Schlacht seien 62 französische Flugzeuge abgeschossen oder zerstört worden.

Liebenswürdiges Gespräch Adenauer-Dehler

Meinungsverschiedenheiten mit FDP vorläufig überbrückt / Hilfsstellung für Preusker

Von unserer Bonner Redaktion

BONN. Bundeskanzler Dr. Aden­auer empfing am Montag den FDP- Vorsitzenden Dr. Dehler zu einer Erörterung der außenpolitischen Fra­gen und besonders der in der ver­gangenen Woche zutage getre­uen Meinungsunterschiede zwischen der FDP und den anderen Koalitions­partnern. Wie unsere Bonner Redak­tion erfährt, stand die Ablehnung des Familienministers W ür m e 1 i n g durch die FDP nicht im Vordergrund, nachdem Dr. Adenauer sich von ein- Klnen Äußerungen Würmelings in Hamburg distanziert und der Fami­lienminister in Gesprächen mit libe­ralen Politikern sich für seine Äu­ßerungen über dieLiberale Meute entschuldigt hatte.

Sowohl von der Umgebung des

Wieder Ruhe in Paraguay

BUENOS AIRES. Nach fünf Tagen üer Unsicherheit ist in Paraguay am Montag wieder Ruhe eingekehrt. Der eigentliche Sieger der Armee-Revolte. General Alfredo Stroesner, ent­halt sich zwar offiziell jeder Regie­rungstätigkeit, doch nimmt man an.

,® r * n zwei Monaten zum Staats­präsidenten gewählt wird

In Berichten aus Asuncion heißt es. Ä sner habe das Amt des Staats- tlI , aUptes zur| ächst dem von der Na- . , 3 'Versammlung zum provisori- «cnen Präsidenten gewählten Tornas tprK ei | 0 j Pereyra überlassen, um --

diLt! 1 der . Präsidentenwahl als Kan - o ° e c e >nzigen legalen politischen

tei Para Suays, der Colorado-Par- auftreten zu können.

Bundeskanzlers als auch von seiten der FDP wurde nach dem Gespräch Dehlers mit Adenauer betont, daß von einer Koalitionskrise keine Rede sein könne. Der Bundeskanzler habe dem FDP-Vorsitzenden vielmehr be­stätigt, daß im Begriffsinhaltlib- beral ein Wert liege, den auch er nicht angetastet sehen möchte.

In der Unterredungdie in einem nicht nur sehr freundschaftlichen, sondern sehr liebenswürdigen Ton verlief, ging es ferner um die zwi­schen CDU'CSU und dem Wohnungs­bauminister Dr. Preusker (FDP) entstandene Kontroverse über das Familienheimgesetz. Der Bundes­kanzler hat dem FDP-Vorsitzenden Dr. Dehler erklärt daß er hinter dem vom Kabinett gebilligten Ent­wurf Preuskers stehe. Diese Äußerung hat in politischen Kreisen Bonns Überraschung ausgelöst da die CDU diese Novelle nicht unter­stützt, sondern auf ihrem eigenen Initiativgesetzentwurf besteht.

Aber hart in der Saarfraae

hf. BONN Am Vortage der Wie­deraufnahme der Saargespräche der Staatssekretäre H a 11 s t e i n und Schumann in Paris am heutigen Dienstag betonte ein Sprecher der FDP in Bonn, daß die Freien Demo­kraten dem Naters-Plan auch dann ein klares.Nein entgegensetzen würden, wenn der Artikel 19 aus die­sem Plan herausgelöst würde. Die deutsche Rechtsnosition an der Saar könne auch nicht vorläufig dispen­siert werden. Darum sei eine vor­läufige Europäisierung ebenso unan­nehmbar wie eine endgültige.

Dr. Dehler habe gegenüber dem Bundeskanzler noch einmal den im Bundestag von Dr. Pfleiderer dargelegten Standpunkt in der Saar­frage bekräftigt

Die Aussichten des heutigen Ge­spräches zwischen Hallstein und Schumann, das ursprünglich in Bonn stattfinden sollte, werden in der Bundeshauptstadt zurückhaltend be­urteilt. Vor allem in wirtschaftlichen Fragen besteht nach Auffassung di­plomatischer Kreise noch kein An­laß, ein französisches Entgegenkom­men zu erwarten. Auch Paris äußert sich recht pessimistisch.

Wetterzone der Weltpolitik

Dieiiommunist.ßedrohung

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STARK

SCHWACH

CHINA

PHILIPPINEN

ESIEN

Der Westen hat in Genf die wenig hoffnungsvolle Aufgabe, die kommunisti­sche Bedrohung für und aus Asien zu verhindern. Der letzte Damm gegen ein« kommunistische Überflutung Südost-Asiens war Indochina, über das nun in diesen Tagen verhandelt wird. Unser Schaubild verdeutlicht, wie weit der Kommunismus schon in die asiatischen Völker eingesickert -ist.

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Bemerkungen zum Tage

Das Schwerste zuletzt

fh. Die Weltreise der englischen Kö­nigin Elizabeth und ihres Gatten, des Herzogs von Edinburgh, nähert sich ihrem Ende. Es war keine Vergnü­gungsfahrt. Empfänge Tag und Nacht, Blitzbesuche zu Wasser, zu Lande und in der Luft, ermüdigende Huldigun­gen unter tropischem Himmel, Parla­mentseröffnungen und vieles andere, immer unter den Augen von Tausen­den, immer in königlicher Haltung. Und das viele lange Monate. Eine kö­nigliche Tortur. Aber überall, wo Eli­zabeth hinkam, empfing sie helle Be­geisterung. Blumen und viele Huldi­gungen schmückten und erleichterten ihren Weg. Der schwerste und unange­nehmste Besuch, die Fahrt nach Gibral­tar, blieb ihr als Abschluß Vorbehalten. In Spanien hat die Ankündigung die­ser Visite nationale Besitzinstinkte ge­gen das einst stärkere und glücklichere England laut werden lassen. Es kam zu ernsthaften Drohungen gegen das Leben der Königin. Aber sie wäre keine ihrer Aufgabe bewußte Monar­chin, wenn sie sich einschüchtern ließe. Zwar ist die politische Bedeutung des Abstechers recht unbedeutend, er ist nur eine Prestigefrage. Doch der ganze Sinn der anstrengenden Reise, die das Zusammengehörigkeitsgefühl des Com- monwealths stärken sollte, wäre bei einem ängstlichen Verzicht auf den Be­such in Frage gestellt, denn immer­hin ist Gibraltar einer der Schlüssel zur Einheit und Stärke des Großeng­lischen Reiches. Man wird der Königin zugestehen müssen, daß sie richtig, und

Kraft bleibt in der BHE-Politik

Rücktrittsgrund: Das Meinungsdurcheinander in der Partei Von unserer Bonner Redaktion

BONN. Er habe nicht wegen des Ab­stimmungsergebnisses auf dem Bie­lefelder Parteitag die Annahme der Wiederwahl zum ersten BHE-Vorsit- zenden abgelehnt, erklärte dr- Bun- desminster für besondere Aufgaben. Waldemar Kraft, am Montag in Bonn, sondern weil viele grundsätz­liche Fragen auch in Bielefeld unge­klärt geblieben seien.

Kraft nannte die Haltung des BHE zur Saarfrage, zum EVG-Vertrag, zu seiner osteuropäischen Konzeption und zur Frage der Regierungsbeteiligung überhaupt.

Er versicherte, daß er den neuen Vorsitzenden, Bundesvertriebenenmi- nister Oberländer, unterstützen werde und nicht daran denke, sich von der aktiven Parteiarbeit zurückzuzie­hen. Nachdem er nicht mehr Bundes­vorsitzender sei, habe er die Möglich­

keit sich freier als bisher zu einzelnen Fragen zu äußern.

Kraft deutete an, daß er in der Frage der Saar und der deutsch-alli­ierten Verträge hinter der Auffassung des Bundeskanzlers stehe, während Teile des BHE anderer Meinung seien. Das gelte auch hinsichtlich der Regie­rungsbeteiligung. Ob er Minister blei­ben werde, hänge von der Partei bzw von deren Bundestagsfraktion ab.

Als Grund seiner Entscheidung auf dem Bielefelder Parteitag nannte Kraft auch einen Mangel an aktiver Unterstützung durch seine Partei­freunde und andere organisatorische Schwierigkeiten, die ihm die Amts­führungunerträglich schwer ge­macht hätten. Kraft hatte nach Aus­einandersetzung mit seinem Partei­genossen den Bielefelder Parteitag überraschend verlassen.

nicht leichtfertig auf Rechte pochend, handelt. Sie beweist einmal mehr, da i sie eine Frau ist, die ihre Aufgab« kennt und vor der man ob ihre« Mutes Achtung haben kann. Zu fürch­ten aber hat sie nichts, denn die eng­lische Polizei wird sie gut beschützen.

Tito sammelt Punkte

wu. Mit dem Zurückdrängen der in­nerpolitischen Fronde und dem zu neuer Anbetungswürdigkeit aufgerück­ten Marxismus-Leninismus (nur der Stalinismus bleibt in Ungnade ... sind in Jugoslawien zwangsläufig neue Ressentiments gegen den Westen ver­bunden. Und sie sind offenbar will­kommen, um das vorhandenene Unbe­hagen irgendwie abreagieren zu kön­nen. Zu gleicher Zeit glückte es nun Tito, die Beziehungen zur Türkei (und Griechenland wird bald folgen...) je­denfalls viel weiter vorwärtszutreiben, als es in langen und mühseligen Kon­ferenzen den unterschiedlichen Et-:Ber­ten gelungen ist

Den maßgebenden politischen Fi.Kio- ren in allen drei Ländern mag eine wirklicheAllianz seit längerem vor­geschwebt haben. Mehr als gefühls­mäßige Hindernisse sprach die unter­schiedliche Vertragsstellung von zweien der drei Partner (Atlantik-Pakt) da­gegen und offenbare Rücksichtnahme eben dieser beiden Staaten auf Italien.

Wenn nun andere Gesichtspunkte überwiegen, so dürfte das kommunisti­sche Jugoslawien erster Nutznießer sein. Wohl hat Belgrad immereinsei­tige Bindungen als gefährlich und un­tragbar bezeichnet, aber selbst die bi« zu einem militärischen Bündnis vorge­triebene türkisch-griechisch-jugoslawi- sche Zusammenarbeit bedeutet für Bel­grad keine Gefahr, sondern nur Ge­winn Das natürliche Interesse der westlichen Hauptmächte am griechisch- türkischen Eckpfeiler vermag so der Dritte im Bunde sich dienstbar zu ma­chen dienstbar seiner Sicherheit, ohne dabei sein unbeugsam kommu­nistisches Gesicht zu verlieren. Und ebenso ohne materielle Opfer.

Man spricht davon, nach Absolvie­rung seiner Athener Reise werde Tito

über unverbindliche Worte hinaus

einem Augleich mit Halfen günsti­ger gesinnt sein. Wir glauben, daß das eine Fehlsp-kulation ist

Trocken und warm

Bericht des Wetteramtes Stuttgart Heute and morgen heiter bis wol­kig, höchstens rein örtlich leichte Gewitterneigung. Trocken, tagsüber warm, Höchsttemperaturen ln. tie­feren Lagen über 20 Grad. Tiefst- temperaturen nachts fünf und zehn Grad. Meist schwache, tagsüber et­was böige Winde wechselnder Rich­tung.