Fünf-Tage-Woche in Baden-Württemberg
Eine Befragung in 1770 Betrieben mit 283 000 Beschäftigten
Jt. Nachdem schon vor einiger Zeit in der Presse darüber berichtet wurde, inwieweit sich die 5-Tage-Woche im Land Baden- Württemberg durchgesetzt hat, liegen jetzt genauere Ergebnisse einer vom Statistischen Landes- amt Baden-Württemberg durch- geführten Untersuchung vor. Im Hinblick auf die große Beachtung, die gegenwärtig allgemein dem Problem- der 5-Tage-Woche geldlenkt wird, sind diese Ergebnisse von Interesse; insbesondere deswegen, weil sich diese Befragung erstmalig auf einen größeren Firmenkreis erstreckte, und «war auf 1770 Betriebe mit etwa 283 000 Arbeitern. Es sind somit 17 v. H. aller Betriebe mit mehr als 10 Beschäftigten und 36 v. H. aller Arbeiter in diesen Betrieben erfaßt. In die Befragung wurden Betriebe aller Größenklassen und außer dem Baugewerbe nahezu aller übrigen Industriezweige einbezogen.
Unter Berücksichtigung der betriebsüblichen — nicht etwa der tatsächlichen — Wochenarbeitszeit werden brauchbare Unterlagen darüber geliefert, wie groß einmal der Anteil der Betriebe ist, die bereits grundsätzlich die 5- Tage-Woche eingeführt haben oder abwechslungsweise 5 und 6 Tage in der Woche arbeiten, und wie groß zum anderen in diesen Betrieben die betriebsübliche Wochenarbeitszeit in Stunden ist.
Es ergibt sich zunächst, daß rund 38 v. H. der Betriebe mit rund 35 v. H. der erfaßten Arbeiter die 5-Tage-Woche eingeführt haben. In 5 v. H. der Betriebe mit 10 v. H. der Arbeiter wird abwechslungsweise 5 und 6 Tage und in 57 v. H. der Betriebe mit 55 v. H. der Arbeiter wird 6 Tage in der Woche gearbeitet.
Es liegt in der Natur des Problems, daß der Anteil der Betriebe mit der 5-Tage-Woche in den einzelnen Gewerbegruppen recht unterschiedlich ist. Während I. B. in der papierverarbeitenden Industrie keiner der erfaßten Betriebe die 5-Tage-Woche eingeführt hat, beträgt der Anteil im Bekleidungsgewerbe 62 v. H. Belogen auf die Zahl der erfaßten
Ende einer Gaunerfahrt
ROSENHEIM. Hilfsbereit hielt •in Unfalltrupp der bayerischen tandespolizei auf der Autobahn München—Salzburg, als ein Auto mit einer Panne am Rande stand und die beiden Fahrer mit ihren technischen Kenntnissen anscheinend am Ende waren. Sie waren aber auch am Ende ihrer Fahrt. Polizeiliche Hilfe geht nun einmal nicht ohne Kontrolle der Papiere ab, und hier happerte es bei den beiden. Es stellte sich heraus, daß die beiden 19- und tljährigen Burschen, die aus Leverkusen und Düsseldorf stammen, in der vergangenen Woche in Köln einen Lieferwagen mit 14 Kisten Fruchtsaft entführt hatten. In Heidelberg, Stuttgart, Ulm und München kompensierten sie Fruchtsaft gegen Kraft- itoff und Verpflegung. Schließlich plünderten sie in Prien (Chiemsee) auch noch einen Zigaretten- und Schokoladenauto- toaten aus
Arbeiter ergibt sich Im Bekleidungsgewerbe ein v. H.-Satz von 70 v. H. und in der Musikinstrumenten- und Spielwarenindustrie sogar von 78 v. H.
Für einige ausgewählte Gewerbegruppen werden — nach der Größe der erfaßten Arbeiterzahl geordnet — folgende Anteilsätze festgestellt:
Es arbeiten 5 Tage in der Woche Gewerbegruppe von 100 erfaßten
Betrieben Arbeitern
Metallverarbeitende Industrie
40.1
34.3
Textilindustrie
35.2
32.8
Nahrungs- u. Genußmittelindustrie
51.6
67.0
Chemische Industrie
45.9
24.7
Schuhindustrie
56.8
34.3
Bekleidungsgewerbe
62.0
70.1
Gießereiindustrie
54.3
36.9
Für diese Gewerbegruppen betragen die entsprechenden Anteilsätze für die Betriebe, die abwechslungsweise 5 und 6 Tage in der Woche arbeiten — sofern höher als 3 v. H. —: in der metallverarbeitenden Industrie 6.6 v. H. (15.6 v. H.), in der Textilindustrie 8.5 v. H. (12.8 v. H.), im Bekleidungsgewerbe 6.5 v. H. (6-J) v. H.) und in der Gießereiindustrie 9.9 v. H. (17.7 v. H.). Ist der für die Betriebe festgestellte v. H.-Satz höher als der für die Arbeiter gültige Wert, so ist daraus zu schließen, daß in der betreffenden Gewerbegruppe hauptsächlich kleinere Betriebe die 5- Tage-Woche eingeführt haben. Liegt umgekehrt der v. H.-Satz für die Betriebe niedriger als der für die Arbeiter, so ist der Anteil der größeren Betriebe mit 5- Tage-Woche relativ groß.
Wie verhält es sich nun mit der wöchentlichen Arbeitszeit? Zunächst ergibt sich, daß 77 v. H. der Betriebe mit reiner 6-Tage- Woche eine Stundenzahl von 48, 6.9 v. H. eine Stundenzahl von 47 und 6.7 v. H. eine Stundenzahl von 50 in der Woche aufweisen. Auch bei den Betrieben, die abwechslungsweise 5 und 6 Tage ln
der Woche arbeiten, liegt das Schwergewicht bei einer Wochenarbeitszeit von 48 Stunden (61 v. H.) und von 47 Stunden (17 v. H.). Bei den Betrieben mit eingeführter 5-Tage-Woche hingegen ist einmal eine sehr große Streuung in den Wochenarbeitszeiten, zum anderen eine Verlagerung zu einer niedrigeren Arbeitsstundenzahl festzustellen:
Wochen-
Anteil in vH der in der 5-Tage-
arbeitszeit
Woche erfaßten
in Stunden
Betriebe
Arbeiter
48
36.1
35.9
45
20.6
23.0
47
14.1
13.8
40
12.0
10.7
sonstige
17.2
16.6
Auch bei den Wochenarbeitszeiten sind erwartungsgemäß die Verhältnisse in den einzelnen Gewerbegruppen recht unterschiedlich. Werden wiederum nur die oben erwähnten Gewerbegruppen mit der höchsten Zahl an erfaßten Arbeitern untersucht, so ergibt sich folgender Überblick:
Gewerbegruppe
Von loo Betrieben mit eingeführter y-Tage-Woche arbeiten in der Woche
40 Std. 4 y Stunden 47 Std. 48 Stunden
Metallverarbeitende Industrie
2.7
16.5
21.8
43.7
Textilindustrie
19.0
27.7
10.3
31.1
Nahrungs- u. Genußmittelindustrie
40.4
13.9
6.3
26.6
Chemische Industrie
10.3
33.3
—
46.1
Schuhindustrie
19.0
47.6
9.5
9.5
Bekleidungsgewerbe
17.5
22.8
12.3
26.2
Gießereiindustrie
4.5
31.8
9.1
' 36.4
Es ist tatsächlich sehr beachtlich, ln welchem Ausmaß die Wochenarbeitszeiten in den einzelnen Gewerbegruppen voneinander abweichen.
Abschließend bleibt noch zu untersuchen, ob die Betriebsgröße und die Gemeindegröße bei der Einführung der 5-Tage-Woche eine Rolle gespielt haben. Die Untersuchung in dieser Richtung führt zu dem Ergebnis, daß die Anteilsätze der Betriebe, die zur 5-Tage-Woche übergegangen sind, nicht eindeutig von der Betriebsoder Gemeindegröße abhängen. Hingegen wächst mit zunehmen
der Betriebs- oder Gemeindegröße der Anteil der Betriebe, die abwechslungsweise an 5 und 6 Tagen in der Woche arbeiten. Was die Wochenarbeitszeit bei den Betrieben mit eingeführter 5-Tage-Woche anbetrifft, so läßt sich sagen, daß die 40-Stunden- Woche vorwiegend in kleineren Betrieben und in kleineren Gemeinden bevorzugt wird. Hingegen kommt der 48-Stunden- Woche in den mittleren Betrieben (100—999 Beschäftigte) und in den größeren Gemeinden mit über 50 000 Einwohnern eine größere Bedeutung zu.
MWD-Agent Kukowitsch aus Lindau
Affäre Koklov spielt in dunkle Verbindungen an der Dreiländerecke hinein
LINDAU (Eig. Bericht). Unter dem Titel „MWD-Agent Kukowitsch aus Lindau" bringen die „Vorarlberger Nachrichten“ einen »ensationellen Artikel über die Person des Agenten Kukowitsch, der mit Hauptmann Koklov den russischen Emigranten Okolo- Witsch in Frankfurt hätte ermorden sollen. Hans Kukowitsch Wurde am 30. März 1911 in Faulensee (Kanton Bern) in der Schweiz geboren. Er hat noch heute Verwandte in der Schweiz Und Frankreich. Mit 18 Jahren kam Kukowitsch als Fließenleger nach Lindau, trat 10 Jahre später ln München der KPD bei und wurde im März 1933 wegen Teilnahme an einem kommunistischen Straßenkrawall bis Juni 1935 in das KZ Dachau geschickt. Nach seiner Entlassung kehrte er für kurze Zeit nach Lindau zurück, um am 28. Juli 1936 nach «einer Flucht über die Schweiz und Frankreich auf rotspanischer Seite in die 3. Batterie der 11. Internationalen Brigade einzutreten. Er brachte es bis zum Leutnant und lernte damals sowohl Tito als auch prominente deutsche Kommunistenführer, wie den heutigen SED-Funktionär Dahlem und seinen Komplicen Weber, *2 der Koklov-Affäre kennen. Wahrend des Krieges betätigte «ich Kukowitsch unter französi- «chen Maquis und betrat als französischer Kompaniechef gegen Kriegsende wieder deutschen Bo- f en ; Seine Ausweise dokumentierten ihn sowohl als Franzosen wie als Mitglied der Union deut- ®er antinationalsozialistischer Emigranten. Als er im August o l- 7f le der in Lindau erschien, rhielt er die Wohnung des ehemaligen Bürgermeisters Dr. Ru- derus zugewiesen
Hier in Lindau entwid flitsch eine so umfass tlgkeit, daß die Behön
zu dem Verdacht kamen, es handle sich um einen international bedeutenden Bolschewiken. 207 Personen, mit denen Kukowitsch verkehrte, wurden überwacht. Unter den persönlichen Freunden des Agenten befanden sich angesehene Persönlichkeiten. Die Stellung Kukowitschs innerhalb der KPD kennzeichnet der Umstand, daß er am 14. Dezember 1947 auf einer Geheimsitzung der KPD-Landesvorstände der amerikanischen Zone in München als Vorgesetzter auftrat. Kukowitsch war es auch, der von Lindau aus geheime Verbindungen nach Vorarlberg und der Schweiz unterhielt. Nach Bregenz unterhielt er einen ständigen Kurierdienst.
In diesen Beziehungen spielte auch die „Centrale Sanitaire Suis- se“ und deren deutscher Zweig „Süddeutsche Arzte- und Sanitätshilfe“ eine Rolle. Die Verbindungen Kukowitschs gingen aber auch allem Anschein nach zum sowjetischen Geheimdienst, obwohl nur einmal, am 20. Mai 1948, ein Kontakt zwischen Kukowitsch und dem „Schwarzmarktkönig" von München, Davidowitsch, in einem Kiosk einer lichtensteini- schen Handelsfirma in einer Bodenseestadt nachweisbar ist. In den eigenen KP-Kreisen warf man allerdings Kukowitsch vor, ein Agent des französischen Geheimdienstes zu sein, und diese Vorwürfe wurden vom Sekretär der Lindauer Gewerkschaft, Si- moleit, und Ex-Dachauer KZler Nathen immer wieder vor gebracht. bis Kukowitsch zu seinen hohen Parteifreunden nach Ostdeutschland zog. Dort gewann ihn anfangs 1952 sein alter Freund Weber für den sowjetischen Dienst. Die weitere Entwicklung der Affäre ist inzwischen bekannt. Angesichts der Tätigkeit Kukowitschs im Bodenseeraum ist auch
die Anreise der Agenten über Baden bei Wien—Zürich und der Waffenschmuggel über Wien— Bregenz—Augsburg erklärlich.
Koklov hatte sich bereits am | 20. Februar den amerikanischen I Behörden gestellt. Die offizielle ! Enthüllung erfolgte später, um die im Westen befindlichen MWD- Agenten nicht vorzeitig zu warnen. Sie wäre wahrscheinlich noch später erfolgt, wenn die ahnungslose Frau des Wiener Textilchemikers Ing. Erich Lampel nicht die österreichischen Behörden und die Presse alarmiert hätte, als ihr Mann vom amerikanischen CIC zum Verhör abgeholt wurde. Lampel, der ein großes Büro in Wien unterhielt, war der Mittelsmann großer Geschäfte in Kugellagern, hochwertigem Benzin und anderen Rüstungsgütern zwischen derSch weiz und den Ostblockstaaten. Lampel flüchtete nach dem Verhör beim CIC über Vorarlberg in die Schweiz. Er hat sicherlich auch einiges ausgeplaudert und wollte mit seinen ehemaligen russischen Freunden nicht mehr in Verbindung kommen. Das Verhör Lam- pels am 10. April dürfte allerdings die Bekanntgabe der Koklov-Affäre, die dann am 22. April erfolgte, beschleunigt haben.
Mit dem Küchenbeil erschlagen
LÜBECK. Im Beisein seiner drei minderjährigen Kinder erschlug der 36jährige arbeitslose Seemann Waldemar Ohlsen in Ratekau, Kreis Eutin, seine 33- jährige Frau mit einem Küchenbeil Ohlsen brachte sich dann selbst mit dem Beil so schwere Verletzungen am Halse bei, daß er kurz nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus starb. Als Motiv werden zerrüttete Familienverhältnisse angegeben.
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