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nungen jährlich 26 Prozent des staatssteuervslichtigen Ge­bäudekatasters verwendet werden sollen. Nacb kurzer Ans­sprache wurde dieser Jnitiativgesetzentwurs in 2. und 3. Le­sung angenommen unter Ablehnung soz. und komm. Anträge. Dann beriet man noch das Kap. 86 (Einnahmen aus Reichssteuern), wozu von soz. Seite beantragt wurde, die Landessteuerordnung dahin obzuändern, daß von dem Gesamtlandesanteil an Einkommen- und Körperschaftssteuer von Württemberg der Staat 60 Prozent, die Gemeinden 40 Prozent erhalten.

Während der Beratung dieses Kapitels trat eine kurze Unterbrechung ein, weil die amerikanischen Flieger im Landtag einen Besuch ab statteten.

Der Lotteriestaatsvertrag

In der Begründung des dem Landtag zugegangenen Ent­wurfs eines Gesetzes über den Staatsvertrag zwischen Preußen, Bayern, Württemberg und Baden zur Regelung der Lotterteverhältnisse (Lotteriestaatsvertrag) wird ausge« fShrt:

Durch Staatsvertag vom 29. Juli 1911 hat sich Würt­temberg gemeinsam mit Bayern und Baden der damaligen Preußischen Klassenlotterie angeschloffen. Di« Lot­terie führte fortan di« Bezeichnung »Preußisch-Süddeutsche Klaffenlotterie". Für die Beteiligung erhielten Bayern, Württemberg und Baden einen jährlichen Ertragsanteil. Da- bei wurde als Anteil für die ersten 5 Jahre der Vertrags­dauer eine feste Rente gewährt. Sie betrug für Württem­berg 785 000 -K, für Bayern 2 215 000 -4( und für Baden 890000 -4t. In den weiteren Jahren der Bertragsdauer berechnete sich der Ertragsanteil der süddeutschen Länder «ach einem Schlüssel. Maßgebend war dabei die von ihren Lotterieeinnehmern in den beiden Lotterien des Vorjahrs im Durchschnitt der letzten Klasse abgesetzte oder fest über­nommene Losezahl. Die Erträge, die den süddeutschen Län­dern nach dem Staatsvertrag vom 29. Juli 1911 zuflossen, befriedigten nicht. Das lag einmal daran, daß die Staats­lotterie unter den außergewöhnlichen Verhältnissen des Kriegs und des Währungszerfalls schwer zu leiden hatte. Dann war die Regelung über die Ertragsanteile für die süddeutschen Länder ungünstig. Den süddeutschen Län­dern erwuchs eine hohe Abbürdungsschuld gegen­über Preußen. Sie betrug für Württemberg 1768 043 -4t. An ihr hätte Württemberg das gleiche gilt auch für Bayern und Baden heute noch zu tragen, wäre sie nicht durch die Inflation in ein Nichts zerronnen. Sodann erwies sich für die ferneren Jahre der erwähnte Berechnungsschlüssel der süddeutschen Ertragsanteile als nachteilig. Die Beines- sung der süddeutschen Ertragsanteile nach der abgesetzten Losezahl führte zu einer Abschnürung der einzelnen Länder

Hegen das Hereinjpielen von Losen durch die Einnehmer der andern Länder. Dazu schuf sie einen unerfreulichen Gegensatz zwischen Preußen und den süddeutschen Ländern.

So entstand der Streit um die Losezuteilung. vieler so­genannteK o n t i g e n t st r e i t" spielte für Württemberg eine Rolle in den letzten Jahren, als die Lose bei der ge­steigerten Nachfrage allgemein knapp wurden; er hat schließ­lich dazu geführt, das Verhältnis zwischen Württemberg und Preußen nicht zu festigen, vielmehr zu lockern. Deshalb erfolgte die Kündigung des Staatsoertrags auf 30. Juni 1928. Es war für den Fall, daß eine Verständigung mit Preußen nicht erzielt worden wäre, bereits die Einrich­tung einer eigenen Süddeutschen Klassen lot­terte eingehend erwogen worden. Die Verhandlungen hatten jedoch Erfolg. Preußen ist den süddeutschen Wünschen tu weitem Maße entgegengekommen. Es wurde der neue Staatsvertrag vereinbart, der am 13. d. M. in Wiesbaden vorbehaltlich der Genehmigung der Landtage unterzeichnet worden ist.

Aus der neuen Regelung wirb folgendes hervorgehoben: Die Preußisch-Süddeutsche Klassenlotterie, seither ein preuß. Unternehmen unter Aufsicht des Preußischen Finanzministers, wird in eine selbständige rechtsfähige Anstalt «bergeführt. Die Organe der Anstalt sind der Staatslotterie- Ausschuß und die Generallotteriedirektion. Der Staatslot­terie-Ausschuß ist das oberste Organ des Unternehmens. Für den Staatslotterie-Ausschuß bestellt jedesLandeinstän« diges Mitglied und einen ständigen Stellvertreter. Dabei stehen dem preußischen Mitglied 4 Stimmen, dem bayerischen zwei, dem württ. und badischen je eine Stimme zu. Di« An­stalt wird durch die Generallotteriedirektion in Berlin ver-

Der Schimmelreiler

Novelle von Theodor Storm. s40

Zu seiner Linken, dicht an des Pferdes Hufen, tobte das Meer; vor ihm, und jetzt in voller Finsternis, lag der alte Koog mit seinen Werften und heimatlichen Häusern; das bleiche Himmelslicht war völlig ausgetan; nur von einer Stelle brach ein Lichtschein durch das Dunkel. Und wie ein Trost kam es an des Mannes Herz; es mußte von seinem Haus herüberscheinen, es war ihm wie ein Gruß von Weib mrd Kind. Gotttob, sie saßen sicher auf der hohen Werste! Die anderen, gewiß, sie waren schon im Gesstdirf droben; von dorther schimmerte so viel Lichtschein, wie er niemals noch gesehen hatte; ja selbst hoch oben aus der Luft, es mochte wohl vom Kirchturm sein, brach solcher in die Nacht hinaus.Sie werden alle fort sein, alle!" sprach Haute bet sich selber;freilich auf mancher Werste wird ein Haus in Trümmern liegen, schlechte Jahre werden für die über­schwemmten Fenr«n kommen, Siele und Schleusen zu repa­rieren sein! Wir müssen's tragen, und ich will helfen, auch denen, die mir Leids getan; nur, Herr, mein Gott, sei gnädig mit uns Menschen!"

Da warf er seine Augen seitwärts nach dem neuen Koog; um ihn schäumte das Meer; aber in ihm lag es wie nächt­licher Fried«. Ein unwillkürliches Jauchzen brach aus des Reiters Brust:Der Hauke-Haien-Deich, er soll schon halten; er wird es noch nach hundert Jahren tun>"

Ein donnerartiges Rauschen zu seinen Füßen weckte ihn aus diesen Träumen; der Schimmel wollte nicht mehr vor­wärts. Was war das? Das Pferd sprang zurück, und er fühlte es. ein Deichstück stürzte vor ihm in die Tiefe. Er riß die Augen auf und schüttelte alles Sinnen von sich: er hielt am alten Deich, der Schimmel hatte mit den Vorder­husen schon darauf gestanden. Unwillkürlich riß er das Pferd zurück: da flog der letzte Wolkenmantel vor dem Mond, und das milde Gestirn beleuchtete den Graus, der schäumend, zischend vor ihm in die Tiefe stürzte, in den alten Koog hinab.

Wie sinnlos starrte Hauke daraus hin; eine Sündslut war's, um Tier und Menschen zu verschlingen. Da blinkte

Nagolde» TagblattDer Gesellschafter­

in aits:, die aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten und der erforderlichen Anzahl von Direktoren besteht- Der Rein­gewinn wird nach der Bevölkerungs,zahl unter die vertragsschließenden Länder verteilt. Das Kontigent für Privatiotterien ist aus 60 Psg. für den Kopf der Bevöl­kerung ohne die Lotteriesteuer festgesetzt. Der neue Vertrag ist für die Zeit vom 1. Oktober 1927 bis 31. März 1935 ge­schlossen. Er gilt jedesmal weitere 15 Jahre, wenn er nicht mindestens 1 Jahr vor Ablauf seiner Geltungsdauer gekün­digt wird.

Die Vo rteile des neuen Vertrags zeigen sich vor allem darin: Für das Rechnungsjahr 1925 erhielt Württemberg 199 730 -4l, dagegen würde es bei Berechnung nach dem jetzt geltenden Bevölkerungsschlüssel für das gleiche Jahr 1925 einen Anteil von 546 062 -4t erhalten haben. Und für 1926 bekam Württemberg einen Ertragsanteil von 482 424 -tt, während es nach dem Beoölkerungschlüssel einen Anteil von rund 700000 -K erhalten hätte. Dabei ist in der Ziffer von 546 062 -4t und 700 0001t ein Anteil Württembergs an der Rücklage noch nicht enthalten. Der beträchtliche zur Rück­lage in jedem Jahr abgeführte Betrag fiel! seither ausschließ­lich in die preußische Staatskasse. Hingegen nehmen die süd­deutschen Länder an der künftigen Rücklage gleichfalls nach der Beoölkerungszahl teil. Durch die Neuregelung der Er­tragsoerteilung konnte ferner zum Nutzen des Gesamtunter­nehmens die bisherige Abschnürung der Lotterieländer ge­geneinander fallen. Ebenso ist der unerfreuliche Kontigent­streit im wesentlichen gegenstandslos geworden.

Württemberg

Stuttgart. 15 Juni. Eingaben an den Landtag. In der Zeit vom 28. April bis 10. Juni sind an den Landtag 41 Eingaben gerichtet worden.

Vierter Nachtrag zum Staatshaushalt. Dem Landtag ist ein vierter Nachtrag zum Staatshaushaltsgesetz zuge- gangen. Für die Justizverwaltung werden 234100 Mark mehr angefordert. Der Nachtrag erstreckt sich aus den Be­darf für die am 1. Juli 1927 in Tätigkeit tretenden Lan­desarbeitsgerichte und Arbeitsgerichte: der Mehrbetrag ist für '/. Jahre berechnet.

Chamberlin und Levine in Skuttgart. Von Böblingen im Kraftwagen kommend, trafen die amerikanischen Flieger Chamberlin und Lev ine mittags in Stuttgart ein. Sie begaben sich, aus unbekannten Gründen, in den Land­tag, wo sie von Präsident Körner begrüßt und von den Abgeordneten durch Erheben von den Sitzen geehrt wur­den. Nach einer weiteren kurzen Empfangsfeier im Rat­haus folgten die Gäste einer Einladung der württ. Regie­rung zu einem Gabelfrühstück im Bahnhofsturm, flach dessen Beendigung, zwei Vorstellungen im Ufa-Filmpalast (alter Bahnhof) mit Vorführung des Ueberseeflugs besich­tigt wurden. Nachmittags fuhren die Amerikaner im Kraft­wagen nach Böblingen zurück und setzten den Flug nach Frankfurt fort.

In Böblingen waren die Flieger ebenfalls feierlich begrüßt worden. Ministerialrat Kälin übergab ihnen namens des Luftfahrtverbands und der Luftverkehrs AG. Württemberg einen Lorbeerkranz und einen Blumenstrauß. Auch der Oberamtmann von Böblingen und Stadtschult­heiß Kraut hielten kurze Begrüßungsansprachen. Dem Empfang wohnte der amerikanische Konsul in Stuttgart, Kehl. an.

ep. Der Lvang. Kirchengesangverein für Württemberg

feiert in diesem Jahr das Fest seines fünfzigjährigen Be­stehens und veranstaltet aus diesem Anlaß vom 25.27. Juni in Stuttgart einen Kirchengesangstag. Das Fest wird eröffnet durch eine Begrüßungsversammlung am Samstag, 25. Juni, nachmittags und eine Aufführung des Messias von Händel in der Stiftskirche am Abend. Da die Karten zu dieser Aufführung schon vergeben sind, wird sie am Montag abend, 27. Juni, wiederholt. Am Sonn­tag, der mit Kurrendesingen auswärtiger Kirchenchöre an verschiedenen Plätzen der Stadt eröffnet wird, finden in den Stuttgarter Kirchen unter Mitwirkung auswärtiger Kir­chenchöre Festqottesdienste statt, bei denen bekannte Prediger, wie l). Hesselbacher aus Baden-Baden und Prof. Dr. Fez er aus Tübingen, die Predigten halten werdn. Am Nachmittag ist ein Treffen sämtlicher zum Fest erschienenen Kirchenchöre aus dem Marktplatz mit

wieder ihm der Lichtschein in dis Augen; es war derselbe, den er vorhin gewahrt hatte; noch immer brannte der auf seiner Werste: und als er jetzt ermutigt in den Koog hinab­sah, gewahrte er wohl, daß hinter dem sinnverwirrenden Strudel, der tosend vor ihm hinabstürzte, nur noch eine Breite von etwa Hunden Schritten überflutet war; dahinter konnte er deutlich den Weg erkennen, der vom Koog heran­führte. Er sah noch mehr: ein Wagen, nein, eine zwsi- räderige Karriole kam wie toll gegen den Deich herange­fahren: ein Weib, ja auch ein Kind sahen darin. Und jetzt war das nicht das kreischende Gebell cines kleinen Hun­des, das im Sturm vorüberflog? Allmächtiger Gott! Sern Weib, sein Kind waren es; schon kamen sie dicht heran, und die schäumende Wassermasse drängte auf sie zu. Ein Schrei, ein Verzweiflungsschrei brach aus der Brust des Reiters: Elke!" schrie er;Elke! Zurück! Zurück!"

Aber Sturm und Meer waren nicht bar-nherzig, ihr Toben zerwehte seine Worte; nur seinen Mantel hatte der Sturm erfaßt, es hätte ihn bald vom Pferd herabgerissen; und das Fuhrwerk flog ohne Aufenthalt der stürzenden Flut entgegen. Da sah er, daß das Weib wie gegen ihn hinaus die Arme streckte: Hatte sie ihn erkannt? Hatte die Sehn­sucht, die Todesangst um ihn sie aus dem sicheren Haus ge­trieben? Und jetzt rief sie ein letztes Wort ihm zu? Die Fragen fuhren durch sein Hirn; sie blieben ohne Ant­wort: von ihr zu ihm, von ihm zu ihr waren die Worre all verloren: nur ein Brausen wie vom Weltunrergang füllte ihre Ohren und ließ keinen anderen Laut hinein.

Mein Kind! O Elke, o getreue Elke!" schrie Haube dl. den Sturm hinaus. Da sank aufs neue ein großes Stück des Deiches vor ihm in die Tiefe, und donnernd stürzte das Meer sich hinterdrein; noch einmal sah er drunten den Kopf der Pferdes, die Räder des Gefährtes aus dem wüsten Greuel emportauchen und dann quirlend darin untergehen. Die starren Augen des Reiters, der so einsam auf dem Deiche hielt, sahen weiter nichts.Das Ende!" sprach er leise vor sich hin; dann ritt er an den Abgrund, wo unter ihm die Wasser, unheimlich rauschend, sein Heimatsdorf zu überfluten begannen: noch immer sah er das Licht von seinem Hause! schimmern: es wir ihm wie entseelt. Er richtete sich hoch!

Donnerstag» 1«. 3««r 1227

gemeinsamem Choralsingen geplant. Am Abend findet eine gesellige Feier in der Stadthalle statt. Den Ausklang des Festes bildet am Montag vor­mittag nach der Mitgliederversammlung eine gottes­dienstliche Feier in der Markuskirche, bei der Kräfte der Hochschule für Musik die Kantate Nr. 18 von Bach auffüh­ren werden.

Me Technische Hochschule Skutlgarl wird im laufenden Sommerhalbjahr von 1762 Studierenden, darunter 39 weib­lichen, besucht. Hiervon find 1091 Württemberger, 570 An­gehörige anderer deutscher Länder, 41 Ausländsdeutsche, 10 Oesterreicher, 14 Schweizer, 7 Bulgaren, 25 andere Aus­länder und 4 Skavtlose. Außerdem sind 332 sonstige Per­sonen, darunter 102 weibliche, als Gasthörer zum Besuch von erecktint.

Lin tüchtiger Polizeihund. Kurz nach 2 Uhr morgens wurde der am Haus« Wolsramstraße 24 angebrachte Feuer­melder mutwillig gezogen und dadurch die Feuerwache 2 zum Ausrücken veranlaßt. Durch Einsetzen des von der Feuer­wehr stets mitgeführten Begleithunds gelang es, als Täter zu ermitteln: den Buchdrucker Johannes Scheerer, dessen Bruder, den Reisenden Max Scheerer, sowie den Rangierer Eugen Ottmüller, sämtliche hier wohnhaft.

Kaltental, 15. Juni. Furchtbare Tat. Bei der am Sonntag hier abgehaltenen Fahnenweihe des Freien Bolks- chors auf dem Sporkplatz der Freien Turner im Kohlau kam es abends zwischen zwei Festbesuchern zu einem Wortwechsel. Im Verlauf ergriff lt- .Filderboke' ein Baihmger ein Heb- eisen und schlug auf seinen Gegner los, der sofort zusammen­brach und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden mußte, wo er inzwischen seinen Verletzungen erlegen ist. Der Getötete ist erst wenige Wochen verheiratet. Der Täter wurde sofort verhaftet. Es soll als rauflustig bekannt sein.

Tübingen. 15. Juni. Grausame Tragik. Als gestern nachmittag der Hilfsarbeiter August Hipp, beim Elektrizitäts­werk in der Grabenstraße in Arbeit stehend, den Rechen reinigte, entdeckte er dabei die Leiche eines Kindes. Er zog sie heraus und mußte zu seinem großem Schrecken sein eige­nes dreijähriges Söhnchen erkennen-

Oberndorf a. 15. Juni. Jubiläum. Heute kann bei den Mauserwerken A.-G- hier Direktor Zillinger das Jubiläum seiner 25jährigen Zugehörigkeit zum Werk be­gehen. Aus diesem Anlaß wurden dem Jubilar von den Beamten und Angestellten aller Abteilungen des Werks zahl­reiche Ehrungen in Gestalt künstlerischer Dankadressen, Blu­men u. a. Geschenken zuteil.

Ehingen a. D., 15. Juni- Oberschwäbischer Slädketag. Der Oberschwübische Skädkeverband tagte hier am 11. d. M. Aechtsrat Dr. F r a n k - Skuttgart be­richtete über das württ- Gewsrbesieuergesetz und die neue Landessteuerordnung.

Friedrichshasen, 15. Juni. Besuch Chamberlins. Die Ozeanflieger Chamberlin und Levine sind heute vor­mittag um 9.15 Uhr, von Karlsruhe kommend, mit dem Flugzeug aus dem Flugplatz Löwental gelandet. Zum Empfang hatten sich u. a. Oberamtmann Hofmeister- Tettnang, Stadtschuttheiß Schnitzler, Dr. Eckener und Direktor Colsmann vom Luftschiffbau, sowie Dr. Dor - nier von den Metallbauten eingefunden. Die Flieger wur­den vom Stadtschultheißen Schnitzler mit einer Ansprache begrüßt. Fräulein Colsmann und Fräulein Cappus über­reichten ihnen Blumensträuße. Eine zahlreiche Menschen­menge bereitete den Fliegern einen begeisterten Empfang. Die Stadt Friedrichshafen ist zu ihren Ehren reich beflaggt. Nach ihrer Ankunft begaben sich die Flieger zu den Dornier- Werken zu deren Besichtigung, wobei Dr. Dornier die Füh­rung übernahm. Den Ozeanfliegern wurde der neue große Superwal gezeigt und auch im Flug vorgeführt. Um 11.55 Uhr flogen die Amerikaner nach Böblingen ab.

Vom Bodensee, 15. Juni. Bau eines Dieselmotor­schiffs. Auf der Bodensee-Werft Kreßbronn bei Langen­argen läßt die Reichsbahnverwaltung z. Zt. das Diesel­motorschiffHöri" bauen, das dem Verkehr zwischen den Hörigemeinden (Untersee) dienen soll. Das neue Schiff ist 38 Meter lang, 6,8 Meter breit und hat einen Tiefgang von 1.3 Meter. Es ist für 300 Fahrgäste und acht Tonnen Fracht­ladung bestimmt. Zwei sechszylindrige Dieselmotoren mit je 210 PS. sollen eine Geschwindigkeit von 22,5 Km. sichern. Gegenüber dem DieselmotorschiffStadt Radolfzell" wird die Höri" wesentliche Neuerungen aufweisen, vor allem die Schwächung des Motorengeräusches und des Wellengangs.

auf und stieß dem Schimmel die Sporen in die Weichen; das Tier bäumte sich, es hätte sich fast überschlagen; aber dre Kraft des Mannes drückte es herunter.Vorwärts!" rief er noch einmal, wie er es so oft zum festen Ritt gerufen hatte:Herr Gott, nimm mich; verschon die anderen!"

Noch ein Sporenstich; ein Schrei des Schimmels, der Sturm und Wellenbrausen überschrie: dann unten aüs dem hinabstürzenden Strom ein dumpfer Schall, ein kurzer Kampf.

Der Mond sah leuchten- aus der Höhe; aber unten auf dem Deiche war kein Leben mehr, als nur die wilden Wasser, die bald den alten Koog fast völlig überflutet hatten. Noch immer aber ragte die Werste von Hauke Haiens Hofstatt aus dem Schwall hervor, noch schimmerte von dort der Licht­schein, und von der Geest her, wo die Häuser allmählich dunkel wurden, warf noch die einsame Leuchte aus dem Kirchturm ihre zitternden Lichtfunken über die schäumenden Wellen." . .

Der Erzähler schwieg: ich griff nach dem gefüllten Glase, das seit lange vor mir stand: aber ich führte es nicht zum Munde; ineine Hand blieb auf dem Tische rachen.

Das ist die Geschichte von Hauke Haien," begann mein Wirt noch einmal,wie ich sie nach bestem Wissen nur be­richten konnte. Freilich die Wirtschafterin unseres Deich­grafen würde sie Ihnen anders erzählt haben; denn auch das weiß man zu berichten: jenes weiße Pferdsgerippe ist nach der Flut wiederum, wie vormals, im Mondschein aus Ievershallig zu sehen gewesen; das ganze Dorf will es ge- > sehen haben. Soviel ist sicher: Hauke Haien mit Weib und Kind ging unter in dieser Flut; nicht einmal ihre Grab­stätte Hab ich droben auf dem Kirchhof finden können; die toten Körper werden von dem abströmenden Wasser durch den Bruch ins Meer hmausgetrisben und auf dessen Grunde allmählich in ihre Urbestandteile ausgelifft sein so haben sie Ruhe vor den Menschen gehabt. Aber der Hauke-Haien- Deich steht noch jetzt nach hundert Jcchren, und wenn Sie morgen nach t«r Stadt reiten und die halbe Stunde Um­weg nicht scheuen wollen, so werden Sie Hn unter dm- Husen Ihres Pßerdes, hall« ^