Sette 2 - Nr. 128
Nagower Tagblatt „Der Sesellschaster-
Samstag. 4. Juni 1927
„Treu und tapfer habt Ihr unter den Farben Schwarz- Weiß-Rot gekämpft. Jetzt sind die verfassungsmäßigen Farben Schwarz-Rot-Gold, und diese Farben müssen respektiert werden. Aber gerade weil Ihr unter den Farben Schwarz- Weiß-Rot gekämpft habt, dürft Ihr die alten Farben nicht schmähen!)
Regierungskrise in Sachsen
Dresden, 3. Juni. Die gestrigen Verhandlungen der Fraktionen der Regierungskoalition über die Umbildung der Regierung auf Grund der Abmachungen vom 11. Jan. find gescheitert, weil die bis jetzt an der Regierung nicht beteiligten Deutschnaüonalen als stärkste bürgerliche Fraktion zwei Ministerposten stau eines beanspruchten. Die Minister der Deutschen Volkspartei, der Wirtschaftspartei und der Demokratischen Partei haben dem Ministerpräsidenten ihre Aemter zur Verfügung gestellt.
Verhaftete Fremdenlegionswerber Rlain^ 3. Juni. Vor einigen Tagen wurden in Mainz vier Personen festgenommen, die sich dazu hergaben, ihre eigenen Landsleute der Fremdenlegion zuzuführen. Es handelt sich zum Teil um frühere Fremdenlegionäre, die jetzt als Werber in französischen Diensten stehen. DK Verhafteten sind der aus Würzburg stammende Lagerist Adam Bauer, der Koch Urbach aus Köln, der Friseur Ahnepohl aus Münster (Wests.) und der Arbeiter Hübner aus Altona. Zwei weiteren Werbern, ebenfalls deutscher Abstammung, ist die Polizei noch auf der Spur. Wie sich herausstellte, wohnten die Verhafteten zusammen in der französischen Kaserne Galliern, wo sie Unterkunft und Verpflegung erhielten und auch im übrigen vom französischen Heer unterhalten wurden. Sie befanden sich schon mehrere Wochen in der Kaserne. Die Verhaftung di, Gesellschaft und ihre Unschädlichmachung ist vor allen 2 gen der Aufmerksamkeit der pfälzischen Polizei und der Gendarmen zu danken, deren scharfe Grenzbeobachtung es ermöglicht har, die Zahl der Logionsopfer erheblich zu vermindern.
Von der Arbeitskonferen;
Genf, 3. Juni. In der gestrigen Sitzung beschwerten sich die indischen Vertreter über die grenzenlose Ausbeutung indischer und chinesischer Arbeiter durch japanische Unternehmer und über den unlauteren Wettbewerb der japanischen Seiden ind u st r i e gegen die indische.
Der Vorsitzende des japanischen Gewerkschaftsbundes, S u
z u k i, wies auf die rasch fortschreitende Jndustriali- sierungdeSFernenOstens hin. Das Internationale Arbeitsamt sollte eine besondere Aufmerksamkeit der Lage der Arbeiter in diesen Ländern zuwenden. In Genf scheine man nicht zu wissen, daß gegenwärtig in Asien eine Konferenz für die Interessen der Länder am Stillen Weltmeer tage. In naher Zukunft schon werden Weltinteressen an den Gestaden des Stillen Weltmeers ausgetragen werden. Diese Entwicklung dürfe man nicht unbeachtet lassen, sondern man müsse rechtzeitig eingreifen, um eine ernste Gefahr und folgenschwere Enttäuschungen zu vermeiden.
England hat keine Eile
London. 3. Juni. Auf eine Anfrage eines Abgeordneten der Arbeiterpartei im Unterhaus erklärte der Staatssekretär für die Arbeit, die englische Regierung habe niemals sich verpflichtet, dem Washingtoner Abkommen über di« Arbeitszeit beizutreten. Der Anfrager gebe sich nicht Rechenschaft von all den Schwierigkeiten, di< der englischen Industrie erstehen könnten, wenn das Ausland dem Abkommen eine ganz andere Auslegung geben würde. Es sei zu hoffen, daß England dem Abkommen schließlich beitreten könne, aber es werde jedensalls noch einige Zeit dauern.
Württembergischer Landtag
Stuttgart, 3. Ium.
Der Landtag lehnte in heutiger Sitzung den demokratisch- sozialdemokratischen Antrag, 345 neue planmäßige Stellen in der Justizverwaltung zu schasien, ab, ebenso den kommunistischen Antrag einer allgemeinen Amnestie und den demokratischen Antrag auf Zulassung weiblicher Gerichts- affefioren.
Angenommen wurden die Anträge betr. die Gewährung von Unterhaltszuschüssen an weibl. Referendarinnen und betr. die Gewährung von Entschädigungen an Hausfrauen, die als Schöffen tätig sind.
Bei Beratung des Haushalts des Ministeriums des Innern wurden vorübergehend die Verhandlungen zum erstenmal von einer Frau, der 66 Jahre alten Abg. Fräul. Planck als Alterspräsidentin geleitet. Zur Erörterung kam zunächst die Stuttgarter Exerzierplatzfrage. Hiezu erklärte Minister Bolz, die Bedenken des Verwal- tungs- und Wirtschaftsausschusses seien dem Stuttgarter Wehrkreiskommando und dem Reichswehrminister vorge- tragen worden. Die Vorstellungen hätten aber keinen Erfolg gehabt. Das Wehrkreiskommando bestehe auf dem Platz am Burgholzhof und lehne auch die aewünschte Grenze am Rotstichweg ab. Die Stadt Stuttgart verweigere Vereinbarungen über die Preisfrage und bestelle auf der Enteignung. Dadurch sei der Beschluß des Ausschußes überholt und das Ministerium werde die Zwangsenteignung genehmigen und einleiten.
Zu Kap. 16 Staatliche Polizeiverwaltung wurde ein komm. Antrag abgelehnt, der bei Neueinstellun- gen zwei Drittel aus den Reihen der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter nehmen wollte. Abc>. Pflüger (S.) verlangte. daß die Polizei aus Republikanern bestehen müsse. Abg. Scheef (Dem.t forderte, daß bei der Einstellung der Polizei weder konfessionelle noch politische Momente eine Rolle spielen dürften. Er bedauerte auch das Ueberhand- nellmen der Lustbarkeiten.
Bei Kap. 27 (Straßen- und Wasserbau^ teilte Minister Bolz mit. der Umbau der Solitude-Renn st recke koste 214 Millionen. Der Staat könne diese Kosten allein auf sich nehmen. Mit der Stadt Stuttgart leien Verhandlungen eingeleitet.
Württemberg
Stuttgart. 3. Juni. IubiläumdesWürtt. Kriegerbunds. Anläßlich der Feier des 50jährigen Jubiläums des Württ. Kriegerbunds werden am Sonntag, den 12. Juni früh morgens 17 Sonderzüge teils auf den Hauptstrecken bis nach Stuttgart, teils auf den Nebenbahnen bis zu den Hauvtlinien verkehren. In der qleichen Weise ist am
abend desselben Tags für Rückfahrtgelegenheit gesorgt. Bis jetzt sind zu dem Jubiläum 22 000 Teilnehmer angemeldet. Der Festzug wird sich um 11 Uhr vormittags von den oberen Anlagen zur. Rotebühlkaserne bewegen. An dem Festzug, in dem sich 950 Vereinsfahnen und 18 Musikkapellen der Vereine befinden werden, nehmen auch 800 Altveteranen und Schwerkriegsbeschädigte auf Automobilen teil, die von zahlreichen Firmen in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt worden sind. Während der Rede des Bundespräsidenten beim Festakt im Hof der Rotebühlkaserne werden zwei Gedenktafeln für die Gefallenen des Weltkriegs, die eine für die ehemalige evang. Garnisonkirche in Stuttgart und die andere für die ehemalige kath. Garnisonkirche in Ulm, enthüllt werden. Im Hinblick auf diese Enthüllungsfeier wird eine Ehrenkompagnie der Reichswehr die 60 Fahnen und Standarten der alten Armee zu dem Festakt bringen. Die Beteiligung an allen Veranstaltungen ist nur mit dem Festabzeichen gestattet.
ep- Am 2. Deutsch-Evangelischen Kirchentag am 17. Juni in Königsberg werden aus Württemberg teilnehmen als Mitglieder des Kirchenausschusses und des Kirchenbundes- Kirchenpräsrdent V. Dr. v. Merz und Oberkirchenrat Dr. Müller, als Vertreter des württ. Landeskirchentags Generalstaatsanwalt Röcker, Präsident Dr. v. Haffner, Fürst zu H o h e n l o h e - Langenburg, Landesgerichtsprä- stdent a. D. Mayer, Stadtpfarrer Mayer-List aus Stuttgart. Pfarrer Reif aus Mitteltal: als Vertreter besonderer Gruppen Prof. Lic. Dr. Faut und Prälat v. Dr. Schoell aus Stuttgart.
Besuch des Hermannstädter Männergesangvereins. Die Mitglieder des Hermannstädter Männergesangvereins trafen gestern hier ein und wurden am Bahnhof von Vertretern des Deutschen Ausland-Instituts und Abordnungen der Stuttgarter Gesangvereine freundlich begrüßt. Sie marschierten dann mit Musik und Fahnen durch die Stadt zum Deutschen Ausland-Institut, wo sie von Ministerialrat Bauer als Nachkommen alter vor 800 Jahren ausgewanderter Landsleute herzlich begrüßt wurden. Später waren die Sänger Gäste der Stadt in der Villa Berg.
Erfolge der württ. Tierzucht. Der Herdbuchverein für das württemberger Schaf hat bei der D.L.G.-Ausstellung in Dortmund wieder glänzende Erfolge erzielt. Er erhielt in den Einzelklassen 9 erste Preise und 4 zweite Preise, sowie den Ehrenpreis des Reichsverbands für Schafzucht, in den Sammlungsklassen den Siegerpreis des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, sowie 2 erste und 1 zweiten Preis. Auch die württ. Ziegenzüchter marschierten mit den 11 ausgestellten rehfarbenen Schwarzwaldziegen in ihrer Gruppe an der Spitze. Sie erhielten in den Einzelklassen 2 erste, 5 zweite und 1 dritten Preis, in den Familien- und Sammlungsklassen den Siegerpeis des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, 3 erste Preise, 2 zweite Preise und 2 Ehrenpreise. Sämtliche ausgestellten Schafe und Ziegen waren von der Württ. Landwirtschaftskammer für diesen Zweck b^nders ausgesucht.
Arbeitsmarktlage. Die Arbeitsmarktlage hat sich weiter verbessert. Die Zahl der Erwerbslosen ist von 2366 am 24. Mai auf 2210 am 31. Mai und die Zahl der in Krisenfürsorge stehenden Personen von 1208 am 24. Mai auf 1166 am 31. Mai zurückgegangen.
Aus dem Lande
Oehringen, 3. Juni. Skelettfund. Am Mittwoch wurde bei Grabarbeiten an der Pfedelbacher Straße ein noch vollständig erhaltenes Skelett aufgefunden, vermutlich von einem Hunnengrab herrührenö.
Saulgau. 3. Juni. SchlechtbelohnteGastfreund- schaft. Ein in einer Bezirksgemeinde seit längerer Zeit die Gastfreundschaft genießender, arbeitsscheuer Bauernknecht wollte vor einigen Tagen ein Motorrad, das der Sohn des Hausherrn sich erworben hatte, „probieren". Bei diestr Probefahrt konnte er anscheinend den Motor nicht mehr abstellen, so daß der enttäuschte Gastgeber heute noch auf die Rückkehr vergeblich wartet.
Von der bayerischen Grenze. 3. Juni. Tödlicher Sturz. In der Ortschaft Haldenwang stürzte der Mechaniker Markus Zimmermann von Dürrlauingen vom Motorrad und blieb bewußtlos liegen. Er starb an den Folgen eines schweren Schädelbruchs.
Vom bayrischen Allgäu. 3. Juni. Die Breitach- kl a m m. Vom 1. Juni ab ist die Breitachklamm wieder täglich geöffnet. Die Wege sind jetzt gründlich ausgebessert, so daß für die Klammbeßucher jegliche Sicherheit besteht.
Aus Stadt und Land
Nagold» 4. Juni 1927.
Mehr Freude! Mehr Liebe! Mehr tapferes, gesundes Menschentum im feinsten und edelsten Sinne, und viele Leiden und Krankheiten würden fliehen wie Schatten der Nacht vor dem Lichte des Morgens, und die Erde würde aus einem Jammertal in einen Paradiesgarten verwandelt werden.
Teste «ad Veranstaltungen
Pfingstsonntag:
Nagold: V-2 Uhr S.V.N. - Sportplatz Calwerstraße. / S.V.N. 3 Uhr T.V N. Handballwerbespiel auf dem Sportplatz am Kleb / T.V. Schramberg — T.V. Prag- Stuttgart. Während des Werbespieles Konzert des Musikvereins „Concordia". Abends gemütliches Beisammensein in der „Traube" unter Mitrv. des Ver- Mufikkolleg.
Pfingstmontag:
A-Jugend — Rasensport Stuttgart-Gaisburg 1. A- Jugend.
Oberjettingen: Radsportfest des Radfahrer-Vereins „Triumph", verbunden mit der Austragung der Bergmeisterschast d. Neckar-Nagold Bez. und Preisblumenkorso.
Vom Rathaus
Semeinderatsfitzrmg vom 1. Juni 1927.
Anwesend: Vorsitzender und 14 Gemeinderäte. Abwesend: Gemeinderäte G. Harr und Schraeder, entsch.
Mitteilungen: Die Min -Abtlg. f. d. höheren Schulen teilt mit Erlaß vom 9. Mai ds. Js. mit, daß auf die durch die Versetzung des Herrn Studienrat Dr. Bretschneider nach Calw erledigte Studienratsstelle an der Latein- und Realschule hier, der Studienassessor Friedrich RStzle an der Oberreal
schule in Eßlingen ernannt worden sei. Der Eintritt in das neue Amt wird nach Regelung der Wohnungsfrage festgesetzt.
— Das Gesuch der Stadtgemeinde um einen Staatsbeitrag zur Unterhaltung ihrer Etterftaatsstratzen ist von der Min.-Abtlg. f. d Straßen- und Wasserbau fürs Rechnungsjahr 1926 aus Mangel an Mitteln nicht berücksichtigt worden.
— Zur Unterstützung des Stadtbauamts und zum Bau des Kleinkinderschulgebäudes ist der Baumeister Jakob Gauß von Rohrdorf als Baumeister beim Stadtbauaml eingestellt worden. — Ueber den Neubau des Eutinger Bahnhofes u. die Einführung der Nagoldbahn in die neue Station macht der Vorsitzende des Nagolobahnausschuffes, Herr Oberbürgermeister Dr. Gändert, nähere Mitteilungen, von denen mit Interesse Kenntnis genommen wird.
Vergebung von Arbeiten und Lieferungen: Der Vertrag mit der Maschinenfabrik Eugen Klotz in Stuttgart über die Lieferung einer Referoepumpe für das Wasserwerk im Schwandorfertal wird anerkannt. Zwecks spälcrer Aufstellung einer Reseroekraftmaschine soll die Transmissionswelle für die Reservepumpe um einen halben Meter verlange« und ein Mauerkasten mit Ringschmierstehlager geliefert werden. Die Mehrkosten mit 64 werden der Maschinenfabrik bewilligt.
— Durch das Hochwasser sind eine Anzahl Feuerwehr
schläuche unbrauchbar geworden. Es werden 400 lfde. Meter neue Schläuche zum Preis von rund >300 anzuschaffen genehmigt. — Die Herstellung von 11 Reitzbrettergestelle« für die Gewerbeschule zu 25 p. Stück wird dem Goill. Bechtold,
mech. Bauschreinerei hier zum Preis von 25 ^ übertragen. — Zur Durchspülung verstopfter Abwafferdohlen hat sich anläßlich des letzten Hochwassers der patentierte Standrohrdurchspül- apparat der Fa. H. Maier in Stuttgart, Klempnerwerkzeug- und Apparatebau, bewährt. Auf Antrag des Stadtbauamts wird die Anschaffung des Apparates zum Preis von 358 genehmigt. Für die Benützung des Apparates durch Private wird eine Gebühr von 1 angesetzt, ohne Arbeitszeit der städt. Arbeiter und Benützung der Hanfschläuche. — Gegen die Errichtung einer Detriebsstoffabgabestelle auf dem Grundstück des Friedrich Benz, Winvensabrik, an der Schillerstraße durch den Benzoloerband G. m. b. H. Bochum wird eine Einwendung nicht erhoben.
Feldbereinigung V. Das Fehlen eines geordneten Abflußgrabens im Badtäle hat sich bei dem letzten Hochwasser als nachteilig erwiesen. Es wird deshalb angeregt, die Feldbereinigung in den Gewänden Kernen, Hesel, Badtäle u. s. n>. wieder aufzunehmen. Gem. Art. 6 des Feldbereinigungsgesetzes wird vom Gemeinderat erneuter Antrag auf Durchführung des Unternehmens beim Oberamt gestellt.
Beitrag zum Da« eines Kleinkinderschulgebäudes durch die Evang. Kirchengemeinde. Nachdem nunmehr durch die Anlage der Hohestraße die Möglichkeit zur Bebauung des Kleinkinderschulplatzes gegeben, die Baulimensragen gelöst und mit dem Nachbar Wilhelm Schüler entsprechende Vereinbarungen getroffen sind, beabsichtigt die Evang. Kirchengemeinde an Stelle des nicht rechtsfähigen Kleinkinderschulkomitees ein Kleinkinderschulgebäude mit einem Aufwand von etwa 60000 zu erbauen. Das Kinderschulgebäude sott 3 genügend große Schulsäle, eine Schwesternwohnung und das sonstige Zubehör enthalten. Soweit die Kirchengemeinde die Mittel nicht durch den Baufonds, durch Beiträge kirchlicher und charitativer Einrichtungen usw. aufbringt, kann sie ein mäßig zu verzinsliches Darlehen aus der im Vorjahr aufgenommenen landeskirchlichen Anleihe des Oberkirchenrats in Aussicht nehmen. Würde die Schule nicht gebaut, so wäre die Stadtgemeinde genötigt, einen weiteren Saal bereit zu stellen, da die große Kinderzahl (über 200 Kinder) die Anstellung einer weiteren Schwester nötig macht. Die Stadtgemeinde braucht aber die durch die Kleinkinderschule benützten Schulsäle samt der Schwesternwohnung dringend für die Zwecke ihrer eigenen Schule. So kann es nur erwünscht sein, wenn die Kleinkinderschulbaulast der Stadtgemeinde abgenommen wird. Selbstverständlich muß aber der Bauwert der für die Stadtgemeinde frei werdenden Schul- und Wohnräume in Höhe von etwa 20000 der Kirchengemeinde vergütet werden, vorausgesetzt, daß wie bisher so auch in Zukunft allen Kindern der Stadt die Kleinkinderschule offensteht. In der Aussprache wurden alle in Betracht kommenden Gesichtspunkte erörtert. Herr Dekan Otto gab einen Ueberblick über die geschichtliche und traditionelle Entwicklung der Kleinkinderschule. Schließlich wird vom Gemeinderat einstimmig beschlossen:
1. Der Evang. Kirchengemeinde zum Bau eines Kleinkinderschulgebäudes an der Hohestraße mit einem Aufwand von ca. 60 000 oorbehältlich der endgültig gutgeheißenen Pläne einen Beitrag aus der Stadtkaffe von 20000 als Ablösg. s. d. freizumachenden städt. Schul- und Wohnräume zu ver- willigen, unter folgenden Bedingungen:
s) Das neue Gebäude ist dauernd der Kleinkinderschule der Stadt zu widmen.
Die evang. Kinderschule steht wie bisher allen Kindern der Stadt ohne Rücksicht auf das religiöse oder politische Bekenntnis der Eltern offen.
Die Schulgelder setzt die Kirchengemeinde künftig im Einvernehmen mit der Stadtgemeinde fest.
2. Zur Deckung des Beitrags eine Schuld von 20000 aufzunehmen und die Min. Abt. f. Bezirks- und Körperschaftsverwaltung um Genehmigung der Schulvaufnahme zu bitten. Die Tilgung soll nach einem noch aufzustellenden Gesamtplan erfolgen.
Arbeitsgerichte: Entgegen dem Gesuch des Gemeinderats Nagold für den Amtsgerichtsbezirk Nagold ein eigenes Arbeitsgericht zu errichten oder wenn dies je nicht möglich wäre die Bezirke Nagold und Herrenberg zusammenzunehmen, wie dies schon beim Jugendamt der Fall war, wurde der Bezirk Nagold überraschenderweise dem Arbeitsgericht Horb zugeteilt und dafür Freudenstadt aus dem Plan für Horb herausgenommen und in Freudenstadt ein selbständiges Arbeitsgericht gebildet. Der Gemeinderat kann diese Zusammenlegung unter den gegebenen Verhältnissen nicht gutheißen, da weder die wirtschaftliche Struktur beider Bezirke übereinstimmt, noch der geschäftliche Verkehr mit Horb von Belang ist. Ganz gegen jede geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung ist es auch, den Bezirk Nagold in die Berufungsinstanz nacb Rottweil anstatt nach Tübingen zu weisen. Der Gemeindcrat verwahrt sich dagegen, daß der Bezirk Nagold der Lückenbüßer für andere Bezirke sein soll. Nach wie vor steht er auf dem Standpunkt, daß es das beste gewesen wäre, wie in Bayern jedem Amtsgericht das Arbeitsgericht zuzuweisen.
Sonstiges: Der Theaterbund Württg. Volksbühne bittet angesichts seiner Schuldenlast um einen Beitrag von 500 Bei der Lage der Stadt, die durch das letzte Hochwasser noch erschwert worden ist, vermag der Gemeinderat dem Gesuch keine
b)
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Folge zu geben. — Der Mietzins für die städt. Wohnungen wird ab 1. April um 10 Prozent der Friedensmiete erhöht.
Soweit dieses Frühjahr eine Lohnerhöhung noch nicht statt gefunden hat, wird die Inkraftsetzung des Zuschlags ausgesetzt. — Aus verschiedenen Gründen empfiehlt es sich das Heuer
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