SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK

Die Zollbeamten müssen jetzt doppelt aufpassen

Übers Eis in die Schweiz / DiesjährigeSeegfrörni tanzt aus der Reihe

Konstanz. Übers Wochenende haben viele Konstanzer dem nahegelegenen Untersee einen Besuch abgestattet. Audi zahlreiche Bewohner von Radolfzell, der Reichenau, der Uferorte des Gnaden­sees, der Höri und des Schweizer See­ufers ließen sich das seltene Natur­schauspiel nicht entgehen, das in diesen Tagen der an mehreren Stellen zuge­frorene Untersee bietet. Bereits am Mittwoch hatte sich zwischen dem schwei­zerischen Ermatingen und der In­sel Reichenau eine fünf Zentime­ter starke Eisdecke gebildet, auf der die erstenschwarzen Grenzgänger über die weiße Grenze gingen, um dies- und jenseits der Landesgrenze freundnach­barliche Besuche abzustatten.

Den Zollbehörden ist es wenig er­wünscht, daß die diesjährigeSeegfrör­ni gewissermaßenaus der Reihe tanzt Der See hat nämlich, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, seinen Eis­panzer nicht zuerst zwischen Mannen­

bach und Mittelzell angelegt, sondern zwischen Oberzell und Ermatingen. Die deutsche Paß- und Zollabfertigungs­stelle der Insel Reichenau befindet sich an der Schiffslände in Mittelzell, von wo aus in früheren Jahren der Übergang in die Schweiz vom Wasser- und Straßen­bauamt markiert und freigegeben wor­den war.

Begreiflicherweise verspüren die Zoll­beamten nur geringe Lust, bei der Win­terkälte am Strand und auf dem Eis auf­zupassen, ob die vielen Schlittschuhläu­fer und Eiswanderer in der Mitte des Sees die Grenze überschreiten oder nicht. Da damit zu rechnen ist, daß der Unter­see, der am Samstag erst auf einer Breite von 300 Metern zugefroren war, beiderseits noch mehr zufriert, wird es aber nicht zu umgehen sein, daß die Paß- und Zollabfertigung an dieser Stelle eineFiliale errichtet. Die merk­würdige Erscheinung, daß der See bis­her nur in diesem Abschnitt ganz zufror,

dürfte darauf zurückzuführen sein, daß der Wasserspiegel hier infolge eines Windschattens nicht dem steifen Ost­wind ausgesetzt war wie an anderen Stellen.

Für die Jugend der Reichenau ist nicht nur der eigentliche Untersee, sondern auch der völlig zugefrorene Gnaden- s e e zu einem idealen Tummelplatz ge­worden. Die Eisdecke ist hier bereits über 20 Zentimeter dick, so daß sie An­fang dieser Woche auch für die Über­querung mit Fahrzeugen freigegeben werden konnte.Hier könnten wir be­reits schwere Artillerie über das Eis lassen, wenn wir welche hätten!, mein­te schon am Samstag ein Beamter des Konstanzer Wasser- und Straßenbau­amts. So ist es nicht verwunderlich, daß sich am Wochenende jung und alt zu Tausenden auf diesem Teil des Unter­sees tummelten und im Gefühl völliger Sicherheit die Gelegenheit wahrnahm, einen sonntäglichen Ausflugauf die andere Seite zu unternehmen.

Süddeutsche Klassenlotterie

Stuttgart. In der 4. Klasse der 14. Süddeutschen Klassenlotterie wurden 5500 Gewinne gezogen, darunter 100 000 DM auf Nr. 160 896, 30 000 DM auf Nr. 72 304, 10 000 DM auf Nr. 99 899 und 175 935.

Gegen Fäkaliendüngung

Stuttgart. In Stuttgart wurde einAr­beitsausschuß zur Vorbereitung eines Gesetzes gegen Fäkaliendüngung ge­bildet. Ihm gehören bis jetzt 30 Orga­nisationen, Verbände, Arbeitsgemein­schaften an, die einen Kreis von etwa 50 000 Personen vertreten. Das Vorha­ben wird von mehreren Bundestags­abgeordneten, sowie von Prof. Dr. H a r m s e n, Leiter des Hygienischen Instituts der Freien und Hansestadt Hamburg, unterstützt. Als wissenschaft­liche Beraterin wurde Frau Dr. Anne- lise Grahle, Botanisches Institut Tübingen, in den Ausschuß berufen; der Vorsitz wurde Frau Else Berk­mann, Stuttgart, übertragen.

1 DM Baukostenzuschuß

Stuttgart. Um Heimatvertriebenen und Wohnungssuchenden, vor allem

ein Hofbrand in Eckartsweier, im Kreis Kehl. Das Feuer wurde erst entdeckt, als das Obergeschoß des Gebäudes schon in hellen Flammen stand. Das lebende Inventar konnte gerettet werden.

Eine Zuchtschweineauktion für Eber und tragende Jungsauen hält der Lan­desverband der Schweinezüchter am 11. Februar in der Tierzuchthalle in Riedlingen ab. Die Versteigerung, bei der u. a. 60 hochtragende Erstlings­sauen aus besten Zuchten des Landes zum Verkauf kommen, beginnt 13 Uhr.

An einer Kohlenoxydgasvergiftung gestorben ist ein vier Monate altes Kind in einer Landgemeinde des Krei­ses Calw. Das Bettchen des Kindes stand in einem Wohnzimmer in der Nähe des Ofens.

Aus dem Schlafzimmer einer Erdge­schoßwohnung in Wertheim entwende­ten unbekannte Täter zwei Kassetten mit Schmuck im Wert von über 2000 DM. Die Hausfrau war währenddessen in der Küche beschäftigt und hat von dem Ein­bruch nichts bemerkt.

Frauen mit Kindern, in Württemberg eine neue Heimat zu schaffen, haben die in der Frauenarbeit der Württem- bergischen Evangelischen Landeskirche zusammengeschlossenen Frauenverbän­de eine Hilfsaktion eingeleitet. Die Verbände haben ihre Mitglieder gebe­ten, durch einen Baukostenzuschuß von 1 DM an der Bereitstellung von Flücht­lingswohnungen mitzuhelfen. Die Spen­de soll ein Dank all derer sein, die von Flucht und Heimatlosigkeit ver­schont blieben, Hab und Gut behalten haben oder sich in den letzten Jahren 'eine neue Existenz aufbauen konnten.

Wie der Evangelische Pressedienst für Württemberg berichtet, hat der Aufruf bereits ein günstiges Echo ge­funden. Die Aktion wird fortgesetzt. Spenden können an die Frauenarbeit der Württembergischen Evangelischen Landeskirche Stuttgart, Postscheckkonto Stuttgart 198 16 überwiesen werden.

Hund rettete Hausbewohner

Vaihingen/Enz. Einem Hund haben die sieben Bewohner eines Hauses in Ochsenbach, Kreis Vaihingen- Enz, ihre Rettung vor dem Tod in den Flammen zu verdanken. Als in dem etwas abseits stehenden Wohn­haus in der Nacht zum Samstag ein Brand ausbrach, der vermutlich auf einen überhitzten Ofen zurückzufüh- ren ist, weckte das Tier mit seinem Geheul die Hausbewohner aus dem Schlaf, so daß sie sich noch in letzter Minute durch das Fenster in Sicher­heit bringen konnten. Da man den Hund seither nicht mehr gesehen hat, nimmt man an, daß er in den Flam­men umgekommen ist.

Schneebericht vom Montag

Schwarzwald : Feldberg 60; Schau- insland 70; Kniebis 52; Freudenstadt *5 (7 neu); Wildbad-Sommerberg 17; Sale ». Pulver mit Altschneeunterlage, oberhalb 800 m Sport gut bis sehr gut.

Allgäu: Staufener Haus 160; Kemp- tener Hütte 110; Oberjoch 90; Pfronten SS; Hindelang 35; Oberstdorf 42; Nebelhorn 210; Riezlern 80; Oberstaufen 60; Immen­stadt 30; Garmisch 18; Zugspitzblatt 280. Pulver, sehr gute Sportmögllchkelten.

Aussichten: In den nächsten Ta­gen noch vereinzelte Schneefälle, so daß im allgemeinen gute bis sehr gute Sport­möglichkeiten vorhanden sind

BADISCHE RUNDSCHAU

Zwillinge ertrunken

Mannheim. Zwei sechs Jahre alte Zwillingsbrüder aus Mannheim sind am Sonntagabend auf dem Eis eines Verbindungskanals im Hafen einge­brochen und ertrunken. Die beiden waren zusammen mit andern Spielge­fährten auf die Eisfläche gegangen, als der eine an eine schwächere Stelle des Eises geriet und einbrach. Sein Bruder versuchte ihn zu halten, wurde dabei aber mit ins Wasser gezogen Obwohl die Mannheimer Feuerwehr kurze Zeit danach zur Stelle war und die beiden Jungen barg, waren Wieder­belebungsversuche erfolglos.

Am gleichen Tag brachen zwei Volks­schüler aus Au am Rhein im Kreis Rastatt beim Schlittschuhlaufen auf ei­nem Altrheinarm ein. Während der eine sofort gerettet werden konnte, war der zweite, ein 14jähriger Junge, bereits tot.

Bau einer Kongreß- Sporthalle

und

Freiburg. Mit einem Kostenaufwand von 1,7 Millionen Mark wird die Stadt Freiburg noch in diesem Jahr eine große Kongreß- und Sporthalle mit fast 4000 Sitzplätzen und 1000 Stehplätzen bauen. Unter drei Entwürfen entschied sich der Stadtrat für das Projekt des Freiburger Diplomingenieurs Albert Maria Lehr. Die Stadtväter gaben mit diesem Beschluß einer ausgesprochenen modernen Bauform den Vorzug vor den beiden anderen, mehr konservativen Entwürfen.

Die Haupthalle soll mit einer Bühne und einer beweglichen Sportanlage von 20X40 m und einer auswechselbaren Be­stuhlung ausgestattet werden. Außer­dem werden fünf Konferenzzimmer, ein Konferenzsaal, ein Foyer und Räum­lichkeiten für eine Gaststätte mit ein­gebaut werden.

Mordversuch am Geburtstag

Konstanz. Ein Student aus Konstanz, der am Sonntag seinen 21. Geburtstag feiern konnte, überfiel an diesem Tag eine im selben Haus wohnende 29jäh- rige Hausgehilfin und schlug sie mit einem Hammer nieder, den er am Tag zuvor gekauft hatte. Die Hausgehilfin mußte mit lebensgefährlichen Verlet-

Stuttgarter Schweinemarkt

Montag, 8. Februar

Auftrieb: 1844 Schweine. Preise: a 138141, bl. b2 138-142, c 137142, d 133140, e 126-135, gl 115128, g2 bis 110. Marktverlauf: langsam, geräumt.

zungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Der Täter wurde kurz da­nach festgenommen. Über das Motiv der Tat ist noch nichts bekannt.

Vogeljagd untersagt

Konstanz. Wegen der andauernden Kälte und der starken Vereisung des Untersees und Rheins die den Vögeln große Not brachte, haben die deutschen und schweizerischen Behörden die Vo­geljagd in diesem Gebiet bis auf wei­teres verboten.

Der Zeller See zwischen Radolf­zell und der Höri ist ebenfalls seit Frei­tag für die Bevölkerung offiziell frei­gegeben und zum Eislaufparadies der Radolfzeller Buben und Mädchen ge­worden.

Wenn das Frostwetter weiterhin an­hält, kann damit gerechnet werden, daß der Untersee bald auf seiner ganzen Länge von einem glitzernden, tragfähi­gen Eisspiegel überzogen ist. Ob diesem Beispiel dann eines Tages gar der Ober­see folgen wird, ist keineswegs wahr­scheinlich, auch wenn bereits vor eini­gen Tagen eine Münchner Abendzeitung mit der alarmierenden Schlagzeile er­schienDer Bodensee friert zu!

SÜDWÜRTTEMBERG

65 Jahre alt

Rottenburg. Morgen feiert General­vikar Dr. Hagen, Apostolischer Pro- tonotar und Vorsitzender des Diöze- sanverwaltungsrates, seinen 65. Ge­burtstag. Der Jubilar wurde seinerzeit als Nachfolger von Domkapitular Wer- nando ins Domkapitel berufen, und noch unter Bischof Sproll General­vikar.

Zwei Anwesen niedergebrannt

Schramberg. In Heiligenbronn brannte ein landwirtschaftliches Anwesen bis auf die Grundmauern nieder, wodurch ein Sachschaden von 45 000 DM ent­stand. Bei einem zweiten Schaden­feuer in Aichhalden ging ein Bauernhaus in den Flammen auf. Der

Schaden wird auf 100 000 DM taxiert. Auch im Kreis Reutlingen brannte ein 40 Meter langes und 10 Meter breites Landwirtschaftsgebäude auf der Staats­domäne Oberer Lindenhof, in welchem Kartoffeln lagerten, ab. Letz­terer Brand entstand vermutlich durch zwei überheizte Koksöfen.

Ehepaar gasvergiftet

Friedrichshafen. Auffallender Gas­geruch veranlaßte am Sonntagabend die Bewohner eines Hauses in 'Fried­richshafen, in eine, Wohnung im obe­ren Stockwerk einzudringen. Sie fan­den ein Ehepaar und dessen 19jähri- gen Sohn tot in ihren Betten auf. Die Polizei nimmt an, daß die Frau in ei­nem Anfall von Schwermut den Gas­hahn geöffnet hat.

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KSSÄSSK

Eine Straße durch den Rhein haben sich die niederländischen Kraftfahrer in der Nähe der holländischen Stadt Culemborg angelegt, nachdem der Frost die Eisdecke so massiv gemacht hat, daß sie sogar vollbesetzte Autos trägt

Bild: Keystone

NORDWÜRTTEMBERG

Das Innenministerium stellt in sei­nem Verkehrsbericht für Januar fest, daß sich noch eine erhebliche Anzahl von Kraftfahrzeugen mit technischen Mängeln im Verkehr befindet. So muß­ten bei einer Sonderkontrolle wegen mangelhafter Beleuchtungsanlagen 1110 Strafanzeigen erstattet, 7943 gebühren­pflichtige Verwarnungen ausgesprochen, 5585 Mängelberichte angefertigt und 137 Fahrzeuge sichergestellt werden.

Acht Zirkusunternehmen haben sich bei der Stadt Stuttgart um die Zulas­sung eines Gastspiels auf dem Cann- statter Wasen im Jahre 1954 beworben. Die Wirtschaftsabteilung des Gemein­derats hat den Zirkus A. Fischer zu einem Gastspiel im April dieses Jahres und den Zirkus Barlay zu einem Gast­spiel im Juli zugelassen.

Für jedes Lebensjahrzehnt eine Fla­sche Wein überreichte Bürgermeister Josef Hirn der ältesten Stuttgarterin, Frau Marie Streich, in ihrer Wohnung zum 101. Geburtstag.

Tierfreunde im Bodenseegebiet ha­ben in den letzten Tagen mehrfach Ret-

Kurze Umschau

tungsexpeditionen auf den zugefrorenen Seen unternommen und festgefrorene Wasservögel aus ihrer verzweifelten Lage befreit. Die strenge Kälte hat be­sonders auf den Kiesbänken vor Kon­stanz viele Vögel festfrieren lassen.

2790 Lebensmittelpakete mit einem Gesamtgewicht von 275 Zentnern sind im Rahmen der amerikanischen Lebens­mittelspende in diesem Winter in Hei­delberg an Personen ausgegeben wor­den, die von der Fürsorge betreut wer­den.

Der Verband der Landsmannschaften (VdL) in Baden-Württemberg hält am Mittwoch in Stuttgart seine erste dies­jährige Vollversammlung ab. An ihr werden außer dem Präsidium des Ver­bandes alle Landesvorsitzenden der 18 im VdL zusammengeschlossenen ost­deutschen Landsmannschaften teilneh­men.

20 000 Mark Brandschaden verursachte

So bunt ist unser Schulwesen

Wir stehen wieder mitten in der Dis­kussion um unsere Schule. In München haben die westdeutschen Ministerpräsi­denten die Angleichung der Schulsyste­me beschlossen. Eine Neuordnung dürfte auch eine Notwendigkeit sein, denn die gegenwärtigen Schulsysteme in der Bundesrepublik sind so voneinander verschieden, daß von einer Einheit un­serer Bildungsgrundlage kaum gespro­chen werden kann.

Schauen wir uns in den Bundes­ländern um, dann sehen wir, daß in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden- Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Niedersachsen und in Schleswig-Hol­stein die Kinder vier Jahre, in Bremen, Hamburg und Westberlin aber sechs Jahre lang einheitlich in die Grund­schule gehen müssen, ehe sie auf eine weiterführende Schule hinüberwechseln können. In Schleswig-Holstein bestand bis 1948 die vierjährige Grundschule, nach dem Wahlsieg der Sozialdemokra­ten wurde sie in eine sechsjährige um­gewandelt. bis die Bürgerlichen nach ihrer Wiederkehr ins Kieler Kabinett im Jahre 1951 das Ganze nochmals än­derten. Auch in Hamburg muß nach dem Sieg der bürgerlichen Parteien die sechsjährige Grundschule der vierjäh­rigen wieder Platz machen.

Bel den Höheren Schulen sieht es nicht anders aus und die Buntheit wird noch verwirrender, denkt man an die Schuloreanisation. an den simultanen oder konfessionellen Charakter der Volksschule. Gemeinschaftsschulen ha­ben Schleswig-Holstein. Hessen, Ham­burg, Bremen und Westberlin: Nord- rhein-Westfalen kennt drei Volksschul­arten. die Bekenntnis-, die Gemein­schafts- und die sogenannte Wettan- schauunqsRChule. Rheinland-Pfalz rich­tete Bekenntnis- und nach Bedarf auch Gemeinschaftsschulen ein und in Rayern bestimmten Verfassung wie Schulorgani­sationsgesetz die Bekenntnisschule als

Regelschule. Die Einrichtung von Ge­meinschaftsschulen wird von einem An­trag der Erziehungsberechtigten ab­hängig gemacht. In Niedersachsen be­steht das Kuriosum, daß in dem Lan­desteil Oldenburg die alte Verfassung des ehemaligen Freistaats noch in Kraft ist und damit die Bekenntnisschule, während in den anderen Landesteilen die preußischen Gesetze noch fort­gelten, die, je nach dem vorwiegenden Bekenntnis der Bevölkerung Gemein­schafts- oder Bekenntnisschulen garan­tieren. Baden-Württemberg hat noch keine endgültige gesetzliche Regelung getroffen. Wohl sieht die Verfassung grundsätzlich die christliche Gemein­schaftsschule vor, aber die Große Koali­tion zwang bereits die Verantwortlichen zu Kompromissen, so daß in Württem- berg-Hohenzollern die bisherige Rege­lung weiter bestehen blieb, die sowohl Konfessionsschulen als auch Gemein­schaftsschulen kennt, während in den übrigen drei Regierungsbezirken die Simultanschule die erlaubte ist.

Kaum übersichtlicher sind die ein- geschlagenen Wege in der Lehrerbil­dung. Schleswig-Holstein, Niedersach­sen. Berlin und Bremen sieht ein sechs- semestriges Studium auf Pädagogischen Hochschulen ohne konfessionelle Tren­nung vor, in Rheinland-Pfalz werden dagegen die Lehramtskandidaten he- kenntnismäßig auf Pädagogischen Aka­demien erzogen, Nordrhein-Westfalen hat fünf solcher Akademien für katho­lische Junglehrer, drei für evangelische und zwei für katholische und evangeli­sche. die nicht als Simultan-Akademlen, sondern als Pädagogische Akademien für katholische und evangelisch» Stu­dierende bezeichnet werden. Baden- Wiirttemherg zieht mit Ausnahme von Wfirttemhere-Hnhenzollern die simul- lane Ausbildung vor. doch die neue Verfassung verfügt auch die Einrich­tung von konfessionellen Ausbildungs­

stätten.Das Nähere regelt das Ge­setz. In seiner Etatrede hat der Kul­tusminister zur Frage der konfessionel­len Lehrerbildung nicht Stellung ge­nommen, obwohl er allgemein zur Lehrerbildung sprach. In Bayern je­denfalls ist der alte Streit um das Lehrerbildungsgesetz, also darüber, ob die zukünftigen Lehrer getrennt nach Konfessionen oder gemeinsam, ob sie auf Pädagogischen Akademien, auf Hochschulen oder auf Universitäten ausgebildet werden sollen, in voller Heftigkeit wieder ausgebrochen.

Die Nachteile dieser schulischen Zer­rissenheit liegen auf der Hand. Wer einmal umgezogen ist, weiß von den Schwierigkeiten seiner schulpflichtigen Kinder ein Lied zu singen. Dazu kom­men noch die unterschiedlichen Auf­nahmebedingungen, oft auch eine an­dere Fremdsprachenfolge, in Bayern beginnt das Schuljahr im Herbst und nicht an Ostern, wie in den übrigen Bundesländern, auch die Schulgeldbei­träge differieren, wie die Lehr- und Lernmittel.

Das alles ruft nach Reformen, die von dem Bildungsbedürfnis des ganzen Volkes ausgehen müssen und nicht zugunsten des einen oder anderen poli­tischen und weltanschaulichen Prinzips unternommen werden. Die Kulturho­heit der Länder braucht unter solchen Reformen gar nicht zu leiden, nur soll­ten sich die Träger dieser Hoheit be­wußt bleiben, daß die Verantwortung, die ihnen mit ihrem Amt anvertraut worden ist. weit hinaus über die an sich verständlichen regionalen Wünsche und Interessen reicht.

Die Ständige Kultusministerkonferenz, die ersetzen sollte, was ein Bundes­erziehungsministerium zu leisten hätte, konnte keine Autorität entwickeln. Nunmehr bemühte man die Minister­präsidenten. die auch dem Schul-Wirr- warr innerhalb von fünf Monaten ent- aegentreten wollen. Sie beauftragten wiederum die Kultusminister, Richt­linien auszuarbeiten. Hoffentlich wer­

den diese zur Vereinfachung und Ver­einheitlichung auch beitragen. Und wenn nicht? Dann sollte man vielleicht an eine Wiedereinführung der alten, sich stets bewährt habenden Reichsschul­konferenzen der zwanziger Jahre den­ken, die vor Übersteigerungen des föderalistischen Prinzips uns ebenso wie vor zentralistischen Übertreibun­gen schützen könnten. W. Nölle

DieEllipse in Freiburg

In der Universität Freiburg stellen in diesen TagenDie Wegscheide (Freiburg) und dieEllipse (Tübin- gen'Reutlingen) gemeinsam aus.Die Wegscheide tritt damit zum erstenmal an die Öffentlichkeit. DieEllipse ist aus der seit 1947 bestehendenNotge­meinschaft Tübinger und Reutlinger Künstler hervorgegangen. Neun Tü­binger und drei Freiburger sind be­teiligt. Man spürt, daß hier intensiv und mit Können gearbeitet wird. The­men werden im Hinblick auf bewußte Steigerung der Form und der Farbe wiederholt. Valeska Biese zeigt mit vier Aquarellen (u. a.Olivenhain, Ölbaum) Bilder, vor denen man sich einer Urlandschaft nach dem Verlaufen der Sintflut gegenübergestellt meint. Günter Hildebrand ist stark in der Gestaltung einer brüchigen, makabren Welt (Graphik:Unfrieden undDas Kino ist aus). Fritz Springer be­weist mit seinen Schwarz-Weiß-Kom- positionen (Straße.Sturm,Südli­cher Hafen . . .) einen scharfen Blick für das Typische und prägt durch seine Gestaltung das Bild dieser Dinge neu Gerth Biese führt in seinen Farb- lithographien (z. B. Mädchen mit Pflan­zen) organisch und anorganisch Na­turhaftes zu einer Einheit. Tierformen, Pflanzenformen und geometrische Ele­mente bildet er zu einer Komposition, die durch Geist, Form und Farbe über­zeugt. Als Jüngster in derEllipse" zeigt Heiner Bauschert mit seinen Lithographien .Silberdistel undHam-

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mel, besonders aber mit den Farb- holzschnittenDie blauen Vögel,Aus­fahrt,Herbstfeuer u. a reife Lei­stungen. Weiter sind Ugge Bärtle, Ro­semarie Dykerhoff, Elisabeth Hilde­brand und Erich Mönch mit Arbeil-n vertreten.

Der RomanDer Knabe im Brun­nen von Stefan Andres (Piper, Mün­chen) ist von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats Fe­bruar erklärt worden. Die Jury emp­fahl außerdem erstmalig ein zweites wertvolles Buch: Arnold HausersSo­zialgeschichte der Kunst und Litera­tur (Bede, München).