SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK
400Schüler Süd Württembergs weilten im Ausland
Eine weit größere Schülerzahl schuf sich durch Briefwechsel Verbindung über die Grenzen hinweg
NORDWÜRTTEMBERG
Trauernd standen die Witwe, der Sohn, Freunde, Fliegerkameraäen und ein« Abordnung des Bundesgrenzschutzes vor dem blumengeschmückten Sarg, als die sterblichen Überreste des deutschen Kampffliegers Werner Baumbach an Bord des argentinischen Dampfers „Yapeyu “ im Hamburger Hafen eintrafen. Der Träger des Ritterkreuzes mit Eichenlaub und Schwertern ist in Argentinien al* Berater der argentinischen Luftwaffe am 20. Oktober 1953 tödlich abgestürzt,
Bild: Keyston«
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Tübingen. Der „Internationale Schüier- austausch" findet bei derSchul jugendSüd- württemberg-Hohenzollerns ein steigendes Interesse. Das stellte der Sachbearbeiter für Auslandsbeziehungen beim Tübinger Oberschulamt, Oberregierungsrat Dr. D i e t z , fest. Das bestätigte auch der Geschäftsführer des „Bundes für Internationale Kulturarbeit“, Dr. Locher aus Reutlingen. Und Fräulein G o 11 h e 1 f , die zuständige Referentin beim Landes jugendring Baden-Württemberg in Stuttgart, hat das gleiche festgestellt. Im vergangenen Jahr konnten allein nach Frankreich etwa 300 Schüler aus Südwürttemberg-Hohenzollern fahren. Zahlreichen Schülern wurde der Auslandsaufenthalt durch Vermittlung ehemaliger Kriegsgefangener ermöglicht. Bei 60 Schülern gelang der Austausch durch den Schülerbriefwechsel. Nach England fuhren etwa 50 und nach Schweden ungefähr 25 Schüler.
Etwa 400 Schüler aus Südwürttemberg-Hohenzollern konnten also im vergangenen Jahre im Rahmen des Internationalen Schüleraustausches ins Ausland fahren. Wieviel Schüler es in diesem Jahr sein werden, das läßt sich noch nicht sagen, da entscheidend ist, wieviel ausländische Schüler oder Gruppen an einem Austausch interessiert sind. Jedenfalls erwartet der „Bund für Internationale Kulturarbeit“ in diesem Jahr in Württemberg unter anderem auch zwei italienische Schülergruppen. Gleichzeitig wird wahrscheinlich im Schwarzwald im Sommer dieses Jahres ein dreiwöchiges deutsch- Italienisch-französisches Schülertreffen veranstaltet.
Der Kontakt, den die Schüler mit dem Ausland haben, erschöpft sich nicht Im Austausch. Allein im vergangenen Jahr nahmen rund 1200 Schüler aus Südwürttemberg-Hohenzollern einen fremdsprachlichen Briefwechsel mit französischen Schülern auf. Und darin sollte man während der Schulzeit den Schwerpunkt der Auslandsbeziehungen sehen. Darin — und in den sogenannten „Partner-Schulen“. Das sind Schulen (in Frankreich und England), mit denen zur Zeit etwa ein Dutzend Schulen in unserem Regierungsbezirk in Briefwechsel stehen und den Austausch von Anschauungsmaterial pflegen. Es fängt an beim Austausch von Büchern, Bildern, Zeichnungen und Zeugnisheften und führt nicht selten zu Einladungen.
Bessere Straßenverbindung
Reutlingen. Der Oberbürgermeister von Reutlingen, Oskar Kalbfell,
Der bisherige Uimer Oberbürgermeister Theodor Pfizer wurde am Sonntag Von der Bürgerschaft auf weitere zwölf Jahre gewählt. Pfizer erhielt von insgesamt 34188 abgegebenen gültigen Stimmen 26 155 Stimmen (76,5 Prozent).
Für eine Stärkung der freien Wohlfahrtsverbände durch persönliche Mitarbeit sprachen sich die Mitglieder des Stuttgarter Freundeskreises der Arbeitsgemeinschaft „Der Bürger im Staat“ bei einem Treffen am Wochenende aus. Derartige Freundeskreise be- »tehen in dreizehn Orten Baden-Württembergs.
In Baden-Württemberg bestanden am Ende des vergangenen Jahres 806 private Omnibusunternehmen. Davon waren 246 in Nordwürttemberg, 260 in Südwürttemberg-Hohenzollern, 217 in Südbaden und 87 in Nordbaden ansässig.
Der Heilbronner Pferdemarkt, einer der größten Märkte Nord Württembergs, findet in diesem Jahre am 22. und 23. Februar statt. Der Markt, der weit über die Kreisgrenzen hinaus Bedeutung hat, Ist mit einer Prämiierung von Stuten und Stutfohlen verbunden. Außerdem
verlangte in der ersten Sitzung des neuen Reutlinger Kreistages den Ausbau der Straßenverbindung zwischen Reutlingen beziehungsweise Metzingen und Stuttgart. Er teilte mit. daß diese Forderung zur Zeit in einem Expose erhoben wird, das den zuständigen Stellen überreicht werden soll. Die Verkehrsverhältnisse auf der Reutlinger und Uracher Alb seien so unhaltbar, daß hier dringend Abhilfe geschafft werden müßte.
Wintersportparadies
Schwarzwald
Freudenstadt. Für die Skisportler gab es in diesem Winter erst wenige günstige Sonntage. Entweder gab es zu wenig Schnee oder dämpfte die Kälte die Freude am Skisport. Dafür gab es gestern einen wolkenlosen Sonnentag auf den Höhen des Schwarzwaldes. Viele Tausende machten sich in Omni-
Abgelehnt
Stuttgart. Die 12. Zivilkammer des Stuttgarter Landgerichts hat am Samstag den Antrag von Oberbürgermeister Dr. Arnulf K 1 e 11, gegen die Nummer drei der Hamburger Illustrierten „Post“ eine einstweilige Verfügung zu erlassen, als unbegründet zurückgewiesen und für erledigt erklärt. Dr. Klett muß die Kosten des Verfahrens tragen. Der Stuttgarter Oberbürgermeister hatte beantragt, die Nummer drei der „Post“ wegen der Fortsetzung des Artikels „Die seltsame Karriere des Dr. Klett“ zu verbieten. Außerdem hatte er verlangt, daß es der Zeitschrift, beziehungsweise dem Verlag, untersagt werde, diesen Artikel künftig zu verbreiten oder auf eine sonstige Art Dritten zur Kenntnis zu bringen. Das Gericht stellt in seiner Begründung fest, der erste Punkt des Antrags von Dr. Klett sei schon deshalb erledigt, weil die Nummer inzwischen ausgeliefert und verkauft sei. Im übrigen habe das Gericht in dem Artikel keine Beleidigung oder üble Nachrede erblichen könnnen.
Deutsches Liederfest 1956
Stuttgart. Das „Deutsche Liederfest 1956“ wird in der 2400 Besucher fassenden Stuttgarter „Liederhalle“ stattfln- den, die bis plahin mit einem Aufwand von acht Millionen Mark errichtet werden soll. Diese Mitteilung machte Bundesgeschäftsführer August M e y 1 e am
Kurze Umschau
sind eine Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte, ein Krämermarkt sowie ein Sattler- und Seilermarkt vorgesehen.
Anläßlich des Hochschultages der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, der nach vierjähriger Pause am Samstag in Ulm stattfand, wurde dem Schwerkriegsbeschädigten Bauern Georg Thierer aus Albeck, im Kreis Ulm, der Adolf-Munzinger-Preis verliehen.
Die Patres des Klosters Neresheim haben am Sonntag ihren an einem Gehirnschlag verstorbenen Prior P. Vinzenz Oberhammer OSB beerdigt. Prior Vinzenz war seit über 30 Jahren Organist der berühmten Balthasar-Neu- mann-Klosterkirche in Neresheim. Er stand im 69. Lebensjahr.
Ein 83 Jahre alter Mann versuchte am Stuttgarter Schloßplatz die Anhängerkupplung zwischen dem Triebwagen und dem Anhänger einer haltenden Straßenbahn zu übersteigen. Als die Straßenbahn plötzlich anfuhr, geriet
bussen und Autos in das Skiparadies um Freudenstadt auf. Wer befürchtet hatte, die Schneedecke sei nicht mehr ausreichend, sah sich überrascht. So wimmelte es in der wärmenden Februarsonne geradezu von begeisterten Wintersportlern, die vor allem die Wanderwege und die Hänge im Gebiet der Schwarzwaldhochstraße aufsuchten.
Bischof empfing Spätheimkehrer
Rottenburg. Etwa 50 Spätheimkehrer, von denen zurzeit viele mit ihren Frauen an der zweiten Heimkehrer- Freizeit der Diözesanakademie in Hohenheim teilnehmen, gewährte Bischof Dr. Carl Joseph Leiprecht in Rottenburg eine Audienz Universitätsprofes- sore Johannes Stelzenberger sprach in der Akademie als Spätheimkehrer in einem Vortrag über die Wege, auf denen Menschen wieder in Familie, Gemeinde und Kirche zurückfinden können.
Sonntag, auf dem 70. Gautag des Oberschwabengaus im Schwäbischen Sängerbund, vor 350 Delegierten. Er gab ferner bekannt, daß beim Deutschen Liederfest in Stuttgart 50 Sonderkonzerte vorgesehen seien sowie eine Großkundgebung im Neckarstadion, zu der mindestens 25 000 Besucher erwartet werden.
HOH anerkannt
Stuttgart. Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat mit Beschluß des Ministerrats die HOH — Hauptarbeitsgemeinschaft der Organisationen der Heimatvertriebenen — als Geschädigtenverband im Sinne der §§ 309/310 des Lastenausgleichsgesetzes anerkannt.
Der dritte Bauabschnitt
Heilbronn. Oberbürgermeister Paul M e y I e gab bekannt, daß der Wettbewerb für die Gestaltung des dritten Bauabschnitts des Heilbronner Rathauses, der in städtebaulicher Hinsicht besondere Schwierigkeiten mit sich bringt, sofort als reiner Bauwettbewerb gestartet wird. Damit wird auf den ursprünglich vorgesehenen Ideenwettbewerb verzichtet. Als Tag der Ausschreibung ist der 15. Februar festgelegt worden. Der erste Preis wurde auf 6000 Mark beziffert. Insgesamt werden 25 000 Mark für Preise ausgeschüttet. In das umfangreiche Bauvorhaben soll
der Greis unter den Anhänger und erlitt schwere ' Verletzungen, denen er bald darauf im Krankenhaus erlag.
Der Speisewagenkoch des Fernschnelltriebwagens „Münchner Kindl“ mußte in Geislingen/Steige aus dem Zug heraus in das Krankenhaus gebracht werden. Er hatte sich während der Fahrt durch auslaufendes Fett schwere Verbrennungen im Gesicht und an den Händen zugezogen.
Ein 32 Jahre alter Holzhauer aus Unterhausen im Kreis Reutlingen wurde bei Waldarbeiten am Mittwochabend von einem Buchenstamm, der ins Rutschen gekommen war, erfaßt und so schwer verletzt, daß er kurze Zeit darauf starb. a
60 000 Mark Sachschaden verursachte ein Brand ln einem landwirtschaftlichen Anwesen in Schlierbach, Kreis Göppingen, dem eine Scheune mit Erntevorräten und landwirtschaftlichen Geräten zum Opfer fiel
Zwei junge Männer aus Calw, die einen Bauern überfallen und seiner Barschaft von 330 Mark beraubt hatten, konnten festgenommen werden. Die Täter sind geständig.
nach Möglichkeit auch die auf dem zu überbauenden Areal stehende Ruine des historisch besonders wertvollen Archivgebäudes einbezogen werden. Außerdem ist ein Durchgang zum Marktplatz als wünschenswert erachtet worden. Dem Preisgericht gehört auch Professor Paul Bonatz, Stuttgart, an.
Großfeuer
Waldhausen. Einen Schaden von ungefähr 280 000 Mark verursachte ein Großfeuer in der Gemeinde Waldhausen, im Kreis Ulm. Der Brand brach in der Scheune des Anwesens des ehe-
BADISCHE
Toter saß beim Bier
Mannheim. In einer Wirtschaft der Innenstadt fiel am Samstag ein 54jäh- riger Bauhilfsarbeiter auf, der still vor einem Glas Bier saß und den Eindruck eines Schlafenden erweckte. Als der Mann schließlich hilflos von seinem Stuhl fiel, wurde er von einigen Gästen aufgehoben und so hingesetzt, daß er mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. Andere Gäste, denen das merkwürdige Verhalten des Mannes nicht geheuer vorkam, stellten schließlich fest, daß der Gast tot war.
Gegen eine Verlegung
Karlsruhe. Gegen eine Verlegung der Oberfinanzdirektion Karlsruhe nach Mannheim sprach sich Bundesfinanzminister Dr. Schäffer in einem Gespräch mit dem Karlsruher CDU-Bun- destagsabgeordneten Willy L u 1 a y aus. Der Bundesfinanzminister betonte, einer solchen Verlegung könne er keine Zustimmung geben, da sie schon aus rein finanziellen Gründen vor den Steuerzahlern nicht verantwortet werden könne.
Ohne jedes Gewissen
Mosbach. Die Große Strafkammer des Landgerichts Mosbach befaßte sich ln der vergangenen Woche mit dem frivolsten Fall von Bigamie, der nach 1945 bei diesem Gericht anhängig war. Ein 31jähriger Angeklagter wurde wegen Doppelehe, Betrugs, Urkundenfälschung und Verletzung der Unterhaltspflicht zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus und
maligen Bürgermeisters von Waldhausen aus und fraß sich mit rasender Geschwindigkeit weiter. In dem 54 Meter langen Wirtschaftsgebäude, in dem tausend Zentner Heu und 800 Zentner Stroh lagerten, fand das durch starken Ostwind begünstigte Feuer reiche Nahrung. Später wurde auch das nachbarliche Anwesen von den Flammen erfaßt. Die Löscharbeiten, an denen sich die Feuerwehren aus Waldhausen, Geislingen, Gerstetten, Schalkstetten, Gussenstadt und eine Motorspritze au« Ulm beteiligten, wurden stark beeinträchtigt, da die Hydranten eingefroren waren.
RUNDSCHAU
zwei Jahren Ehrverlust verurteilt. Dar Angeklagte, von Beruf Schuhmacher, hatte sich nach dem Krieg als Schwarzhändler betätigt. Seine erste Ehe wurde geschieden. Seiner zweiten Frau lief der Mann 1950 an dem Tag davon, an dem sie seinem Kind das Leben schenkte. Der Angeklagte legte sich dann einen neuen Namen zu und beschaffte sich im Lager Uelzen Papier« eines Flüchtlings und Spätheimkehrer« aus der Sowjetzone. Er heiratete anschließend ein Mädchen aus einer angesehenen Familie und studierte an der Universität Heidelberg drei Semester Volkswirtschaft.
Für bessere Altersversorgung
Lahr. Der erste Vorsitzende der Industriegewerkschaft Druck und Papier erklärte auf einer Gaukonferenz der südbadischen Bezirksfunktionäre, es sei an der Zeit, sich gemeinsam mit den Arbeitgebern Gedanken über eine bessere Altersversorgung der Arbeitnehmer durch zusätzliche Leistungen au« den Erträgen der Wirtschaft zu machen, da die derzeitigen Renten nicht au»- reichend seien.
Fast 35 000 Arbeitslose
Freiburg. Fast 35 000 Menschen waren bei den Arbeitsämtern ln Südbaden Ende Januar als arbeitslos gemeldet Damit hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Regierungsbezirk Südbaden gegenüber Ende letzten Jahres fast verdoppelt. Gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres liegt die Zahl der Arbeitslosen um über 12 000 höher.
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Prof. Franz Arnold
. Als Nachfolger von Professor Dr. Hans Wenke hat für das Amtsjahr 1954/55 der erweiterte Große Senat der Universität Tübingen den Ordinarius der Pastoraltheologie in der Katholisch-Theologischen Fakultät, Professor Dr. Franz Xaver Arnold, zum Rektor magnificus gewählt.
Professor Arnold steht im 57. Lebensjahr. Sein Geburtsort ist Aichelau lm jetzigen Kreis Münsingen. Wer ihn kennt, weiß, wie sehr er sich als Schwabe fühlt. Im Land und bei den Leuten hat er im Auftrag seines theologischen Amtes schon segensreich gewirkt. Eine natürliche Rednergabe und gebildete Überzeugungskraft ist ihm eigen. Er hat als Liebhaber der Klassischen Philologie das Humane und Humanistische in der christlichen Religion nie verdächtigt und eifernd ausgeschaltet, sondern dieses in seine Studien mit hineingenommen. Das kann *nan als einen „Schwabismus“ höherer Art bezeichnen, dem auch die Theologen der anderen Fakultät immer und gern zugestimmt haben.
Im Jahre 1937 ist er auf den Lehrstuhl für Pastoraltheologie berufen worden, nachdem er 1932 bei dem Moraltheologen Professor Dr. Otto Schilling promoviert hatte. Seine Promo-
Nach Österreich eingeladen
Das Landestheater Württemberg-Ho- henzollern hat von den Städten Bregenz und Feldkirch die Einladung erhalten. mit seiner erfolgreichen Aufführung von „Feuerwerk“ am Samstag, dem 27. Februar, und am Sonntag, dem 28. Februar, in Bregenz bzw. Feldkirch zu gastieren. Diese ehrenvolle Einladung soll der Beginn weiterer Gastspiele sein und es soll damit eine frühere Gepflogenheit, die lange Jahre unterbrochen war, wieder aufgenom- •uen werden.
zum Rektor gewählt
tionsarbeit steckt bereits die oben erwähnten besonderen Interessen ab. Sie handelte von der Staatslehre des Kardinals Bellarmin, eines humanistisch gerichteten Hauptes der jesuitischen Gegenreformation. Einen hochwichtigen Beitrag zur Kontroverstheologie hat er mit seiner Arbeit über die Frage
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des Naturredites bei Luther geleistet. Es dürfte den evangelischen Gelehrten schwer werden, die Arnoldschen Ergebnisse zu widerlegen. Wenn überhaupt irgendwo, so ist Luther gerade mit seinen Ansichten über das Naturrecht noch mitten drin in dem von ihm sonst so leidenschaftlich bekämpften Thomismus. In den schweren Jahren nach der Katastrophe hat Arnold
seine Vorlesungs- und Erkundungspraxis auf dem Gebiet der Seelsorge in verschiedenen Untersuchungen niedergelegt und erscheinen lassen. Beispielgebend dafür sind die zwei großen Bände, die man als eine moderne Phänomenologie der Seelsorge überhaupt und besonders der katholischen Seelsorge ansehen darf. Geschichtliches und Systematisches sind hier ebenso gelehrt wie auch psychologisch tiefgründig, immer von der Not und dem Bewußtsein des heutigen Menschen ausgehend, in eine große Problemschau gebunden; auf den Laizismus ist besonders eingegangen. -r.
Geschichte von den Ideen her
Zum Tode von Friedrich Meinecke
Der Nestor der deutschen Geschichtswissenschaft, Professor Dr. Friedrich Meinecke, ist am Samstag im Alter von 91 Jahren an Altersschwäche in Berlin gestorben.
Der Gelehrte wurde am 30. Oktober 1862 in Salzwedel (Altmark) geboren, studierte ln Berlin und Bonn Geschichte und Philosophie und trat dann als Hilfsarbeiter ln das Geheime Staatsarchiv ein. Nacheinander war er dann Privatdozent für Geschichte in Berlin und Ordinarius ln Straßburg und Freiburg. 1914 folgte er als Nachfolger von Max Lenz einer Berufung an die Universität Berlin, an der er als Professor der deutschen Geschichte bis zu seiner Emeritierung 1928 tätig war. 1949 stellte sich der 86jährige der in Westberlin gegründeten Freien Universität zur Verfügung und wurde ihr erster Rektor. Prof. Meinecke war Mitglied zahlreicher in- und ausländischer wissenschaftlicher Gesellschaften und Träger vieler Ehrenauszeichnungen, u. a. der Friedensklasse des Ordens Pour le m£rite.
Meineckes Werk wuchs zu einer inneren Einheit an. Vom Einzelgeschehen und Biographischen, wie etwa einer Biographe Boyehs, wandte er sich zur
Geschichte des Ideellen. „Weltbürgertum und Nationalstaat“, „Die Idee der Staatsraison“ waren bereits große Würfe einer gedanklich orientierten Geschichtsauffassung. „Die Entstehung des Historismus“ wendet sich der Zentralfrage zu, daß die Verbreitung und Vertiefung historisierenden Betrachten« einen relativierenden, entwertenden Charakter angenommen habe. Nach Ernst Troeltschs Versuchen hat Meinecke hier Abschließendes gesagt. Er sieht große universale Wirkunszusam- menhänge, neben den äußeren Kausalitäten auch die geistigen und ideellen Werte als historische Kräfte am Werke und lehnt konservativ-romantische Gegenwartsflucht ebenso ab wie die kulturpessimistische Resignation Spenglers. Keiner der neuen Historiker hat so viel über das Wesen der Geschichte und des Geschichtlichen nachgedacht wie Meinecke. Ihren Sinn sieht er in der Auseinandersetzung zwischen Freiheit und Notwendigkeit, und den Relativismus überwindet er im Gedanken der Unmittelbarkeit eines jeden Zeitalters zu Gott und in der lebendigen Empfindung Goethes vom „Ineinanderrinnen von Augenblick und Ewigkeit“.
Mit Meinecke hat die Geschichtsbetrachtung wieder Anschluß an die große abendländische Geistesentwicklung und Geschichtsschreibung gefunden. Was Wunder, daß er dem Gewalttreiben Hitlers von Anfang an offene und geheime Fehde ansagte. Sein Buch „Die Deutsche Katastrophe“ war eine gerechte Abrechnung und ein Bekenntnis zur Gesinnungsgemeinschaft mit den Männern des 20. Juli. Köstlich sind seine Erinnerungen zu lesen. Der erste Band „Erlebtes“ umfaßt die Jugend, der zweite Band „Straßburg-Freiburg- Berlin“ die Professorenzeit, ein deutsches Gelehrtenleben in seiner ganzen Weite und ehrfurchterweckenden Tiefe, weltoffen und andächtig vor Leben und Geschichte geführt, ohne den Götzen der Zeit einen Tribut zu zollen.
Kulturelle Nachrichten
Der Kunstmaler Prof. Dr. Albert Haueisen, Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik un4 Ehrensenator der Technischen Hochschule Karlsruhe, ist am Freitagabend im Alter von 81 Jahren ln Kandel in der Pfalz gestorben. Haueisen war Meisterschüler von Hans Thoma und Leopold Kalckreuth. In den Jahren 1929—1933 wirkte er als Lehrer und Direktor der Karlsruher Akademi«. Bekannt wurde er durch die Ausmalung der Peter- und Paulskirche ia Karlsruhe und die Wandgemälde in der dortigen Technischen Hochschule,
Das Deutsche Archäologische Institut ln Istanbul hat in diesen Tagen seine durch den Krieg unterbrochene Tätigkeit offiziell wieder aufgenommen. Es war im November vergangenen Jahres durch Beschluß de« türkischen Ministerrats in deutsch« Hände zurückgegeben worden. An der Eröffnungsfeier nahmen der deutsch« Botschafter Dr. Wilhelm Haas, der Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin, Prof. Dr. Carl Weickert, und der Oberbürgermeister von Istanbul, Prof. Dr. Fahreddin Kerim Gökay, teil.
nter der Leitung von Prof. Dr. Kurt el widmet sich das Institut beson- 5 den Ausgrabungen der Hethiter- iptstadt Chattuscha (Boghazköi) 150 jmeter östlich von Ankara. Es ver- : über eine Bibliothek von 22 000 den und Druckwerken, it dem Großen Verdienstkreuz ist Emeritus für Neutestamentlich# ?enschaft an der Göttinger Unlver- Walter Bauer, ausgezeich- worden Bauer hat sich besonder# die Erforschung der griechischen
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Dr. RoseSchapire, die Hamburger kunsthistorikerin, Ist in London im 80. Lebensjahr gestorben.