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Donnerstag, den 2. Juni 1927

Fernsprecher Rr. 2»

191. Jahrgang

Russischer Krieg das russische Heer

DasNeue Wiener Journal" bringt eine Unterredung mit General Hofftnann, dem bekannten militärischen Ver­treter Deutschlands bei den Friedensverhandlungen vor Brest Litowsk. Er sagt:

Das alte kaiserlich russische Heer hatte 85 000 Offiziere wovon etwa ein Drittel in das Rote Heer gepreßt wurde Der Wert dieses zahlenmäßig ganz geringfügigen Offizier­korps ist für den Ernstfall zweifelhaft. Daß aus der Reihen der Bolschewisten wirkliche Führer und Lehrer des Heers herangebildet sein sollen, ist ausgeschlossen. Das Rot« Heer dürfte nicht einmal Kompagniechefs besitzen. Der Stand der Bewaffnung und Äusrüstung ist bei je nen 60 000 besonders ausgebildeten Mannschaften, die mar gemeinhin Tscheka-Truppen nennt, gut. Ihre Tätigkeit besteht aber nur in Exekutionen gegen streikende Arbeiter und gegen unbewaffnete Bauern zwecks Getreidebeschlag­nahme. Zu ihnen gehören die bekannten Moskauer Parade- truppeu. Der gesamte Rest des Roten Heers ist aber nack allen vorliegenden Berichten außerordentlich schlecht ausge­rüstet und bewaffnet. Darüber hinaus steht die allgemein« Zuverlässigkeit derart im AweifA, daß Äen Soldaten viel­fach nach den Dienststunden die Waffen weggenommen wer­den »rüsten. Ob Budjeuny, der rote Murat, fähig ist.

auch nur eine Kavalleriedivision zu führen, bleibt abzuwar­ten, ebenso ob Sowjetrußland auch nur einen Offizier be­sitzt, der eine Infanteriedivision im Gefecht zu leiten im­stande ist von der Kriegführung im Großen ganz zu schweigen.

Auf den Einwurf, daß unter solchen Umständen Eng­land ein militärisches Eingreifen doch sebr leicht sein müßte, erwiderte der General: Man müsse die Weite des Raums bedenken, die starke Truppenverbände erfordere. Davon abgesehen wäre aber eine Furcht vor dem weiten Raum völlig verfehlt. Gegenüber Napvleonszeiten gebe es jetzt Eisenbahn, Flugzeug, Auto, Telegraph, Telephon. Da­gegen sei bei einem mit Waffengewalt gegen die Bolsche­wisten geführten Feldzuge zu berücksichtigen, daß irgendein Rückschlag überhaupt nicht eintreten dürfe, der Stoß mußte in einem einzigen Stoß bis Moskau durch­geführt werben. Daher wäre von vornherein stärkster Zräfteeinsatz nötig. Zudem wären auch ganz um­fassende Vorbereitungen nöti" um den Befreiuungskrieg gegen die Bolschewisten für den russischen Bauern und Ar­beiter sofort in greifbare Vorteile und Entlastungen iimzu- münzen. Auf solche Minierarbeit versteht sich allerdings England sehr gut, wie wir Deutsche selbst erfahren muffen.

Die Sylter Bahn eröffnet

Besuch des Reichspräsidenten auf der Insel Sylt

Westerland, 1. Juni. In Klanxbüll sand heute vormittag in Anwesenheit des Reichspräsidenten von Hindenburg und mehrerer Hunderte geladener Gäste sowie unter starker An­teilnahme der Bevölkerung die feierliche Eröffnung der über den neuerbauten Damm durch das Wattenmeer führenden Reichsbahnstrecke KlanxbüllWesterland statt. Der Reichs­präsident traf in Begleitung von Staatssekretär Meißner und seines Adjutanten, Major von Hindenburg, kurz nach 10 llhr m Klanxbüll ein. Hier waren ferner anwesend die Reichsniinisrer Dr. Hcrgk und Dr. Koch, einige preußische Staatsminister, der Generaldirektor der Reichsbahn, Dr. Dorpmüllcr, und mehrere andere hervorragende Persönlichkeiten.

Nach einer kürzen Begrüßung sang ein Iungmädchenchor das Friesenlied. Sodann bat Generaldirektor Dr. Dorp­müller um die Erlaubnis, die Strecke dem öffentlichen Ver­kehr übergeben zu dürfen. Reichspräsident von Hmden- burg erwiderte: Mit dem Dank des Reiches an alle, die mit Kopf und Hand an der Schaffung des großen Sylt­damms gearbeitet haben, und mit dem Wunsch, daß der neue Weg nach Sylt ein festes und ewiges Band zwischen der Insel und dem Festland sein möge, erkläre ich die Eisen- bahnskrecke nach Sylt für eröffnet.

Hierauf,bestiegen die Festqäste den Sonderzug, der etwa

um 10)4 llhr die Eröfsnungssahrt über den 12 Kilometer langen Damm antrat.

Der im Jahr 1921 begonnene Bau, em Meisterwerk deutscher Technik, hat etwa 18)4 Millionen Reichsmark , Kosten verursacht. Zu seiner Aufschüttung dienten etwa 3)4 Millionen Kubikmeter Boden, zu seiner Pflosterunc waren ungefähr 300 000 Tonnen Steine nötig. Die Damm- sokste ist etwa 50,-60 Meter, die ungefähr 7)4 Meter über der mittleren Tiefe des Meers liegende Dammkrone, aus der die Gleise ruhen, etwa 11 Meter breit.

Danktelegramm des Papstes an den Reichskanzler Berlin, 1. Juni. Reichskanzler Dr. Marx hat von Kar­dinalstaatssekretär Gosparri das folgende Telegramm er­halten:Für die so herzlichen Wünsche dankend, sendet Sein« Heiligkeit Ew. Exzellenz den Ausdruck des väterlichen Wohlwollens und erbittet die göttliche Hilfe für die Tätig­keit, die Sie dem Wohle Ihres edlen Landes geweiht haben."

Der Londrak des Kreises Raheburg seines Amtes enthoben Berlin, l. Juni. Die preußische Regierung hak den Landrat des Kreises Ratzeburg (Holstein), Schvneberg gegen den seil einiger Zeit, namentlich von kommunistischer Seite, Beschuldigungen politischer Art erkoben wurden, ohne Angabe von Gründen seines Amtes entbab-m.

Ax. 126 Gegründet 1827

Landwirtschaftliche Betriebszählung und Siedlung

Die ersten Reichsergebnisse der landwirtschaftlichen Be­triebszählung 1925 liegen jetzt vor. Danach bewirtschaften die bäuerliä>cn Betriebe von 2 bis unter 100 Ha. zusammen eine Fläche von 18,8 Millionen Ha., Las sind bei 25,6 Mill. Ha. landwirtschaftlicher Gesamtnutzungsfläche drei Viertel der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. In dev bäuerlichen Betrieb«: ruht somit das Schwergewicht der deutschen Landwirtschaft. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich, wenn man von den Zwergbetrieben (Heiim- gärten, Schrebergärten, Kleingärten von über 5 Ar), di« sich um 400000 oder 28 v. H. vermehrten, absieht, wenig geändert. Nur die m i t te lb ä ue r l i che n Be t r i e b e in der Größenklasse von 510 Hektar und in der van 10 bis 20 Hektar weisen eine ansehnliche Zunahme auf. Erster« haben sich um 23 000 oder 4 v. H., letztere um 2000 oder 0,6 v. H. vermehrt. Die Zunahme der mittelbüuerlichen B«, triebe wird allerdings wieder ausgegllichen durch eine unge­fähr gleich große Abnahme der großbäuerlichen Betriebe in den Größenklassen 20 bis 100 Hektar, die seit der letzten Zählung im Jahr 1907 um 28 000 Betriebe oder 12,6 v. H. zurückgegangen sind.

Sicherlich kann, in der Zunahme der mittelbäuerlichen Betriebe ein Erfolg der Siedlung gesehen werden. Schon bei den entsprechenden Zählungen der Vorkriegs,zell konnte man bemerken, daß die mittelbäuerlichen Betriebe (520 Hektar) ständig Zunahmen. Man zählte 1882 925 000, 1895 rund 1 Million und 1907 1 065 000 mittelbäuerliche Wirtschaften. Auf Grund des Reichssiedlungsgesetzes sind von 1919 bis 1925 16 728 Neusiedlungen mit 146 470 Hektar angelegt worden. Daneben sind im gleichen Zeitraum 156 282 Hektar Land im Weg der Anliegersiedlung an rund 168 398 Kleinstellen, die aus diese Weise da und dort zu mittelbäuer­lichen Wirtschaften ausgerückt sind, abgegeben worden.

Wenn auch die Vermehrung der mittelbäuerlichen Be­triebe zweifellos zu einem Teil auf die Siedlungstätigkeit zu- rückzusühren ist, so muß man doch bedenken, daß im bis­herigen Umfang der Siedlung der sozialen Not auf dem Land bisher noch wenig abgeholfen werden konnte. Die setzt veröffentlichten Ergebnisse der Berufszählung für die Provinzen Hannover, Sachsen, Grenzmark, Niederschlesien und Oberschlesien beweisen das aufs neue. Von diesen Pro­vinzen sind für die Siedlung vornehmlich die Grenzmark, Niederschlesien und Oberschlesien bedeutsam. Für Hannover kommt vornehmlich die Siedlung vom Hof aus in Betracht. Für die Grenzmark und Niederschlesicn wird aber festgestellt, daß die Zahl der selbständigen Landwirte nicht zuge- nvmmen, sondern abgenammen, die Zahl der mitar­beitenden Familienangehörigen sich dagegen überall stark vermehrt hat. So beträgt deren Zunahme in Oberschlesien über 70 000, was einer Verdoppelung seit der Zählung von 1907 gleichkommt. Bemerkenswert ist auch die starke Zunahme der mithelfenden Familienangehörigen in der Provinz Hannover, wo deren Zahl um über 100 000 N>er 40 v. H. gewachsen ist. Das Reich hat erfreulicherweise im vorigen Jahr namhafte Mittel für die Siedlung aus- geworsen, die eine bessere Ingangbringung der Siedlung für die nächste Zeit erhoffen lasten. Durch die Siedlung soll in erster Linie auch der sozialen Not auf den, Land gesteuert werden, indem den nachgeborenen Bauernsöhnen im eigenen Berns eine Existenz geschaffen wird.

Neuestes vom Tage

Polnische Gewalttätigkeiten

Berlin, l. Juni. Aus verschiedenen Städten Obeischle- siens werden empörende Gewalttaten von Polen gegen Deutsche gemeldet. Deutsche Einzelpersonen und Vereine wurden van polnischen Bonden unter den Augen der un­tätig zuschauenden polnischen Polizei überfallen und aus« schwerste mißhandelt. Der polnische Woi-wode (Regierungs­präsident) beachtet die Beschwerden nicht, vielmehr werder deutsche Beamte und Lehrer trotz Mangel weiter gekündiH und ausgewiesen.

*

Die Krankenversicherung auf der Arbeitskonferenz

Genf, 1. Juni. Der erste Ausschuß der Arbeitskonferenz hat sich nach dreitägigen Beratungen mit 38 gegen 18 Stim­men für die Einführung der Zwangskrankenoer- sicheruug in industriellen und gewerblichen Betriebe» md mit 34 gegen 23 Stimmen für die Zwangsoersicherung n landwirtschaftlichen Betrieben ausgesprochen. Damit ist Ke wichtigste Frage des Krankenkassenweseus, zu deren Be­ratung etwa hundert Sachverständige und Delegierte mit Kachkenntnisten in Gens weilen, im wesentlichen zugunsten «es Systems entschieden, das in Deutschland seit geraumer Zoll erprobt ist. Für die Durchführung der Zwangsver- sicheruug werde» für die industriellen und die landwirt­schaftliches Betriebe getrennte Svnderbestinrmungen ausge- Mlt, durch die den verschiedenartigen Arbeitsverhättniffen Rechnung getragen werden soll.

Kn seltsamer Ausweg wurde in der Sprache»« krage im AussMch für die Frage der Mindefüöhue oir»° »ffchtageu. Der Vorsitzende und englische Regiermigsoev- kreler Wolf stellte fest, daß der vom Ausschuß am Sams­

tag getroffene vorläufige Entscheid auf Uebersetzung aller Reden ins Deutsche dem Konferenzbeschluß vom Montag widerspreche. Er gab aber zu, daß die Mehrzahl der Aus- ichußmitglieder nur die deutsche Sprache als Verhand­lungssprache beherrsche. Um diesen Verhältnissen Rechnung zu tragen, wurde aus seinen Vorschlag beschlossen, zwar nicht mehr jede einzelne Rede ins Deutsche zu tGersetzen, asltr aver oen vetressenoen AusjchuymltgUevern ausrei­chend bewanderte Uebersetzer oder Uebersetzerinnen durch das Arbeitsamt beigeben zu lassen, die ihnen die Re­den sofort im Flü st ertön verdolmetschen.

Looks Sieg über hodges

London, 1. Juni. Der Sekretär des Internationalen Bergarbeiterverbands, Hodges. hat infolge der scharfen Angriffe auf der Bertreterversammlung in Paris sein Amt niedergelegt. Der kommunistische Führer der englischen Bergarbeiter, Cook, hatte erklärt, die englischen Bergarbei­ter werden aus dem internationalen Verband austreten, wenn Hodges in seiner Stellung weiter bestätigt werde. Hodges hatte im letzten Bergarbeiterstreik eine versöhnliche Haltung eingenommen.

Die Waffenlieferungen nach China

London, 1. Juni. Auf eine Anfrage des Abg. Wellock im Unterhaus, ob die Regierung Kenntnis davon habe, daß auch aus Deutschland Waffen nach China geliefert worden seien und ich die Regierung den Fall vor den Völkerbunds- rat bringen wolle, erklärte der Staatssekretär des Aeuhern Locker Lampson, im Jahr 1925 seien Waffen im Wert von 3,8 Millionen Haikwan Taels von den Nordsee­häfen aus nach China eingeführt worden. Das beweise aber nicht, daß diese Waffen unter Verletzung des Versailler Vertrags in Deutschland hergestellt worden seien. Es liege daher kein Anlaß vor, die Sache vor den Bölkerbunds- rat zu bringen. Vom Hamburger Hafen aus werden noch Waffen verschifft. Wo diese Waffen hergestellt werden, sei nochungewiß . (Schon vor einiger Zeit hat bekanntlich die Reichsregierung im Reichstag erklärt, daß von deutschen Reedern ein Abkommen getroffen wurde, wonach sie von Waffenverschistlmgen nach China Abstand nehmen.)

Die Wirren in China

London, 1. Juni. Die chinesischen Norütruppen haben den Eisenbahnknotenpunkt Tschengtschau (Provinz Honan) bereits geräumt und sich über den Hoangho (Gel­ben Fluß) zurückgezogen. Auf ihrem Rückzug sprengten sie die große Brücke von Schesui, um den Vormarsch Feng- jusiangs, der sie von Westen her in der Flanke bedroht, aufzuhalten.

Realer bestätigt, daß die Nordkruppen bei Honansu von 'Fengjusiang geschlagen wurden, der die Stadt besetzte und viel Munition erbeukeke. Tschangkaischek, der den linken Flügel der Nordtruppen vor sich her schiebt, erklärte, seine kürzliche Niederlage in der Provinz Honan sei dadurch herbeigeführt worden, daß zwei seiner Generale Verrat ge­übt haben,' er habe das Südbeer aber wieder fest in der Hand.

Württemberg

Stuttgart, 1. Juki. DieArbeitszeitderEkaats- beamte». Die Kleine Anfrage des Abg. Schlumpber- ger (Rat-Eoz.) betr. Wiedereinführung der 48-Stunden- woche für Staatsbeamte hat das Finanzministerium wie folgt beantwortet: Bei Wiedereinführung der 48-Etrmden- woche ergibt sich in der Justizverwaltung ein lau­fender Mehraufwand von mindestens 130000 RM. jähr­lich,- verursacht würde dieser Aufwand durch die notwendige Einstellung von weiterem Aufsichtsperson«! in den Strafanstalten und Gefängnissen. In der Innen- verwaltung hätte die notwendige Einstellung von wei­terem Pflegepersonal bei den Staatskrankenanstalten einen jährlichen Mehraufwand von 320 000 NM. zur Folge. Durch die Einführung der gleichen Arbeitszeit für das pri- vakrechtlich angestelltc Wirtschafts personal der Skaakskrankenanstalten kommt eine weitere Belastung der Staatskasse mit jährlich 60 000 NM. hinzu. Ferner würde die Schaffung von Unterkunftsräumen in der Landesstras- anstalt Gotteszell und in den Staatskrankenanstalten für das neu einzustellende Personal einen einmaligen Aufwand von mindestens 300 000 RM. verursachen. In der KultVer­waltung Hot die Wiedereinführung d.er 48-Stnndenwocke