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Ragow« TagblattDer Gesellschaft«"

Mittwoch. 1. Juni 1S27

ben; die Schüler wurden zum Besuch der Handelsschule in Aalen verpflichtet. Ein Teil der Schüler weigerte sich, die dor­tige Schule zu besuchen. Die Ministerialabteilung für die Fachschulen hat mitgeteilt, daß eine gesetzliche Pflicht für die betreffenden Schüler zum Besuch der Handelsschule Aa­len solange nicht besteht, als nicht ein Handelsschulverband gegründet ist. Die Abteilung erachtet es für geboten, daß den in Betracht kommenden Schülern von der Stadtge­meinde eine Beihilfe zu dem in Aalen zu bezaklenden er­höhten Schulgeld und zu den Fahrtkosten gewährt wird. Durch den Wegfall der Handelsabteilung wurden 288 RM. eingefpart. Der Gemeinderat beschloß, unter der Bedingung, daß alle 5 Handelslehrlinge die Schule in Aalen besuchen, denselben für das Schuljahr 1927 einen Beitrag von je 10 Mark zu gewähren.

Heidenheim. 31. Mai. Einweihung des Kinder­brunnens. Am Sonnkag vormittag fand die Einweihung des Kinderbrunnens in den Anlagen stakt. Die Spenderin des Brunnens. Frau Dr. Hermann Voikh, übergab ihn in die Obhut der Stadt.

^p- Tübingen, 31. Mai. Jahresfeier in Seba­stiansweiler. Auf Einladung der Basler Mission und des württ. Evang. Jungmännerbunds fand am Himmel­fahrtsfest in Anwesenheit mehrerer tausend Teilnehmer die Jahresfeier des bekannten Schwefelbades in Sebastiansweiler statt. Dieses Erholungsheim wurde vor 2 Jahren yon der Basler Mission erworben und ist in kurzer Zeit zu einem volkstümlichen Mittelpunkt religiösen Lebens geworden. Am Bormittag wurde die Einweihung des Neubaus gefeiert, der, nach Plänen von Architekt Stahl in Stuttgart hergestellt, weiteren 25 Gästen Platz bietet. Der Vorsitzende des Auf- fichtsrats. Direktor Knorppaus Stuttgart, hielt die Weihe­rede: das Schlußwort sprach der Präsident der Basler Mis- sionsgefellschast, Pfarrer Burckhardt. Beim Jahresfest am Nachmittag, bei dem die Kirchenchöre von Mössingen und Belsen, der Tübinger Gemeinschaftschor und mehrere Po­saunenchöre mitwirkten, hielten Mjssionsdirektor Harten­stein, Direktor Pfarrer Keppler vom Evang. Jung­männerbund und Missionar Lohß religiöse Ansprachen. Mit einem kräftigen Schlußwort von Missionssekretär Iehle aus Stuttgart endigte die Feier, die sich sichtlich von Jahr zu Jahr tiefer einbürgert.

Tübingen, 31. Mai. Notlandung. Sonntag abend mußte ein Eindecker vom Flughafen Böblingen, der sich auf einer Probefahrt befand, wegen Motorschadens beim Fest­platz in der Lindenallee niedergehen. Das Flugzeug hat am Montag früh seinen Flug fortgesetzt.

Tübingen. 31. Mai. Von der Universität. Der Staatspräsident hat den Oberamtstierarzt Professor a. D. Dr. Walter Gmelin in Tübingen zum Honorarprofessor an der medizinischen Fakultät der Universität Tübingen er­nannt.

Balingen, 31. Mai. Römerfunde. Am Ortsaus­gang von Ebingen wurde eine ausgedehnte römische Sied­lung festgestellt. Gefunden wurden neben Ziegelsteinen die Grundmauern mehrerer Gebäude, ein Stein mit Inschrift, verschiedene Gefäßreste, darunter ein Stück einer Bilder­schüssel mit Jggds.zene. Der Fund weist ungefähr in die Zeit von 100150 n. Ehr.

Schwenningen, 31. Mai. Gegen den Urlaubs- Abbau. Eine Versammlung von Vertretern des Mekall- orbeikerverbands erhob gegen den vorgeschlagenen Abbau des Urlaubs Einspruch. Ein Ausschuß wurde beauftragt, dies bei den Verhandlungen zum Ausdruck zu bringen.

Untermberg OA. Baihingen, 31. Mai. Z u m S ch ii l er­st r e i k. Zu dem gemeldeten Schülerstreik ist weiter nmzu- teilen, daß ein Teil der Schulpflichtigen nunmehr der Ein­weisung in die Schule Bissingens Folge leistete und dort den Unterricht besucht. Gegen die noch Fernbleibenden werden Zwangsmaßnahmen angewendet.

Vom bayerischen Allgäu, 31. Mai. Das Jägerdenk­mal auf dem Grünten. Wie aus Jmmenstadt berich­tet wird, soll das Jägerdenkmal aus dem Grünten, dessen großartiger Bau weit ins Land hinaus grüßt, Heuer voll­endet werden. Die Tafeln mit den Inschriften der 3006 Toten des Regiments und die Reliefs gehen ihrer Dollen- » düng entgegen. Mit dem Innenausbau wird demnächst be­gonnen werden, und so wird der Einweihungstag des Denk­mals im August zu einem Wiedersehenstag für die Regi­mentskameraden werden.

Aus Stadt «udLand

Nagold, 1. Juni 1927.

Wer vornehm sein will, lerne den Aerger besiegen.

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Vertrauen und so.

Es gibt Frauen, die ihren Mann wie einen Kriegsgefangenen behandeln. Wenn er einen Brief öffnet, so warten sie neben ihm, um zu erfahren, was darin steht. Wenn er nach zwanzig Jahren seinen ehemaligen Sertalehrer wiedergesehen hat, so fragen sie ihn, was dieser gesagt hat. Und wenn der Mann einmal 5 Minuten schweigsam vor sich hinstarrt, so heißt es : Woran denkst du jetzt?'

Wie sagen Sie?Ich kann Vertrauen verlangen?' Du liebe Zeit! Zunächst einmal: Jeder irgendwie geartete Druck reizt zum Widerstande. Wer mit seinen Händen hart arbeiten muß, bekommt nach kurzer Zeit Schwielen. Der kleine Junge, der durchausBitte, bitte'.' sagen soll, tut es nicht, und wenn wenn er sich damit ein Osterei erwerben könnte. Und ein Mann, an dem man beständig mit dem Bohrer herumarbeitet, wird nur verstockt davon.

Aber ich kann Vertr-'

Ja doch, ja! Aber man soll sich nie auf etwas versteifen, was nicht freiwillig gegeben wird. Erzwungenes Vertrauen gibt es gar nicht; ein Kreuzverhör ist kein Mittel, um Herzen zu erschließen. Wenn wirklich etwas dabei herauskommt, so ist es Wein mit einem Essigstich, eine Zwetschge, die grün vom Baume genommen wurde, eine Einnahme, die man verbraucht, ehe sie da ist. Kurz, es ist eine Torheit.

Aber ich kann-'

Ja, Sie können! Aber eine Frau muß warten können, bis der Mann von selber spricht.

Das tut meiner nie. Er ist schweigsam wie eine Mumie. Wenn ich ihn nicht nach allem frage, sagt er nie etwas!'

O doch, er tut's. Vielleicht nicht gleich. Die Menschen sind ja so verschieden. Mancher spricht stch erst aus, wenn er sich die Sache gehörig zurecht gelegt hat. Drücke ich mich deutlich aus? Ich meine, wenn er die Darstellungsweise heraus­gefunden hat, die allen Vorwürfen, allem Mißverstehen, allem Besserwissen vorbeugt. Denn wenn man etwas erzählt, so macht es einem gar keine Freude, wenn der Hörer einem sofort dazwischen fährt:Siehst Du! Das hätte ich Dir gleich sagen können!' Oder:Warum hast Du nicht?' Oder:Hättest Du doch!' Ueberhaupt, diese Wendungen sollte man nie gebrauchen, wenn man wirklich eine kluge Frau ist. Wer dem andern etwas erzählt, der wünscht, daß der andere mit ihm fühlt, ihm recht gibt und aussprzcht, was man selber denkt. Niemand sehnt sich danach, daß ihm der andere mit dem Koch­löffel auf die Nase schlägt oder das Gesicht mit einer Bürste schrubbt.

Also: lernen Sie schweigen, damit ihr Gatte reden lernt!

Aber wenn's dann einmal über ihn kommt, wenn er die Schleusen seines Gemüts öffnet, dann lauschen Sie! Auch wenn es nachts um zwei Uhr sein sollte und Sie lieber schlafen möchten. Und wenn's am Tage ist und Sie Ihre Plätteisen gerade gebrauchsfertig erhitzt haben, stellen Sie es lieber so lange kalt! Frisieren Sie sich nicht, wenn er gerade sein Herz ausschüttet. Kriechen Sie nicht unter den Tisch, um den Finger­hut zu suchen. Lassen Sie die Zeitung liegen! Sie können getrost erst eine Stunde später lesen, daß man im Kapland einen großen blauen Diamanten ausgegraben hat. Sie kriegen ihn ja doch nicht.

Hören Sie so aufmerksam zu, wie Sie können. Denn das Tor seiner Mitteilsamkeit steht nur gerade jetzt flügeloffen. Wenn Sie es versäumen einzutreten, so schlägt es wieder zu und läßt sich später durch kein Brecheisen wieder öffnen.

Aber mein Mann kriegt nie solche Anwandlungen!'

Dann-ja dann, meine Liebe, dann hat auch Bohren

und Drängen und Belauern keinen Zweck. Denn die Wahrheit erfahren Sie dann doch nicht. Man soll niemals Kraft ver­geuden. Man kann einen Besenstiel schütteln, soviel man will, es fallen keine Zwetschgen herunter.

Also lassen Sie es lieber. Tun Sie, als läge Ihnen nichts daran. So retten Sie sich wenigstens den Ruhm, ohne Neugier zu sein. Man nennt dies, aus der Not eine Tugend machen!

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Dierrftrrachrtthte»

Berta Steinle von Ebhausen legte in diesem Frühjahr ihre staatliche Kindergärtnerinnenvrüfung mit Erfolg ab.

Sleuerkalen-or für Juni

Durch Verordnung des Reichsministers der Finanzen vom 8. November 1926 sind mit Wirkung vom 1. Dezember 1926 an die Verzugszuschläge in Wegfall gekommen. Vom 1. Dezember 1926 an kommen für Steuerrückstände nur noch Verzugszinsen nach dem Iahressah von 10 v. H. zur Anwendung. Eine Schon- frist gibt es nicht mehr.

1. lluni 1927. Nach dem Aufbringungsgeseh ist an stch der zweite Teilbetrag der Vorauszahlungen sür das Kalenderjahr 1927 am I. Juni 1927 fällig. Durch Verordnung vom 19. Mai 1927 jst aber dieser Zahlungstermin auf den 15. 3Üli 1927 verlegt worden.

7. 5uni 1927. Zahlung der einbehaltenen LohnabzugSbeträde für de Zeit vom 16.-31. Mai 1927. ^

10. 3uni 1927. Die Einkommensteuer- und Körperschaftssteuer­vorauszahlungen aller Veranlagten mit Ausnahme der Landwirte erfolgen nur noch kalendervierteljährlich. Die nächsten Voraus­zahlungen für das Kalenderjahr 1927 brauchen demnach erst im 3uli 1927 entrichtet zu werden.

10. Juni 1927. Amsatzsteuervoranmeldungen und Umsahsteuer- vorauszahlungen kommen vom 1. April 1927 an nur noch viertel­jährlich in Betracht.

10. 3uni 1927. Anmeldung und Zahlung der Börsenumsok. steuer für den Monat Mai. und zwar für die Bankgeschäfte, die monatlich Abrechnung haben. Keine Schonfrist.

15. Juni 1927. Zahlung -er Hauszinssteuer für 3uni 1927. Me Hauszinssteuer beträgt vom 1. April 1927 an 1200 v. H. (statt früher 1000 v. H.) der staatlichen GrundvermögenSsteuer. Kein« Schonfrist.

20. 5uni 1927. Einzahlung der «inibehaitenen Lohnabzugs- betrüge für di« Zeit vom 1.15. Juni 1927 an die für den Arbeit- geber zuständige Finanzkasse unter Angabe der Nummer des Arbeitgeberkontos. Keine Schonfrifi.

Die Generalversammlung des Geflügel» und Kaninchenzüchlervereins

welche am Sonntag im Gasthaus zumAnker" tagte, war wieder leider schwach besucht infolge des schönen Maiwetters und anderer Beranstaltungen in der Umgegend. Nach der Be­grüßung seitens des Borstandes wurde der Kassenbericht, nach vorheriger Prüfung, vorgetragen und dem Rechner Entlastung erteilt. Aus dem Jahresbericht ist zu entnehmen, daß der Verein wieder ein arbeitsreiches Jahr hinter sich und daß der Geflügel- und Kaninchenzüchterverein Nagold im letzten Jahr auf verschiedenen Ausstellungen schöne Preise errungen hat. Einen Hauptpunkt der Tagesordnung dilvete die Be­sprechung der Jubiläumsausstellung, die am Sonntag, den 4. Dezember abgehalten werden soll. Als Preisrichter wird je ein besonderer Sachverständiger für Geflügel wie für Kaninchen bestellt. Die alten Mitglieder, welche 3025 oder 20 Jahre dem Verein angehören, werden durch besondere Diplome geehrt. Die Vereinsbeilräge werden künftig durch Vereinsdiener Böchin­gen eingezogen. Künstliche Futtermittel können von Mitglied O. Lehre, Mehlhandlung, bezogen werden. Um die Geflügel­zuchtanstalt Hohenheim kennenzulernen, wurde beschlossen, an einem der nächsten Sonntage eine gemeinsame Fahrt nach Hohenheim zu unternehmen, wozu aber vom Verein kein Bei­trag geleistet werden kann. Zur Feststellung der Teilnehmer­zahl wird in den nächsten Tagen eine Liste zirkulieren zwecks Eintragung der Teilnahme an der Reise nach Hohenheim.

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Was der 3unt bringi. Der Völkerbundsrat hat seine Mitglieder zur 45. Tagung auf den 13. Juni nach Gens be­rufen. Der Reichstag nimmt am 14. Juni die Voll­sitzungen wieder auf. Die Abgabe der Dermögens- erklärungfür das Jahr 1927 hat in der Zeit vom 1. bis 30. Juni bei den zuständigen Finanzämtern zu erfolgen. Die Auslosung der zum 1. Dezember ds. Js. rückzahlbaren Schatzanweisungen X des Deutschen Reiches von 1923 wird am 15. Juni vorgenommen. Auf Veranlassung der Reichsregierung findet eine allgemeine Bodenbenutz­ungserhebung mit einer besonderen Ermittelung über Forsten und Holzungen vom 1. bis 15. Juni statt. Zum Invalid enversicherungsgesetz treten vom 27. Buni ab neue Bestimmungen betreffs der Zahl der Lohn- Llassen und der Beiträge in Kraft. Der zweite Evang. »Kirchentag tritt am 17. Juni in Königsberg i. Pr. zu­sammen. Der Deutsche Landwirtschaftsrat tagt am 20. und 21. Juni in Skektin, der Reichsverband der Deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften vom 23. bis 25. Juni in Kassel, und ^er Reichsstädtebund am 29. und 30. Juni in Görlitz. Am Mittwoch. 29. Juni, tritt zwi­schen 5.30 und 7.30 Uhr morgens eine Sonnenfinster- n i s ein.

Bodenbenuhungserhebung. In allen Ländern des Reichs soll, wie bereits berichtet, auf Ersuchen des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft in diesem Jahr eine Bo­denbenutzungserhebung, verbunden mit einer besonderen Er­mittlung über Forsten und Holzungen, vorgenommen wer­den. Der diesjährigen Bodenbenutzungserhebung ist ganz be­sondere Bedeutung beizumessen, da sie eingehende Kenntnisse auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Erzeugung vermitteln soll. Die Fragestellung ist insbesondere auf Wunsch der land- wirtschaftl. Organisationen weit gefaßt, um, gestützt auf um­fassendes statistisches Material, zur Förderung der deutschen Landwirtschaft geeignete Maßnahmen vorbereiten zu kön­nen, vor allem auch im Hinblick auf die kommenden Handels- oertragsverhandlungen.

Die deutschen Zugendbünde. Nach einer Statistik des Jugendführer" befanden sich anfangs 1927 in den Bünden der katholischen Jugendbewegung 1,3 Millionen, der evan­gelischen 500 000, der nationalen 500 000, der sozialistischen, freigewerkschaftlichen und republikanischen 600 000 und der freien Jugendbewegung 80 000 Mitglieder, in derbürger­lichen" Sportbewegung 1 Million und in der Arbeitersport­bewegung 400 000 Jugendliche.

Mötzingeu, 3l. Mai. Musikfest. Am vergangenen Sonn­tag veranstaltete der hiesige Musikverein ein wohlgelungenes Musikfest. Obwohl die Gemüter ob des unsicheren Wetters etwas ängstlich waren, denn davon hing ja schließlich das gute Gelingen des l. Musikfestes ab, wurden alle Erwartungen in dieser Beziehung aber auch nacki allen anderen Richtungen hin glänzend erfüllt. Sonnenschein und reger Besuch, das war das, was man brauchte, und beides traf ein. Nachdem am Samstag Abend imRößle" ein gemütliches Festbankett statt­gefunden hatte, wurde man am Sonntag morgen um 5 Uhr aufmelodische" Art geweckt und um 8 Uhr konnte man schon das Wettspielen der einzelnen Kapellen vernehmen. Die Or­pheus-Ouvertüre, von derConcordia'-Nagold vorgetragen, ge­fiel am besten und auch in der Bewertung hat Nagold allen weit voran den Vogel abgeschossen. Gegen 2 Uhr marschierte der Festzug, an dem sich außer den Musikkapellen die hiesigen Vereine beteiligten, durch unseren schön geschmückten Ort bin zum Festplatz an der Oeschelbronnerstraße, wo der Vorsitzende des Musikvereins, Herr Mohr eine Begrüßungsansprache hielt

Die Generalversammlung derGewerbebank Nagold e.G.m.b.H.

fand am Samstag, den 28. Mai im Gasthof zumLöwen" statt. Herr Paul Schmid Kfm. hier führte den Vorsitz und eröff­nte die Versammlung, nachdem er an die anwesenden Mitglieder einige Begrüßungsworte gerichtet hatte, in denen er auch zum Ausdruck brachte, daß er gerne eine größere Beteiligung ge­sehen hätte. Zu Punkt 1 der Tagesordnung, Bericht und Rechnungsvorlage über das Jahr 1926, ergriff Herr Dolmetsch das Wort und ffihrte zunächst aus, daß auch im letzten Jahre eine gewisse Besserung der Wirtschaftsverhältnisse eingetreten sei, die sich neben dem Rückgang der Geschäftsaussichten und Konkurse vor allen Dingen in der Senkung der Zinssätze aus- wirkte, sodaß das Geschäft allgemein eine Belebung erfahren durste. Auch die Gewerbebank habe davon profitiert, und die Zunahine der Spargelder, die Ende 1926 rund 900000 be­tragen, sei ein deutlicher Beweis dafür. Die Bilanz-Summe, d. h. die gesamten Betriebsmittel hätten damit die Höhe von rund I 500000 erreicht, was dem Stand von 19 l4 ent­

spräche. Die Mitglieder wurden von neuem daran gemahnt, alle verfügbaren Gelder, sei es auch nur für kurze Zeit, zur Bank zu bringen, denn nur so sei es möglich, die stets sehr zahlreich einlaufenden Kreditgesuche zu befriedigen. Besonders wurde noch erwähnt, daß die Bank, treu dem genossenschaftlichen Gedanken, in Anlehnung an den Reichsbank-Diskontsatz im Soll jeweils den niedrigsten Zinsfuß in Ansatz brachte, während sie für Guthaben die höchstmöglichsten Zinsen vergütet habe.

Der Reingewinn wurde mit 29027,71 bekanntgegeben und gleichzeitig sowohl den Mitgliedern wie Nichtmitgliedern, die der Bank ihr Vertrauen schenken, herzlich gedankt, denn ge­rade dieses Vertrauen habe wesentlich dazu beigetragen, die schwere Zeit nach der Inflation zu überwinden, aber auch für die Zukunft möge dies so bleiben, damit sich die Genossenschaft noch mehr als eineVolksbank' zum Wähle der Allgemeinheit entwickle.

Punkt 2 der Tagesordnung: Herr Johs. Schüttle, Kfm. Ebhausen berichtete über die im vergangenen Jahre von der Kontrollkommission vorgenommenen Revisionen. Sodann er­

folgte einstimmig die Genehmigung der Verteilung des Rein­gewinns wie folgt:

I0"/y Dividende u.Stückzinsen aufGeschästsguthaben ^ 10150.50

10 °/ Kapitalertragssteuer hiervon. 826.80

Zuweisung an den Aufwertungsfonds . . . . 10000. Reservefonds .... - . . 4535.

Abschreibung auf Mobilienkonto. 464.25

Vortrag auf neue Rechnung. 3051.16

zus. 29027.71

Die ausscheidenden Aufsichtsratsmitgliedcr, die Herren Friedr. Schmid Kfm., Ludw. Woblbold Elektr.-Werkbes', Rechtsanwalt Huber und Wilh. Schraeder wurden wieder gewählt.

Während durch einen Beschluß in der Inflationszeit die Zahl der von einem Mitglied zu erwerbenden Geschäftsanteile auf 20 festgesetzt wurde, beantragte die Verwaltung, den gegen­wärtigen VerhältniDn entsprechend die Zahl der Geschäftsan­teile auf 5 zu ermäßigen, was einstimmig genehmigt wurde.

Zum Schluß wurde unter PunktVerschiedenes' noch die Auswertungsfrage behandelt. Nachdem der Aufwertungsfonds durch die vorerwähnte Zuweisung von 10 000 die Höhe von 55 000 erreichte, beantragte die Bankverwaltung aus den Aufwertungsguthaben, deren Errechnung demnächst erfolgt, Vor­schüsse von 10"/, zu zahlen, im Einzelfalle aber nicht mehr als 100 ^lt. Dies bezieht sich sowohl auf Spareinlagen als auch aus Geschäftsanteile. Eine diesbezügl. Aufforderung soll s. ZI. imGesellschafter' erfolgen. Auch dieser Antrag fand die Zu­stimmung der Versammlung.^

Erwähnt sei noch, daß die Zahl der Mitglieder auf 1044 Ende 1926 angewachsen ist und der Gesamtumsatz im vergange­nen Jahre auf einer Hauptbuchseite rund 26 000 000 betrug. Dies sind Zahlen, die eine günstige Entwicklung der Genossen­schaft erkennen lassen.

Irgendwelche weitere Anträge aus den Reihen der Mit­glieder kamen nicht ein, sodaß der Vorsitzende bereits um S'/i Uhr die Versammlung schließen konnte.