Sette 2 - Rr. IIS
NagolLer Tagblatt „Der Gesellschafter'*
Freitag. 20. Mai 1927
Sette 3
Der SaWeastrÄt m Sübastikr Kapstadt. 19. Mai. In einem ZHatzantvag zu der Fla g- genvorlage, über di« zurzeit im Parlament heftige Kämose sind, wird eine Volksabstimmung über Artikel Z und 4 der Flüggem, orlage vorgesehen. Bei dieser Volksabstimmung soll die Mehrheit von einer Stimme ausschlaggebend für die Annahme oder Ablehnung der fraglichen Artikel sein. Artikel 3 bestimmt, daß die neue südafrikanische Flagge ein Georgskreuz mit weißer Umrandung auf einem grünen gevierteilten Feld zeigen soll. Artikel 4 behandelt den weitern Gebrauch der britischen Flagge und sieht vor, daß diese am Geburtstag des Königs von England, 24. Mai, am Diktorratag, 31. Mai. am Uniontag, der auf den ersten Montag im August fällt, und sonst bei allen Gelegsnheiien, die von dem Gsnerahgouoerneur bMmMt iperdM sollen, », zeigen ist. '
Württemberg
f Stuttgart. 19. Mai.
D i e 1 >->
riegsbeschädigten- »r a ge i m Landtag. Der Finanzausschuß beschäftigte Mch m seiner gestrigen Sitzung n. a. mit einer EmMbe -es Bochauds derchscher Kriegsbeschädigter und Hinterbliebener, LäsossoerkaiH Württemberg, um Verbesserung ihrer Lage. Staallsvat Bau erklärte, die Reichsregiermra habe einen kntwuvf zur Besserung der Lage der KriegsbeschiMgien in Ausstcht gestellt. Davon hänge die würirembergi-sche Regelung ab. Bis jetzt sei die Fürsorge .zwischen Reich und Land geteilt und die Teilung hänge mit dem Finanzausgleich »stammen. Eine befriedigende Regelung sei mir durck die Uebernahnie der Mittel durch das Reich möglich. Hiezu eine sich eine befriedigende Stimmung anzubahnen. Um n Kriegsbeschädigten eine bessere Vertretung bei der Lan- sfürsorgebehörde .zu verschaffen, sei eine Aenderung der ndesiiirsorgevrdnuug notwendig. Die Zahl der Schwer- schädigken betrage in Württemberg 13 000, davon seien arbeitsunfähig. In Arbeit untergebracht seien 12 000. Arbeitsbeschaffung sei also in Württemberg befriedigend löst. In längerer Aussprache brachten die Redner aller rteien ein warmes Interesse an der Lage der Kriegs- 'schädiqten zum Ausdruck, und es wurde schließlich ein ntrag angenommen: Das Staatsmimsterium zu ersuchen, eim Reich im Sinn einer angemessenen Erhöhung der Slentenbezüge für oersorgungsberechtigte Kriegsteik- mehmer und -Hinterbliebene, sowie die Uebernahme der cheilfürsorgelasten auf das Reich tätig .zu werden; -vs Reichsministerium zu ersuchen, die Hauptversorgungs- Ämter anzuweisen, bei Nachprüfung von Rentenkriegs- cheschädigre« möglichst entgegenkommend M verfahren; Hchwevbeschädigte bei Erstellrmg von Wohnungsbauten durch Bewahrung verbilligter Baudarlehen weiterhin vor- gugsioskfe zu berücksichtigen; in der Richtung der Neber- chahme der gesamten Berufsfürsorge für Krieger w a i - 8 e n, sowie Kinder von Kriegsbeschädigten und -Hinter- lttiedonen auf die Hauptfürsorgeftelle tätig zu werden; eine ^Vorlage über Aenderung der Landesfürsorgeordnung dahin lauszuarbeiten, daß die Kriegsbeschädigten eine stärkere «Vertretung in der Landesfürsorgebehörde erhalten; NnchMzü« aufzusteileii und den Fürsorgeverbänden mitzrr- Üeilon Ä»er di« Gewährung von Heilfürsorge fiir SliiegshtnteMiebene, Käiegerwaisen und nichtveststcherte fKUeqsbefchädigte; die Kriegsfürsorgeverbände anzuhalten, ß»?! Prüfung der Bedürftigkeit nicht engherM tzu verfahren; Ablösungsverträge mit Arbeitgeber «nd Arbeitgeberverbänden über Befreiung von dem Zwang «ir Anstellung Schwerbeschädigter nur abzuschliehen bezüg- «ch solcher Fälle, in denen eine Beschäftigung normaler Werfe nicht mehr in Frage kommen kann und die Ab- Zölungsfuminen ausreichend hoch zu bemessen.
Krr Frage der Kleinrentnerfürsorge wurde »in Antrag angenommen, das Staatsministerium zu ersu- «cken, bei der Reichsregierung auf beschleunigte Einbringung iu« Kleinrentnerversorgung sgesetzes hinzu- bei der Reichsregierung auf Ueberweisung eines an- enen Betrags zum Bau von Altersheimen für rttemberg aus den vom Reichstag verwilligten Mitteln i^«treten, aus die Fürsorgebehörden dahin einzuwirken, sie eine entsprechende Erhöhung der Unteren gs beitrage eintreten lassen. E>ne hierdurch ent- Ueberschreitung der im Haushaltplcin vorgesehenen soll nicht beanstandet und für das Jahr 1928 eine'
entsprechende Erhöhung ües «'t a a l s z u > cy u 11 e s vorgesehen werden.
Für 1927 wurde in den Nachtragsplan noch ein Betrag von 6000 Mark für die Landesanstalt für Physikunterricht «cm^enmnmen.
Der Streit wegen der Donauversickerung. In Sachen ches Streits zwischen Württemberg-Preußen einerseits und Waden andererseits wegen der Donauoersickerung ist vor dem Staatsgerichtshof des Deutschen Reichs in Leipzig auf 17. Juni d. I., 9X Uhr vormittags, Verhandlung anberaumt worden.
Stresewann spricht im Rundfunk. Wie bekannt, hält Reict^außenminister Dr. Stresemann aus Anlaß der Jahresversammlung des Deutschen AuslandinMutS in Stuttgart am 26. Mai abends im Konzertsaal der Liederhalle erneu Vortrag. Sämtliche Eintrittskarten sind schon vergebe». Die Ansprache des ReichSauhenministers wird durch den Süddeutschen Rundfunk weiteste Verbreitung finden.
Keine Besserung am kaufmännischen Steüeamarkt. Sowohl die öffentlichen Arbeitsnachweise, als auch die Stellenvermittlung des Deutschnationalen Handlungsgehkkfen-Ber-
öands berichten, daß eine Besserung der Lage der kaufmännischen Angestellten kaum zu verspüren sei. Da sich die Nachfrage fast ausschließlich auf junge und jüngste Kräfte beschränkt, kommt eine Besserung zunächst nur den jüngsten Altersklassen zugute. Nur bei einer noch weiteren Ber- jchärfung der jetzt schon fühlbar werdenden Verknappung an jungen Angestellten werden sich die Aussichten für ältere Stellesuchende bessern.
Sluitagrt. 19. Mai. Verhaftung des Mörders d e r B e r t a L o ch m a n n. Der mühevollen Arbeit der Kri- minalpoilzei ist es nunmehr gelungen, dos Dunkel, das mehr als sechs Monate hindurch über diesem Fall gelegen hat, aufzuhellen. In der Nacht zum 1. Mai d. I. wurde in Nürnberg der 42 Jahre alte verheiratete Monteur Johann S chüller aus München bei Verübung eines Wohnungseinbruchs ertappt und festgenommen. Da Schüller angab, daß er sich ausgangs September 1926 vorübergehend auch in Stuttgart ausgchalten habe, teilte die Nürnberger Kriminalpolizei djes nach «ruttgan mit, zur Nachprüfung, ob vielleicht Schüller auch in Stuttgart sich als Einbrecher betätigt habe. Die in Stuttgart angestellten Erhebungen führten dann zu dem Ergebnis, daß Schüller dringend verdächtig erschien, auch in Stuttgart eingebrochen zu haben. Sie führten aber weiter auch im Hinblick auf die Persönlichkeit des Schüller, von dem feststand, daß er wahllos zur Nachtzeit Stehlens halber in fremde Häuser einzudringen pflegte, zu der Vermutung, daß er als Täter im Fall Lochmann in Betracht kommen könne. Durch Stuttgarter Kriminalbeamte wurde Schüller in Nürnberg abgeholt und hierher verbracht. Hier g e st a n d er dann, beim Verhör in die Enge getrieben, die Tat in vollem Umfang ein. Er gibt an, er sei durch das offenstehende Hoftor zunächst in eine in einem Hintergebäude befindliche ..Stukkateurwerkstätte" eingedrungen. Dort habe er kein Geld, auf das er es allein abgesehen yatte. vorgefunden. Deshalb habe er sich entschlossen, nachzusehen, ob er im Vorderhaus keine Gelegenheit zu einem Diebstahl finde und habe ein in der Werkstatt liegendes Beil mitgenommen, damit er sich wehren könne, wenn ihm ein Hindernis in den Weg komme. Bei seinem Gang durch das Haus sei er dann in eine offenstehende Dachkammer gelangt. In dieser Kammer habe er, nachdem er Licht gemacht habe, im Bett ein schlafendes Mädchen liegen sehen. Damit dieses ihn nicht entdecken und verraten könne, habe er ihm mil dem Beil den Schädel eingeschlagcn. Dann habe er die Kammer durchsucht, habe aber nur eine Beute von 1.60 Mk. gefunden.
Schwenningen, 19. Mai. Ilnfallbeieinemchemi- schen Versuch. Gestern vormittag wollte Hauptlehrer Gaißer in der Garkenschule in seiner Klasse Wasserstofsqos entwickeln. Dabei explodierte das Gefäß. Die Flüssigkeit überschüttete Gaißer im Gesicht, so daß er durch die Aetz- wirkung namentlich am linken Auge geschädigt wurde. Ob seine Sehkraft vermindert ist, läßt sich noch nicht sagen.
Göppingen. 19. Mai. Omnibusfernfahrten. Der Omnibus-Verkehr Göppingen unternimmt größere Rundfahrten in die Alpen an die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau mit zweitägiger Fahrzeit. Die Preise betragen einschließlich Verpflegung 48 RM„ worin Eintritt in Schloß Neuschwanstein und Fahrt aus die Zugspitze in-
vom Omnibus geregelt. Weitere Rundfahrten, ein- und zweitägig, sind in Aussicht genommen nach Rotbenburg— Nördlingen, Pforzheim—Wildbad, Freudensradt—Ruhestein. Die erste Alvenfabrt ist glänzend geglückt. Eine Fahrt van 500 Kilometern ist glatt und flott verlausen.
Buchau, 18. Mai. Tagung des Bunds für Bo- gelschütz. Hier ergab die Neuverpachtung der Gemeinde- lagd trotz Icharser Einschränkung im Interesse des Natur- schutzes ein Vielfaches der bisherigen Einnahmen. Es ist sg der Beweis erbracht, daß bei gleichzeitiger Schonung, sa Für- derung^der Natur,chönheiten auf die Dauer auch die finan. ^elle «eite große Vorteile ergibt. Das dorr anschließend« Banngebiet des Bunds für Vogelschutz hat durch stark« Z«. nähme des Wildbestands diese günstige Entwicklung hervor. Z^sen. Men wahren Naturfreunden sei daher dieses A^l^rbeispiel eine Mahnung zur Nachahmung. Ueber die PsinMeiertage wird eine Tagung in Buchau stattfinden mit reichhaltigem Programm. In Anbetracht des zu erwartenden Besuchs ist vorherige, möglichst frühzeitige Anmeldung an den Bund für Vogelschutz, Giengen a. Br., notwendig.
Eine literarische Widmung für die Universität Tübingen
Tübingen, 19. Mai. Der Landesverband der Presse Württembergs und Hohenzollerns (Württ. Journaiisten- und Schriftstellerverein) hat der Universität Tübingen zu ihrem 480jährigen Jubiläum einen Schwäbischen Alma nach gewidmet, den dritten in der Reihe dieser Al- manache. Der Almanach, der wie seine beiden Vorgänger von den Jahren 1911 und 1913 im Kohlhammerschen Verlag in Stuttgart erschienen ist, enthält nicht weniger als .85 Beiträge schwäbischer Dichter, Schriftsteller und Prsssemän- ner in Prosa und Poesie und ist geschmückt mit 13 Kunstbeilagen von den ersten schwäbischen Künstlern. Die Einleitung bildet eine Betrachtung über das Verhältnis zwischen der Tübinger Universität und dem schwäbischen Schrifttum von Geheimrat Professor Dr. von Güntter, in der dieser u. a. auch ein bisher unveröffentlichtes Scherzstück von Iustinus Kerner aus seiner Tübinger Zeit wiedergibt. Die Spende soll dem Dank Ausdruck geben für die vielseitigen und fruchtbaren Anregungen, die das schwäbische Schrifttum von seher von der schwäbischen Landesuniversität erfahren hat. — Am Mittwoch vormittag hat der Vorsitzende des Verbands, Redakteur Adolf Heller, die ersten Stücke des Almanachs persönlich dem neuen und dem bisherigen Rektor der Universität, Professor Dr. Trendelenburg und Professor Dr. Uhlig, übergeben, die die Spende mit Worten lebhaften Danks entgegengenommen haben. Der Almanach wird an dem „Blumenfest" des Verbands am nächsten Samstag im Stuttgarter Kunstgebäude seine ersten Schritte in die Oeffentlichkeit machen.
Aus Stadt und Land
Nagold, 20. Mai 1927.
O, wenn ihr wüßte!, wie man in der Fremde seine Heimat lieben lernt und sein Volk, ihr schlöffet sie ins Herz zu tiefst hinein. Anna Schieber.
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Znm Streik in der Firma Schnepf
Nach unserer weiteren, genauen Information stehen die von der Firma Schnepf bezahlten Löhne den überall hier in Nagold üblichen Löhnen gleich, denn wir entnehmen u. a. aus den Lohnbüchern Zahlen durch Stundenlohn und Akkordarbeit für die Stunde wie folgt: 74,4 xZ mit freier Wohnung, 74,4 70,2, 69,6, 68,7, 68,5, 67,3 ^ usw. Die bestreikte Firma gehört keinem Verband an und wäre somit auch nicht verpflichtet, irgend welche von den Verbänden festgesetzten Löhne zu bezahlen. Bereits vorher bei anderen Firmen gestellten Lohnforderungen wurde ebenfalls nicht nachgegeben. Im übrigen ist der augenblickliche Zustand in der Möbelfabrik Schnepf nicht als Streik anzusprechen, da keinerlei Verhandlung vor und nach dem Nichterscheinen der Arbeiter zur Arbeitsstätte stattgefunden haben.
Bortrag „Die Evangelische« in Oesterreich"
Einen Auftakt zum Bezirkskirchenfest am kommenden Sonntag bildete der Lichtbilderoortrag, den Pfarrer Dr. Eder von Gosau gestern abend über die Evangelischen in Oesterreich gehalten hat. Vor den zahlreich erschienenen Zuhörern entwarf
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Der Schimmelreiter
Novelle von Theodor Skorm. s24
Nun. sagte er, lacht nicht so hart; Ihr sollt's mir ja nicht zahlen! Akwr ich kann's nicht brauchen, bei mir verkommt's; es würde bei Euch bald ander Ansehen haben!
Da sprang ich von meinem Wallach und sah dem Schimmel ins Maul, und sah wohl, es war noch ein junges Tier. Was soll's denn kosten? rief ich, da auch das Pferd mich wiederum wie bittend ansah.
Herr, nehmt's für dreißig Taler! sagte der Kerl, und den Halfter geb ich Euch darein!
lind da, Frau, Hab ich dem Burschen in die dc-rgoboiene braune Hand, die fast wie eine Klaue aussah, emgeschlagen. So hoben wir den Schimmel, und ich denk auch, wohlfeil genug! Wunderlich nur war es, als ich inik den Pferden wegrrtt. hört ich bald hinter mir ein Lachen, und als ich den Kopf wandte, sah ich den Slowaken; der stand ncch sperr- beinig, die Arme aus dem Rücken, und lachte wie ein Teufel hinter mir darein."
„Pfui," rief Elke; „wenn der Schimmel nur nichts von seinem alten Herrn dir zubringt! Mög er dir gedeihen, Hauke!"
„Er selber soll es wenigstens, soweit ich's leisten kann!" Und der Deichgraf ging in den Stall, wie er vorhin dem Jungen es gesagt hatte.
-Aber nicht allein an jenem Abend fütterte er den
Schimmel, er tat es fortan immer selbst und ließ kein Auge von dem Tiere; er wollte zeigen, daß er einen Priestsrhandel gemacht habe; jedenfalls sollte nichrs versehen werden. — ! m schon nach wenig Wochen hob sich die Haltung des Tieres; allmählich verschwanden die rauhen Haare, ein blankes, blau geapfeltes Fell kam zum Vorschein, und da er es eines Tages auf der Hofstatt umherführte, schritt es schlank auf seinen festen Beinen. Hauke dachte des abenteuerlichen Verkäufers: „Der Kerl war ein Narr oder ein Schuft, der es gestohlen hatte!" murmelte er bei sich selber. — Bald auch, wenn das Pferd im Stall nur «eine Schritte hörte, warf es den Kops herum und wieherte ihm entgegen; nun
sah er auch, es hatte, was die Araber verlangen, ein fleischlos Angesicht; draus blitzten ein Paar feurige braune Augen. Dann führte er es aus dem Stall und legte ihm einen leichten Sattel auf; aber kaum saß er droben, so fuhr dem Tier ein Wiehern wie ein Lustschrei aus der Kehle; es flog mit ihm davon, die Werste hinab auf den Weg und dann dem Deiche zu; doch der Reiter saß fest, und als sie oben waren, ging es ruhiger, leicht, wie tanzend, und warf den Kopf dem Meere zu. Er klopfte und streichelte ihm den blanken Hals, aber es bedurfte dieser Liebkosung schon nicht mehr; das Pferd schien völlig eins mit seinem Reiter, und nachdem er eine Strecke nordwärts den Deich hinausgeritten war, wandte er es leicht und gelangte wieder an die Hofstatt.
Die Knechte standen unten an der Ausfahrt und warteten der Rückkunft ihres Wirtes. „So. John," rief dieser, indem er von seinem Pferde sprang, „nun reite du es in die Fenne zu den anderen; es trägt dich wie in einer Wiege!"
Der Schimmel schüttelte den Kopf und wieherte laut in die sonnige Marschlandschaft hinaus, während ihm der Knecht den Sattel abschnallte und der Junge damit zur Geschirrkammer lies; dann legte er den Kopf auf seines Herrn Schütter und duldete behaglich dessen Liebkosung. Als aber der Knecht sich jetzt auf seinen Rücken schwingen wollte, sprang es mit einem jähen Satz zur Seite und stand dann wieder unbeweglich, die schönen Augen auf seinen Herrn gerichtet. „Hoho, Jven," rief dieser, „hat er dir Leids getan?" und suchte seinem Knecht vom Boden auszuhelfen.
Der rieb sich eifrig an der Hüfte: „Nein, Herr, es geht noch; aber den Schimmel reit der Teufel!"
„Und ich!" setzte Hauke lachend hinzu. „So bring ihn am Zügel in die Fenrre!"
Und als der Knecht etwas beschämt gehorchte, ließ sich der Schimmel ruhig von ihm führen.
-Einige Abende später standen Knecht und Junge
nnteinander vor der Stalltür; hinterm Deiche war das Abendrot erloschen, innerhalb desselben war schon der Koog von tiefer Dämmerung überwallt; nur selten kam aus der Ferne das Gebrüll eines aufgestörken Rindes oder der Schrei
einer Lerche, deren Leben unter dem Ueberfall eines Wiesels oder einer Wasserratte endete. Der Knecht lehnte gegen den Türpfosten und rauchte aus einer kurzen Pfeife, deren Rauch er schon nicht mehr sehen konnte; gesprochen hatten er und der Junge noch nicht zusammen. Dem letzteren aber drückte etwas auf die Seele, er wußte nur nicht, wie er dein schweigsamen Knechte ankommen sollte. „Du, Jven!" sagte er endlich, „weißt du, das Pferdsgeripp,auf Jeverssand!"
„Was ist damit?" frug der Knecht.
„Ja, Jven, was ist damit? Es ist gar nicht mehr da; weder tages noch bei Mondenschein; wohl zwanzig mal bin ich auf den Deich hinausgelaufen!"
„Die alten Knochen sind wohl zusammengepoltert?" sagte Jven und rauchte ruhig weiter.
„Aber ich war auch bei Mondschein draußen; es geht auch drüben nichts auf Jeverssand!"
„Ja," sagte der Knecht, „sin- die Knochen auseinandergefallen, so wird's wohl nicht mehr aufstehen können!"
„Mach keinen Spaß, Jven! Ich weiß jetzt; ich kann dir sagen, wo es ist!"
Der Knecht drehte sich jäh zu ihm: „Nun, wo ist es denn?"
„Wo?" wiederholte der Junge nachdrücklich. „Es steht m unserem Stall; da steht's, seit es nicht mehr aus der Hallig ist. Es ist auch nicht umsonst, daß der Wirt es allzeit selber füttert; ich weiß Bescheid, Jven!"
Der Knecht paffte eine Weile heftig in die Nacht hinaus. „Du bist nicht klug, Carsten," sagte er dann; „unser Schimmel? Wenn je ein Pferd ein lebigs war, so ist es der! Wie kann so ein Allerweltsjunge wie du in solch Altwerberglauben sitzen!"
-Aber der Junge war nicht zu bekehren: wenn der
Teufel in dem Schimmel steckte, warum sollte er dann nicht ^ lebendig sein? Im Gegenteil, um desto schlimmer' — Er fuhr jedesmal erschreckt zusammen, wenn er gegen Abend den Stall betrat, in dem auch sommers das Tier mitunter eingestellt wurde, und es dann den feurigen Kops so jäh nach ihm herumwarf. ,„Hol's der Teufel!" brummte er dann; „wir bleiben auch nicht lange mehr zusammen!"
(Fortsetzung folgt.)
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am Sonntag iung und feie Anlaß nahm Sternbeck. St und Obermeis teil. Die Be hatten die Kü mit Nelken ei einmal an ei a» einer Fests Ergründ trat, halten. Ober spräche, Sekri Innung zu ih über den griff diese überall i gewerbes beige bürg und Ob Glückwünsche seit der Grün!