Sette 2 - Nr. 108
Nagold« Tazblatt „Der Gesellschaft«"
Mittwoch. 11. Mai 1827
chinger teilte mit, daß die Regierung demnächst den Ent- ! wurf eines neuen Fischcrcigcsctzes vorlegen werde.
hohes Alter. Frau Katharine Rühle. Weingärtners- Witwe in Gablenberg, ist 4 Tage nach ihrem 98. Geburtstag gestorben. Sie war eine der ältesten Frauen Stuttgarts.
Ans dem Lande
Strümpfelbach. OA. Waiblingen, 16. Mai. Denkmalschutz. Die Gemeinde Strümpfelbach ist ein altwürttem-- bergisches Dorf mit vielen alten Holzhäusern. Strümpfelbach ist in einer Fehde .zwischen dem Herzog und der Reichsstadt Eßlingen von den Eßlingern abgebrannt worden. Die Häuser wurden aber auf Befehl des Herzogs mit Eichenholz wieder ausgebaut, die Eichen dazu wurden im Eß- kinger Wald geholt. Um die schönen Häuser und das "Höne Dorsbild zu erhalten, sind jetzt 60 Häuser in das Denkmal- Verzeichnis ausgenommen worden, an diesen Häusern darf eine Veränderung nur mit Genehmigung des Landesamts strr Denkmalpflege vorgenommen werden.
Vahiage« a. E., 10. Mai. Der gehenkte Bär. In einem Ort des hiesigen Oberamtsbezirks hatte sich nachts Meister Petz in einer Scheune, in der ihn seine Bärentreiber- geselkschast untergebracht, los- und sogar den Nasenring aus- gerisfen. Dem Meister sollte nun ein neuer Ring eingesetzt werden, er wehrte sich aber nach Kräften dagegen, und so stblang man ihm schließlich das Scheunenseil um den Hals, um ihm so die Bewegungsfreiheit zu nehmen. Man zog ibn etwas hoch >md unbehindert von den Bärentatzen konnte der Ring eingesetzt werden. Als man den Bären wieder frei machte, tat er keinen Muckser mehr, er mar verendet.
Züttlingen, OA. Neckarsulm, 10. Mai. Den Polizeidiener gestochen. Im Verlauf von Händeleien wurde der Polizeidiener in den Unterleib gestochen und dabei nicht unerheblich verletzt.
Urach, 10. Mai. Metzger-Verbandstag. Der Bezirksoerein Württemberg in Deutschen Fleischerverband hielt hier seinen Verbandstag ab. Dem 82jährigen Innungs- Vorstandsmitglied Seemann wurde eine Ehrenurkunde überreicht. Der Bezirksoerein zählt 67 Innungen mit 30'28 Mitgliedern. Stellung genommen wurde gegen die Unzulänglichkeit der Hausschlachtnngen, die den gleichen hygieni- stbe» Forderungen wie das Metzgergewerbe unterworfen werden sollten. Verlangt wurde die Aufhebung der Gefrierfleisch-Kontingentierung und die Erhebung eines nicht zu niedern Zollsatzes bei der Einfuhr. Der nächstjährige Verbandstag findet in Hall statt.
Dettingen a. Erms, 9. Mai. A b st u r z eines Touristen. Sonnlag vormittag versuchte in junger Stuttgarter Tourist eine der unterhalb des Sonnenfelsen stehenden Felsennadeln zu erklettern. Er stürzte ab und blieb bewußtlos liegen. Die Deltmger Sanitätswache verbrachte den schwer Verletzten ins Urachcr Krankenhaus'
Reutlingen, 10. Mai. Vertreterlag des Verbands der Elter «vereine württ. Mittelschulen. Der Landesverband der Eiternvereine württ. Mittelschulen hatte am Sonntag in Reutlingen seine vierte Vertretertagung. Der erste Landesvorsitzende, Oberingenieur Reumann-Stuttgart, kam in seinem Jahresbericht zu einer gewissen pessimistischen Einstellung angesichts der Tatsache. daß im Gegensatz zu de» in Preußen, Thüringen und Mecklenburg erfüllten Wünsche der Elternvereine die Frage der Mittelschule in Württemberg immer noch in der Schwebe sich befindet und daß die Zahl der Mitglieder der Elternvereine in Württemberg einen Rückgang von 4000 im Jahr 1924^25 auf 1300 im Berichtsjahr erfahren hat, und dies nicht zum mindesten infolge der ablehnenden Haltung eines Teils der Mittelschullehrer gegenüber den Elternoereinen. Zum Schluß wurde eine Entschließung angenommen, in der das württ. Kultministerium dringend um beschleunigte Lösung der Mittelschulfrage im Sinn der deutschen Mittelschule gebeten wird. Der einzig gegebene Weg ist die Umwandlung der Mittelschulen in sechsklassige Anstalten mit «rittlerer Reife für Knaben und Mädchen. In der Errichtung der B-Züge an den Realschulen sehen wir ähnlich wie in der Schaffung der höheren Handelsschulen eine erneute starke Bedrohung der alten und bewährten Mittelschulen unseres Lands.
Abend im Wald.
So ganz allmählich wird es still im Wald Die Dämmerung kommt leis herangeschlichen,
Der Vögel lautes Singen zart verhallt,
Die Sonne ist dem schmalen Mond gewichen — Und über mir glänzt hell der Abendstern.
Ein guter Freund, schon aus der Kindheit Tagen,
Wie liegt die Welt und all ihr Trug so fern ---
Fern auch der Menschheit Leid und müdes Klagen. Frieda Callier.
Zöpfchen abschneiden
Von Ernst von Wolzogen.
Für die Haarkünstler der ganzen Welt ist jetzt goldene Zsit: die Frauen aller zivilisierten Länder lassen sich ihren Haupt» schmuck und die Chinesen ihre Zöpfe abschneiden. Aber putzig« Taukringel hängen uns. zumal im lieben Deutschland, immer noch eine ganze Menge in den Nacken herab. Schauen wir rm» einmal unser Titulaturwesen und unsere Höslichkeiisbezsigun. gen an. Da lebt immer noch, scheinbar unausrottbar, d«r plur-iliü nwjs-ästis. „Befehlen gnädige Frau sonst noch was.?' — „Wollen gnädiges Fräulein mich bitte Ihrer verehrten Frau Schwester grhorsamst empfehlen!" — Ja, in welchem Iahrhun. dert leben wir denn?! Fürsten und Untertanen gibt es seit dem Umsturz nicht mehr. Selbst von Herren und Dienern dürft« von Rechts wegen nimmer die Rede sein, seitdem wir nur mehr Arbeitgeber und Arbeitnehmer kennen und sogar da« Wort „Dienstboten" durch „Hausangestellte" ersetzt ward«« ist. Und wer hat noch Gnaden zu gewähren da es doch nurmehr vertragsmäßige Rechte und Pflichten gibt? Immerhin ist e» verständlich, wenn sich gesellschaftlich hochstehende Hausfrauen und Dienstherrn von den bezahlten Berrichtern der niedrigen Dienstleistungen nicht gern „Sie, Herr oder Frau Meier" am reden lassen mögen, und wenn die Dienstboten selber ein Gefühl dafür haben, daß sie ihren Brotgebern einige Höflichkeit der Form schuldig seien. Aber wenn die gesamte gut angezogen« Weiblichkeit der auch nur einigermaßen gehobenen gesellschaft. lschen Schichten Anspruch auf den Titel „Gnädige" und den ckvrolis msjestllli» erhebt, so ist das einfach lächerlich. Dies« Dinge hatten einmal ihre Berechtigung, als der Unterschied zwischen Edlen, Freien und Hörigen, zwischen Herr und Knecht oder Untertan noch im Bewußtsein hes ganzen Volkes lebendst; war und freiwillig anerkannt wurde. Die Bezeichnung „wohtt geboren" mußte einst vom Landesherrn den Edelleuten <und zwar meist erst vom Baron aufwärts) verliehen werden,- „Frau, lein" wurden ausschließlich die adligen Mädchen genannt, in früheren Zeiten sogar nur die Prinzessinnen. Bei der Bezeichnung „Dame" erinnerte man sich noch der Herkunst des Wortes von Dorum». und nur die Gattinnen der wirklichen Herren wurden so genannt. Die Dame war sich bewußt, daß sie durch
Schemmerberg, OA. Biberach, 9. Mai. Ein interessanter H a f t p fl i ch t s a l l. Im Oktober 1910 ließ ein Landwirt auf seinem Fuhrwerk ein etwa öjähriges Kind eines Nachbarn mitfahren. Das Gespann scheute. Durch den Ruck, den aus diesem Anlaß das Fuhrwerk erlitt, fiel das mitfahrende Kind in eine Dunggabel und verletzte sich das Rückenmark. Als Folgeerscheinung trat einseitige Lähmung zutage. Der Landwirt war haftpflichtversichert und die Versicherungsgesellschaft übernahm den Fall, ohne ihn jedoch znm Austrag zu bringen. Im Jahr 1912 erging gegen den Landwirt ein V e r s ä u m n i s u r t e i l, welches dem Mann die Alleinschuld a» dem Unfall beimaß. Das Urteil wurde rechtskräftig. Rach langwierigen Verhandlungen mit der geschädigten Familie stellte die Versiche- rungsgesellschaft im Jahr 1925 ihre Zahlungen an die Geschädigte ein und diese beschritt den Klageweg gegen den Landwirt. In Vorkriegszeiten waren ^>,e Versicherungsgesellschaften gesetzlich verpflichtet, ihre Gelder mündelsicher anzulegen. Im Mai 1926 erwirkten die Versicherungsgesellschaften ein Schutzgesetz, wonach sie bei solchen Fällen, die sich Wer die Inflationszeit erstrecken, nur mit 20 v. H, haftbar sind. Am 31. März 1927 wurde vom Landgericht Ravensburg in der Sache das Urteil gefällt. Nach diesem muß der Landwirt an die Geschädigte (das damals kleine Mädchen, das in die Dunggabel fiel) eine jährliche Rente von 720 Mark, sowie 200 Stark für Bekleidung usw., also zusammen 920 Mark bezahlen. Außerdem hat der Landwirt eine bis dahin aufgelaufene Summe in Höhe von 1863 Mark und noch sämtliche Kosten des Verfahrens zu tragen. Der bedauernswerte Mann, der selbst eine starke Familie hat, besitzt ein Anwesen von 50 Morgen und ist — wenn die Versicherung tatsächlich das Gesetz vom Mai 1926 in Anspruch nehmen wird — ein ruinierter Mann. Der Fall dürfte unsere Landwirte allgemein interessieren und dürfte ein Mahner sein, niemanden, auch nicht gefälligkeitshalber, auf ein Fuhrwerk aufsitzen zu lassen. Der Mann konnte wirklich nichts dafür, daß seine Pferde scheuten, und er tat, was er konnte, um die scheuenden Tiere baldmöglichst wieder fest in den Zügeln zu fassen.
Rolkenburg, 10. Mai. Zentrumsparteitag. Aus einem Zentrnmsparleitag für die unteren Schwarzwaidbezirke sprach Landtagsabg. Bock über Fragen der Reichspolitik. Er wandte sich gegen die Zusammenballung der geiamten politischen Gewalt in Berlin, weil hieraus für den Bestand des Reichs und die Wohlfahrt des Volks große Gefahren entspringen. Der „Einheitsstaat", den die Demokraten tind Sozialdemokraten wollen, vergewaltige die natürlichen Lebenslagen der süddeutschen Länder und treibe die falsch verstandene Demokratie noch mehr auf die Spitze dis zum jchließlichen Eintritt einer Katastrophe. . In den Länderparlamenten und Länderregierungen liege ein Korrektiv, d. h. ein gewisses Sicherheitsventil, das aber allein noch nicht ousreiche. Der Reichstag müsse gezwungen werden, sich mit einer zweiten Instanz in die politische Gewalt teilen, und das sei möglich durch die Schaffung eines ,erhauses oder durch die Unabhängigste!- luüg der Regierung vom Reichstag, indem die Regierung vom 'Vertrauen des Reichspräsidenten abhängig gemacht werde. Zur Frage des Konkordats sagte der Redner, daß die Belange des protestantischen Teils der Bevölkerung durch den Abschluß des Konkordats in keiner Weise berührt würden. Ueber Fragen der württembergischen Politik sprach Landtagsabg. Lins.
Bühl OA. Rottcnburg, 9. Mai. Einbrüche. Im Pfarrhause hier wurde gestern nacht eingebrochen. Durch ein Geräusch erwachte die Haushälterin und rief um Hilfe, worauf der Einbrecher das Weite suchte, ohne etwgs mitzunehmen. Auch im Pfarrhaus in Kiebingen wurde eine Stunde später eingebrochen, ebenfalls ohne Erfolg.
Hemmendors, OA. Rottenburg, 10. Mai. Den Bauch aus geschlitzt. In der Nacht aus Sonntag ging Frau Marie Saile in den Stall, um dort etwas nachzusehcn. Ein Rind, das scheinbar los geworden war, griff die Frau an und schlitzte ihr buchstäblich den Bauch auf. In schwerverletztem Zustand wurde sie nach Tübingen in die Ehirur- gische Klinik übergeführi.
ihre Haltung Rang und Stand des Gatten würdig repräsentieren mußte. Sie mußte nicht nur durch ihr Gebaren unziemliche Bertraulichkeit und Keckheit fernhalten, sie mußte für die Männer ihrer Umgebung ein Gegenstand scheuer Ehrerbietung und für die Frauen der Untergebenen die mütterliche Beraterin, Trösterin, Helferin sein. Und heute steht auf allen Frauenaborten zu lesen: „Für Damen!" Wenn mau in Bayer» zum Wassermädel sagt: „Bittschön, wollen's das Fräulein Herrufen, ich möcht' zahlen", so antwortet das Wassermädel: „Die Dame kommt sofort." Tie deutsche Sucht, Höflichkeiten und Titulaturen zu übersteigern, schien im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt erklommen zu haben. In Wirklichkeit aber hat nicht einmal die gründliche Demokratisierung von 1918 dieser tief eingewurzelten Schwäche ein Ende bereiten können. Als die Räterepublik in München herrschte, verlangten die ehemaligen Hofmusiker des Staatstheaters stürmisch Gehaltserhöhung. Man beschwichtigte ihren Zorn und vermied glücklich die Arbeitsniederlegung, indem man sie samt und sonders zu „Kammermusikern" ernannte! sDabei ist der Ansdruck „Kammer" ein ganz spezifisch höfischer Begriff.) Neuerdings hat man, um sich dos Wohlwollen der ewig streiklustigen Teile der Arbeiterschaft zu gewinnen, den Titel „Arbeitsrat" für ältere verdiente Handarbeiter einführen wollen: aber die Mehrheit der Betroffenen war so vernünftig, diese Ehre abzulehnen. Es würde gar nicht im mindesten ans dem Stile unserer Zeit herausfallen, wenn man z. B. einen Scharfrichter, der sein 25. Jubiläum feiert, mit dem Titel „Iustizrat" schmücken würde — oder meinetwegen „Instifizierungsrat" oder „Fallbeilral".
Unser Volk hat das ganz richtige Gefühl dafür, daß die wirklichen Rangunterschiede unter den Menschen durch keinerlei Veränderung der Staatssorm oder gar von Berordnungs wegen zu beseitigen seien. Es ist und muß eine Scheidewand vorhanden sein zwischen den Abkömmlingen der Gebildeten, Denkfähigen, Herrschfähigen, besonders auch den Trägern uralter guter Ueberlieferung in bezug ans edle Form und höhere Geistesrichtung und andererseits den znm Ausstieg in die naturgemäß herrschenden Klassen Ungeeigneten. Der „gemeine Mann" nennt bei uns in Deutschland jeden Du, den er als seinesgleichen empfindet. Die Anrede S i e bedeutet also die Anerkennung der übergeordneten Gesellschaftsschicht. Das alte „Ihr" war übrigens viel schöner und sinnvoller als das törichte „Sie", das ja oen albernen plur.iliz inssestotw nach sich ziehen mußte.
Auch in unserem Briefstil zopft es noch immer lustig weiter. „I. H." d. h. „Ihrer Hochwohlgeboren Frau Kanzleisekretär Meier" kann man immer noch lesen. Im ganzen Norden Deutschlands scheint man sich durchaus nicht entschließen zu können, die Berufsbezeichnung des Mannes auf die Ehefrau zu übertragen, während man doch in Süddeutschland schon lange soweit ist, vernünftigerweise „Arztensgattin" oder „reitende Landgendarmenswitwe" zu schreiben. Aber es scheint in der Tat viel leichter, die schwersten Seidenflechten und die dicksten Amtszöpfe abzuschneiden, als die kleinen Saukringel zur Strecke zu bringen. Muß man dazu wirklich den Herrn Exekutionsrat mit dem Fallbeil bemühen? _
Rottweil, 10. Mai. Vom Blitz erschlag e n. Gestern vormittag gingen über dem oberen Neckartal und am Alb- trauf mehrere Gewitter nieder. In Zimmern u. d. B. wurde die 30 Jahre alte Ehefrau des Landwirts Franz Lorenz, die sich auf dem Heimweg vom Feld befand, von einem Blitzstrahl getroffen und sofort getötet. Eine neben ihr gehende Frau wurde zu Boden geschleudert und blieb bewußtlos liegen. Sie erholte sich aber bald wieder und scheint keinen ernsteren Schaden erlitten zu haben.
Trossingen, 10. Mai. lOOJahre Harmonika. Zur Erlangung eines künstlerisch wertvollen und zugleich werbe- Iräftigen Plakats für die hier vom 2. bis 17. Juli statt- ffindende Gewerbe- und Industrieausstellung hat der Werbeausschuß unter 5 Künstlern einen engeren Wettbewerb veranstaltet. Das Preisgericht hat einstimmig den Entwurf des Kunstmalers und Graphikers Karl Sigrist, Stuttgart- Kaltental, zur Ausführung bestimmt.
Spaichingen, 10- Mai. S ta d t j u b i l ä u m. In einer Versammlung von Gewerbetreibenden und Beamten wurde ein Fremdenverkehrsverein gegründet unter Leitung des Stadtvorstands. Der Verein soll hauptsächlich in Anbetracht der 1928 stattfindenden Hundertjahrfeier der Verleihung des Stadtcharakters an Spaichingen und der nächstes Jahr zu erwartenden Eröffnung der Heuberg-Eisenbahn eine lebhafte Tätigkeit entfalten.
Heidenheim. 10. Mai. Hochwasser. Infolge ausgiebiger Gewitterregen der letzten Tage strömt der „Wedel" — das bekannte Wildwasser aus dem Mental — in starken Wellen durch di« Stadt.
Bergenweiler DA. Heidenheim, 10. Mai. Vom Zug erfaßt. Die 74 I. a. Frau Bosch aus Dillingen ging auf dem Bahnkörper zwischen Bergenweiler und Hermaringen. Beim Ueberschreiten der Unterführung erfaßte sie der von Ulm kommende 8-Uhr-Schnellzug in dem Augenblick,. als sie vom Bahnkörper auf den Fußweg neben dem Gleis heruntertreten wollte, so daß sie die Böschung hinuntergeschleudert wurde. Sie verstarb nach wenigen Minuten. An der gleichen Stelle sind schon früher einige Unfälle vor- tzekommen.
Laichingen, 10. Mai. Schwerer Autounfatl. Sonntag Nacht rannte ein Ulmer Auto im Salzwinkel in iden Straßengraben. Ein 12 I. a. Mädchen wurde getötet, «ine Frau erlitt eine schwere Kopf-, ein Knabe eine Arm- werletzung, die beiden anderen Insassen kamen mit dem Schrecken davon.
Tettnang, 10. Mai. Sonderbarer Einspruch. Am Freitag traf in Ettenkirch der neue Schultheiß Sporer und am Samstag der neue Pfarrer Baumann ein. Die mit ihrem Einspruch gegen die Wahl des Schultheißen Llbge- aviesenen bereiteten diesem einen sonderbaren Empfang. «Beim Einzug lagen an der Straße rechts und links einige i« Staube, aber nicht vor Ergebenheit, denn sie wendeten de« neuen Oberhaupt die rückwärtige Körperhälfke zu. Und bei der Einführung des Pfarrers am Sonntag zeigte es sich, daß die eine Ehrenpforte spurlos verschwunden war.
! Friedrichshafen, 10. Mai. Seebad. Der Badenser ist Bereits das Ziel zahlreicher Freunde eines Seebads. Die Wafferwärme ist für die gegenwärtige Zeit sehr hoch; sie beträgt bis zu 20 Grad Celsius.
Bon der bayerischen Grenze, 10. Mai Brand. — Blitzschlag. Wahrscheinlich infolge Kurzschluß brach in dem gefüllten Stadel des Landwirts Engelhardt in Neuburg a. D. Feuer aus, das sich so rasch ausbreitete, daß alle Ne- bengebäulichkeiten samt dem Wohnhaus in Asche gelegt wurden. In der Werkstätte des Schreinermeisters Simon Huber in Kirchdorf entstand gleichfalls durch Kurzschluß Feuer, das auf das nahe Anwesen der Landwirkswitwe Katharina Braun Übergriff. Beide Anwesen brannten vollständig nieder. — Am Freitag abend schlug der Blitz in das Anwesen des Landwirts Alois Mayer und zündete. -Das Oekonomiegebäude stand sofort in Flammen: die Futtervorräte sind mitverbrannk.
Aus Stadt und Land
Nagold, 11. Mai 1927.
Keiner kehrt wieder vom Tode, keiner kommt in die Welt herein, ohne zu weinen. Niemand fragt dich wann du herein willst, niemand, wann du hinaus willst
Dienftsachrichteu
Die 1. Dienstprüfung für das höhere Lehramt hat bestanden in neusprachlicher Richtung: Emilie Frey aus Liebels- berg OA. Calw, Paul Schanz lin aus Aach OA Freuden- stavl, in naturwissenschaftlicher Richtung: Oskar Elwert aus Hirsau OA. Calw. — Die 2. Dienstprüfung für das höhere Lehramt haben bestanden in altsprachlicher Richtung: Wilhelm Lutz aus Altensteig, in naturwissenschaftlicher Richtung: Karl Schneider aus Obermusbach OA. Frendenstadt und Georg Sigmund Schott aus Altensteig. — Oberlehrer Bausch an der ev. Volksschule in Mötzingen OA. Herrenberg wurde seinem Ansuchen entsprechend in den Ruhestand versetzt.
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„Aus dem Schwarzmald"
Die Blätter des Württ. Schwarzwaldvereins bringen in ihrer Mai-Nummer einen Aufsatz von Dr. G. Schlenker „Aus der Wilhelm» in Stuttgart", weiter „Die römischen Steinurkunden" von Konservator Dr. Paret, „Die alte und die neue Weinsteige einst und jetzt" von Haus Baum, ein sehr schönes und treffendes Gedicht zu Ehren des Oberpräzeptor Lindmaier und schließlich Ortsgruppenberichte. Aus dem Bild, das den Altensteiger Bericht näher erläutert, sehen uns wohlbekannte Gesichter entgegen.
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Die Neuregelung des ..Einjährigen". Wie mehrere Mäkler melden, ist soeben ein Entwurf der „Ordnung der Schluß- prüsung an den sechsstufigen höheren Nichtvollanstalten' i«l preußischen Kultusministerium fertiggestellt worden, der di« bisherige Einjährigen-Prüfung auf völlig neue Grundlagen stellt. In Zukunft wird die Prüfung nicht mehr von eine» Oberschulrat, sondern von dem Direktor der betreffenden Schule abgehalten werden Für die Prüfung selber gelten eigentlich nur die gewöhnlichen Bersehungsbestimmungen stir Obersekunda. Anker allen Umständen soll eine Beunruhigung der unterrichtlichen Arbeit „nach Möglichkeit" vermieden werden und jede Aeberdürdung der Schüler ausgeschlossen sein. Die mündliche Püfukg soll in gewöhnlichem Unterricht abgehalten werden und kann auch auf verschiedene Tage verteilt werden.