MITTWOCH, 13. MAI1953
Neue Ordnung für Versammlungen
Aber keine Aufhebung des Uniformverbots / Die Rechte der Polizei
Keine Fortschritte
Clark kündigt Gegenvorschlag an
PAN MUN JON. Die Waffenstillstandsverhandlungen in Korea haben auch am Dienstag keine weiteren Fortschritte gemacht. Auf der Sitzung der beiden Delegationen beschuldigte das UN-Oberkommando die Kommunisten, die alliierten Fragen zu dem Aeht-Punkte-Vor- schlag der Kommunisten über den Gefangenenaustausch ignoriert zu haben. Der alliierte Oberbefehlshaber General Clark, der am Dienstag überraschend aus Tokio in Korea eingetroffen ist, teilte mit, daß die Vereinten Nationen in aller Kürze einen Gegenvorschlag zu den kommunistischen Vorschlägen vorlegen würden. Clark wird mit dem alliierten Delegationschef, Generalleutnant H a r r i s o n und mit dem südkoreanischen Staatspräsidenten Rhee Zusammentreffen.
Attiee pflichtet bei
LONDON. Der britische Oppositionsführer Clement Attiee hat am Dienstag in der außenpolitischen Debatte des britischen Unterhauses dem Vorschlag Premierminister Chur-
Weil das Geld knapp ist, schätzen heute Millionen Hausfrauen das vorzügliche und doch so preiswerte Schwan-Pulver im roten Paket mehr denn je. Es gibt schwanweiße Wäsche — „Wäsche ohne Schleier“ — und kostet doch nur 40 Pf, Doppelpaket sogar nur 75 Pf.
chills auf eine baldige Konferenz der Großmächte mit beschränktem Teilnehmerkreis zugestimmt. Der Labourführer stellte jedoch die Bedingung, daß Präsident Eisenhower zu dieser Konferenz weitgehende Vollmachten mitbringen müsse.
Pius XII.: Konferenz der Mächte
ROM. Nur einen Tag nach der Rede des britischen Premierministers Churchill hat Papst Pius XII. in einer Sonderaudienz für ausländische Pressevertreter zu „offenen und loyalen Beratungen“ der weltlichen Führer aufgefordert. Wenn solche Beratungen auch noch nicht bedeuten würden, daß der Friede gesichert sei, „so ist dies zumindest die erste und nicht zu umgehende Voraussetzung für den Frieden“, erklärte der Papst
Mayer legt Sparpiogramm vor
PARIS. Die französische Nationalversammlung nahm am Dienstag nach sechswöchiger Unterbrechung ihre Sitzungen wieder auf. Ministerpräsident Rene Mayer umriß in einer mit Spannung erwarteten Rede die Finanzprojekte der Regierung. Er erklärte, die Haushaltsausgaben des nächsten Jahres dürften keinesfalls die Ausgabenhöhe des revidierten Haushalts von 1953 überschreiten. Er wies auf die Notwendigkeit hin, mit Hilfe der von der Nationalversammlung geforderten Vollmachten neue Einsparungen zu erzielen.
Spaak wieder Präsident
STRASSBURG. In einer kurzen Sitzung im Straßburger Europahaus wählte das Montanparlament am Dienstag Paul-Henri S p a a k einstimmig wieder zu seinem Präsidenten. Ebenfalls einstimmig wurden von der Versammlung Hermann P ü n d e r (Bundesrepublik), Pierre-Henri T e i t g e n (Frankreich), Alessandro C a s a i (Italien) und Jean Fohrmann (Luxemburg) zu Vizepräsidenten gewählt.
Die Versammlung nahm das für Verwaltungsaufgaben vorgeschlagene Budget der Gemeinschaft für Kohle und Stahl für das Haushaltsjahr 1953/54 entgegen und überwies es an den zuständigen Ausschuß. Das Budget sieht Gesamtausgaben von etwa 40,9 Millionen DM vor.
ww. BONN. In -Gedanken sah man schon wieder braune, schwarze und blaue Uniformen und hörte den monotonen Marschtritt schwerer Stiefel, als dieser Tage die Nachricht durch die Zeitungen ging, der Bundestag habe das Uniformverbot für politische Parteien aufgehoben. Gottseidank hat sich die Nachricht als ein Mißverständnis erwiesen, so daß uns für den bevorstehenden Wahlkampf der Anblick der kriegerisch aufgeputzten politischen Gesinnungsgenossen noch einmal erspart bleiben wird. Das Versammlungsordnungsgesetz, das der Bundestag verabschiedete, enthält nichts von alledem. Und die Vermutung, daß gerade der Verzicht darauf, etwas übers Uniformtragen in das Gesetz hineinzuschreiben, das bestehende Uniformverbot aufhebe, ist eben nichts als ein Irrtum.
Sonst geht es in dem Gesetz allerdings ziemlich militärisch zu. Die Polizei wird in Zukunft bei politischen Versammlungen eine recht große Rolle spielen. Vielleicht keine größere als bisher, wo sie mangels gesetzlicher Bestimmungen tun und lassen konnte, was ihr beliebte. Aber das neue Gesetz gibt der Polizei jedenfalls alle Rechte, die sie sich wünschen konnte, um bei politischen Versammlungen nach Ruhe und Ordnung sehen zu können.
Schon das Grundgesetz hat zwischen Versammlungen in geschlossenen Räumen und unter freiem Himmel unterschieden. Da das Gesetz nur eine nähere Ausführung des Grundgesetzes bringen will, mußte diese sinnvolle Unterscheidung übernommen werden. Von Versammlungen in geschlossenen Räumen verlangt das Grundgesetz nur, daß sie „friedlich und ohne Waffen“ vor sich gehen. So bestimmt das Gesetz also auch, daß die Polizei nur einschreiten darf, wenn gegen diese Grundsätze verstoßen wird.
Damit ist die Liste der Möglichkeiten, die zu dem Verbot oder zur Auflösung einer Versammlung im geschlossenen Raum führen können, ab^r auch erschöpft. Anders bei Ver-
Unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Karlsruhe. — Der erste Landesverratsprozeß vor dem Bundesgerichtshof begann am Dienstag unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Angeklagt ist der 44- jährige Kaufmann Harald Freidanck aus Kiel, der zusammen mit dem Sportjournalisten Ernst Peter Frahm laufend Nachrichten an einen östlichen Nachrichtendienst weitergegeben haben soll. Frahm hat vor einiger Zeit in der Untersuchungshaft Selbstmord verübt.
Nur gegen 500 000 DM Kaution. München. — Das amerikanische Bezirksgericht München hat am Dienstag entschieden, daß der ehemalige tschechische Gendarmerie-Oberleutnant Wenzel Hrnecek nur dann aus der Untersuchungshaft entlassen werden kann, wenn er eine Kaution von 500 000 DM hinterlegt. Der Staatsanwalt hatte für den ehemaligen stellvertretenden Kommandanten des Internierungslagers Budweis, dem Körperverletzung mit Todesfolge in sechs Fällen und zahlreiche weitere Körperverletzungen an Sudetendeutschen zur Last gelegt werden, nur 15 000 Dollar als Kaution vorgeschlagen.
Schäffer 65 Jahre alt. München. — Der bayerische Ministerpräsident Dr. Hans Ehard sprach am Dienstag Bundesflnanzminister Fritz Schäffer seine Glückwünsche zum 65. Geburtstag aus. Schäffer ist für vier Tage in die bayerischen Berge „geflohen", um der Gratulationscour in Bonn zu entgehen und auszuspannen.
Im Schlauchboot über die „nasse Grenze“. Ratzeburg. — Acht Menschen gelang am Montag die Flucht mit einem Schlauchboot aus der Sowjetzone in die Bundesrepublik. Die beiden Familien konnten das Westufer des Schaalsees im Zonengrenzkreis Lauenburg unbehelligt erreichen.
Liquidiert Amerika weiter? Bonn. — Die Studiengesellschaft für privatrechtliche Auslandsschulden erklärte am Dienstag, daß entgegen einer Erklärung des Bundeskanzlers nicht damit
Sammlungen unter freiem Himmel. Hier hat das Grundgesetz dem Gesetzgeber freie Hand für weitere Einschränkungen der Versammlungsfreiheit gelassen, und der Bundestag hat davon in Erinnerung an die politischen Kämpfe vor 1933 kräftig Gebrauch gemacht. Spätestens 48 Stunden vor der Ankündigung der Versammlung unter freiem Himmel .oder des Demonstrationszuges muß die örtliche Polizeibehörde eine genaue Anmeldung in der Hand haben. Die Polizei kann die Versammlung oder den Aufzug dann verbieten oder ihn nur unter bestimmten Umständen zulassen. Hier ist ihrem Ermessen weiter Raum gelassen. Es heißt im Gesetz, sie könne einschreiten, wenn „nach den Umständen die öffentliche Ordnung oder Sicherheit unmittelbar gefährdet ist“. Darunter kann man alles und gar nichts verstehen. Es wird immer darauf ankommen, ob der örtliche Polizeichef ängstlich oder großzügig ist; nur sollte es nie davon abhängen, welcher politischen Partei er selbst zuneigt. •
Im übrigen muß man aber anerkennen, daß das Gesetz sich bemüht, die Polizei äußerlich wenig in Erscheinung treten zu lassen. Für alle Versammlungen muß nach dem Gesetz ein eigener Ordnungsdienst eingerichtet werden. Die Ordner sind keine Polizisten, ihr Ausweis ist eine weiße Armbinde mit dem Aufdruck „Ordner“. Ihren Weisungen haben sich alle Versammelten zu fügen. Die Gesamtverantwortung für den Ablauf einer Versammlung aber liegt bei dem Versammlungsleiter, und es ist leicht vorauszusagen, daß dieser Posten sicherlich nicht sehr begehrt sein wird. Denn wenn dem Versammlungsleiter auch zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung fast polizeiliche Vollmachten gegeben werden, so sind ihm doch andererseits auch große Pflichten auferlegt. Das Gesetz erfordert Männer von Format für diesen Posten. Man kann nur hoffen, daß sie überall gefunden werden.
zu rechnen sei, daß die amerikanische Regierung auf die weitere Liquidierung bereits beschlagnahmter deutscher Auslandsvermögen verzichten werde.
Verkehrsstreik in Paris. Paris. — Der vom kommunistisch beherrschten französischen Gewerkschaftsbund CGT ausgerufene eintägige Streik hat den Pariser Verkehr am Dienstag fast völlig lahmgelegt. Nicht mehr als 109 der 1098 Autobusse versahen ihren Dienst, während die Metro nur im Schneckentempo vorwärts kam, da die Hälfte der Züge ausflel.
Jugoslawisch-rumänische Schiffahrts-Konferenz. Belgrad. — Die jugoslawisch-rumänische Donau- Schiffahrts-Konferenz, die seit dem 15. April abwechselnd in den beiden Uferstädten Orschowa und Tekija tagt, nimmt nach Überwindung anfänglicher Stockungen jetzt einen günstigen Verlauf. Die bisherige „provisorische Verwaltung“ soll in eine zweistaatliche Behörde übergeleitet werden, deren Mitglieder von den beiden Regierungen ernannt und diplomatische Immunität genießen werden.
3'/« Millionen Amerikaner in Uniform. Washington. — Der amerikanische Verteidigungsminister Wilson teilte mit, daß zurzeit 3,5 Millionen amerikanische Männer und Frauen als Angehörige der USA-Streitkräfte Uniformen tragen. Das Verteidigungsministerium beschäftige insgesamt 1,3 Millionen Zivilangestellte und gebe wöchentlich 900 Millionen Dollar aus.
Kaghans Rücktrittsgesuch angenommen.Washing- ton. — Das amerikanische Außenministerium hat das Rücktrittsgesuch des stellvertretenden Leiters der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten bei der amerikanischen Hohen Kommission In Deutschland, Theodore Kaghan, angenommen. Kaghan hatte sein Rücktrittsgesuch letzte Woche eingereicht, nachdem er mehrmals vor dem Mc- Carthy-Ausschuß vernommen worden war.
Kleine Weltehronik
DIE
BEIDEN
"ROMAN VON MARY BURCHELL
Einzige berechtigte deutsche Übersetzung von Hilde Passow-Kernen Copyright by Duncker-Verlag, Berlin, durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden
(13. Fortsetzung)
„Hast du irgendeine besondere Vorliebe bei Ringen, Theresa?“ fragte er, während sie schnell die abfallende Straße der Stadt Zufuhren.
„Nein — ich glaube nicht. Ich habe bis zu diesem Augenblick noch nicht viel über Verlobungsringe nachgedacht.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Er lächelte. JDu warst noch nie verlobt?“
„O, nein!“ Die Nachdrücklichkeit ihrer Antwort zeigte ihm, daß er seine Frage irgendwie näher begründen müsse.
„Weißt du, es gibt Mädchen, die sich jedes Jahr einmal verloben“, erklärte er trocken. Und sie war plötzlich vollkommen sicher, daß er an ihre Cousine Marcia dachte
„Vermutlich werden sie uns mehrere zur Auswahl vorlegen“, sagte sie, wie um seine Gedanken von einem weniger angenehmen Gegenstand abzulenken.
„Das nehme ich an“, stimmte er zu. Und da waren sie auch schon vor der Türe des bekannten Juwelierladens der Stadt.
Als sie das Geschäft betraten, kam ein älterer Mann hinter dem Ladentisch hervor und sagte in überaus respektvollem Ton:
„Guten Morgen, Mr. Burdern, wünschen Sie Mr. Ferrers zu sehen?“
„Ja, bitte “
Elliot blickte sich unbekümmert um; nach seinem Aussehen zu urteilen, hätte er genau so gut gekommen sein können, um Manschettenknöpfe oder eine Krawattennadel zu kaufen wie einen Verlobungsring.
Dann trat Mr. Ferrers in Erscheinung. Er
war offensichtlich der Besitzer und eine Art Macht in Malever. Er gab Elliot die Hand und wurde dann Theresa vorgestellt.
„Miß Vaylon und ich haben uns soeben verlobt, Mister Ferrers“. stellte Elliot in freundlichem Ton, aber ohne großes Aufheben davon zu machen, fest. „Wir dachten, daß Sie vielleicht etwas Interessantes in Ringen haben.“
„Natürlich, natürlich!“ Ueberströmende Glückwünsche, und dann führte sie Mr. Ferrers in ein großes Zimmer hinter dem Verkaufsraum, das in einem sehr schönen, ein wenig altmodischen Stil eingerichtet war. Theresa, die sich ein bißchen so vorkam, wie wenn sie einen offiziellen Besuch abstattete, wurde aufgefordert, an einem Tisch, der mit einer dicken Plüschdecke bedeckt war, Platz zu nehmen.
Mr. Ferrers murmelte eine Entschuldigung und verschwand für ein paar Minuten. Als er wiederkam, brachte er eine ziemlich steife, grauhaarige Frau mit sich, die er als seine Schwester vorstellte.. Miß Ferrers trug ein mit Samt überzogenes Tablett, auf dem vielleicht ein Dutzend wundervolle Ringe lagen.
Mr. Ferrers deutete mit einer eleganten Handbewegung an, daß er mit einer so gewöhnlichen Tätigkeit wie Verkaufen nichts zu tun habe, und überließ es seiner Schwester, die Schönheiten der einzelnen Ringe hervorzuheben. Aber sogar sie tat das in einer fast herben Art, als sei sie die einzig fühlende Brust unter lauter Larven.
Ziemlich schüchtern probierte Theresa einen Ring nach dem anderen an, während Elliot hinter ihrem Stuhl stand und sie leise lächelnd beobachtete.
Nervös wünschte sie sich, daß irgend jemand über die Preise etwas sagen möge, denn es wäre ihr ja schrecklich gewesen, etwas zu wählen, was viel zu teuer war, als Elliot es sich vorgenommen hatte. Jedoch an so etwas schien niemand zu denken. Schließlich sah sie Elliot an und fragte:
„Kann ich jeden haben, der mir gefällt?“
„Aber ja, Theresa.“ Er sah belustigt aus. „Oder wenn dir keiner gefällt, so’ wird Mr. Ferrers sicher eine größere Auswahl aus Lon
don kommen lassen können, und du kannst dir dann aussuchen, was dir am besten gefällt.“
„O nein“, rief Theresa aus. „Ich weiß, welchen ich haben möchte.“ Fast ehrfurchtsvoll griff sie nach einem Ring mit einem viereckigen Saphir, der in einem eigenartigen blauen Glanz zu strahlen schien, als sie ihn behutsam in die Hand nahm.
Mr. Ferrers lachte befällig.
„Ihre Verlobte hat einen ausgezeichneten Geschmack, Mr. Burdern“, sagte er mit Ueber- zeugung. „Sie hat den wertvollsten Ring von allen, die ich hier habe, ausgesucht.“
„Oh!“ Theresa wurde dunkelrot und sah Elliot ängstlich an.
„Aber, Theresa, was ist? Hörst du nicht gern, daß du einen guten Geschmack hast?“ fragte er lächelnd.
„Ist er — ist er furchtbar teuer?“
Sie sah, daß der Grund ihrer Verlegenheit ihn in großes Staunen versetzte. Dann beugte er sich plötzlich nieder und gab ihr einen leichten Kuß auf die geröteten Wangen.
„Ich glaube nicht, daß es mich ruinieren wird“, sagte er. „ Und wenn es der ist, der dir gefällt, so sollst du ihn haben.“
Sogar Miß Ferrers brachte ein frostiges Lächeln zustande und verschwand dann schnell mit dem Tablett, auf dem die weniger wertvollen zurückgewiesenen Ringe lagen — vermutlich, damit niemand mehr Zeit haben sollte, seine Meinung zu ändern.
Auch Mr. Ferrers verließ taktvoll das Zimmer, wobei er etwas von einem Etui für den Ring murmelte. So hatte Elliot Gelegenheit, ihr den Ring an den Finger zu stecken und sie zu küssen Er tat es sehr korrekt und ordentlich.
Aber Theresa dachte, daß der eigentliche Verlobungskuß, an den sie sich immer erinnern würde, jener impulsive, leichte Druck seiner Lippen auf ihre heiße Wange ein paar Minuten vorher war.
„So, jetzt kommt dein Onkel an die Reihe“, kündete Elliot an, als sie den Laden wieder verlassen hatten. Und sogar mit der Sicherheit, die der Besitz von Elliots Ring ihr verlieh, blickte Theresa dieser Aussicht besorgt entgegen.
DIE MEINUNG DER ANDERN
„Ein Stück des Weltfriedens“
Zur Einberufung einer neuen Sitzung der Sonderbeauftragten für den österreichischen Staatsvertrag schreibt am Dienstag die Wiener Zeitung „Neues österreic h", an der ÖVP, SPÖ und KPÖ beteiligt sind:
„Wenn man allgemein zu sagen pflegt, Österreich sei die Probe, der Prüfstein für den internationalen Friedenswillen, so ist damit zu wenig gesagt. Man muß sich nur vorstellen, was es bedeuten würde, wenn von heute an in wenigen Wochen die Vertreter der grimmig verfeindeten Weltmächte vom Beratungstisch aufstehen und sich die Hände reichen würden zur Besiegelung eines gemeinsam vollzogenen Friedenswerks. Das wäre kein Prüfstein und keine Probe, es wäre eine weithin leuchtende beispielgebende Errungenschaft, es wäre schon ein Stück des Weltfriedens selbst.“
Gleichgewicht der Garantien
Die Londoner Reaktion auf Churchills außenpolitische Rede wird fast durchweg von der Feststellung beherrscht, daß Großbritannien mit den Vorschlägen des Premierministers die diplomatische Führung übernommen hat. Eingehend beschäftigen sich die führenden Londoner Blätter mit Churchills „Locarno-Idee“ als Schlüssel zum Frieden. Die „Time s“ bemerkt dazu:
„Es ist eine lange Zeit her, daß ein westlicher Staatsmann so uneingeschränkt anerkannte, daß ein Teil der russischen Politik durch Angst erklärt werden könnte, und im besonderen durch Angst vor einem wiederbelebten Deutschland. Er dachte offensichtlich laut, vorsichtig und doch einfallsreich und warf die Frage auf, ob etwa ein neuer Locarnopakt, der sowohl Rußland als auch Deutschland garantiert, eines Tages abgeschlossen werden könnte. Es ist ein interessanter Vorschlag, obwohl die Sowjetregierung möglicherweise zögern wird, bevor sie damit einverstanden ist, mit Deutschland auf die gleiche Ebene gestellt zu werden. Tatsächlich besteht schon eine Art Gleichgewicht in den Garantien — ganz abgesehen von der UN —, denn die Bundesrepublik ist durch die Atlantikpaktmächte geschützt und der anglo-sowjetische Vertrag über den gegenseitigen Beistand ist noch in Kraft. Würde es möglich sein, den anglo-so- wjetischen Pakt und den französisch-sowjetischen Pakt so zu erweitern, daß er andere westliche Mächte mit einschließt? ‘
Erster l enat berät SPD-Antrag
KARLSRUHE. Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichtes ist am Dienstag zur Beratung des Antrages der 147 Bundestagsabgeordneten der SPD und der Föderalistischen Union auf Normenkontrolle der deutsch-alliierten Verträge zusammengetreten. Wie aus Kreisen des Verfassungsgerichtshofes dazu verlautet, wird mit einer Entscheidung über die Zulässigkeit des Antrags erst am Freitag nach Abschluß der Sondersitzung des Bundesrates über die Vertragsratifikation gerechnet.
Stillschweigen in Hannover
HANNOVER. Über den Verlauf der Sitzung des niedersächsischen Kabinetts am Dienstag, die in Abwesenheit von Ministerpräsident Kopf unter dem Vorsitz von Minister von Kessel (Gesamtdeutscher Block/BHE) stattfand, wird strengstes Stillschweigen gewahrt. Die Sitzung wurde in politischen Kreisen mit besonderem Interesse verfolgt, da ein Beschluß über die Haltung Niedersachsens zu den deutsch-alliierten Verträgen für die Bundesratssitzung am Freitag möglich schien
42 Tote — 400 Verletzte
WACO^TEXAS. Mindestens 42 Todesopfer und über 400 Verletzte sind die traurige Bilanz der furchtbaren Wirbelsturmkatastrophe, von der am Montag West- und Mitteltexas heimgesucht wurden. Mit alles zermalmender Wucht fiel der Tornado besonders über die beiden 350 km voneinander entfernten Städte Waco (90 000 Einwohner) und San Angelo (50 000 Einwohner) her, die einen Anblick wie nach einem Luftangriff bieten.
Jedoch Elliot schien vollkommen ruhig, und als sie an dem Hause der Vaylons ankamen, das viel kleiner, aber sehr viel eleganter war als Onkel Chads Prachthaus, da hätte man aus der kühlen Art, mit der er Theresa au* dem Wagen half, allenfalls schließen können, daß er zu einer offiziellen Geschäftsbesprechung komme.
Theresas Onkel war offenbar zu Hause und bereit, sie sofort zu empfangen. Sie wurden beide in sein Arbeitszimmer geführt — und Theresa wurde sich auf einmal heftig bewußt, daß sie immer noch Claras Pelzmantel anhatte.
Es sprach sehr für Mr. Vaylons Selbstbeherrschung, daß nur ein leises Heben seiner Augenbrauen seine Ueberraschung verriet, als er seine Nichte, die in einem schäbigen Regenmantel fortgegangen war, in einem sehr schönen Pelzmantel zurückkommen sah.
„Guten Tag, Burdern. Nim, Theresa, was ist das für eine Geschichte, daß du dich verirrt hast und knapp an einer Lungenentzündung vorbeigekommen bist?“ wollte er wissen. „Ich finde, du siehst ausgezeichnet aus.“
Es geht mir auch sehr gut, Onkel, denke dir, Eil — Mrs. Burdern war so freundlich, mich einzuladen, weil sie Angst hatte, ich könnte mich erkälten, nachdem ich gestern abend ganz durchnäßt war. Aber es geht mir wirklich gut.“
„Sehr gütig von Mrs. Burdern“, bemerkte Mr. Vaylon.
„Ja, es ist so, Mr. Vaylon, daß meine Mutter jetzt ein besonderes Interesse an Theresa nimmt“, erklärte Elliot ruhig und ohne dem Hindernis auszuweichen, „weil sich nämlich Theresa mit mir verlobt hat.“
„So ist das?“ Mr. Vaylons Stimme hatte noch immer den trockenen Ton; in Anbetracht der Tatsache, daß er eine Zeitlang in Elliot seinen eigenen Schwiegersohn gesehen hatte, überstand er den großen Schrecken erstaunlich gut. „Ein bißchen plötzlich, oder nicht?
Ich wußte gar nicht, daß ihr beide euch so gut kennt.“
„Wir kannten uns nicht sehr gut, bis gestern“. gab Elliot zu.
(Fortsetzung folgt)