Verlagsort Calw
MITTWOCH, 13. MAI 1953
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HEIMATBLATT FÜR STADT UND LAND
CALWER ZEITUNG
ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG
9. JAHRGANG / NR. 109
Churchills Vorschlag überschattet die Pariser Ministerkonferenz
Deutsche Reaktion »kalt“ / Noch keine Einigung über EPG-Verfassung
PARIS. In Paris sind am Dienstag die Außenminister der sechs Montanunionstaaten zur Beschlußfassung über den Statutenentwurf der geplanten Politischen Gemeinschaft ihrer Länder zusammengetreten. Dieses eigentliche Thema der Konferenz, ebenso die erwarteten deutsch-französischen Besprechungen zu der Saarfrage, sind jedoch durch den Vorschlag Churchills für eine Großmächtekonferenz mit den Sowjets und eine Locarno- ähnliche Sicherheitsgarantie für Deutschland und die Sowjetunion in den Schatten gestellt worden.
Ein Sprecher für den Bundeskanzler be- zeichnete am Dienstag die deutsche Reaktion auf die Anregungen Churchills als „kalt“. Nach der Meinung des Bundeskanzlers könne keine Viermächtekonferenz zu einer Regelung über Deutschland gelangen, so lange nicht die Frage der deutschen Ostgrenze geregelt sei
Auch von französischer Seite wurde erklärt, •Ine Regelung der deutschen Frage sei so lange nicht möglich, wie die Sowjets ihre Streitkräfte nicht verminderten.
Die Außenminister der Montanunionstaaten stimmten darin überein, daß ein politischer Zusammenschluß der sechs Staaten dringend notwendig sei, konnten jedoch keine Einigung über die weitere Behandlung des europäischen Verfassungsentwurfes erzielen, der ihnen zur Annahme vorgelegt worden ist. Bundeskanzler Dr. Adenauer und der italienische Ministerpräsident und Außenminister de Gasperi schlugen vor, den Verfassungsentwurf vom Schumanplan-Sekretariat prüfen zu lassen, während die Außenminister Belgiens, Hollands und Luxemburgs für eine Prüfung des Entwurfs auf ministerieller Basis eintraten. Frankreich enthielt sich vorerst einer Stellungnahme.
Blank nach Paris gerufen
BONN. Der Sicherheitsbeauftragte der Bundesrepublik, Theodor Blank, ist in der Nacht zum Dienstag nach Paris geflogen. Wie von unterrichteter Seite verlautet, hat der Bundeskanzler den Sicherheitsbeauftragten nach Paris gerufen.
Stuttgarter SPD scheint nadizugeben
Maier wird im Bundesrat freie Hand haben / Koalitionskrise bereinigt?
Drahtbericht unserer Stuttgarter Redaktion
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Als besonders erfreuliches Zeichen wurde auf deutscher Seite vermerkt, daß sich der französische Außenminister Georges Bi da ult (Mitte) zur Begrüßung Bundeskanzlers Dr. Adenauer am Montag auf dem Pariser Flugplatz Orly eingefunden hatte. Links Staatssekretär Hallstein, der den Kanzler begleitete. Nach der Sitzung des Ministerrates der Montanunion wird Dr. Adenauer Ende der Woche nach London Weiterreisen, wo er auch mit Premierminister Churchill Zusammentreffen wird. Foto: AP
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Kirchen in der Bewährung
Von Alfred Köngeter
STUTTGART. Bundestagspräsident Dr. Reinhold Maier will sich nach unseren Informationen nicht der Auffassung anschließen, daß eine Beschlußfassung des Bundesrats über die deutsch-alliierten Verträge wegen der eingereichten Normenkontrollklage der sozialdemokratischen Partei vertagt werden müsse. Vielmehr ist anzunehmen, daß Dr. Maier in der Sitzung des Bundesrats am kommenden Freitag einem etwaigen Antrag in diesem Sinn entgegenwirken und statt dessen auf die Annahme des von ihm empfohlenen und von der Bundesregierung akzeptierten Vorschlags der „kleinen Lösung“ drängen wird.
Das Beharren Dr. Maiers auf dem von Dr. Dehler aufgezeigten Weg hat ihn zwar am Montag im Stuttgarter Ministerrat in scharfen Gegensatz zu den sozialdemokratischen Kabinettsmitgliedern gebracht; die außerordentliche Sitzung hat aber nicht, wie erwartet worden war, zu einem Bruch der Koalition geführt. Wenn die Sozialdemokraten es darauf hätten ankommen lassen wollen, so hätten sie nach allgemeiner Auffassung schon in dieser Kabinettsitzung ihren Rücktritt erklärt. Da sie das nicht getan haben, kann mit einiger Sicherheit angenommen werden, daß die Belastungsprobe überstanden ist.
Naguib immer massiver
KAIRO. Während der amerikanische Außenminister D u 11 e s in Kairo mit dem ägyptischen Ministerpräsidenten Naguib Verteidigungsprobleme des Nahen Ostens besprach, Ist der britisch-ägyptische Gegensatz in der ßuezkanalfrage in neuer Schärfe formuliert worden. Naguib beschuldigte am Dienstag Großbritannien der „fortgesetzten Aggression seit 1882“. Er sagte, sein Land sei „fest entschlossen, sich von der britischen Besatzung zu befreien“. Naguib antwortete damit auf den Ägypten betreffenden Teil der außenpolitischen Erklärung Churchills am Abend suvor im britischen Unterhaus, in der der
In sozialdemokratischen Kreisen wird darauf hingewiesen, daß ein Teil der Stuttgarter Sozialdemokraten in der Frage der Verträge mit dem Bundesvorstand nicht konform ginge. Offenbar hat sich bei der Mehrzahl der sozialdemokratischen Minister die Überlegung durchgesetzt, daß eine Koalitionsumbildung, das heißt Beteiligung der CDU an der Regierung erst recht der Zustimmung der Verträge im Bundesrat den Weg öffnen würde. Unter diesen Umständen wäre ein Ausscheiden der Sozialdemokraten aus der Regierung ein unnützes Opfer.
Hinzu komme, daß das sogenannte „Überleitungsgesetz“ (das bis zur Verabschiedung der künftigen südwestdeutschen Verfassung gilt) in Artikel 9 dem Ministerpräsidenten das Recht einräume, die Richtlinien der Politik des Landes zu bestimmen. Selbst wenn die Sozialdemokraten der Auffassung sind, diese Bestimmung dürfe nicht so ausgelegt werden, daß sich der Ministerpräsident über den Willen der Mehrheit seines Kabinetts hinwegsetzen kann, so scheint doch die Befürchtung vorzuherrschen, daß eine gerichtliche Anfechtung der zu erwartenden Stimmenabgabe der Landesvertreter im Bundesrat wenig Aussicht auf Erfolg hätte.
Premier seinerseits betont hatte, Großbritannien werde die Stützpunkte am Suezkanal verteidigen, falls Ägypten sie angreife.
Gruenther löst Ridgway ab
WASHINGTON. Präsident Eisenhower ernannte am Dienstag den bisherigen NATO- Oberkommandierenden in Europa, General R i d g w a y , als Nachfolger von General C o 1- 1 i n s zum Stabschef des amerikanischen Heeres. Nachfolger General Ridgways als NATO- Oberkommandierender wurde der bisherige Stabschef im altlantischen Hauptquartier, General Gruenther. Der Präsident ernannte außerdem Admiral R a d f o r d zum Nachfolger General Bradleys als Generalstabschef.
„Jeder Bürger genießt volle Glaubens- und Gewissensfreiheit. Die ungestörte Religionsausübung steht unter dem Schutz der Republik, Einrichtungen von Religionsgemeinschaften, religiöse Handlungen und der Religionsunterricht dürfen nicht für verfassungswidrige oder parteipolitische Zwecke mißbraucht werden. Jedoch bleibt das Recht der Religionsgemeinschaften, zu den Lebensfragen des Volkes von ihrem Standpunkt aus Stellung zu nehmen, unbestritten.“ Diese Sätze stammen nicht aus einer westlichen Verfassung, sondern aus der der Deutschen Demokratischen Republik der Ostzone. Sie stehen aber nur auf dem Papier.
In dem dort seit Jahren zunächst mehr im geheimen geführten Kampf gegen die Kirchen beider Konfessionen sind nun die Karten auf- gedeckt worden. Von seiten der Machthaber durch einen, im einzelnen geschmeidigen, aber im ganzen unübersehbaren Generalangriff, der dort eingesetzt hat, wo die stärksten Positionen des christlichen Glaubens erkennbar waren, gegen die christliche Jugend, gegen Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter, gegen Anstalten und gegen die kirchliche Presse. Die Kirche hat ihrerseits nun deutlich den Ernst der Situation betont. Bischof Dibelius erklärte offen: „Ein neuer Kampf gegen die Kirche ist da!“ Propst Grüber sprach von einem „aufgezwungenen Kirchenkampf“, und schließlich hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKiD) in einem Wort an alle Gemeinden in Deutschland festgestellt: „Jetzt ist die Feindseligkeit gegen den christlichen Glauben offen ausgebrochen“ und auf den „neuen Ansturm christusfeindlieher Mächte“ hingewiesen. Die katholische Kirche hat sich nicht minder deutlich geäußert.
Über die Schärfe des Kampfes bestehen also auf beiden Seiten nicht die geringsten Zweifel. Dem bloßen Augenschein nach ist der Staat in diesem ungleichen Kampf der Stärkere. Ihm stehen alle Mittel zur Verfügung: Verhaftung, Gesinnungsterror, Infiltration, Denunziationen und der Staatssicherheitsdienst. Daß sich der Kampf in erster Linie gegen
Rer frühere Generalfeldmarschall Albert Kesseling übernahm in Bonn auf einer Landesführertagung des „ Stahlhelm “ die aktive Leitung des Bundes. Unser Bild zeigt Kesselring (links) mit dem Gebietsführer des Gaues Nordmark, Buch- ta ald. Foto; dpa
Wieder einmal „Schmutz und Schund“
Kompromiß vom Bundestag angenommen / Strafrechtsänderung verschoben Drahtbericht unserer Bonner Redaktion
BONN. Gegen die Stimmen der SPD hat der Bundestag am Dienstag den vom Vermittlungsausschuß zwischen Bundesrat und Bundestag gemachten zweiten Kompromißvorschlag zum „Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften“ (Schmutz-und Schundgesetz) angenommen. Das Gesetz wird durch den neuen Vorschlag insoweit abgeändert, daß es gegen Entscheidungen der Bundesprüfungsstelle die Anfechtungsklage und ein verwaltungsgerichtliches Verfahren geben soll. Allerdings kann das seit langer Zeit umstrittene Gesetz erst dann in Kraft treten, wenn auch der Bundesrat diesem Vorschlag zustimmt, womit in politischen Kreisen der Bundeshauptstadt jedoch gerechnet wird.
Ein SPD-Antrag, die Hauptunterstützung und die Familienzuschläge in der Arbeitslosenversicherung zu erhöhen, wurde vom Bundestag dem zuständigen Ausschuß überwiesen. Die Sozialdemokraten begründeten ihren Antrag mit der Notwendigkeit, ein echtes Verhältnis zwischen Arbeitsentgelt und Unterstützung zu schaffen, zumal das Beitragsaufkommen eine Verbesserung der Un
terstützungssätze erlaube. Der Abgeordnete A r n d g e n (CDU) trat zwar für eine Korrektur der bisherigen Staffelung der Unterstützungen in der Arbeitslosenversicherung ein, erklärte aber, der von der SPD geforderte Umfang der Erhöhung gehe über die Leistungsfähigkeit der Versicherung hinaus.
Ebenfalls an den zuständigen Ausschuß überwiesen wurde ein CDU/CSU-Antrag, aus Mitteln der Bundesanstalt für Arbeitslosenversicherung weitere 100 Millionen DM zur Schaffung von Dauerarbeitsplätzen zu bewilligen.
Zu einer längeren Debatte kam es bei der zweiten Lesung des Strafrechtsänderungsgesetzes, nachdem ein Gesetz zur Ergänzung des Selbstverwaltungsgesetzes in dritter Lesung verabschiedet worden war. Die endgültige Entscheidug über das Strafrechtsänderungsgesetz wird erst in einer der ersten Sitzungen des Bundestags nach Pfingsten fallen. Das Beamtengesetz wird heute nur in zweiter Lesung behandelt werden, so daß seine endgültige Verabschiedung ebenfalls erst in etwa 14 Tagen zu erwarten ist.
die „Junge Gemeinde" richtet, überrascht nicht. Mehr als anderswo gilt in totalitären Staaten der Satz: „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“ Überraschend ist vielmehr, daß die Jugend der Ostzone anscheinend in großer Zahl in der Kirche den letzten Hort der Freiheit erkannt hat und dafür Opfer zu bringen bereit ist.
Jedes totalitäre System muß zwangsläufig mit der Kirche, wenn sie echte Kirche ihres Herrn Jesus Christus ist, zusammenstoßen. Wo alle Lebensgebiete der Allmacht und Doktrin des Staates untergeordnet sein sollen, ist kein Platz für andere, mindestens ebenso totale Ansprüche, wie es der des christlichen Glaubens ist, daß Jesus Christus allein der Herr der Welt ist, gemäß dem Wort der Himmelfahrtsbotschaft: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Solange „Bürger“ eines totalen Staates an dieser Botschaft festhalten, ist dieser Staat nicht total. Sein Gebäude bleibt brüchig, wenn der Einzelne seine Entscheidungen, ja, die geheimsten Gedanken seines Herzens dem Gebot des Wortes Gottes ausliefert und nicht den Verordnungen des Staates.
Es ist sonderbar. Der gottlose Staat hat am ehesten begriffen, daß der christliche Glaube an eine Realität gebunden ist, der im Letzten die kompakte Realität des totalen Staates ohnmächtig gegenüber steht, weil ihm die Gabe zur echten Überzeugung fehlt. Es fehlt ihm die Zeugenschaft, die das Amt jeder Kirche ist und das die Kirche in der Ostzone wahrzunehmen gewillt ist. Glauben kann man nicht verbieten, Gebete nicht verhindern. Man kann vielleicht das offene Bekenntnis weithin unterdrücken, aber man kann die Katakomben, in denen die Kirche im geistigen Raum immer ihre letzte Zuflucht gefunden hat, nicht stürmen.
Im Osten Deutschlands fallen Entscheidungen, die weit mehr als lokale Bedeutung haben. Hier geht es um die nur dem Christen gegebene Freiheit, die, wie es in der Botschaft des Rates der EKiD heißt, „den Menschen zum Menschen macht“. Hier erweist es sich deutlich, daß das Evangelium nicht nur eine persönliche Angelegenheit des Einzelnen, sondern eine politische ist, die für das Leben eines Volkes entscheidende Bedeutung hat.
Wird die Kirche diesen Kampf bestehen oder wird sie untergehen? Der Staat scheint alle Trümpfe in der Hand zu haben. Aber die Kirche glaubt an ihren Herrn. Sie ist die Kirche, die morgen auch in der Ostzone die Botschaft von Himmelfahrt verkündigen wird. Sie wird offene Herzen für ihr Bekenntnis finden, daß Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, alle Verfolgten dieser Welt in seinen Schutz genommen hat und der Herr auch der gottlosen Herren ist. Sie wird mit ihren Gemeinden aus dem Wort leben, das der Herr der Kirche ihr als „Testament“ hinterlassen hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“
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„Macht Bier wirklich dich?“ Diese Frage war wichtigstes Diskussionsthema beim alljährlich stattfindenden Kongreß der In der amerikanischen Brauereiindustrie beschäftigten Chemiker. „Wenn man größere Mengen Bier trinkt, so mag das dazu beitragen, daß man etwas dicker wird. Aber in erster Linie ist das kräftige Gabelfrühstück, das meist während des Biertrinkens verzehrt wird, für die Gewichtszunahme verantwortlich zu machen." Das ist die Meinung Harold Rothschilds, Präsident des Kongresses, der es ja wissen muß