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HAUS MIT BILDSCHMUCK BEI BALIGE

Die Aufnahme zeigt ei« typisches Batak-Haus in Hoeta Sikotang bei Balige auf Sumatra. Phantastische Tierköpfe sollen böse Geister f*ernhalten

Menschenfresser und Medizinmänner

Seltsame Bräuche auf der fernen Sunda-Insel

Die Bataks sind der bedeutendste nicht­mohammedanische Eingeborenenstamm auf Sumatra. Sie leben im nördlichen Teil der vom Aequator durchschnittenen Insel und werden von den anderen Eingeborenen ver­achtet, weil sie Schweinefleisch essen. Die ersten europäischen Forscher, die sich durch die unwegsamen tropischen Urwälder zu Ihnen durchschlugen,'vergaßen sehr schnell die Schrecken des Dschungels, das Fieber und die Raubtiere, denn die Bataks waren Kanni­balen. Sie fanden nichts dabei, wenn sie ihre Feinde nach der Schlacht verspeisten, oder wenn sogar Menschenfleisch auf ihren primi­tiven Märkten angeboten wurde.

Es ist den Missionaren und den Regierun­gen der holländischen und seit 1949 der indonesischen zu verdanken, daß diese grausame Sitte langsam ausstirbt. Allerdings ist der Kampf der Behörden nicht leicht, denn die Bataks leben weit weg von den Zentren der Zivilisation.

Diese Eingeborenen glauben an böse Geister, die in Menschen, Tieren und leblosen Gegen­ständen wohnen können. Sie auszutreiben ist Aufgabe der heidnischen Priester und Prie- sterinnen, die hoch geachtet, aber auch sehr gefürchtet werden, denn es heißt, sie könnten Menschen verhexen.

Wer einen persönlichen Gegner hat, besorgt sich einen Stoffetzen von dessen Gewand und geht damit zum Zauberer. Der spricht ge­heimnisvolle Beschwörungsformeln, führt un­heimliche Tänze auf und verflucht den Wider­sacher, der dann gezwungen ist, sich wieder enthexen zu lassen, wenn er seinen Frieden wiederhaben will. Der einzige, der etwas davon hat, ist letzten Endes so der Medizinmann, der sich von beiden beschenken läßt.

Die Häuser der Bataks ruhen auf Holzpfäh­len. Sie haben hohe Firstdächer und sind mit kunstvollen Schnitzereien phantastischer Tiere verziert, die den bösen Geistern den Eingang verwehren sollen. Bis zu acht Familien woh­nen in jedem dieser großen Gebäude, dessen Inneres durch Wände in einzelne Wohnungen aufgeteilt ist. In der Mitte ist ein freier Raum, den die Feuerstelle beherrscht. Hier kochen alle ihre bescheidenen Mahlzeiten. Das Feuer wird Tag und Nacht bewacht, denn es darf niemals ausgehen, weil das Unglück für alle Bewohner des Hauses bringen würde.

Vor einigen Jahrzehnten haben die Bataks es aufgegeben, von der Jagd allein zu leben. Sie wurden Bauern. Die Büffel dienen ihnen als Zugtiere für die primitiven hölzernen Pflüge, und es scheint so, als wüßten diese schwer­fälligen Tiere genau, worum es geht, denn sie weichen den empfindlichen Reispflanzen aus, um sie nicht mit ihren Hufen zu zertreten. Die Hauptarbeit bleibt den Frauen überlassen und dis Männer sind alles andere als fleißig.

Ebenso seltsam sind die Ehebräuche dieser Eingeborenen. In den meisten Fällen entschei­den die Eltern, wen ihre Tochter oder ihr Sohn henaten soll. Bei dieser Wahl müssen zahlreiche Verbote beachtet werden, deren Nichtbefolgung Unglück für die Familie bedeu­ten würde. Für das Mädchen bedeutet die Vorbereitung zur Ehe alles andere als ein Ver-

f lügen. Die Bataks glauben nämlich, weiße ähne seien häßlich. Also werden eie erst

einmal spitz zugefeilt, schwarz gefärbt und schließlich vor der Hochzeit ganz abgeschliffen. Meistens wird die Braut bei dieser schmerz­haften Operation ohnmächtig.

Die Bräuche der Menangkabau, des mächtig^ sten mohammedanischen Stammes der Insel, sind nicht weniger ungewöhnlich, wenn auch zum Teil völlig verschieden von denen der Bataks. In ihren Familien sind die Frauen hochgeachtet. Der Mann, der in eine Familie heiratet, wird deswegen keineswegs in die Sippe seiner Schwiegereltern aufgenommen. Er hat keinerlei Rechte über den Besitz seiner Frau. Schon die Bezeichnung Orang Samando geborgter Mann beweist, daß hier das schwache Geschlecht regiert Stirbt seine Gat­tin, so geht ihr Besitz an ihre Familie zurück.

Wieviele verschiedene Eingeborenenstämme es auf Sumatra gibt, das ist eine Frage, die von den Gelehrten bis heute noch nicht ber antwortet worden ist. Eines aber scheinen die bisher bekannten gemeinsam zu haben: Die Geringschätzung des Geldes, mit dem sie, falls sie einmal etwas verdienen, nichts anzufangen wissen.

Weit verbreitet ist auf Sumatra die Vor­liebe für das Rauchen von Haschisch, jenem Gift, das aus Hanf gewonnen wird. Es ver­ursacht angenehme Träume, manchmal aber auch Wahnsinn. Der Raucher läßt dann auf einmal seine Pfeife fallen, greift nach dem Messer, läuft durch das Dorf und sticht jeden nieder, der sich ihm in den Weg stellt.

Wenn der RufAmok durch die Ansiedlung gellt, dann verbarrikadieren sich die Frauen mit ihren Kindern in den Häusern, und die Männer beginnen die Jagd auf den Wahn­sinnigen, bei der es nur sehr selten ohne meh­rere Tote abgeht.

BR« ZWISCHEN

MALAKKA DNDIAVA

japanische Truppen an der Nordküste. Die Weißen Ingenieure der Oelgesellschaft hatten gerade noch Zeit, dl« Bohrtürme, die Lei­tungen und die beiden Raffinerien bei Palem- bang zu zerstören. Ueber eine Milliarde Mark hatten die Anlagen gekostet. Sie galten als die modernsten im Fernen Osten. Einige Sprengladungen jagten den ganzen Reichtum in die Luft,

Den japanischen Landungstruppen folgte ein Heer von Ingenieuren, die sofort daran gingen, den Schaden zu beheben. In unglaub­lich kurzer Zeit floß das Oel wieder dies­mal nach Japan. Dann kamen alliierte Bom­ber. Ihre Spreng- und Brandbomben schienen ganze Arbeit geleistet zu haben, aber die Ja­paner waren zäh. Wiederaufbau und Ver­nichtung lösten sich in den folgenden zwei Jahren ab.

Nach Beendigung der Feindseligkeiten kehrten die Amerikaner sie beuteten ver­tragsgemäß die Vorkommen aus zurück. 1947 war es wieder einmal so weit. Die ein­geborenen Arbeiter, die zum Teil auch für dia Japaner tätig gewesen waren, vergruben feierlich wie schon so oft zuvor dia Köpfe von acht geschlachteten Ziegen zwi­schen den Bohrtürmen, flehten Allah um Gnade an, und Sumatra gehörte erneut zu den wichtigsten Erdöllieferanten des Femen Ostens. Während der ersten Monate nach der Inbetriebnahme arbeitete die Raffinerie die Oelvorräte auf, die noch aus der Zeit der japanischen Besatzung in den Tanks übrig­geblieben waren.

Palembang, die Hauptstadt der Insel, liegt etliche Kilometer von der Küste entfernt, und doch gleicht es einer Hafenstadt, denn der Musi, der durch sie fließt, ist ein mächtiger breiter Strom. Ein großer Teil der Häuser steht auf Pfählen entlang der Ufer. Zahlreiche Einwohner der Metropole leben in spitz- giebeligen Hausbooten auf dem schmutzigen Fluß. Händler fahren mit ihren Waren von einerWohnung zur anderen, so daß di« Hausfrauen ihr Heim nicht einmal zum Ein­käufen zu verlassen brauchen.

Der Unterschied zwischen dem orientalisch primitiven Leben der ärmeren Einwohner von Palembang und dem der Angestellten der Raffinerien am Rande der Metropole ist un­geheuer groß. Diese Anlage ist fast eine Welt für sich. Die Straßen sind breit und sauber, die Häuser glänzen weiß in der Sonne. Dia Arbeiter und Ingenieure haben hier ihre eigenen Schulen, Kirchen, Kaufläden, Klubs und Krankenhäuser.

Diese gewaltigen Kontraste, die man hier so dicht beieinander findet, sind bezeichnend für Sumatra. Sie verwischen sich nicht ein­mal, wenn die Dunkelheit der Nacht ein­bricht. Dann steht man am Strom, der Le­bensader der Stadt. Fast lautlos und träga zieht er dem Meere zu. Auf dem Wasser tanzen die zahllosen Lichter der Hausboote, die sich in der Nachtbrise wiegen. Schwer­mütige Gesänge klingen über den Fluß. So hat man sich immer das Leben auf einer tropischen Märcheninsel vorgestellt. Hebt man jedoch den Blick, dann sieht man in der Ferne die gleißenden Tageslichtlampen der Raffinerie, die Brandfackeln der Abgase und die Umrisse der hohen Krack-Türme.

Fast wehmütig schaut man noch einmal auf die Märchenwelt am Strom, die bald der Vergangenheit angehören wird.

Die Welt schien unterzugehen

Der größte Vulkanausbruch der Geschichte

Unvergleichlich schöne klare Seen und ge­fährliche Sümpfe, in denen es von Krokodilen und Riesenkrabben wimmelt, kahle Fels­küsten und undurchdringliche Urwälder, er­frischend kühle Hochebenen und fieber­dampfende Täler, Elefanten und Moskitos, weißgekleidete Verwaltungsbeamte und Eingeborene im Lendenschurz, Holzpflüge und moderne Erdölraffinerien das ist Sumatra, die zweitgrößte Insel der jungen Indonesischen Republik.

Nachdem die Hindus, dann malaische Ein­dringlinge und schließlich die Briten Herr über das Eiland gewesen waren, erwarben es im Jahre 1824 die Holländer. Damals stand Kautschuk hoch im Kurs, und die neuen Be­sitzer legten im Osten von Sumatra große Gummiplantagen an. Nicht weniger gefragt war der Tabak, der hier angebaut wurde. Als eines der besten Deckblätter für Zigarren genoß er bald die uneingeschränkte Wert­schätzung der Raucher in aller Welt. Schließ­lich würde südlich von Palembang Oel ent­deckt, und bald waren sich die Fachleute dar­über einig, daß Sumatra eines Tages zu den reichsten Inseln des Femen Ostens gehören würde.

Wenn auch die Erschließung der Boden­schätze und die wirtschatliche Entwicklung vorangetrieben wurden, so blieb doch der größte Teil der Insel unberührt von allen Fortschritten der Zivilisation. Man brauchte nur die neuen Städte zu verlassen, um in Ge­genden zu kommen, in denen die Eingebore­nen noch genau so lebten, wie ihre Vorväter vor unzähligen Generationen. Das hat sich bis heute noch nicht geändert, aber vielleicht liegt gerade darin der seltsame Reiz dieser Insel, die Paradies und Hölle zugleich ist.

Der Zweite Weltkrieg brachte einen großen Rückschlag in der wirtschaftlichen Aufwärts­entwicklung von Sumatra. 1942 landeten

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INDISCHER OZEAN

Krakatoa ist eine kleine Insel zwischen Su­matra und Java in der Sunda-Straße. Es unterscheidet sich kaum von den zahlreichen übrigen Eilanden, die heute zur Indonesischen Republik gehören. Noch vor einem Jahrhun­dert war es völlig unerforscht. Damals suchten hier hin und wieder eingeborene Fischer Zu­flucht, wenn sie von der Nacht oder von schlechtem Wetter überrascht worden waren. Drei Kraterspitzen erloschener Vulkane über­ragten Krakatoa, und niemand konnte sich er­innern, jemals auch nur eine kleine Rauch­säule über den Gipfeln gesehen zu haben sie sind tot, sagten die Malaien.

An einem Sontag im Mai des Jahres 1888 hörten die Einwohner im Osten von Sumatra laute Explosionen, als würde in der Sunda- Straße ein erbittertes Duell zwischen Kriegs­schiffen ausgetragen. Stundenlang klapperten

ALLES 2HSHT ZUM MARKT

rMtag im Maodlaswn b*i Fort de Kock auf Sumatra. Neben den «pwMMrifeB Ocbsen- karron der Bauern aue den umhegenden Dörfern stechen die Fkicrriider B dft oa m ah.

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die Türen, klirrten die Fenster, und an» nächsten Morgen lag auf den Straßen, den Hausdächern und den Feldern Asche.

Eine Woche nach dem ersten Vulkanaus­bruch wagten es die ersten Neugierigen, der Insel einen Besuch abzustatten. Sie wurden Zeugen eines großartigen Naturschauspiels. Alle fünf bis zehn Minuten schossen aus dem Krater wie aus einem schweren Mörser haus­große Steinbrocken in den Himmel.

In den folgenden Wochen ließ die Tätigkeit des feuerspeienden Berges, nach und die Be­völkerung der Nachbarinseln beruhigte sich wieder. Anlaß zu ernster Besorgnis schien nicht mehr zu bestehen. Auf einmal wurde jedoch auch der zweite der drei Vulkane von Kraka­toa aktiv. Jeden Tag wurde das Dröhnen lauter, und doch ahnte noch niemand die ge­waltige Katastrophe, die da kommen sollte.

Es war wieder ein Sonntag der 26. August als das Verderben hereinbrach. Die Explosionen auf der Insel waren Hun­derte von Kilometern weit zu hören. 25 Kilo­meter hoch stieg die schwarze Rauchwolke. Gegen Mittag wurde es Nacht über der Sunda-Straße. Die Luft roch nach verbrann­tem Schwefel. Gespenstisch züchten fahle Blitze durch die Dunkelheit. Feuerbälle schossen zum Himmel. Der südliche Teil der Insel glich einem Glutmeer.

Niemand hätte geglaubt, daß noch eine Steigerung möglich sei, daß die Nacht dunk­ler, der Aschenregen dichter und das Meer heißer werden könne, aber am nächsten Morgen zeigte es sich, daß die Wut der Naturkräfte längst noch nicht erschöpft war. Vier gewaltige Explosionen übertönten den höllischen Lärm, dann aber wurde es lang­sam still.

Es war die Stille vor dem Sturm. Eine Flutwelle fegte über die kleinen Nachbar­inseln. Sie ist bis zu 25 Meter hoch gewesen. Als sie sich verlief, ließ sie Schiffe, die in den Häfen von Sumatra und Java gelegen hatten, mehrere Kilometer landeinwärts lie­gen.

Erst Monate später gelang es, annähernd festzustellen, wieviele Menschen ertrunken waren. Der amtliche Bericht sprach von 37 000 Eingeborenen, doch die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte bedeutend höher gewesen sein.