DIE ALTE HEIMAT

Frühlingsschlendern im Böhmischen Mittelgebirge

Ein Ausflug des Erinneins in paradiesisches Heimatland

Bodenver wurzelt, naturverbunden war der Sudetendeutsche seit eh und je. Aber wenn der Frühling die Erde wachküßte, wenn allenthalben ein Sprießen und ein Knospen anhub, daß die Herzen aufgingen und die strahlende Lenzsonne sich in sie ergoß, dann litt es nicht Mann und Frau, nicht Greis und Kind in ihren Stuben. Dann wurde der Rucksack gepackt, das Wanderzeug angezogen, der Bergstock umfaßt, und hinaus gings in das herrliche Land, von dem Goethe einst sagte,daß der Herrgott bei seiner Erschaffung besonders rosiger Laune gewesen sein mußte. So war es überall im Sudetenland, und was hier vom Gebiet des Böhmischen Mittelgebirges gesagt wird, hat im gleichen Maße Gültigkeit für alle übrigen Landesteile.

Ein Sonntag, ein leuchtender Frühlingstag, damals, daheim ...! Zeitlich am Morgen schon war ich mit meiner Familie unterwegs. Wie das frische Grün der Kuranlagen Teplitz- Schönaus duftete, wie die gefiederten Sänger sich ihres Lebens freuten, wie allüberall die Menschen mit hellen Augen dahinströmten, der Sonne, dem Frühling, der lenzlichen Heimat entgegen!

Eine kurze Fahrt nur in das lauschige Bielatal. Bei seinem Ausgang grüßte die Ruine Kostenblatt die Wanderer, und von der Alois­höhe winkte der altersgraue Turm einen frohen Morgengruß. Hinter dem Walde aber lugte aus noch ein wenig dämmeriger Ferne das breite Haupt des Donnersberges hervor, bis zu dem hin es noch ein gutes Stück Weges gab Langsam ansteigend führten idyllische Wege nach Schallan, dem Zentrum eines klei­nen Kohlenbergbaugebietes, von rauschenden Wäldern umgeben. Hier gab es prächtige Rast, und wer noch nicht so richtig den Schlaf aus den Augen verloren hatte, der wurde zwangs­läufig wach angesichts des entzückenden Panoramas, das sich seinen Blicken bot In imposantem Schwung lagerte sich vor dem Beschauer der Kamm des Erzgebirges mit seinen herausragenden Punkten, der Nollen- dorfer Kapelle, den romantischen Tyssaer Wänden, dem langgestreckten Schneeberg. Zartes Grün, da und dort bereits unterbrochen von weißen und rosaroten Blütenstrecken der berühmten sudetendeutschen Obstkulturen, schmeichelte sich ins Auge, schon warf die Sonne ihr strahlendes Gold über die Erde, in der sich das neue Leben kräftig regte.

Dann aber bedurfte es noch einer tüchtigen Marschleistung, um über Boreslau hinweg zum Donnersberg (Milleschauer) zu gelangen. Hier erst tauchte man so recht auf engen, trau­lichen Weglein in die mächtigen Wälder ein, durch die es, wie in einem sonnegeküßten Domgang, in den das Licht aus Tausenden

bunten Fenstern einbricht, steil hinaufging zum Ziele der Wanderung. Oben aber wähnte man sich gottnahe, so schön war das Bild in der Runde. Tief unten das Elbtal, an sechs Stellen silbern aufblinkend der Strom, der gen Deutschland zog, ein Bild von ergreifender Lieblichkeit Die Bläue des Himmels badete sich in diesem Strom, Blütenbaum ballte sich an Blütenbaum, sanft neigten sich die zarten Birken in leichtem Wind, ernst und stark wuchteten die dunklen Nadelbäume in die Höhe, und darüber, alles vergoldend, das Scheinen des Sonngestirnes ... Ein Bild, in- einanderverschlungenen, dicht baumbestande­nen Bergzügen vorgelagert, das alljährlich Tausende Maler aus aller Herren Ländern an­

lockte, es auf die Leinwand zu bannen, das von Dichtern aller Nationen besungen wurde, das jeden in seinen Bann zog, der es einmal geschaut. Dann die schmuckvollen Ortschaften Praskowitz und jenseits der Elbe Lichtowitz, drohend über den Gipfeln des Hanges, von vergangenen Zeiten kündend, die Ruine Kamaik, im Hintergrund der Eisberg, rechts davon der prächtige Radobyl. Ueber das lieb­liche, sich an den Strom anschmiegende Salesl mit der von einem einzelnen Baum gekrönten Staudenspitze, reichte der Blick bis hin zur alten Bischofsstadt Leitmeritz, hin zu den un­heimlichen Festungsmauern von Theresien­stadt, hinter denen sich bis in die neueste Zeit so viel menschliches Leid barg, zum Georg­berg bei Raudnitz. Wohin man auch schaute, es war blühendes Leben.

Heimat, heute weit entrückt, durch un­natürliche Grenzen ihren Menschen versperrt, und doch in deren Herzen lebend, von Sehn­sucht umflort, von Hoffnung umrankt. Ver­lorene, ewig unverlorene Heimat, deshalb, weil ihre verjagten Kinder ihr auch im Exil die Treue bewahren.

Albin Franz

DANZIGER FLACHLANl- DasGroße Werder. Blick auf die Siedlung Stüblau.

Das schöne, unvergeßliche Ostpreußen

Fruchtbares Ackerland zog sich hügelaui, hügelab

Fast jedesmal, wenn Besucher aus dem Westen des Vaterlandes zum ersten Mal wirk­lich nach Ostpreußen hineinkamen, dann hörte man ihr verwundertes Erstaunen dar­über, daß alles so ganz anders sei, als man es sich vorgestellt hatte, und daß die Ge­samterscheinung des Landes durchaus nicht öde und langweilig war, sondern seine große Schönheit und Vorzüge hatte.

Schon der Westen des Landes, das Ober­land, war wie ein lieblicher Garten. Aus der grünen Ebene im Norden stiegen die ersten stadt- und dorfbekrönten Hügel auf, um dann den ganzen Süden zu erfüllen. Es war das landschaftlich abwechslungsreichste Gebiet der Provinz; ausgedehnte Laubwälder, unter denen sich die größten Rotbuchenbestände Deutschlands befanden, umkränzten die prächtigen, inselgeschmückten Seen. Frucht­bares Ackerland zog sich hügelauf und hügel­

Viele Brücken führten über die Oder

Sie verbinden nicht mehr, sie trennen

Ströme trennen und verbinden. Schon seit Jeher war der Mensch darauf bedacht das Trennende zu überwinden und durch Furten, Fähren oder Brücken das gegenüberliegende

Ufer zu erreichen. So gingen auch fast alle Oderübergänge auf eine frühere Furt oder auf eine seit langem aufgehobene Fährver­bindung zurück; eine Ausnahme machten die Brücken, die dem Eisenbahnverkehr dienten und die sich weniger an die alten Verkehrs­wege hielten. Wie die Zeiten, so wechselten auch die Formen des Brückenbaues, den Holzbrücken folgten die Pfeilerbrücken, diesen die Hängebrücken, die oft technische Wun­derwerke waren, und die Betonbrücken, die sich so harmonisch in die Flachlandschaft des Odertales einfügten.

Eines der größten ersten Brückenbauvor­haben war der Bau der Eisenbahnbrücke bei Deutsch-Nettkow der Linie Breslau-Stettin, deren Länge 407 Meter betrug und deren Ein­weihung im Jahre 1872 erfolgte. In den acht­ziger Jahren folgten der Bau der Breslauer Gneisenau-Brücke, der Stettiner Grüne- Graben-Brücke, der ersten Auslegerbrücke in Brieg und der Bau der neuen Brücke in Frankfurt.

Ferner wurde die Holzbrücke bei Ohlau durch einen modernen Bau ersetzt, auch wur­den die Eisenbahnbrücke bei Pommeriz der Strecke Rothenburg-Bentschen und die Eisen­bahnbrücke, die bei Frankfurt das Odertal überquert, in Betrieb genommen Im folgen­den Jahrzehnt wurden dreizehn Brücken­bauten über die Oder vollendet.

Die Kaiserbrücke in Breslau, mit ihren 120 Metern seinerzeit die zweitgrößte Hänge­brücke Deutschlands, wurde 1910 in Verkehr genommen. In den folgenden Jahren wurden drei Eisenbahnbrücken bei Steinau von denen jede eine Länge von 380 Metern aufwies, fer­tiggestellt; die gleiche Länge hatten die beiden Eisenbahnbriicken bei Dyhernfurth, die auch im Zuge der Linie Breslau-Stettin lagen. Trotz der Kriegszeit konnte im Jahre 1916 die über zweihundert Meter messende Rosentaler Brücke bei Breslau fertiggestellt werden. 1918 wurde di;' alte Clogauer Brücke durch eine moderne Brücke ersetzt. Im glei- Jahre wurden noch die beiden Eisen­bahnbrücken bei Breslau auf der Strecke 5? els von der Eisenbahn übernommen; jede dieser Brücken hatte eine Länge von über zweihundert Metern. Im Jahre 1919

konnte bei Leubus, auf der Strecke Malsch- Wohlau, die zweitgrößte, 550 Meter messende Eisenbahnbrücke des Odergebietes in Betrieb genommen werden. Wenige Jahre später

DIE KAISERBRÜCKE IN BRESLAU

Brücken sind im allge­meinen Symbole des Verbindenden zwischen den Menschen hüben and den Nachbarn drüben. Heute sind viele Flüsse, so beson­ders Oder and Neisse zu Grenzläufen ge­worden, Uber die nur noch sehr wenige, von Deutschen kaum mehr begangene Brücken hinüberführen.

folgte mit ihren 400 Metern die Straßenbrücke von Tschicherzig.

Heute haben diese Brücken für den Men­schen aus dem Osten nichts Verbindendes mehr, sondern nur noch Trennendes. In Schle­sien dienen sie, soweit sie noch vorhanden und passierbar sind, den Interessen eines fremden Volkes, ebenso verhält es sich am Unterlaufe des Flusses in Stettin. In seinem Mittelläufe bildet der Oderfluß die Grenze; drüben lebt ein fremdes Volk auf deutschem Grund und Boden. Sofern die Brücken nicht zerstört sind, sperren dichte Stacheldrahtver­haue jeden Verkehr zwischen hüben und drüben. Aber die Oder-Neisse-Grenze ist vom deutschen Volk in seiner Gesamtheit niemals anerkannt worden.

Grenzen sind nichts Unabänderliches, auch hier im Osten wird, so hoffen wir, einst auch auf friedlichem Wege Recht wieder Recht werden, und die Brücken über die Oder wer­den dereinst wieder deutsche Ufer und damit auch deutsche Menschen verbinden. Dann hat der Brückenschlag über die Oder wieder einen Sinn.

ab, und anmutige Flußläufe, immer wech­selnde Bilder bietend, durchschnitten Berg und Wald und Feld. Der Geserichsee, die Christburger Forst, die Gewässer im Zuge des Oberländischen Kanals boten einen Reichtum an schönen Landschaftsbildern.

Das angrenzende Ermland war der reichste Teil der Provinz. Saatenschwere Felder be­deckten, so weit das Auge reichte, das leicht­gewellte, flußdurchströmte Land, und die stolzen, dichtgesäten Dörfer und anmutig gelegenen Städte mit ihren ragenden Domen, Schlössern und Rathäusern zeugten von dem Wohlstand des Landes. Landschaftliche Perlen wie das Walschtal, und Städtebilder, wie Heilsberg, dieses Juwel unter den Städten Ostpreußens, das hochragende Frauenburg, das so stolz über dem Frischen Haff empor­stieg, das betriebsame Braunsberg, das in raschem Aufschwung begriffene Allenstein boten Bilder, die aufzusuchen selbst schon verwöhnten Augen Freude machte.

Südlich schloß sich Masuren an, das eigent­liche Gebiet der großen Seen und der mäch­tigen Fichten- und Kiefernwaldungen in der Provinz. Meilenweit bedeckten diese uralten Nadelwaldbestände das zwischen Hügel und Ebene wechselnde Land, und die vielfach untereinander in Zusammenhang stehenden und dampferbefahrenen blauen Seen leuch­teten zwischen dem Grün der Wälder und dem Gelb der Saaten hervor. Die landschaft­lichen Schönheiten dieses Landstriches, unter denen der Mauersee, der Löwenthin- und der mächtige Spirdingsee, der Cruttinnafluß, die Johannisburger Heide nur ganz beiläufig erwähnt seien, waren bekannt und brauchen kaum noch eines Worte zu ihrem Ruhme. Wirtschaftlich war es allerdings das ärmste

FRANKENSTEIN (EULENGEBIRGE)

Eine der alten, schönen Städte Nieder­schlesiens ist' Frankenstein, östlich vom Eulengebirge gelegen. Einst zählte sie 11000 Einwohner. Heute trägt sie einen polnischen Namen.

Leutschau - dasNürnberg der Slowakei"

Ein Schaijkästlein deutscher Gesamtkultur

Man muß nicht aus der Zips stammen, um das majestätische Leutschauer Rathaus zu kennen. Es ist ein wahres Schatzkästlein deutscher Gesamtkultur. Die vielen alten Bauten geben der Stadt ein schönes Gepräge. Der große viereckige Platz (Ring) ist etwas seltsam Schönes. Hier steht das Barockrathaus mit allegorischen Figuren. Die Jakobskirche beherbergt fünfzehn große Altäre, darunter von Meister Paul. Berühmt sind der Hl. Georg aus dem 15. und die Zipser Madonna aus dem 16. Jahrhundert. Die Franziskaner­kirche an der Stadtmauer birgt erlesene Schätze. Die Patrizierhäuser enthalten Lau­bengänge und Renaissancehöfe. Auch die Sakramenthäuschen, Chorstühle und Kanzeln sind wahre deutsche Kunst. Die Zünfte hatten berühmte Fastnachtspiele hervorgebracht.

Wer kennt nicht die Sage von derLeut­schauer Weißen Frau die in einem Krieg dem feindlichen Kommandanten, deren Braut sie gewesen sein soll, die Stadtschlüssel aus­lieferte und so die Eroberung der Stadt durch den Feind bewirkte. Seither hat sie keine Ruhe und soll manchem erscheinen. Manch­mal schickt sie einen Reiter ohne Kopf entgegen, um zu erschrecken. Auf dem Markt­platz steht noch das Thurzohaus mit reichen Renaissanceverzierungen. Die Buchdrucker­kunst hatte in Leutschau frühe Heimat, und Laurenz Brewer war einer der bekanntesten deutschen Buchdrucker im Mittelster Mag auch die Stadt in den letzten Jahren schon eine slowakische Mehrheit besessen haben, die deutsche Art der Jahrhunderte ist nicht wegzuleugnen.

Gebiet Ostpreußens. Der Boden blieb sandig, die Städte waren meist klein, auch in ihreA öffentlichen Gebäuden von herber Einfach­heit. Die Dörfer lagen langgestreckt an den Seen oder verstreut in den Wäldern. Hin und wieder öffnete sich in diesen eine Lichtung für ein paar Häuser, ein Kirchlein, einig* Wiesen und Aecker. Aber gleich schlossen sich die höhen Stämme wieder verschwiegen zusammen hinter dem vergessenen Stücklein Erde.

Weiterhin ging das Land völlig in die Ebene über. Das Samland, Natangen und Barten hatten nur ganz wenige Erhebungen. Genannt sei nur der Galtgraben im Samland, der die bedeutendste der alten Fliehburgen im Lande trug, und der sagenumwoben* Rombinus, der alte Götterberg an der Memel oberhalb von Tilsit.

Als eine der charaktervollsten Landschaf­ten war wohl die Steilküste Samlands zu bezeichnen. In schroffer Lehne fiel hier das hohe, meerbespülte Ufer zur Ostsee ab, deren Wellen fast alljährlich neuen Tribut von ihm heischten, um dafür den Bernstein zurückzu­geben, der in so reicher Menge nur hier auf der ostpreußischen Halbinsel gefunden wurde. Die malerische, baumbestandene Küste mit ihren lieblich in das Grün der Ufer eingebet­teten Badeorten fand ihren nächsten Mit­bewerber erst in den Steilufern Rügens.

Solche Glanzpunkte waren auch die beiden Nehrungen, die Frische und die Kurische, jenes schmale, fast sagenhaft geworden* Land, das Land der tückischen Triebsand­flächen, der Hügelketten von Wanderdünen, der weltfremden Fischerdörfer, die der wan­dernde Sand begrub, die gewaltigste Heer­straße der Zugvögel und die Stätte der weit­berühmten Vogelwarte Rositten, der schmal* Schutzwall zwischen Haff und Meer. Dies* Ketten von Wanderdünen waren Berge von feinem Seesand, sie waren ein Gebiet von ganz eigentümlichem Reiz, wie es ein zweite* Mal auf dieser Erde überhaupt nicht wieder vorhanden ist.

Eine Wanderung durch die weite, weiße Einsamkeit dieser lebendigen Hügel, in denen man vielfach nur noch Sand um sich sah und die eigenen Spuren, die der Wind, kaum daß sie entstanden waren, schon wieder zu verwehen begann, mit dem blauen Sommer­himmel über sich und den weiten Wasser­flächen am Horizont, gehörte wohl zu den stärksten Eindrücken, die man überhaupt gewinnen konnte.

Wenn man daneben noch die Merkwürdig­keit der Hochmoore, voran das Augstumal- moor, das Große Moosbruch und das als Na­turdenkmal geschützte Zehlenbruch erwähnt^ die Elchreviere mit ihrem aus grauer Vor­zeit bis in unsere Tage hineinragenden, selt­sam gewaltigen Urwild, die Ibenhorster Forst, den Frisching, die große Rominter Heide, di* höchst malerischen Wasserstraßen am Kuri- schen Haff, dann ist wohl erwiesen, daß auch diese Ebene an eigenartiger Schönheit keines­wegs Mangel litt.

Wir, denen Ostpreußen Heimat war, tragen die verlorene Schönheit in unseren Herzen. Schade nur, daß viele Menschen aus dem Westen Deutschlands vorläufig das weit* Land im Osten nicht mehr kennen lernen können.

Gerhart Hauptmann

Warum er nurErster reiste

Daß ein Dichter nur 1. Klasse auf der Bahn reiste, nahmen die Leute übel. Es hieß, Ger­hart Hauptmann sei eitel, er sei ein Geck, und er wolle nur auffallen. Gerhart Haupt­mann, dem das zu Ohren gekommen war, be­schloß daraufhin, 2. Klasse zu fahren. Als er wieder einmal/ nach Berlin reiste, saßen in seinem Abteil noch fünf Mitreisende, die nicht müde wurden, den bekannten Dichter anzustarren und ihn in ein Gespräch zu ver­wickeln, während die übrigen 2. Klasse- Abteile des D-Zugwagens nahezu leer waren. Mißmutig begab sich Hauptmann auf den Gang, setzte seinen Fuß auf die Heizung und sah zum Fenster hinaus. Eine junge Dame kam nicht weniger als fünfmal an dem Dich­ter vorüber, wobei sie ihn jedesmal interes­siert betrachtete. Und jedes Mal nahm Ger­hart Hauptmann höflich sein Bein von der Heizung, um der jungen Dame Platz zu machen. Als sie sich anschickte, ein sechstes Mal vorüberzugehen, hielt sie Hauptmann an, griff in die Brusttasche und sagte verbind­lich:Gnädiges Fräulein, darf ich Ihnen viel­leicht mein Bild überreichen? Gerhart Hauptmann zog es vor, in Zukunft weiter 1. Klasse zu reisen.