Dukes macht sich selbst ein Bild
Ein Außenminister auf Informationsreise / Begegnung mit Nehru
DIE ME1NUNU DEtf ANDERN
Vorbedingungen.,.
Einen Tag vor dem Zusammentritt det französischen Parlaments nach den Wahlferien kritisert die französische Presse am Montag den Vorschlag einer „Kleinen Verfassungsreform", den Ministerpräsident Ren6 Mayer vorlegen will. Der linksstehende „Comba t“ schreibt:
„Die Kleine Reform wird nichts an den Gegebenheiten ändern. Man muß den Franzosen die ganze Wahrheit sagen, die Schwere des Indochina-Problems nicht vertuschen, gestehen, daß das Land über seine Mittel lebt, daß der Franc überbewertet ist, und daß man sich hinsichtlich Tunesiens, der Europaarmee, Deutschlands und des Atlantikpaktes in einer Sackgasse befindet. Man muß gestehen, daß unser ständiges Betteln ln Washington uns allmählich die nationale Souveränität kostet. Das sind die ersten Vorbedingungen für eine Erneuerung.“
ft; ayers Tage gezählt ?
Fast 10 Milliarden DM Defizit
PARIS. Heute tritt nach einer durch die Kommunalwahlen bedingten Pause die französische Nationalversammlung wieder zusammen und wird in ihrer Budgetdebatte möglicherweise das Schicksal des Ministerpräsidenten Mayer entscheiden, der mit weitreichenden Anträgen zur Reform der französischen Verfassung vom Parlament eine Stärkung der Regierungsgewalt erzwingen will.
Ausländische Diplomaten und Beobachter geben Mayer nur geringe Chancen auf einen Verbleib im Amt. Die Stimmung in der Nationalversammlung hat sich bereits für den früheren Ministerpräsidenten P i n a y von der unabhängigen Rechten als Nachfolger Mayers erwärmt. Budgetminister Moreau hat angekündigt, daß nach dem jetzigen Stand der Ausgaben und der die Schätzungen um 1,2 Mrd. unterschreitenden Steuereinnahmen in diesem Jahr mit einem Defizit von 804 Mrd. Francs (fast 10 Mrd. DM) zu rechnen ist.
Wieder Wahlbovkott
Die Tunesier wahren Solidarität
TUNIS. Auch bei der zweiten Runde der Gemeindewahlen in Tunesien am Sonntag war die Wahlbeteiligung niedrig. In der Stadt Susa gaben z. B. nur 8,54 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab. Während sich in Karthago die Tunesier überhaupt nicht an den Wahlen beteiligten, da kein tunesischer Kandidat aufgestellt worden war, lag die Wahlbeteiligung in La Goulette mit 38 Prozent relativ hoch. Gewählt wurde in der zweiten Hälfte von 64 größeren Gemeinden. In der ersten Hälfte, darunter in Tunis selbst, hatten am Sonntag zuvor etwa 91 Prozent der Wähler den Aufruf der Nationalisten zum Wahlboykott befolgt.
lsiael bietei Aiahern Garantie
Auftakt für Friedensverhandlungen?
TEL AVIV. Der israelische Ministerpräsident Ben G u r i o n hat die Bereitschaft seiner Regierung angedeutet, die gegenwärtigen arabisch - israelischen Grenzen auf hundert Jahre zu garantieren. Politische Kreise in Tel Aviv sehen in diesem Angebot den psychologischen Auftakt für konkrete Verhandlungen. Vor allem wird -Ben Gurions Äußerung als ein Wink für den amerikanischen Außenminister Dulles angesehen, der gegenwärtig in Ägypten ist und dort das israelische Angebot zur Sprache bringen könnte.
Höchste Bevölkerungszahl in Nordrhein-Westfalen. Bonn. — Mit 13,721 Millionen Einwohnern Ist Nordrhein-Westfalen das Land mit der höchsten Bevölkerungszahl in der Bundesrepublik, die am 1. April 48,477 Millionen Einwohner hatte. An zweiter Stelle folgt Bayern mit 9,127 Millionen, dann Niedersachsen mit 6,676 und an vierter Stelle Baden-Württemberg mit 6,639 Millionen Einwohnern.
Wenn jetzt der Außenminister der Vereinigten Staaten seine schon seit Monaten angekündigte Reise nach dem Vorderen und südlichen Orient angetreten hat, so ist es das erstemal, daß ein amtierender amerikanischer Staatssekretär seinen Fuß auf den Boden einiger dieser Länder setzen wird. Sowohl die zeitliche wie die räumliche Ausdehnung der Reise lassen deutlich den großen Wandel erkennen, den die Welt seit ihrem ersten großen Krieg genommen hat: Der rapide Aufstieg der USA, die an Einfluß überall in den Gebieten nachrücken, die lange Zeit hindurch zur traditionellen Herrschaftssphäre Großbri- taniens gehörten, einerseits, und das zunehmende weltpolitische Schwergewicht der arabisch-asiatischen V ölkergruppe'*bndererseits. Im Laufe von drei Wochen wird John Foster Dulles, begleitet vom Leiter des Amtes für gegenseitige Sicherheit, Harold Stassen, nicht weniger als zwölf Ländern seinen Besuch abstatten: Ägypten, Israel, Jordanien, Syrien, Libanon, Irak, Saudi-Arabien, Indien, Pakistan, Türkei, Griechenland und Lybien.
Für die Amerikaner und ihr Denken, besonders soweit sie Republikaner sind, erscheint der Raum zwischen dem äußersten östlichen Vorposten des Atlantikpaktes, der Türkei, und den Philippinen vor allem als ein militärisches Vakuum, das nicht nur eine bedenkliche Lücke innerhalb der Trumanschen „con- tainment“-Politik darstellt, sondern mehr noch im Rahmen einer aktiven „Befreiungspolitik“ gegenüber der sowjetischen Unterdrük- kung. Wie weit überhaupt Chancen bestehen, den Ring um die Sowjetunion auch in dem strategisch so bedeutsamen Süden zu schließen, dürfte für Dulles eine der am vordringlichsten zu klärenden Fragen sein. Demgegenüber steht für die arabischen Staaten, die eine Bedrohung durch die Sowjetunion kei-
Keine rückwirkende Steuersenkung. Bonn. — Das Bundesfinanzministerium erklärte am Montag, daß die „Kleine Steuerreform“ sich verzögern würde, falls der Bundesrat nicht zustimmt, sondern den Vermittlungsausschuß von Bundesrat und Bundestag anruft. Ein rückwirkendes Inkrafttreten der vorgesehenen Steuersenkung sei jedoch technisch nicht möglich.
Volkspolizist erschossen. Coburg. — Nach Mitteilung der Grenzpolizeistelle Coburg ist am Sonntag in unmittelbarer Nähe der Zonengrenze auf sowjetzonalem Gebiet ein Volkspolizist von einer Vopo-Streife erschossen worden. Der Volkspolizist wollte in den Westen fliehen.
Prozeß gegen „Unfallstoten“. Kiel. — Vor der ersten Strafkammer des Kieler Landgerichts begann am Montag der Prozeß gegen den 40jähri- gen Kieler Kaufmann Fritz Iwersen, der am 1. Juli vorigen Jahres seinen Tod durch Ertrinken vortäuschte, um durch einen raffiniert angelegten Versicherungsbetrug mit seiner Freundin „in ein zweites Leben flüchten zu können. Er hatte zwei Lebensversicherungen über 300 000 DM für Unfalltod. abgeschlossen.
Bundesbahn muß einsparen. Berlin. — Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Eisenbahner, Hans Jahn, gab in Westberlin bekannt, daß die Bundesbahn in den nächsten drei Jahren 45 000 Planstellen einsparen müsse. Dies sei eine Folge der veränderten Verhältnisse im Verkehrswesen.
Wirth und Elfes gründen politische Partei. Düsseldorf. — Bei den kommenden Bundestagswahlen will der „Bund der Deutschen für Einheit, Frieden und Freiheit“ als eine neue politische Partei in allen westdeutschen Ländern kandidieren. Die Partei setzt sich aus Angehörigen der „Deutschen Sammlung“ zusammen, deren Vorsitzende Reichskanzler a. D. Dr. Joseph Wirth und Oberbürgermeister a. D. Wilhelm Elfes (München-Gladbach) zu provisorischen Leitern des 80- köpfigen Gründungsausschusses bestellt wurden.
Maük in London. London. — Der neue sowjetische Botschafter in Großbritannien, Jakob Ma- 11k, traf am Montag in London ein. Der 47jährige wird die Sowjetunion auch bei den Krönungs-
neswegs als so akut empfinden, der Wunsch im Vordergrund, sich der Hilfeleistung der Amerikaner für ihre endgültige Befreiung auch aus den letzten Resten westlicher Kolonialherrschaft zu versichern. Kurz gesagt, in Washington hofft man auf anti-kommunistische Verbündete, in Kairo auf jenen Geist der USA, der sich seit der Unabhänigigkeits- erklärung des Jahres 1776 so stark mit dem Freiheitswillen der Völker identifiziert hat und heute mehr in den Hintergrund des Kampfes gegen die Sowjetunion gerückt ist. Foster Dulles wird in Kairo seinem Wunsch nach einem Nahost-Verteidigungspakt Ausdruck verleihen, während General Naguib als bedeutendster Sprecher der arabischen Staaten versuchen wird, als conditio sine qua non die Unterstützung der USA bei den Verhandlungen mit England um die vorhergehende Räumung der Suezkanalzone zu erreichen. Mr. Dulles wird die These vertreten, die Freiheit müsse verteidigt werden, Naguib wird die Antithese aufstellen, erst müsse die Freiheit erlangt sein.
Der eigentliche Dialog aber über die weltpolitische Situation wird ohne Zweifel in New Delhi vor sich gehen, wenn in den Personen von Dulles und Nehru der Westen und das nicht-kommunistische Asien einander begegnen. Sicherlich wird sich der amerikanische Außenminister nicht die Gelegenheit entgehen lassen, sich mit Nehrus Ansichten über die Folgen, die Stalins Tod in Asien, vor allem in Peking, nach sich ziehen wird, ausführlich zu beschäftigen. Denn es ist schließlich kein Geheimnis, daß der indische Regierungschef angesichts seines engen Kontaktes mit Peking zu den bestunterrichteten Persönlichkeiten der nicht-kommunistischen Welt über die Gründe und Hintergründe der Politik Mao Tle-tungs gehört. G. A.
feierlichkeiten vertreten. Sein Vorgänger Gro- myko ist schon vor einigen Wochen nach Moskau zurückgekehrt.
Schah tritt Landbesitz ab. Teheran. — Der Schah von Persien hat durch ein am Montag veröffentlichtes Dekret die Eigentumsrechte an seinem privaten Landbesitz der Regierung übertragen. Dies dürfte das wesentliche Ergebnis des zwischen dem kaiserlichen Hof und Mos- sadeq nach den Zusammenstößen im März erzielten „Übereinkommens“ sein.
Amerikanischer Frachter gesunken. Port Arthur. — Im Oberen See ist am Montag der 6900 Tonnen große amerikanische Frachter „Henry Steinbrenner“ gesunken. Von den 38 Besatzungsmitgliedern konnten sich nach ersten Berichten nur wenige in einem Rettungsboot und auf Flößen in Sicherheit bringen.
Tornados suchen die USA heim. New York. — Mehrere Bundesstaaten der USA wurden über das Wochenende von Tornados heimgesucht, die mindestens neun Menschen das Leben kosteten. Über 100 Personen wurden verletzt. Am schwersten wurde die Stadt Hebron in Nebraska heimgesucht. Zwei Drittel der Häuser wurden zerstört oder stark beschädigt.
Eisenhower nimmt Drapers Rücktritt an. Washington. — Präsident Eisenhower hat am Montag das Rüdetrittsgesuch des amerikanischen Auslandshilfe-Sonderbotschafters in Europa, W. Draper, angenommen. Draper wird seinen Posten am 30. Juni verlassen. Ein Nachfolger ist noch nicht ernannt.
Neue Geldmittel für Koreakrieg. Washington. — Trotz der Wiederaufnahme der Waffenstill- standsverhandlungen in Pan Mun Jon haben die Vereinigten Staaten im neuen Budget für alle Fälle Gelder für die Fortsetzung des Krieges in Korea bereitgestellt. Der republikanische Senator Ferguson deutete an, daß die USA eine Großoffensive erwägen könnten, falls die Verhandlungen scheitern und die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand schwinden sollten. Er sei überzeugt, daß Amerika „die notwendigen Schritte tun wird“, um in diesem Falle den Sieg sicherzustellen.
Kleine Weltchronik
DIL
BEIDEN JjgUlP»
nOMAN VON MARy BURCHELL
Einzige berechtigte deutsche Übersetzung von Hilde Passow-Kernen Copyright by Duncker-Verlag, Berlin, durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden
(12. Fortsetzung)
Sie war außerordentlich offen mit ihm gewesen. So offen, daß sie jetzt bei der Erinnerung an ihre eigenen Worte ihr Gesicht heiß werden fühlte. Es war kindisch und nicht sehr gescheit gewesen, so offenherzig zu einem Fremden zu sein. Er machte nicht den Eindrude eines Schwätzers, trotz seiner Leichtfertigkeit und seiner Art, sich über alles zu amüsieren. Aber — man konnte nicht wissen.
Angenommen, er würde Elliot etwas von dem; was sie gesagt hatte, erzählen!
Voller Entsetzen sprang Theresa von dem niedrigen Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, auf und ging zur Tür mit dem unklaren Gefühl, Anthony dort zu finden und ihm zu sagen, daß er sie auf keinen Fall verraten dürfe.
Aber die Unmöglichkeit eines solchen Schrittes wurde ihr im gleichen Augenblick, als sie es.gedacht hatte, klar. Unentschlossen stand sie mitten im Zimmer und versuchte, nicht daran zu denken, daß Anthony mit den besten Absichten der Welt irgendeine Andeutung machen könnte — wahrscheinlich, um seinem Bruder die Verantwortung für das, was er vorhatte, ins Gedächtnis zu rufen.
„Ich will nicht, daß Elliot es weiß Ich könnte es einfach nicht ertragen, daß er es erfährt, außer wenn — außer wenn .
Ihre Gedanken kamen nicht so weit, darüber klar zu werden unter welchen Umstände" sie es ertragen könnte, daß Elliot erfahren dürfe, daß sie ihn liebte, denn in diesem
Augenblick hörte sie Schritte auf dem Gang draußen.
Sie wußte instinktiv, daß es nicht Elliots Schritte sein konnten. Später, als sie darüber nachdachte, wunderte sie sich selbst, woher sie das so bestimmt gewußt hatte.
Dann waren es also fast sicher Anthonys Schritte. Und ohne einen Augenblick zu zögern, lief sie zur Tür und riß sie auf.
„Anthony . .
Er war schon an ihrem Zimmer vorüber und drehte sich nun überrascht um.
„Anthony, bitte kommen Sie einen Augenblick hierher. Ich möchte Ihnen etwas sagen.“ Sie sprach in einem drängenden Flüsterton, und er kam sofort zurück.
„Theresa, was ist los?“ Er sah besorgt aus.
„Oh — es ist eigentlich gar nicht viel. Nur das — wissen Sie, was ich Ihnen heute abend gesagt habe — Sie werden Elliot nichts davon sagen, nicht wahr?“
„Elliot etwas davon sagen? — Natürlich nicht. Wie kamen Sie auf eine solche Idee?“ Er runzelte leicht die Stirn.
„Ich meine, auch dann nicht, wenn Sie dächten, daß es zu meinem Besten wäre oder etwas Aehnliches?“
„Meine Liebe, es könnte gar nicht zu Ihrem eigenen Besten sein“, erwiderte er trocken. „Es gibt nur einen Menschen, der Elliot erzählen könnte, daß Sie ihn lieben — und das sind Sie selber. Und wenn Sie einen Rat von mir wollen, dann erzählen Sie es ihm erst dann, wenn Sie hundertprozentig sicher sind, daß er Sie mehr liebt, als Sie ihn. — Gute Nacht, Theresa.“
„Gute Nacht.“
Sie trat zurück, und er schloß die Tür für sie.
Mit einem Seufzer der Erleichterung ging sie durch das Zimmer, und in diesem Augenblick sah sie ihr Kleid in dem großen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand.
„Wie komisch", sagte sie laut. „Ich sehe so aus, als ob das Kleid mir wirklich gehörte. Ich habe mich irgendwie verändert. Ich habe mich verändert.“
Erst später— sehr viel später — als sie Elliot die Treppen hinaufkommen und in sein Zimmer gehen hörte, wußte sie, in was diese
Veränderung bestand. Eis hatte etwas damit zu tun, wie er sie in seinem Arbeitszimmer in den Armen gehalten und geküßt hatte. Sie vergrub ihren Kopf in den Kissen und war froh, daß niemand hier sehen konnte, wie dunkelrot sie geworden war.
Am nächsten Morgen hatte das Wetter sich offensichtlich Mühe gegeben, die traurige Düsterkeit des vorhergehenden Tages wettzumachen. Als die Familie Burdern und ihr Gast zum Frühstück versammelt waren, be- schien eine bleiche, helle Sonne eine Welt, die der Regen sauber gewaschen hatte.
Der wollene Rock und der scharlachrote Pullover, in denen Theresa am vorigen Nachmittag ihren Spaziergang unternommen hatte, waren inzwischen getrocknet und ihr von einem etwas hochmütigen Dienstmädchen zurückgebracht worden. Als sie so angezogen den Frühstücksraum betrat, wurde ihr wieder einmal klar, daß ihre Erscheinung für eine zukünftige Mrs. Elliot Burdern wirklich gar nichts Besonderes darstellte.
Aber niemand gab sich den Anschein, als ob er einen Unterschied zwischen dem einfachen und kunstlosen jungen Mädchen und der zarten, schönen und eleganten jungen Dame, die gestern abend mit ihnen gegessen hatte, bemerkte. Elliot begrüßte sie wahrhaftig mit einem Kuß — wenn auch nur auf die Wange — und Mrs. Burdern fragte huldvoll, ob sie gut geschlafen habe.
Während des Frühstücks erwähnte Elliot, daß sie zunächst einen Verlobungsring kaufen wollten, bevor er sie nach Hause bringe.
Es war Clara —, sie erinnerte sich offenbar an den Regenmantel und die Baskenmütze, die so wenig zu dem großen Anlaß paßten — die so ganz nebenbei erklärte-
„Es ist, glaube ich, besser, wenn ich Ihnen einen Mantel leihe, Theresa. Es ist schrecklich kalt geworden.“
Die Wahrheit war natürlich, daß es keineswegs kälter war als am Nachmittag vorher — wenn es überhaupt so kalt war. Aber es kam Clara gar nicht so auf unbedingte Wahrheit an, wenn sie etwas wollte. Und jetzt wollte
WIRTSCHAFT
u nternehmerinitiat i ve
Montanunion mit Wettbewerbscharakter
LUXEMBURG. Die Verwirklichung der wirtschaftlichen und sozialen Ziele, die mit der Errichtung des gemeinsamen Marktes verfolgt werden, hängt letzten Endes von dem Verhalten der Unternehmer im Wettbewerb ab, stellt die Hohe Behörde der europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl in einer Ergänzung zu ihrem im April erschienenen Gesamtbericht fest.
Es ist, so heißt es darin, damit zu rechnen, daß sich der Wettbewerb in der Eisen- und Stahlindustrie viel intensiver entwickeln wird als im Kohlenbergbau. Infolge der Vielfalt ihrer Produkte und der Bedeutung der Ausfuhr sei bei dieser Industrie fast ständig eine unausgenutzte Spanne an Produktionskapazität vorhanden. Nach Ansicht der Hohen Behörde haben andererseits die Unternehmer, vor allem durch eine weitergehende Spezialisierung und Serienfabrikation, weit mehr Möglichkeiten als bei der Kohle, dem Wettbewerb zu begegnen.
Durch den Wettbewerb soll der Preisfächer mehr als. bisher zum Nutzen der Verbraucher und im Sinne einer rationellen Verteilung der Mittel an die Produktionsbedingungen angepaßt werden. Die Hohe Behörde betont jedoch, daß die Schutzmaßnahmen beim Stahl unvergleichlich nuancierter und elastischer sein müssen als bei der Kohle und vor allem keine zeitlichen Festlegungen vertragen.
Eigenfinanzierung gefordert
Für mittelständische Wirtschaft
BAD KREUZNACH. Die mittelständische Wirtschaft, der nicht der langfristige Emissionskredit des Kapitalmarkts zur Verfügung steht, ist besonders auf die Eigenkapitalbildung angewiesen, die jedoch von der Steuer her stark beschnitten ist. Daher kommt es bei der organisierten Steuerreform darauf an, die gewerbliche Eigenfinanzierung gerade in der mittelständischen Wirtschaft steuerlich nach Möglichkeit zu entlasten und für ihre Betriebe Besteuerungsformen zu entwik- keln, die eine Anwendung der Steuerprogression auf nichtentnommene gewerbliche Gewinne ausschließt. Dies betonte Prof. Dr. G. Schmölders, Köln, auf dem Verbandstag der rheinpfälzischen Genossenschaften (Schulze-Delitzsch).
Zur Information
Der deutsche Zollsatz für ausländische Frühkartoffeln wird nicht herabgesetzt. Diese Entscheidung hat das Bundesernährungsministerium gefällt, nachdem der Zentralverband des deutschen Früchtegroßhandels vor einiger Zeit an das BEM einen Antrag auf Zollsenkung gestellt hatte.
Die Deutsche Bundesbahn genieße nach wie vor trotz ihrer finanziellen Schwierigkeiten das Vertrauen der Öffentlichkeit, 'erklärte der erste Präsident der DB, Staatssekretär Prof. Dr. Frohne. Mit großen Anstrengungen sei es gelungen, die akute Zahlungskrise zu überwinden.
Das Dollardefizit der Gesamtheit der OEEC-Länder hat sich von 2,6 Milliarden Dollar Im Jahre 1951 um rund 20 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar 1952 verringert.
Finnen und Unternehmungen
STUTTGART. Tausch & Simon stellt aus. — Da» große BüromasChinenwerk Ing. C. Olivetti & Co. S. p. A., Ivrea (Italien), vertreten durch die Firma Tausch & Simon, Bad Cannstatt, stellt ihre Reise- und Standardschreibmaschinen, ihre Addiermaschinen für Hand- und elektrischen Antrieb sowie ihre schreibenden ReChnungs- und Buchungsautomaten bei der Fachausstellung „Das moderne Büro“ auf dem Killesberg in Stuttgart (9. bis 14. Mai) und bei der IBO-Messe in Friedrichshafen (8.—17. Mai) aus.
STUTTGART. 135 Jahre Württembergische Lan- dessparkasse. _ Am 12. Mai kann die Württember
gische Landessparkasse auf ihr 135jähriges Bestehen zurückblicken. Gleichzeitig übergab sie ihren stattlichen Erweiterungsbau Ecke schloß- und Kanzleistraße seiner Bestimmung. Durch das von der WürttembergisChen Landessparkasse in Württemberg 1949 eingeführte Kaufsparen ermöglicht sie weiten Kreisen der Bevölkerung die Anschaffung von Möbeln und anderen langlebigen Gebrauchsgütern für Haushalt und Büro, für Gewerbe und Landwirtschaft. 132 000 Kaufsparer kamen auf diese Art in den Besitz der von ihnen begehrten Güter.
FRANKFURT. Erstes Geschäftsjahr der Nachfolgebanken der Dresdner Bank. — Die drei Nachfolgebanken der Dresdner Bank, die Rhein-Main- Bank AG, Frankfurt a. M., die Rhein-Ruhr Bank AG, Düsseldorf, und die Hamburger Kreditbank AG, Hamburg, wollen für das Geschäftsjahr 1952 eine Dividende von sechs Prozent auszahlen. Im Geschäftsbericht 1952 ist eine Gesamtbilanzsumme der drei Nachfolgeinstitute zum 31. Dezember 1952 von rund 3075 Milliarden ausgewiesen.
sie etwas: nämlich, daß bestimmt niemand in Malever sagen sollte, ihr Bruder kaufe einen Verlobungsring für ein Mädchen, das (in Claras eigenen Worten) wie eine schlechtbezahlte Stenotypistin aussehe.
Theresa verstand sehr gut, daß der Vorschlag, ihr einen Mantel zu leihen, nicht um ihretwillen, sondern mit Rücksicht auf die Familie Burdern gemacht worden war, und sie nahm das Angebot mit einer ernsthaften jungen Würde an, die Elliot zum Lächeln brachte.
Clara brachte selbst den Mantel herbei, in dem Theresa ein bißchen mehr nach Elliots Braut aussehen sollte; es war, was seine Eigentümerin .einen losen kleinen Hänger* nannte und bestand aus weichen, braunen Marderfellen.
„Ziehen Sie ihn an“, befahl Clara im Ton von energischer Freundlichkeit, und Theresa zog ihn gehorsam an.
„Ah! Sieht sie nicht goldig darin aus!“ rief Clara beifällig, und es war ihr ernst damit Ich wußte, daß das das Richtige sein würde.“
„Sie sieht reizend aus“, sagte Elliot und sah Theresa an. „Aber sie soll nicht denken, daß ich nicht genau so gern den Ring mit ihr kaufen gegangen wäre, wenn sie ihren Regenmantel angehabt hätte."
„O Elliot!“ Theresa war beinahe zu Tränen gerührt über diesen unerwarteten Beweis, daß er sie verstand und genau wußte, wie sie sich unter Claras gutgemeintei Bevormundung fühlte. „Wie furch!bar — nett von dir!“ Sie zögerte einen Augenblick und streckte dann ihre Hand aus. um seine i Arm zu berühren.
„Nicht überaus nett.“ Fast ein bißchen düster blickte er auf sie herunter. „Du bist ein gutes Kind.“ Und mit einem kleinen Klaps auf die Hand sagte er: „Gehen wir jetz'!“
„Im Wagen brauchen Sie keinen Hut“, bemerkte Clara mit sammetweicher Stimme. Offenbar wollte sie nicht, daß die verachtete Baskenmütze das ganze Bild wieder verderbe.
Theresa verabschiedete sich von ihren künftigen Verwandten und ging ohne Hut zu dem wartenden Packard, den Elliot selber steuerte.
(Fortsetzung folgt)