SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK
Vorläufig selbständig
13er Verband der graphischen Betriebe tagte
Langenargen (Eig. Bericht). Auf der sehr gut besuchten Hauptversammlung des Verbands der graphischen Betriebe von Württemberg-Hohen- zollern am vergangenen Wochenende wurde beschlossen, den Verband bis auf weiteres als selbständigen Landesverband zu belassen entsprechend den gleichlautenden Beschlüssen der Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie in Würt- temberg-Hohenzollern. Es wurde ferner ein Ehren- und Schiedsgericht als Einigungsamt gebildet.
Als neuer Vorsitzender wurde Hans S p a r r e . in Firma Laupp jr., Tübingen, und als Vorstandsmitglieder Willy Bardtenschlager, in Firma Robert Bardtenschlager, Karl Hebs- acker, in Firma Enßlin und Laiblin, beide Reutlingen, und Friedrich Hauser, in Firma Georg Hauser, Metzingen, gewählt.
Am Samstag wurde die Veranstaltung mit einer Jungunternehmertagung eröffnet, die den Zusammenschluß der Jungunternehmer innerhalb des Verbands zum Zweck hatte. Anschließend fanden die Tagung der Arbeitskreise Zeitungsdrucker, Flachdruck, Chemigraphie, Stempelhersteller, Industrielle Buchbinderei und Vordruckverleger statt. Das Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft graphischer Verbände, Alfons K. Schmidt, Wuppertal, hielt einen bemerkenswerten Vortrag: „Der deutsche Unternehmer vor der Entscheidung“.
Der seitherige Vorsitzende, Willy Bardtenschlager, gab einen eingehenden Rechenschaftsbericht über das vergangene Jahr, das durch die beiden Streiks besonders ereignisreich war. Eine Satzungsänderung und die neue Beitragsregelung fanden die einhellige Zustimmung der Versammlung.
Preisend mit viel schönen Reden ...
Aber der eigentliche Zweck des Abends, die Diskussion, kam zu kurz
Herrenberg. Etwas viel wurde den Bürgern aus Herrenberg und Umgebung zugemutet, die am Samstag der Einladung des Herrenberger Gewerbevereins zu einem Diskussionsabend mit Ministerpräsident Dr. Maier, den Ministern Dr. Karl Frank und Friedrich Herrmann sowie Prof. Dr. Karl B r ä u e r gefolgt waren. Es war nämlich schon nahezu Mitternacht, als die Begrüßungsansprachen und die einleitenden Referate an der Reihe waren. So war es nicht verwunderlich, daß mancher Besucher vorzeitig den Saal verließ und der Aufforderung in der schriftlichen Einladung, nach der Veranstaltung noch gemütlich ein „Viertele zu schlotzen“, nicht mehr nachkam. Die meisten der rund 800 Besucher verharrten jedoch auf ihren Plätzen und lauschten gespannt den sachkundigen Ausführungen der Minister und des Vorsitzenden des „Bundes der Steuerzahler“ Prof. Bräuer.
Aber auch der Humor kam an diesem Abend nicht zu kurz. Dafür sorgte schon der als Versammlungsleiter fungierende Vorsitzende des Gewerbevereins, der gleich zu Beginn der Veranstaltung seine Mitbürger ermahnte, eine „tadellose Haltung anzunehmen“ und sich jeglicher politischer Äußerungen zu enthalten. Finanzminister Dr. Karl Frank, dem der Vorsitzende bescheinigte, daß er „ein Kerle vom Fach“ sei, empfahl er, etwas für die leidgeprüften Geschäftsleute zu tun und in-Bonn, soweit der Bund zuständig sei, ab und zu „Krach zu machen".
Einen Versammlungsteilnehmer, der in mitternächtlicher Stunde plötzlich der vielen Reden überdrüssig geworden war und diese Empfindung allzulaut seinem Platznachbarn mitteilte, packte der Gewerbevereinsvorsitzende kurz entschlossen an der Hand und führte ihn zum Saal hinaus,
Aus Süd Württemberg
Jagden weiterhin beschlagnahmt
Tübingen. Die Landesjägervereinigung Würt- temberg-Hohenzollern hatte, wie kürzlich berichtet, beim Französischen Jagd- und Fischereiverband beantragt, die seit 1945 beschlagnahmten Jagdreviere freizugeben. Um den französischen Jägern weiterhin die Ausübung der Jagd zu ermöglichen, wurden Einladungen seitens deutscher Jäger in einem Umfang zur Verfügung gestellt, der zusammen mit den von der Landesforstverwaltung angebotenen Abschüssen Jagdmöglichkeiten geboten hätte, die die französischen Jäger in vollem Umfange wahrscheinlich gar nicht hätten ausnützen können.
Der Französische Jagd- und Fischereiverband hat dieses Angebot abgelehnt und zum Ausdruck gebracht, daß Einladungen der deutschen Revierinhaber und Überlassung von Abschüssen nicht geeignet seien, die Mitglieder des Französischen Jagd- und Fischereiverbandes zu befriedigen, so lange sie über reservierte Jagden verfügen können. Die bestehenden Beschlagnahmen müßten deshalb aufrechterhalten bleiben, bis nach Ratifizierung des Generalvertrags ein anderer Rechtszustand eintrete. Der Verband sei lediglich bereit, Jagdreviere freizugeben, wenn im Einzelfall zwischen den deutschen Verpächtern und den französischen Jägern Pachtverträge im Rahmen der deutschen Gesetzgebung abgeschlossen würden.
Schreinerlehrling als lOOfacher Dieb
Tübingen. Rund 100 Diebstähle in Turnhallengarderoben und Läden beging ein 15jähriger Schreinerlehrling aus Tübingen, oft von seiner zwei Jahre älteren Schwester angeleitet, im Zeitraum von etwa einem Jahr. Vor dem Tübinger Schöffen-Jugendgericht wurde er zu vier Wochen Jugendarrest und Fürsorgeerziehung verurteilt. Die Schwester erhielt wegen Anstiftung zu Diebstahl und fortgesetzter Hehlerei zwei Wochen Jugendarrest.
Für ein eigenes Reiseflugzeug
Hechingen. Wirtschaftler der Kreise Hechin- gen und Balingen haben eine Interessengemeinschaft zur Beschaffung eines eigenen Reiseflugzeugs gegründet und stehen wegen Freigabe des ehemaligen Bisinger Flugplatzes für diesen Zweck in Verhandlungen. Nach Freigabe des Motorflugs soll eine viersitzige Maschine für 23 000 DM gekauft werden, die bei jährlich 1000 Flugstunden nur 30 DM pro Flugstunde kosten wird.
Umgehungsstraße wird fertiggestellt
Calw. Mit einem Aufwand von rund 1,6 Millionen DM soll die 1938 begonnene, aber nur etwa zur Hälfte vollendete Umgehungsstraße bei Nagold bis zum Sommer 1955 fertiggestellt werden. Für dieses Jahr stehen dem Straßen- und Was-
wobei er dem durch den Ruhestörer unterbrochenen Redner beruhigend zurief: „En Augeblick, dös isch glei vorbei!“. Daß in seiner originellen Begrüßungsansprache die Minister so ziemlich am Schluß, nämlich nach den Vertretern des Finanzamts und des Tierzuchtamts rangiert hatten, war ihm von den Mitgliedern der Landesregierung nicht verübelt worden.
Die Beteiligung an der Diskussion war allerdings, da mittlerweile der Sonntag angebrochen war, nicht allzu stark. Es meldeten sieh nur vier Personen zu Wort.
Ein verhindertes Attentat
E. B. Bregenz. Die tradilionelle Vorarlberger Landeswallfahrt zur Basilica in Rank weil am 1. Mai wäre, wie erst jetzt bekannt wird, beinahe der Schauplatz eines Attentats auf den Landeshauptmann von Vorarlberg, Ulrich I 1 g geworden. Ein ehemaliger Lehrer der Bundesgewerbeschule soll zusammen mit andern ein Komplott zur Ermordung des Landeshauptmanns und des Bürgermeisters von Rankweil geschmiedet haben. Bei der nächtlichen Lichterprozession sollten die Schüsse aus dem Fenster eines Hauses abgegeben werden. Ein Komplice deckte der Polizei den Plan jedoch auf, und der Lehrer sowie zwei weitere Männer wurden rechtzeitig verhaftet.
Aus Nordwürttemberg
Baumeister wollen zentrale Baubehörde
Stuttgart. Die Gruppe Württemberg des würt- tembergisch-badischen Baumeisterbundes hielt am Sonntag in der Staatsbauschule in Stuttgart ihre diesjährige Hauptversammlung ab. In einem Referat über die Neuordnung der Bauverwaltung in Baden-Württemberg wandte sich Strombaudirektor a. D. Dr. Otto Konz gegen die geplante Eingliederung der Baubehörden in die Re-
rent des Innenministeriums mitteilt, soll damit die uneinheitliche und unübersichtliche Feierund Festtagsregelung in Baden-Württemberg beseitigt werden.
Das neue Gesetz soll unter anderem auch den vollen Schutz der Festtage bringen, so daß an diesen Tagen weder Industrie und Gewerbe noch Behörden arbeiten. Die sogenannten Feiertage im Rechtsleben, an denen die Industrie zum Teil
gierungspräsidien. Die Techniker wollten nicht arbeitete, die Behörden aber geschlossen waren, die Hilfsarbeiter der Regierungspräsidenten sein, sollten ganz wegfallen. Grundsätzlich solle für sagte Konz. Er verlangte die Errichtung einer die Behörden keine andere Regelung mehr al»
serbauamt Calw wahrscheinlich 450 000 DM zur Verfügung. Dieser Betrag soll vor allem darauf verwendet werden, das nur zu Teilen bestehende Viadukt über die Waldach durch Betonierung weiterer Brückenbogen und Pfeilergründungen zu vervollständigen. Die Straße war seinerzeit zur Umgehung der schmalen Nagolder Ortsdurchfahrt und zur Verflüssigung des starken Kraftverkehrs auf der Straße Herrenberg-Freudenstadt in Angriff genommen worden.
Uber das Ziel hinausgeschossen
Tuttlingen. Der Tuttlinger Kaufmann St. wurde in dem vielbeachteten Beleidigungsprozeß um die Tuttlinger Kanalisation vom Schöffengericht nach zehnstündiger Verhandlung zu einer Geldstrafe von 300 DM oder einem Monat Gefängnis verurteilt. St. hatte die verantwortlichen Stellen der Tuttlinger Stadtverwaltung und anderer Behörden in einer öffentlichen Protestversammlung gegen die Kanalisationsabsichten der Stadt mit schwerwiegenden Beleidigungen wie „korrupt, ignorant, gekauft“ usw. bedacht und die Ausführung seiner eigenen Vorschläge für das Tuttlinger Karstgebiet, statt einer teuren Sammelkläranlage nur. Einzelversickerungsstellen zu schaffen, gefordert.
Das Gericht billigte dem Angeklagten „Überzeugungstäterschaft“ zu. St. bedauerte zum Schluß der Verhandlung seine Beleidigungen, die er zuerst nur als „Schwäbische Derbheiten“ bezeichnet hatte.
zentralen Baubehörde beim Innenministerium mit wenigen fachkundigen Beamten. Dieser Baubehörde und nicht den Regierungspräsidien sollten die einzelnen Verwaltungen für den Hoch- und Tiefbau, den Straßen- und Wasserbau und für das Siedlungs- und Vermessungswesen unterstellt werden.
Die Hauptversammlung beschloß, die Ausfüh- führungen Dr. Konz’ in eine Resolution zu fassen und an Ministerpräsident Dr. Maier zu senden. Nach einem weiteren Beschluß der Hauptversammlung soll der Ministerpräsident gebeten werden, im Baumeisterbund den Ehrenvorsitz zu übernehmen.
Ministerialdirektor Dr. Christmann vom Kultministerium gab bekannt, daß die Staatsregierung zum Nachfolger von Professor Rudolf L e m p p, der im Herbst die Leitung der Staatsbauschule niederlegen und in den Ruhestand treten wird, Baudirektor Professor Karl Gon- s e r bestimmt habe. Professor Gonser war früher Leiter des Planungsamtes der Stadt Stuttgart. Seit etwa l 1 /* Jahren ist er als freier Architekt tätig.
Vor einer neuen Feiertagsregelung
Stuttgart. Die Landesregierung hat das Innenministerium vor kurzem auf Antrag der Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern und der badisch-württembergischen
für die Industrie getroffen werden. Falls über die geschützten Feier- und Festtage hinaus noch kirchliche Feiertage zugelassen werden sollten, werde sich deren Schutz nur noch auf den der Gottesdienste erstrecken.
Massenschlächterei um Vorfahrtsrecht
Vaihingen/Enz. Wegen des Vorfahrtsrechts gerieten dieser Tage 15 junge Burschen, die mit einem Pferdefuhrwerk aus Flacht im Kreis Leonberg unterwegs waren, mit einem Kraftwagenfahrer in Enzweihingen im Kreis Vaihingen/Enz in Streit. Aus dem Wortgefecht, an dem sich auch Einheimische beteiligten, wurde schnell eine Massenschlägerei, bei der bald niemand mehr wußte, wer Freund und wer Feind war. Schließlich machte die Polizei der „Schlacht“ ein Ende. Einer der Kampfhähne mußte mit einem Nasenbeinbruch und einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Wäschedraht unter Strom gesetzt
Heidenheim. In Burgberg setzte ein Mechaniker in seinem Hof einen Wäschedraht und Beschlagteile einer Gartentür unter Strom, um sich angeblich gegen unbefugte Eindringlinge zu erwehren. Als nun eines Tages eine Hausfrau beim Wäseheaufhängen den Draht berührte, bekam sie einen elektrischen Schlag und fiel zu Boden. Glücklicherweise ging es noch glimpf-
Arbeitgeberverbände beauftragt, bald einen Ge- lieh ab. Ein Sachverständiger stellte fest, daß setzentwurf über die Neuregelung der Feier- und das Berühren dieser Anlage für einen Menschen Festtage vorzulegen. Wie der zuständige Refe- lebensgefährlich war.
Aus Baden
Wildscfaweinjagd auf dem Bodensee
Radolfzell. Mitten auf dem Untersee haben ein wackerer Landwirtssohn von einem Boot aus und die Besatzung des Kursschiffes Konstanz—Radolfzell einen ausgewachsenen Keiler gefangen. Das Wildschwein hatte sich zu weit in die Nähe menschlicher Behausungen gewagt und war da-
Kurze Umschau im Lande
Mit dem abgelegten Wohnungsschlüssel eines Nachbarn ist in Schwenningen eine 37jährige Frau in dessen Wohnung eingedrungen und hat 440 DM gestohlen.
Ein Antohof für 80 Ferniastzüge ist in Ludwigsburg eröffnet worden. Zu dem Autohof gehört auch eine Raststätte mit Restauration und einigen Betten für Fernfahrer. Auf dem gleichen Grundstück soll in den nächsten Tagen mit dem Bau einer großen Omnibushalle begonnen werden.
Einen Toten und fünf Verletzte forderten einige Verkehrsunfälle am Donnerstag in Ludwigsburg.
Sechs neue Schulen wurden am Samstag in Ulm in Anwesenheit von Kultminister Dr. Schenkel und Regierungspräsident Dr.. Schöneck eingeweiht.
In seiner Scheuer tüdlich abgestürzt ist in Ahl- dorf, Krs. Horb ein 75jähriger Landwirt.
Für besondere Verdienste um das Deutsche Rote Kreuz wurde der Schwenninger Kaufmann Wilhelm Jauch, der Oberschullehrer a. D. Lud
wig H u g, Ehingen, und die Kreisbereitschaftsleiterin des DRK in Reutlingen, Maria Stein- 1 e, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Ein Treffbuch für schriftliche Verabredungen befindet sich seit einiger Zeit im Karlsruher Hauptbahnhof in unmittelbarer Nähe der Sperren. Es ermöglicht dem Reisenden schriftliche Verabredungen zu treffen. Das Buch erfreut sich großer Beliebtheit.
Mit einer vier Meter langen Leiter stiegen in der Nacht auf Freitag verwegene Diebe in ein Maulbronner Bekleidungshaus und verluden durch ein Fenster Herren- und Damenkleidung im Werte von 4000 DM auf einem mitgebrachten Kraftwagen. In der gleichen Nacht ist, vermutlich von denselben Tätern, ein in Maulbronn parkender Mercedeswagen ausgeplündert und um einen Koffer, eine Aktentasche mit Kleidern, Wäsche und einem Photoapparat beraubt worden.
Der Brand einer Scheune in Oppelsdorf, Stadtgemeinde Ravensburg, verursachte einen Schaden von 15 000 DM.
bei von einigen empörten Burschen verfolgt worden. Als sich der Schwarzkittel nicht mehr retten konnte, sprang er bei Iznang in den Bodensee. Ein Junglandwirt kletterte jedoch in ein Boot und ruderte hinter dem Schwarzkittel her. Unterwegs begegnete ihm das Kursschiff, das sich ebenfalls an der Verfolgung beteiligte. Mit Haken und Seil gelang es, das Borstenvieh zu fangen und im Schlepptau nach Iznang zu bringen.
Drahtfunk in Offenburg
Offenburg. Da die Rundfunkempfangsverhältnisse im Raum von Offenburg sehr schlecht sind, will die Oberpostdirektion Freiburg die Möglichkeit schaffen, Rundfunkprogramme durch Drahtfunk zu Übertragen. Der Drahtfunk soll in den Fernsprechortsnetzen Offenburg, Appenweier, Renchen, Oberkirch, Lahr und Niederschopfheim eingerichtet werden. Zunächst sollen den Drahtfunkhörem die Mittelwellenprogramme des Südwestfunks und des Süddeutschen Rundfunks sowie das UKW- Programm des Hessischen Rundfunks störungsfrei geboten werden.
Wie wird das Wetter ?
Aussichten bis Dienstagabend: Am Montag wechselnd, jedoch meist stärker bewölkt mit noch vereinzelten Schauem, besonders im Alpenvorland. Recht kalt mit Tagestemperaturen um 8 Grad, nachts verbreitet leichter Frost. Schwache nördliche Winde. Auch am Dienstag noch kühl und leicht unbeständig.
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