DONNERSTAG, 30. APRIL / FREITAG, 1. MAI 1953

Entscheidungsstunde am Nil

Ägypten will die letzten Fesseln abwerfen / Die Suezverhandlungen

Etatberatung fortgesetzt

th. STUTTGART. In der weiteren Beratung des Staatshaushaltsplanes 1952 hat die Stutt­garter Landesversammlung am Mittwoch den Etat des Kultministeriums verabschiedet. Die Aussprache erbrachte keine Höhepunkte. Sie verlief in sachlicher Atmosphäre.

Als Sprecher der CDU erklärte der Abge­ordnete Simpfendörfer, daß seine Partei mit der Organisation des Kultministeriums nicht einverstanden sei. Es handle sich um einen großen Verwaltungsapparat der nicht schöpferisch tätig sein könne. Besonders kriti­siert wurde, daß die Oberschulämter bei den Regierungspräsidien nicht genügend ausgebaut

Der Abgeordnete Lausen (SPD) erklärte dagegen, daß das Kultministerium mit seinen 65 Planstellen sehr sparsam eingerichtet sei. Er hob besonders die freiwilligen Leistungen des Staates an die Kirchen im ganzen 17 Millionen DM hervor. Im Zusammenhang mit den Universitäten teilte Lausen mit, daß jeder Student den Staat jährlich zwischen 1200 und 4000 DM koste. Das sei eine Ver­pflichtung für die Studenten, sich gegenüber der Demokratie positiv zu verhalten.

Der südwürttembergische Abgeordnete Pro­fessor Dr. Erbe trat als Sprecher der FDP der Annahme entgegen, daß die Stadt Tübin­gen für ihre Universität nichts tue. Richtig sei, daß die Stadt keine finanziellen Zuschüsse gebe. Sie helfe der Universität aber indirekt. Besonders hob Erbe hervor, daß die Stadt Tübingen sich an den Kosten der Errichtung der neuen Medizinischen Klinik beteilige.

Gutachten zum Verfassungsentwurf

STUTTGART. Den Abgeordneten der Verfas­sunggebenden Landesversammlung ist von Justiz­minister Renner (SPD) eine Denkschrift des Justizministeriums zum Ver.fassungsentwurf vom 3. März 1953 vorgelegt worden. Das Justizmini­sterium habe es im Einvernehmen mit der Re­gierung, die von sich aus nicht an der Verfas­sungsarbeit mitgewirkt hat, als seine Pflicht an­gesehen, zu dem Verfassungsentwurf erster Le­sung gutachtlich Stellung zu nehmen. Besondere Aufmerksamkeit wurde denjenigen Bestimmun­gen gewidmet, die für die Verantwortungsklar­heit im Staatswesen und für die Überzeugungs­kraft der demokratischen Kampfregeln entschei­dend sind. Die Denkschrift vertritt die Überzeu­gung, daß eine Landesversammlung zwar nicht ausschließlich, aber doch in erster Linie ein Ge­neralstatut der Landesverwaltung zu sein habe. Auch eine unanfechtbare sprachliche und logische Form der Bestimmungen des Verfassungsgesetzes ist ihr Anliegen. Die Bestimmungen über Schule und Kirche sind in der Denkschrift noch nicht erläutert.

Ansteigen der Flüchtlingszahl. Berlin. Mit 1343 ist die Zahl der Ostzonenflüchtlinge, die in Westberlin um Asyl nachsuchten, am Dienstag wieder angestiegen. Am gleichen Tag wurden 945 Personen abgeflogen. Die Gesamtzahl der im April Geflüchteten hat sich damit auf rund 30 000 erhöht.

Kostenlose Visa für Großbritannien. London. Einreisevisa für Großbritannien werden" vom 1. Juli an von britischen Konsulaten in der Bundesrepublik kostenfrei erteilt. Das britische Außenministerium gab diese Entscheidung am Mittwoch bekannt.

ALEXANDRIA. Jetzt hob sich in Kairo der Vorhang zu einem neuen Akt in dem englisch- ägyptischen Drama, von dem die Ägypter hof­fen, daß es nun endlich der letzte sein möge. Wenn sich die Vertreter Ihrer Majestät der Königin von England mit den Männern der ägyptischen Revolutionsregierung an den Ver-

IRAK ^

JORDAN

BRITISCHE * GARNISONEN

ADEN

# &

ERI-Ä

TREA

handlungstisch setzten, um das Problem der Suezkanalzone, um das schon so oft, aber ver­geblich gerungen wurde, einer befriedigenden Lösung entgegenzuführen, sind sich beide Teile der Tragweite dessen bewußt, was jetzt unwiderruflich zur Entscheidung steht.

In Kairo wie auch anderwärts im Orient empfindet man viel weniger eine akute Be­drohung durch die Sowjetunion als viel mehr das Bedürfnis, die letzten Fesseln einer über-

Staat muß für Impfschäden aufkommen. Karls­ruhe. Der dritte Zivilsenat des Bundesgerichts­hofes hat in einer grundsätzlichen Entscheidung am Mittwoch die bisher gültige Rechtssprechung des Reichsgerichtes in der Frage des Schaden­ersatzes bei Impfschäden aufgehoben und fest­gestellt, daß für Schäden, die auf Grund einer Impfung nach dem Impfgesetz von 1874 entstan­den sind, Entschädigungsansprüche geltend ge­macht werden können.

Norwegens Außenminister besucht Bonn. Bonn.

Der norwegische Außenminister Halvard Lange trifft am Freitag zu einem viertägigen Besuch in Bonn ein. Es ist der erste offizielle Besuch eines norwegischen Staatsmannes in der Bundes­republik nach dem Kriege.

Adenauer nach Paris und London. Bonn. Bundeskanzler Dr Adenauer wird am 11. Mai nach Paris reisen, um dort am 12. und 13. Mai an der Sitzung des Ministerrats der Montanunion teilzunehmen. Anschließend reist der Kanzler nach London, wo er vor dem Internationalen Presseinstitut sprechen wird. Während seines zweitägigen Aufenthalts in London wird er mit Premierminister Churchill Zusammentreffen.

Deutsche Staatsbürgerschaft für Strasser. Köln.

Das Landesverwaltungsgericht Köln hat am

lebten westlichen Kolonialherrschaft abzu­streifen. Und die britische 100 000-Mann-Gar- nison auf ägyptischem Boden erscheint in Kairo als das letzte sichtbare Zeichen einer historischen Epoche, die mit dem britischen Geschützfeuer auf Alexandria im Jahre 1881 begann und mit der einseitigen Erklärung Ägyptens zum britischen Protektorat 1914 ihren Höhepunkt fand. Schritt für Schritt hat Ägypten seitdem um die Wiedererlangung sei­ner Souveränität gekämpft. 1922 wurde ihm trotz verbleibender Besatzung und weitgehen­der Abhängigkeit mit dem Ende des Protek­torates zumindest nominell eine gewisse Selb­ständigkeit als parlamentarisches Königreich eingeräumt und 1936 wurde die Besatzung auf die Kanalzone beschränkt. Kein ägyptischer Politiker, und sei es der klügste Diktator, könnte sich auf die Dauer halten, wenn er nicht seine ganze Kraft dafür einsetzte, nun den letzten Schritt zu tun und auch am Suez­kanal die Flagge Ägyptens zu hissen.

Selbstverständlich sehen die Engländer, mit Ausnahme einiger unbelehrbarer und krasser Imperialisten alten Stils, die Motive der ägyp­tischen Haltung sehr genau. Ihrerseits aber denken sie in ganz anderen Räumen, in­nerhalb derer El Fayid nur einer der vitalen strategischen Zentren von vielen ist. Eine Weltmacht verläßt nicht ohne Not über Nacht eine der modernsten Militärbasen, ln die sie Hunderte von Millionen Pfund Sterling inves­tiert hat.

Für Ägypten ist deshalb die Suez-Frage in erster Linie eine psychologisch-politische, für Großbritannien hingegen eine militär-politi­sche. In Kairo wird sich in den kommenden Wochen entscheiden, ob für beide Denkungs­arten ein gemeinsamer Nenner gefunden wer­den kann.

Mittwoch entschieden, daß das Bundesinnenmini­sterium verpflichtet sei, den wiederholten Anträ­gen Otto Strassers auf Wiederzuerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft stattzugeben. Stras­ser, der Gründer derSchwarzen Front, war im Jahre 1934 auf Anweisung Hitlers ausgebürgert worden und lebt jetzt als 56jähriger in Kanada.

Eden erneut operiert. London. Der britische Außenminister Eden hat sich am Mittwoch er­neut einer Gallenblasenoperation unterziehen müssen. Wie das Außenministerium nach der Operation bekannt gab, ist sein Befinden zu­friedenstellend. Eden ist 55 Jahre alt.

Mercedes-Benz-Werk in Argentinien. Buenos Aires. Direktor Fritz Könecke von der Firma Daimler-Benz erklärte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Buenos Aires, nach zweijäh­riger Prüfung seien jetzt die Pläne zum Bau eines Mercedes-Benz-Werkes in Argentinien ab­geschlossen. Deutsche Ingenieure und Techniker würden bereits in nächster Zeit in Buenos Aires eintreffen.

Abschluß der Atomversuche. Las Vegas. Die letzten drei Atomversuche der Frühjahrs-Ver­suchsreihe werden am Samstag, am 7. und am 21. Mai stattfinden. Der letzte Versuch soll der Erprobung von Atomgeschützen dienen.

Einige Fortschritte

PAN MUN JON. Bei den Waffenstillstandsver­handlungen in Korea zeichneten sich am Mitt­woch erstmals seit der Wiederaufnahme der Besprechungen Anzeichen für eine mögliche Lösung der Kriegsgefangenenfrage ab. Der kommunistische Chefdelegierte, General N a m 11, erklärte, der vernünftigste Weg zur Bei­legung der Meinungsverschiedenheiten sei, die Gefangenen in ein neutrales, nicht näher be- zeichnetes asiatisches Land zu senden. Er ließ ferner durchblicken, er würde nicht unbedingt darauf bestehen, daß diese Gefangenen sechs Monate im neutralen Land zurückgehalten werden sollen. Der alliierte Chefdelegierte, General H a r r i s o n , meinte nach der Sit­zung:Ich glaube, wir haben heute einige Fortschritte erzielt. Die nächste Sitzung fin­det heute statt.

Kambodscha will frei sein

PARIS. Der Ministerpräsident von Kam­bodscha, Penn Nouth, hat die völlige Un­abhängigkeit seines Landes im Rahmen der Französischen Union gefordert, wie Großbri­tannien sie Indien und Pakistan gewährt habe. Wenn Frankreich dem indochinesischen Staat die Vorrechte der Unabhängigkeit vor­enthalte, könnte das Volk sich möglicherweise dem Führer der nationalistischen Aufständi­schen Son Ngoc Thanh anschließen.

Churchill: Warum nicht cpeidel?

LONDON. Die bevorstehende Besichtigungs­reise eines EVG-Ausschusses, zu dem auch der ehemalige deutsche General Speidel gehört, war am Mittwoch Gegenstand einer Auseinandersetzung zwischen Churchill und der Opposition im britischen Unterhaus. Der Labour-Abgeordnete Thomas machte den Premierminister darauf aufmerksam, daß der ehemalige Stabschef Rommels unter den Persönlichkeiten sei, denen auf Einladung des Verteidigungsministeriums Waffenfabriken und andere Geheimnisse gezeigt würden. Churchill gab zur Antwort:Ich weiß keinen Grund, warum der frühere Stabschef General Rom­mels besonders ungeeignet sein sollte.

Bekenntnis zum Berufsbeamten

BONN. Bundeskanzler Dr. Adenauer, mehrere Bundesminister und Bundestagsprä­sident Dr. Ehlers bekannten sich am Mitt­woch auf der Delegiertentagung des Deut­schen Beamtenbundes in Bonn nachdrücklich zum Berufsbeamtentum als einem der wesent­lichen Träger des demokratischen Staates. In einem Grußwort des Bundeskanzlers heißt es, daß die Festigung des deutschen Staatswesens ein wesentliches Verdienst der deutschen Be­amten sei. Der erste Vorsitzende des Deut­schen Beamtenbundes, Hans Schäfer, ver­sicherte, daß der Beamtenbund immer hinter der Bundesregierung und dem Bundeskanzler stehen werde.

Deutscher Fußballsieg

WIEN. Den Amateur - Fußball - Länderkampf Österreich Deutschland im Linzer Stadion ge­wannen am Mittwoch die Deutschen mit 3:1 To­ren.

Kleine Weltchronik

Ult C-%

X OM AN VON MSRy BURC-HEL-t,

Einzige berechtigte deutsche Übersetzung von Hilde Passow-Kernen Copyright by Duncker-Verlag, Berlin, durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden

(3. Fortsetzung)

Demütig mit dem Hut in der Hand zu ihr zu gehen, ihr die Bestimmungen von Onkel Chads Testament vorzutragen und ihre gnä­dige Entscheidung abzuwarten das ging über Elliots Kraft

Statt dessen warf er einen Mantel um sich, zog seinen Hut über die Augen und machte eine ziellose Wanderung über die Hügel. Es war kalt, und die Gegend wirkte düster, nach­dem der Sonnenschein, der sie vorher ver­klärt hatte, verschwunden war. Aber Elliot merkte nichts von alledem. Er wanderte im­mer weiter die Hände tief in die Mantel­taschen vergraben und den Blick fast ständig zu Boden gerichtet, während seine Gedanken immer wieder um den gleichen Punkt kreisten und keinen Ausweg fanden.

Es war unmöglich, Marcia zu heiraten sogar wenn sie ihn genommen hätte, was keineswegs sicher war. Aber es war ebenso unmöglich, das Geschäft auf der gleichen Höhe weiterzuführen ohne den Rückhalt des großen Vermögens

Gab es denn wirklich keinen Ausweg?

Jede Möglichkeit, an die er dachte, schien noch unannehmbarer als die vorhergehende, und er fluchte leise vor sich hin, als der Kreis sich immer enger um ihn zu schließen drohte.

Als es langsam zu regnen begann, bemerkte er es kaum. Aber dann hörte der Wind auf, und ein kalter, gleichmäßiger Regenguß setzte ein. den man nicht übersehen konnte

Für einen Augenblick stellte sich Elliot unter einen kahlen Baum, der fast oder gar keinen Schutz gewährte, und sah sich nach

einer besseren Deckung um. Er war weiter gewandert, als er gedacht hatte. Aber er erinnerte sich aus seiner Knabenzeit, daß nur ein paar Minuten entfernt weiter oben auf dem Hügel eine längst verlassene Schäfer­hütte stehen müsse. Ohne weiter zu über­legen oder zu warten, lief er in großen Sprüngen den steinigen Pfad den Hügel hin­auf, obwohl die schnell eintretende Dämme­rung das achtlose Eilen ziemlich gewagt erscheinen ließ.

Die Hütte stand noch auf der alten Stelle, die Türe war nur angelehnt, und die ein­gerosteten Türangeln kreischten, als eir sie aufstieß. Er betrat den kleinen Raum und begann, die Nässe vom Mantel und Hut zu schütteln.

Während er das tat, stand ein Mädchen, das auf der einfachen Bank an der anderen Hüttenwand gesessen hatte, auf und sagte in etwas aufgeschrecktem Ton:Hallo!

Ja hallo! Für einen Augenblick war er ebenso überrascht wie sie. Dann fügte er ganz unnötig hinzu.Ich glaubte nicht, daß noch jemand anderes hier wäre.

Nein. Es ist nicht gerade der schönste Platz, an dem man einen nassen Februar­nachmittag verleben kann, nicht wahr? sagte sie und lachte

Es war ein hübsches Lachen, mit einem sanften Grundton und einer Note von echtem Vergnügen. Er wünschte sich, sie besser sehen zu können. Aber außer der Tatsache, daß sie ein Mädchen und ungefähr mittelgroß war, konnte er in der Dunkelheit der Hütte nichts erkennen.

Haben Sie sich verirrt? Oder haben Sie ebenso wie ich vor dem Regen Zuflucht ge­sucht? Er kam. herüber und setzte sich auch auf die Bank, auf der sie inzwischen wieder Platz genommen hatte.

Ein bißchen stimmt beides, gab das Mäd­chen zu.Ich fing gerade an, mir zu über­legen, ob ich mich vielleicht verirrt hätte, als es anfing zu regnen. Ich dachte, ich könnte den Regen hier abwarten, aber die Aussicht, meinen Heimweg im -Dunkeln suchen zu müs­sen, ist nicht gerade angenehm. Ich bin froh, daß Sie gekommen sind, fügte Sie mit einer

freundlichen Selbstverständlichkeit, die ihm etwas völlig Neues war, hinzu.

Sie sind von Malever her gekommen?

Ja.

Ich begleite Sie zurück, sobald es aufhört zu regnen.

Vielen Dank.

Es folgte ein kurzes Schweigen, dann sagte er:

Sehr vergnüglich ist es hier nicht, fürchte ich. Nehmen Sie eine Zigarette? Er suchte in seiner Tasche nach Zigarettenetui und Feuerzeug.

Danke, ich rauche eigentlich nicht. Ihre Stimme tönte sanft und etwas unsicher.Ich meine, ich kann es nicht richtig.

Sie können es nicht richtig? antwortete er erstaunt.

Ja. meine Brüder behaupten immer, ich halte die Zigarette verkehrt, und außerdem bekomme ich immer den Rauch in die Augen. Aber ich glaube, jetzt möchte ich trotzdem eine haben.

Die kleine Flamme am Feuerzeug glühte auf, und er hielt sie so, daß sie eine Ziga­rette aus dem Etui nehmen konnte. Als sie dann die Zigarette zwischen den Lippen hatte, lehnte er sich vor, um ihr Feuer zu geben.

Für den Zeitraum weniger Sekunden erschien ihr Gesicht in der kleinen Lichtinsel, die die Flamme in der sie umgebenden Dunkelheit bildete, und er sah, daß sie jung war viel­leicht zweiundzwanzig, daß die Umrisse ihres Gesichtes zart und doch bestimmt er­schienen, und daß ihr Mund, obwohl er jetzt gespitzt war, um die ungewohnte Zigarette zu halten, sehr schön geschwungen war.

Als die Zigarette brannte, sah sie ihn an, und er dachte, daß dies die blauesten Augen seien, die er jemals gesehen habe.

Dann blies der Zug aus dem unverglasten Fenster die kleine Flamme aus, und die Dun­kelheit schien nun beinahe schwarz nach den kurzen Augenblicken, in denen es hell ge­wesen war.

Vielleicht eine ganze Minute lang sagte er gar nichts. Das offene, reizvolle Gesicht stand ihm so lebhaft vor Augen, daß er es immer

noch zu sehen meinte. Die hohen Backen­knochen, die kleinen Lachgrübchen, der har­monische Abstand der blauen Augen, di« gerade Nase und das feste, runde Kinn all das sah er im Geist deutlich vor sich. Und obwohl er im Augenblick selber das nicht be­achtet hatte, wußte er, daß ihr Haar sehr blond war und in weichen, tiefen Wellen über die Stirn fiel

Allzu lange wollen wir nicht warten, ob das Unwetter aufhört, sagte er schließlich. Diese Hügellandschaft kann einen im Dun­keln richtig zum Narren halten.

O ja, wir dürfen nicht riskieren, uns zu verirren Ihre Stimme klang ängstlich.

Wir wollen nur warten, bis der schlimmst« Regenguß vorbei ist und dann gehen. Z« seiner eigenen Ueberrasehung stellte er fest, daß er geradezu beruhigend sprach, obwohl das seinem Wesen sonst eigentlich fern lag. Sind Sie fremd hier in Malever?

Ja. Ich bin zu Besuch bei Verwandten.

Er murmelte etwas vonWie schön!, wie man das in solchen Fällen zu tun pflegt.

Er sah, daß sie heftig an der Zigarette zog, denn das glühende Ende leuchtete heller auf, und er konnte schwach die Umrisse von Mund und Kinn erkennen,

Es ist gar nicht sehr schön, antwortete sie schließlich energisch, so als ob sie sich ln der kleinen Pause entschlossen hätte, auf­richtig zu sein.

Nein? Seine Stimme tönte leise amüsiert. Sind es keine angenehmen Verwandten? Nun ja, es sind eben reiche Verwandte, und mich lassen sie spüren, daß ich die arme Verwandte bin. Das war der eigentliche Grund, warum ich an diesem Nachmittag fortgerannt und über die Hügel gelaufen bin, obwohl es nach Sturm aussah. Ich war wü­tend auf alle und auf mich. Reiche Verwandte sind doch das Schlimmste, was es gibt, finden Sie es nicht auch?

Er lachte leise.

Ich weiß nicht recht, was ich darauf ant­worten soll. Vermutlich käme ich selbst in diese verhaßte Kategorie.

(Fortsetzung folgt)

-

Balingen erwartet 100000 Besucher

£andes=;Husftellung.Scf)tDäbifd)er gletft"

V

Umfaßt folgende Gruppen: Allgemeine Schau der Industrie, Handel, Handwerk und Landwirtschaft Süddeutsche Fachschau Möbel, Neuheiten in Möbeln, Holz, Holzbearbeitungs­maschinen. Werkzeuge und Hihsmittel. Textilmaschinen Sonderschau des Deutschen Raketen« und Raumfahrt-Museums Neuheiten und Erfindungen

12 Aussteilungs-Ha len 650 Ausstellungs-Stände auf 52 000 qm Ausstellungs-Gelände 13000 qm Leichtbau-Hallen 20000 qm Landwirtschafts-Ausstellung Veranstalter: Stadtverwaltung B a I i n g e n > W 0 r 11 e m b e r g Technische Durchführung: Carl Lempertz, Wi er n sh e im I rff.