Nochmals: Der Fall Kroupa
Norwegen verweigert Auslieferung hf. BONN. Das Bundesjustizministerium bestätigte, daß die norwegische Regierung die Auslieferung des tschechoslowakischen Staatsangehörigen Frantisek Kroupa aus Norwegen endgültig abgelehnt hat Kroupa, dem schwere Verbrechen gegen deutsche Staatsbürger vorgeworfen werden, hatte sich im vergangenen Jahr von Frankreich nach Norwegen begeben und dort vor einem norwegischen Gericht die gegen ihn erhobene Beschuldigung bestritten. In politischen Kreisen der Bundeshauptstadt wird angenommen, daß sich der Bundestag nach dieser unbefriedigenden norwegischen Antwort erneut mit dem Fall Kroupa befassen wird.
Malan will verhandeln
Oppositionsführer lehnt aber ab
KAPSTADT. Der südafrikanische Ministerpräsident Malan sagte am Samstag, er sei bereit, das Farbigenproblem mit jenen Gruppen der oppositionellen Regierungspartei zu besprechen, die im Prinzip der Regierungspolitik der Rassentrennung zustimmen. Dieses Angebot wurde vom Führer der Opposition, Jakobus Strauß, abgelehnt. Strauß, Chef der Unionspartei, sagte, ein Verhandeln bedeute ein Zersplittern der Macht der Partei des verstorbenen Feldmarschalls S m u t s.
Pakistans neue Regierung
Zafrullah Khan wieder Außenminister KARACHI. Der neue pakistanische Ministerpräsident Mohamed Ali gab am Samstag die Zusammensetzung seines Kabinetts bekannt. Der Ministerpräsident übernimmt zugleich die wichtigen Posten des Handels- und Verteidigungsministers. Außenminister bleibt Zafrullah Khan. Der am Freitag seines Postens enthobene bisherige Ministerpräsident Nazzimuddin weigert sich jedoch noch Immer sein Amt aufzugeben. In den führenden Kreisen Pakistans ruft diese Weigerung die Befürchtung hervor, daß die Abtrennung Ostpakistans vom Mutterland nunmehr eingeleitet werden könnte. Nazzimuddin ist in Ostbengalen die politisch stärkste Persönlichkeit.
Heute Gefangenenaustausch
Waffenstillstandsverhandlungen am 25. April PAN MUN JON. Heute beginnt in der neutralen Zone von Pan Mun Jon der Austausch der verwundeten und kranken Gefangenen der Kommunisten und der Alliierten. Die Kommunisten wollen am ersten Austauschtag 50 Südkoreaner, 30 Amerikaner, 12 Engländer, 4 Türken und je einen Kanadier, Südafrikaner, Griechen und Filipino übergeben.
Am Sonntag, einen Tag vor dem Beginn des Austausches, haben sich die Verbindungsoffiziere der Alliierten und Kommunisten in Pan Mun Jon geeinigt, die seit dem Oktober vorigen Jahres unterbrochenen Waffenstillstandsverhandlungen am kommenden Samstag, dem 25. April, wieder aufzunehmen.
Verhaftungswelle in Argentinien
Wegen „Verbreitung falscher Gerüchte" BUENOS AIRES. Etwa 100 Personen sind, wie die Polizeibehörden in Buenos Aires am Samstag bekanntgaben, wegen „Verbreitung falscher Gerüchte“ verhaftet worden. Außerdem wurden 200 Personen zur Aussage über die Bombenattentate auf Peron in vorläufigen Polizeigewahrsam genommen.
Der deutschen Volkstumsiragödie letzter Akt.
Siebenburger werden vertrieben
Ansiedlung in der Sowjetzone auf verlassenen Höfen geplant
BERLIN. Seit 14 Tagen hält sich eine rumänische Delegation in Ostberlin auf, um mit der Grotewohl-Regierung über Einzelheiten einer geplanten Aussiedlung aller Rumänien-Deutschen zu verhandeln. Die ostdeutsche Satellitenregierung soll die neue Welle von Heimatvertriebenen aus Siebenbürgen dadurch auffangen, daß sie dieser vorwiegend bäuerlichen Volksgruppe die leerstehenden, verlassenen Bauernhöfe in Mitteldeutschland zuweist. Man hofft in Kreisen der Grotewohl und Ulbricht, damit der weiteren Verödung der Dörfer Einhalt zu gebieten und die Bestellung der Felder zu gewährleisten. Der Austreibung der noch in Rumänien lebenden 200 000 Siebenbürger Sachsen liegt der Plan zugrunde, in freigewordene Städte und Dörfer Siebenbürgens die rumänische Bevölkerung der Dobrud- scha einzuweisen. Aus dieser Küstenprovinz am Schwarzen Meer sollen die nicht slawischen Rumänen vertrieben werden, weil dieser Raum russischen und tatarischen Ansiedlern zugewiesen wird, die in Zukunft an der Mündung der Donau und im Raum des einstigen rumänischen Hafens Constanza eine eigene tatarische Sowjetrepublik bilden sollen, die im Süden bis zur bulgarischen Grenze reichte und damit die slawischen Völker durch eine Volkstumsbrücke verbände. In Siebenbürgen soll auf Weisung des Kreml im Raum Mediasch unter Ausnützung der reichen Erdgasvorkommen ein Industriekombinat errichtet werden.
Die 1945 in Potsdam beschlossene Massenaustreibung der Deutschen aus dem Osten, die damals ausdrücklich die Rumäniendeutschen nicht berühren sollte, nimmt diesen Schrek-
kensnachrichten zufolge also immer noch kein Ende. Der deutschen Volkstumstragödie letzter Akt in Südosteuropa steht, wenn die obenstehende, aus im allgemeinen gut unterrichteter Quelle stammende Meldung sich bewahrheitet, bevor. 1 350 000 Volksdeutsche lebten vor dem Kriege auf den Sprachinseln des ungarischen, jugoslawischen und rumänischen Staatsgebietes. Die Austreibung aus Jugoslawien war die grausigste. 150 000 Volksdeutsche fielen dabei allein dem Blutrausch der Tito- partisanen zum Opfer. Von der einst 800 000 Seelen zählenden deutschen Volksgruppe in Rumänien sind noch 200 000 Deutsche im Lande übriggeblieben. 25 000 waren mit der sich zurückziehenden Wehrmacht bereits nach dem Westen geflohen. 50 000 arbeitsfähige Männer und Frauen zwischen 16 und 30 Jahren wurden unter Zerreißung aller Familienbande nach der Sowjetunion abtransportiert und fanden als Sklavenarbeiter in Gruben und Fabriken Verwendung. Eine zweite Welle der Deportation trieb das gesunde Blut der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen in die eisige Steppe des Baragan, wo sie im Freien kampierend in zwei strengen Wintern beim Bau des Donau-Schwarzmeer-Kanals zum großen Teil elend zugrunde gingen. Unter der Obhut der Alten waren nach 1945 in den Dörfern der Sachsen und Schwaben nur noch die Kinder zurückgeblieben, die durchweg elternlos in einer kommunistischen Welt jetzt herangewachsen sind. Von ihnen erwartet Grotewohl, wenn sie in die Sowjetzone abgeschoben werden, daß sie seine Felder bestellen und sich nicht nach dem Westen absetzen werden wie die früheren Hofbesitzer.
Kleine Weltchronik
Mainzer Rektor für klare Entscheidung im Bundesrat. Stuttgart. — Der Rektor der Mainzer Universität, Prof. Dr. Karl Holzhammer, hat in einem offenen Brief den Bundesratspräsidenten Dr. Reinhold Maier gebeten, mit seinen Ministerkollegen bei der Erörterung der deutschalliierten Verträge eine klare Entscheidung zu treffen. Diese Entscheidung dürfte das in wenigen Nachkriegsjahren Erreichte nicht wieder zerschlagen und nicht alle jungen Menschen wieder an der Demokratie irre weiden lassen; Die Mehf-' heit des Volkes begrüße den Erfolg Dr. Adenauers in Amerika und die positive Entscheidung des Bundestages für Europa.
Landeskirchentag zum Verfassungsentwurf. Stuttgart. — Der Landeskirchentag für Württemberg der Evangelischen Landeskirche stellte nach Abschluß seiner letzten dreitägigen Sitzung fest, die bisherigen Beschlüsse des Verfassungsausschusses könnten nicht befriedigen, weil die Stellung des Religionsunterrichts in der Schule nicht geklärt und die Ausbildung der Lehrer nicht geregelt sei.
AA sucht ehemalige SS-Grenadiere. Bonn. — Das Auswärtige Amt sucht in einer Rechtsschutzeache folgende ehemalige Angehörige des SS- Grenadier-Panzerausbildungsbataillon 18: Geh- ring, Fanta, Wulf und Habermann.
Bergleute verschüttet. Wattenscheid. — In pausenlosem Einsatz kämpfen die Bereitschaften der Zeche Zentrum in Wattenscheid um das Leben von sieben Bergleuten, die seit Samstagvormittag in etwa 1000 Meter Tiefe verschüttet sind. Wie von der Zechenleitung am Sonntagnachmit
tag mitgeteilt wurde, sei die Aussicht auf Rettung nur noch sehr gering.
Nur noch Volksrechtsanwälte. Berlin. — Die Justizverwaltung im Berliner Sowjetsektor hat am Samstag die behördliche Zulassung sämtlicher Rechtsanwälte zu den Ostberliner Gerichten für erloschen erklärt. Künftig werden nur noch sogenannte Volksrechtsanwälte zugelassen. Diese Anwälte absolvierten ihr Studium an der Ost-“ berliner Linden-Universität.
Todesurteile im Schirmeck-Prozeß aufgehoben. Paris. — Ein Pariser Berufungsgericht hat die Todesurteile aufgehoben, die ein Militärgericht am 21. Januar in Metz gegen die ehemaligen Leiter des Konzentrationslagers Schirmeck, Karl Buck und Karl Nußberger, verhängt hatte.
Don Juan lehnt Forderungen Francos ab. Madrid. — Der spanische Thronprätendent Don Juan hat ein Angebot Francos abgelehnt, zugunsten seines 15jährigen Sohnes Juan Carlos abzudanken. Wie aus unterrichteten Kreisen verlautet, erwägt Franco nunmehr, das Thronfolgealter von 30 auf 21 Jahre herabzusetzen, so daß Juan Carlos in sechs Jahren zum König ausgerufen werden könne.
Deutsch-kanadische Reiscerleichterungen. Ottawa. — Das kanadische Außenministerium hat bekanntgegeben, daß zwischen der kanadischen Regierung und der Bundesregierung Erleichterungen für den Reiseverkehr vereinbart worden sind. Vom 1. Mai an brauchen kanadische Reisende kein deutsches Visum mehr, wenn sie nicht länger als drei Monate in der Bundesrepublik bleiben. Deutsche Besuchsreisende erhalten das kanadische Visum künftig kostenlos.
WIRTSCHAFT
Mehr als eine Milliarde
Kapitalbedarf der Chemischen Industrie
HAMM. Die deutsche chemische Industrie benötigt in den nächsten drei bis vier Jahren allein für die teilweise Umstellung von Kohle auf Erdölbasis ein Kapital von rund einer halben Milliarde DM Der gesamte Kapitalbedarf der Chemie übersteigt jedoch die Milliardengrenze beträchtlich.
Bei den künftigen Kreditverhandlungen in der Bundesrepublik und auch bei internationalen Kreditbesprechungen müsse, betont die Chemische Industrie, dieser Sonderfall berücksichtigt werden. Zunächst könne sich die deutsche Wirtschaft aber nur auf ihren eigenen Kapitalmarkt verlassen. Das besondere Anliegen der Chemie sei eine Kapitalmarktförderung und eine vernünftige Steuerreform, da sonst ihre Konkurrenzfähigkeit auf den Weltmärkten gefährdet sei.
Mit 200 Ausstellern
Frankfurter Rauchwarenmesse eröffnet FRANKFURT. In Anwesenheit zahlreicher Interessenten und von Vertretern der Bundesregierung wurde am Sonntag in Frankfurt die fünfte Rauchwarenmesse eröffnet. An der großen Schau beteiligten sich rund 200 Aussteller auf über 4000 qm Ausstellungsfläche. Neben der Pelzkonfektion sind zahlreiche Zubringerindustrien vertreten, darunter bedeutende Firmen der Ma- schinenindustrie und der chemischen Branche Ministerialrat Hoffman-Bagienski vom Bundeswirtschaftsministerium hob hervor, daß auch die Bundesregierung ihr Teil zum Aufbau der Rauchwaren -und Pelzwirtschaft beigetragen habe. Die Liberalisierung der Roh- und Fertigwareneinfuhr sei vom BWM beschlossen worden, um die Rauchwarenwirtschaft näher an den Weltmarkt heranzubringen. Nur die Einfuhren aus dem Dollarraum seien ln Anbetracht der latenten Dollarknappheit noch nicht liberalisiert. Di« Rauchwarenwirtschaft habe von den Einfuhrmöglichkeiten weitgehenden Gebrauch gemacht. Leider habe die Ausfuhr mit der Einfuhrentwicklung nicht Schritt gehalten.
Weiterhin Preisstop für Grundstücke
BONN. Der Bundestag nahm gegen die Stimmen der Kommunisten einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen an, der die Bundesregierung auffordert, bis das Bauland-Beschaffungsgesetz in Kraft tritt, keine weitere Auflockerung oder Aufhebung von Preisvorschriften im Grundstücksverkehr zuzulassen. Bundeswirtschaftsminister Professor Erhard erklärte, es sei zurzeit nicht geplant, den Preisstop für unbebaute Grundstücke aufzuheben. . ..
Zur Information
Die Außenhandelsbilanz der Bundesrepublik schloß Im März mit einem Ausfuhrüberschuß von 194 Millionen DM gegenüber 51 Millionen DM im Vormonat. Nach Abzug der ECA/MSA-Einfuhren von der Gesamteinfuhr beträgt der Ausfuhrüberschuß sogar 208 Millionen DM.
Die Versteuerung von Tabakwaren ging .im Februar allgemein zurück. Der Kleinverkaufswert für sämtliche Tabakerzeugnisse lag nach den Berechnungen des statistischen Bundesamtes mit 314 Mil- HMieh DM um rund 15 Prozent niedriger als im Januar ufid blieb damit um acht Prozeht unter dem Vor j ahresergebnis.
Die Verbindungsstelle Landwirtschaft—Industrie. Essen, fordert in einem Aufruf eine baldige Aufhebung der Getränkesteuer für alkoholfreie Milch- mlschgetränke. Dadurch könne der Landwirtschaft wirkungsvolle Hilfe gebracht und die Voraussetzung für eine weitere Steigerung des Milchverbrauchs geschaffen werden.
Die deutsche Stahlerzeugung hat sich nach dem Bericht der Hohen Behörde der Montanunion für das erste Quartal 1953 im März gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres um 20 Prozent erhöht. Für das gesamte Gebiet der Montanunion verzeichnete die Hohe Behörde eine Produktion von 42,6 Millionen Tonnen im ersten Quartal 1953 gegenüber 41,4 Millionen Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
EIN LIEBESROMAN UNTER Dik SONNt INDIENS wn yfy»ifa Hü ultVt,
Copyright by Hamann-Meyerpress
durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden
(38. Fortsetzung)
„Der Dschungel hat tausend Ohren, tausend Augen, Und Durga muß ihr Opfer haben.“
Der junge Inder ließ die haarscharfe Klinge des Dolches an seinem Daumen entlanggleiten. Er schnupperte plötzlich.
„Es kommen Menschen“, flüsterte er. Agneta konnte nichts hören, aber auch die indischen Träger hoben die Köpfe.
In den Zweigen des umliegenden Dickichts knackte es, und auf einmal wurden überall Gestalten sichtbar. Köpfe tauchten auf, dunkle Augen flammten. Hände brachen sich Bahn — und Agneta erkannte, daß sie umzingelt waren. Ein dichter Ring von Eingeborenen hatte sich um ihr Lager gebildet. Alle waren weiß gekleidet und trugen rote Turbane.
Agneta sah Gepar an. Sie merkte, wie der junge Inder zitterte, seine Lippen waren schneeweiß geworden.
„Was ist, Gepar, warum fürchtest du dich, die Leute sind doch ganz ruhig.“ Sie sprach ganz leise, als wollte sie auch sich selbst Mut machen.
„Es sind Durgas Diener, Miß.“ Gepar bewegte kaum die Lippen beim Sprechen. Seine Faust hielt den Griff des Dolches umklammert.
Immer enger schloß sich der lautlose Kreis der Eingeborenen um das Lagerfeuer. Agneta stand auf. Sie ging auf einen der Männer zu, der anscheinend der Führer war.
Lautlos wichen die anderen zurück, nur der große Inder blieb stehen. Sein Gesicht war wie aus Bronze gegossen, er war viel größer und kräftiger als alle Eingeborenen, die Agneta bisher gesehen hatte
„Was wünscht Ihr?“ fragte Agneta. Sie sprach englisch, obwohl sie wußte, daß man sie nicht verstehen würde, aber sie konnte das Schweigen nicht mehr ertragen.
Keiner antwortete. Sie wandte sich an Gepar. „Frag du, was sie wollen. Wenn sie Lebensmittel haben wollen, Reis oder Früchte, so gib sie ihnen. Wir müssen weiter.“
Gepar fragte etwas — aber der große. Inder verzog nur das Gesicht. Er sagte ein paar unverständliche Worte. Agneta sah, wie die indischen Träger erstarrten, wie sie scheu zu ihr herübersahen und sich plötzlich zu Boden warfen. Gepar griff zum Dolch, aber Agneta hob abwehrend die Hand.
„Was sagt er, Gepar?“
Der Boy sah sie an. Grauen stand in seinen Augen. Er antwortete nicht.
Der große Inder trat einen Schritt näher. Nun sah Agneta, daß er mit Blumen geschmückt war. Weiße Orchideen mit bläulich roten Zungen hingen in einem dichten Kranz um seinen Hals. In der Hand trug er einen weißen, ebenfalls mit Blumen geschmückten Stab, der anscheinend aus Elfenbein geschnitzt war.
Noch immer sprach er nicht, ganz langsam ging er auf Agneta zu und streckte den Stab aus. Aber ehe er sie berühren konnte, war Gepar aufgesprungen. Er sprang auf den Inder zu, die Schneide seines Dolches blitzte.
Doch der Riese fegte ihn mit einer Handbewegung fort.
„Schieß, Miß“, schrie Gepar, „schieß!“
Doch Agneta dachte nicht daran. Sie mußte doch erst wissen, was die Leute wollten. Keiner von ihnen hatte Waffen, alle hatten nun die Hände erhoben, es sah aus, als beschworen sie irgendeine Gottheit.
Jetzt streckte der Inder den weißen Stab aus, und instinktiv wich Agneta zurück.
„Es ist Durga — es sind Durgas Diener. Sie wollen Durgas Opter. Miß — sie wollen d i c h I“
Plötzlich begriff Agneta. Die stummen Eingeborenen gehörten einer Sekte an, die Menschenopfer brachte. Blitzschnell fuhr ihr durch den Kopf, daß Fürst Rameni ihr einmal
bestätigt hatte, es gäbe noch immer ln Indien solche Sekten
Sie sah sich um. Noch dichter hatte sich der Kreis um sie geschlossen. Geschick, hatte man sie und Gepar von ihren Trägern getrennt. Keiner sprach, aber langsam, ganz langsam rückten die Eingeborenen näher. Schritt für Schritt. Ganz nahe waren sie jetzt. Agneta konnte ihre fanatisch leuchtenden Augen unterscheiden, die braunen Körper waren mit irgendeinem Pflanzenöl eingerieben und glänzten unheimlich in den Strahlen der untergehenden Sonne.
Auf ein Zeichen des großen Inders, de? anscheinend eine Art Priesterstellung hatte, warfen sich plötzlich alle zu Boden. Ein Schrei stieg auf:
„Durga — Durga!“
Agneta stand wie erstarrt und spürte den Tod herankommen. In jedem Auge leuchtete er, aus jedem heißen Atem schlug er ihr entgegen. Aber sie wollte nicht sterben. Nein — nicht so sterben, nicht hier mitten im Dschungel, wo niemand sie finden konnte, wo sie verlöschen würde, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Sie riß den Revolver heraus.
„Zurück“, schrie sie, „zurück!“
Aber ehe eine Sekunde vergangen war, ehe sie einen einzigen Schuß abgeben konnte, hatte der riesige Priester sie gepackt. Er hob sie auf wie ein Kind, an seinem öligen Körper glitten ihre Finger ab. seine Hände umspannten sie, er trug sie mit hocherhobenen Armen
Die Inder brachen in Freudenschreie aus. „Durga — Durga'“
In wilder Verzweiflung warf sich Gepar vorwärts. Sein Dolch bohrte sich in die Brust des Nächststehenden ein breiter Blutstrom quoll hervor. Der Anblick dieses Blutes schien die Männer rasend zu machen.
„Durga, Durga' Nur für Durga darf Blut fließen!“
Mit den bloßen Fäusten warfen sie sich auf Gepar, aber er entglitt ihnen, sein geschmeidiger Körper nützte jede kleine Chance aus. Den Dolch hoch in der Hand, sprang er mitten durch das Feuer. Zweige knackten, erschreckt
kreischten die Affen, die auf den Bäumen hockten. Noch immer stand der Inder in der Mitte des Lagerplatzes, noch immer hielten seine Arme Agneta hoch erhoben. Ihr dunklei Haar flutete über sein Gesicht, ihre Bluse hing zerfetzt herab.
„Lauf, Gepar, lauf, — hole Hilfe!“
Eine Hand legte sich über ihren Mund, sie kämpfte um Luft Sie sah nicht mehr, daß es Gepar gelang, sich von seinen Gegnern frei zu machen.
Der tobende, heulende Haufe schien sie wie eine Woge fortzutragen. Zweige peitschten ihr ins Gesicht, sie schmeckte Blut auf der Zunge. Die Männer ordneten sich nun zu einem Zug — und plötzlich wirbelten auch wieder die Trommeln, es dröhnte in ihren Ohren, sie konnte nichts sehen, sie fühlte nur, daß man sie trug.
Stunden schienen zu vergehen, dann weitete sich der Platz Aus dem Grün wuchsen Mauern hervor, in majestätischer Pracht erhob sich mitten im Dschungel ein Tempel.
Vor Agnetas Augen wuchs ein Götzenbild auf, riesig, überirdisch Durga. die „Mutter aller Götter“, Shivas Gattin, die ein Menschenopfer verlangte . . .
„Was war das?“ fragte Sven Lagerström und hob den Kopf-
Doktor Mylander sah ihn forschend an. Fieberte er wieder? Er wollte nach Lagerströms Puls fassen, aber der Ingenieur schob ihn fort.
„Doktor — e® ruft jemand um Hilfe!“
Doktor Mylander horchte, aber er vernahm nichts.
„Ich höre nichts. Sie haben sich geirrt, Lagerström, die Nerven spielen Ihnen mal wieder einen Streich.“
„Es ruft jemand um Hilfe, Doktor, ich höre es ganz deutlich“ Er griff nach Mylanders Arm. „Doktor — hören sie doch — Agneta ruft!“ Sven Lagerström sprang auf, riß den Vorhang des Zeltes beiseite, aber der mondbeschienene Platz lag still und unberührt. Verwirrt starrte er hinaus
(Fortsetzung folgt)
Ob mff Motorrad, Auto oder Bahn — denken Sie bitte stets daran — — —
Es lohnt sich, auch von weither zu
C. F. HAUX, REUTLINGEN bringt in Herren-, Damen-, Kinderkleidung, Stötten, Wäsche
nach Reutlingen zu fahren