HEIMATBLATT FÜR STADT UND LAND
CALWER ZEITUNG
Verlagsort Calw
MONTAG, SO. APRIL 1953
ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG
9. JAHRGANG / NR. 90
„Es bleibt beim Nein“
Ollenbauer zu den Verträgen KASSEL. Der SPD-Vorsitzende Erich Ql- lenhauer, der auf einer Tagung der Jungsozialisten am Samstag in Kassel sprach, erklärte, es bleibe beim Nein der Sozialdemokraten zur Ratifizierung der deutsch-alliierten Verträge. Dieses Nein mache allein den Weg frei zur Einheit Deutschlands und zum Aufbau eines freien und friedlichen Europas. Ollen- hauer sagte ferner, nicht die Propaganda, sondern die Ergebnisse der Amerikareise des Bundeskanzlers seien ausschlaggebend für das deutsche Volk. Er glaube, die Reise Adenauers werde von der deutschen Bevölkerung wichtiger genommen, als die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus.
Kanzler nach erfolgreicher Amerikareise wieder daheim
Jubelnder Empfang in Hamburg / Ehlers eröffnete CDU-Bundesparteitag
HAMBURG. Einen jubelnden Empfang bereitete die Hamburger Bevölkerung Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer bei seiner Ankunft auf dem bell erleuchteten Flughafen in Fuhlsbüttel. Mit fünfstündiger Verspätung setzte um 21.20 der viermotorige Strato-Clipper des Kanzlers auf die Rollbahn auf. Dicht umdrängt von einer vielhundertköpfigen Menge, im Blitzlicht der Kameras und im Spiel
Besatjungstruppen sollen bleiben
Dr. Adenauer vor dem US-Senat / In Ottawa wurden keine Beschlüsse gefaßt
WASHINGTON. Bundeskanzler Dr. Adenauer hat den amerikanischen Senat eindringlich vor jedem sowjetischen Vorschlag über den Abzug aller Besatzungstruppen aus Deutschland gewarnt, da dies die größtmögliche Gefahr für Europa bedeuten würde. Auf diese Weise würden in wenigen Jahren sämtliche schwachen europäischen Staaten unter die sowjetische Herrschaft geraten.
Der Kanzler gab diese Erklärung auf einer Geheimsitzung des außenpolitischen Ausschusses des amerikanischen Senats am 9. April während seines Aufenthaltes in Washington ab. Sie wurde erst am gestrigen Sonntag in der amerikanischen Hauptstadt veröffentlicht. Nach dem Sitzungsprotokoll hatte sich Dr. Adenauer eingehend zu einer Anzahl von Fra-
England hinter Eisenhower
Die Glasgower Churchillrede LONDON. In seiner Rede in Glasgow am Freitagabend erklärte Churchill, England stelle sich entschlossen und aufrichtig hinter die Erklärung, die Präsident Eisenhower •m Donnerstag über die Politik des Westens gegenüber den sowjetischen Friedensgesten abgegeben hat. Der britische Premier sprach «ich dafür aus. keine Hoffnung „wegzuwerfen" und kein einziges freundliches Zeichen zurückzuweisen.
Rennen auf Leben und Tod
Kommunisten verfolgen Franzosen HANOI. Ein Rennen auf Leben und Tod iwischen französischen und vietnamesischen Truppen und verfolgenden kommunistischen Vietminheinheiten spielt sich im nördlichen Laos ab. Die sich durch den Dschungel nach Süden durchschlagende Garnison von Sam Neua wird ständig von roten Freischärlern angegriffen. In panischer Flucht suchen sich auch zahlreiche Einwohner des indonesischen Königreiches Laos vor den näherrückenden Kommunisten in Sicherheit zu bringen.
In Pariser militärischen Kreisen herrscht stärkster Pessimismus bei der Beurteilung der Erfolgsaussichten der zurückflutenden französisch-vietnamesischen Einheiten.
Neue Atomexplosion
LAS VEGAS. Die 6. Atomexplosion der laufenden Versuchsserie wurde am Samstagmorgen auf dem Versuchsgelände bei Las Vegas im amerikanischen Staate Nevada ausgelöst. 2200 Marinesoldaten haben in 3,6 Küometer Entfernung vom Explosionsort die Detonation in etwa 1,80 Meter tiefen Gräben erlebt.
gen geäußert, die sich auf die europäische Einheit, die europäische Verteidigungsgemeinschaft und andere Deutschland betreffende Fragen beziehe.
In dem nach Abschluß der deutsch-kanadischen Besprechungen am Samstag in Ottawa veröffentlichten Kommunique heißt es, Bundeskanzler Dr. Adenauer und Ministerpräsident St. Laurent stimmten darin überein, daß die Bundesrepublik und Kanada gegenwärtig in dem gleichen Kampf für Frieden und Freiheit stünden und daß alle Hoffnung auf Erfolg in der zunehmenden Stärke und Einigkeit der Welt liege. Aus dem Kommunique, das die Ergebnisse des eintägigen Höf- lichkeits- und Freundschaftsbesuches Dr. Adenauers in der kanadischen Hauptstadt zusammenfaßt, geht hervor, daß keinerlei spezifizierte Beschlüsse gefaßt wurden. Der Kanzler und die kanadischen Minister hätten ihre Gedanken über Handelsfragen, über das Einwanderungsproblem und über die internationale Lage ausgetauscht.
Dr. Adenauer verließ Ottawa am Samstagnachmittag, nachdem ihm zuvor von der Universität der kanadischen Hauptstadt die Ehrendoktorwürde verliehen worden war. Vor seinem Heimflug schickte er Danktelegramme an Eisenhower,Dulles und St. L a u r e n t.
der Scheinwerfer der Wochenschaureporter dankte Dr. Adenaner für die Grußworte und erwiderte, daß er frob sei, nach der für Deutschland erfolgreichen Amerika-Reise wieder auf deutschem Boden zu sein. Der Kanzler sab trotz der langen Flugreise ausgerubt aus.
Der begeisterte Empfang fand seine Fortsetzung während des sieben Kilometer langen Fahrweges zum Gästehaus der Hansestadt, der von vielen Tausenden umsäumt war. Die Absicht Dr. Adenauers, auf dem CDU-Parteitag am Sonntag zu sprechen, konnte wegen der verspäteten Ankunft nicht verwirklicht werden.
Am Vormittag hatte Bundestagspräsident Dr. Hermann Ehlers als zweiter Bundesvorsitzender den Parteitag mit einem Appell an die CDU und an das deutsche Volk, von den Friedensklängen aus Moskau sich nicht betören zu lassen, eröffnet.' Ehlers wies auf die bisherigen Erfolge der CDU und der Bundesregierung in ihren Bemühungen um den Anschluß der Bundesrepublik an den Westen und um die politische, wirtschaftliche und militärische Integration Europas hin.
lintmchi frankfurt Meister
Mit einem 4:1-Sieg über Mühlburg sicherte sich Eintracht Frankfurt die Meisterschaft der Oberliga Süd. Zusammen mit dem VfB Stuttgart vertritt Eintracht den Süden bei den DFB-End- spieien. Obwohl die Stuttgarter in Offenbach verloren, können sie von Mühl- bnrg nicht mehr eingeholt werden.
Knapp für Deutschland
Beim ersten Kunstturn-Länderkampf Frankreich — Deutschland in Paris gewannen die deutschen Turner knapp mit 283,85:283,05 Punkten.
Gude vor Steller
Helmut Gude, VfB Stuttgart, holte sich gestern zum erstenmal den Titel eines Deutschen Waldlaufmeisters vor Steller und Schade.
Noch keine Entscheidung
In der Süddeutschen Handballmeisterschaft schlossen Harleshausen und Göppingen die Spiele punktgleich ab und müssen ein Entscheidungsspiel austragen.
West-Süd-Toto: 111112222101
Nord-Süd-Toto: 11112020012 (ohne Gewähr)
Bemerkungen zum Tage
Die Spannungen in der FDP
hf. Im Mai oder Juni wird die FDP ihren Parteitag abhalten, der in diesem Monat verschoben werden mußte, nachdem sich die Spannungen innerhalb der Partei weiter verschärft hatten. Es geht bei den gegenwärtigen Auseinandersetzungen im Grunde um den Kurs der Partei, darum, ob die FDP von 1953 an die Ausgangspunkte von Heppenheim anknüpfen will oder zu dem Weg der „nationalen Sammlung“ bereit ist, wie er in Düsseldorf von Middelhauve und seinen Freunden propagiert wird. Auf dem vorjährigen Parteitag in
3,3 Millionen unter Waffen
Paris vor der NATO-Konferenz / Schaffer optimistisch über Verteidigungsbeitrag
PARIS. Im Pariser Hauptquartier der Atlantikpaktorganisation (NATO) herrscht im Hinblick auf die am Donnerstag beginnende erste Konferenz des NATO-Ministerrates im Jahre 1953 Hochbetrieb. Minister. Diplomaten, Finanz- und Wirtschaftsverständige sowie hohe Militärs sind bereits in der französischen Hauptstadt eingetroffen. Sie haben das Programm für das Haushaltsjahr 1953/54 festzulegen. Im NATO-Haushaltsjahr 1952/53 wurden 63,46 Milliarden Dollars für militärische Zwecke ausgegeben.
Über den gegenwärtigen Stand der atlantischen Organisation erklärte der NATO-Gene- ralsekretär, Lord I s m a y, in Westeuropa ständen zurzeit 3,3 Millionen Mann zur Verteidigung der freien Welt unter Waffen. Die brennendsten Probleme der westeuropäischen Verteidigung seien einem Gewährsmann zufolge jetzt der Mangel an Flugzeugen und Munitionsvorräten. Die große Kalamität im Vorjahr war der Ausbau des Luftstützpunktnetzes. 20 000 sowjetischen Flugzeugen stän
den in Westeuropa nur 2300 alliierte gegenüber. Die Munitionsvorräte reichten im Ernstfall nur für 3 bis 4 Tage. Alles sei knapp, am wenigsten noch Handfeuerwaffenmunition.
Bundesfinanzminister Schäffer äußerte „großen Optimismus“ im Hinblick auf die Pariser Verhandlungen über den künftigen deutschen Verteidigungsbeitrag. Schäffer enthielt sich aber jeder näheren Auskunft darüber, ob die von ihm vorgeschlagene Summe von 8,6 Milliarden DM jährlich von den USA, Großbritannien sowie von den 5 EVG-Partnern günstig aufgenommen worden ist. Doch hofft er, „nicht umsonst nach Paris gekommen zu sein“.
Deutsche Truppe ohne Blitzmädchen
KÖLN. Sicherheitsbeauftragter Blank gab auf einer Tagung von Sachverständigen seiner Dienststelle und Mitgliedern des Bundesverbandes der deutschen Industrie in Köln bekannt, daß das deutsche EVG-Kontingent keine weiblichen Helferinnen haben wird.
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Rad
„InternaUnnaio^T« 1 6 * 11n ? * V r 4 Viele ehemalige Offiziere der deutschen Wehrmacht nahmen an der gestern in Frankfurt beendeten (von linke J nT Funkortung teil, bei der Erfahrungen auf dem Gebiete der Radarforschung ausgetauscht wurden. Unser Bild zeigt
Martini »i „ rec * , l s l. früheren Feldmarschall Kesselring, Nobelpreisträger Sir Robert Watt und den früheren Lnftnachrichtengeneral seum in a . r c * s ® a * 0 n w a g e n ist zwar für unsere heutigen Expreßlinien kein Prunkstück mehr, wohl aber für das Verkehrsmu-
deutschnn ipi?i ) n^ S L <ias , am M, f tw . odl wie der eröffnet wird. Der Wagen stammt aus dem Jahre 1872 und stand Bismarck auf dem damaligen die Dien»,-«rffaf* b n znr j re,en Verfügung. Er enthält einen Salon mit Sesseln und Sofa, Schlaf- und Arbeitsräume und ein Abteil für
ersenart. Bei Kriegsende wurde der Wagen ausgeplündert. Auf unserem Bild kommt er gerade vom Ausbesserungswerk und wird in
die Fahrzeughalle des Verkehrsmoseums eingefahren. Fotos: Keystone
Bad Ems war die Entscheidung dieser Frage vertagt worden und man war zufrieden, daß die Vielzahl der persönlichen Gegensätze wenigstens notdürftig überbrückt werden konnten. Wie wenig damit die für die FDP bestehenden Probleme einer Lösung näher gebracht werden konnten, hat die inzwischen vergangene Zeit sehr deutlich gemacht.
Die Gegensätze über Standort, Ausgangspunkt und Ziel der Partei haben sich vergrößert, ohne daß ein Rahmen gefunden wurde, in dem alle Landesverbände der FDP gemeinsam in einer Richtung tätig sein könnten. Gleichzeitig entwickelte sich der Landesverband Nordrhein-Westfalen genau in der Richtung, vor der viele gewarnt hatten. Mitglieder dieses Landesverbandes beteiligten sich, wie inzwischen in Bonn zuverlässig bekannt geworden ist, an den umstürzlerischen Planungen des Naumann-Kreises. Diese Beteiligung ging so weit, daß Justizminister Dehler sich gezwungen sah, seine erste Beurteilung des ganzen Falles Naumann zu revidieren Das bedauerliche ist, daß die Mehrzahl der FDP- Landesverbände und der starke demokratische Kern der Partei durch die „gefährlichen Torheiten“ einiger Leute in Nordrhein-Westfalen Gefahr laufen, mit diesen gleichgesetzt oder in Beziehung gesetzt zu werden. Es ist verständlich, daß die Bundesführung der FDP diese Gefahr ausgeschaltet haben möchte, bevor der Parteitag stattfindet, der die Plattform für einen von allen Landesverbänden gemeinsam geführten Wahlkampf schaffen soll. Ob diese Plattform jetzt möglich ist? Voraussichtlich erst mit Abschluß der Voruntersuchung des beim Karlsruher Oberbundesanwalt liegenden Falles Naumann. Bestätigen diese Untersuchungen die Verdachtsmomente, die auch von hochstehenden Bonner Regierungskreisen als berechtigt bezeichnet wurden, dann sollte die FDP nicht davor zurückschrecken, die Angelegenheit durch eindeutige Maßnahmen zu bereinigen. Ist dafür der Wille vorhanden, dann dürfte sich auch hinsichtlich des Kurses der Partei ein gemeinsamer Nenner finden lassen, der der FDP auch weiterhin die bisherige starke Stellung in der deutschen Politik sichern kann.
Ollenhauer an den Mittelstand
SPD nnd selbständig Schaffende
ESSEN. Die Sozialdemokraten seien nie der Meinung gewesen, daß das schaffende Volk nur aus den Menschen in abhängiger Stellung bestehe, die gegen Lohn oder Gehalt arbeiten, erklärte der SPD-Vorsitzende Erich 01- le n h a u e r am Sonntag auf der Essener Bundestagung der „Arbeitsgemeinschaft selbständig Schaffender der SPD“ Die Mittelstands- feindiiehkeit der Sozialdemokratie sei ein Märchen und durchaus kein schönes
DGB soll sich hinter SPD stellen
HANAU. Die hessische Landesregierung fordert von den Gewerkschaften, daß sie sich in den kommenden machtpolitischen Kämpfen in der Bundesrepublik „offen und rückhaltlos hinter die SPD“ stellen. Die Sozialdemokratie, erklärte der hessische Wirtschaftsminister F i - scher in einer DGB-Kr^isdelegiertenkcmfe- renz in Hanau am Wochenende, habe diese Rückenstärkung durch die Gewerkschaften verdient, weil sie sich in der Vergangenheit auch stets zu den gewerkschaftlichen Zielen bekannt und dafür gekämoft habe. — Hessen hat eine reine SPn-Re t,: ° r 'r''g