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Ein Weiter steckt in der zugedeckten Suppenschüssel

Wie wird das Feiertagswetter gemacht? / Aus der Werkstatt der amtlichen Wettermacher

Rund 700 Millionen Mark stehen auf dem Spiel, wenn zwei Feiertage in Aussicht sind, wobei die Sommerfesttage in der Bedeutung an erster Stelle stehen. Diese 700 Millionen DM verteilen sich mit rund 350 Millionen auf die mit dem Gaststätten- und Beherbergungsge­werbe verbundenen Berufs- und Wirtschafts­zweige, wie das Bedienungspersonal, die Ge­tränkeindustrie, die Backwarenindustrie und dergleichen, also jene Wirtschaftszweige, die die Gaststätten beliefern. Etwa 280 Millionen Mark kommen der Verkehrswirtschaft zugute, wobei die Bundesbahnen und Kleinbahnen den Hauptanteil auf sich vereinigen, aber auch die Autobusbetriebe schneiden gut ab. Rund 40 Millionen Mark registrieren Fahr­rad-, Motorrad- und Autoindustrie bzw. Ge­schäfte alsFeiertagseinnahmen. Fast fünf Millionen kommen der Fotowirtschaft zugute. Der Rest von 25 Millionen DM verteilt sich auf verschiedene andere nutznießende Wirt­schaftszweige. Im Durchschnitt läßt sich jeder Deutsche die großen Sommerfesttage rund 12 DM kosten. Alle Einnahmen für die Wirt­schaft verringern sich aber um zwei Drittel, wenn das Feiertagswetter ausgesprochen schlecht ist, also ein Verlust von 466 Millio­nen.

Aus diesen Angaben erkennen wir schon die volkswirtschaftliche Bedeutung des Feiertags­wetters. Wir haben die Zentralstelle des Deutschen Wetterdienstes aufgesucht, der eine eigene Abteilung für Langfristvorhersagen angegliedert ist. Ihr Leiter, Oberregierungsrat A. Hofmann, ist ein alter Bekannter von uns. Es gibt Hunderte, ja viele Tausende von Be­obachtungsstationen, die das Wetter registrie­ren. Man erhält doch auf diese Weise einen klaren ,Wetterfilm von weiten Gebieten, kann man daraus das vermutliche Feiertags­wetter nicht so früh ablesen oder errechnen, daß es sich für Kalkulationszwecke der inter­essierten Wirtschaftskreise und der Allgemein­heit Vorhersagen läßt? wollten wir wissen. Allerdings, erklärte uns Herr Hofmann, allein in Deutschland sind 190 Stationen, die

mindestens alle 6 Stunden, teilweise sogar stündlich ihre Wetterbeobachtungen melden. In Europa gibt es 2836, auf der nördlichen Erdhalbkugel 8785, auf der Südhalbkugel 1908, auf der gesamten Erde 10 693 Beobachtungs­stationen. Das Wetter steht also .unter Auf­sicht und wir können jederzeit feststellen, wo Schön- und Schlechtwettergebiete sich bilden, wie groß sie sind und mit welchem Kurs sie wandern. Aber damit ist es nicht getan. Jede Wetterformation ändert sich ununterbrochen. Sie ist .labil und daher kein auf längere Sicht zuverlässiger Faktor in der Atmosphäre. Hier aber liegt die Gefahr jeder Vorhersage, daß nämlich regionale, ja sogar örtlich an und für sich unbedeutende .Zwischenfälle in der At­mosphäre das ganze Gebäude von Schön- und Schlechtwetter über den Haufen werfen kön­nen.

Ich will versuchen, Ihnen das an einem dra­stischen Vergleich deutlich zu machen. Es ist kurz nach 12 Uhr. Ich lade Sie ein, mit mir in unserer Wetterdienstkantine zu Mittag zu essen. Sehen Sie, das Wetter der nächsten Zeit steckt dort in der zugedeckten Suppenschüssel, also auch das Feiertagswetter. Sie wissen nicht, was drin ist. Ich konnte aber als Me­teorologe durch den Türspalt in die Wetter­

küche gucken und gerade noch feststellen, daß viel Fleisch geschnitzelt wurde. Also kann ich Ihnen Vorhersagen, daß diesmal mehr Fleisch in der Suppenterrine sein wird als gewöhn­lich, also ein günstiges Zeichen für das Feier­tagswetter. Ob wir nun gleich am Beginn der Feiertage die fetten Fleischbrocken in den Mund bekommen oder erst am Ende, das kann erst dann vorausgesagt werden, wenn der Löffel gefüllt ist. Sehen Sie, meine Herren, die Langfristvorhersage versucht in die Suppen­terrine zu gucken, die Kurzfristvorhersage guckt auf den Löffel. Beim Feiertagswetter kommt es letzten Endes auf den Löffel an. Wir waren nicht ganz zufrieden und wiesen auf die verschiedenen Wetterkalender hin, die vorhersagten, wie das Wetter an den Feier­tagen werden würde. .Nehmen Sie die letzten 30 Toto-Tippzettel, war die Antwort,und numerieren Sie die Spiele von 1 bis 360 durch, dann haben Sie. fast ein Jahr lang je­den einzelnen Tag. Wenn Sie nun statt 1 schönes Wetter und statt 2 schlechtes Wetter schreiben, statt 0 teils schön, teils schlecht, dann haben Sie auch einen .eigenen Wetter­kalender. Sie werden nicht weniger falsche Vorhersagen machen als die Wetterkalender.

Walter Lammert

Radioitis als Krankheitsbild

Dauergeräusche, die auf die Nerven gehen / Kinder werden zu sehr abgelenkt

VonFemsehkrankheiten, über die man in Amerika klagt, sind wir noch verschont, aber auch das Radio kann, im Übermaß genossen, unsere Nerven beanspruchen, uns von eigenen Gedanken ablenken und mit Dauergeräuschen drangsalieren, wenn wir nicht zur rechten Zeit den Abstellknopf finden.

In Ausflugslokalen kann man immer häufiger die Beobachtung machen, daß die großen Laut­sprecher, die früher fast ununterbrochen Ge­räusche von sich gaben, schweigen. Warum? Die Gäste wollen es so. Sie haben zu Hause Geräusche genug. Hier in der Natur möchten sie

DAS GUTE HERZ

Arme Kamerad

endlich die Stille genießen, da erholen sie sich viel besser.

Das ist die Selbsthilfe der Erholungsuchenden, und sie haben zweifellos recht. Der Chefredak­teur einer großen Zeitung fuhr jedes Jahr vier Wochen in der Welt herum und las keine Zeile, selbst keine Zeitung. Das war seine Erholung vom Alltag. Auch das gequälte Ohr möchte ein paar Wochen Ruhe haben. Gibt es doch Auto- und Bootsfahrer, die nicht mehr ohne Radio in der freien Natur sein mögen, und Touristen, die ihr Radioköfferchen mitschleppen, um irgendwo am Waldesrand statt dem Zirpen der Heimchen und dem Trillern der Lerchen ein schmalziges Liedaus der Tube zu genießen. Jeder nach seinem Geschmack. Aber man sollte nicht ver­gessen, daß es unter uns noch Menschen gibt, denen die Stille heilig ist.

Es war kurz vor Ende des ersten Weltkrieges. An einer schweren Bronchitis erkrankt, kam ich vom Feld in ein Lazarett und von dort aus zu einer Genesungskompanie in die Heimat. Wach­dienst, Arbeitsdienst, jeden Tag. Und eines Ta­ges wurde ich als Schreiber auf ein Gefangenen­lager kommandiert. Das Lager befand sich auf einem großen Truppenübungsplatz der Alb. Ein rauhes, unwirtliches Gelände und außerhalb aller menschlichen Kultur. Das Schlimmste aber: das rauhe Klima war für meinen Gesundheits­zustand im höchsten Grade ungeeignet und so kam es, wie es kommen mußte. Ich lag, an einer Bronchitis erneut erkrankt, im Standortlazarett

Zeichnung: Bauschen

des Truppenübungsplatzes und tat dann Dienst, so gut ichs vermochte. Das paßte meinem Vor­gesetzten, einem Feldwebel, natürlich nicht, und ich bekam manches zu hören. Einmal lag ich fiebernd auf meiner Pritsche und fühlte mich von Gott und der Welt verlassen. Keinen Kamera­den um mich, keinen Menschen, dem ich meine leibliche und seelische Not hätte anvertrauen können. . .

Draußen fegte der kalte Nordwind über die Schneefelder, und auch hier, in diesem Verschlag, der mir als Unterkunft diente, wollte es nicht so recht warm werden. Während ich so dalag und mit geschlossenen Augen über mich und mein Elend nachdachte, öffnete sich die Türe. Ein Lagerinsasse, ein Russe, trat herein. Leise, mit vorsichtigen Schritten um den vermeintlich Schla­

fenden nicht zu wecken. Er trat an mein Lager und legte seine Hand auf meine Stirne, zärtlich und behutsam, wie es eine Mutter tut. Kamerad krank, arme Kamerad, sagte er und ging wieder hinaus. Ein Gefühl unsäglicher Befriedigung kam auf einmal über mich! Es war, als hätte sich meine Mutter über mich gebeugt. Nun war ich nicht mehr allein! Ein schlichter, einfacher und doch so gütiger Mensch war um mich. Immer, wenn er mich schlafen wähnte, huschte er herein und immer brachte er eine kleine Freude mit. Einen Kochgeschirrdeckel mit Tee, ein paar Stückchen Zwieback und sonst noch Gutes, das er irgendwo aufgetrieben oder sich vom Munde abgespart hatte. Das war Grigor der Russe! Ein Mensch mit mütterlichem Herzen und güti­gen Händen. Ich werde ihm ein dankbares Erin­nern bewahren ... Carl Hager, Hayingen

Am unangenehmsten dürfte sich die Radioitis auswirken auf unsere Kinder, denen es un­möglich ist, sich zu konzentrieren, wenn un­unterbrochen ein Radio spielt. Viele Eltern haben sich angewöhnt, ihr Radio ununterbrochen laufen zu lassen. Sie hören gar nicht mehr hin, sind gegen Geräusche abgestumpft. Anders bei Kin­dern, deren Gehör noch feiner und aufnahme­bereiter ist. Sie können durch ununterbrochene Radiogeräusche so abgelenkt werden, daß sie nicht mehr imstande sind, sich auf ihr Schul- pensum zu konzentrieren. Kein Wunder, wenn bereits Ärzte feststellen müssen, daß die kind­liche Natur unter solcher Geräuschdusche leidet.

Wir sollten das Radio gern anstellen, aber ebenso gern auch im rechten Zeitpunkt abstel­len, sonst schlägt es uns die wohltuende Stille tot.

Univer

Graphologischer Ratgeber

Unser graphologischer Ratgeber wird auch Ihre Handschrift oder die Ihres Ehegatten Ihres Mit­arbeiters und Ihrer Freunde beurteilen. Senden sie als Beurteilungsunterlage bitte mindestens 20 mit Tinte geschriebene Zeilen unter Angabe von Geschlecht. Alter, Berur und unter Beifügung des Hono­rars von 3 DM (bzw. 5 DM für eine ausführliche Beurteilung) an denGraphologischen Ratgeber der Sonntags-Zeitung, Tübingen. Uhlandstraße 2.

E. M E. Diese Schrift stammt von der Hand einer 60jährigen Frau, die sich große Jugend­lichkeit und Frische bewahrt hat, eben gerade deshalb, weil sie dem Leben noch vieles zu ge­ben und nicht minder abzugewinnen weiß. Sie hat ein lebhaftes, durch Neugierde und Erleb­nisdrang angestacheltes Interesse an den Dingen und Menschen ihrer Umwelt, findet in ihrer Loyalität, in ihrer Offenheit und Gesprächig­keit leichten Anschluß, und ihr gesunder Men­schenverstand und ihr unmittelbarer Sinn für das Notwendige läßt sie niemals mit dem rein Irrealen oder Ideellen zufrieden sein. Sie handelt den Ansprüchen des Augenblicks entsprechend und ihre Spontaneität des Aufnehmens und der Entäußerung gibt ihr jene leichte Orientierung, in der viel praktische Klugheit und Selbständig­keit zum Ausdruck kommen. Dabei kann sie mit Entschiedenheit und Selbstbewußtsein auftreten, weiß mit Dynamik auch große Hindernisse zu überwinden und beweist in der Verfolgung ih­rer vorgreifenden Absichten fast männlich an­mutende Energie im Angriff und im Durchhal­ten, sie ist aber, trotz ihrer Kritikfähigkeit nie­

mals gewöhnlich, sondern kann sich mit Humor über gar manches hinwegsetzen oder die Vorur­teile der anderen maliziös entkräften. Ihre ele­mentare und ungebrochene Lebenskraft wirkt vielmehr mitreißend und anfeuernd, und die unvermeidlichen Rückschläge werden für sie nur zu Ansatzpunkten neuen Beginnens und dop­pelten Strebens. Allein so unternehmend und

expansiv sie ihre Ziele zu verwirklichen trachtet, so weiblich ist sie in ihrem Empfinden, ja, ihr überströmendes Gemüt wird meistens Auftakt und Richtschnur des Denkens und Handelns. Sie ist eine sinnen- und lebensfreudige Natur, auf­geschlossen für alles Neue und Schöne, nicht minder aber bereit, sich stets einzusetzen und mit tatkräftiger Hilfe zu verschenken oder bei­zustehen, sei es durch reiche Lebenserfahrung, sei es durch selbstlosen Einsatz.

Haben Sie auch lebenslänglich?

Nehmen Sie's ernst?

Ihr Horoskop

vom 13. bis 19. April

Widder (21. 320 4.):

Es kann auch jetzt noch mit einem Fortgang der positiven Strömungen gerechnet werden. Dabei spielt die persönliche Entscheidung eine große Rolle

Stier (21 4. 21.5):

Die guten Anfangserfolge halten weiterhin an. Allerdings darf der Stolz hier nicht an falscher Stelle einsetzen. Kritikvermögen ist gut. aber es darf nicht in Subjektivität ausarten.

Zwillinge (22. 5. 21. 6.):

Da der sprachliche und schrift­liche Ausdruck oft entscheidet, so muß jede Formulierung über­legt werden. Vor allen Dingen darf man nicht zu kritisch Vor­gehen.

Krebs (22. 6. 23.7.):

Die Neigung zu Mißtrauen ist jetzt zu bekämpfen. Es besteht kein Grund, auf das Leben zu schimpfen. Die allgemeine Er­folgstendenz hält weiter an.

Lowe (24 7 23. 8.):

Wenn auch eine gewisse Nervo­sität vorherrscht, so muß doch bei beruflichen' Fragen sachlich und objektiv entschieden wer­den. Etwas mehr Freundlichkeit kann jetzt sehr nützlich sein.

Jungfrau (24. 8 23. 9.):

Ihnen liegt zwar nicht die Pflege der Geselligkeit, aber aus beruf­lichen Gründen ist es ganz gut, wenn Sie sich etwas mehr an* schließen.

Waage (24. 9. 23.10.):

Geschäftliche Vorteile werden sich sehr leicht durch geschickte Briefe erreichen lassen. Persön­lich gesehen geht es jetzt auf­wärts. Kleine Geselligkeiten las­sen den Ärger des Alltags ver­gessen.

Skorpion (24 10. 22 11.):

Es besteht die Gefahr, daß Sie zu sehr übertreiben. Dadurch schätzen Sie die Menschen eben­so falsch ein als wenn Sie zu mißtrauisch sind. Bleiben Sie sachlich.

Schütze (23.11. 22.12.):

Die allgemeinen Erfolgsaussich­ten bessernsich jetzt immer mehr. Etwas mehr Selbstbe­wußtsein ist angebracht, damit sich dieses suggestiv auf die Umgebung überträgt.

Steinbock (23 12. 21.1.):

Jetzt muß die innere Unsicher­heit überwunden werden, da man Sie für eine größere Auf­gabe vorgesehen hat. Das prak­tische Können wird jetzt unter Beweis zu stellen sein.

Wassermann (22. 1 19. 2.):

Es ist ganz gut, wenn Sie sich bei Vergnügungen zurückhalten. Das nervöse Verhalten kann nur durch innere Festigkeit ver­bessert werden. Zur rechten Zeit das richtige Wort gebrauchen.

Fische (20. 2 20 3.):

Wenn auch die allgemeine Ten­denz jetzt etwas unsicher ist, so zeigen sich dennoch ab Wochen­mitte sehr positive Aussichten. Die Gesamtsituation wird in be­ruflicher Beziehung zu selbstän­digem Handeln verhelfen.

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SONNTAGS-ZEITUNG

ln der Südwestpresse GmbH., Gemeinschaft Süd- westdeutscher Zeitungsverleger Tübingen. Uhlandstraße 2. Telefon 2141 Verantwortlich für den Inhalt Dr. Karl Lerch Druck: Tübinger Chronik. Tübingen, Uhlandstraße 2

Stops kann sich im starken Regen nur ganz langsam fortbewegen.

Stops und sein Regenschirm

Plötzlich schaut der Stops ganz dumm, Aufwärts schaut des Schirmes Rand, der Wind dreht seinen Schirm herum. Stops die Lage scheußlich fand.

Doch schon wieder scheint die Sonne, Stops schließt seinen Schirm voll Wonne.

Schwub, da platscht ein Wasserguß Über unsern Stops zum Schluß.

Moral: Mach alles pünktlich, was du tust, / sonst Übles Du erleiden mußt.