HEIMATBLATT FÜR STADT UND LAND
CALWER ZEITUNG
Verlagsort Calw
SAMSTAG, 18. APRIL 1953
ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG
NUMMER 89
Washington: Eisenhowers Rede Beginn einer Friedenskampagne
Weltweites Echo / Moskau zurückhaltend / Kanzler: „Sehr inhaltsreich“
WASHINGTON. Die außenpolitische Rede ferner betont, daß der USA-Präsident die
Eisenhowers sei nur der Beginn einer allumfassenden amerikanischen Friedenskampagne wurde am Freitag im Weißen Haus er-
Frage Chinas und der Wiederherstellung seiner Rechte sowie die Frage der Wiederherstellung der deutschen Einheit nach den Be-
klärt. Die sorgfältig ausgearbeitete Rede sei Stimmungen des Potsdamer Abkommens „völ- ruvor mit Großbritannien und Frankreich so- lig übergangen hat“.
wie den Fraktionsführern der Repuplikani- schen Partei im Kongreß durchgesprochen worden.
Die Vorschläge Präsident Eisenhowers als
Es wird erwähnt, daß Eisenhower in der Rede kein Problem als unlösbar bezeichnet habe, wenn man die Rechte anderer Nationen respektiere. In der Abrüstungsfrage habe sich
Vorausbedingungen für eine friedliche Rege- Eisenhower auf allgemeine Bemerkungen be- lung zwischen Ost und West sind in der ame- schränkt.
rikanischen Öffentlichkeit mit Genugtuung Von maßgebender Seite der Bonner CDU/ aufgenommen worden. Die Kommentare vom CSU-Fraktion wurde Eisenhowers Rede als Freitag zeigen, daß die amerikanischen Poli- ein „historisches Dokument“ bezeichnet. Bun- tiker geschlossen hinter den Ansichten des deskanzler Dr. Adenauer nannte sie „gut und USA-Präsidenten stehen. Die Forderung Ei- se hr inhaltsreich“. Er begrüßte die Vorschläge senhowers auf Freilassung der noch zurückge- zur Prüfung der Aufrichtigkeit der gegenwär- haltenen Kriegsgefangenen wurde als unmittelbares Ergebnis der Hinweise Bundeskanzler Dr. Adenauers bei den kürzlichen Besprechungen in Washington gewertet.
Mit überraschender Schnelligkeit hat die parteiamtliche Moskauer „Prawda“ bereits am
tigen sowjetischen „Friedensoffensive“.
24 Stunden später
Churchill macht den zweiten Schritt GLASGOW. Premierminister Churchill
Freitagmorgen über die außenpolitische Rede stellte sich am Freitagabend uneingeschränkt
Hinterm Röntgenschirm
Jndochina Korea
ä
X
Deuhfhlands
Österreich
Noch kein reiner Friedenswunsch!
Eisenhowers berichtet. Der von TASS stammende Bericht gibt die Hauptpunkte der Rede teilweise mit Zitaten wieder, stellt jedoch fest, daß Eisenhower seine Behauptung, die sowje-
hinter die Friedensvorschläge Präsident Eisenhowers. In einer Rede in Glasgow begrüßte der britische Premier die „umfassende und großartige Darstellung unserer Sache
Der Vorstoß des Westens
tische Politik trage die Schuld an der inter- durch Präsident Eisenhower, der die prakti-
nationalen Lage, nicht mit Tatsachen habe belegen können. Als bedeutsamste Reaktion wird
sehen Fragen nmrissen hat, weiche die Welt spalten“.
Von K arl Leich
Der Inhalt der großen Rede Präsident Ei- als vielmehr handgreiflicher Beweise bedarf, senhowers, die er am Donnerstagabend vor Aber gerade diese waren bislang nur äußerst amerikanischen Zeitungsverlegern hielt, läßt spärlich. An den Sowjets liegt es, daß öster- die Illusionslosigkeit erkennen, mit der man reich noch keinen Staatsvertrag hat und daß Im Westen die Gefährlichkeit des gegenwär- Tausende von Kriegsgefangenen noch nicht in tigen Wettrüstens zwischen Ost und West ein- ihre Heimat zurückkehren konnten. Auf Mos- schätzt. Eisenhower ist zu lange Soldat und kaus Wink könnte der Krieg in Korea und
Adenauer kündigt Europa-Wahlen an
Rede in Harvard / Heute in Ottawa / Am Sonntag beim CDU-Parteitag
BOSTON Es wird nicht mehr lanee dau- mit Premierminister St Laurent und dann General gewesen, als daß er die in unserer könnten auch die Feindseligkeiten in Indo-
BObJ-ON. „ls wird mentmenr lange üau mit Premierminister bt. Laurent und dann . . . Qihiatinn schlummernden Exnlo- China und in Malaya eingestellt werden. Die
«rn, bis wir allgemeine Wahlen für ein euro- zusammen mit Verteidigungsminister C1 a x- polnischen Situation scniummemaen Lxpiu W iedprvprpinienn® unseres Vaterlandes und uäisches Parlament abhalten werden“ ver- ton Außenminister P fa rs o n und Finanz- sivstoffe nicht kennen wurde. Er weiß, wie Wiedervereinigung unseres Vaterlandes und
paiscnes Parlament aonaiten werden , ver t o n, Auuenmimster rearson und imanz shn w , Kriege gestürzt ist und die aus freier und geheimer Wahl hervorge-
»icherte Bundeskanzler Dr. Adenauer am minister Abbott konferieren. Daneben sind schnell die Welt m A.nege gestürzt ist una «„..«ene gesamtdeutsche Regierung scheiterten Freitag seinen amerikanischen Zuhörern vom eine Aussprache mit Einwanderungsminister welches Ausmaß die Verheerungen der Kriege ... , unannehmbaren Bedingungen
Faculty-Club der Universität Harvard in einer Harris, eine Pressekonferenz und ein Be- annehmen können. Deshalb hat er den Fne- Kr em1 5,1 Bedingungen
Rede, die seinen Besuch in den Vereinigten such der Universität Ottawa vorgesehen. densschalmeien, die seit Stalins Tod aus F h h . di „ ni u beirn N
Staaten beschloß^ p h Für Sonntag, 16.15 Uhr, wird der Bundes- M ° skau wÄÄSS »Ä und er hafden WUlenTmeri-
Die Einigung Europas in größerem Rahmen kanzler zusammen mit dem amerikanischen entgegengesetzt. Er hat so laute Fnedenstone kag unterstrich die stärkung und den Zu ‘_
«ner aUanhschen Politik werde den Sowjets Hohen Kommissar Dr. Conant in Hamburg- angeschlagen, daß Moskau sich sehr ins Zeug sammensch]uß der west lichen Welt als Grund-
alle Illusionen über eine Loslosung Deutsch- Fuhlsbüttel zurückerwartet. Sofort nach der ^ muß - wenn es in puncto Fnedensbe- lage für eine noch größere Gemeinschaft vor- lands aus der westlichen Gemeinschaft rauben, Ankunft auf dem Flugplatz wird sich Dr. teuerungen weiterhin auf eine aufmerksame anzutreiben In diese Gem emschaft will er
sagte der Kanzler. Heute betrachteten sie noch Adenauer zum Parteitag der CDU in Ham- Zuhörerschaft rechnen will. auch die osteuropäischen Staaten einbeziehen,
ein schwaches neutrales oder gar mit ihnen bürg begeben. Im Grunde hat Eisenhower nichts anderes die bislang noch nadl dem wn i en Moskaus
gesagt, als was die Volker allesamt denken ges t e uert werden. Dabei hat er sicherlich nicht
verbündetes Deutschland als größten erreichbaren Gewinn. „Ich bin überzeugt, daß die Russen, wenn wir ihnen ein für allemal die Unerreichbarkeit dieses Zieles vor Augen ge-
Heuß beendet Berlin-Besuch
und hoffen. Daß er als Präsident des stärksten Mitglieds der westlichen Kräftegruppe
des Sprichworts gedacht „Viel gewinnnt, der
r.TzoTTTvT r, J . „ „ sten Mitglieds aer westnenen rviauegiupnc wenig heischr denn es {st kaum anzuneh-
BERLIN. Bundesprasident Theodor Heuß dem östlichen Gegenspieler ganz konkrete For- men daß sicb d j e Sowjets in Verhandlungen führt haben, bereit zu Verhandlungen über ist am Freitagnachmittag nach viertägigem derungen stellen konnte, macht erst seine Be- da?a bere -,t erklären Osteuropa von ihrem eine Gesamtlösung sein werden.“ Aufenthalt in der ehemaligen Reichshaupt- kundung des schon von Millionen Menschen Schlepptau abzuhängen Das würde nichts an-
Am Spätnachmittag (amerikanischer Zeit) stadt nach Bonn zurückgekehrt. Als Abschieds- ausgesprochenen Friedenswunsches zu einer deres a j s die Aufgabe wesentlicher Teile der flog der Kanzler mit rund 15 Begleitern zu geschenk für die Flüchtlinge aus der Sowjet- politischen Anlegenheit ersten Ranges. Es marx i s t; scben j dee bedeuten einem nur 22stündigen Besuch nach der kana- zone ließ er dem Senat einen Sack Rohkaffee besteht darüber kein Zweifel, daß der Frie- „„„
dischen Hauptstadt Ottawa weiter, wo er um übergeben. denswille der Sowjets weniger schöner Worte bcnon aus aiesem Brunne wirn man man
23.30 Uhr MEZ eintraf. In offiziellen kanadi
schen Kreisen begrüßt man den Besuch Adenauers besonders im Hinblick auf seine Haltung in europäischen Fragen. Starke Beachtung hat auch seine Energie gefunden, mit der er die anstrengenden Tage in den Vereinigten Staaten bewältigt hat.
In Ottawa wird der Kanzler zunächst allein
Länder und ^ertragswerk
Wird Vermittlungsausschuß angerufen? hf. BONN. Nach der Sitzung des badisch-
annehmen können, daß Moskau die Vorschläge Eisenhowers als ganzen Komplex auch nur als Diskussionsgrundlage annehmen wird, es sieht sich aber andererseits in die unangenehme Lage versetzt, sie nicht in toto ablehnen zu können. Die von Eisenhower mit viel Phantasie ausgemalte paradiesische Welt, die wir uns schaffen könnten, wenn Ost und West gemeinsam alle ihre Kräfte, Hilfsquellen und geistigen Fähigkeiten auf einen Krieg gegen Armut und Not, auf einen Krieg für den all- OT u^ au , uu xxuxx- stenverbindung. Der~lwelte“^meinen Wohlstand einsetzen würden ist ja destages weiter. Schon vor Beginn der Sitzung Wähler zwei getrennte Stimmen, nämlich eine das Y°. n üer kommumstisdien P op g des Ausschusses kam es zu einer Kontroverse, für den Wahlkreis und eine für die Bundes- ° ft ? hf te Ziel d{ * Bolschewismus^ Was wir
Wahlgesetz von 1949 hat Chancen
Neue Vorschläge über die Zahl der Abgeordneten und Wahlkreise
Drahibertcht unserer Bonner Redaktion
BONN. Die Auseinandersetzung über das vorsieht. Beide Anträge, die auf der nächsten Wahlgesetz für die Neuwahl des Bundestags Sitzung des Ausschusses am 27. April im Mitging auch am Freitag in unveränderter Schärfe telpunkt stehen werden, beharren auf der Li- in dem eingesetzten Sonderausschuß des Bun-
württembergischen Landtags am Donnerstag als es die Vertreter der Regierungsparteien liste. Einig war sich der Ausschuß am Freitag Deutsche uns immer wieder vorgerechnet ha und der ihr folgenden Erklärung Ministerprä- unter Protest ablehnten, die Sitzung in dem lediglich in der Bereitschaft, die Zahl der Bun- *?en, d ' e “ ^f .fx®
sident M a i e r s wird in Kreisen des Bundes- dafür vorgesehenen Sitzungssaal der sozial- destagsabgeordneten auf 484 zu erhöhen. is„ft
rats ncut der Möglichkeit gerechnet, daß die demokratischen Fraktion stattfinden zu lassen, In parlamentarischen Kreisen wird nach der w ^’.Jf des ^ rl ^ s 2 c ^i®’ d . as Landervertretung am kommenden Freitag, da an der Frontseite dieses Saales zwei Pia- Freitagsitzung des Wahlrechtsausschusses wei- und jedes Geschoß, das m die Luit g teu
wenn sie das deutsch-alliierte Vertragswerk kate der SPD angebracht sind, auf denen der terhin mit der Möglichkeit gerechnet, daß sich wird, nichts ander« als ein Diebstahl an den
behandelt, den Vermittlungsauschuß mit dem Wahlgesetzentwurf der Bundesregierung als schließlich doch das jetzt von der SPD und Hungernden und Edierenden sei,daß emBom-
Zwetke anrufen wird, eine Verfassungsgericht- Wahlbetrug am Volke gekennzeichnet wird- der Mehrheit der FDP gemeinsam vertretene benflugzeug so Vf* kostet wie zwei Kraft-
llche Entscheidung vor der letzten Stellung- Die CDU brachte zwei Eventualabänderungs- modifizierte Wahlgesetz von 1949 durchsetzen werke für zwei Städte mit je 60 nähme des Bundesrats herbeizuführen. Es wird anträge durch, von denen der eine die Hilfs- wird, da der Regierungsentwurf einschließlich
in den genannten Kreisen die Auffassung ver- stimme des Reeierungsentwurfs durch die ab- der von der CDU gestellten Abänderungsan-
die Einführung des Zweistimmenwahlrechts teien auf eine stärkere Gegnerschaft stößt.
Maier: Erst Verfassungsgericht
„Bnndesrat muß konsequent bleiben“
wie 80 Kilometer betonierte Autostraßen, diese überzeugende Rechnung macht Eisenhower schon jetzt im Stadium der Aufrüstung “ — ““ohne Hemmungen auf.
desverfassungsgericht die Verfassungsmäßig- Auf die Amerikaner wird diese Rede ihre keit der Verträge feststelle, „so ist loyaler- Wirkung nicht verfehlen. Wichtiger wäre je- weise die Konsequenz zu ziehen, daß der Bun- doch, daß sie auch auf die direkt angespro- STUTTGART. Der Ministerpräsident von desrat dann den Verträgen seine Zustimmung ebenen Herren im Kreml von Überzeugungs-
gibt“. kraft wäre. Man wird indessen in Moskau so
* klug sein und einsehen, daß trotz _der phanta-
th. In parlamentarischen Kreisen zeigt man stisch erscheinenden
--- sich über die ausführliche Darstellung der tawm die rauhe Wirklich]keilt die «jewestr
Verträge vor ihrer Behandlung durch den Meinung Maiers überrascht. Es wird darauf liehe Welt zur Wachsamkeit und zur Festigung
Ein Sprecher des Bayerischen Rundfunks Bundesrat ausgesprochen. hingewiesen, daß der Ministerpräsident am ihrer Sidierheit zwingt, ment vergessen wira.
J 1 “ 8 ™ Donnerstagfrüh gerade die Verlesung Maier schreibt, das Plenum des Bundesrates Vortage nicht-zu bewegen war, eine erschöp- Der erste Wld Y rka11 auf S! de
mLx 8 :^ r ~_ Nach , rich !??- griff nach dem nächsten habe am 20. Juli 1952 in einem einstimmigen fende Erklärung zu diesem Thema vor der aus^ Moskau scheint das; zu bestatigen.^Den-
treten daß entgegen früheren Erwartungen solute Mehrheit ersetzen will und der andere träge auch in den Reihen der Koalitionsparauch Bremen nicht bereit sein wird, den Ver- - -. - - ...... - - - - - - - -
trägen am 24. April zuzustimmen. Damit würde die Möglichkeit bestehen, daß der Bundesrat mit 20:18 Stimmen eine Zustimmung zu dem Vertragswerk am 24. April ablehnt. Die Länderregierungen sollen sich darüber einig sein, daß die Verträge entgegen der bisher ge.
äußerten Auffassung als Ganzes der Zustim- Baden-Württemberg und Präsident des Bun- mung des Bundesrats bedürfen. desrates, Reinhold Maier, hat sich am Frei
tag in einem Artikel für eine verfassungsrechtliche Überprüfung der deutsch-alliierten
„ j Lj ,“' naue tun zu. uun laoz in einem einsumimgen
auf Ls ern T D n0d ? + em,ge io H!nwe!Se Beschluß die Klärung der verfassungsrecht-
aui das Tagesprogramm. Je weiter er las, um so liehen Fragpn als Vnrausspt7iing für spinn Rp- bekannter kam ihm die Programmfolge vor. Als . ^ ? Voraussetzung rur seine Be-
bei der bayerischen Hymne, am Sendeschluß sdilusse über die Vertrage bezeichnet. Für eine angelangt war kam er dahinter Irren ist große Za hl der Bundesratsmitglieder sei auch menschlich“, sagte er den Lauschenden! „was ich heute noch entscheidend, ob ihre Stimmen gerade verlesen habe, war das gestrige Pro- einem einfachen oder einem verfassungsän- gramm“. Sprachs und griff zum Programm vom demden Gesetz gelten. Der Bundesrat müsse
Donner ? 4 r r
deshalb konsequent bleiben. Wenn das Bun- lung dem Parlament vorgetragen hätte.
•Leime CiiK-iaiung zu uiesein lucma _. . . „„fr n „„n
Volksvertretung Baden-Württembergs abzu- noch wollen wiL ehe wir uns n legen. Man fragt in diesen Kreisen, ob die wiegen die Entwicklung der Dmge abwar- scharfe Auseinandersetzung am Donnerstag in ten, insbesondere den Tag» an de der Landesversammlung, die die Kluft zwi- senhower und Malenkow und die Reprasen- schen Opposition und Koalition weiter aufge- tanten der übrigen tonangebenden Volker rissen hat, nicht hätte vermieden werden kön- an einen Tisch setzen, um ernsthart die Hinnen, wenn der Regierungschef diese Darstel- dernisse, die dem Frieden jetzt noch im Wege
stehen, aus der Welt zu schaffen.