veile 2 Nr. 55

Eicherheitsleistunqcn 51.» Mill. NM. und Darlehen von der Post: IlO.O Will. AM.

Deutschland und die Fremdenlegion

Berlin, 7. März. Wie dieTägliche Rundschau" äußert, wird die deutsche Regierung anläßlich der letzten Vorfälle bei der französischen Regierung wegen der Werbung zur Fremdenlegion vorstellig werden. Von seiten Frankreichs ist es selbst anerkannt worden, daß die französischen Werber keinerlei Recht haben, im besetzten Gebiet eine Werbemtig- keii zn entfalten. Unbestritten ist auch das deutsche Recht, zur Fremdenlegion angeworbene deutsche «laatsangehö ige beim Grenzübertritl zurückzuhalten.

Die Waffensunde im Wiener Arsenal

Wien. 7. März. In der Oesfentlichkeit gehl der Streit um die Waffenfunde im Arsenal weiter. Gegenüber der so­zialdemokratischen Behauptung, daß es sich umwertlose alte Eisenbestandkeile" handelt, meldet heute dieReichs­post": In vollem Bewußtsein unserer Verantwortlichkeit stel­len wir fest, daß die im Arsenal beschlagnahmten Gewehre zur vollständigen Bewaffnung eines starken Truppenverban­des ausreichend sind. Neunzig Prozent der Gewehrbestand­teile sind fabrikneu und vollkommen konserviert. Der größte Teil setzt sich aus Manlicher-Repetier-Gewehrbestandteilen, Modell 95, zusammen, das von Oesterreich-Ungarn noch im Krieq verwandt wurde und auch heute noch eins der besten Armeegewehre überhaupt ist. Die Bestandteile waren so aus­bewahrt, daß sie aucb von mindergeübten Soldaten binnen zwei Stunden zusammengesetzt werden konnten.

E>Md «eie» ReoW« User« Ssl«re«ie»

Londons 7. März. Der diplomatische Berichterstatter des Daily Telegraph schreibt: Trotzki hat in seiner letzten Rede in Moskau eine so scharfe Sprache gegen Großbritan­nien geführt, daß man sich über die auch von vielen Deut­schen geteilte Auffassung wundern muß, wonach die anri- britische Propaganda in China und anderen Ländern haupt­sächlich das Werk nichtamtlicher oder unbotmäßiger Agenten sei. In diplomatischen Kreisen zieht man in diesem Zu­sammenhang interessante Vergleiche zwischen den anti­britischen Methoden der Bolschewisten in Asien und den­jenigen der früheren zaristischen Regierung. Es ist sr- -paunlich, daß in Berlin angenommen wird, Großbritannien habe in den letzten Wochen feine Haltung gegenüber dem deutschen Standpunkt hinsichtlich der erforderlichen Rück­wirkungen des Locarnovertrages geändert. Chamberlain hat im Unterhaus nachdrücklich in Abrede gestellt, daß Groß­britannien Polen eine besondere diplomatische Garantie für die polnisch-deutsche Grenze als Gegenleistung für polnische Waffenhilfe gegen die Sowjetregierung angeboten Habs. Aus einer eingehenden amtlichen Prüfung der Artikel deutscher Blätter aus Moskau und Warschau sowie ent­sprechender Artikel in der kommunistischen Presse Frank­reichs und Oesterreichs ergab sich der Eindruck, daß sämt­liche Artikel aus ein und derselben Quelle inspiriert worden sind, wahrscheinlich aus einer Denkschrift an die verschie­denen Sowjetbotschaften. Eine Garantierung der Neutrali­tät Litauens und der anderen baltischen Staaten durch die Großmächte, wie sie der neue litauische Ministerpräsident ändeutet«, kömmt, vom britischen Standpunkt aus gesehen, nicht in Frage.

Tatsache ist, daß London niemals eine Revision der polnisch-deutschen Grenze alsbevorstehend" oder als reif für eine baldige Erörterung angesehen hat. hinsichtlich

Ser Räumung des Rheinlandes ist man in Großbritannien »uch weiterhin der Ansicht, daß Deutschland nach Erfüllung seiner Abrüstungsverpflichtungen das Recht hat, die Frage aufguwerfen. Die britische Meinung über die Räumung läßt sich in die Worte zusammenfassen: Je früher, desto besser. Diese Frage geht aber die Alliierten und Deutschland an

Dem Gedenken des Genien Zeppelin.

Bon Oberst a. T. Immanuel.

Am 8. März 1927 sind zehn Jahre verflossen, seit Graf Zep­pelin verstorben ist. Er wurde in die Ewigkeit abberufen/zu einer Zeit inmitten des Weltkrieges, als Deutschland noch in der Hoffnung lebte, den Riesenkamps erfolgreich zu beenden. Rußland war so gut wie niedergeworsen, die deutschen Unter­seeboote hatten ihre Arbeit begonnen, auf der Westfront ge­dachten wir, die bevorstehenden Anstürme zu brechen. Zeppelins Lustkreuzer und die aus dem Grundgedanken des alten Grafen entstandenen Neubauten verwandter Art hatten sich im Land- und Seekrieg glänzend bewährt. Gerade damals waren sie zum Schrecken unserer Feinde geworden, namentlich hatten England und das britische Fabrikgebiet die Wirkling der Bombenabwürfe bereits gründlich fürchten gelernt. Graf Zeppelin hat das Glück gehabt, aus der Sonnenhöhe seines Ruhms abberufen zu werden. Es ist ihm erspart geblieben, den trüben Ausgang des Krieges und den Zusammenbruch des Vaterlandes noch erleben zu müssen. Er ist deshalb glücklich zu preisen.

Ein ganz eigenartiger Lebenslauf ist dem Grafen Zeppelin beschieden gewesen. Er wird allezeit ein hochragender Erzieher des deutschen Volkes bleiben, ein Mann der zähen Arbeit und der unbeugsamen Tat, getragen von Vertrauen zu seiner Sache, ungebeugt von Enttäuschungen und Schicksalsschlägen, Ihm ist nichts leicht zugefallen, vielmehr hat er sich mit Mühen und Kämpfen durch die verschiedensten Schwierigkeiten zum Siege durchringen müssen. Und sogar der endliche Sieg hat ihm selbst, dem zurückhaltenden und bescheidenen Mann, äußere Ehren und klingende Vorteile nicht gebracht. Sein über alle Zukunft bis in ferne Geschlechter hinausleuchtendes Verdienst liegt hoch und weit über solchen Nebenrücksichten. Er hat feine Lebensarbeit in den Dienst der Menschheit und insbesondere seines deutschen Vaterlandes gestellt. Wenn das Toben des Weltkrieges ihm, als er in die Ewigkeit hinüberging, keine Beachtung gewähren konnte, wie er sie voll und ganz verdient hat. so lebt sein Ruhm heute um so glänzender fort und wird nimmermehr erlöschen.

Einem uralten oberschwäbischen Geschlecht«: entsprossen, diente der junge Graf als Reiterossizier in dem kleinen Heere seiner württembergischen Heimat. Ein hervorragender Reiter und unternehmungslustiger Offizier, zeichnete er sich im Feld­zuge 1866 dadurch aus, daß er, verfolgt vom Feinde, oberhalb Hanau den tiefen und reißenden Main durchschwamm und die unterbrochene Verbindung seiner Division mit dem 8. Bundes­korps herstellte. Noch berühmter ist sein Patrouillenritt, den er als Hauptmann und Generalstabsosfizier der würt- tembergischen Reiterbrigade am 24. Juli 1870 bis tief ins Elsaß ausführte Er allein kehrte zurück, alle seine Begleiter fielen oder wurden gefangen, aber die von der Patrouille übermit­telten Meldungen waren von größter Bedeutung. Als Brigade­kommandeur und General ä Ir» suite des Königs von Württem­berg mit dem Range als General der Kavallerie schied Graf Zeppelin aus dem aktiven Dienste.

Arbeitsfreudig und regsamen Geistes »pari er sick mit ganzem Eifer aus die Verwirklichung der Frage über den Bau eines lenkbaren Luftschiffes. Er Hai sich von unten herauf in das Ge­biet der Technik zur Vollendung durch Fleiß und Arbeitskraft bis zur völligen Beherrschung des Stoffes in wissenschaftlicher

Nagolder TagdlallDer Tezelllchafler"

und nicht ausschließlich Großbritannien und Deutschland. Die augenblickliche Stellung des französischen Kabinetts und die französische öffentliche Meinung sind allerdings einer baldigen Lösung kaum günstig.

Die amerikanischen Einwanderungsquoten Washington. 7. März. Der Kongreßbeschluß, das Inkraft­treten der Abstimmungsklausel des Einwanderungsgesetzcs um ein Jahr zu verschieben, ist vom Präsidenten Crolidge unterzeichnet worden. Infolgedessen tlleibt die bisherige deutsche Quote bestehen.

Vor der Rämming Schanghais London. 7. März. Die Kantontruppen haben bereits die «Mge Zone um Schanghai besetzt. Die Nordtruppen sollen Befehl zur Räumung der Stadt erhalten haben. Es wird berichtet, daß die Spannung zwischen der gemäßigten und Stremen Richtung innerhalb der Kantonesen sich verstärkt. Di« Tatsache, daß die Konferenz von Nantschang nicht statt- aefunden habe, führen dieTimes" darauf zurück, daß eine Einigung zwischen den Extremen und Borodin am der einen Seite und Schang-Kai-Schek auf der anderen Seite noch nicht möglich sei.

Der englische Kommandierende Duncan zog die englischen Truppen aus den Baumwollspinnereien in der Schanghaier Niederlassung Jangtsepoo zurück und erzwang dadurch die Landung japanischer Matrosen. In einer Stärke von 3000 Mann übernehmen diese den Schutz von Jangtsepoo. .Ameri­kanische Marinetruppen werden ebenfalls diese kleine Nie­derlassung besetzen.

Württemberg

Stuttgart, 7. März. ZusammentrittdesLand- tags. Der Landtag soll, wie verlautet, am 16. März wieder zu einigen Vollsitzungen zusammentreten. Behandelt werden soll das Ministerpensionsgesetz, die Vorlage bstr. Staatsbürgschaft von 25 Millionen für den Wohnungsbau und eine Reihe vorliegender Anträge.

Genehmigungspfticht der Nähkurse. Da die Beobachtung .zu machen ist, daß die Abhaltung von privaten Nähkursen, wozu auch die Erteilung von Fachunterricht an Mädchen '"hört, die sich für hausrvirtschaftliche Zwecke ausbilden wol­len, stark um sich greift, hat sich der württ. Handwerks- kammertag an das Landesgewerbeamt gewandt, um zu er­reichen, daß eine schärfere Kontrolle gegenüber den unter­richterteilenden Personen einsetzt. Nach den geltenden Be­stimmungen machen sich Personen, die ohne Genehmigung des Landesgewerbeamts private Nähkurse einrichten, strafbar.

Mord und Selbstmordversuch. Am Samstag nachmittag hat der verh., von seiner Familie getrennt lebende, Zimmer­maler Paul Keil von hier die led. Verkäuferin Julie Sachs in ihrer elterlichen Wohnung durch Messerstiche getötet. Nach Verübung der Tat brachte sich der Täter Schnittwunden am Unterarm bei, anscheinend um sich durch Oeffnen der Puls­ader das Leben zu nehmen. Er wurde von der Polizei in ein Krankenhaus eingeliefert.

Aus dem Lande

Reutlingen, 7. März. Todesfall. Im Alter von 77 Jahren ist Fabrikant Ernst Ammer sen. nach längerer Krankheit aus dem Leben geschieden. Er zählte zu den verdienten Pionieren der Reutlinger Industrie und ent­wickelte die Lederfabrik seines Namens zu großer Bedeutung.

Rottenburg, 7. März. Immer noch Grippe. Die Grippe ist in den letzten vierzehn Tagen erneut heftig auf- getreten-, es sind einige Todesfälle zu verzeichnen.

Neuneck, OA. Sulz, 7. März. Pelzdieb. Vor einigen Wochen wurden aus einem hiesigen Gasthaus zwei Damen­pelze, Kleidungsstücke u. a. gestohlen. Als Täler .wurde

ivie in praktischer Hinsicht emporgearbeilet. In den ersten Jahren war er von Rückschlägen und Enttäuschungen schwer verfolgt. Versuch Uber Versuch mißlang, ja es regten sich in weiten Kreisen Zweisel am Ernst und an der Aussicht seiner Be­strebungen, wie er auch mit Neidern und Wettbewerbern bitter zu Kämpfen hatte. Längst hatte er sein Vermögen für seine Unternehmungen geopfert, bis es ihm gelang, Kapitalien zu finden und die Werke in Friedrichshafen zu errichten. Er hatte das starre System in Form eines schlanken Aluminiumzylinders mit Innenzellen und Motorbenzinbetrieb als die zweckmäßigste Art herausgefunden. Als dann der Daimlermotor die Steig- und Bewegnngskraft vervollkommnet halte, war die Erfindung desZeppelin-Lustkreuzers" im großen fertig, 1908 verbrannte das Luftschiff bei Echterdingen: allein der Gedanke hatte längst gesiegt, und durch dieZeppelinspende" gab das deutsche Volk selbst die Mittel zur Vollendung des Werkes. 1909 fanden die Zeppelinfahrten von Friedrichshafen nach dem Niederrhein und Ruhrgebiet, später nach Berlin und über die Schweiz statt: Zeppelin hatte die Lust erobert und deutschen Geist wie deutsches Schaffen zum Siege gebracht.

Da kam der Weltkrieg. Zeppelins Luftkreuzer sollten die Kriegsprobe bestehen. Sie haben sie erfüllt. Allerdings ent­standen neben denZeppelinen" noch andere Systeme, nament­lich Schütte-Lanz und Parseval, allein der Grundgedanke, den Graf Zeppelin gefunden und in die Tat umgesetzt hatte, war im großen und ganzen führend und maßgebend geblieben. Das deutsche Heer besaß bei Kriegsbeginn 6 eigene Zeppelin-Luft­schiffe, 3 Delagschijfe (Deutsche Luftschiffahrts-Aktien-Gesell- schaft), 1 Schütte-Lanz-, 2 Parsevalschiffe. Die Marine hatte erst ein einziges Schütte-Lanz-Luftschiff. Rasches Handeln war erforderlich, denn man war sich über die dringende Notwendig­keit einer großen Zahl von Luftkreuzern für/den Land- und Seekrieg klar, Mt fieberhaftem Eifer wurde auf den drei Werften Friedrichshafen, Mannheim, Bitterfeld gearbeitet. Graf Zeppelin aber war die geistige und praktische Triebkraft noch immer. In Dienst gestellt wurden beim Heer 50 Luftkreuzer (davon 37 Zeppeline), bei der Kriegsflotte 73 nach besonderem System (>I) Von -lesen Luftschiffen gingen 56 verloren (40 durch feindliche Einwirkung. 16 durch Sturm und Blitz), keines durch Fehler am Material.

Als der Versailler Friede in Kraft trat, traf er mit ver­nichtender Strenge den deutschen Luftschiffbau. Was an Luft­kreuzern noch da war, mußte an die Feindmächte abgetreten oder abgerüstet werden. Doch blieb die Werst zu Friedrichs­hafen bestehen, wo Zeppelin den Grund seines Werkes gelegt hatte. Als Kriegswaffe sind für uns die Luftkreuzer ausge­schaltet. Die Fahrt Eckeners nach Amerika mit demZeppelin" neuester Art ist ein Triumphzug allererster Ordnung, ein Son­nenblick deutschen Geistes in trüber Zeit gewesen. Wenn auch das Flugzeug vielleicht mit der Zeit den Luftkreuzer einschrän­ken, möglicher Weise sogar verdrängen wird, so bleibt des Grafen Zeppelin Werk doch unvergänglich und bahnbrechend. Er selbst wird im dankbaren Gedenken seines deutschen Volkes fortleben. Bon ihm gelten die Worte seines schwäbischen Landsmanns Schiller:

Nur Beharrung führt zum Ziel,

Nur die Fülle führt zur Klarheit,

Und im Abgrund wohnt die Wahrheit."

Dienstag, 8. März 1S27

ein junger Mann aus Wittlensweiler bei Freudenstadt er­mittelt. Das gestohlene Gut ist restlos beigebrachk-

Dornhan, OA. Sulz, 6. März. Neues Postamt. Die Oberposidirektion Stuttgart hat am 4. März das Gasthaus zum Hirsch, bisheriger Besitzer 3oh. Georg Knaus, um 24 000 Mk. gekauft, um dort das Postamt einzurichten.

Bad Niedernau, 7. März. Handwerkererholungs­heim. Wie uns mitgekeilt wird, ist der Betrieb des Bad­hotels Niedernau neu verpachtet worden. Die Aebernahme soll etwa Milte März erfolgen. Neuer Pächter ist Thomas Heberle, gebürtig aus Aoltenburg, bisher Küchenchef in einem Weinrestaurant in Stuttgart.

Aus Stadt und Land

Nagold, 8. März 1927.

Dem stillen und gesunden Menschen muß nach dem Natur- gesühl jeder Tag, der da ist, der beste sein. Arndt.

*

Bom Rathaus

Nächste öffentliche Gemeinderatssitzung am Mittwoch, den 9. März, nachmittags 5 Uhr.

Bezirksversammlung des Bezirks-Berbauds landwirtsch. Genossenfchaftea

(Schluß.)

Als zweiter Referent sprach Herr Dipl. Landwirt Teutsch- länder überKönnen die landwirtschaftl chen Genossen­schaften auf die Qualitiitserzeuguug in der Landwirtschaft und damit auf die Einträglichkeit unserer Bauernhöfe eiu- wirken"? Von vorneherein kann die Frage bejaht werden, denn durch die Beschaffung des Kapitals ist eine Steigerung der Produktion und der Qualität möglich und die Kapitalrente die unbedingt herausgewirtschaftet werden muß, kann dadurch herausgewirtschaftet werden. Die Hauptfrage ist nun: Welche Schulden darf der Landwirt machen? Auf keinen Fall darf er Kredite aufnehmen um z. B. Steuern zn bezahlen, in diesem Fall wird besser von der Substanz abgestoßen. Auch Grund- stückskäufe durch aufgenommenen Kredit werden sich in den meisten Fällen nur dann lohnen, wenn die Grundstücke vom Landwirt selbst rentabel zu bewirtschaften sind. Dagegen zur Anschaffüng von gutem Saatgut, Düngemittel, Beizmittel, Maschinen etc. ist eine Kreditaufnahme angebracht. Viel kann noch verdient werden durch eine bessere Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden, die eine erhöhte Viehhaltung ermöglicht. Oft wird viel Geld für gutes Zugmaterial von Viehzüchtern ausgegeben, doch wenig für die Pflege des Viehes, besonders des Jungviehes, getan, z. B. falsche Fütterung und falsche Streu. Als Stren ist besonders Torf, auch wenn es teurer ist, und nicht Waldstreu anzuraten, da elfteres einen viel besseren Dung abgibt. Die Folge ist ein erhöhter Ertrag auf Feldern und Wiesen. Ein Versuch beweist dies, wo durch Dung mit Torf­streu auf einer Parzelle 4,35 Zentner Kartoffeln und bei Wald­streu nur 3,5 Zentner geeinter wurden. Dies sind Tatsachen, mit denen sich der Landwirt vertraut machen muß und es wäre besser, wenn er am Tage Vs Stunde Handarbeit in Kopf­arbeit umwandeln würde. Eine gute Schulbildung unserer Jugend (landw. Winterschule) ist deshalb unbedingt nötig, denn ein Schulsack, gefüllt mit Wissen wird für das ganze Leben von größtem Vorteil sein.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der beim Landwirt viel szü ivenig Beachtung erfährt, ist die Absatzfrage, sowohl bei der Viehzucht als auch beim Getreidebau. Bei der Tierzucht muß unbedingt eine Steigerung der tierischen Erzeugnisse evtl, durch Gründung von Molkereigenossenschaften erreicht werven. Kleine Molkereigenossenschaften haben aber auch nicht den Wert wie neuzeitlich eingerichtete, möglichst an der Bahn gelegene Betriebe, in denen ohne weiteres einige Ortschaften zusammengeschlossen sein können. Beim Getreide ist das Beizen unumgänglich. Die Beteiligung an dem vorjährigen Beizkurs des Referenten war leider in Anbetracht der Sache beschämend gering, doch ist zu hoffen, daß bei dem heurigen im Frühjahr stattfindenden Beiz- kurs, der mit neuzeitlichen Beizapparaten und Lichtbildern durch­geführt werden soll, größeres Interesse vorhanden ist. Bei der jpäteren über diesen Punkt einsetzenden Diskussion nahmen ver­schiedene Gemeinden Stellung zu den Ausführungen und es kam allgemein die Wichtigkeit des Beizens zur Vermeidung des Brandes zum Ausdruck, doch kann man vorläufig zur Trocken­beize noch nicht raten. Unerwähnt darf nicht bleiben, daß auch der Roggen gegen Schneeschimmel zu beizen ist und zwar ge­nügt hier das einfache Benetzverfahren mit Uspulum neu oder Genisan. Von der Trockenbeize ist in diesem Falle evtl. Trockenbeize Höchst zu empfehlen. Ter Redner schloß seine fesselnden, mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen mit der Ermahnung, für die Erhaltung der Scholle alles ein­zusetzen zum Nutz und Frommen unserer Mitmenschen und zum Wiederaufbau unseres Vaterlandes.

Wie noch bekanntgegeben wird, finden im Laufe des Jahres, möglichst im Herbst, in jeder Oberamtsstadt vonseiten der Haupt­stelle Vorstands- und Aufsichtsratsunterweisungen für die länd­lichen Genossenschaften statt. Die neue Geschäftsordnung und Dienstanweisungen gehen in der nächsten Zeit den Genossen­schaften zur Besprechung und Begutachtung in ihren General­versammlungen zu. Sie sollen zur gedeihlichen Zusammen­arbeit zwischen Hauptstelle und ländl. Genossenschaften beitra­gen. Nachdem in der späteren Diskussion die Auswertungs­frage, bei der jedoch nichts Neues zu vermelden war, lebhaft erörtert wurde, konnte Herr Schultheiß Dengler die anregend verlaufene Versammlung schließen.

Die Generalversammlung des Reichsbuuds der Kriegsbeschädigte« etc.

fand am Sonntag im hiesigen Traubensaal statt. , Der Kassen- und Tätigkeitsbericht hatte man bereits am Morgen gelegt, ebenso wie die Neuwahlen des Vormittags vorgcnommen wor­den waren. Sie ergaben folgendes Bild: I. Vorsitzender Soulier- Teinach, 2. Vorsitzender Schitller-Altensteig, Schriftführer Jlg- Nagold, Kassier Amtsdiener Benz-Nagold, Revisoren Lugrns- land-Nagold und Münch-Rohrdorf.

In der Nachmittagssitzung begrüßte Kam. Soulier die nicht allzu zahlreich erschienenen Kameradinnen und Kameraden, denen er leider die Mitteilung machen mußte, daß Herr Rech­nungsrat Baisch-Böblingen, der einen Bortrag überVersorg­ung und Fürsorge" halten wollte, aus unbekannten Gründen nicht erschienen war. Kam. Kreislciter Kalis-Horb und S t ä b l er-Nagold waren dafür in freundlicher Weise einge­sprungen und hielten, wenn auch unvorbereitet so doch sehr interessante Referate. Kam. Kalis sprach über denStans der Versorgung". Aus seinen Ausführungen geht die ungerechie Verteilung der Renten etc. hervor, lttO Millionen wurden z. B. 1926 für die Kriegsbeschädigten etc. eingestellt, die jedoch nicht zur Auszahlung kamen sondern für andere, unbekannte Zwecke verwendet wurden. An Hand von weiteren Beiwiclen wurden