Seit« 2 - Nr. 50

NagolLer LagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch. 2. März 1«tt

Das Arbeitszettaotgefetz und die Zeitungen

Das Arbeils,zeilnolgesetz, das augenblicklich Gegenstand der Beratungen in den Fraktionen des Reichstags und der Reichsregierung ist, will die tägliche Arbeitszeit auf acht Stunden beschränken und Ueberarbeit höchstens bis zu zwei Stunden zut-assen; eine U eberschreitu ng dieser Grenze soll nur in. A u s n a h m e f ä l l e n aus dringenden Gründen des Gemeinwohls mir Gefristeter Genehmigung der zuständigen Behörde gewährt werden können.

Diese Bestimmung des Arbeitszeitnolgesetz über die Ueberstunden enthält für die Tageszeitungen eine große Gefahr. Es ist selbstverständlich, daß die Tageszei­tungen ebenso wie andere Arbeitgeber recht wohl ein tiefes Verständnis dafür haben, daß zu viel lieberstunden der Ge- ßm-heil des Arbeiters abträglich sind, seine Leistungsfähigkeit und vor allem seine Lebensfreude beeinträchtigen. Das Arbeitszeitnotgesetz hat ja auch vor allem das praktische Ziel, die Arbeitszeit und die Ueberstunden zu begrenzen, uni die erschreckende Zahl der Arbeitslosen der Arbeit wieder zuzuführen und damit das Los von Millionen arbeits­williger Menschen, die durch den Zwang der Verhältnisse von der wirtschaftlichen Produktion ausgeschlossen sind, zu verbessern. Diese anerkennenswerte Absicht des Arbeitszeit­notgesetzes ist aber bei den Zeitungssetzern und -Druckern tat­sächlich l ä n g st e r f ü l l t, denn die Arbeitslosigkeit im Buch druckereigvwerbe ist wohl die geringste bei allen Berufen und beträgt nicht ganz vier Prozent der gesamten Buchdruck­facharbeiter, also kaum mehr als in der Vorkriegszeit, ja, arbeitslose Spezialarbeiter, wie Stereotypeure, Rotations- waschinenführer, sind wohl überhaupt nicht vorhanden.

Die Arbeitszeitteilung ist bei dem Zeitungswesen anders als bei den meisten andern Berufen. Die einzelnen Wochen- tagsausgaben der Zeitungen sind, wie jeder Zeitungsleser weiß, nicht gleich. Die Quellen, aus denen der i« d«n Zei­tungen zu verwendende Stofs herkommt, fließen ungleich­mäßig. In politisch bewegten Zeiten, wie bei öffentlichen Wahlen usw., können die Berichte und Aufsätze, die durch das Telephon, de» Telegraphen und de» Rundfunk über­mittelten Nachrichten, nicht an bestimmten Tagesstunden gesetzt werden. Die Ereignisse geschehen zum größten Teil in den späten Nachtstunden. Sie müssen daher fast immer nachts oder in den frühen Morgenstunden von den tech­nischen Mitarbeitern der Zeitung in Satz genommen werden. Der Aufgabe der schnellsten Berichterstattung würde die

demsche Presse unter der Wirkung der neuen gesetzlichen Ueberzeitbeftimmungen nichr mehr gewachsen sein. Tat­sächlich ist es wohl bei allen Zeitungen nicht zu vermeiden, daß unvorhergesehene Ueberstunden geleistet werden müssen, die oftmals bis tief in die Nacht hinein dauern. Werden aber die Ueberstunden, wie es das Arbeitszeitnotgesetz be­absichtigt, aus täglich zwei beschränkt, so wird es in Zukunft nicht mehr möglich sein, dem Leser die neuesten Ereignisse mitzuteilen, da es ja bei Strafe verböte,, sein soll, selbst in freiwillig geleisteten Ueberstunden zu arbeiten. Auf dem Anzejgengebiet liegen die Verhältnisse ähnlich. Jedermann weiß, daß an bestimmten Tagen der Woche die Zeitungen mehr Anzeigen enthalten als an andern Tagen. Der Kauf­mann, der Freitags oder Samstags eine Anzeige veröffent­licht, möchte damit sein Geschäft an diesen Tagen, in denen . die Mehrzahl der Arbeitenden ihren Lohn empfängt, be­leben. Es ist aber den Kaufleuten vielfach ganz unmöglich, etwa den Zeitungen die für den Samstag bestimmten An­zeigen schon am Montag in Auftrag zu geben, denn hier ist wiederum die Aufgabe einer Anzeige von dem rechtzeitigen Eintreffen der Ware abhängig. Auch andere Umstände be- einflussen seinen Auftragswillen, wie z. B. das Wetter. Ein Kaufmann, der Regenmäntel oder Regenschirme verkauft, wird seine Anzeige lieber bei schlechtem Wetter als bei gutem erscheinen lassen, und wer z. B. mit Strohhüten handelt, wird umgekehrt lieber einen schönen Sommertag abwarten, aks an einem Regentag seine Anzeige in der Tageszeitung erscheinen zu lassen. Das gleiche, was für die verschiedenen Wochentage gilt, das trifft auch auf die -ver­schiedenen Jahreszeiten zu. In solchen Zeiten müssen die Zeitungssetzereien Ueberstunden daran wenden, um die Menge des Satzes zu bewältigen. Es liegt gar im freie» Ermessen der Zeitung, die Zahl der Ueberstunden zu be­stimmen. Die mit Arbeitern richtig besetzte Zeitungssetzerei braucht an vielen Tagen überhaupt keine Ueberstunden zu machen und kommt dann gewöhnlich mit der achtstiind'"en Arbeitszeit ganz gut aus. An andern Tagen sind aber drei bis vier Ueberstunden für jeden einzelnen Setzer 'eine Seltenheit.

Es muß daher im Interesse der Zeitungen, -der Wirt­schaft und der ganzen Zeitungen lesenden Bevölkerung die unabweisbare Forderung gestellt werden, hinsichtlich der Beschränkung der Ueberzeitarbeit in dem bevorstehenden Notgesetz die Fach- unh Hilfsarbeiter bei den Zeitungs­betrieben auszunehmen. v.

grund stand die Frage der Finanzierung der vom Reich seinerzeit im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Festigung der Währung auf die Länder abge wälz­ten'Wo hlfahrtsaufgabe n. Die Durchführung be­lastet die Länder und Fürsorgeoerbände umsomehr, als die Zusicherung des Reichs, die zur Erfüllung dieser Aufgaben erforderlichen Einnahmen im Weg des Finanzausgleichs zu überweisen, bis jetzt n u r g a n z u n g e n ü g e n d e r f ü l i t worden ist. Vom Standpunkt der Amtskörpersch as­ten sprach der Vorsitzende des Landesverbands der württ. Amtskörperschaften, Oberamtmann Richte r-Eßlingen, vom Standpunkt eines st ä d t. W o h l f a h r t s a m t s Direktor A l d i n g e r - Stuttgart und vom Standpunkt eines Be­zirks mit gemischt-wirtschaftlichen Verhältnissen Oberrech­nungsrat I o h n e r - Rottenburg. Aus allen 3 Vorträgen ging die starke Belastung der öffentlichen Körperschaften (Staat, Amtskörperschaft und Gemeinden) durch den Für- sorgeaufwarch hervor.

Die Vortragenden mußten sich, da die Fürsorge reichs- gesetzlich geregelt ist, im allgemeinen daraus beschränken, eine Reihe beachtenswerter Anregungen, deren Durchfüh­rung den Fürsorgeträgern in der Hauptsache selbst über­lassen ist, zu geben (z. B. Individualisierung der Fürsorge, Heranziehung der Unterhaltspflichten, Vorgehen gegen jeden Mißbrauch der Fürsorge usw.). In organisatorischer Hinsicht wurde die württ. Regelung, die mit derjenigen der andern süddeutschen Staaten übereinstimmt (Sonderfürsorge durch Amtskörperschaften, Armenfürsorge durch Gemeinden), die jedoch im Hinblick aus die vom Bundesamt für das Heimat­wesen bestrittene Rechtsgültigkeit zurzeit auf Grund von Art. 13 der Reichsversassung der Prüfung des Reichsgerichts unterliegt, als die zweckmäßigste anerkannt. Auch wurde nachgewiesen, daß der Verwaltungsaufwand für die Durchführung der Fürsorgeaufgaben in Württemberg verhältnismäßig nieder ist. Ferner wurde die Zusammen­fassung aller Sonderfürsorgeaufgaben unter einer Leitung in den Bezirken (Bezirk-sivohlfahrtsamt), wie dies in der Mehrzahl der württ. Bezirke der Fall ist, als sehr zweck­mäßig erachtet.

Ueber die Frage der Entlastung der öffentlichen Wohlfahrtspflege durch Zusammenarbeit mit der freie» Wohlfahrtspflege sprach Caritasdirektor Dr. Strau­bt n g e r, der zugleich auch die Fragen in seine Ausführun­gen einbezog, die ursprünglich der inzwischen leider erkrankte Stadtpsarrer Wüterich übernommen hatte: er erörterte insbesondere, inwieweit einzelne Ausgaben durch die freie Wohlsahrtspflege übernommen werden können oder inwie­weit sonst eine weitere Zusammenarbeit der öffentlichen und der freien Wohlfahrtspflege möglich ist. Es be­stand Einmütigkeit darüber, daß öffentliche und freie Wohlfahrtspflege, soweit möglich, Zu­sammenarbeiten sollen, und daß der freien Fürsorge, sofern sie über die erforderliche Organisation verfügt, je nach den Verhältnissen der Bezirke die eine oder andere Aufgabe überlassen werden kann.

Die Vorträge werden in einer der nächsten Nummeru der Blätter der Zentralleitung zum Abdruck gelangen. Im übrigen werden die von den Vortragenden gegebenen An­regungen, ebenso wie die in der eingehenden Aussprache erörterten sonstigen Gesichtspunkte vom Innenministerium einer eingehenden Prüfung unterzogen und nach Möglich­keit weiteroerfolgt werden.

Württemberg

Stuttgart, 1 März. Dr. Dorpmüller über württembergifche Verkehrsfragcn. Gelegent­lich seines A"'entHalts in Stuttgart machte der General­direktor der Deutschen Reichsbahngesellschaft, Dr. Dorp- müller, wie bereits berichtet, auch der Handelskammer Stuttgart einen Besuch. Nach einer lebhaften Aussprache gab der Vorsitzende der Handelskammer. Dr. Kauff- m a n n, der Befriedigung über den Abschluß des Staats­vertrags zum zweigleisigen Ausbau der Nord-Südlinie von Württemberg Ausdruck. Weiter wurde die Elektrisierung der Linie UlmStuttgartKarlsruhe besprochen und auf die Bed.'M'.ma der Gütertarifänderuna. Staffeltarife, Aus­

fuhrtarife, bezw. Seehafen-Ausnahmetarife für Württem­bergs Industrie und Handel hingewiesen. Dr. Dorp- müller erwiderte, die Reichsbahngesellschaft sei sich dieser volkswirtschaftlichen Aufgabe und Verpflichtung voll be­wußt, und er könne die Unterstützung der tarispolitischen Grundforderungen zusagen, umso mehr, als sie erfreulicher­weise auch mit der finanziellen Gebundenheit der Reichs­bahngesellschaft aus dem Dawespian vereinbarlich erscheine. Weiter kamen Wünsche wie die Bedingungen für die Gleis­anschlüsse, eine entgegenkommende Handhabung der Bestim­mungen über den Kraftwagenverkehr, des Zusammenwir­kens der privaten und öffentlichen Verkehrsoerbindungen beim Nahverkehr usw. zur Svracbe. Für die Einbeziehung Württembergs in den innerdeutschen und internationalen Durchgangspersonenverkehr konnten zunächst für die Linien ParisStuttgartMünchenWien sowie sür den Verkehr mit dem Rheinland bestimmte Zusicherungen gegeben wer­den, während die Wünsche einer besseren Verbindung mit Berlin, wie vor dem Krieg, insbesondere eine Halbtags­verbindung zwischen Stuttgart und Berlin in beiden Rich­tungen, vorläufig noch nicht durchführbar erscheinen, doch soll der Vorschlag ernst geprüft werden. Gewünscht wurde namentlich die Einlegung eines an wenigen Stationen hal­tenden Zugpaars StuttgartErfurt mit Anschluß an die Züge BerlinErfurtFrankfurtBasel und umgekehrt.

Geislingen. 1. März. Leichenfund. Am Wehr bei der Siechenbrücke wurde die Leiche eines etwa 40jährigen Mannes aus der Fils geländet, der als guter Violinspieler am Samstag abend in einem hiesigen Lokal aufgespielt hatte und im Dunkel der Nacht anscheinend in den Fluß gefal­len war.

Altenstädt, OA. Geislingen, 1. März. Durch den elektrischen Strom getötet. Der aus Eybach ge­bürtige Elektromonteur Eugen Fuchs kam bei der Arbeit auf einem Leitungsmast innerhalb des Orts in Berührung mit dem Strom und verunglückte tödlich.

Süßen OA. Geislingen, 1. März. Verhafteter Ein­brecher. Nachts wurde ein auf der Station stehender Güterwagen erb'rochen. Der Dieb glaubte sich beobachtet, und so wurden seine Werkzeuge beim Wagen gefunden. Es wurde nun ein bekannter Einbrecher dingfest gemacht. Er bestreitet, die Tat begangen zu haben, gibt aber zu, in der betr. Nacht in der Nähe gewesen zu sein.

Ulm, 1. März. Hochwasser. Der Uferweg an der Donau ist gegenwärtig nicht.zu begehen, da er teilweise in­folge Hochwassers der Donau überschwemmt ist. Das Steigen -er Donau setzte erst am Sonntag ein, während die Blau bereits am Freitag abend eine bedeutende Höhe erreicht hat. Auch die Iller führt eine Menge schmutzigen Wassers mit.

hall, 1. März. Ein frecher nächtlicher Ueber- fall. Der 18 Jahre alte Schriftsetzer Otto Zipp von Gießen und der 23 Jahre alte Mechaniker Paul Wahl von Stutt­gart, beide in Stellung in Welzheim, haben am 13. Nov. 1926. nachts gegen 12 Uhr, im Wald in der Nähe von Hellershos, Gde. Vordcrsteinenberg OA. Gaildorf, eine ihnen begegnende, ältere Frauensperson überfallen und zu vergewaltigen versucht. Durch das Hinzukommen einer dritten Person wurden sie an der Ausführung der Tat ver­hindert. In Anbetracht ihrer Jugend wurden beiden An­geklagten mildernde Umstände zugebilligt und sie erhielten Gefängnisstrafen von je 6 Monaten, abzüglich 3 Monate Untersuchungshaft.

Herbrechtingen OA. Hetdenheim, 1. März. Unglücks­fall oder Verbrechen? Landwirt Vogel von Esels­burg wurde an der Halde zwischen Elelsburg und Herbrech­tingen tot aus der Brenz gezogen. Es wird angenommen, daß Vogel nachts vom Weg aükam und durch Sturz in die Brenz verunglückte. Gewisse Anzeichen lassen auch die Ver­mutung offen, daß Vogel mit Gewalt in die Brenz gestoßen wurde. Näber? Erbebimaen lind im Gange.

Oedcnwaldstetten. OA. Münsingen, 1. März. Ein­bruch ins Rathaus. In der Nacht auf 25. d. M. wurde im hiesigen Rathaus ein Einbruch verübt. Der Täter schlug eine Fensterscheibe ein und entwendete zur Abliefe­rung bereit liegende Gelder.

Dettinaen OA. Urach. 1. März. Autobusverkehr

M e tz i n g e n II r a ch. Dein Aulobusverkehr iira-h MetzingenMittelstadtNeckartmzlingeii seitens einer Pri- vatuntcrnebmung bat nun das Innenministerium endgültig die Konzession versagt und dieser damit ein etwas vor­zeitig?? Ende bereitet. Gleichzeitig wurde der Obervosldir-'k- tion Stuttgart die Konzession zur Errichtung eiv-r Krastpvlt- linie UrachMetzingen erteilt. Diese hat de» Verkehr ichon am ^vmstng ou'aevvmmen.

Eningen u. A. OA. Reutlingen. 1. März Fe hi ge­gangen er Schuß. Aus dem Maskenball der Turn­gemeinde in der Tnrnbvlle wurde beim Abschießen einer Puloerpistnft einer der Teilnehmer, ein 22jährigcr Turner, so ins Gesicht getroffen, daß das linke Auge verloren sein dürfte.

Tübingen, 1. März. Ehrenvoller Ruf. Professor Dr. T r e n d e l e n b u r g, der Vertreter der Physiologie in der medizinischen Fakultät, der zum Rektor im bevor­stehenden Jubiläumsjahr bestimmt ist. hat einen Ruf nach Berlin aus Beginn des Wintersemesters erhalten.

yechingen, 1. März. A e c -> r t e i l t e r Naturheil­kundiger. Zu 2 Mrnvten Kc'-ttmuis wurde der Nittur- heükuudige Johannes Wipreni in Kötteringen verurteilt- Dem Angeklagten wird zur "gst gciem. Ende vorigen Jahrs durch Fahrlässigkeit den Tvd des Sot-ns nmn Adlerwirt Schäfer in Koisenngen dadurch veruriachk -u Hachen, daß er die Blinddarme>ttr>'nr""- d»-- --v--" ^chäier m-bc recht­zeitig erkannte, so daß die van dem beigezog-'iien Arzt an­geordnete Operation zu ich kam und der Patient einig« Wochen später sterben mußte.

Aus Stadt «udLaud

Nagold, 2. März 1927. Wir haben kein Vaterland mehr, sondern Parteien; keine Rechte, sondern Parteien; kein Ziel, keine Zu­kunft mehr, sondrrn Interessen an Parteien.

Sprechabend

der Rat.-Soz. Deutschen Freiheitsbewegung

Am 26. Febr. hielt der nat.--soz. Landtagsabgeordnete Pfarrer Dr. S t e g e r im .Gold. Adler" in einem erweiterten Sprechabend der Nat.-Soz. Deutschen Fceiheitsbewegung einen Vortrag über das Thema:Wir Völkischen und d a s A l t e T e st a m en t". Gespannt folgte die Vei samm- luvg den hochinteressanten Ausführungen des Redners. Wer eine antisemitische Hetzrede gegen das Alle Testament erwartete, mußte enttäuscht adziehen. Der Redner ging zunächst auf die Vorwürfe unserer Gegner, wir seien irreligiös, Wotansdiener, zerstören die christl. Weltanschauung usw., ein und wies sie glänzend zurück. Unter dem Hinweis darauf, daß in den Rei­hen sämtlicher Parteien Gegner des Christentums und des A. T. zu finden seien, stellte der Redner vie programmatische Ein­stellung der nationalsozialistischen Bewegung in den Vorder­grund seiner Rede: .Wir stehen auf dem Boden eines positiven Christentums" und sind ge­willt, die christl. Konfessionen in einer segensreichen Betätigung ihrer Arbeit zu fördern. Das setzt aber zunächst nur die grundsätzliche Anerkennung des Neuen Testaments voraus. Diese grundsätzliche Anerkennung des Neuen Testaments bedeutet aber nicht auch eine kritik­lose Aufnahme des ganzen alten Testa­ments. Der Redner schildert die Bedeutung des A. T. in der ersten Christengemeinde, die ein N. T. noch gar nicht be­saß. Seit der Mitte des 2. Iahrh. (Mareioni setzt aber der Widerstand gegen das A. T. ein. Immer wieder wird betont:

1. daß das Gesetz der Juden für die Christenheit nicht oer kindlich sei, 2. daß die eigentliche Geschichte des Volkes Israel für die Christenheit keine maßgebende Bedeutung habe, 3. daß die Sittlichkeit des A. T. in manchen Büchern weil unter der des N. T. stehe. Von ewigeni, besonderem Wert und das u nte r str i ch auch der Redner, sei für die Christenheit das Gott-Suchenund Erfassen der großen Persönlichkeiten des A. T. (Mose, Propheten, ein Teil der Psalmdichter). Man könne an diesen Männern nicht vorübergehen, ohne in ihnen ein Gottesgnadentum zu erkennen und von ihnen zu lernen. Nach weiteren Ausführungen über diese Gedanken schloß der Redner seine eindrucksvollen Aus­führungen mit der Mahnung an die Kirchen und die guten christl. Kreise unseres Volkes allmählich das besonders Wert­volle aus dem A. T. herauszustellen. Er zitiert noch, die For­derungen Pfarrer Schenk bei dieser Arbeit in den Vordergrund zu stellen: i.Was Christum treibet" und irgendwie zur Vor­bereitung des Christentums im A. T. gerechnet werden kann.

2. Was unterchristlich ist, ja Gegensatz zum Jesugeist und was die jüdische Todfeindschaft gegen Jesus erklärt und seinen Kreuzestod verursachte. 3. Was auch am Rein-Jüdischen im A. T. für andere Volkstümer lehrreich sein kann. Lebhafter Beifall lohnte den Redner für seine ernsten, von tiefer Ueber- zeugung getragenen Ausführungen.

Krankhciksstatisljk. In der 7. Jahreswoche vom 13. bis 19. Februar wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 23 (tödlich), Kindbettfieber 2 (), Lungen- und Kehlkopftuberkulose 8 (28), Scharlach 8 (-).

Die Reichsmeßzahl für die Lebenshaltungskosten (Er­nährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und sonstigen Bedarf) beläuft sich für den Durchschnitt des Mo­nats Februar auf 145,4 gegen 144,6 im Bormonat. Sie hat sich sonach um 0,6 v. H. erhöht.

Don den Krankenkassen. Die Borstände der Arbeits­gemeinschaft der Württ. Krankenkassenverbände und des Württ. Krankenkassenoerbands ersuchen uns um Aufnahme des Folgenden: Das württ. Schieüsamt hat die Honorare der Kassenärzte endgültig auf 1. Marz d. I. um 12,5 Proz. und auf 1. Mai d. I. um weitere 12,5 Proz., zusammen also 25 Proz. erhöht. Viele Krankenkassen werden nicht in der Lage sein, die Mehrbelastung ohne Beitragserhöhung zu tragen. Wir richten deshalb an die Kreise der Wirtschaft und insbesondere an die Arbeitgeber des Landes die drin­gende Bitte, bei den nunmehr in den einzelnen Kassen­vorständen und Ausschüssen stattsindenden Verhandlungen über Beitragserhöhungen dieser Zwangslage eingedenk zu sein.

Tierquälereien beim Schlachtvieh. Der Bezirksvereln Württemberg im Deutschen Fleischerverband veröffentlicht in der .Südd- Fleischerzeikung" folgende Mahnung: .Es sind bei uns Beschwerden über Tierquälereien beim Trans­port von Schlachtvieh, insbesondere beim Fußtranswort und