Seile 2 - Nr. 49
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Dienstag, 1 Mär- LLL7
Sette S
Hangtschcru geplündert. Venmffneie Bürger Hütten sich darauf zusammengeichlossen und durch die Ermordung oo» 100 »ordchinesischen Soldaten Rache genommen. Aut Grund dieser Vorgänge sei der Einzug der Kantcmesen von den Bürgern willkommen geheißen worden. In Futschau haben die Postbeamten, mir Bcrmbusstöcken bewaffnet, das Publi. kum ani Eintritt in das Postgebäude gehindert und den ausländischen Leiter des Postamts mit Gewalttätigkeit bedroht, falls er nicht ihre Löhne erhöhe. Der Leiter des Postamts har sich dem Zwang gefügt und dem Wunsche entsprochen. Der Postdienst ist jetzt wieder im Gang.
Württemberg
Stuttgart. 28. Febr. Aus dem Landtag. Abgeord- »eler Gauß (Ztr.) hat folgende Kleine Anfrage gestellt: Den durch den vorjährigen Fehlherbst schwer bedrängten WeiagSrtnern ist es in der gegenwärtigen Zeit unmöglich, die Zinsen aus den Winzerkrediten zu bezahlen. Ist das Staatsministerium bereit, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß die fälligen Zinsen bis nach der diesjährigen Weinlese gestundet dzw. in besonderen Notfällen nachgelassen und die Kredite in Beihilfen umgewandelk werden?
Stuttgart, 28. Febr. E i s e n b a h n u n j a l l bei einem Bahnübergang. Bon der Reichsbahndirektion wird mitgeteilt: Der von Nürnberg kommende beschleunigte Personenzug Rr. 800 hat heute auf dem Bahnübergang bei Posten Nr. 101 zwischen Ellrichshausen und Crailsheim einem mit neuem Hausrat beladenes Fuhrwerk überfahren. Die beiden Begleiter des Fuhrwerks und die Pferde sind -etötet worden. Die Schuld an dem Vorkommnis ist noch nicht ausgeklärt, der Schrankenwärter, der infolge des Schrecks einen Rervenchock erlitten hat, konnte noch nicht vernommen werden.
ep. Vom 70. Geburtstag des Kirchenpräsidenten. Zum 70. Geburtstag von Kirchenpräsident v. Dr. v. Merz sind aus vielen amtlichen und privaten Kreisen, von staatlichen, kirchlichen und städtischen Behörden, öffentlichen Körperschaften und freien Verbänden, führenden Persönlichkeiten und evangelischen Gemeindegliedern mündliche und schrifl- ffche Glückwünsche eingelausen. U. a. seien hervorgehoben die schriftlichen Begrüßungen des Deutschen Evong. Kirchenausschusses und des Kirchengemeinderats durch ihre Präsidenten l). Dr. Kapler und l). Veit, des Kultministerinms durch Staatspräsident Bazille, der Staatsminister Dr. Deh- linger und Beyerle, des württembergischen Gesandten ln Berlin, Staatsrat Basier. Glückwunschadressen überreichten persönlich außer dem Evang. Oberkirchenrat und seinen Beamten für die Evang.-Theol. Fakultät Tübingen der Dekan Prof. v. Heim, für den Evang. Landeskirchentag Präsident Röcker und Staatsrat a. D. l). Dr. v. Maschas, der Landesverband für Innere Mission, der Evang. Volksbund und der Evang. Piarrverein.
Staatliche Veamtenkrankenkasje. Vom Württ. Beamten- dund wird uns geschrieben: Der freigewerkschaftliche Allgemeine Deutsche Beomtenbund verbreitete kürzlich die Mitteilung. daß die Errichtung einer staatlichen Beamtenkrank en- kasse schon seit langem dringend , r Wunsch weiter Beamtenkreise in Württemberg sei. Diese Behauptung ist unrichtig. Die württ. Beamtenjchail wünscht aus beamtenrechtlichen und in der Ratur des Beamtenverhälinisses liegenden Gründen keine staatliche Krankenkasse, wohl aber eine weitergehende Fürsorge im Krankheitsfall als das seither der Fall ist. Die Wünsche der württ. Beamlenschast wurden der Regierung und dem Landtag wiederholt, zuletzt in -in-'r gemeinsamen Eingabe des Württ. Beamtenbunds und des Reichsbunds der höhere» Beamten, übermittelt. Diese Eingabe wurde auch im letzten Jahr durch Beschluß des Wär t. Landtags der Regierung zur Erwägung übergeben. Im übrigen kann der freigewerkschaftliche Allgemeine Deutsche Beamtenbund nicht im Namen weiter Beamtenkreise sprechen. da die Gesamtheit der württ. Landesbeamten — 18 000 — mit Ausnahme der dem Reichsbund höherer Beamten angehörenden Beamten im Württ. Beamtenbund zujammrn- geschlosien ist. Bei dieser Gelegenheit wird auf die seit Jahren bestehende Krankenfürsorgekasse des Württ. Beamten- buntzs hingewiesen: diese Kasse ist gut fundiert und würde, wenn die Mittel der Notstandsbeibilsen so wie bei der
Reichsbahn und bei anderen Verwaltungen zur Verbilligung der Mitgliederbeiträge verwendet würden, dem Bedürfnis der Beamtenschaft im Krankheitsfall durchaus gerecht werden.
Hall. 28. Febr. Stadtschult heiß Hauber gestorben. Stadtschultheiß Emil Hauber ist am Samstag im Alter von 64 Jahren gestorben. Im Jahr 1924 durste er sein 25jähriges Amtsjubiläum feiern.
Derurkeilk. Der 37 I. a. verh. Privakpostgehilfe Alsred Pfaff in Pfedelbach OA. Oehringen wurde wegen Urkundenvernichtung und fortgesetzter Ämtsverbrechen zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus, 2 Zähren Ehrverlust und 300 Mark Geldstrafe verurteilt. — Vom Großen Schöffengericht wurde der 42 I. a. verh. Postschaffner Kvnrad Hofmann von Crailsheim wegen Unterschlagung und Vernichtung von Briefen zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 150 Mark Geldstrafe verurteilt.
Böblingen, 28. Febr. Für Lebensrettung. Dem Sohn Rolf der Frau Dr. Förg wurde für seine vorjährige Rettung des Kinds der Familie Armbruster hier aus dem Unteren See vom Ministerium des Innern eine Belobung ausgesprochen, die in sämtlichen Klassen der höheren Schule zur Verlesung kam.
Tübingen. 28. Febr. Von der Universität. Universitätsprofessor Dr. Kurt Eisfeld, ordentlicher Professor für Privatwirtschaftslehre und Statistik, hat den kürzlich von der Universität Hamburg an ihn ergangenen Ruf angenommen und wird so voraussichtlich schon Anfang April Tübingen verlassen.
Gedenktafeleinweihung. Am Freitag vormittag wurde in der Eingangshalle der Oberrealschule vor den Lehrern und Schülern, den Angehörigen der gefallenen Lehrer und Schüler und vor geladenen Gästen eine Gefallene »gedenk- tafel eingewerht.
Lufiaau. OA. Tübingen. 28. Febr. Linksufrige Neckartal bahn Nürtingen — Tübingen. Der hiesige Gemeinderat richtete an das Wirtschaftsministerium eine Eingabe um Erbauung einer linksufrigen Neckartalbahn von Nürtingen über Neckartenzlingen, Pliezhausen, Kirchentellinsfurt nach Tübingen.
Rottenburg. 28. Febr. Fasten Hirtenbrief. Der Fastenhirtenbrief des Kapitularvikars und Weihbischass Dr. Sproll in Rotteiiburg ist am Sonntag von den Kanzeln verlesen worden. Er behandelt die elterlichen Pflichten und die elterliche Vcraniwortuna.
Schramberg, 28. Febr. Ehrenbürger. Anläßlich seiner silbernen Hochzeitsseier wurde Fabrikdirektor Erwin Junghans, der sich um die hiesige Industrie große Verdienste erworben hat und auch dem Gemeindekollegium im 25. Jahre angehört, der Ehrenbürgerbrief der Stadt und seiner Gattin eine Dankadresse der Stadtverwaltung für ihre Bemühungen auf dem Gebiet der Jugendpflege, der Schule und der sozialen Fürsorge überreicht.
8«s Stadt «ad Laut
Nagold, 1. März 1927.
Der stärkste Mann weiß nicht, wie und wann ihm die Waffen aus der Hand und die Kraft aus den Knochen und der Mut ans der Seele abhanden kommen kann. W.Raabe.
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Dienstrrachrichten
Der Herr Staatspräsident hat das Forstamt Liebenzell dem Oberförster Widmann in Ebingen übertragen.
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Erwerbslosenfürsorge im Bezirk Nagold
Am t. März 1927 beträgt die Zahl der Hauptunterstüt- zungscmpfänger 264 (291) männliche und 9 (lO) weibliche, die der Zuschlagsempfänger 379 (356) und die der Notstandsarbeiter 5y (30). Der Stand hat hiernach gegenüber dem Vormonat keine wesentiche Veränderung erfahren. Die Abnahme der Hauptunterstützungsempfänger ist in der Hauptsache auf die Zuweisung zu Notstandsarbeiten zurückzusühren.
Arbeitsvermittlung. Arbeitsgesuche männl. alt 359, neu 56 zus. 4l5, vermittelt 33; weibl. alt 30, neu 15 zus 45, vermittelt 13.
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Vorfrühling. Dem kurzen Kälieeinbruch um die Mitte des Februar, dem dritten und letzten dieses Winters, ist rasche Wiedererwärmung gefolgt. Sie hat sich so stark aus- gewirkt, daß das Witterungsbild jenen vorfrühlingshasten Charakter angenommen hat, wie er nur in Jahren mit sehr mildem Winter in der . Zeit zwischen Mitte und Ende Februar aufzutreten pflegt. Der kurze Külteabschnitt, der der Erwärmung vorausging, hatte seine niedrigsten Temperaturen um den 20. Februar durch Ausstrahlung namentlich m der Nacht erreicht. In den meisten Gebieten Mitteleuropas hielt sich der Frost aber auch diesmal wieder in mäßigen Grenzen, obwohl an ein oder zwei Tagen auch das Tagesmaximum etwas unter Null blieb und damit noch einmal Eistage zu verzeichnen waren, die im vergangenen Winter mit Ausnahme des klimatisch ja weit kälteren deutschen Nordostens und der Gebirgsgegenden nur in geringer Zahl vorgekommen sind. Die Zurückdrängung der Frostgrenze nach Osten setzte am 21. Februar mit dem Aufgleiten von Warmluft auf das mitteleuropäische Kaltlustkissen ein und begann an diesem Tag mit verbreiteten, zum Teil ergiebigen Schneefällen in Ostfrankreich, der Schweiz, West- und Süddeutschland. Die Warmluft wurde von einem tiefen Wirbel mitgeführt. Das Hochdruckgebiet war am 23. Februar abends schon nach dem Innern Rußlands gelangt, und die atlantische Zyklone hatte mit ihren Randwirbeln zu dieser Zeit ganz Mitteleuropa unter ihren Einfluß gebracht. Die Tagestemperaturen stiegen infolgedessen nach noch ziemlich kalten Nächten mit vielfach leichten Frösten in den meisten Gegenden beträchtlich über 5 Grad Celsius hinaus und erreichten im Westen 10 Grad Wärme. Der Frost ist nun auch im äußersten Nordosten des Reichs geschwunden; das mit dem 1. März beginnende meteorologische Frühjahr wird vermutlich wie die letzte Februarwoche mild rinsetzen und in der Ebene im allgemeinen auch nachts frostfrei bleiben.
Vom März. Der März ist der Frühjahrsmonak und der dritte Zahrmonat. Bei den Alten galt er als der erste Monat des Jahrs. Die Römer nannten ihn Primus, später aber Martins zum Gedächtnis an den Tempel, den Romu- lus dem Kriegsgott Mars erbaut hatte. Im März ist Tag- und Nachkgleiche, da ist Ebennachk, wo Tag und Nacht einander eben, d. i. gleich, sind. Da fängt der Frühling an. Der Tag nimmt im März bedeutend zu. Die Tageslänge dauert zwischen 10 St. 59 Min. und 12 St. 45 Min., Zunahme somit 1 St. 46 Min. Die Angelsachsen nannten oen März Lenekmond, daher der Name Lenz als Bezeichnung der ersten Jahreszeit. Der Name Frühling kommt erst im 15-
Zqhrhundert auf, trat aber bald an die Stelle von Lenz. Die Witterung im März ist sehr wechselnd. Laue Lüfte, Blumen und Blüten, Tau und Frost, Schnee und Sturm kommen im Wechsel.
ep. Fortbildung m Kirchen- und Schulmusik. Nach Mitteilung der Württ. Musikhochschule findet die Neuaufnahme m die Abteilung für Kirchen- und Schulmusik am 4. April ds. Js. statt. Aufnahmegesuche sind bis zum 26. März an das Sekretariat der Hochschule, Stuttgart, Urbansplatz 2, zu richten.
Saarländer. Diejenigen Saarländer, die bei Kriegsausbruch außerhalb des Saargebiets, bei Unterzeichnung des Friedensvertrags (28. Juni 1919) aber im Saargebiet wohnten und in der Zeit vor dem 16. Juni 1925 aus dem Saargebiet in eine Gemeinde des Reichs verzogen sind, wollen sich behufs Aufnahme in die Liste der Abstimmungsberechtigten bis spätestens 10. März ds. Js. beim Polizeipräsidium Stuttgart, Meldeamt, Büchssnstraße 37, 1. Stock, Zimmer Nr. 42, melden.
Steigender Bedarf an kaufmännischem Personal im Februar. Die allgemein günstige Entwicklung der Wirtschafte, a ge har auch im Februar angehalten, abgesehen vielleicht von gewissen örtlichen Schwankungen, die bedingt sind durch saisomnäßrge Verschlechterung in bestimmten Industrien und Handelszweigen (Spielzeug-, Bekleidungs-, Nahrungsmittelindustrie usw.) und durch die Kriegswirren in China. Die Besserung des Arbeitsmarkts bleibt noch immer hinter der Belebung der Wirtschaft zurück. Unverkennbar
Sechzig Hunde.
Zeitglosse von Alexander v GI e i ch e n - R u ß w u r m.
Mahatma Gandhi, der indische Reformator und Volkssührer, hat es nicht leicht, mit den vielen Gewissensfragen fertig zu werden, die im aufgewühlten Indien auf- und aneinander prallen. Altertümlich ehrwürdige Begriffe, religiöse Vorurteile, die Reste eines einst mächtigen und ethisch hochstehenden Geistes, der Stolz und Ehre darin sah, ja nicht die Kaste zu verlieren, denn die Kaste zu verlieren durch Berührung mit gemeinen, niedrigen Dingen galt für schlimmer als Lebensverlust, alle diese starken Imponderabilien werden jetzt leidenschaftlich angegriffen von fanatischen Neuerern, die, teils bolschewisicri, alles vornehm Hervorragende mit jedem Mittel bekämpfen. Merkwürdige In- triguen und Gcgenintrignen werden gesponnen und mit Fanatismus ausgesühit. Alan hat immer bitterer darüber zu Klagen, daß die Punjab-Potizei nunmehr eine umgekehrte Klassenjustiz übt. indem Mitglieder höherer Kasten grundsätzlich, auch auf groteske Verdächtigungen hin. verfolgt und auf das empfindlichste angegriffen werden dadurch. Satz sie leicht mit dem Verlust der Kaste bcd ok< sind, wenn sie etwas in ihrer religiösen Ueber- zeugung wi- an ihrer Ehre verletzt. Da die Punjab-Polizei durchaus bestechlich sein soll, geht es dabei ofl aus „Chantage" hinaus, und die Engländer suchen durch bessere Bezahlung der Polizei, wie es Lord Eurzon anrcgte. dem Mitzstand zu steuern. Allein trotz dieser Maßnahmen frißt das Uebel weiter, denn es handelt sich längst nicht mehr um den im Orient üblichen Bak- schisch, sondern die umgekehrte Klassenjustiz hat es darauf abgesehen, die Mitglieder höherer Kasten zu peinigen, zu berauben, in ihrer Existenz zu vernichten aus sozialem Haß, dessen Glut durch Hetzerei geschürt wird. Diese Zustände sind mit dem allgemeinen Zug der Zeit unverkennbar im Zusammenhang. Anderseits wirkt ein gewisser pharisäischer Eigensinn der Alter- kümelnden aufreizend. So kam es jüngst zu folgendem seltsamen Ereignis. In Ahmedabal lebt ei» vermögender Spinnereibesitzer. der Gandhis Anschauung vertritt, Indien müsse durch eigene Baumwollindustrie sich von England frei machen. Dieser Mann gehört aber zur vornehmen Kaste, die das Töten jeglichen Tieres als religiösen Frevel ansieht. Ten Umstand machten sich die Feinde des Spinnercibcsitzcrs zu nutze und jagten 66 Pariahunde aus den Besitz des kastenreinen Herrn, um denselben in den Zustand der Unreinheit zu versetzen. Einige der gehetzten Hunde wurden wütend, bissen mehrere Arbeiter und teilten anderen Hunden die Tollwut mit. So schwer es ihm war, der Besitzer ließ die 66 Hunde erschießen. Von den Standesgenoffen deshalb heftig angegriffen, wandte er sich an seinen Freund Gandhi mit der Frage, was er in solchem Fall hätte tun sollen? Der Reformator gab seinem Vorgehen rätst, wurde aber nun seinerseits das Opfer wütender Gegnerschaft, und die Intrigue der 66 Hunde erschütterte für einen Augenblick die mächtige Stellung eines Mannes, der als Prophet wie als Staatsmann geacistet wird. Nur mühsam erwehrte er sich des sinnlosen Angriffs
Die Bsnk.
Non Kurl M u n z e r.
Ja, nun ist es Winter geworden. — Aber läge auch nicht Schnee auf ihr. oder glänzte sie auch nicht naß und kalt vom Regen: nie mehr wollte ich aus ihr sitzen, meiner lieben Sommerbank. der grünen verwitterten Bank am Rande des Tiergartens!
Ich passierte sie täglich, morgens um acht, abends gegen sechs. Und bei dieser Rückkehr aus der Stadt, müde von den schweren Rechnungsbüchern, den vielen Menschen, vom Lärm der Straßen, lusthungrig nach dem Staub und der stechenden Glut der Stadt, bei meiner Heimkehr also pflegte ich immer da ein wenig zu sitzen, zu oeratmen, in duftendem Schatten den Tag zu vergessen und in den Abend hineinzuträumen ...
Sie stand abseits, die Bank, stille vornehme Straßen standen ihr gegenüber mit spitzendümmerndcn Fenstern, mit Dienern und lautlosen Autos. Manchmal, abends, saß eine Hausbesorgerin da, ein Chauffeur mit einem Stubenmädchen, selten eine Gouvernante mit Kindern.
Immer war es still da, Vögel sangen, ansangs Mai sogar eine Nachtigall, dann eine herrliche Drossel. Ich saß manche lange Frühlingsnacht dort und lauschte der süßen Musik des Lebens im Dunkel, mir war, ich hörte noch den sanften Rei gen der Sterne und sah das lautlose Gleiten des Mondes, Die Erde duftete zuerst im Jahr, dann das Gras, dann die junge Baumblüte, im Juni kam Vlumendust aus den Villengärten, manchmal, nachts, war die Luft schwer von Rosen, man trank sie wie verzauberten Wein
Ost aber mußte ich an meiner Bank vorübergehen, denn ich bin ein schamhafter und diskreter Mensch, und es saß ein Liebespaar aus ihr .. Durste ich es stören? ...
Ich ging vorbei, drüben ans der andern Seite. Ich beneidete ihn, den jungen hübschen Mann, der geliebt wurde und selbst liebte. Ich sah den zärtlich vereinten Schatten im Boskett, ein Faulbaum blühte und duftete wie das Land der Liebe, wie ein seliges Inseluser unter Sternen und Mond.
Bisweilen schlief, im Sommer, ein Mensch aus dieser Bank. Ich setzte mich ihm still zu Häupten. und von den Träumen des Obdachlosen ging leise unheimliche Beklemmung auf mich über. Ich steckte ihm etwas Geld in die Tasche, daß er den neuen Tag mit Frohgefühl begänne. Und dann wieder ging ich, ohne zu ruhen, an der Bank vorbei, wenn ein Einsamer darauf saß, ein Alleingelaffener wie ich. Denn ich weih, diese für sich Gebliebenen leiden noch unter Mitgefühl und Nähe. Wenn sie einmal sterben müssen, haben sie nichts mehr zu verlassen: denn alles Hai sie schon verlassen.
Alte Frauen oeratmeten oft in der Abendstunde auf meiner Bank vom geplagten Tage. Mit denen sprach ich ein Wort und hörte von einem Schicksal. Sie waren so dankbar, wenn ich sie freundlich ansah. Hunde und Arme können im Menschenblick lesen.
Ach, wie schön waren die Sommer,w.'pe. die ich auf der geliebten Bank versaß. Es wisperte in den Wipfeln, das Gras raschelte. Einmal kam ein Igel an mir vorbei, ein >unges, spitz- schnäuziges Tierchen, er rollte sich vor einer Bewegung meines Fußes zusammen. Bisweilen huschte eine Ratte aus dem nahen Gewässer vorüber. Die Nacht war so göttlich daß noch dieses
Mißgeschöps oo» ihr verklärt wurde. Im Mondschein waren alle Häuser aus der anderen Seite Zauberpaläste, auf Baikonen schimmerten bunte Lampen, aus den Gärten klang Musik, Glä- serklircen und jenes Müdchenlachen, das eine Sommernacht mit tiefer Sehnsucht, mit Angst und Seligkeit ersüllt ...
In diesen heißen Monaten kam ich schon um fünf Uhr aus der Stadt heim, und da fand ich öfter auf der Bank eine junge Frau. Mitte Zwanzig, und einen Mann unbestimmten Alters, der wohl »in Künstler war. Wirklich hatte er einmal einen Geigenkasten bei sich. Ich störte sie nie, denn ich sah: sie liebten sich, sie waren unglücklich in ihrer Liebe, sie waren zu schwach, ein Schicksal zu bekämpfen. Sie waren nicht Mann und Frau, sie gehörte einem anderen, aber sie liebten sich. Das ahnte ich, ich streifte sie kaum mit einem Blick. Nie sah ich sie miteinander reden, aber sie saßen Hand in Hand. Kehrte ich dann nachts zur Bank wieder, schien mir immer noch der Geist melancholischer Leidenschaft sie zu umschweben, ich wurde selbst grundlos traurig, bitter stieg es in mir hoch. Ach, wieviel schöner ist es noch, zu zweien zu leiden, als allein unglücklich zu sein!...
Es kam auch vor, daß ich erschrak, wenn ich nachts der Bank mich näherte. Grelles Lachen und Kreischen klang von ihr, ein Pärchen aus der Stadt hatte sich dahin verirrt und entweihte den Frieden des Platzes. Einmal sielte sich ein Betrunkener auf ihr, einmal war ein Mädchenhandschuh auf ihr liegen geblieben, eine Zeitung, einmal ein Buch mit Gedichten von Eichendorff.
Und dann kam der Herbst, und all sein Zauber umströmte die Bank. Golden und purpurn sanken die Blätter auf sie. herbe Düfte umwölkten sie. es fröstelte schon am Abend. Und in einer Nacht, ich kehrte aus einem Konzert heim, da war es. daß ein Toter auf ihr lag. in einer wild stürmenden Novembernacht, die die letzten Blätter vom Ahorn riß ...
Er hatte sich in die Brust geschossen, er war schon kalt, seine gebrochenen Augen empfingen blind das Licht des gespenstischen Mondes — es war der Liebende, der Mann mit der Geige ..
Ich setzte mich zu dem Toten, ich berührte seine eisige Hand und dachte Unaussprechliches. Es hatte keinen Sinn, diesem Schicksal nachzusinnen — und dennoch: jene Frau? Hatte sie ihn verlassen? liebte sie ihn, ahnte sie? oder war sie selbst ge storben, und ohne sie war sein Dasein ein nutzloses Ding?
Jetzt ist es Winter, Schnee liegt auf der Bank, aber nicht darum ist es, daß ich nie mehr auf ihr sitzen mag. Sei! der Tol ans ihr gelegen, fürchte Ich mich vor ihr. So. als ob ich, wen» ich noch einmal auf ihr ruhte, selbst auch tot sein müßte, auch die Kugel im Herzen, mich die Augen blind für die ewige Schönheit der geschaffenen Weit
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