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Nr. 49

Gegründet 1827

Dienstag, den 1. März 1927 Fernsprecher Nr. 29 191 . Jahrgang

Tagcsspiegel

Der Reichstag wird am Mllmoch. den 9. März, nnch- mittags 3 Ahr, wieder zujammentreten.

König Georg von England ist nichtamtlich in Paris ein­getroffen. Er wird für zwei oder drei Tage in der eng­lischen Botschaft Wohnung nehmen.

In heftigen Kämpfen in Marokko haben die Spanier eine ernste Niederlage erlitten. Zahlreiche spanische Sol­daten flüchteten aus französisches Gebiet.

Chinas Kampf gegen das Ausland

Das ist die Hauptsache in den'' gegenwärtigen China- wirren. Nicht die Kämpfe zwischen den Generälen, die ein­zeln die Oberherrschaft über das ganze Reich oder Wer möglichst große Teile desselben zu erstreben suchen. An diese leidigen seit 1911 wütenden Bürgerkriege, die bald diesen bald einen andern Heerführer auf die Oberfläche tra­gen, hat sich der Chinese allmählich gewöhnt, und er macht sich nicht allzuviel daraus, wenn bald diese bald eine andere Stadt geplündert oder wenn Hunderte von Köpfen aus Stangen als abschreckende Wahrzeichen die Vorübergehenden angrinsen. Worüber er aber in höchste Wallung gerät, das ist, wenn seine Landsleute von Fremden erschossen werden. Denn ganz China, Kanton voran, sieht es als seine heu­tige heiligste Ausgabe an, das Volk von der auslän­dischen Bevormundung zubefreien. Es ist also em Freiheitskampf, den das heutige China gegen die Ausländer führt, und in diesem Punkt fühlen sich alle Chine­sen trotz innerpolitischer Meinungsverschiedenheiten und Feindseligkeiten doch als einzig Volk von Brüdern.

Diesen Freiheitskampf führt jedoch das moderne China mit andern Mitteln, als sonst Kriege geführt werden. Mit Recht, denn so unerschöpflich auch das Menschenmaterial in diesem Einhundert-!Millionen-lVolk ist, so beschränkt sind seine modernen Kriegsgeräte. Und vollends seine Ma­rine! Bei einer Küstenlänge von fast 6000 Kilometer be­steht die ganze chinesische Flotte aus uralten Schiffen mit einer Gesamttonnage von nur 41 000 Tonnen, die mit 8500 Offizieren und Matrosen bemannt ist. Das größte Schlacht­schiff ist der 1897 in den Dienst gestellte KreuzerH a i ch i" mit 4300 Tonnen. Was können diese armseligen alten Fahrzeuge ausrichten gegen England, das heute nicht weni­ger als 62 Kriegsschiffe in den chinesischen Gewässern zu­sammengezogen hat!

Deshalb muß China mit andern Waffen kämpfen. Da ist's in erster Linie der gegen die Engländer eingeleitete Boykott, der in Hongkong ganz vorzüglich funktioniert zu haben scheint. Denn was kann dem Briten mehr wehe­tun. als wenn er seinen einträglichen Kattunhandel auf­slecken muß? Dann hat China ganz einfach von sich aus die Einfuhrzölle erhöht, ohne sich um die bestehen­den Staatsverträge zu kümmern. Im Gegenteil! Eküna Hot den Vertrag mit Belgien kurzerhand annulliert. Des­gleichen sämtliche Zollverträge der andern Staaten mst den 1. Januar 1929 aufgehoben. Mt diesem Tone soll Chi­nas Zollautonomie unverkürzt in Kraft treten. Weiterhin hat die südchinesische Regierung die Englän­der aus den Niederlassungen im Vangtsetäl vertrieben und die andernKonzessionen", besonders die in Hankau unter chinesische Verwaltung gestellt. Also gibts für die Auslän­der keineExterritorialität" d, h. keine eigene Gerichtsbarkeit, keine eigene Polizei, überhaupt keine Vor­rechte und Ausnahmestellung mehr. Sie müssen froh sein, wenn keine chinesischen Granaten in ihre Wohnviertel ein- schlagen und keine Fanatiker sie totschlagen.

Mas sollen nun die Europäer tun? Kriegführen oder nachgeben? Ja, wenn es sich nur um einen Küstenkriea handeln würde, ähnlich wie es vor achtzig Jah­ren beim Opiumkrieg war. Oder wenn sie alle eine gemein­same Front bilden würden wie beim Boxerkrieg vor 27 Jahren? Diese Zeiten sind vorbei. Bleibt also nur die Nachgiebigkeit übrig, und wer hierin am schnellsten zur Stelle ist, der bekommt auch die Führung über die anderen Mitbeteiligten und die Aussicht auf die größt-": Vor­teile. Es ist daher heute ein wahrer Wettlauf der Fremd­mächte zu beobachten: der Engländer, der Belgier, der Ja­paner, der Amerikaner, der Franzosen sie alle suchen ün Nachgeben jeder den andern zu überholen. Nur der Deutsche und der Russe haben dies nicht nötig, denn sie haben schon vor sechs Jahren aus alle Vorrechte ver­zichtet: sie sind deshalb auch bei den Chinesen gut ange­schrieben. Nur darf man nicht glauben, daß der Chinese deshalb heute oder morgen Bolsckewist werde. Fällt ihm nicht ein. Er läßt sich vom Russen nötigenfalls gegen den Engländer und dessenImperialismus" aushetzen. Das ist aber noch lang keine Bekehrung zu dem alleinseliamachen­den Glauben des Kommunismus.

Rationalisierung in der Milchwirtschaft

Im Landwirtschaftlichen Verein des Bezirks Moers (Rheinprovinz) fand kürzlich eine Behandlung der Frage des zweckmäßigsten Betriebs der Landwirtschaft statt, die auch für Süödeukfchland von Interesse ist. Der Borstand der BerluchSffelle der Rheinischen Landwirtschaftskammer, Dr.

Die Verteidigung Briands Aufsehen in Berlin

Berlin, 28. Febr. Der Artikel Briands imP.tit Pari- sien" über die Räumung und den Vertrag von Locarno erregt in Berlin berechtigtes Aussehen. Es ist ein Jrrrum Briands, wenn er behauptet, Deutschland habe die Ver­träge Frankreichs mit Polen und der Tsche­choslowakei anerkannt. Die deutsche Abordnung in Locarno hat vielmehr ausdrücklich a b g e I e h n t, diese Ver­träge überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Wenn Frank­reich, wie Briand in dem Artikel ausführt, so außerordent­liche Vorteile aus dem Vertrag von Locarno hat, so ist man in Berlin der Ansicht, daß das französische Volk und seine Regierung daraus auch die Folgerungen ziehen und sich bereit finden müssen, in ganz anderem Maß als bisher die­jenigen Zugeständnisse zu machen, auf die Deutschland mit vollem Rechr seit dem Abschluß der Verträge von Locarno Anspruch erhoben hat. Von einem E n t a e a c n k o m m e n

Frankreichs zum Fweck der Verständigung sagt aber Briand gar nichts. Er erwähnt auch nicht, daß Deutschland Locarno-Vertrag gegen den Artikel des Friedensvertrag» Einspruch erhebt, daß es also nicht, wie Briand schreibt«, den Versailler Vertrag als Ganzes freiwillig anerkennt. Da»! alles Hütte Briand nicht übergehen dürfen, wenn er stM gewissen mächtigen französischen Kreisen gegenüber gege-ch den Vorwurf vereidigte, er vernachlässige die französische»: Interessen.

Keine Brückenschlaaiibunacn ans dem Rhein Koblenz. 28. Febr. Die jährlichen Brückenschlagübungen der französischen Besatzung auf dem Rhein hatten immer eine schwere Störung des Stromverkehrs im Gefolge. Auf. Borstellungen es deutschen Kommissars teilte die Rhein­landkommission nun mit, daß daS Oberkommando vorläufig von einer Brückenüb:..ig in diesem Iahr absehen wolle.

Die russische Antwort an England

Moskau, 28. Febr. In der amtlichen Aluwort der Sow- jetrcaierung auf die englische Drohnote wird ausgeführt, Moskau habe von England schon wicderholk bestimmte An­gabe» bezüglich dcr englischen Beschwerden verlangt, die eng­lische Regierung sei der Forderung ober nicht nachgekom- men. Wenn sie nun Musterungen russischer Staatsmänner ansührc, so sei dies eine willkürliche Erweiterung der bs» stehenden Vereinbarungen auch auf mündliche Aeußerungech. Wenn die russischen Parteiführer die britische Politik beuw teilen und von der Unabwendbarkeit der Weltrevolukioä reden, so könne dies nicht als -ntibritische Propaganda* bezeichnet werben. Die englische Regierung weiche von de» gewöhnlichsten Anstandsreg^ln ab und erlaube sich, mit dek Sowjetregiernng im Ton der Drohung, zu reden und dsil Sowjetverfassung verächtlich zu machen. Auch gegen Tschkh- scherin habe sie sich einen unerhörten Ton erlaubt. Weich die britische Regierung glaube, daß der Abbruch der engtisch­russischen Beziehungen dem britischen Reich und dem Fritz-

den diene, so werde fie entsprechend handeln und die Ber- cmtworsung dafür übernehmen müssen. Die Sowjetregierung wünscht im übrigen jeden Zwiespalt zu beseitigen.

England und Präsident Diaz

Corinko, 28. Febr. Der englische Geschäftsträger Pakte- son gab bekannt, daß England, wenn nötig, Präsident Diaz anerkennen werde.

Englands Antwort an Eoolidge Washington, 28. Febr. Der englische Botschafter hat heute die Antwort der britischen Regierung auf die Ein- lvckung zu einer Seeabrüstungskonserenz Eoolidge überlgeb«!. England stimmt dem Vorschlag zu. weil es ihn nicht ad- lehnen kann, die britische Admiralität betont jedoch, daß lckchte Kreuzer und Tauchboote zur Verbindung mit seinen Kolonien nötig seien. Mit Aufnahme Kanadas hätten sich auch alle Dominions gegen die Verminderung der See- streitkräfle erklärt.

Zag e r-Bonn, wies darauf hin, daß die deutsche Landwirt­schaft vor dem Krieg für rund eine Milliarde Mark Kraft- futtermiftel aus dem Ausland beziehen konnte. Zu solchen Ausgaben ist die Landwirtschaft aber jetzt viel zu geldarm geworden: im Iahr 1925 machte die Kraftfutkermitteleinfuhr kotz der erheblich höheren Preise kaum den vierten Teil aus. Es ist aber durch Versuche sestgestellt, daß durch starke Fütterung aus drei Milchkühen mit geldlichem Nutzen mehr herauszuholen ist, als auS vier Kühen, die nur mittelmäßig gefüttert werden. Da aber eine erhebliche Steigerung der Krastfuttermitkekinfuhr zurzeit wegen des Geldmangels un­möglich m ssen wir auf dem Gründland durch Ver­besserung des Geländes (Be- und Entwässerung), sachgemäße Düngung usw. höhere Futterernten zu erzeugen mch«r und diese noch amerikanischem Muster für die Win- terfütterung in geeigneten Speichern konservieren.

GsnossenschastSdirektor Seul führte aus, vor dem Krieg habe man bei der Milcherzeugung daS Augenmerk besonders auf den Fettgehalt gelegt, was durch die Krafifuttermittel ermöglicht war. Ietzt seien zahlreiche Ge- nvssenschaftsmolkereien, die damals die Milch verbutterten und deshalb die eingelieferte Milch nach dem Fettgehalt be­zahlten, nur noch bammelstellen für Frischmilch­lieferungen nach den Städten, der Fettgehalt der Milch sei ihnen gleichgültig. Den halben Tag stehe der Betrieb mit seinen kostspieligen Apparaten still. Die aite Gepflogen­heit sollte wieder ausgenommen werden.

Gutsbesitzer Oekonomierat Schmitz- Winnental be­stätigte diese Darlegungen. Das Genossenschaftswesen sei zu schwach organisiert, um hier Wandel zu schaffen. Eine Mol­kerei habe im vorigen Winter sogar Butter aus Finn­land komme» lassen, um den Eigenbedarf der Genossen von Butter zu Lecken und die Frischmilch nach dem Industrie­gebiet verkaufen zu könne». Frischmilch kommt bis von Hannover und Oldenburg nach Köln. Die Versammlung nahm eine Entschließung an, in der eine sinngemäße und zweckmäßige Verkeilung der Frischurstchbelieserung und ein BerbukterungSzwang von den Genossenschaften sowie die Be­zahlung der eingelieserten Milch noch ihrem Fettgehalt ver­langt wird.

Neuestes vom Tage

Gesandter Rauscher beim Reichspräsidenten Berlin, 28. Febr. Der Herr Reichspräsident empfing heute den deutschen Gesandten in Warschau, Rauscher.

Der Entwurf eines Minisierpensionsgesches Berlin- 28. Febr- Das Reichskabinett wird sich in den nächsten Tagen mit dem Entwurf eines Ministerpensions- gesetzes beschäftigen. Dcr Entwurf berücksichtigt die von den Parteien im Ausschuß seinerzeit und später geäußerten besonder» Wünsche. In bezug auf die Höch stgrenze der zu bewilligenden Rul-egehältcr nennt der Regierungsentwurf die Summe von 12 000 Mark im Iahr, falls nicht eine höhere Beamtenpmsion ohnehin in Frage Komme.

Arbeitsgemeinschaft zwischen Zentrum und Bayerischer Volksparkei

Berlin, 28. Febr. Am Schluß voriger Woche hat die Fraktion der Bayerischen Volkspartei -er Zen­trumsfraktion den Vorschlag gemacht, ans Grund der Vorbesprechungen vom Dezember v. I., die in Bayern start- fanden, in Verhandlungen über eine gegenseitige Arbei ts- gemeinschaft einzutreten. Die Bayerische Volkspaxtei hat sich seinerzeit bekanntlich wegen der Politik Erzbergers vom Zentrum abgetrennt. Die so geschaffene Arbeitsgemein­schaft würde im Reichstag 88 Abgeordnete haben und eine der erhöhten Zahl entsprechende Vertretung im Kabinett und in den oberen Stellen der Ministerien sowie m den Ausschüssen und im Aeltestenrat des Reichstags beanspru­chen können. Nach einer Blättermeldung dürften die Frnk- tionsoerhandlungen zu einem Erfolg führen, da die Tren­nungsgründe für die Bayerische Volkspartei nach dem bei der letzten Regierungsbildung erfolgten Zusammengehen des Zentrums mit der Deutschnationalen Volks- Partei so zusammengeschrumpft seien, daß der Weg zwar nicht für eine völlige Wiedervereinigung, an die man in Bayern nicht denke, aber für eine Arbeitsgemeinschaft ge­ebnet sei. Im Zentrum andererseits sei man durch die nicht unerhebliche Abwanderung des grundbesitzenden katholischen Hochadels und der Großindustrie zur Deutschnationalen Volkspartai aufmerksam geworden und der Arbeitsgemein­schaft geneigt, nachdem es der klugen Leitung des Zentrums gelungen sei, durch die Besetzung des Reichssinanzmini- steriums mit Dr. Köhler seinen linken Flügel und die Gewerkschaften auf die Dauer init dem Zusammengehen mit der Deutschnationalen Volkspartei, die statt der grundsätz­lichen Opposition für eine staatspolitische Mitarbeit gewon­nen sei, zu versöhnen.

Tic Verbannungen in Chile

5rn:iaco, 28. Febr. Die chilenische Regierung hol über 160 kommunistische Führer verhaften lassen uud schickt sie in die Verbannung, vermutlich nach der chilenischen Oster­insel, die zu den australischen Inselgruppen gehört (östlich von den Niedrigen Inseln). Den Angehörigen der Ver­bannten ist gestattet, sie zu begleiten. Die 118 Gevien- kÄometer große Insel ist sehr dünn bevölkert und hat schwer zugängliche Küsten. Ihren Namen hat sie davon, daß R-ogge- meen sie am Ostertag 1722 entdeckte.

Vie Lage in China

Schanghai, 28. Febr. Der neue Berteidigungsqürtel von Schanghai, der teilweise 3 Äs 4 Kilometer über dos Ver- iragsgebiet hinausgreist, ist am 25. Februar früh in aller Stille besetzt worden. I» Nord- und Südchina hat die Besetzung große Entrüstung hervorgerufen. 50 Italienier haben sich a »geschlossen. Japan und Amerika beobachten weiter Zurückhaltung und haben noch keine Truppen ge­lendet. Das Vorrücken des südchinesischen Heers ist durch starke Regengüsse erschwert worden.

Reuter meidet, die novdchincsiichen Truppen hoben