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Ragoider LagblattDer Gesellschafter

Samstag, 2S. Februar LV27

soll durch das Zugeständnis der Zurückziehung der britischen Truppen von Kairo nach der Kanalzone gewonnen werden. Der Zweck dieser Aenderung sei, das Gebiet, durch das die Bahn von Aegypten »ach Palästina führt, ganz in den Be­sitz Palästinas zu bringen. Man scheint es aber in der Hauptsache auf die Ausbeutung der Mineral­schätze iw Sinaigebirge abgesehen zu haben.

Aus dem Washingtoner Repräsentantenhaus Washington. 25. Febr. Der Einwanderungsausschub des Repräsentantenhauses empfahl das Inkrafttreten der neuen Bestimmungen über die Einwanderungsanteile 2 Jahre zu verschieben. Der Demokrat Brand (Georgia) brachte eine Borlage über den Eintragungszwang für Aus­länder ein. und zwar soll die Eintragung alle fünf Jahre

Württemberg

Aus dem Finanzausschuß. Lei Beratung von Eingaben pensionierter Beamter vertrat der Finanzausschuß den Stand­punkt, daß nachträgliche höhere Einstufungen von pensio­nierten Beamten unmöglich sind. In Notfällen können Bei­hilfen aber keine dauernden Zuweisungen gegeben werden. Nur für zwei Witwen, deren Männer gestorben sind, bevor sie in die im Haushalt bewilligten höheren Beiold ingsst-rfen eingerückt waren, wurde auf Antrag des Min-sternnns nach­träglich «ine entsvrechende Erhöhung der Pensionen be­willigt. Verschiedene Eingaben betr. den Bahnbau Wel- lendingenNottweil. BiberachUttenw-Cer wurden durch die Beschlüsse des Landtags vam 17. Dezember 1926 für erledigt erklärt.

Fravenial OA. Mergentheim, 23. Febr. Gemeine Tat. Dem Schäfereibesitzer Bruder in Lohrhof wurde, so­lange die Bewohner des Weilers noch im Schlafe lagen, «ine wertvolle altdeutsche Schäferhunds» von Bubenhand «schaffen

Nürtingea, 25. Febr. Mord und Selbstmord. In Altenriet, hiesigen Oberamts, lebte der 32 I. a. Metzger Fritz Brändle mit seinem Schwiegervater, dem 58 I. a. Landwirt

Andreas Walker, bei dem er wohnte, seit langem im Streit. Am Mittwoch abend war es wieder zu einem heftigen Auf­tritt gekommen, bei dem Brändle seinen Schwiegervater mit der Mistgabel bedrohte. Am anderen Morgen zog Brändle einen Revolver und erschoß seinen Schwiegervater. Dann gab er anf^seine 21jährige Schwägerin Martha Walker und aus seine Schwiegermutter, Frau Walker, mehrere Schüsse ab Rach der Tat erschoß er sich selbst. Die Frau Brändles hatte sich mit ihrem dreijährigen Kind versteckt und entging dadurch dem Wüten ihres Mannes. Frau Walker starb auf dem Weg ins Krankenhaus, auch Martha Walker dürfte kaum, mit dem Leben davonkomme».

Fetdstetten OA. Münsingen, 25. Febr. Der Feld- ^AützaufSki e r n. Daß sich die Ski-Bretter auch dienst- gut ausnützen lassen, bewies unser hiesiger 72jähr. Feldschütz Dauer, der bis vor kurzem täglich seinen Dienst­gang am den Brettern zurncklegte.

Rottweil, 25. Febr. Gegen eine Autolinie. Die Amtskörperschaft beabsichtigt die Ausdehnung des Autobe- triebes auf die Linie RottweilBösingen. Der Gemeinde­rat nahm den Standpunkt ein, daß die Einführung einer amtskörperschaftlichen Autolinie auf der genannten Strecke untunlich sei, nachdem bereits von privater Seite die Her­stellung eines Autoverkehrs zwischen Rottweil und Bösingen in die Wege geleitet ist. Die Stadtgemeinde würde sich an einem Unternehmen her Amtskörperschaft nicht beteiligen

Kchramberg, 25. Fcdr. Erweiterung des Kran­kenhauses. Der Gemeinder.at bewilligte den Vorschlag ber technischen Abteilung betr. die Erweiterung und sonstige bauliche Veränderungen am Krankenhaus mit einem Ge- samtanswand von 154 VON RM. Der Württ. Girokass-n- verband gewährt der Stadt zu diesem Zweck ein Darlehen.

Spaichingea, 25. Febr. Eine reiche Gemeinde. Der Schuldenbestand der Gemeinde belief sich am 1. Jan. aüf 102 250 M. feste Schulden, die schwebenden Schulden und laufenden Verbindlichkeiten auf rund 130 000 M. Der Grundbesitz der Stadtgemeinde beträgt an Feldern 342 Hkt. mit einem Schätzungswert von 693 000 M.. an Wäldern 376 Hektar mit einem Schätzungswert von 1 120 000 M., der Gebäudebesitz setzt sich zusammen aus 14 .Haupt- und 5 Nebengebäuden mit einem Friedenswert von 546 000 M., sowie dem Gas- und Wasserwerk von 250 000 M

Friedrichshafen, 25. Februar. Zu dem Flugzeug­absturz wird noch gemeldet: Es handelt sich um ein ein­motoriges Wasserflugzeug, das beim Niedergehen von 400 Meter Höhe zu hart auf das Wasser sti->ß, sodaß die Schwim­mer des Flugzeugs abbrachen. Der Flugzeugführer konnte sich im letzten Augenblick an Bord eines zu feiner Hilfe her­beigeeilten Boots retten, mährend der Mechaniker Löhle, der sich in der Kabine des Flugzeugs befand, mit dem Avpa- rat in die Tiefe gerissen wurde imd ertrank. Das Flugzeug versank in einer Tiefe von 80 Metern und einer Entfer­nung von etwa 4 Kilometern vom Land. Es konnte mit der Lejche Löhles bisher nicht geborgen werden. Löhle war 30 I. a.. ledig, ein sehr tüchtiger und fleißiger Arbeiter, der 'eine betagten Eltern mit zu ernähren hatte.

Eßlingen, 25. Febr. W ü r t t. I u >, g l e h r e r i n B c o - silien. Der Junglehrer Alfred Roth von Obereßlingon befindet sich seit Oktober 1926 im brasilianischen Schuldienst, >md zwar am deutsch-evangelischen Internat in Rio Clara.

Ludwigsburg. 25. Febr Am Grab des Königs. Aus Anlaß des heutigen Geburtstags des verstorbenen Königs wurden an seinem Grab zahlreiche Kränze nieder­gelegt. Me Herzogin Charlotte zu Württemberg hatte bereits gestern dem Grab einen Besuch abgestattet and einen Kranz niedergelegt. Die übrigen Kranzspenden rühren hauptsächlich von Organisationen des alten Heers her.

Leonberg. 25. Febr. Flugzeug-Absturz. In einer Waldschneise unterhalb der Solitude stürzte am Donnerstag mittag das mit einem Flugschüler besetzte Böblinger Flug- Mig D 512 ab. Die Ursache des Absturzes soll in einem Versagen des Motors zu suchen sein. Der Flugzeugführer, der sich auf seinem letzten Flug vor der Flugzeugführerprü- sung befand, kam mit heiler Haut davon. Das Flugzeug erlitt Beschädigungen am Propeller und an einem Rad und mußte abgesckneppt werden

Göppingen. 25. Febr. Aushebung der Wo h - nungszwangswirtschast. Das Oberamt Hot bei säst allen der nach dem Wohnungsmangelgesetz noch in Woh­nungsnot befindlichen Gemeinden die Bezeichnung als-.Ge- meinden mit Wohnungsmangel" ausgehoben. Bei der Mehr- zahl der Bezirksgemeinden wurde die Bezeichnung bereits im Juni 1926 aufgehoben.

MM« Mtteillberglslhck Gse«Wali«irv

Stuttgart, 26. Febr. Zu der in der gestrigen Ausgabe des »Gesellschafter" an dieser Stelle erschienenen Meldung über den Ausbau der württemb Eisenbahnlinien können wir nunmehr noch folgendes hinzufügen:

Dr. Dorpmüller in Stuttgart

Stuttgart. 25. Febr. Gestern mittag 11.30 Uhr iraf der Generaldirektor der Deutsche» Reichsbahngesellschaft, Dr. Dorpmüller, hier ein. Nach der Ankunft stattete er spfort dem Staatspräsidemen, den württ. Ministern, dem Oberbürgermeister und dem Vorsitzenden der Handelskammer Besuche ab, worauf im Bahnhofsturm ein Mahl eingenom­men wurde, an dem auch die Abteilungsleiter und Referen­ten der Reichsbahndirektion Stuttgart teilnahmen. Daran schloß sich eine Fahrt nach Kornwestheim, wo der Ver­schiebebahnhof und das Bahnbetriebswerk besichtigt wurden. Nach der Rückkehr sand unter, dem Vorsitz des General­direktors eine Sitzung des ganzen Kollegiums der Direktion statt.

Empfang der Presse.

Nach Beendigung der Kollegialsitzung empfing Dr. Dorp müller die Vertreter der Presse, die ihm einzeln durch Regierungsrat Vögele vorgestellt wurden. Dr. Dorpmüller führte in einer Ansprache aus, er könne mit Befriedigung seststellen, daß die Arbeit zwischen Württem­berg und der Reichsbahn sich reibungslos vollziehe. Be­sonders hervorheben müsse er das verständnisvolle Ein­gehen der württ. Regierung auf die Lage und die besoudere Stellung der Reichsbahn. Dasür sei der an diesem Tag zustande gekommene Staatsvertrag der beste Beweis. Wenn man Forderungen an die Reichsbahn stelle, so müsse man immer berücksichtigen, daß die Reichsbahn einen großen Teil der Daweslasten aufzubringen habe. Es sei die Haupt­aufgabe der Leitung, die Forderungen von Handel, Ge­werbe, Industrie und von Privaten gegeneinander abzn- wägen und auszugleichen. Er freue sich, mitteilen zu kön­nen, daß der S o m in e r s a h r p l a n für Württem- b e r g i m P e r s o n e n v e r k e h r u m etwa 10 v. H- werde verbessert werden können. Der Hauptoorteil derElektrisierung liege in der größeren Fahrgeschwin­digkeit und der leichteren Ueberwindung größerer Stei­gungen ohne Beeinflussung der Geschwindigkeit. In Würt­temberg komme daher zunächst nur die Ostwestlinie Ulm StuttgartKarlsruhe in Betracht. Die Reichsbahndirektian denke nicht daran, andere Verkehrsmittel wie Kraftwagen oder Flugzeuge zu bekämpfen. Die durchaus grundlosen Gerüchte von der angeblichen Ueberlassung der Bodenses- dampsschifsahrt an private Hand scheinen dadurch entstanden zu sein, daß die Reichsbahnverwalümg Untersuchungen über die Wirtschaftlichkeit der Schiffahrt anstellen ließ. Mit den Kilometerheften habe man neuerdings schlechte Erfahrungen gemacht, da ihre Abfertigung nach Versuchen in Baden die 4öfache Arbeit erfordere, ihre Wiedereinführung komme daher nicht in Betracht. Schriftleiter Dr. Dröse und Schriftleiter Adolf Heller dankten dem Generaldirektor für seine Ausführungen.

Der Staatsverirag zwischen Württemberg und der Reichsbahn

Am Mittwoch hatte der Finanzausschuß des württ. Land­tags einstimmig einem Vertragsentwurf über den Ausbau der württ. Eisenbahn Nord-Süd-Strecke OsterburkenStutt­gartJmmendingenHattingen zugestimmt, vorbehaltlich der erforderlichen Mittel im Staatshaushaltplan und unter der Voraussetzung, daß die beteiligten Amtskörperschasten und Gemeinden sich an der Aufbringung des voin Staat zu gewahrenden Darlehens mit 5 Millionen beteiliaen. Dieser

Vertrag wurde am Donnerstag nachmillag von Finanz- minister Dr. D e h l i n g e r und dem Präsidenten der Reichs­bahndirektion Stuttgart, Sigel, in Gegenwart des Ge­neraldirektors Dr. Dorpmüller unterzeichnet.

Der Vertrag hat folgenden Inhalt:

Die Reichsbahngesellschaft verpflichtet sich, bis zum Jahr 1932 die Strecken 1. Osterburken Jagslfeld und 2. Herrenberg Eutingen binnen fünf Jahren zwei­gleisig auszubauen. Innerhalb 6 Jahren ist die Strecke RottweilTuttlingenHattingen und dann als letzte Teil­strecke HorbRottweil auszubauen.

Der Bahnhof Eutingen wird vollständig umge­baut und nach Ergenzingen zu verlegt. Dadurch wird dir Spitzkehre auf der Strecke nach Freuden st adt weg­fallen, sodaß die Züge nach Freudenstadt ohne Aufenthalt durchgeführt werden können.

Auf der Strecke Horb Rottweil wird der Bah n- hof Rottweil umgebaut, was eine Verlegung des Neckars nötig macht. Auch der Bahnhof in Horb wird umgebaut.

Aus der Strecke Rottweil Tuttlingen Immendingen beziehungsweise Hattingen wird die Spitzkehre bei Jmmendingen dadurch beseitigt, daß der Bahnkörper unmittelbar den Anschluß an die Hauptstrecke n Hattingen unter Umgehung von Jmmendingen erreicht.

Der Hauptbahnhof Stuttgart und die an­schließenden Hauptstrecken von Ludwigsburg bis Plochin­gen sollen binnen vier Jahren fertiggestellt werden.

Die Kosten .

Im Vertrag'sind die Kosten für die vorgesehenen Bauten folgendermaßen veranschlagt: Teilstrecke OsterburkenJagst­feld 8 Millionen, HerrenbergEutingen 5 Millionen, Horb Rottweil 27 Millionen, RottweilTuttlingenHattingen 20 Millionen einschließlich des Bahnhofumbaus in Tutt­lingen, Hauptbahnhof Stuttgart usw. 24 Millionen Mark.

Es entsteht somit ein Gesamtaufwand von 84 Millionen Mark.

Im Staatsvertrag ist eine Gesamtsumme von 60 Mil­lionen vorgesehen. Der württembergische Staat überläßt der Reichsbahngesellschaft ein Darlehen von ZS Millionen auf 10 Jahre zu 4 v. H. Verzinsung. Für den Ausbau des Bahnhofs Stuttgart gibt die Stadt Stuttgart ein Darlehen von 5 Millionen ebenfalls auf 10 Jahre und 4 v. H. Das Darlehen des Staats soll durch eine Anleihe aufgebracht werden. Die fehlenden 17 Millionen wird die Reichsbahn aus Reichsmittelii zu erlangen versuchen.

Die Reichsbabn verpflichtet sich, bei Vergebung von Lie­ferungen und Arbeiten die württembergische» Angebote bei annähernd gleichen Forderungen der Unternehmer zu bevorzugen. Die Arbeiten beginnen am 1. April d. I.

Der für die wirtschaftliche Entwicklung Württembergs so bedeutsame Vertrag ist von Finanzminister Dr. Deh- linger varbereitet worden, der auch die Hauptverhand- lungen geführt hat. An seinem Zustandekommen haben sich Präsident Sigel, Ministerialrat Kälin und Oberbürger­meister Lautenschlager große Verdienste erworben.

Stuttgart, 25. Febr. G e n e r a l d i r e k t o r Dr. Dorp­müller besichtigte heute die 'Bahnbauten bei Untertürk­heim und später das Eisenbahnausbesserungswerk in Eß­lingen. Nachmittags wurde eine Fahrt nach Marbach unternommen, wo der Besuch dem Schillerhaus und oen> Schillermuseum galt. Abends reiste Dr. Dorpmüller wieder ab

Die Chlorierung von Trinkwasser

Am 4. Februar 1927 sand in Stuttgart eine Sitzung des Landesgesundheitsrats mit der TagesordnungDie Chlorierung von Trinkwasser" statt. Prof. Dr. W o l f, Vor­stand des Hygienischen Instituts der Universität Tübingen, sprach über die Chlorierung des Trinkwassers, die besonders während des Weltkriegs in Amerika sich verbreitet hatte. Ursprünglich wurde sie mit Chlorkalk durchgeführt, wird aber jetzt meistenteils mit Chlor gas vorgenommen, da einwandfreie Apparate, die bei genauer Aufsicht eine zu­verlässige Dosierung gestatten, in der Zwischenzeit gebaut worden sind. Neuerdings wird auch die Chlorierung mit Caporit bei kleinen Anlagen geübt. Während aber an­fangs die amerikanischen Berichte sehr günstig lauteten, sind neuerdings da und dort erheblichere Nachteile beobachtet worden, wie Störungen im Betrieb und ungenügende Sterilisation. Außerdem ist häufig ein sogenannter Karbol- oder Jodoformgeschmack bei dem chlorierten Wasser beob­achtet worden. Diese Nachteile haben sich allmählich doch als sehr erheblich herausgestellt, so daß die Chlorierung nur als Notbehelf bezeichnet und den Gemeindebehörden dringend empfohlen werden kann, darnach zu trachten, sich womöglich nur mit Wasser zu versorgen, das von Natur aus einwandfrei ist.

Ministerialrat Dr. von Scheurlen zeigte an Hand einer Kurve der Typhus st erblichkeit aus den Jahren 18721925 deren starken Abfall von rund 800 im Jahr 1872, auf 15 im Jahr 1925. Die Besserung ist wesentlich bedingt durch die Einführung der besseren Wasser­versorgung, wie sie seit Errichtung des Bauamts für das öffentliche Wasseroersorgungswesen erzielt wurden. Während früher im Lauf eines Menschenalters mindestens etwa ein Sechstel der Bevölkerung mit Typhus durchseucht wurde und dieser gleichmäßig über das ganze Land ver­breitet war, sodaß große Epidemien gar nicht oorkamen, liegen die Verhältnisse jetzt anders. Die mangelnde Typhus­durchseuchung hat die gesamte Bevölkerung für den Typhus wesentlich empfänglicher gemacht, und deshalb treten bei Fehlern in den zentralen Wasserversorgungen große und schwere Epidemien aus. Diese Verhältnisse verlangen heut­zutage eine ganz besondere Sorgfalt bei der Einrichtung zentraler Wasserversorgungen. Neuerdings ist in einigen Fällen (Gmünd und Zuffenhausen) durch Einrichtung einer Chlorierungsanlage versucht worden, einer Wiederholung der epidemischen Typhusoerbreitung entgegenzutreten. Aber die schwere Typhusepidemie in Hannover, die durch Verseuchung des Trinkwassers zustande kam und trotz des Vorhandenseins einer Chlorierungsanlage mit Gas zum Ausbruch kam. mahnt dazu, auf die Sicherheit der Chlorie­rung nicht allzu großes und unbedingtes Vertrauen zu setzen und, wo je eine solche notwendig erscheint, genügende Kon- trollmaßnahmen durchzuführen.

Nach längerer Aussprache wurden in einer Entschließung Leitsätze aufgestellt: Die Chlorierung des Trinkwassers ist nur ein Noibebelf. Bei Wasserversorgungen ist in erster Linie auf die Verwendung richtiger Quellen und einwand-

l freien Grundwassers sowie auf richtige Ouellfasfung zu achten. Chlorierung soll nur in den Fällen stattfinden, wo einwandfreies Wasser nicht zu Gebote steht. Auf jeden Fall muß das Wasser vor der Chlorierung durch Sandfiltrie­rung gereinigt werden. Im allgemeinen genügt ein Zusatz von 1 Teil Chlorgas oder Chlorlauge auf 3 Millionen Teile Wasser. Ueberschreitet der Keimgehalt eines Wassers nur zeitweilig die zulässige Grenze, so sind Vorreinigung und Chlorierung dauernd durckzuführen. Bei Verwendung von Chloraas müssen den bedienenden Leuten Gasmasken zur Verfügung gestellt werden. Apparate. Vorreinigung und. Chlorierung müssen mindestens einmal im Jahr be­hördlich nachgesehe» weiden.

Aus Stadt und Laut

Nagold, 26 Februar 1927

Nicht das Unrecht soll man anklagen, wenn es das Recht von seinem Sitze veidiängt, sondern das Recht, welches sich dies gefallen läßt. IHering.

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Bon der rechten Freude

Unser- höchste Bestimmung ist: Freude in Gott. Dieses Leben soll n.:s nicht daran hinder". sondern dahin fahren.

5 o h. A ibr. Bengel.

Die Heiligkeit des Körpers

Zum Sonntag

Das Verfügungsrecht über den eigenen Körper ist zum Schlagwort geworden. Alle möglichen Versündigungen a» der Gesundheit, Modetorheiten, selbst Ausschweifungen, Kampf gegen Nachkommenschaft und Selbstmord wird da­mit verteidigt. Aber unser Körper läßt sich nicht tyranni­sieren. er hat seine eigenen Lebensgesetze und versagt seine« Dienst, wenn wir sie übertreten. Und außerdem ist niemand von uns Einsiedler auf einer weltfernen Insel: auf unsere gesunde Körperkraft und auf unser Leben haben unsere Angehörigen und unser Volk einen unverbrüchlichen An­spruch, und unsere Erscheinung wirkt erfreuend oder ab­stoßend, niederziehend oder schützend auf unsere Mitwelt. Zn alledem kündigt sich die Heiligkeit unseres Körpers und die Herrlichkeit seines Schöpfers an, und diese Heiligkeit tief erleben, das ist ein wichtiges Stück Wiedergeburt un­seres Volks. Ist doch dein Körper das Kleid und das Werk­zeug deines innersten Wesens! Ein tiefsinniges Work sagt: «Es ist eine Gerechtigkeit auf Erden, daß die Geschichten zu Gesichtern werden." Und noch umfassender und eindring­licher ist das Apostelwort: «Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist?" Bedenkt das auch in der Fastnachkszeik!