SODWESTDEUTSCHE CHRONIK
Kommt es zu einer richtigen Epidemie?
Typhusfälle verdoppelt / Infektionsquelle noch unbekannt
Seit Freitag haben sich die
Stuttgart. Gestern mittag betrug die Zahl der Typhusfälle in Nordwürttemberg insgesamt 235, davon in der Landeshauptstadt allein 161. Seit Freitag hat sieb damit die Zahl der Erkankungen verdoppelt. Sie betrug in Stuttgart am Freitag noch 87 und stieg bis Samstagmittag auf 114.
In ähnlicher Weise haben die Erkrankungen in der Umgebung von Stuttgart zugenommen. Für Sonntagmittag galten folgende Zahlen: Backnang 1, Kreis Waiblingen 24 Kreis Ludwigsburg 10, Eßlingen 17, Kreis Plochingen 8, Neuffen 3, Nürtingen 4, Göppingen 1, Kreis Böblingen 6,
Neuerdings tritt die Seuche auch in Südwürttemberg auf. In der Medizinischen Klinik in Tübingen werden gegenwärtig 7 Fälle behandelt, davon 5 aus Kreis und Stadt Tübingen selbst.
Die Zahl der Todesfälle beschränkt sich bis
Aus Südwürttemberg
Einschränkungen für die Fastnachtszeit Tübingen. Mit Rücksicht auf die Notlage weiter Bevölkerungskreise hat das Regierungspräsidium Südwürttemberg-Hohenzollern für die Fastnachtszeit verschiedene einschränkende Bestimmungen erlassen. So dürfen für Fastnachtsveranstaltungen vor dem 17 Januar keine Tanzerlaubnis und keine Genehmigungen zum Musizieren gegeben werden. Von einer Verlängerung oder Aufhebung der Polizeistunde ist nach Möglichkeit abzusehen. Die Behörden sind angewiesen worden. während der Fastnachtszeit allen Auswüchsen entgegenzutreten und der Beachtung des Gesetzes zum Schutze der Jugend in öffentlichen Lokalen erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.
Wegen einer Nadel tödlich verunglückt Ebingen. Ein 17jähriger Volontär, der in einer Onstmettinger Trikotwarenfabrik als Wir-
Badf ba# wuebe betid)tet
jetzt auf die zwei bereits in unserer Samstagausgabe gemeldeten. Über die Ursache der Epidemie ist immer noch nichts Sicheres bekannt. Der Leiter des Staatlichen Gesundheitsamts in Nürtingen, Medizinalrat Dr. D e n g 1 e r, sagte, aus dem bisherigen Verlauf de: Epidemie lasse sich fraglos schließen, daß irgendein Grundnahrungsmittel Anfang Dezember irgendwie mit Typhuserregern verunreinigt gewesen sein müsse. Außerordentlich verdächtig seien Milch oder Milchprodukte, wenn auch der Beweis dafür noch nicht vorliege.
Da die Krankheitsorte so weit zerstreut sind, ist kaum anzunehmen, daß eine einzige Infektionsquelle besteht auf die alle Erkrankungen zurückzuführen wären. In zahlreichen Fällen ist jedenfalls festgestellt worden, daß die Kranken oder ihre Angehörigen in den letzten Wochen nicht in Stuttgart gewesen sind und sich deshalb dort auch nicht angesteckt haben können.
ker arbeitete, wollte am Freitag eine Maschinennadel suchen, die auf ein Wellblechdach gefallen war Dabei brach das Wellblechdach ein. so daß der Junge vier Meter tief auf den Betonboden stürzte. Wenige Stunden später starb der auf so eigenartige Weise Verunglückte an einem Schädelbasisbruch im Ebinger Krankenhaus.
Pkw prallt auf Omnibus
T* *ttnang. Da an einem Hinterrad die Schneeketten rissen, geriet ein Bundesbahnomnibus auf einer Leerfahrt zwischen Meckenbeuren und Hohenreute ins Schleudern und stellte sich quer zur Straße Ein aus Richtung Ravensburg kommender Geschäftsmann fuhr in voller Fahrt mit seinem Pkw auf den Omnibus auf. wobei er lebensgefährliche Verletzungen erlitt, während das Personal des Bahnomnibus unverletzt blieb.
Aus Nordwürttemberg
Die neue Verwaltungsakademie
Stuttgart. Die neue württembergische Verwal- tungs- und Wirtschaftsakademie in Stuttgart, die die Nachfolge der 1927 gegründeten württember- gischen Verwaltungsakademie mit vergrößertem Aufgabengebiet antritt, wird am 20. Januar eröffnet. Im Mittelpunkt des Festakts steht ein Referat des Präsidenten der Akademie, des badisch- württembergischen Finanzministers Dr. Frank, über Gegenwartsfragen des Berufsbeamtentums. Die Studienleitung hat der Heidelberger Staatsrechtler Prof. Gönnenwein, der als DVP/ FDP-Abgeordneter der Verfassunggebenden Landesversammlung angehört Die neue Akademie dient der allgemeinen und beruflichen Fortbildung der Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes.
Schärfere Kontrolle des Straßenverkehrs
Stuttgart. Das Innenministerium hat die Regierungspräsidenten angewiesen, den Straßenverkehr im Januar besonders scharf kontrollieren zu lassen. Vor allem sollen das Verhalten der Fußgänger auf der Fahrbahn sowie die Beschaffenheit und Beleuchtung der Kraftfahrzeugkennzeichen überwacht werden. Das Innenministerium macht darauf aufmerksam, daß der Schlechte Zustand der Kennzeichen die Flucht eines Kraftfahrers nach einem Unfall erheblich erleichtere. Gerade die Fälle von Fahrerflucht hätten in der letzten Zeit stark zugenommen.
Sturm auf die Wintersportgeschäfte
Eßlingen. Die seit Neujahr anhaltende Schneedecke hat den Schurwald um Eßlingen in ein Winterparadies verwandelt. Seit Jahren zum erstenmal sind die Wintersportgeschäfte der Stadt nicht mehr in der Lage, die Käuferwünsche zu befriedigen. Es fehlt vor allem an Schneeschuhen in billigeren Preislagen. Bei einer Eß- ilnger Skifabrik sprechen täglich Scharen von Skieinkäufem, zum Teil sogar aus München, Karlsruhe und Nürnberg, vor. Sie alle können aber zunächst nur einen Teil der verlangten Ware erhalten.
Kurze Umschau
Aus der falschen Flasche trank dieser Tage ein 40 Jahre alter Mann aus Emmendingen. Sie enthielt ein Schädlingsbekämpfungsmittel, an dem er kurze Zeit darauf starb
Ein 40 cm langer Schienenbrach wurde durch die Aufmerksamkeit von Bahnarbeitern am Freitagmorgen kurz vor dem Bahnhof Winnenden entdeckt. Die Strecke Backnang—Waiblingen wurde daraufhin sofort gesperrt und die Reisenden mit Omnibussen weiterbefördert.
Der Aussichtsturm Schwärmer Warte, Kreis Calw, wird nach einem Beschluß der Generalversammlung des Schwarzwaldvereins noch in diesem Jahr wieder auf gebaut.
Ein 42jähriger Heiratsschwindler, der sich mehrfach als Arzt ausgegeben hatte, konnte von der Stuttgarter Kriminalpolizei festgenommen werden.
Zwei jugendliche Einbrecher von noch nicht ganz 18 Jahren wurden von der Lörracher Kriminalpolizei verhaftet. Sie waren an Weihnachten in ein Gasthaus in Basel eingebrochen, wobei ihnen Zigaretten und Schokolade im Wert von 70 Schweizer Franken in die Hände fielen.
Eine eindringliche Erziehungsmethode hat sich ein Lehrer in einer Gemeinde des Kreises Pforzheim ausgedacht. Er lud sechs- bis zwölfjährige Schüler, die zum Teil schon dem Laster des Rauchens fröhnten, zu einer Art Tabakskollegium ein und gab ihnen die stärksten Stumpen zu rauchen. Am Ende war den Jungen so sterbenseiend, daß sie nach Ansicht des Lehrers auf lange Zelt geheilt sind.
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In einer kleinen süddeutschen Stadt bemühte sich ein Kraftfahrer eifrig, aber vergeblich, seine nagelneue Lambretta, die plötzlich auf der Straße stehengeblieben war, wieder in Gang zu bringen. Offensichtlich war er ein blutiger Anfänger und noch nicht mit den wichtigsten Handgriffen vertraut. Ein zwölfjähriger Junge sah ihm belustigt zu, bot ihm schließlich seine Hilfe an und hatte die Lambretta in kürzester Frist wieder in Ordnung. Der Fahrer bedankte
sich und fragte den Jungen, warum er heute nicht in der Schule sei. Verlegen antwortete er: „Mich kann man heute in der Schule nicht brauchen, der Schulrat wird nämlich erwartet, und ich bin der Dümmste in der Klasse.“ Der fremde Herr war zunächst perplex, gab dem Jungen dann einen Groschen und brauste mit seiner Lambretta davon. Er war ... der Schulrat.
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In ein Villinger Juweliergeschäft kam ein unbekannter Mann, um eine Uhr zu kaufen. Die vorgelegten Uhren schienen ihm aber nicht zu gefallen. So verlangte er von der Ladeninhaberin eine Uhr aus dem Schaufenster. Die aufmerksame Frau beobachtete aber, utie sieh der junge Mann eine der Uhren auf dem Ladentisch einstecken wollte. Sofort schloß sie die Ladentür ab und verlangte unerschrocken die Herausgabe.der Uhr. Vor einer so energischen Frau untßte sich der Dieb nicht zu helfen, legte die Uhr auf den Tisch und verschwand unversehens.
45 000 — 50 000 neue Wohnungen
Freiburg. Innenminister Ulrich erklärte am Samstag vor Pressevertretern in Freiburg, es sei zu hoffen, daß im Baujahr 1953 etwa 45 000 bt» 50 000 Wohnungen in Baden-Württemberg gebaut werden könnten. Im Vorjahr seien 63 000 Wohneinheiten errichtet worden. Aus Bundesmitteln stünden dem Land für 1953 für das allgemeine Bauprogramm 37.5 Millionen und aus der Wohn- raumhilfe des Lastenausgleichs 27 Millionen DM zur Verfügung. Aus Landesmitteln sei ein Betrag von 60 Millionen DM gegenüber 51,5 Millionen im letzten Jahr vorgesehen. Mit diesen 124.5 Millionen DM könnten etwa 24 000 Wohnungen mit einem Darlehenssatz von 7500 DM je Wohnung finanziert werden.
Neben diesem mit staatlichen Mitteln geförderten Programm werde ein umfangreiches private* Bauprogramm von mindestens 15 000 bis 18 000 Wohnungen einhergehen Für ein Bauprogramm zugunsten der Umsiedler habe Baden-Württemberg zunächst 54 Millionen DM zugewiesen erhalten. Weitere 27 Millionen DM stünden in Aussicht.
Ulrich teilte mit. daß in Südwestdeutschland noch 400 000 Wohnungen fehlen, für deren Bau man etwa zehn Jahre benötigen werde Im Krieg seien 250 000 Wohnungen zerstört worden, wodurch eine Million Menschen ihre Wohnstätten verloren habe. Außerdem seien noch 1,5 Millionen Flüchtlinge und Heimatvertriebene hinzugekommen. Der Bau von 300 000 Wohnungen nach dem Krieg habe den großen Bedarf bei weitem noch nicht decken können.
Aus Baden
Beim 13. Mal flogen sie auf Konstanz. Das Schöffengericht Konstanz verurteilte am Freitag drei Männer im Alter von 22, 23 und 47 Jahren wegen Kaffeeschmuggels zu insgesamt 23 Monaten Gefängnis und einer Wertersatzstrafe von 870 000 DM. Die drei Schmuggler hatten in 12 Fahrten mit einem Lkw 24 000 kg Kaffee aus der Schweiz nach Deutschland geschmuggelt. Beim 13. Unternehmen wurden sie am Emmishofer Zoll mit 2800 kg Kaffee gefaßt. Als Bestimmungsort ihrer Schmuggelware gaben die Festgenommenen die berüchtigte Mohlstraße in München an.
Voller Omnibus gerammt Waldshut. Auf der vereisten Wutachtalstraße zwischen H o r h e i m und Wutöschingen wurde am Samstagmittag ein Omnibus mit 40 Arbeitern aus der Spinnerei Lauffenmühle in Tiengen in einer unübersichtlichen Kurve vom Anhänger eines entgegenkommenden Fernlastzugs gerammt. Zahlreiche Insassen des Omnibus erlitten, vor allem durch Glassplitter, teils leichte, teils schwere Verletzungen. Die Schwsr- veretzten wurden ins Krankenhaus Stühlin >en gebracht. Die S'raße war mehrere Stunden gesperrt. Nach den polizeilichen Ermittlungen hatten beide Fahrer ihre Geschwindigkeit nicht den herrschenden schlechten Verhältnissen angepaßt.
Wie wird das Wetter?
Aussichten bis Dienstagabend: Vorübergehend ruhiges, teilweise heiteres Wetter; in Tälern zeitweise Nebel. Zunehmender Frost, während der Nacht Temperaturen zwischen minus 8 und 10 Grad, tagsüber nahe 0 Grad.
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