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^ROMAN von HEINRICH CARTER.

Copyright by Hamann-Meyerpress durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden

(1. FortSexZUiiä;

1. Kapitel

Ich bin zweiundzwanzig geworden, sagte Daniela.

Ausgezeichnet! Dann gibt es keine Sche­rereien. mit Eltern oder Vormund. Sie sind mündig und können reisen, wohin Sie wol­len

Natürlich! nickte Daniela, sie wagte nicht, sich das Gesicht von Tante Lo vorzustellen, wenn die erfahren würde, daß ihre Pflege­tochter eine Reise nach Bagdad vorhatte. Wo lag übrigens Bagdad? Sie hatte, offen gestan­den, nur eine dunkle Vorstellung davon. Aber wenn B. W. gesagt hätte, sie solle an einer Expedition zum Mars teilnehmen, so hätte sie mit derselben Selbstverständlichkeit ein­gewilligt.

Also: von jetzt ab sind Sie Louetta Pris- sons. Der einzige Grund, weshalb ich von Louetta keine Konventionalstrafe wegen Ver- tr- ibruchs verlangte, war der, daß sie ein- v. gte, sich unsichtbar zu machen. Sie über-

b. Ihnen ihre Wohnung und alles, was da­zu gehört. Denn die Abreise unserer Film­expedition wird für die Wochenschau gedreht werden. Sie sind verlobt..

Nein, ich bin nicht verlobt, warf Daniela ein.

B. W. schüttelte resigniert den Kopf.

Kind, Sie haben anscheinend noch immer nicht begriffen: Louetta Prissons ist doch ver­lobt mit Rob Dayton, folglich sind Sie von jetzt an mit Rob Dayton verlobt. Sie werden ihn nachher kennenlernen. Morgen abend ist ein großer Empfang bei Louetta; Presse, So­ciety, Filmleute. Abschiedsfest vor dem Start, da haben Sie zum erstenmal Ihre Rolle zu spielen. Und nun noch einmal meine Bedin­gung: absolutes Stillschweigen über Ihren wahren Namen und Ihre Persönlichkeit! Nur ein paar Eingeweihte wissen Bescheid.

Und - mein Verlobter? Ich meine Louettas Verlobter, Rob Dayton?

Er kennt natürlich auch seine Rolle. Aber ein bißchen Komödie müssen Sie schon vor den Leuten spielen. Louettas Verlobung mit Rob Dayton ist in der Presse groß aufgemacht worden: berühmte Filmdiva verlobt sich mit unbdkanntem jungen Arzt... So etwas haben die Leute gern. Dayton kommt mit nach dem Irak. Ihn interessiert die Sache wissenschaft­lich. Louetta hat ihn beurlaubt, in drei Mo­naten werden wir wieder zurück sein. Und nun, mein Kind, überlasse ich Sie zuerst ein­mal Monsieur Antoine, er wird Sie äußerlich in Louetta Prissons umformen. Antoine ist ein Zauberer ...

Antoine war wirklich ein Zauberer. Da­niela schaute entgeistert in den Spiegel. Mon­sieur Antoine, Hollywoods berühmtester Mas­kenbildner, nickte zufrieden. Daniela Simpson war verschwunden vor dem Spiegel saß Louetta Prissons. Eine schönere, jüngere Louetta, ein klein wenig zarter und bleicher im Gesicht als die wirkliche, und die Augen unerfahrener und nicht so wissend, aber sonst ich diese Louetta der echten wie ein Tau- opfen dem anderen.

Zufrieden?

Daniela nickte. Sie fand keine Worte mehr. Es war beinah zuviel, was auf sie eingestürmt war in diesen letzten Stunden.

B. W. erwartet Sie in seinem Zimmer.

Sie gingen durch den langen Korridor des Direktionsgebäudes zurück. Daniela trug noch ihr einfaches schwarzes Schneider-Kostüm, das ihre weiche, biegsame Gestalt besonders vorteilhaft hervorhob. Die kleine schwarze Baskenmütze aus weichem Wildleder saß wie ein Schönheitspflästerchen auf dem Silber- mond des Haares.

Louetta Prissons, flüsterte eine Sekretärin der anderen zu, als sie vorbeikam. Es lag ungeheuere Bewunderung in den Blicken der beiden Mädchen.

Bitte, warten Sie hier, sagte B.s Sekre­tärin und ließ Daniela allein. Sie sank in einen Sessel und schloß einen Moment die Augen. Sie hörte nicht, wie die Türe sich leise öffnete, erst als sich zwei Arme um sie schlangen und ein Mund sich heiß und wer­bend auf ihren preßte, kam sie zu sich.

..Was fällt Ihnen ein sind Sie wahnsinnig geworden?

Sie kämpfte wild, um frei zu kommen.

Aber Louetta, Liebling . . .

Fester umschlossen sie die Arme, wieder suchten die Lippen die ihrigen. Das herbe, schöngeschnittene Männergesicht beugte sich über sie, die dunklen Augen leuchteten, dann fuhr ein Lächeln über das ernste Gesicht.

Liebling hab ich dich erschreckt, hast du geträumt?

Lassen Sie mich los sofort! Wer sind Sie eigentlich?

Der Mann trat einen Schritt zurück. Gren­zenloses Staunen malte sich in seinen Zügen. Doch dann lachte er auf, ein befreiendes, jungenhaftes Lachen. Unwillkürlich mußte Daniela einstimmen.

Verzeihen Sie aber, so etwas ist doch beinahe unmöglich! Sie sind Louetta und sind es auch wieder nicht! Uebrigens: Rob Dayton! Ich sollte Louetta hier abholen, so sagte man mir wenigstens. Aber wahrschein­lich ist das einer von Wynands geschmack­losen Witzen.

Wynands?

Ja, Regisseur Benno Wynands, B. W. sagt man wohl im allgemeinen. Doch nun bin ich schon im Bilde: Sie sind Louettas Double! Und wir beide müssen Komödie miteinander spielen . .

B. W. kam herein. Er lachte dröhnend.Na, hereingefallen? Nehmen Sie es mir nicht übel, Rob und Sie auch nicht, Miss Daniela! Ich bin überglücklich. Wenn selbst das Auge der Liebe sich täuschen läßt, dann tun Antoine ein Meisterwerk vollbracht. Geht nun, Kin­der, und spielt eure Rolle gut!"

Sie stiegen in den wartende*- Wagen. u,s war Louetta Prissons bekannter kanarien­gelber Rolla Royce

B. W. sah den beiden nach. Er runzelte die Stirn, er wollte einen unangenehmen Ge­danken beiseite schieben, aber es gelang ihm nicht so ganz.

Es blieb mir nichts anderes üiuig mur­melte er leise vor sich hinaußerdem ist die ganze Sache Unsinn, ich werde schon auf Da­niela aufpassen . ,

Er hatte Daniela Simpson den wahren Grund verschwiegen, aus dem Louetta Pris­sons nicht mit nach dem Irak wollte. Er hatte ihr nicht gesagt, daß seit dem Tage, an dem es bekannt geworden war, daß er den Film Das Geheimnis der Oase Zibeth in Vorder­asien drehen wollte, von allen Seiten geheim­nisvolle Warnungen auf ihn eingeströmt wa­ren. Und nicht nur auf ihn, sondern auch auf Louetta Prissons. Er wußte nicht, woher diese Warnungen kamen, die Briefe waren unter­zeichnet mitDie Brüder des Silbernen Mon­des. Eine Arabersekte anscheinend, die sich dagegen wehrte, daß man in ihrem Vater­land filmen wollte. Er wußte, daß gerade dort, wohin er reisen wollte, Stämme lebten, die nur selten mit Europäern zusammen­kamen, und daß dort im Irak irgendwo eine geheimnisvolle Oase lag, die von den Ein­geborenen als National-Heiligtum betrachtet wurde. Der mächtige Scheich Sidi Ben Sigma herrschte über diese Landstrecke, und von ihm schien auch dieses Verbot auszugehen.

Sidi Ben Sigma lag stets in Streitigkeiten mit den englischen Behörden, er war das geheime Haupt einer arabischen Aufruhr­bewegung. Das alles hatte B. W. in Erfahrung gebracht, aber was ging es ihn an? Er küm­merte sich ja nicht um Politik, ihn interes­sierten nur die Volkstypen, die Landschaft, das Milieu. Aber für Louetta waren die Droh­briefe derBrüder des Silbernen Mondes zu viel geworden. Angenehm ist es ja nicht, wenn man liest:. . . jede weiße Frau, die in die Nähe der Oase kommt, wird getötet. Es läuft einem kalt über den Rücken, wenn man sidi so etwas vorstellt, aber andererseits wollte sich B. W. nicht davon beeinflussen lasssen. Vielleicht existierten dieBrüder des Silbernen Mondes überhaupt nicht . . .

Aber B. W. wußte innerlich genau, daß sie existierten, und er war gewillt, den Kampf mit ihnen aufzunehmen. Scheich Sidi Ben Sigma würde in ihm einen Gegner finden, der auch seine Waffen zu führen wußte!

Nein, er sah sich nicht veranlaßt, Daniela aufzuklären. Er würde alle Vorsichtsmaß­regeln treffen. Die Hauptsache war, daß sein Film eine Sensation wurde, und er hatte das feste Gefühl, daß er dieses Ziel erreichen würde. Roger Rytlander in der Rolle des jungen Scheichs Ahmed war hervorragend, obwohl es ihm nichts schaden konnte, wenn er noch ein paai Studien an Ort und Stelle machte. Roger war ehrgeizig. Ihm war es nur recht, daß Louetta sich durch ein Double bei den Aufnahmen im Irak vertreten ließ. D .in konnte sie ihm wenigstens nichtdas Bil<- stehlen, wie man in der Filmsprache sagt, sondern er würde die Hauptperson aller Szenen sein. Mit Roger hatte man keine Schwierigkeiten . .

B. W. zündete sich eine neu, Zigarre an. Er war zufrieden, äußerst zufrieden. Diese Daniela war ein Fund, gerade das, was er gebraucht hatte: jung, schön und unerfah­ren! Sie hatte nicht die geringste Veranlas­sung, den Kontrakt zu brechen, den er mit ihr abgeschlossen hatte und dessen erster Paragraph lautete:Absolute Diskretion! Und wenn schließlich irgend etwas passierte wenn man Daniela entführte, wenn di« Brüder vom Silbernen Mond ernst machten und der weißen Frau nach dem Leben trach­teten? Welch eine Sensation, welch eine Re­klame für den Film! Es sah im Geiste schon die Zeitungsüberschriften:Louetta Prissons von Araberstämmen entführt! oderLou­etta Prissons in der Wüste verschwunden". Ja, das würde eine unermeßliche Reklame für den Film bedeuten. Louetta selbst würde ja nicht in Gefahr sein, sie würde auftauchen, wenn er, B. V/., es für richtig hielt! Und Da­niela? Nun, man würde sie nicht im Stich lassen! Alles würde sich ordnen . . .

Eigentlich war B. W. der Sekte derBrü­der des Silbernen Mondes ein bißchen dank­bar. Sie gab ihm nämlich die Jllusion für diesen Film, die ihm nötig wa:

Das also war Hollywood, das liebenswür­dige, berauschende Hollywood. Das war die Lichterstadt, die einen in die Arme nahm und liebkoste. Nichts mehr von Grausamkeit, nichts mehr von Kälte. Nim war sie Louetta Prissons, Filmstar, anerkannt und bewundert. Nun lebte sie, Daniela Simpson, in einer Villa, die einem Traum glich. Seltsam, wie schnell sich der Mensch umstellen kann!

Daniela sah sich in dem großen Badezimmer um. Die Wanne, gebaut wie eine rosenfarbene Muschel, deren Wasser mit Hilfe von duften­den Kristallen smaragdgrün gefärbt war, stand in einer Nische. Vor dem riesigen Kristall­spiegel lag ein Teppich aus seidenweichen, weißen Federn, etwas, was Daniela noch, nie gesehen hatte. Sie zog Schuhe und Strümpfe aus und glitt mit nackten Fußsohlen auf die­sen seltsamen Teppich. Es war wie eine Lieb­kosung. Sie schaltete alles Licht ein. Die Zofe, die ihr helfen wollte, hatte sie fortgeschickt, sie mochte nicht gern bedient werden, wenn sie sich umkleidete. Ein fraisfarbener, flau­schiger Bademantel hing über der Wärme­einrichtung. Einen Moment lang dachte Da­niela an den Duschraum in Mrs. Moonies Pensionat: feuchte Handtücher. Wasserdampf, der sich einem beklemmend auf die Brust legte, ein ungeduldiges Pochen an der Tür. ob man noch nicht bald fertig sei. Und hier?

Als sic sich in das smaragdgrün«' Wasse gleiten lie. und den feinen, herbsüßen Duft des Badesalzes spürte, mußte sie lächeln. Bado­salz war ein Luxus, den wohl die meisten Bewohner von Chilowa in Kansas nur aus Romanen und FUmen kannten. In kindliche, Freude warf sic noch eine Handvoll grüne** Kristalle ins Wasser. Sie schloß die Aueen

zum erstenmal an diesem ereignisreichen Tag und fühlte so etwas wie Entspannung.

Ein elfenbeinfarbener kleiner Kasten, der neben der Wanne auf einem niedrigen Tisch­chen stand, erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie tippte mit dem Finger auf einen hervorsprin­genden Knopf, ein winziges Lämpchen leuch­tete auf, und in der nächsten Sekunde erfüllte eine süße Melodie den Raum. Eine raffinierte Lautsprechereinrichtung. Louetta Prissons ver­stand zu leben, das mußte man sagen. Das große Haus in holländischem Kolonialstil lag in einem wundervollen Garten. Kein unbe­rufenes Auge hatte Einblick. Ein großes Schwimmbassin, zwei Tennisplätze, eine Mi­niaturgolfbahn gehörten dazu. Die vierzehn Räume der Villa waren mit allem erdenklichen Luxus eingerichtet. Im Parterre lag ein Zim­mer, das man mit wenigen Handgriffen in ein Privat-Kino umwandeln konnte, ein Vorfüh­rungsraum mit den modernsten Einrichtungen. Und dann die Ankleideräume! Es waren meh­rere, ein einziges Zimmer reichte nicht aus für Louettas Kleider. Das Kostbarste war wohl die Parfümsammlung in dem Ebenholzschrein. Ueber fünfzig kleine, geschliffene Kristall­flaschen! Daniela liebte Parfüms, sie waren für sie der Hauch der großen fernen Welt, nach der man sich sehnte. Sie liebte es, diese kühlen, fein geschliffenen Flaschen in der Hand zu halten, sich an dem raffinierten Duft zu erfreuen Das hatte sie gemeinsam mit Louetta allerdings waren bisher für sie diese Parfümflaschen nur Wunschträume ge­wesen, doch jetzt durfte sie sie für eine kurze Zeit Wirklichkeit werden lassen

Sie legte den Bademantel um die Schultern und ging auf bloßen Füßen in das Schlafzim­mer hinüber. Auf dem Divan lag das Abend­kleid ausgebreitet: ein orchideenfarbenes Chif­fongewand mit einem kurzen, goldschimmern­den Brokatjäckchen. Eine edel geschliffene, lilafarbene, lange Kette aus Amethysten mit passenden Ohrclips gehörte dazu

Es klopfte. Das Mulattenmädchen Suleika, das sich als Kammerjungfer vorgestellt hatte, brachte einen Cellophankarton mit zwei fri­schen Orchideen.

Mr. Dayton kommt in einer Stunde . . .

Daniela lächelte. Sie mußte sich ja erst daran gewöhnen, daß sie einen Bräutigam hatte, der ihr Blumen schickte. Sie betrachtete sein Bild mit dem breiten silbernen Rahmen, das auf Louettas Nachttisch stand. Ja, Rob Dayton sah gut aus, sie konnte verstehen, daß Louetta sich in ihn verliebt hatte. Er war groß und breitschultrig, und sein dunkles Haar fiel in die hohe, intelligente Stirn. Der Mund war herb und männlich, und die beiden scharfen Falten d._ den Mundwinkeln zeugten davon, daß das Leben für Rob Dayton nicht immer leicht gewesen war. Die dunklen Augen waren für eint-i Mann vielleicht ein klein wenig zu weich und träumend. Doch was geht es mich an? dachte Daniela, während sie mit Suleilcas Hilfe das Kleid überstreifte. Ich bin ja kon­traktlich nicht verpflichtet, mich in Rob Day­ton zu verlieben!

Ein Herr fragt nach Miss Prissons. Er war schon heute Nachmittag hier und ließ sich nicht abweisen. Ich sagt«*, daß Miss Prissons nicht da .ei, und er erklärte, daß er wieder­käme. Und nun ist er da, er wartet im grünen Salon.

Ein cx-rri ,,. will erc Suleika zuckte die Achseln.Miss Prissons bekommt so viel Besuch . .'

Daniela überlegte aber wahrscheinlich ge­hörte esch zu ihren Verpflichtungen, daß sie nun die Besuche von Louetta empfing. Schaden eonnte es nichts, außerdem mußte sie sich ja auch ein bißchen in ihrer RcJle üben, denn morgen war der Presseempfang und das Abschiedsfest.

Ich komme, sagte Daniela und fuhr noch einmal mit der Puderquaste über ihr Gesicht.

Der Mann, der sich aus dem tiefen Leder­sessel erhob und auf sie zuschritt, hatte etwas Lauerndes im Blick. Er war tadellos gekleidet, trug einen dunklen Besuchsanzug mit einer perlgrauen Weste. In dem schwarzen Schlips steckte eine auffallende Nadel: ein Halbmond aus Similisteinen. Unwillkürlich blieb Danielas Blick an dieser Nadel hängen, denn sie hatte ein unendlich feines Gefühl für Geschmack­losigkeiten. Ihr Ton war kühl, als sie jetzt fragte:

Was wünschen Sie?' Der Fremde verbeugte sich zeremoniell und feierlich. Er ist kein Amerikaner, dachte Daniela Sie sah forschend die mageren Züge des Mannes an. Ihr Blick glitt über das graue, leicht gewellte Haar und heftete sich an eine kleine Narbe, die sich vom rechten Mundwinkel zum Kinn zog. Wie eine Schlange sieht da* aus, eine kleine, häßliche rote Schlange

Der Mann spicu mit tiefer, kehliger Stimme

Haben Sie meinen Vorschlag erwogen, Miss Prissons?

Daniela uuex s ,e Ler - remdc

durfte nicht merken, daß sie nicht Louetta war, auf der anderen SeiU hatte sie jedoch keine Ahnung von dem Vorschlag, der Louetta gemacht worden war. Sie mußte Zeit gewinnen.

Ja, sagte Daniela,ich habe mir Ihren Vorschlag überlegt.

Und zu welchen, Resultat miu oit gekom- men, Miss Prisson.?

Wieder klang die ötinnue uai-i md kehlig englisch konnte nicht die Muttersprache des Fremden sein.

Instinktiv sagu ucux.eia.

Ich nehme Ihren Vorschlag nicht an. Die Sache interessiert mich nicht!

Sie wollte nichts mit diesen. Mann zu tun haben. Wahrscheinlich wollte ei Irgend etwas verkaufen.

Der Fremde kam einen Schritt näher Seine dunklen Augen flammten, seine Haltung wurde beinahe drohend.

- ...., ---x**-' uocu nod)

einmal zu erwägen! Wenn Sie nein sagen. Miss Prissons, dann haben Sie sich die Folgen se'bst zuzuschreiben. Mein Auftraggeber ver­steht keinen Spaß. Wir machen unser Angebot zum letzten Male . . .

,.Ich will nicht! sagte sie fest.Verlassen Sie das Haus!" Sie wollte nach der Klingel greifen, doch der Fremde hob die Hand.

Ich gehe, Miss Prissons. Wir haben andere Mittel und Wege, unsere Wünsche durchzu­setzen. Hier sind Sie der Stärkere, aber im Irak sind wir es!

Im Irak?

Sie wissen, vvas ich meine. Ich brauche nicht weiter zu sprechen. Hüten Sie sich, Miss Pris­sons! Der silberne Mond leuchtet nicht für die Ungläubigen! Der Mond wird nicht den Weg weisen Wieder verneigte er sich. Er ist ver­rückt, dachte Daniela, wahrscheinlich will er ein Horoskop stellen mit Sonne, Mond und Sternen. Ich glaube nicht an diese Dinge. Wenn Louetta sich mit solchen Leuten ab­gibt, so ist das ihre Sache . . .

Sie wandte sich kurz ab und fühlte selbst, wie unhöflich sie war, aber schon als Kind hatte sie es nie verstanden, ihre Gefühle zu verbergen. Sie konntd nicht freundlich sein zu einem Menschen, der ihr unsympathisch war.

Kansas-Temperament nannte es Tante Lo und hatte es nach einigen vergeblichen Be­mühungen aufgegeben, ihre Pflegetochter in dieser Beziehung umzuwandeln.

Als Daniela aufschaute, war der Fremd« verschwunden. Sie blickte aus dem Fenster und sah ihn schnell den breiten Mittelweg de» Gartens entlang eilen. Sie wollte Bescheid geben, daß dieser Mann nicht mehr vorgelas­sen werden sollte. Nicht einmal seinen Namen hatte er genannt.

Als sie zur Tür ging, fiel ihr Bück auf eine Nadel, die auf dem Teppich lag. Sie hob sie auf. Es war die Schlipsnadel des Fremden mit dem silbernen Mond aus Similisteinen. Drei seltsame, verschlungene arabische Buch­staben waren auf einer kleinen Platte unter dem Mond eingraviert.

Suleika, schnell, rufen Sie den Fremden zurück! Er hat diese Nadel hier verloren...

Wenige Minuten später kam Suleika und meldete, daß sie den Mann nicht mehr hatte erreichen können. Er war verschwunden.

Daniela steckte die Nadel ein. Sie legte sie sogar sehr sorgfältig in das kleine Seiden­beutelchen, das sie immer bei sich trug, denn sie wollte sie nicht verlieren. Man durfte ja seine Antipathien nicht zu weit treiben. Wenn der Fremde die Nadel vermißte, würde er wiederkommen, und dann sollte er sie be­kommen

Aber der Fremde kam nicht wieder ...

Daniela sann über das seltsame Zeichen nach. Was bedeutete das alles? Hatte Louetta Prissons Beziehungen zu diesen geheimnisvol­len Dingen? Sie spürte instinktiv, hier droh­ten Gefahren

Z. Kapitel

Bagdad, Iraks Hauptstadt, die seltsamste Stadt des Nahen Ostens, die Stadt, in der sich Orient und Okzident in grotesker Form di« Hand reichen. Jahrtausende alte Karawanen­straßen, wo Kamelkarawanen den riesigen Touristenautobussen, die von Beirut kommen, ausweichen müssen, wechseln mit einer mo­dernen Pontonbrücke ab, die über den Tigriä führt, an dessen Ufern die Schiitenweiber in ihrer bunten Tracht die Wäsche waschen.

Bagdad, die Stadt des Harun al Raschid, und gleichzeitig die Stadt mod« 3 *-"-"- Fiesanz im Europäerviertel

Daniela schaute vom Balkon lrnes -..nners ImCarlton-Hotel auf das wirbelnde Treiben zu ihren Füßen. Der Negerkellner hatte die rotweiß gestreifte Somnenmarkise herabgelas­sen, denn die Strahlen des weißglühenden Ge­stirns waren unerbittlich. Der melodische Ruf eines Wasserträgers mischte sich mit dem Läuten der Glocken, die am Hals der Ziegen befestigt waren, die in kleinen Herden durch die Straßen getrieben und vor den Haustüren gemolken wurden. Ein sehr vereinfachtes Ver­fahren der Milchversorgung.

Danny, ich verstehe nicht, wie Sie es fer­tigbringen, bei dieser glühenden Hitze so frisch auszusehen!

B. W. fuhr sich mit einem seidenen Tuch über den Schädel, er schnaufte und schwitzte. Seine lebhaften dunklen Augen sa­hen bewundernd zu Daniela auf.

Danny, ich habe das Gefühl, daß Sie noch hübscher geworden sind Der Orient kleidet Sie, mein Kind!

Daniela lachte. Sie hatte sich an die etwas seltsame, burschikose Art des Regisseurs ge­wöhnt. Sie bewunderte seine unbändige Schaffensfreude und Energie, seinen künst­lerischen Blick und die Art, wie er mit den Leuten umging. Man hatte sich dahin geeinigt, sieDanny zu nennen. Das war neutral und bequem. Hier im Irak brauchte man die Farce, daß sie Louetta Prissons war, nicht mehr so streng aufrechtzuerhalten

Das amerikanische Pubükum war weit, und die List war geglückt. Keiner hatte gemerkt, daß es nicht Louetta Prissons war, die das Flugzeug besteig, um zu den Außenaufnah­men des FilmesDas Geheimnis der Oase Zi­beth zu fliegen. Rob Dayton hatte ihr sehr geholfen. Einmal, als es beinahe bei dem gro­ßen Abschiedsfest in Hollywood schiefgegan­gen wäre, weil sie sich nicht erinnern konnte, mit dem Reporter derDaily Service eine Verabredung getroffen zu haben, hatte Bob im letzten Augenblick gewandt diese Klippe umgangen. Er war ein guter Kamerad, rücksichtsvoll und aufmerksam. Er hielt die Grenzen inne, die sie ihm gezogen hatte.

Denken Sie immer daran, Rob, daß wir ja nur zum Schein miteinander verlobt sind , hatte sie gesagt, und dieses Abkommen hielt Rob Dayton. Tagelang sah sie ihn überhaupt nicht, und das war ihr lieb so. Denn sie är­gerte sich über sich selbst. Sobald Rob Dayton auftauchte, sobald sie seine tiefe, weiche Stimme hörte und seine hohe schlanke Ge­stalt sah, begann ihr Herz schneller zu schla­gen. Sie nannte das sentimental und wehrte sich mit allen Kräften dagegen Denn von a ?T len Männern, denen sie begegnete, war R° Dayton der letzte, in den sie sich verlieben durfte. Er gehörte Louetta Prissons, una Daniela respektierte dies in jeder Sekunde.

(Fortsetzung folgt)