IVialan Deugt sich

JOHANNISBURG. Die Regierung Malan hat sich dem Spruch des südafrikanischen Appellationsgerichtes gebeugt, daß das von ihx eingesetzteOberste Parlamentsgericht ebenso verfassungswidrig ist wie das von diesem Gericht gebilligte Gesetz über ge­trennte Wahllisten für Mischlinge Nach dem Gesetz hätten die Farbigen in der Südafrika­nischen Union bei den Parlamentswahlen in sechs Monaten nur für vier bestimmte weiße Kandidaten stimmen dürfen

Grabenkämpfe

SEOUL. In siebenstündigem Nahkampf ha­ben südkoreanische Infanteristen bei strömen­dem Regen am Freitagvormittag die wichtige Scharfschützenhöhe im Mittelabschnitt zum 15 Male in einem Monat zurückerobert, die chine­sische Truppen erst wenige Stunden zuvor ge­stürmt hatten. Mittags leisteten nur noch einige fanatische Kommunisten in umgangenen Stel­lungsteilen letzten Widerstand.

Franzosen halten sich

HANOI. Französische Streitkräfte haben am Freitagmorgen, unterstützt durch Bomberver­bände einen schweren Angriff der Kommuni­sten gegen die Stadt Phat Diem, im Delta des Roten Flusses, 120 Kilometer südöstlich von Hanoi, zurückgeschlagen. Zur gleichen Zeit ha­ben Panzereinheiten der Franzosen die letzte Versorgungsstraße für die Rebellen auf dem Westufer des Schwarzen Flusses unterbrochen Sie eroberten in Nordwest-Indochina, zwischen dem Oberlauf des Roten Flusses und demKla- ren-Fluß, den Ort Phu Yen, 130 Kilometer vor Hanoi.

An Investitionen interess ert

DÜSSELDORF. Der amerikanische Handels­minister Charles Sawyer erklärte gestern auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf, die amerikanischen Geschäftsleute seien trotz al­ler Schwierigkeiten daran interessiert, Kapi­tal in der Bundesrepublik zu investieren.

Ich glaube nicht, daß Investitionen in West­deutschland ein größeres politisches Risiko als in anderen Staaten des Kontinents bedeuten würden Sawyer, der gegenwärtig mit einer sechsköpfigen Delegation die westeuropäischen Wirtschaftsverhältnisse studiert, gab in die­sem Zusammenhang bekannt, seine Kommis­sion werde Empfehlungen über Kapital Inve­stierungen in der Bundesrepublik ausarbeiten.

Gesamtdeutscher Block (BHE)

BONN. Der geschäftsführende Bundesvor­stand des BHE beschloß gestern auf einer Sit­zung in Königswinter, von jetzt an den Na­menGesamtdeutscher Blöde (BHE) zu füh­ren und unter dieser Bezeichnung in den Bun­destagswahlkampf zu gehen.

V er iassungsai beit

th. STUTTGART. Die in der letzten Zeit fühl­bar gewordene Kritik dem langsamen Voran­schreiten der Verfassui Ksarbeit hat anscheinend ihre Wirkung nicht verfehlt. War man sonst in einer Sitzung über zwei Artikel kaum hinausge­kommen, so waren es gestern zehn, über die eine rasche Einigung erzielt werden konnte. Das freilich war nur möglich, weil sich die vorlie­genden Entwürfe über den AbschnittFinanz­wesen kaum unterscheiden. Neu in den Entwurf auf genommen wurde folgender Satz:Der Land­tag kann durch besonderes Gesetz beschließen, daß der Haushaltsplan für die Zeit von zwei Jahren aufgestellt wird.

Schwieriger gestalteten sich die Beratungen über den Abschnitt der Verwaltung. Die Verän­derung des Gebietes von Gemeinden soll durch Gesetz oder durch Vereinbarungen der beteilig­ten Gemeinden, dann aber nur mit staatlicher Genehmigung, möglich sein Dem Wunsche der CDU nach einer Mitwirkung der Bevölkerung bei der Entscheidung wurde insofern Rechnung getragen, als hinzugefügt wurde, daß vor Erlaß eines solchen Gesetzes die Bevölkerung der un­mittelbar getroffenen Gebiete gehört werden kann".

Papagos bedroht König Pauis Stellung

Unwillen über amerikanische Taktlosigkeiten / Griechenland wählt morgen

Von unserem Nahostkor

ATHEN. Die antiamerikanische Welle in Griechenland ist im Ansteigen. Das BlattEl- liniki Imera. das dem an der Regierung be­teiligten Sofokies V e n i z e 1 o s nahesteht, hat einen heftigen Angriff seines Journalisten V e n d i r i s gegen dieamerikanischen Me­thoden gestartet. In dem Leitartikel, der den TitelWir tragen keinen Ring durch die Nase trägt, wird den Amerikanern beschei­nigt, daß sie an Taktlosigkeit nicht zu über­bieten sind. Es wird gebeten, sich nach farbi­gem Volk in den USA selbst umzusehen.

Diese Explosion war vorauszusehen, da die Mißbilligung des amerikanischen Verhaltens nunmehr auch auf dem letzten Bauernhof offiziell geworden ist. Griechenland ist arm, die USA sind reich und geben ab. 20 Prozent ihrer Hilfeleistungen fließen Nieder als Un­terhaltungskosten an die etwa 2500 amerikani­schen Beamten zurück Diese Beamten führen ein derart luxuriöses Leben, daß es dauernd der öffentlichen Kritik ausgesetzt ist. Ein grie­chischer Minister erhält heute in Drachmen höchstens ein Gehalt von 300 Dollar, ameri­kanische führende Beamte dagegen kommen auf das Siebenfache! Die Öffentlichkeit kriti­siert heftig, daß die zollfrei eingeführten Ge­genstände des persönlichen Bedarfes, zu dem auch Autos gehören, dann in einigen Fällen auf dem griechischen Markt erschienen.

Der Ton der Amerikaner ist alles andere als höflich-diplomatisch Botschafter Puri- f o y, der von vielen Griechen als untragbar gehalten wird, wetteifert mit seinen Kollegen anderer Hilfsbranchen in sarkastischen Äuße­rungen. Obwohl seindiplomatischer Tod mehrmals vorausgesagt wurde, befindet er sich aus Prestigegründen heute noch in Athen Vendiris hat allen Griechen aus dem Herzen gesprochen, so wird ln den Kaffees betont Als direkte Folge einer Anklage trat sein

respondenten C. G. M undt

Bruder zurück, der Sekretär König Pauls ist. Der Herrscher ließ ihn sofort die Demission zurücknehmen, allgemein wurde dies als eine königliche Stellungnahme gegen die Ameri­kaner ausgelegt Paul von Griechenland, der weiß, daß dieVerbündeten auf die Karte seines Erzfeindes Marschall Papagos set­zen, erklärte aber offiziell, daß nur schlechte Griechen gegen die USA sein könnten. Die Griechen haben die Zeiten nicht vergessen, in denen ein General van Fleet nachts um 3 Uhr eine neue Regierungbefahl, nur um seinen Freunden zu zeigen, was für ein Mann er sei! So erzählt man sich heute noch in Athen

Die Wahlen des 16. November, über deren Ausgang man nicht das geringste sagen kann, werden vor allen Dingen vom Herrscherpaar mit Interesse verfolgt. Königin Friede­rike. die Braunschweigerin, wird vomNa­tionalheld und de Gaulle Griechenlands, Pa­pagos, nicht gern gesehen. Und auch der König erfreut sich nicht der Sympathien des starken Mannes, dem es bisher nie gelang, die 51 Pro­zent der Sitze in der Mehrheitswahl dies­mal geht es um 300 zu erreichen.

In Washington rechnet man fest mit einem Sieg des verbitterten Marschalls, der kein schlechter Grieche ist. jedoch von zweifelhaf­ten Beratern, wie z. B. Markesinis (der als seine graue Eminenz anzusehen ist und den König auf den Tod haßt), umgeben ist. Paul und Friederikes politischer Einfluß wer­den bei einem Papagos-Sieg verschwinden, wenn es nicht zum Thronsturz kommen sollte. Aber können die Amerikaner sich ganz auf den Griechen Papagos verlassen, der noch un­leidlicher als das an der Regierung befind­liche Zweigespann Plastiras Venizelos wer­den kann, wenn es sich um eine Beleidigung seines Volkes handelt?

Kleine Weltchronik

Gefängnisstrafe für Schepmann bestätigt Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof bestätigte die Gefängnisstrafe von neun Monaten, die dem letzten Stabschef der SA. Wilhelm Schepmann. im Juli 1950 vom Schwurgericht Dortmund wegen Nötigung im Amt auferlegt 'ri.

Auch Heinemann ausgeschieden. Bonn. Nach den Abgeordneten Dr. Hans Bodensteiner (CDU) und Frau Helene Wessel (Zentrum) ist nun auch der ehemalige Bu-'leerneetp»- Dr. Gustav Heine­mann aus seiner Partei, der CDU, ausgeschieden Blank bei OUenhauer. Bonn - Der Sicher­heitsbeauftragte der Bundesregierung, der Ab­geordnete Theodor Blank, wurde gestern von dem SPO-Vorsitzenden Ollenhauer in dessen Wohnung zu einer eineinhalbstündigen Unter­redung empfangen.

Lohnwelle bei den Holzarbeitern. Hamburg In <*er holzverarbeitenden Industrie breitet sich eine Lohnwelle aus, die durch Streiks oder Streikdrohungen unterstützt wird Nachdem rund 4000 westfälische Holzarbeiter bereits die Arbeit niedergelegt haben, wollen auch die Holzarbeiter ln Freiburg ln einer Urabstimmung über Kamnfmaßnahmen entscheiden falls ihre Stun­denlöhne nicht um zehn Pfenni» »-'-öht werden Deutscher Antrag bei der UNESCO. Paris. Auf der Generalversammlung der UNESCO hat die deutsche Delegation beantragt, daß die UN ESCO künftig Literatur- und Kunstwerke aus­zeichnen soll, die für die Erziehung der Welt im Frieden bedeutsam sind.

Deutsche Botschaft wünscht Auskunft über Klare. Brüssel. Die deutsche Botschaft in Brüssel hat sich an die zuständigen belgischen Behörden um Auskunft über die Verhaftung des deutschen Staatsangehörigen Klare gewandt. Klare war im Anschluß an eine Massenrazzia der belgischen Polizei, vermutlich unter Spiona­geverdacht, verhaftet worden.

Krönung doch im Fernsehfunk. London. Mil­lionen Menschen werden wahrscheinlich doch die Krönungszeremonie von Königin Elizabeth fl in

der Westminster-Abbey am Fernsehgerät mit­erleben können. Unter dem Druck von Parlament und Öffentlichkeit mußte sich der Zeremonien- s 'ß zu einer Lockerung des ^e-rnseh-Auf- nahmeverbots entschließen.

Lebenslänglich für italienische Partisanen. Mai­land. Acht Italiener sind gestern zu lebens­länglichem Zuchthaus verurteilt worden, weil sie im Jahre 1945 als Partisanen im Gefängnis von Schio an der Massenhinrichtung vgn 54 des Faschismus verdächtigen Personen beteiligt wa­ren. Gegen sieben der Angeklagten wurde das Urteil in Abwesenheit verkündet.

Keine Fraternisierung in Ungarn. Budapest. - Der ungarischen Bevölkerung ist die Fratemi- sierung mit den russischen Soldaten offiziell im­mer noch streng untersagt. Nach einem Bericht desRheinischen Merkur ist die russische Gar­nison in Ungarn sieben Divisionen stark. Da­von liegen erhebliche Teile in der ungarischen Hauptstadt Budapest selbst.

Schwerer Taifun über Formosa. Taipeh. Ein schwerer Taifun hat den Südwestteil der Insel Formosa verwüstet und mehrere hundert Tote und Verletzte gefordert. Ein Teil der betroffe­nen Gebiete ist noch völlig von der Umwelt abgeschnitten

Tauschangebot: Viehherden gegen Mörder Nairobi. - Die Regierung von Kenia hat der Eingeborenen-Bevölkerung des Distrikts Nyeri mitgeteilt, daß sie ihr beschlagnahmtes Vieh nur dann zurückerhält, wenn sie die Mau-Mau-Mör- der des Oberhäuptlings Nderi anzeigt.

Schiffszusammenstoß Norfolk/Virginia. Be> dem Zusammenstoß eines amerikanischen Marine- landungsschiffes mit einem Öltanker vor der Küste von Virginia wurden gestern fünf Besat­zungsmitglieder getötet und sechs verletzt.

Sonderberater Trygve Lies verübte Selbstmord New York. Abraham Feiler der 47jährige Son­derberater des zurückgetretenen UN-Oeneral- sekretärs. Trygve Lie. sprang aus dem Fenster seiner im 12. Stock gelegenen Wohnung in New York und war auf der Stelle tot.

DIE MEINU IN U UEK AINDERN

Araber werden einsichtig

Zu der deutsch-arabischen Kontroverse we­gen des Wiedergutmachungsabkommens mit Israel schreibt die ZürcherT a t gestern:

Der Sturm, der die alte arabisch-deutsch» Freundschaft gegenwärtig erschüttert, wird vor­übergehen. Einsichtige Araber beginnen einzu­sehen, daß der Bonner Staat gar nicht ander» kann, als das Wiedergutmarhuncsabkommen mit Israel durchzuführen, und daß keine Rede von einer absoluten Bewegungsfreiheit dieses Staate» sein kann, zu handeln, wie ihm beiebt Man be­ginnt in Kairo. Beirut und n.rmcimj auch ein­zusehen, daß es Dritte gibt die über nichts ein« so tiefe Befriedigung emnfinden wie über ein deutsch-arabisches Zerwürfnis. Daß man in den arabischen Staaten emnört ist über die Pfusch­arbeit der deutschen Diplomatie, die mit fest ge­schlossenen Augen in den Porzellanladen fuhr und erst erwachte, als die Sehe* -1 '«'- Ooaen. ist verständlich genu" Aber das u; ndern.

daß man auch in den arabischen Staaten, wenn der erste Zorn verraucht ist. wieder erkennen wird, daß die deutschen und arabischen Interes­sen in vielen Fragen der hohen Politik und der Wirtschaft einander geradezu ideal ergänzen. Man wird wieder sehen, was eine der unbestreit­baren historischen Tatsachen der letzten fünfzig Jahre ist: daß die Renaissance der islamischen Welt in diesem Jahrhundert untrennbar ver­knüpft ist mit der weltpolitischen Rolle, dl» Deutschland gespielt hat, und daß es unverzeih­lich wäre, einer Einzelheit zuliebe das Ganz» aufs Sniel zu setzen

Lawinengefahr gebannt

Selbstbefreiung durch Tunnel

WIEN. In mühseliger und gefährlicher Arbeit ist es den Bewohnern des seit fünf Tagen voa der Außenwelt abgeschnittenen Dörfchens Ginz- ling im Zillertal gelungen, gestern einen Tun­nel durch die Schneemassen zu graben und di« Verbindung mit der Umwelt wieder herzustel­len. Seit Samstag waren die Zugänge zum Dorf durch drei Lawinen versperrt gewesen.

Nach einem erhebliche Temperaturrücl ng besteht in Österreich seit Freitag fast keine La­winengefahr mehr

Mord an Fliegern

Ex-Kreisleiter Villecbner schwer belastet

MÜNCHEN. Im Münchner Schwurgerichts­prozeß gegen den ehemaligen Kreisleiter von Freising, Hans Ruppert V i 11 e c h n e r, und den früheren Geschäftsführer der Freisinger Kreisbauernschaft, Michael Karl, sagte ein ehemaliger Polizeipostenführer als Zeuge aus, er habe gesehen wie einer der abgestürzten Amerikaner auf Veranlassung Villechners in einen Wald geschafft wurde. Kurz darauf hab« er von dort einen Schuß gehört. Wenig später sei der Kreisleiter mit seinen Funktionären au» dem Wald zurückgekommen. Einer seiner Be­gleiter habe eine blutige Erkennungsmarke mit dem Bemerken aus der Tasche gezogen, er wott* sie alsAndenken aufheben.

Ma skat deckt weiter aut

LÜBECK. Eine neue überraschende Wen­dung Ist in der Lübecker Bildfälscher-Affär« eingetreten: Auch die Wandmalereien im Langhaus der Lübecker Marienkirche seien verfälscht, behauptete gestern der Lübecker Maler Lothar Malskat. Mit dieser Behaup­tung nahm Malskat zu dem Bericht des Bun­destagsausschussesKunst Stellung. Der größte Teil der 85 000 DM Bundesmittel für die Marienkirche war nämlich für die Re­staurierung der Malereien im Langhaus ver­wendet worden, deren Echtheit noch nicht an- gezweifelt wurde. Nach Malskats Aussagen sind die Reste der alten Malereien bis zum Beginn der Wiederauffrischung im Jahre 194* so verwittert und nachgedunkelt, daß sie für eine Restaurierung nicht mehr zu retten ge­wesen seien

Copyright by Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden

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(3. Fortsetzung)

Franz hatte endlich den Extrakuchen aus dem Koffer geholt, von seiner wäscheleinen­artigen Schnur befreit und das blaue Pack­papier auseinandergeschlagen, worauf ein Napfkuchen zum Vorschein kam, der über­reichlich gezuckert war, um seine Dunkelheit möglichst zu verbergen.

Die alte Dame warf einen kurzen Kenner­blick über das Konditoreierzeugnis und fragte plötzlich:

Habt ihr etwas von der Franzi gehört?

Frau Polz markierte Verlegenheit. Sie rückte auf dem Stuhl umher, schaute zu Pepita auf und stotterte schließlich.

Die Franzi, ja weißt wir ich weiß net, ob dus schon gehört hast aber so wie dies treibt, da Iss uns schon lieber, wenn man nix von ihr hört und sieht."

Was ist denn mit dei Fränzi?

Du hast also noch nix gehört?

Nichts hab' ich gehört. Vor längerer Zeit hat sie mir einen Brief geschrieben, seither weiß ich nichts mehr von ihr Was soll's denn von ihr zu hören geben

Na ja. man weiß ja. warum sie sieb se Heb Kind bei dir machen muß

Frau Winter sah ihr daraufhin so durchdrin­gend ins Gesicht, daß sie es vorzog, Pepita wohlwollend zuzublinzelnNa, nur heraus da­mit! Was wißt ihr von der Fränzi?

Ah, machte Frau Polz,mein halt, a Ma­del. das was auf sich hält, sollt' sieb net mit so einem windigen Mannsbild abgeben *

Mit was denn für einem Mannsbild?

Ah, ich kanns gar net sagen. Du wirst mir nicht glauben, und außerdem möcht Ich'8 grad »et gewesen sein, die solche Saaten . ..

Was denn? Sprich doch! Die alte Dame war ganz aufgeregt vor Ungeduld.

Frau Philomena holte tief Atem, schlug die Augen nieder und gestand:Mit einem In­dianer geht sie

Indianer?" wiederholte mit großen Augen Frau WinterDas ist doch wohl nicht mög­lich?

Man sollte es nicht für möglich halten aber es ist leidp* so, ereiferte sich Frau Polz, zur Abwechslung und Erhöhung des Effektes wieder einmal ins Hochdeutsche verfallend Er ist ja zwar nur Indianer von Beruf, bei einem Zirkus, aber wenn ich schon Zirkus höre! Was kann das wohl Rechtes sein, was bei einem Zirkus Indianer spielt!

Die Fränzi mit einem Indianer? Das ist doch unmöglich! entsetzte sich die alte Dame ganz aufgeregt.

Ich hab s auch gemeint, aber der Georg hat ein Bild geschickt, na, und da hab ichs dann doch glauben müssenEin Bild?

Bittschön, wann s net glaubst und wanns dich interessiert Frau Polz zog ihre Hand­tasche herbei und zückte schließlich mit rotem Gesicht und empörtem Blick eine Photogra­phie, die sie der alten Dame unter die Augen hielt:Da bittschön, Fräulein Fränzi. oder ist sies net?

Wahrhaftig die Fränzi! Arm in Arm mit einem richtigen Indianer! Und wie ist sie denn angezogei ? So läuft doch kein anständiges Mädchen herum!

Ja, was weiß ich? Vielleicht tritt sie mit ihm im Zirkus auf

Mein Gott! Wer hätte das von der Franzi gedacht So lieb und brav sie immer war Und nun kommt st ein Mannsbild und macht das aus ihr!

Ja. so kann's gehen Meine Vroni hat auch gemeint, stille Wasser sind tief und die Fränzi war immer ein stilles Wa=ser Dafür ist sie auch eine Dame, und meine Vroni nur ein Landmädchen, abec recht ist sie doch, auch wenn sie kein so parfümiertes Ge­schwätz voll führt Ja, Ja, aber grad deshalb hat sie Ja bei der Frau Tante nie was gegol­ten, und doch hängt meine V roeü so arg an

der Frau Tante, und es würd' sie halt arg freuen, wenn die Tante kommen wollt - , grad jetzt, wo wir doch den Liegestuhl auf der Veranda haben und die Vroni in der Kondito­rei perfekt ist

Ja! lachte Polz und schlug sich auf das Knie Aber es klatschte nicht, denn er hatte die Stadthosen an. Um die Erinnerung an die brave Vroni zu unterstreichen, hielt Frau Philomena die Zeit für gekommen, den Extra­kuchen feierlich zu präsentieren Aber Frau Winter hatte weder für Vroni noch für deren Konditorprodukt Aufmerksamkeit. Die Fränzi und der Indianer beschäftigten sie so sehr, daß ihr die Schwester das Bild aus der Hand nehmen und die Verwandtschaft Ins Neben­zimmer verweisen mußte.

Es ist zu anstrengend und zu aufregend für sie, jetzt sollte sie etwas Ruhe haben. Damit führte sie dieFremdenpension durch die Tür

Drüben zog Polz sofort den Rock aus und zündete sich eine Pfeife an Frau Philomena fingerte über das Sofa und die Plüschsessel.

Die kommen in unser Zimmer. sagte sie und zeigte auf die Polstermöbel,und unsere in die Fremdenzimer. Dann könnten wir in unseren Offerten schreiben: Modern und be­haglich eingerichtete Zimmer, Porzellange- schirr, Veranda mit Liegestuhi, Seenähe und Autoverbindung

Wohl, meinte Polz,aber dös mit dem Indianer, na. weißt, dös is doch a bissei zu arg

Warum denn So ists grad recht, sonst läßt sie net von der Fränzi Aber jetzt soll's anders kommen dafür sorg ich

Wenn aber die Fränzi berkommt und die ganze Geschieht aufdeckt, wie stehst dann da?

Net so dumm wie du! Hab - ihr schon ge­schrieben. daß wir die Tante zu uns geholt haben, und zu uns kommt die Fränzi net. das weißt du so gut wte Ich Na und daß es mit der Tante net mehr lang geht, das siehst ihr doch an.-

Wieder stieg Heinz die knarrenden Treppe des Hinterhofgebäudes zu Klirr u. Co. empor. Herein!" rief die piepsige Stimme.

Die Tochter des Erfinders tippte zweifinge- rig auf dem bejahrten Schreibmechanismu» herum.

Heinz sparte seine Kräfte für die zu erwar­tende Auseinandersetzung und deutete nur mit dem Kopf gegen die Seitentür.

Herr Klirr ist drin, sagte das Mädchen. Heinz klopfte an die Tür.

Herein! rief es von innen im Tonfall von mindestens drei Fragezeichen.

Heinz tat den bekannten tiefen Atemzug und öffnete die Tür zur Arena. Er hatte Klirr noch nie gesehen und war sehr überrascht, auf einen korpulenten Zwerg herabzublicken- Klirr hatte das Gesicht voller Falten und Fältchen, dafür war seine Glatze um so eben­mäßiger. Mit süßlicher Mine und einer noch vom Besuch der Anstandsstunde stammen­den Verbeugung fragte er, was ihm die Ehr« verschaffe.

Heinz nannte seinen Namen. Klirr, außer­ordentlich erfreut, beteuerte lebhaft sein Vergnügen, den rührigen Mitarbeiter per­sönlich kennen zu lernen «

Heinz fühlte sich von so viel Liebenswür­digkeit wenig angenehm berührt In Gedan­ken streifte er die hochgekrempelten Hemds­ärmel wieder herunter und brachte in einer sanfteren Tonart nun seinen Wunsch vor ich vermute, daß sie Herr Schimmeiweiß bereits unterrichtet hat. Herr Klirr, und hoffe, daß der Angelegenheit nun nichts menr im Wege steht . _

Klirr machte ein Gesicht voll kindlicn UnschuldKeine Ahnung, Herr Walthan, weiß von nichts .

Ich halte Herrn Schimmelweiß um Auszah­lung meine Kaution gebeten, und er hat ml auf heute vertröstet

Er hat mir kein Wort davon gesagt ver stehe das nicht Schimmeiweiß ist Immer abwesend mit seinen Gedanken, wissen Er erfindet wieder etwas, da Ist immer so ^ . ihm « (Fort«, folgt.) *-