WIRTSCHAFT

Gesicherte Ernährung

Zum Einfuhr- und Versorgungsplan der Bundesrepublik

Freier Devisenmarkt in Brasilien

Als Mittel gegen Devisenschwierigkeiten

RIO DE JANEIRO. Der brasilianische Kongreß wird voraussichtlich noch vor Jahresende ein Ge­setz über die Schaffung eines freien Devisen­marktes billigen, teilte Finanzminister Horacio Lafer zum Wochenbeginn mit. Der freie De­visenmarkt werde es der Regierung ermöglichen, sagte Lafer, die Devisensituation zu bessern. Die brasilianischen Devisenschwierigkeiten seien ein­mal durch starke Einfuhren im Jahre 1951 und Käufe von Dollarweizen, zum anderen durch einen Ausfuhrrückgang und durch den Aufschub von Baumwoll-Lieferungen entstanden. Dazu seien die Wetterbedingungen der letzten beiden Jahre in Brasilien die .schlechtesten aller Zeiten gewesen.

Brasilien soll am Wochenbeginn auch die diskri­minierenden Vorschriften Uber die Ausfuhr von Kaffee nach der deutschen Bundesrepublik gelok- kert haben. Nach den neuen Bestimmungen unter­liegen die Lieferungen nach dem Bundesgebiet nicht mehr der Mindestpreisregelung. Brasilien hatte vor einiger Zeit für deutsche Kaffeeimporteure einen Mindestpreis von 62 Dollar netto für Santos- und Parana-Kaffee festgesetzt und außerdem vorge­schrieben, daß jeder Käufer höchstens 300 Sack Kaf­fee beziehen dürfe. Nunmehr können die deut­schen Kaffeeimporteure wieder Jede Menge Brasil­kaffee beziehen. Diese Meldung, die aus Importhan­delskreisen stammt, ist amtl'Ch allerdings, noch nicht bestätigt.

Börsen: Geschäftsstille

STUTTGART. Die Geschäftsstille an den Börsen in der Bundesrepublik blieb auch zum Wochenbe­ginn bestehen, so daß die kleinen Abgaben weiter­hin auf die Kurse drückten. Abgesehen von Ilseder Hütte, die bereits seit einigen Tagen laufend von interessierter Seite gesucht sind und in Frankfurt erneut um 3■/. Prozent auf 155 ansteigen konnten, fielen Montanwerte durchschnittlich um IV* bis 4 Prozent zurück. Die Mehrzahl der übrigen Indu- striepaptere tendierte uneinheitlich bei beidseitigen Schwankungen von •/« bis IV« Prozent, wobei die Kursabschläge überwogen. Auch TG Farben konnten erst 1 bis 2 Prozent schwächer abgesetzt werden. Am Markt der heimischen Werte in Stuttgart über­wog das Angebot so daß sieh Kursverluste bis zu 4 Prozent ergaben.

Warentermingeschäfte für Zinn und Kautschuk

HAMBURG. In den nächsten Tagen wird ein Er­laß des Bundeswirtschaftsministeriums über die Zulassung von Warentermingeschäften für Zinn und Kautschuk erwartet. Im Prinzip werde« Ge­schäfte in der gleichen Weise durchgeführt werden, wie die bereits seit dem l. September dieses Jah­res für Baumwolle und Wollkammzflge gestatteten. Als Börsenplatz für Zinn und Kautschuk Ist Lon­don vorgesehen. Die Abwicklung und Überwachung der Warentermingeschäfte für Zinn und Kautschuk wird durch die Landeszentralbank Hamburg er­folgen, während für Wollkammzüge und Baum­wolle die Landeszentralbank Bremen zuständig ist.

Firmen und Unternehmungen

LISSABON Portugal bestellt Henschel-Lokomo- tiven. — Das portugiesische Übersee-Ministerium bestellte bei der Firma H.nsehel & Sohn in Kassel 6 Lokomotiven für die Mossamedes-Bahn in Angola. Wie hierzu Henschel berichtet, handelt es sich um Lokomotiven vom Typ . Garratt" mit einem Leergewicht von 1e 136 Tonnen die vorn und hin­ten einen Tender haben, um in wasserarmen Ge­genden genügend Wasservorrat mitführen zu kön­nen. Der Wert des Auftrags beläuft sich einschließ­lich notwendiger Ersatzteile auf rund 4,4 Millio­nen DM

Der Anteil der chemischen Industrie am Gesamtexport ist in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel zurückgegangen, verlautet

aus ^Fachkreisen.

BONN. Aus dem Bundesernährungsministerium verlautet, die Ernährung sei bis zum Anschluß an die neue Ernte gesichert. Durch erhebliche über den laufenden Bedarf hinausgehende Bestände insbesondere an Brot und Futtergetreide verfüge die Bundesregierung außerdem über eine Re­serve. um das Preisgefüge zu halten.

Gleichzeitig wurde der Einfuhr- und Versor­gungsplan der Bundesrepublik für Grundnah­rungsmittel bekanntgegeben und von Staats­sekretär Dr. Sonnemann vom BEM erläutert. Danach besteht ein Einfuhrbedarf von 2,4 Mill. Tonnen Brotgetreide. 1,8 Mill t Futter- und Industriegetreide. 343000 t Zucker, 488 000 t Fleisch und 125 000 t Nahrungsfette. Davon sollen 1,5 Mill. t Brotgetreide, 600 000 t Futter- und Industrie-

BIELEFELD Im Rahmen ihres monatlichen Verbraucher-Stimmungs-Tests, mit dem erstmalig in Deutschland die Einflußnahmen stimmungs­mäßiger Faktoren auf den Konjunkturverlauf systematisch und fortlaufend untersucht werden, registrierte die EMNID das Bielefelder Insitut für Markt- und Meinungsforschung, eine merk­liche Zunahme der Kauflust,

Auf die Frage:

„Was meinen Sie, ist es zurzeit richtig, Anschaffungen möglichst bald zu machen, oder seil man mit dem Einkäufen lieber noch abwarten?“

die seit April d. J. allmonatlich 2000 erwachse­nen Personen tm Bundesgebiet gestellt wurde, antworteten im September d. J 76 Prozent der Befragten, daß es richtig sei, möglichst bald zu kaufen, während nur 13 Prozent die Ansicht ver­traten, daß man besser noch warten sollte Die nachstehend dargesteilte Entwicklung seit dem April d. J. zeigt eine fortgesetzte Zunahme der Kauflust. Und zwar antworteten die Befragten (in Prozent):

Sept.

Aug

Jul) Juni

1952

Mal

April

Bald kaufen

76

70

67

69

67

61

Besser, warten

13

17

15

13

17

21

Kettle entschie­dene Stellung­nahme bzw. ohne Angabe

11

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18

16

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Znr Information

Handelsbesprechungen zwischen der Bundesrepu­blik und Ceylon haben zum Wochenbeginn ln Colombo mit Dr. Scherpenberg, Schwiegersohn von Hjalmar Schacht als Delegationsführer, begonnen.

Der Export der Bundesrepublik an photoche­mischen Erzeugnissen belief sich ln den ersten acht Monaten dieses Jahres auf 15.65 Mill. DM ge­genüber 17.60 Mill. DM im Vergleichszeitraum des Vorjahres: der Anteil der PhotoChemie am Gesamt­export der chemischen Industrie stieg indessen von 1,2 Prozent im Jahre 1951 auf 1,4 Prozent im Jahre 1952.

getreide, 100 000 t Zucker und 10 000 t Fette aus dem Dollarraum eingeführt werden. 45 Mill. Dollar wurden hierfür bisher in Anspruch ge­nommen. Weitere 98 Mill. Dollar werden bis zum Ende des Wirtschaftsjahrs benötigt, nachdem sich der ursprüngliche Dollarbedarf durch Transit­einfuhren über Großbritannien auf 143 Mill. Dollar verringert hat. Dieser Einfuhrplan sei markt-, mengen- und devisenmäßig gesichert: auch die Verfrachtung sei eingeplant. Die für die Einfuhr erforderlichen Subventionen und Ab­schöpfungen blieben im ITahmen des Voranschlags des Bundesfinanzministers. Die erhebliche über den laufenden Bedarf hinausgehende Manipula­tionsreserve der Bundesregierung soll der Stabi­lisierung des Preisniveaus dienen und spekulative Erschütterungen ausschließen.

ln Ergänzung zu der oben genannten Frage wurde weiter gefragt:

„Und wie ist es speziell bei Wäsche and Bekleidung?“

„Und wie ist es mit größeren Anschaf­fungen wie Radiogeräten, Fahrrädern, Waschmaschinen, Gasherden osw.?“

Diese Ergänzungsfragen wurden wie folgt be­antwortet (in Prozent):

Textilien Größ. Anschaffg.

Sept.

Aug.

Sept.

Aug.

Bald kaufen

78

74

60

55

Besser, warten

12

14

24

26

Keine entschie­dene Stellung­nahme bzw. ohne Angabe

10

12

16

19

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100

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Copyright by EMNID

Das deutsche Messeproblem

Tigges wieder Messeansschuß-Vorsitzender

BONN. Der Ausstellungs- und Messeausschuß der Wirtschaft im Bundesgebiet hat den bisheri­gen Vorsitzenden. Dr. Wilhelm Tigges, in An­erkennung seiner- Sachkenntnis und großen Er­fahrungen auf dem Gebiet der Messen einstimmig gebeten, den Vorsitz des Ausschusses wieder zu übernehmen. Dr. Tigges hat die Wahl angenom­men. — Der Ausschuß hat sich bei dieser Ge­legenheit mit dem deutschen Messeproblem be­schäftigt. Er vertrat die Auffassung, daß eine Lösung nur auf der Grundlage der Selbstverwal­tung der Wirtschaft erfolgen könne.

Immer nodi Welt-Ernährungslücke

ROM. Obwohl die Weltproduktion an landwirt­schaftlichen Erzeugnissen in diesem Jahr um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen -Ist, konnte die Ernährungslücke noch nicht ge­schlossen werden, heißt es in einem soeben ver-

Eine Weltwirtschaftstafel

Westermanns Weltwirtschaftstafel, bearbeitet von Gerald Sawade (Tübingen): Format 13OX 215 cm. Preis aufgezogen DM 68.—; Georg We- stermann-Verlag, Braunschweig.

Der Tübinger Geograph Gerald Sawade hat für den Georg Westermann Verlag eine Weltwirt­schaftstafel entworfen und zusammengestellt, die in ihrer ganzen Form und Anlage besonderer Beachtung Wert ist. Ihr Zweck ist die zusammen­fassende und übersichtliche Darstellung der sonst in der Literatur.und in Tabellenwerken weit ver­streuten Produktionszahlen aller wichtigen Welt­handelsgüter. Die 130 x 215 cm große Tafel bringt sehr übersichtlich und auch aus einigen Metern Entfernung noch deutlich ablesbar, geordnet nach Breitengraden, eine Klimazoneneinteiiung der Weltproduktion an pflanzlichen Produkten, die Schwerpunktsbreitengrade von Norden nach Sü­den, wobei durch die Einteilung der Erde in drei Streifen und Anordnung der pflanzlichen und tierischen Produkte nach ihrem Wärmebedarf eine Vergleichsmöglichkeit der Klimagebiete In allen Erdteilen gegeben ist. Die Erde zeigt die Einteilung: Amerika, Westeuropa, Afrika, Ost­europa, Asien, Australien und Ozeanien. Fast je­der selbständige Staat und die wichtigsten Kolo­nien sind selbständig dargestelit, kleinere Staa­ten und Kolonialgebiete sind in Gruppen zusam­mengefaßt. Vier Kurven charakterisieren dag Klima eines Landes. Die Rohstofferzeugung ist nicht in Ziffern angegeben, sondern es wird bei jedem Land der Anteil an der Weltproduktion unter den einzelnen Rohstoffnamen durch Aus­füllung eines entsprechend großen Quadrates dar­gestellt. In den senkrechten Spalten erscheinen die Produktionsgebiete, die waagerechten geben an, was und wieviel ln den einzelnen Ländern erzeugt wird. Durch die Anordnung der Länder sowie der pflanzlichen und tierischen Produkte wird auf mehrfarbigem Hintergrund die Abhän­gigkeit der Prouktionswerte von der geographi­schen Breite und damit vom Klima veranschau­licht.

Diese Weltwirtschaftstafel stellt nicht nur für Lehranstalten und Institute ein hervorragend geschlossenes Anschauungsmaterial zur Verfü­gung, sondern sie bietet auch der Wirtschafts­praxis eine völlig neue Möglichkeit, sich in grundlegenden Fragen sehr schnell und umfas­send zu informieren.

öffentlichten Bericht der Emährungs- und Land­wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Trotz Steigerung der Agrarproduktion habe sich die Abhängigkeit Westeuropas von Ein­fuhren aus dem Dollargebiet hauptsächlich des­halb verstärkt, weil die Ausfuhr Lateinamerikas zurückgegangen sei.

Britische Konkurrenzfurcht

BONN Eine Spitzenorganisation der deutschen Wirtschaft hat das auswärtige Amt in Bonn auf die britische Propaganda gegen deutsche Waren aufmerksam gemacht und um Abhilfe gebeten. In der Eingabe wird erklärt, daß sich die briti­sche Propaganda nicht nur gegen die Einfuhr deutscher Waren nach Großbritannien richte, son­dern auch den Wettbewerb zwischen deutscher und britischer Ware auf dritten Märkten beein­trächtige. Die am Handel mit dem Commonwealth Interessierten deutschen Firmen seien durch dies« britische Propaganda stark beunruhigt und fürch­teten für den Absatz deutscher Erzeugnisse.

Die Kauflust nimmt zu

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