MITTWOCH, 12. NOVEMBER 1952

1 Million Franken itir DVP-Saar

Weiße Stecknadelnausverkauft

hf. BONN. Wie die Parteikorrespondenz der SPD gestern meldete, hat die an der Saar zu­gelassene Demokratische Volkspartei von französischer Seite eine Million Franken als Wahlzuschuß erhalten. Nach Auffassung der Bonner FDP bedeutet die Zulassung der De­mokratischen Volkspartei ein Täuschungsma­növer, mit dem die Bevölkerung an der Saar über das Fortbestehen des Verbots der DPS (Demokratische Partei Saar) hinweggetäuscht werden soll.

Von maßgebender Seite der verbotenen DPS wurde erklärt, daß sich die Parteifüh­rung gegen die als separatistisch anzusehende Volkspartei eine Klage wegen Verletzung des Namensrechts vorbehält. Aus Kreisen dieser Partei wurde in Bonn ein Aufruf bekannt, mit dem die Bevölkerung der Bundesrepublik aufgefordert wird, an Freunde und Bekannte an der Saar weiße Stecknadeln mit der Post zu senden, nachdem diese Nadeln zum Erken­nungszeichen der deutsch gesonnenen Opposi­tion geworden und seit dieser Zeit nicht mehr käuflich zu erwerben sind.

Sdiu denabkommen Anfang 53

hf. BONN. Der Leiter der deutschen Dele­gation bei den Londoner Schulden Verhand­lungen, Präsident Abs, gab gestern einen Zwischen bericht über den Stand »der Ver­handlungen, die auf Grund des im August ab­geschlossenen Vorabkommens in London ge­führt werden. Gleichzeitig holte Abs Kabi­nettsentscheidungen über einzelne ungeklärte Fragen, wie z. B. Transferangelegenheiten, ein. Wie ein Regierungssprecher bekanntgab, wird mit einem Abschluß der Londoner Ver­handlungen. die Deutschlands Schulden ge­genüber 65 Staaten betreffen, im Laufe des Dezember gerechnet, so daß die Unterzeich­nung des Regierungsabkommens im Januar 1953 möglich wäre.

Nur ein Schwarzhändler zahlte

Der Frankfurter Bankprozeß / Eine Verhandlung mit Schacht

DIE MEINUNG DER ANDERN

FRANKFURT. Die letzte Verhandlung im Prozeß um die jüdische Industrie- und Han­delsbank vor der ersten Strafkammer Frank­furt drehte sich fast ausschließlich um das Gesellschaftskapital. Der angeklagte Bank­kaufmann Wilhelm M a r r i e n sagte aus, auf das nominelle Gesellschaftskapital von einer Million Mark habe nur der Gesellschafter Rachmiel B a w n i k 500 000 Mark eingezahlt. Der zweite Gesellschafter, der ins Ausland ge­flohene Leopold H e i t n e r, habe seinen An­teil nie entrichtet. Marrien will von Anfang an auf das Ausscheiden des Gesellschafters Bawnik hingearbeitet haben, der den gesam­ten illegalen Tabak- und Kaffeehandel in Ber­lin organisiert habe.

Marrien berichtete dann von einer Bespre­chung eines Konsortiums britischer, ameri­kanischer und Schweizer Banken unter dem Vorsitz von Dr. Hjalmar Schacht im Mal 1950 über die Verwendung der Wiedergutma­chungsgelder, die nach einem Vorschlag Dr. Schachts als Grundlage einer Dollaranleihe für Schiffsbauzwecke bei einer Bank in Deutsch­land gesammelt werden sollten. Zu diesem Zweck sei Baron Alexis von Goldschmidt- Rothschild von den amerikanischen und britischen Banken aufgefordert worden, die jüdische Handelsbank zu übernehmen.

Burkert w 5 rd entlastet

Sachverständiger: Hauptzeugerechthaberisch''

WEIDEN. Der Hauptbelastungszeuge Johann K ö s 11 e r im Wiederaufnahmeverfahren ge­gen den wegen Mordes zu zwölf Jahren Zucht­haus verurteilten Zollassistenten Hans Bur­kert wurde vor dem Weidener Schwurge­richt in einem psychologischen Gutachten als

Kleine Weltchronik

Wieder Weihnachtsbeihilfe für Bedürftige? Stuttgart. Der sozialpolitische Ausschuß der Verfassunggebenden Landesversammlung kam überein, auch in diesem Jahr wieder eine Weih­nachtsbeihilfe an Fürsorgeempfänger. Arbeitslose und Arbeitlosenfürsorgeempfänger zu zahlen.

Pressekonferenz von der Polizei aufgelöst. Stuttgart. Eine für gestern angesetzte Presse­konferenz derGesellschaft für deutsch-sowjeti­sche Freundschaft wurde in Stuttgart von der Polizei aufgelöst. Die Gesellschaft war vor eini­gen Tagen durch Erlaß des Innenministeriums verboten worden.

Hoffnung für 4080 Auswanderer. Frankfurt. Uber 4000 Deutsche, deren Einwanderungsanträge nach den USA in den letzten Jahren wegen ihrer Bindungen zu nationalsozialistischen Organisatio­nen abgelehnt worden waren, werden durch das Ende Dezember in Kraft tretende neue amerika­nische Einwanderungsgesetz doch noch eine Chance auf Auswanderung erhalten.

Held der Arbeit geflüchtet. Berlin. 10 000 Ostmark, den TitelHeld der Arbeit und ein Baudarlehen von 20 000 DM verschmähte ein Werkkolonnenführer einer Karbidfabrik in Pie- sterritz (Ostzone) und flüchtete zwei Tage vor der feierlichen Ernennung nach Westberlin, weil erden Zirkus nicht mehr mitmachen könne.'

Parade zum Waffenstillstandstag. Paris. Sol­daten aller Waffengattungen zogen am gestrigen Jahrestag des Waffenstillstands von 1918 in Paris vor dem Präsidenten der Republik. Vincent Auriol vorbei, der anschließend traditionsgemäß am Grabmal des Unbekannten Soldaten und am Denkmal Clemenceaus Blumen niederlegte. Auch in Belgien und Dänemark fanden Gedenkveran­staltungen statt

Bundestags-Delegation in Italien. Rom. Die elf deutschen Bundestagsmitglieder unter Füh­rung von Bundestagspräsident Ehlers, die zur Zeit den Besuch italienischer Abgeordneter in der

Bundesrepublik erwidern, besuchten gestern die Ruinen dei Villa Kaiser Hadrians und die Villa dEste und wurden später vom Präsidenten der italienischen Abgeordnetenkammer. Giovanni Gronchi, empfangen.

Großbritannien ratifiziert. Straßburg. Groß­britannien hat als erster der 15 Mitgliedstaaten des Europarates das Zusatzprotokoll zur euro­päischen Konvention über die Menschenrechte ratifiziert, das den Eltern die freie Bestimmung der religiösen und weltanschaulichen Erziehung ihrer Kinder sichert, das Recht auf Privateigen­tum schützt und die Unterzeichnerstaaten zur Durchführung freier und geheimer Wahlen ver­pflichtet.

Wohieb überreichte Beglaubigungsschreiben. Lissabon. Unter dem Jubel einer großen Men­schenmenge wurde ln Lissabon zum ersten Male die Flagge der Bundesrepublik gehißt, während der deutsche Gesandte Leo Wohieb dem Präsi­denten Craveiro Lopes im Belem-Palast sein Be­glaubigungsschreiben überreichte.

Manöver im Mittelmeer. Smyrna. Höhe­punkt und Abschluß der zehntägigen Mittelmeer­manöver der Atlantikpaktstreitkräfte wird heute eine großangelegte Landung von amerikanischen, französischen, italienischen und griechischen Truppen an der westtürkischen Küste bei Smyr­na sein.

Franzosen im Vormarsch. Hanoi. Die Streit­kräfte der französischen Union sind in Indochina weiter nach Nordwesten vorgerückt und nähern sich dem Nachschubstützpunkt der Vietminh in Tuyen Kuang. Andere französische Verbände be- flndeB*'Sich auf dem Vormarsch nach Yen Bay, dem wichtigsten Stützpunkt der abgeschnittenen Vietminh.

Auflebende Kampftätigkeit. Seoul. Nach dreitägiger Pause sind gestern in Korea die Kämpfe um die Bergkette von Kumhwa mit einem schweren Angriff chinesischer Infanterie auf die Scharfschützenhöhe wieder aufgelebt.

rechthaberische und eigenwillige Persönlich­keit charakterisiert. Er beharre auf seiner An­sicht, bis ihm das Gegenteil bewiesen werden könne. Bezeichnend dafür sei seine Aussage: Bringen Sie mir einen anderen Mörder, dann lasse ich mich überzeugen, und Sie können mir den Kopf abschlagen. Verleumdungs­sucht und Lügenhaftigkeit seien bei Köstler jedoch nicht festzustellen. Den Aussagen von Frau Köstler sei keine große Bedeutung bei­zumessen, da sie sich fast ausschließlich von ihrem Mann leiten lasse

Burkert wurde im Oktober 1947 für schul­dig befunden, am 12. September 1946 seinen Kollegen Gustav Bolz in der Zolldienststelle Mammersreuth bei Waldsassen ermordet zu haben. Er wurde in der Hauptsache auf Grund der Aussage des Ehepaares Köstler zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt, die behaupteten, im Mondenschein erkannt zu haben, wie Bur­kert in der Tatnacht aus dem unter ihrer Wohnung liegenden Mordzimmer sprang.

Demonstration mit Sprengstoff

Attentäter Brecht: Gegen Remilitarisierung

zr. KARLSRUHE. Vor der großen Straf­kammer des Bundesgerichts in Karlsruhe be­gann gestern der Prozeß gegen den 25jährigen Hilfsarbeiter Reinhold Brecht, der am 7. Februar dieses Jahres ein Sprengstoffatten- tat gegen das Bundesverfassungsgericht ver­sucht hatte. Die Sprengstoffladung, die Brecht aus Kaliumchlorat und rotem Phosphor selbst hergestellt hatte, war jedoch nicht explodiert.

Er wollte, wie er während der Verhandlung äußerte, auf seine Weise gegen die damalige Wehrdebatte im Bonner Bundestag demon­strieren. Als Gegner der deutschen Wieder­aufrüstung habe er mit seinemFeuerwerk den Militaristen auf drastische, aber humane Weise eins auswischen wollen. Seiner Mei­nung nach wäre die deutsche Remilitarisie­rung für die verantwortlichen Politiker schon bei der ersten Wehrdebatte in Bonn eine be­schlossene Sache gewesen.Mit der Explosion im Bundesverfassungsgericht wollte ich ein Signal geben, daß uns das Fell über die Ohren gezogen werden soll, versicherte Brecht.

Kritik an Schuman

Hauptthema der französischen Zeitungen ist gestern die Rede Außenminister S c hu­man s vor der VN über Marokko und Tu­nesien. Schuman hat im allgemeinen keine günstige Presse. So schreibt das linksgerich­tete BlattC o mb a t":

Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Rede des französischen Ministers ein höheres Niveau gehabt hätte und von einer höheren Warte aus gehaiten worden wäre. Sind nicht die Schwierigkeiten, denen sich Frankreich in Nord­afrika gegenübersieht, sozusagen die direkten Folgen des Kalten Krieges? Es ist schade, daß Schuman nicht daran gedacht hat diese Verbin­dung aufzudecken, die es ihm erlaubt hätte, die tiefsten Ursachen des Problems darzulegen Aber das hätte den Minister dazu geführt, den Finger auf die Wunde zu legen, das heißt, die amerika­nische Haltung gegenüber Nordafrika zu erörtern und damit die ganze Frage der französisch-ame­rikanischen Beziehungen aufzurollen.

Im Zeichen der Konsolidierung

Das Ergebnis der Gemeindewahlen in drei Ländern wird in der Schweizer Presse dahin­gehend kommentiert, daß eineKonsolidie­rung der politischen Lage in der Bundes­republik festzustellen sei DieBaseler Nachrichten schreiben:

Stellt man das objektiv Feststellbare voran, so läßt die hohe Wahlbeteiligung, deren Spitzen teilweise über 80 Prozent liegen und die im Durchschnitt 70 Prozent erreichte, eine Schlußfol­gerung eindeutig zu. Sie geht dahin, wie wenig es mit der immer wieder behaupteten Interesse­losigkeit der deutschen Bürger am politischen Leben in der Tat auf sich hat. Auf der anderen Seite aber schränkt gerade diese hohe Wahlbe­teiligung jede Vergleichsmöglichkeit mit voran­gegangenen Wahlen entscheidend ein, zumal zu­gleich der Kreis der Wahlberechtigten erheblich größer geworden ist. Registriert man. daß di« CDU im Gesamtergebnis von 36,9 Prozent auf 35.8 zurüdcgegangen ist, die SPD von 32,3 auf 38.S Prozent gestiegen ist, so liegt darin doch ein sehr sprechender Beweis für die Stabilität, zu der di« Verhältnisse in der Bundesrepublik offenbar ge­diehen sind. Nimmt man noch hinzu, daß di« freien Demokraten vielleicht unter Aufsaugung weiter rechts stehender Kreise einen Zuwachi von 12,1 auf 12,8 Prozent zeigen, so hat die Bon­ner Koalition in Nordrhein-Westfalen, da die Deutsche Partei mit 0.5 Prozent abgeschlossen hat, 48,9 Prozent für sich gegen 36,3 Prozent der sozialdemokratischen Opposition.

Selbstversorgung zu 75 Prozent

17,3 dz

GETREIDE-ERTRAG je ha

19,5 dz

24,1 dz

24,3 dz

Bundesreoubl. 1951/52

EIGENERZEUGUNG %

Für 36 von den 48 Millionen Einwohnern der Bundesrepublik konnte im letzten Jahr die west­deutsche Landwirtschaft ausreichend Nahrungsmittel erzeugen; rund ein Viertel der Bevölkerung blieb auf die Einfuhren angewiesen, ln den letzten SO Jahren ist die landwirtschaftliche Nutzfläche im Verhältnis zur Bevölkerung um über 50 Prozent zurüdcgegangen. Jeder der beiden Weltkriege brachte durch die Verringerung des deutschen Gebietes eine scharfe Einschnürung des Nahrungs­raumes. Nur dadurch, daß die H ektarerträge von 17 auf 24 Doppelzentner bei den Hauptgetreide- arten gesteigert werden konnten, hat die deutsche Landwirtschaft ein noch höheres Nahrungs­mitteldefizit verhindern können.

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r CINlVST/oeH ROMAN VON HANS WAirtRSMAUSCH

Copyright by Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden

I.

Heinz war sehr geladen auf den Mann, der denFixio erfunden hatte. Zwei Stufen auf einmal nehmend, sprang er die knarrende Treppe des düsteren Hinterhofgebäudes em­por, wobei die Apparate in seinem schwar­zen Musterkoffer metallisch klapperten. Hart und bestimmt klopfte er an die Tür von Klirr u. Co

Herein! rief eine piepsige Kinder-timme. Die Tochter des Erfinders tippte hochroten Kopfes mit zwei Fingern auf einem Museums­stück von Schreibmaschine. Eben hatte der Papa die Tür hinter sich zugeworfen, empört über die unbegabte Tochter, dieProvision schon wieder mitw geschrieben hatte. Ist die Kompagnie zu sprechen? fragte Heinz. Das Kind wies gegen die Tür, hinter der Klirrs Kompagnon eben verschwunden war

Ich bin nicht dal schrie eine Stimme auf das Klopfen zurück, worauf Heinz seelenruhig eintrat.

Na? sagte ein Mann mit safranblondem Haar und vielen, vielen Sommersprossen, wo­bei er fragend auf den Koffer blickte, der vor ihm mit Nachdruck auf einen wackligen Tisch gepflanzt wurde.

Ich mache nicht mehr mit! erklärte Heinz. Hier haben Sie Ihre aussichtsreiche Erfin­dung, geben Sie mir meine Kaution zurück.

Ja, was denn, was denn, wieso? Der Er­finder desFixio tat sehr erstaunt, obgleich er an derartige Szenen gewöhnt war

Ich rede mich heiser, ich laufe mich lahm, Ich bin der Verblödung nahe und alles ver­geblich. In sechs Tagen zweiundzwanzig Fixio verkauft, Reingewinn vier Mark vierzig Pfennig. Ist das vielleicht eine gewinnbrin­

gende Erfindung?Die Erfindung ist gut, aber Sie müssen Geduld haben.

Geduld! Was Sie mir sagen. Als ob ich die nicht genügend bewiesen hätte. Aber was nützt alle Geduld, wenn die Leute die Tür schon wieder zugemacht haben, bis ich diesen Bandwurm von Wort, Ihren Speckwürfel­schneideapparatFixio heraushabe? Oder wenn ich gar nicht dazu komme, weü die Leute beim Anblick meines Kindersarges schon schreien:Wir brauchen keinen Staub­sauger! Aber jetzt habe ich keine Geduld mehr, machen wir die Sache kurz: Ich bitte um meine Kaution.Aber, mein lieber Herr Walthari, warum denn die Flinte so rasch ins Korn werfen? Die Erfolge sind wechselnd. Vielleicht verkaufen Sie in dieser Woche hundert Stück

Vielleicht, vielieicht auch nicht. Nein, ich gebe den Laden auf

Demnächst ist Jahrmarkt. Mieten Sie einen Stand, Sie werden sicher ein glänzendes Geschäft machen.

Sehr verbunden für Ihren Tip, lieber Herr Schimmelweiß. Aber mich mit Ihrem Speck­würfelschneideapparat auf den Jahrmarkt zu stellen, soweit bin ich noch nicht. Schließ­lich habe ich ja noch meine Kaution als letzte Rettung. Also bitte, es bleibt dabei.

Es tut mir leid, Herr Walthari, sehr leid. Sie sind ein gebildeter Mann, Sie wissen mit allen Kreisen umzugehen, Sie haben ein ebenso gewinnendes wie imponierendes Auf­treten, vor allem auf die Frauen müßten Sie doch . .

Danke für Ihre gute Note, Herr Schimmel­weiß, aber eine Banknote hilft mir mehr. Also bitte: bemühen Sie sich zu Ihrem feuer­sicheren Geldschrank

Ja. es tut mir leid. Herr Walthari, es ist mir geradezu peinlich, aber im Augenblick bin ich gar nicht in der Lage, Ihnen Ihre Kaution herausgeben zu können Herr Klirr ist verreist, und ohne ihn kann ich nichts un­ternehmen

So? Wann kommt er denn wieder? Vielleicht fragen Sie Mitte der Woche wieder einmal vor.

Nett. Aber was hat er schließlich dabei zu tun? Sie haben doch auch ohne Herrn Klirr die Kaution entgegengenommen?

Gewiß. Aber er hat die Schlüssel zum Geldschrank.Sehr nett! Ein vorsichtiger Mann, muß man sagen Aber Sie werden doch über so viel verfügen, um mir wenigstens einen Teil auszahlen zu können?

aber ohne Klirr bin ja nur der Mann, der das

Tut mir aufrichtig leid, kann ich nichts machen. Ich Erfinder, und Klirr ist der Geld hat, verstehen Sie?

So? Hat er überhaupt Geld?

Oh, da brauchen Sie keine Sorge zu haben, Herr Walthari Sie bekommen ihr Geld. Nur Geduld müssen Sie haben.

Das sagen Sie gut, aber mir liegt gar nichts an einem Geduldsspiel. Ich komme am Mitt­woch wieder Ich hoffe sehr, mein Geld ausge­zahlt zu erhalten, andernfalls schneide ich Herrn Klirr mit seinem eigenen Apparat in Würfel Ein Druck ein Zuck DRP, ge­nannt Fixio! Empfehle mich. Herr Schimmel­weiß. Am Mittwoch, nicht wahr? Bereiten Sie Herrn Klirr schonend vor!

Der Mann, der nur der Erfinder war, lä­chelte blaß, und Heinz warf die Tür knallend hinter sich zu

Die Tochter des Erfinders, ihren Vater ver­mutend, tippte eifrig mit zwei Fingern:. . . und ist deshalb bei Uebertragung dieses aus­sichtsreichen Postens die Stellung einer Kau­tion erforderlich.

Heinz war jetzt noch mehr geladen auf den Erfinder des Fixio Aber bereit sein ist alles! zitierte er und beschloß, sich weder voreilig noch kräftevergeudend zu ärgern. Jedenfalls fühlte er sich ohne den Kindersarg in der Hand um vieles freier, und die unverkauften Speckwürfelschneider bedrückten ihm nicht mehr das Herz. Dafür beschattete die Kaution seine Seele. Die Kaution, die in festen Händen war und vielleicht bleiben würde Genau so wie die Speckwürfel im Fixio Denn eher ge­länge es, einem Löwen seine Beute zu ent­reißen, als dem Fixio die Speckwürfel. Das war der wunde Punkt der Erfindung: der

Apparat würfelte den Speck wohl höchst sym­metrisch, aber er war nicht gewillt, diese Symmetrie zerstören zu lassen Mehrere Haus­frauen hatten infolgedessen nicht nur den Fixio verwünscht und in einem Wutanfall den Apparat zertrümmert, sondern dem Verkäu­fer der Küchenneuheit ein ähnliches Schick­sal zugedacht. Dergleichen sprach sich herum und bewirkte das Gegenteil einer Geschäfts- beiebung.

Also Abschied vonFixio und ohne Trä­nen Vielleicht auch von der Kaution, aber nicht ohne Kampf Und nun?

Wieder einmal ohne Beschäftigung Eine Er­fahrung mehr, ein Beruf weniger. Gewinn: vier Mark vierzig Pfennig Verlust: ein paar Stiefelsohlen. Die Moral von der Geschichte: Lerne leiden, ohne zu klagen!

Nein, klagen kommt gar nicht in Frage. Dal Wetter ist herrlich, der Anzug noch gut. die Stimmung zuversichtlich. Damit läßt sich immerhin etwas anfangen Also: wie bekämpfe ich die Arbeitslosigkeit? Jeder annehmbare Beruf kommt in Betracht, ausgenommen Staubsauger und Fixio

Warum nicht einmal das Geld suchen, dal auf der Straße liegen soll? Nur nicht zaudern; zugreifen, wo sich Gelegenheit bietet. Ich lebe in einer Kunststadt, warum nicht einmal Fremdenführer spielen? Etwas besser als die Fremden kennt man sich doch wohl aus Also auf zum Bahnhof und nach Opfern Ausschau gehalten

Halt, eine Dame mit Koffer Schon eine Gelegenheit. Die Krawatte in Ordnung 8 e bracht, das liebenswürdigste Gesicht aufgesetzt, los' .

Verzeihung, meine Dame, vielleicht darf ich Ihnen behilflich sein? Vermutlich sind Si* fremd hier? Ich stehe Ihnen gern zur Ver- fügung " .

Oh, Sie sind sehr liebenswürdig, Sie s * na zu gütig! Aber ich reise ab. will zum Bahn­hof, ich muß leider schon abreisen

Aber dann darf ich Ihnen vielleicht Int Gepäck ?

Wirklich liebenswürdig, ich bin Ihnen s° dankbar.

(Forts, folgt.) ^