SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK

Vermißter Lehrer ermittelt

Rottenburg. Der derzeitige Aufenthalt des seit 10. Oktober vermißten Lehrers Körner von Nellingsheim, wohnhaft in Bad Niedernau, wurde am 7. November in Wiesbaden ermittelt. Weshalb er sich von zu Hause entfernt hat, ist noch nicht bekannt.

An einer Rauchvergiftung gestorben Schramberg. Eine 70jährige Frau starb in ih- er Wohnung während des Kochens an einer Rauchvergiftung. Sie hatte nicht bemerkt, daß fine Wolldecke und ein Sofakissen neben dem Kocher angekohlt waren.

SVirtschafts- und Steuersachverständige tagten Sigmaringen. Die Kammer der Wirtschafts- und Steuersachverständigen Württemberg - Hohenzol- lem wählte am Samstag auf ihrer Jahrestagung ihren ersten Vorsitzenden. Dr. Ewald Katz- mann, Tübingen, wieder. In dem Hauptreferat beschäftigte sich Dr. Binder, Stuttgart, mit Sem Problem der Kapitalbildung und teilte mit,

IN ÜNSERER NÄCHSTEN AUSGABE:

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Die Lektüre dieser fröhlichen Geschichte von einem jungen Ingenieur und seiner hüb­schen Prozeßgegnerin wird auch Sie fesseln. Fortuna selber hatte die Hand im Spiel, und Sie werden erleben, daß manches im Leben gut ausgeht, wenn ein wenig Glück dabei ist. Madien Sies getrost wie derRosenkavalier!

daß heute ein Drittel der Kapitalbildung auf die öffentliche Hand entfalle. Angesichts der großen Aufgaben, vor die die Wirtschaft des Landes ge­stellt sei, wäre es erstrebenswert, daß die Privat­wirtschaft und damit die Banken wieder ein Hauptteil der Kapitalbildung stellen.

Stärkerer christlicher Einfluß gefordert

Untermarchtal. Über das Wochenende fand in Untermarchtal im Kreis Ehingen eine Tagung des Katholischen Männerwerks statt, an der 700 Vertreter aus 300 Gemeinden teilnahmen. Es war die bisher bestbesuchte Vertretertagung des Männerwerk der Diözese Rottenburg. Unter anderem sprach der ehemalige Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern. Dr Gebhard Müller, und zwar zu dem ThemaDer christ­liche Einfluß in der gesellschaftlichen Neuord­nung". Bundestagsabgeordneter Hans Schütz, Mitglied des Europarats und Vorsitzender der Ackermann-Gemeinden, behandelte das gleiche Thema Diözesanpräses Willi Mohn referierte überDas Gebot der Stunde in der Männer­arbeit und rief die christliche Männerwelt zu aktiver Mitarbeit im öffentlichen Leben auf. Bi­schof Dr. Leiprecht. der den ganzen Sonntag über der Tagung beiwohnte, beendete die Ver­anstaltung am Sonntagnachmittag mit einer An­sprache.

In einer Entschließung wird unter anderem eine Volksabstimmung über die künftige Ver­fassung des Landes Baden-Württemberg, die Anerkennung des vollen Elternrechts sowie die Ausmerzung des Kanzelparagranhen verlangt. Ceichzeitig werden alle Katholiken zur voll­zähligen Teilnahme an der kommenden Bundes­tagswahl aufgerufen und ein stärkerer christ­licher Einfluß in Staat. Betrieb. Gewerkschaft sowie ln den Organen der Sozialversicherung ge­fordert.

Trotz Neubauten mehr Wohnungsuchende

Friedrichshafen. Beim Wohnungsamt in Fried­richshafen sind gegenwärtig noch 1600 Wohnung­suchende vorgemerkt. Obwohl sich die Zahl der Neubauten seit dem vorigen Jahr verdoppelt hat und ständig Wohngebäude errichtet werden, gibt es heute 300 Wohnungsuchende mehr als vor eini­gen Monaten.

Universitätsklinik in Tübingen von der Belegung durch französische Sanitätsabtei­lungen freigemacht werde, ist am Montag im kulturpolitischen Ausschuß der Landesversamm­lung behandelt worden. Als Sachverständiger wurde der Dekan der Medizinischen Fakultät gehört. Der Ausschuß stellte sich hinter den An­trag und empfahl ihn dem Plenum zur Annahme.

Für die Verhandlungen mit der Besatzungs­macht ist vorgesehen, als Ersatz für die Chirur­gische Klinik einen Teil des Versorgungs­krankenhauses in Tübingen als geschlos­senen Block mit einem separaten Eingang, einer Küche und einer Röntgenabteilung anzubieten. Im kleineren Teil des Versorgungskrankenhauses sollen weiterhin deutsche Patienten, und zwar Hirnverletzte, untergebracht werden.

Fahnen auf halbmast

Stuttgart. Am kommenden Sonntag, dem Volks­trauertag, wird auf Anordnung des Ministerrats auf allen Dienstgebäuden des Landes Baden-» Württemberg halbmast geflaggt. Die Körperschaf­ten, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sind gebeten worden, entsprechend zu verfahren.

Autounfall von Marcel Wittrisch

Fellbach. Großes Glück hatte der Tenor Mar­cel Wittrisch, als er am Sonntag in Fellbach mit seinem Mercedes ein Verkehrsschild, ein Telefonhäuschen und einen Gartenzaun umfuhr, um schließlich auf einem Lagerplatz zu landen. Der Sänger trug nur leichte Verletzungen da­von. Infolge Übermüdung hatte er die Herr­schaft über seinen Wagen verloren. Der Sach­schaden dürfte sich auf einige tausend Mark be­laufen.

Raucher und Nichtraucher

ah. In unserem Verbandswesen klafft eine empfindliche Lücke. Die Raucher haben es bis­her unterlassen, sich zu organisieren. Die Nicht­raucher haben ihnen ja bisher nichts getan, aber um so mehr die Steuer und der Zoll. Vielleicht kommt es in der nächsten Zeit aber doch zu einer organisatorischen Abgrenzung der Rau­cher- und Nichtraucherinteressen. Die Bundes­bahn will jetzt nämlich mit dem Rauchverbot in den Nichtraucherabteilen ernst machen. Das Zugpersonal ist angewiesen, bei Übertretung ohne vorherige Verwarnung und stehenden Fu­ßes vom Sünder 2 DM einzukassieren. In der Nachkriegszeit ist das Verbot ein bißchen der Ignorierung verfallen, was in der allgemeinen Turbulenz nicht weiter auffiel. Jetzt, da wir wieder einigermaßen normal leben, so meint die Eisenbahn, sei es Zeit, daß auch hier wieder Ordnung einziehe.

Die Bahn hat Glück, daß es noch keinen Rau­cherverband gibt. Sie würde von ihm in den nächsten Wochen mit geharnischten Protesten und flammenden Resolutionen eingeräuchert. Viele Raucher meinen nämlich: Warum wird bei der Eisenbahn noch eine so veraltete Unterscheidung gemacht, die andernorts schon lange aufgegeben worden ist?

Die Bahn wird antworten: Wir müssen die­jenigen unserer Kunden, die vielleicht stunden­lang unterwegs sind, vor dem für sie nicht im­mer angenehmen blauen Dunst ihrer Zeitgenos­sen in Schutz nehmen. Die Raucher könnten dann sagen: Wenn sich kein Raucher mehr in einem Nichtraucherabteil blicken lassen darf, dann soll es in Zukunft auch kein Nichtraucher wagen, sich in ein Raucherabteil zu setzen.

Man sieht: Die Diskussion könnte auf dieser Ebene endlos weitergehen. In Wirklichkeit wird man vom Raucher nicht verlangen können, daß er bei einer stundenlangen Fahrt im Raucher­abteil zum Kettenraucher wird, nur um dort sei­nen Platz zu behaupten, und dem Nichtraucher wird man nicht zumuten können, daß er sich un­bedingt in ein Nichtraucherabteil setzt, wenn es Im Raucherabteil weniger voll ist.

Wahrscheinlich ist es nicht nur für die Bundes­bahn, sondern auch für ihre Kundschaft von Vor­teil, wenn die besagte Lücke in unserem Ver­bandswesen auch weiterhin klafft.

Um die Versorgung der Kriegsopfer

Eine orthopädische Versorgungsstelle in Ulm geplant

Stuttgart. Das badisch-württembergische Ar­beitsministerium hat das Bundesministerium ge­beten, der Errichtung einer orthopädischen Ver­sorgungsstelle in Ulm zuzustimmen. Die neue Dienststelle könnte die Versorgungsberchtigten des Versorgungsamtsbezirks Ulm und teilweise der Versorgungsamtsbezirke Rottweil und Ravensburg betreuen. Durch die Abhaltung von Sprechtagen soll die Möglichkeit geschaffen werden, die bisherigen orthopädischen Außen­stellen in Reutlingen und Weingarten aufzulösen. Das Bundesarbeitsministerium hat über den Stuttgarter Antrag bisher nicht ent­schieden.

In Baden-Württemberg bestehen gegenwärtig zwei Landesversorgungsämter, und zwar in Stuttgart und F re, bürg, neun Versor­gungsämter in Stuttgart (I und II), Ulm,

Heidelberg, Karlsruhe, Rottweil,

Ravensburg, Freiburg und Radolf­zell, drei Versorgungskrankenhäuser in Tü­bingen, Weingarten und Stuttgart- Berg, zwei Versorgungsheilstätten in Ried und W a 1 d e c k bei Nagold, eine Versorgungs­kuranstalt in W i 1 d b a d. drei versorgungsärzt­liche Untersuchungsstellen in Stuttgart,

F r e i b u r g und Heidelberg sowie vier orthopädische Versorgungsstellen in Stuttgart,

Freiburg, Rottweil und Karlsruhe.

Über 2100 Beamte, Angestellte und Arbeiter sind in der Verwaltung der Kriegsopferversorgung Südwestdeutschlands tätig

Nach dem Stand von Ende September dieses Jahres gibt es in Baden-Württemberg 502 618 Versorgungsberechtigte, davon erhalten 523 394 bereits ihre Bezüge nach dem Bundesversorgungs- gesetz, während die Renten der übrigen noch umgerechnet werden müssen

Aus Baden

Klinik gegen Versorgungskranfeenhaus Stuttgart (Eig. Bericht). Der Antrag des Ab­geordneten Dr. Gebhard Müller, durch den die Vorläufige Regierung ersucht werden soll, beim Bundesarbeitsministerium und bei der fran­zösischen Besatzungsmacht mit allem Nachdruck dahin zu wirken, daß die Chirurgische

Aus Südwürttemberg

Den Mord gestanden

Mannheim. Der am 7. November in Langen­steinbach bei Ettlingen festgenommene 32- jährige Bergarbeiter Bernhard Prigan aus Essen hat am Samstag nach langem, hartnäcki­gem Leugnen gestanden, am 2. November die 19- jährige Schneiderin Wilma Sulzer bei Alt- lußheim im Landkreis Mannheim ermordet zu haben. Prigan ist ferner überführt, wenige Tage vor der Tat im Rheinland ein schweres Sittlichkeitsverbrechen begangen zu haben.

Internationale Fahndungsaktion Mannheim. In die Fahndungsaktion nach den zwei Mannheimer Ausbrechern, die in der Nacht zum Sonntag aus dem Landesgefängnis Mann­heim entwichen, ist auch die internationale Poli­zei eingeschaltet worden. Dies war notwendig, weil die beiden 24jährigen Strafgefangenen wahr­scheinlich über die Grenze wollen.

Handgranate explodierte in der Wohnung Kehl. Durch die Explosion einer Handgranate wurde ein 65 Jahre alter Schiffer in Frei- stett, Kreis Kehl, schwer verletzt. Die Hand­granate war aus einer bisher von den Franzosen beschlagnahmten Wohnung mit andern Gegen­ständen, die dem Schiffer gehörten, in dessen Wohnung gebracht worden. Der Sprengkörper war in eine Gardine eingewickelt. Als der Mann sie ausoackte und näher betrachten wollte, ex­plodierte sie und riß ihm beide Hände ab. In bedenklichem Zustand wurde er ins Kranken­haus ein geliefert.

Der Aufruf blieb ohne Echo Freiburg. Ein von der Arbeitsgemeinschaft der Freiburger Frauenvereine kürzlich veröffentlich­ter Aufruf, aus Protest gegen die hohen Butter­preise in der Woche vom 3.-9. November keine Butter zu kaufen, hat bei den Freiburger Haus­frauen kein Gehör gefunden Die Breisgau-Milch­zentrale in Freiburg, der größte Butterlieferant für die Kreise Freiburg. Emmendingen

und Teile der Kreise Müllheim, Lahr und Neustadt, hat in der Käuferstreikwoche eine Tonne Butter mehr abgesetzt als in der Woche zuvor.

Ein großes Studentenklubheim

Freiburg. Im alten Kollegiengebäude der Uni­versität Freiburg ist eines der größten und mo­dernsten Studentenklubheime am Sonntag seiner Bestimmung übergeben worden. Der Bau dieses Gemeinschaftshauses der Freiburger Studenten­schaft sowie eines schon früher bezogenen Stu­dentenwohnheims wurde durch eine Stiftung des ehemaligen amerikanischen Hohen Kommissars McCloy in Höhe von 440 000 Mark finanziert.

Narrentreffen der Bochrhein-Städte Waldshut Das traditionelle Narrentreffen der vier Hochrheinstädte Säckingen, Walds­hut. Laufenburg und Tiengen wird am t Februar 1953 in Waldshut stattfinden. Dieser Beschluß wurde von den Vertretern der Narren­zünfte der vier Städte in Waldshut gefaßt.

Zwei Ehepaare schwer verletzt Waldshut. Zwei Ehepaare aus Waidshut, die am Sonntag zu einer Operettenaufführung nach Freiburg fahren wollten, verunglückten in der Nähe des Hirschsprungs im Höllental. Ihr Pkw kam auf der von Schnee und Regen glatten Straße in einer scharfen Kurve ins Rutschen und prallte gegen einen Lkw. Alle vier Insassen mußten in schwerverletztem Zustand in ein Frei­burger Krankenhaus gebracht werden.

Wie w ; rd das Wetter?

Vorhersage bis Mittwochabend: Meist stark bewölkt oder bedeckt mit zeitweiligen Nieder­schlägen und auffrischenden nordwestlichen Winden. Nullgradgrenze bei etwa 800 m Höhe. Tagestemperaturen in tieferen Gegenden zwi­schen 4 und 6 Grad. Nächtliche Tiefsttempera- turen um 0 Grad.

Quer durch den Sport

Der DFB zieht Bilanz

Der Deutsche Fußballbund weist ln seinem jüngst herausgegebenen Jahresbericht 1951/52 im Kassen­bericht einen Gewinn von 54 583.38 DM aus. Der Kassenbericht schließt auf beiden Seiten mit 1 262 268,80 DM ausgeglichen ab. Im Rechenschafts­bericht des Spielausschusses wird nach einer Auf­zählung der Erfolge der deutschen Amateur- und Vertragsspieler - Nationalmannschaften festgestellt, daß in der Austragungsweise der deutschen Fuß­ballmeisterschaft ,,ein neuer Weg gefunden werden muß, um zu vermeiden, daß Vereine, die keine Chancen in ihrer Gruppe mehr haben, in den Ver­dacht geraten entscheidenden Einfluß auf die End- spielbesetzurig zu bekommen. Als besonders wich­tige Aufgaben werden außerdem genannt: Spiele um den DFB-Vereinspokal Aufbau der Länderelf für die Weltmeisterschaften 1954 in der Schweiz und die Unterstützung der Nachwuchsschulung der Schiedsrichter. Tn dem Berich» wird angekündigt; daß ab 1. August 1953 kein Verein mehr hauptamt­lich einen Trainer beschäftigen darf, der nicht im Besitz der DFB-Lizenz ist.

Tn der Zeit vom 1. August 1951 bis 30. Juni 1952 wurden insgesamt 1175 Spiele gegen ausländische Vereine durchgeführt, davon 698 im Inland und 447 im Ausland. Die Schweiz (410) Österreich (201) und Holland (126) stehen an der Spitze der insgesamt 20 Nationen, mit denen ein Spielverkehr gepflogen wurde.

Die dritte Etappe

Sieger der dritten Etappe der Mittelmeerrund­fahrt wurde gestern der Italiener Arrigö Padovan,

der die 182 Kilometer von Bari nach Tarent mit einem Durchschnitt von fast 38 Stundenkilometer zurücklegte. Auf den nächsten Plätzen folgten drei weitere Italiener vor dem Deutschen Hubert Schwarzenberg, dem Franzosen Raymond Guegand, dem Holländer Hein Gellissen und unserem Rad­weltmeister Heinz Müller. In der Gesamtwertung nimmt Fausto Coppi (Italien) weiterhin den ersten Platz ein.

Knrz berichtet

Der Schwimm- und Skiklub Schwenningen veran­staltet am 30. November seine traditionellen Schwimmwettkämpfe um den Schwarzwaldpokal, denen u. a. der SV Schwäbisch Gmünd, der SSV Reutlingen, SV Tübingen, und der SSV Freiburg teilnehmen werden.

Auch am zweiten Tag des internationalen Schwimmsportfestes in Gent gab es durch Herbert Klein wieder einen deutschen Sieg. Er legte die 200 m Brust in 2:35,6 Minuten ganz überlegen zu­rück. Die übrigen deutschen Teilnehmer kamen über dritte Plätze nicht hinaus.

Vorläufige Totoquoten

West-Süd-Block: Zwölferwette: 1. Rang je 11565 DM 2. Rang je 535 DM, 3. Rang je 43 DM; Zehner­wette: 1. Rang je 420 DM, 2. Rang je 16 DM, 3. Rang je 2.25 DM.

Nord-Süd-Block: Elferwette: 1. Rang je 5184.50 DM, 2. Rang 1e 243 DM, 3. Rang je 26.30 DM: Nord­deutsche Achter-Auswahlwette: 1. Rang Je 160.50 DM. 2. Rang je 8.10 DM.

Fran<?oi$ Mauriac

Dur liiuß des Fremden

Die Märzsonne ließ die Pfützen des Platzes tufleuchten. Die Siesta des Herrn J6röme- oueyre hatte das ganze Haus in solche Stille ?ebannt, daß auch nicht ein Möbelstück krachte. Wie alle Frauen des Landstädtchens, war Naemi n einer Nische des ebenerdigen Zimmers beim Nähen. Die Läden waren halb geschlossen. Auf lern Nähtisch häufte sich die Stopfwäsche. Da ?rtönte Räderrollen und sie sah. wie einige Schritte von ihrem Fenster entfernt ein engli­scher Wagen anhielt Ein junger Mann hielt die Zügel und blickte um sich, als wenn er eine Aus­kunft haben wollte; aber der Platz war leer Als Naemi neugierig die Läden aufstieß, wandte der Fremde den Koof nahm den Hut ab und fräste lach der Wohnung des Doktor Pieuchon. Als Naemi ihm den Weg bezeichnet hatte, grüßte er. lerührte mit der Peitsche die Kruppe seines Pfer- 3es und verschwand. Naemi fuhr fort zu nähen inii zog den ganzen Tag die Nadel hin und her, ihne sich etwas zu denken, und unbewußt des Sindrucks. den sie von diesem Antlitz emnfaneen latte Am folgenden Tag zur selben Stunde kam ler Fremde wieder vorbei, aber ohne anzuhalten, 'immerhin ließ er vor dem Hause Pöloueyre sein Pferd in eine langsamere Ganeart fallen und seine Blicke suchten die junge Frau hinter den zoraeschobenen Fensterläden Er grüßte auf's 3er-fiewohI Beim Abendbrot behauntete Herr T4rflme. vom Pfarrer gehört zu haben, daß es lern iuneen Pleuohan immer schlechter gehe und laß sein Vater einen jungen Arzt aus der Kreis­stadt habe kommen lassen, dessen Methode, die Tuberkulose zu behandeln, gerühmt werde . . feden Tag kam nun derTllhury vorbei und ieden Tag verlangsamte er sein Temno vor dem Hause Pölouevre. ohne daß Naemi iemals die Läden zu- niek^estoßen hätte Der jun»e Doktor grüßte den Schattenstreifen, hinter dem. unsichtbar für ihn. fine junge Frau atmete Das Städtchen begann fich für seine Kur zu interessieren alle Tuber- cifiosenkranken der Gegend ließen sich von ihm oeraten. Man beheuotcte. der Zustand des iungen Pieurhon habe sieb gebessert.

Der Frühling fiel zu früb ein; die lauen März­lage weckten die Menschen aus Ihrer winter-

lchen Starre. Eines Abends konnte Naemi sich

bei offenem Fenster ausziehen. Sie lehnte sich daran, traurig-vergnügt und ohne das Bedürfnis zu schlafen. Sie hatte vor sich die Nacht, die. ge­heimnisvoll tätig, das Antlitz des Mannes vor ihr enthüllte, dessen Eindruck sie neulich emofangen hatte. Zum erstenmate ließ sie ganz bewußt die Gedanken bei ihm verweilen: wenn der Fremde sie täglich grüßte, ohne sie überhaupt sehen zu können, wäre es da nicht passender, morgen die Läden aufzustoßen und den Gruß zu erwidern? Als sie sich dazu entschlossen hatte, emofand sie ein solches Glücksgefühl, daß sie den Augen­blick. ins Bett zu gehen, noch hinausschob. Ein Zug nach dem andern wurde nun in ihrem In­nern deutlich: die lockigen schwarzen Haare, die eine Sekunde sichtbar geworden waren, als der junge Mann seinen Hut gehoben hatte, die roten Linnen unter dem kurzen Schnurrbart die Snortjacke. von deren Tasche der Halter der Füllfeder geleuchtet hatte. keine Krawatte, aber ein weißes Hemd mit offenem Kragen.

Naemi. ganz und gar Instinkt, aber zur Ge- wissenserforschune erzogen, war bald auf ihrer Hut: eine erste Warnung war ihr daß sie heim Beten immer wieder von vorn anfangen mußte: zwischen Gott und ihr tauchte immer w-'eder ein lächelndes, braunes Gesicht auf Tm Bett wurde sie davon bedrängt und beim Frwacben. noch ganz wirr von Träumen darbte sie zunächst dar­an. daß eie ihn Wiedersehen wn"te An diesem Mnraen ließ sie während der Trosse die Hände nicht vom Gesicht Znr Stunde der Fiesta, als der T : iburv vor dem Hause P61ouevre langsamer fuhr waren alle Läden des Erdgeschosses fest geschlossen

Ans dem Erstlingswerk des dlesiäbrigen No- belnreisträpers für TJteratur ,,Le Reiser au I^nrpux ciassv. das sehen den Meister der Seelenanalvse erkennen läßt Fr Mauriac ar­beitet aber nicht mit den Kateenrien der T*e- fennsvcbologie. sondern als Über7eugter Ka­tholik mit den ReertfTen: Versuchung, Sünde, Bewährung. Übersetzt von K. .T

Gastspiel Käthe Dorschs in Stuttgart

Dadurch, daß heute berühmte Schauspieler so häufig auf Gastspielreisen gehen, wird dem Theaterbesucher wohl oft das Glück der Begeg­nung mit einer großen, eindrucksvollen Persön­lichkeit zuteil, aber sehr selten der Genuß einer echten reifen Ensembleleistung. Was war da

das Werner-Krauß-Gastspiel fUr eine herrliche Ausnahme! Für die Inszenierung von Boltons und Somerset MaughamsTheater in der Stuttgar­ter Komödie im Marquart gilt das erstere. Hier zählt nur das Wiedersehen mit Käthe Dorsch Die Rolle scheint ihr auf den Leib geschrieben: Eine große Schauspielerin, der das Leben zum Theater und das Theater zum Leben wird; eine Frau, der ein Rück in den Spiegel und auf den erwach­senen Sohn zeigt, daß sie nicht mphr jung ist und die doch kraft ihres bezwingenden Charmes, ihres iugendiiehen Herzens und ihrer bezaubern­den Natürlichkeit über alle und alles dominiert. Und das tut Käthe Dorsch mit solcher Brillanz und Selbstvortändlichkeit. daß die Freude daran nur einen Wunsch offen läßt: sie möchte Partner haben, die ihr den ohnehin sicheren Triumph nicht allzu leicht machten S. N.

Kulturelle Nachrichten

Der Historiker Geheimrat Prof. Dr. Walter G ö t z Gräfeiflng bei München, vollendet heute das 85 Lebensjahr Götz hat als Professor der Geschichte an den Universitäten in München. Tübingen. Straßburg und zuletzt in Leipzig ge­wirkt. wo er 1963 wegen seiner demokratischen Gesinnung emeritiert wurde.

Der Prorektor der Universität Freiburg Prof. Dr. Johannes Vincke, wurde von Paost Pius XTT. zum päustlichen Hausnrälaten ernannt.

Die deutsche Dante-Gesellschaft un­ter dem Vorsitz von Prof. Dr Hans Rheinfelder. München hat ihre diesiähriee Hauptversammlung zum 15 bis 16 November nach Krefeld einberufpn.

Die Bruckner-Gesellschaft verlieh dem Leiter des Aachener Domchors. Prof. Th B Rebmann, die Bruckner-Medaille.

Zum Rektor der Ausländeruniver­sität in Perugia wurde Carlo Vischia. Staats­sekretär im italienischen Unterrichtsministerium gewählt. Die Steile des Rektors war seit dem Tode von Graf Sforza unbesetzt.

Literarische Notizen

Im Verlag Herder hat der Freiburger Erz­bischof Dr. Wendelin Rauch einLexikon des katholischen Lebens herausge­geben. Das Lexikon, an dem 120 Mitarbeiter

tätig waren, gibt auf fast 700 Seiten ln allen weltanschaulichen, religiösen, kirchlichen und so­zialen Fragen der Zeit in katholischer Sicht um­fassende Auskunft -

In der Salesianischen Offizin in München wird ein Sammelbuch religiöser Dich­tung von Kurt Erich Meurer und Otto Josef Spachtholz vorbereitet. Zuschriften zwecks Bil­dung einer Autorengemeinschaft nimmt die Re­daktion in München entgegen

Der Landesverkehrsverband Württemberg hat ein repräsentatives dreisprachiges Bildwerk Schönes Sohwabenland herausge­bracht, das in ausgesuchten Großfotos auf 288 Seiten die landschaftlich und architektonisch reizvollen Punk'e des württembergischen Lan­des zeigt. Otto Rombach hat einen Kommentar für dieses Buch geschrieben.

Italien-Heft derUniversitas

Im Dienste des deutsch-italienischen Kultur­austausches hat dieUniversitas, Zeitschrift für Wissenschaft. Kunst und Literatur, ein Ita­lien-Sonderheft veröffentlicht An der Spitze stehen Beiträge des berühmten italienischen Philosophen Benedetto Croce. Neapel, und des Präsidenten der Republik Italien. Prof Dr Luigi Einaudi, Rom Das italienische Staatsoberhaupt beschreibt in ausführlicher Darstellung die na­tionalökonomische Forschung Italiens Ferner be­handeln Prof. M Apollonio. Mailand, dieZeit­genössische Literatur Italiens Prof Del Vec­chio. nach dem Kriege Rektor der Universität Rom,Das Wesen des Naturrechts". Prof Ca­stelli. Direktor des Instituts für humanistische Studien in Rom. Die Krise des Eigenlebens in unserer Zeit Dozent Dr Villani Neapel. .Haupt­strömungen des philosophischen Denkens in Ita­lien. Prof Angelis D'Ossat. Rom, ..Städtebau und Architektur Italiens nach dem zweiten Welt­krieg Der Mailänder Geograph Prof Nangerom gibt einen Überblick über die Ursachen der Po- Überschwemmung Im vergangenen Jahr. Das Heft enthält ferner die Rede von Papst Pius XII- über das Verhältnis zwischen Glaube und Na­turwissenschaften Das Heft enthält ferner Bei­träge über die neuen Ausgrabungen Italiens, das Bildungsideal der italienischen Universitäten, die kirchlichen Hochschulen Roms, die Mailänder Scala und den modernen italienischen Film.