DIE MEINUNG DEK ANDERN
Eisenhowers Korea-Pläne
In einer Analyse des Wahlversprechens des neugewählten amerikanischen Präsidenten, General Eisenhowers, in Korea ein Ende zu machen, kommt das britische Blatt „Daily Telegraph” zu einer skeptischen Beurteilung der realen Möglichkeiten eines solchen Versuches:
„ . .. ohne Zweifel wird Außenminister Eden zwei Punkte klarmachen: er wird keiner Regelung in Korea zustimmen, die darauf hinausläuft. daß die Aggression gebilligt und künftige Aggressionen ermutigt werden; weiter wird er nicht dazu bereit sein, einen Waffenstillstand zusammenzuflicken, in dem wir Kriegsgefangene gegen ihren Willen zurückgeben. Eisenhower hat nur zwei Möglichkeiten angedeutet, seine Absicht, den Krieg zu beenden, durchzuführen. Das sind die Ausbildung ausreichend starker südkoreanischer Truppen und die Entwicklung der psychologischen Kriegführung. Beide Pläne beziehen sich auf langfristige politische Möglichkeiten. Sie scheinen nicht das zu sein, was die Staatsmänner suchen, oder was die Welt verlangt, nämlich einen wirklichen Frieden in Korea und keinen langen, sich hinziehenden Konflikt oder aber einen intensivierten Kampf.“
Österreich und die Beschlagnahmen
Zur Frage des beschlagnahmten deutschen Eigentums in Österreich schreibt der nicht parteigebundene „W lener Monta g”:
„Die Tatsache wird nicht aus der Welt geschafft. daß beim überwiegenden Teil unserer Bevölkerung die Behandlung des deutschen Eigentums im gleichen Geruch steht wie die Beschlagnahme von Wohnungen, Möbeln und Kleingärten. Wie bei jedem geraubten Gut nützt auch beim deutschen Eigentum der Hinweis auf Gesetze oder Abmachungen nichts, da nämlich allein schon die zitierten Gesetze von jedem korrekt empfindenden Menschen als ausgesprochen unmoralisch beurteilt werden ... Wann und wo immer Österreich gegen Unrecht, das ihm zugefügt wird, Anklage erhebt, hat es nur dann Aussicht, ernst genommen zu werden, wenn es selbst sich jedes Unrechts und jeder Unkqrrekt- heit enthält. Die souveräne Behandlung des deutschen Eigentums im Sinne vornehmer Korrektheit würde nicht nur unserem Verhältnis zu einem Staat sehr nützlich sein, der morgen schon wieder eine, beachtenswerte und für Österreich nicht zu übersehende Stellung in Europa einnehmen kann, sondern überhaupt die moralische Position Österreichs im Kampf um sein eigenes Recht stärken.“
Ein Kompromiß bei der FDP
Die Delegierten zum Bundesparteitag
BONN. Der Bundesvorstand der FDP unter Vorsitz von Vizekanzler Blücher einigte sich am Sonntag in Bonn nach längerer Diskussion darauf, daß aus dem früheren Landesverband Württemberg-Hohenzollem acht Delegierte zum kommenden Bundesparteitag der FDP in Bad Ems entsandt werden sollen. Von diesen acht Delegierten sollen zwei aus den Kreisen kommen, die sich für die Neugründung eines Landesverbandes Baden- Württemberg eingesetzt haben.
Sechs Delegierte sollen von dem noch bestehenden Landesverband Württemberg-Hohenzollem entsandt werden. Von diesen sechs sollen wiederum zwei den Kreisen angehören, die auf dem Landes-Vertretertag Württem- berg-Hohenzollerns in Sigmaringen für den Anschluß stimmten. Die übrigen vier Delegierten sollen von der Gruppe um den Bundestagsabgeordneten Dr. Eduard L e u z e entsandt werden. Dr. Leuze war in Sigmaringen mit 75 Stimmen als Landesvorsitzender des Landesverbandes Württemberg-Hohenzollem bestätigt worden.
Vorläufiger Staatsgerichtshof konstituiert sich. Stuttgart. — Der vorläufige Staatsgerichtshof von Baden-Württemberg wird sich am 20. November in Stuttgart konstituieren Die neun Mitglieder des Gerichtshofs waren am 15. Oktober von der Verfassunggebenden Landesversammlung gewählt worden. Vorsitzender ist Landesgerichtspräsident Dr. Perlen, Stuttgart.
Kommunalwahlen ziemlich konstant
Fortsetzung von Seite 1
gegen 35,5 Prpz^nt am gestrigen Wahltag. Die SPD vereinigte 1948 35,9 Prozent auf ihre Listen, jetzt 36,3 Prozent. Die FDP nahm von 6,9 Prozent 1948 auf 12,5 Prozent zu.
Kommunisten haben verloren In Rheinland-Pfalz erzielten sie noch 3,2 Prozent der gültigen Stimmen, bei den Gemeindewahlen 1948 waren es 7,2, bei den
SPD: Ein großer Erfolg
BONN. Der zweite SPD-Vorsitzende Wilhelm Meliies erklärte, die Kommunalwahlen am Wochenende seien zu einem großen Erfolg für die Sozialdemokratische Partei geworden. „Jetzt ist die SPD zum ersten Male die stärkste Partei in Nordrhein-Westfalen“. Der geradezu überwältigende Sieg bei der Nachwahl für Kurt Schumacher beweise, daß auf der Bundesebene die Voraussetzungen für die SPD noch weit besser seien.
Landtagswahlen 1951 4,3 Prozent. In Nordrhein-Westfalen ist das Bild ähnlich. Bei den Gemeindewahlen brachte es die KPD diesmal auf 4,5 Prozent. 1948 waren es 7,8, 1950 bei der Landtagswahl 5,5 Prozent. In beiden Ländern ist die KPD unter den Satz der Fünfprozentklausel abgesunken.
Audi das Zentrum hat die absteigende Linie der Wahlen seit 1948 nicht ändern können, es hat erneut verloren. Während bei den Gemeindewahlen 1948 für das Zentrum 9,7 Prozent der Stimmen festgestellt wurden, die bei den Landtagswahlen 1950 auf 7,5 Prozent
abgesunken waren, blieb die Partei diesmal mit 5,9 Prozent noch gerade von den Folgen der Fünf-Prozent-Klausel verschont,
Kein Rechtsradikalismus
Die Flüchtlingspartei BHE hat in Rheinland-Pfalz überhaupt nicht kandidiert. In Nordrhein-Westfalen hat sie sich erstmals am Wahlkampf beteiligt. Sie brachte es auf 3,3 Prozent. Die auf dem rechten Flügel stehende nationale Rechte konnte knapp 7000 Stimmen für sich registrieren. Bei 6,7 Millionen gültigen Stimmen ist diese Zahl unwesentlich.
In den 60 Landkreisen und 16 kreisfreien Städten Niedersachsens haben bei den Kommunalwahlen die Rechtsparteien von insgesamt 2764 Sitzen 1276, die SPD 862 und der BHE 468 Sitze errungen. Nach dem vom niedersächsischen Innenministerium am Montagmittag veröffentlichten vorläufigen Endergebnis gingen allerdings als stärkste Parteien ohne Listenverbindung die SPD und der BHE aus den Wahlen hervor, während sich die Rechtsparteien hauptsächlich durch die gemeinsamen Wahlvorschläge eine bedeutende Zahl von Mandaten sichern konnten.
Teilweise wurden in die Wahlgemeinschaften der bürgerlichen Parteien auch verschiedene stark rechts gerichtete Snlittergrunnen, wie die Deutsche Reichspartei und die Radikalsoziale Freiheitspartei aufgenofnmen, denen neben dem BHE und stellenweise der DP vermutlich die Stimmen der verbotenen SRP zufielen. So wurde als Spitzenkandidat des BHE in Gifhorn der ehemalige Stabschef der SA, Wilhelm Schepmann in den Stadtrat und auch in den Kreistag gewählt.
Kleine Weltchronfk
Keine Beanstandung des Staatsanzeigers. Stuttgart. — Die CDU hat ihre kleine Anfrage in der Verfassunggebenden Landesversammlung, welche die Berichterstattung des „Staatsanzeigers“ beanstandete, zurückgezogen. Der Fraktionsvorsitzende erklärte dazu, die Anfrage sei gegenstandslos geworden, da der „Staatsanzeiger“, wie er sich überzeugt habe, ausführlich über die Tagesordnungspunkte der Parlamentssitzung vom 22. Oktober berichtete.
737 neue Lehrerstellen für Baden-Württemberg gefordert. Stuttgart. — Der kulturpolitische Ausschuß der Verfassunggebenden Landesversammlung hat gestern den Finanzausschuß dringend gebeten, 737 neue Lehrerstellen in Baden-Württemberg vorweg zu bewilligen.
Adenauer und Heuß als Gratulanten. München. — Der Bundespräsident und der Bundeskanzler gratulierten gestern dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hans Ehard zu seinem 65. Geburtstag in herzlich gehaltenen Schreiben. Den ganzen Tag über riß in der festlich geschmückten bayerischen Staatskanzlei der Besucherstrom nicht ab.
Zum Ministerialdirektor ernannt. Bonn. — Der bisherige kommissarische Leiter der -Personalabteilung im Auswärtigen Amt, Dr Peter Pfeiffer, ist gestern als Nachfolger von Legationsrat Dr. Hans Dittmänn mit dem Rang eines Ministerialdirektors in sein Amt eingeführt worden.
Kirchentags-Besprechung mit Grotewohl. Berlin. — Der Präsident des deutschen evangelischen Kirchentages von Thadden-Trieglaff und Kirchenpräsident Niemöller haben gestern dem ostzonalen Ministerpräsidenten Grotewohl ihre Wünsche für die Durchführung weiterer Kirchentage unterbreitet. In der Besprechung sei deutlich herausgesteilt worden, daß es das Bestreben des deutschen evangelischen Kirchentages bleibe, die evangelische Christenheit von „ganz Deutschland“ zu versammeln.
Tito nach London. London. — Der jugoslawische Staatschef, Marschali Tito, wird Großbritannien besuchen, wurde gestern im englischen Unterhaus bekanntgegeben
„Heil Hitler“-Rufer vor dem Psychiater. London. — Der 45jährige Engländer James Larrat Battersby, der am Sonntag das zweiminutige Schweigen zu Ehren der britischen Gefallenen am Ehrenmal in Whitehall mit einem lauten „Heil Hitler“ unterbrach, ist zur Prüfung seines
Geisteszustandes dem Psychiater vorgeführt worden. In seinen Taschen fanden Polizisten fünf Hitlerphotographien und drei medizinische Gutachten, daß er geistig normal sei.
Gesunkenes Wrack wird gesprengt. Rotterdam.
— Vier Tauchermannschaften stehen in Rotterdam bereit, um das Wrack eines panamesischen Kohlenfrachters zu sprengen, das in der Einfahrt nach Rotterdam auf Grund liegt. Wegen diesem „Verkehrshindernis" können täglich mehr als 60 Frachtschiffe den Hafen nicht anlaufen.
Gaullisten gegen EVG. Paris. — Die „Sammlungsbewegung“ des Generals de Gaulle hat auf ihrem Kongreß gestern zu einem Propagandafeldzug in ganz Frankreich gegen die Idee der europäischen Armee aufgerufen, die Frankreichs „Unabhängigkeit und Freiheit“ bedrohe.
Französisch-amerikanische Wirtschaftskonferenz. Paris. — Im französischen Wirtschaftsministerium begannen gestern Besprechungen zwischen dem französischen Industrie- und Wirtschaftsminister Louvel und dem amerikanischen Wirtschaftsminister Sawyer, die durch die .Teilnahme einer großen Zahl amerikanischer und französischer Wirtschaftssachverständiger bald den Charakter einer französisch-amerikanischen Wirtschaftskonferenz annahmen.
Sondertagung der Europaratsversammlung. Straßburg. — Die Beratende Versammlung des Europarats wird Mitte Januar zu einer Sondersitzung zusammentreten, bei der sie sich mit den ersten Arbeitsergebnissen zur Schaffung einer politischen Gemeinschaft beschäftigen wird. Bereits am 10. Januar wird die Versammlung der Schumanplanstaaten Zusammenkommen, um über die endgültige Organisation der Hohen Behörde zu entscheiden.
Großstraße von Lhasa nach China. Hongkong.
— Zehntausende von Arbeitern. Soldaten und Ingenieuren sind mit dem Bau einer 1200 km langen Straße von der tibetanischen Hauptstadt Lhasa nach der chinesischen Stadt Kangting (westlich von Tschungking) beschäftigt, die durch wenig bevölkerte Berggebiete führen und drei große Flüsse überqueren wird.
Neuer grauenhafter Mau-Mau-Mord. Nairobi.
— Kenia ist durch einen neuen Ritualmord der Mau-Mau-Bewegung erschreckt worden. In einem Flußtal fand man die verstümmelte Leiche eines Eingeborenen, der zweifellos von Mau-Mau-An- hängem hingeschlachtet wurde.
WIRTSCHAFT
Parleheu für den Wohnungsbau
Auch 1952 wieder Mittel von der LVA
STUTTGART. Zur Gewährung von erststelligen Hypothekendarlehen für den Wohnungsneubau ihrer Versicherten im Rahmen des Wohnungsbaugesetzes stellt die Landesversicherungsanslalt auch im Jahre 1953 iii beschränktem Umfang wieder Mittel zur Verfügung. Diese sind au'S*' schließlich zur Schaffung von gesunden und billigen Dauerwohnungen für Versicherte der Invaliden- und Angestelltenversicherung bestimmt und werden in erster Linie an versicherte Baulustige abgegeben.
Anträge sollen bis spätestens 15. Januar 1953 durch die Bürgermeisterämter an die Landesversicherungsanstalt eingereicht werden. Entsprechende Vordrucke stellt die Landesversicherungsanstalt unmittelbar zur Verfügung. Da die bereitgestellten Mittel nur zur Förderung des Wohnungsneubaues bestimmt sind, können Darlehen zum Kauf eines Wohnhauses oder zur Ablösung von anderweitig aufgenommenen Darlehen nicht gegeben werden.
In Ergänzung der bereits früher veröffentlichten Grundsätze für die Gewährung solcher Darlehen („Mitteilungen der LVW Württemberg* Nr. 4 vom 15. 2. 1951) gibt die Landesversicherungsanstalt noch bekannt, daß für die zur Genehmigung kommenden Darlehen eine einmalige Bearbeitungsgebühr von ‘/e Prozent des Darlehensbetrages erhoben wird, deren Verrechnung bei der Auszahlung der ersten Darlehensrate stattfindet.
Montanunionsländer von GATT-Verpflichtungen befreit
GENF. Die Mitglieder des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) haben dem Ersuchen der sechs Länder der Montanunion stattgegeben. sie von gewissen Verpflichtungen gegenüber dem GATT zu befreien. Zuverlässig verlautet. es sei eine befriedigende Lösung für das Problem gefunden worden, das sich aus der Schaffung des gemeinsamen Marktes für Kohle und Stahl bei Beschränkung der Zollfreiheit auf die Montanunion allein ergibt. Allgemein sind alle GATT-Mitglieder gehalten, anderen Mitgliedern gewährte Zollzugeständnisse allen GATT- Ländem einzuräumen.
Ausbau des Handels mit Algerien
Ständige Handelsvertretungen im Bundesgebiet
HAMBURG. Algerien wird in der nächsten Zeit ständige Handelsvertretungen im Bundesgebiet errichten, teilte ein Hamburger Außenhandelskaufmann dieser Tage bei seiner Rückkehr von einer Informationsreise nach Algerien mit. Aufgabe dieser Vertretungen, die für den süddeutschen Raum wahrscheinlich in Frankfurt im Main und für Norddeutschland in Hamburg arbeiten werden, soll es sein, den deutschen Markt in größerem Umfange als bisher für die traditionellen algerischen Exporterzeugnisse zu interessieren und den deutschen Außenhandel beim Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu Algerien zu unterstützen. Die algerische Erzeugung steigt hauptsächlich auf dem Gebiet der Agrarprodukte (Südfrüchte, Wein und Linsen) ständig an, so daß das französische Mutterland dl# erhöhte Produktion nicht mehr aufnehmen kann.
Indonesien wünscht deutsche Waren
BONN. Für eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik und Indonesien sprach sich der stellvertretend# Wirtschaftsminister von Indonesien, Dr. As- m a u n, in Bonn aus. Der Minister wies auf den großen Bedarf seines Landes an Investitionsgütern im Hinblick auf die angestrebte Industrialisierung hin und betonte, seine Regierung sei bereit, einen großen Teil der hierfür um für den Straßenbau notwendigen Maschinen und Anlagen aus der Bundesrepublik zu beziehen.
Firmen und Unternehmungen
KÖLN. Oktober-Produktion bei Ford. — Im Oktober produzierte das Unternehmen insgesamt 4469 Einheiten, und zwar 3715 Taunus 12 M — Pkw, 181 Taunus-Kastenwagen und 602 Lkw und Omnibusse.
MÜNCHEN. Das 75 OOOste BMW-Motorrad. — Bel der Bayerischen Motorenwerke AG. läuft die Motorradanfertigung auf vollen Touren, um neben dem Bedarf innerhalb des Bundesgebietes die ständil ansteigenden Export-Anforderungen zu erfüllen. Anfang November lief das 75 000. BMW-Motorrad seit der Wiederaufnahme der Fertigung im Jahr« 1949 vom Band.
Copyright by Dr Paul Herzog. Tübingen durch Verlag v. Graberg Sc Görg, Wiesbaden
ROMAN VON H. P LARSEN
(Schluß)
„Und nahm es an sich? So. Hatten Sie noch etwas anderes ln Ihrer Handtasche, Frau Berger?“
Die Frau sitzt da und krampft die Hände Ihr Gesicht zuckt.
„Ja“, sagt sie, „ich hatte Schlüssel darin ...“
„Schlüssel zu Burgdorfs Wohnung, nicht wahr?“
„Ja.“
„Die nahm Ihr Mann auch an sich... Und nun’“
„ich war so zerbrochen...“ die Frau schluchzt auf, „daß mir alles ganz gleichgültig wurde Mein Mann verlangte daß ich bei ihm blieb. Ich tat es. Ich ging sogar, um den Schein zu wahren, mit ihm zu dem kleinen Fest für Sabine Pertus und ertrug dort ihren und den Anblick Burgdorfs aber es war zuviel für mich. Meine Nerven versagten . . . Ich konnte ein ach nicht mehr . .
„Einen Augenblick“, unterbricht Höpfner, „gingen Sie von diesem Fest mit Ihrem Manne zusammen nach Haus?“
„Ja.
„Um welche Zeit?“
„Sehr früh. Eigentlich gleich nach dem Diner, vielleicht eine Stunde später, um nicht aufzufallen “
„Was taten Sie zu Hause?“
„Ich ging sofort in mein Zimmer, schloß mich ein und versuchte einzuschlafen. Ich muß auch vor Erschöpfung infolge der Aufregung eingeschlafen sein “
„Sie hörten nicht, ob Ihr Mann noch einmal wegging?“
„Nein.“
„Aber Frau Berger, jetzt passen Sie einmal auf: nachdem Dr Burgdorf vergiftet worden war, was dachten Sie denn da?“
„Herr Kriminalrat —“ die Frau hebt die Hände — „Ich bitte Sie, quälen Sie mich nicht. Ich weiß nicht, was ich dachte Ich dachte überhaupt nichts mehr, nur eines. Fort! Weg! Weg von ihm! Aber ich konnte ja nicht ohne Geld reisen, und erst als ich Jäh fällt ihr Kopf vornüber, und sie weint haltlos. Aber sie faßt sich selbst nach wenigen Augenblicken:
„Erst als ich ihm den Mord an Burgdorf auf den Kopf zusagte und ihm mit der Polizei drohte, gab er mir mein Geld, und ich konnte endlich abreisen „Wieviel gab er Ihnen?“ „Fünfundzwanzigtausend Mark ...“
„Die hatten Sie ja auch bei Ihrer Festnahme noch bei sich. Es wäre natürlich Ihre Pflicht gewesen, zu uns zu kommen und sich auszusprechen Das Gesetz freilich wird Ihnen nichts anhaben können, weil Berger Ihr Gatte ist. Ja, Frau Berger“ Höpfner zuckt bedauernd die Achseln, „so leid es mir um Sie tut und so sehr ich menschliches Verständnis für Ihre Lage habe, wir werden Sie leii zunächst hierbehalten müssen „Ich hoffe, daß es nicht lange dauert“, setzt er noch auf ihren angstvollen Blick hinzu, Berndt führt Frau Berger hinaus Als er zurückkommt, wartet Höpfner schon auf ihn.
„Wenn die Frau die Wahrheit gesagt hat, ist Beiger der Mörder Dr Burgdorfs .“
„Und der Mörder des Dr. Aiwa ...“
„Ja, dann stimmt Ihre Theorie, Berndt, allerhand Achtung vor Ihrem Scharfsinn, dann hat dieser Aiwa den Mörder, das heißt in diesem Falle Berger, an jenem Abend in der Villa gesehen, hat ihn erpreßt — und als dem Erpreßten das Wasser bis zum Halse stand und die Forderungen Alwas wahrscheinlich immer unverschämter wurden, hat er ihn da unter irgendeinem Vorwände zu einer Aussprache oder vielleicht auch zur Uebergabe neuen Geldes auf den Schäferberg gelockt und erschossen... In der Brieftasche des Toten hat
er vielleicht noch einen Rest von dem erpreßten Gelde zu finden gehofft .. Wissen Sie, Berndt, ich muß schon sagen, man kann sich in Menschen täuschen So was — nee . hätte ich dem Berger nicht zugetraut, obwohl . es gibt da, glaube ich, in der Vergangenheit dieses Bergers schon ein paar dunkle Punkte. Wenn ich mich recht erinnere, ist der Mann von Beruf gar nicht Bankier gewesen, sondern war einmal Händler, kam durch Spekulation zu Geld und gründete dann hier seine Privatbank. Es muß da früher ein Prozeß gegen ihn geschwebt haben, ich dächte, die Akten hätten einmal Vorgelegen Erinnern Sie sich nicht? Es war keine große Sache, aber immerhin ... vielleicht hat er den ehrlichen Willen gehabt, sich hier hochzuarbeiten, aber offenbar hat ja die Frau keinen sehr günstigen Einfluß auf Ihn ausgeübt “
„Ja, die Geschichte ist eine Tragödie. Das ganze Unglück ist wahrscheinlich aus der brüchigen Ehe entstanden. Wenn der Mann die Frau aufgegeben, wenn er die Kraft gehabt hätte, sich von ihr zu trennen. wär‘s besser gewesen
„So ist er der Frau wegen noch zum Mörder geworden Man kann sich das vorstellen: er ist eifersüchtig, er muß diesen Dr. Burgdorf hassen, zumal der nicht viel jünger ist als er selber, er erlebt den Zusammenbruch der Frau nach der Ankunft der Sabine Pertus, sie will Selbstmord begehen, sie hat sogar wirklich Gift bei sich, und an alledem ist für ihn nur einer schuldig: Doktor Burgdorf. So kommt er zu dem Entschluß, den Mann aus dem Wege zu räumen, vielleicht kann er sich die Frau retten Aber das ist natürlich schon ein wahnwitziger Gedanke. Er begeht den Mord. Er wird dabei beobachtet. Er wird erpreßt Er erschießt den Erpresser. Der Ring schließt sich. Die Frau liefert ihn aus. Sie kann ja nun auch gar nichts anderes mehr tun. Es ist schrecklich.“
*
Am nächsten Morgen legt der Bankier Arnold Berger, umstanden von den beiden Kriminalisten, Hans Burgdorf und dem Arzt, ein
Geständnis ab, das ln allem den Schlüssen gleicht, die Höpfner und Berndt aus dem Untersuchungsergebnis und dem Gang der Ereignisse gezogen haben. Es ist eine sehr dramatische Szene, die ihren Höhepunkt erreicht, als Berger beteuert, seine Frau heut# und immer zu lieben und ihr alles zu verzeihen. was sie Ihm angetan hat.
Wenige Stunden später ist der Mann, den Dr. Olbrich schon nicht mehr transportfähig erklärte, an einem Herzkollaps verschieden.
Die kleine Stadt nimmt mit Genugtuung von der Aufklärung der Verbrechen Kenntnis, die sie beunruhigt haben
Alles gerät wieder in das rechte Maß und die gute Ordnung. Der junge Provisor Herbert Schellmann kann wieder ungetrübt das Glück genießen, eine so hübsche Braut zu haben wie Susanne Berndt und mit ihr in heiteren Gesprächen und voller Zukunftshoffnungen durch die schönen Anlagen des Städtchens spazierenzugehen. Herr Apotheker Gonterberg, so glimpflich bei der Sache weggekommen, obwohl er wegen seiner Lüge einen Denkzettel- verdient hätte, ist im wiedergewonnenen Frieden seiner Ehe ein zuvorkommender und immer aufmerksamer Gatte.
Dr. Olbrich, der kleine, unermüdliche Arzt, findet Trost in seiner geliebten Geige, Inge bleibt ihm wohl noch, wer weiß, für wie lange oder wie kurze Zeit, aber Dora wird bald aus dem väterlichen Hause gehen. Diesmal ist ihr die Entscheidung ihres Herzens nicht schwer- gefallen. Sie wird Hans Burgdorf heiraten, und dann wird vielleicht einmal die kleine, goldene Armbandkette, die ihr Kriminalrat Höpfner zur Verlobung schenkte, die einzig# Erinnerung sein an die aufregenden Tage in der kleinen Stadt.
Und Sabine Pertus? Sie wird singen. Si# wird viele Herzen erobern, und da sie schön und jung ist, eines Tages sicherlich auch eines, das für immer an dem ihren schlagen wird. I
ENDE