HEIMATBLATT FÜR STADT UND LAND
CALWER ZEITUNG
DIENSTAG, 11. NOVEMBER 195 1
ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG
8. JAHRGANG / NR. 232
Wysdiinski: Die USA-Resolution führt zu Abbruch in Pan Mun Jon
Waffenstillstand nur bei zwangsweiser Rückführung aller Kriegsgefangenen
wjetunlon, die Vereinigten Staaten und das kommunistische China angehören sollen. Als weitere Mitglieder der Kommission schlug Wyschinski Großbritannien, Frankreich, Indien, Burma, die Schweiz, die Tschechoslowakei, Nordkorea und Südkorea vor.
NEW YORK. Der sowjetische Außenminister Wyschinski erklärte vor dem politischen Ausschuß der Vollversammlung der Vereinten Nationen, die Annahme der amerikanischen Resolution, in der der Standpunkt der UN-Delegation bei den Waffenstillstandsbesprechungen in Pan Mun Jon gutgeheißen wird, würde den unvermeidlichen Abbruch der Waffenstillstandsverhandlungen bedeuten. Die Vereinigten Staaten hätten von vornherein gewußt, daß die von ihnen gestellten Bedingungen von den Oberkommandos der chinesischen und nordkoreanischen Streitkräfte ssurückgewiesen werden würden.
In der Resolution, die von den drei Westmächten und 18 weiteren Ländern unterstützt wird, wird der Standpunkt des UN-Ober- kommandos in der Kriegsgefangenenfrage gebilligt. Das chinesische und das nordkoreanische Oberkommando werden aufgefordert, sich mit der freiwilligen Repatriierung der Kriegsgefangenen einverstanden zu erklären.
Wyschinski forderte dann-die Bildung einer UN-Kommission zur Beendigung des Krieges in Korea, der neben anderen Staaten die So-
„Eine Beleidigung Frankieichs“
Schuman lehnt TJN-Zuständigkeit ab
NEW YORK. Der französische Außenminister Schuman hat gestern in einer mehrstündigen Rede vor der UN-Vollversammlung in scharfer Form den Vereinten Nationen das Recht abgesprochen, ein Urteil über die Beziehungen Frankreichs zu seinen nordafrikanischen Protektoraten zu fällen.
Die von dem asiatisch-arabischen Block ausgehenden Angriffe gegen die französische Politik in Tunesien und Marokko nannte Schuman eine „Beleidigung“ Frankreichs. Wenn die Vereinten Nationen sich jetzt mit diesen Beschuldigungen befassen wollten, so schüfen sie damit einen gefährlichen Präzedenzfall.
Pawelke dreimal bei Nagufb
Hoffnung auf eine Lösung / Der General appelliert an deutsche Industrie
KAIRO. Der ägyptische Ministerpräsident, General N a g u i b , hat den deutschen Botschafter Pawelke am Montagmorgen zum drittenmal in 24 Stunden empfangen. Nach der 35 Minuten dauernden Unterredung erklärte Pawelke der Presse, er hoffe, daß der deutsch-arabische Konflikt über die Wiedergutmachung an Israel zur Zufriedenheit der deutschen und arabischen Regierungen gelöst werden könne.
Von zuverlässiger Stelle bei der arabischen Liga verlautete gestern abend, daß die Araberstaaten mit den Regierungen asiatischer Länder über die umstrittene Ratifizierung des deutsch - israelischen Wiedergutmachungsabkommens Verbindung aufgenommen haben. Falls Bonn das Abkommen ratifiziere, würden nicht nur die arabischen, sondern auch die südasiatischen Länder bis Indonesien die Beziehungen zu Deutschland abbrechen.
Ministerpräsident ffaguib bat auch den Präsidenten William van Meeteren und den Geschäftsführer Dr. Albert D e g e n e r der deutsch-ägyptischen Handelskammer und den Vertreter der Münchener IMAG, Dr. H i e t z i g , zu sich. Er ersuchte sie, einen letzten Appell an die deutsche Industrie zu richten und ihr noch einmal die „ungeheuren
Verluste“ klar zu machen, die ein Abbruch der Beziehungen zu den arabischen Ländern bei einer Ratifizierung des Wiedergutmachungsabkommens zur Folge hätte.
• Ein Sprecher der ägyptischen Regierung bezeichnete gleichzeitig die von der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ gegebene Anregung, die Erfüllung des deutsch-israelischen Abkommens bis nach dem Friedensschluß zwischen den Araberstaaten und Israel zu verschieben, als „ermutigend“.
In ägyptischen Pressekommentaren, die nicht mehr ganz die Schärfe der bisherigen Kritik an Bonn aufweisen, macht sich die Tendenz bemerkbar, den Abschluß des deutschisraelischen Wiedergutmachungsabkommens vor allem auf den Drude der westlichen Alliierten zurückzuführen.
Zweimal Theodor He u ß : Gegenwärtig arbeitet der Tübinger Künstler Peter P. F e c h n e r, früher Professor of Fine Arts an der Chinesischen Akademie in Hongkew, an einer Büste des Bundespräsidenten. Das obige Modell ist ein erster Entwurf. Für die endgültige Ausführung setzte sich Professor Fechner zum Ziel, soviel wie möglich von der Persönlichkeit Theodor Heuß’ zu erfassen, ohne jedoch sich von der Ähnlichkeit zu weit zu entfernen. Das jetzt fertiggestellte Modell erfaßt bereits das Wesentliche der Person des Bundespräsidenten. — Links: Heuß im Wahllokal. Rechts: Die Büste. Foto: AP: Göhner
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Rückschlüsse wären trügerisch
hf. Schon während des Wahlkampfes in Nordrhein - Westfalen und Rheinland - Pfalz wurde klar, daß es nicht möglich sein würde, die Komrrtunaiwahlen nach Gesichtspunkten der Bundesrepublik zu beurteilen. Für einen Teil der Wähler waren ausschließlich kommunalpolitische Fragen bei der Stimmabgabe entscheidend, während ein anderer Teil entsprechend seiner Stellungnahme zu den großen Fragen der Innen- und Außenpolitik sein
Eisenhower nennt Verbindungsmänner
Aber keine Übernahme der Verantwortung vor dem 20. Januar
General van Fleet geht
WASHINGTON. Der Oberbefehlshaber der achten amerikanischen Armee in Korea, General James van Fleet, wird nach Mitteilung eines Armeesprechers in Washington im Januar wegen Erreichung der Altersgrenze aus dem aktiven Dienst ausscheiden.
In Ostkorea haben in der Nacht zum Montag nordkoreanische Truppen nach starker Artillerievorbereitung den alliierten Truppen zwei Höhen entrissen, von denen jedoch eine im Morgengrauen von amerikanischen Truppen innerhalb einer Viertelstunde zurückerobert wurde. Um die zweite Höhe wird noch gekämpft.
Militärbündnis mit Deutschland?
BONN. Amerikanische Kreise in Bonn rechnen nach einer Korrespondentenmeldung der Associated-Press, daß die Bundesrepublik den Vereinigten Staaten und Großbritannien am unmittelbares Militärbündnis vorschlagen wird, wenn Frankreich die Aufstellung der Europa-Armee weiterhin verzögert. Der Gewährsmann nannte als wahrscheinlichen Termin für den deutschen Vorschlag den Beginn der Wahlkampagne für die Bundestagswah- lan, weil die Regierung Adenauer auf diese Weise ihre Position festigen könne.
Über die Haltung der kommenden amerikanischen Regierung Eisenhowers zu einem derartigen Vorschlag ist in amerikanischen Kreisen Bonns nichts bekannt. Sie Weisen aber darauf hin, daß die amerikanischen Militärbefehlshaber in Europa ein direktes Militärbündnis wohl begrüßen würden.
Polizei wieder Herr der Lase
DURBAN. Die blutigen Straßenkämpfe zwischen Polizei und aufständischen Eingeborenen m der südafrikanischen Hafenstadt East London, bei denen am Sonntag zwei Weiße öo größere Zahl Farbige getötet wur-
® n > hielten auch in der Nacht zum Montag , 0 ™ an - Mindestens fünf öffentliche Gebäude net von den Aufständischen in Brand gesteckt der D** D * e Po ^ ze * * st i e d°ch wieder Herr
AUGUSTA/GEORGIA. Der künftige amerikanische Präsident Eisenhower hat Senator Henry L o d ge zu seinem Verbindungsmann mit allen Regierungsstellen mit Ausnahme der Budgetabteilung ernannt. Lodge soll die Amtsübernahme der republikanischen Regierung Eisenhowers Anfang nächsten Jahres vorbereiten. Zum Vertreter Eisenhowers bei der Budgetabteilung wurde der De- troiter Bankier Joseph D o d g e ernannt.
Eisenhower teilte Präsident Truman mit, daß Lodge die Verbindung zu allen Regierungsstellen aufnehmen solle, bei denen die Vorbereitungen der Übergabe angebracht schienen. Lodge, der die „Eisenhower-For- President“-Bewegung leitete und bei der Wiederwahl zum Senat geschlagen wurde, wird voraussichtlich einen Posten im Kabinett —
vermutlich das Verteidigungsministerium — übernehmen.
Dodge, der ebenso wie Lodge vor der Ernennung in Augusta mit Eisenhower konferierte, ist Präsident der Bank von Detroit und Direktor verschiedener Firmen.
An der Konferenz bei Eisenhower nahmen ferner unter anderen auch General Clay, Senator M i 11 i k i n (Colorado) und Eisenhowers Pressechef, James Hagerty teil. Letzterer gab bekannt, daß Eisenhower durch seine Erklärung vom Samstag — er fühlte sich nicht unbedingt an die von jetzt bis zu seiner Amtseinführung getroffenen Entscheidungen der demokratischen Regierung gebunden — der jetzigen Regierung die volle Verantwortung für die Politik bis zum Zeitpunkt seines Amtsantritts überlasse.
Kommunal wählen ziemlich konstant
Gewinne von FDP und SPD — Verhältni s Rechts zu Links damit fast unverändert
HAMBURG. Mit 75 Prozent und mehr haben sich die Wahlberechtigten der drei Länder Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz an den Gemeindewahlen des
CDU: Stellung behauptet
BONN. Der Pressedienst der CDU /CSU erklärte gestern zum Ausgang der Kommunal wählen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland- Pfalz, daß die CDU mit den Wahlen zufrieden sei. In beiden Ländern habe sie absolut an Stimmen gewonnen und ihre relative Stellung mit imwesentlichen Abstrichen behauptet. In Niedersachsen sei kein unmittelbarer Vergleich möglich wegen des besonderen Wahlverfahrens und wegen „einer bis zur Groteske getriebenen Zersplitterung des nichtsozialistischen Lagers.“
Sonntag beteiligt. In Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen lag die Wahlbeteiligung zwischen 75 und 76 Prozent, in Rheinland- Pfalz erreichte sie sogar 79,3 Prozent. Diese Ziffern sind für Gemeindewahlen bemerkenswert hoch. Sie liegen in etwa auf der gleichen Ebene der Wahlbeteiligung, mit der die Bevölkerung der Bundesrepublik sich stets an den Wahlen der letzten Jahre beteiligt hat.
In den Ländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat sich die Bevölkerung eindeutig für die sogenannten klassischen Par
teien entschieden. In dem Land an Rhein und Ruhr haben freie Wählervereinigungen praktisch keine Rolle gespielt, während sie in Rheinland-Pfalz immerhin rund acht Prozent der gültigen Stimmen auf sich vereinigen konnten.
FDP auf Kosten der CDU?
Bemerkenswerte Verschiebungen weist das Wahlergebnis vom Sonntag nicht auf. Wenn in Rheinland-Pfalz die Sonntagwahl mit der vorhergehenden Gemeindewahl von 1948 verglichen wird, so hat die CDU, die nach wie vor stärkste Partei des Landes geblieben ist, zwar sechs Prozent verloren, dafür hat die FDP — der Bonner Koalitionspartner — von 1948 bis heute den gleichen Prozentsatz gewonnen. Die SPD weist gegenüber 1948 einen Rückgang um 0,7 Prozent auf.
In Nordrhein-Westfalen ist das Bild ähnlich. Allerdings ist festzustellen, daß die CDU diesmal bei den Gemeindewahlen ihre bislang führende Stellung nicht ganz halten konnte. Die SPD hat die CDU mit 0,8 Prozent überrundet und damit den ersten Platz in Nordrhein-Westfalen errungen. Verglichen mit den Gemeindewahlen von 1948 zeigt sich folgendes Bild: damals, bei einer Wahlbeteiligung von nur 69 Prozent, erhielt die CDU 37,6 Fortsetzung aul Seite %
Kreuz auf die Wahlzettel machte. Die Parteien hatten während des Wahlkampfes wohl auf ihren Plakaten Fragen wie Verteidigungsbeitrag und Schulpolitik herausgeschält, hatten es aber in zahlreichen Wahlversammlungen immer wieder erleben müssen, daß ein beachtlicher Prozentsatz der Wähler vorwiegend an den die eigene Gemeinde betreffenden Angelegenheiten interessiert war.
Die festzustellenden Gewinne der SPD und der FDP sowie der leichte Rückgang bei der CDU sollten daher ebensowenig überschätzt werden, wie die Erfolge, die der BHE in einzelnen Wahlkreisen erringen konnte. Wenn etwas eindeutig positiv zu bewerten ist, dann ist es die relativ hohe Wahlbeteiligung und die Tatsache, daß sich die große Mehrheit der Wähler für die demokratischen Parteien aussprach und die Splittergruppen kaum zum Zuge gekommen sind. Wie wenig über diesen Erfolg der Demokratie hinaus ein Erfolg für die eine oder andere politische Partei unbestreitbar ist, machten am Montag auch die Stellungnahmen deutlich, die in der Bundeshauptstadt von den Parteiführungen abgegeben wurden. Von der CDU über die SPD bis zur FDP stellt man einen großen Erfolg für die eigene Partei fest und nahm die Wahlergebnisse zum Anlaß, den Mißerfolg des politischen Gegners zu behaupten. Dabei entspricht es dem Verlauf des Wahlkampfes in Nordrhein-Westfalen, wenn die FDP nicht ohne Genugtuung erklärte, die CDU solle nun einsehen, daß sie ihren Höhepunkt überwunden habe und 1953 alle Kräfte aufbieten müsse, wolle sie sich noch behaupten.
Vom Standpunkt der Bonner Koalition aus dürfte es allerdings für 1953 nicht allzu entscheidend sein, wenn die FDP tatsächlich einen Teil der Wähler der CDU an sich gezogen haben sollte; denn — im Gegensatz zu den Kommunalwahlen — bei den Bundestagswahlen werden die Partner der Bonner Koalition gemeinsam addieren. Unter diesen Gesichtspunkten haben die Wahlen vom Sonntag zumindest keinen Erdrutsch zugunsten der sozialdemokratischen Opposition gebracht, deren Aussichten für 1953 heute noch eine ebenso offene Frage sind wie die Chancen der anderen Parteien._
Früher Winter in den Bergen
FRANKFURT. Der Winter scheint in diesem Jahr seinen Einzug schon recht früh halten zu wollen. Während fast überall in den Mittelgebirgen bereits Schnee liegt und auch schon einige Wintersportbegeisterte sich am Wochenende auf die Bretter gewagt haben, kündigen die Wetterfrösche ein Anhalten der gegenwärtigen Witterung mit Regen- und Schneeschauern an.
Von der Zugspitze werden vier Meter Schnee gemeldet, und auch die Alpentäler sind bereits 20 bis 30 Zentimeter hoch mit dem winterlichen Weiß bedeckt. In München schlugen die Passanten am Montag den Mantelkragen hoch, doch verwandelten sich die Flocken sogleich in Matsch. Der Südschwarzwald ist seit dem Wochenende in Schnee gehüllt — bis zu 70 Zentimeter auf dem Feldberg.