FREITAG, 3 6. SEPTEMBER 1958

Neumayers Mehr Eigenheime

Pressekonferenz des Wohnungsbauministers / 1,5 Mrd. werden bereitgestellt

Nahas vor Gericht?

Naguib gibt Empfang für Schacht

KAIRO. Der ägyptische Ministerpräsident General Naguib ist nach Pressemeldungen Vom Donnerstag entschlossen, den Wafd-Vor- sitzenden Mustafa Nahas vor Gericht zu Stellen, obwohl der 75jährige ehemalige Wafd- Ministerpräsident erklärt hatte,nur Allah und das ägyptische Volk könnten ihm die Führung der größten ägyptischen Partei ent­ziehen.

Der ehemalige Ministerpräsident wird be­schuldigt, sein Amt mißbraucht und Exkönig Faruk aus Staatsmitteln 1134 000 DM zur An­lage in amerikanischen Industriewerten zur Verfügung gestellt zu haben.

Die Wafd-Partei weigert sich nach wie vor, Nahas aus der neuen Parteileitung zu entfer­nen. Dies wird nach Ansicht politischer Be­obachter in Kairo wahrscheinlich zu einer Kraftprobe zwischen dem Wafd und dem Ka­binett des General Naguibs führen.

Zu Ehren von Dr. Hjalmar Schacht, der

§ urzeit in Ägypten weilt, um die Regierung in Inanzierungsfragen zu beraten, gab Minister­präsident Naguib am Mittwochabend einen Empfang. Vor der Presse sagte Dr. Schacht, ®r halte das Bodenreformprojekt des Generals für durchführbar.

Zwisdbeniall bei Hongkong

Feuergefecht vor chinesischer Küste

HONGKONG. Rotchinesische Küstenbatte­rien auf der Insel Lapsapmei haben gestern zwei britische Kriegsschiffe 35 km südwest­lich Hongkong mit 7,5-cm-Granaten beschos­sen, meldet der Befehlshaber der britischen Seestreitkräfte in Hongkong, Commodore Dickinson. Die beiden Schiffe erwiderten das Feuer. Sie befanden sich außerhalb der chinesischen Hoheitsgewässer.

Die beiden Kriegsschiffe hatten den Hafen von Hongkong gestern morgen verlassen, nachdem ein Notruf eines Fährschiffes aufge- fängen worden war. Dieses Fährschiff, das un­ter britischer Flagge verkehrt, war außerhalb der britischen Hoheitsgewässer von zwei chi­nesischen Kriegsschiffen unter kommunisti­scher Flagge zum Stoppen aufgefordert wor­den. Als es dem Befehl nicht nachkam. wurde es mit Maschinengewehren beschossen und zum Halten gezwungen. Bewaffnete Chinesen ka­men an Bord und nahmen zwei chinesische Passagiere mit sich. Das Fährschiff war gerade wieder freigekommen, als die beiden briti­schen Kriegsschiffe auf dem Schauplatz er­schienen. Chinesische Küstenbatterien eröff- neten daraufhin das Feuer.

U*BootSibylle aufgegeben

48 Matrosen fanden den Tod PARIS. Das französische Marineministerium hat in einer amtlichen Bekanntmachung vom Donnerstag das am Mittwoch bei St. Tropez an der französischen Riviera vermißte 1000- Tonnen-UnterseebootSibylle verlorengege­ben. Fünf Offiziere und 43 Mann haben somit das Grab in den Wellen gefunden.

Präsidium gleich Politbüro

Die Großen Zwölf

MOSKAU. Alseinstimmig gewählte Dele­gierte Moskaus vom Kongreß der Kommuni­stischen Partei der Sowjetunion am 5. Oktober sind nach einer Meldung des Moskauer Rund­funks vom Donnerstag folgende zwölf gewählt worden: Stalin, Molotow, Malenkow, Berija, Woroschilow, Mikojan, Bulganin, Kagano- witsch, Andrejew, Kruschtschew, Kosykin und Schwernik.

Da diese Delegation mit dem bisherigen Po­litbüro übereinstimmt, ist anzunehmen, daß dessen Auflösung ein Scheinmanöver sein wird, und daß das neuzuschaffendePräsi­dium als oberstes Führungsorgan der Kom­munistischen Partei und des Sowjetstaates nur das Politbüro unter anderem Namen ist.

BONN. In dem ersten Xnderungs- und Er­gänzungsgesetz zum ersten Wohnungsbauge­setz, das vom Bundeswohnungsbauministerium jetzt als Referentenentwurf fertiggestellt wur­de, wird die Verwendung von 50 Prozent aller zum sozialen Wohnungsbau bereitgestellten staatlichen Mittel für den Bau von Eigenhei­men, Siedlungen und Eigenwohnungen ver­langt.

Dies teilte gestern Bundeswohnungsbaumi­nister Fritz Neumayer (FDP) auf seiner ersten Pressekonferenz seit seinem Amtsantritt in Bonn mit. Er kündigte zu gegebener Zeit ein zweites Bundeswohnungsbaugesetz an. In der Novelle will das Bundeswohnungsbaumi­nisterium für die nächsten drei Jahre die Be­reitstellung von insgesamt 1,5 Milliarden DM im ordentlichen Bundeshaushalt gesetzlich ge­regelt wissen.

Außerdem sollen aus dem außerordentlichen Haushalt 50 Millionen DM für den Bau von

Eigenheimen, Siedlungen oder Eigenwohnun­gen, 40 Millionen DM für Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten an Altbauten und zehn Millionen DM für den Bau von Behör­denwohnungen zur Verfügung gestellt wer­den. Diese Gelder sollen auf die einzelnen Länder aufgegliedert werden. Wie Neumayer sagte, sollen außerdem die durch die neuen Luftschutzbestimmungen notwendig geworde­nen Mittel gesondert aufgestellt werden.

Neumayer wies weiter auf das Gesetz über die zehnprozentige Erhöhung der Altbaumie­ten hin, das nach fast vierteljähriger Verzö­gerung heute wieder auf der Tagesordnung des Bundesrates steht. Die schnelle Verab­schiedung dieses Gesetzes sei äußerst dring­lich. Neumayer versprach, daß in seinem Mi­nisterium dem von der Öffentlichkeit stark kritisiertenDokumentarkrieg zur Erlangung von Wohnungsbauzuschüssen bald ein Ende gesetzt werde.

Persische Gegenvorschläge überreicht

Zu Verhandlungen bereit / Anglo-Iranian soll eine halbe Milliarde bezahlen

TEHERAN. Die neuen persischen Gegenvor­schläge zur Lösung der Ölkrise, die Minister­präsident Mossadeq am Mittwoch den di­plomatischen Vertretern Großbritanniens und der USA in Teheran überreichte, sollen als Voraussetzung für die Wiederaufnahme von Verhandlungen mit der anglo-iranischen öl- gesellscfaaft die Zahlung von etwa einer hal­ben Milliarde DM durch die AIOC an Persien fordern.

Persien soll sich in seiner Antwort außer­dem bereit erklärt haben, die Regelung der Forderungen und Gegenforderungen dem Haa­ger Gerichtshof zu unterbreiten. Die An­sprüche sollen nach den Abkommen von 1919 und 1933 oder nach dem Zusatzabkommen von

Kleine Weltchronik

Bauernverband-Präsident tritt zurück. Stutt­gart. Der Präsident des württemberg-badischen Bauernverbandes Dr. Franz Ströbele, ist aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amte zu­rückgetreten. Die Wahl eines neuen Präsidenten wurde auf den 6. Oktober angesetzt. Dr. Ströbele leitete die Geschicke des Bauernverbandes seit dessen Wiedergründung vor fünf Jahren.

Neuer Flugrekord. Frankfurt. Eine viermo­torige Douglas-Maschine der Pan-American Air­ways (PAA) hat am Donnerstag die 6400 km lange Strecke New York Frankfurt in 11 Stunden 46 Minuten zurückgelegt und damit einen neuen Rekord für die Atlantiküberquerung mit besetz­ten Passagierflugzeugen aufgestellt. Der alte.Re- kord war erst vor vier Tagen von einer anderen PAA-Maschine mit 12 Stunden 44 Minuten auf­gestellt worden.

Baden-Württemberg erhält 5 Millionen DM für Aufbau Kehls. Bonn. Der zuständige intermi­nisterielle Ausschuß bestätigte am Mittwoch in Bonn, daß Baden-Württemberg für den Wieder­aufbau Kehls 5 Millionen DM erhält. Die Be­mühungen von Rheinland-Pfalz, von dieser Sum­me eine Millionen DM zu erhalten, können da­mit als gescheitert angesehen werden.

Siamesen in Bonn. Bonn. 40 Abgeordnete des siamesischen Parlaments, die sich gegenwärtig auf einer Ferienreise befinden, werden heute zu einem eintägigen Besuch in der Bundeshaupt­stadt erwartet.

Ketteier Wacht für Todesstrafe. Köln. Das Organ der katholischen Arbeiterbewegung Deutschland (KAB)Ketteier Wacht, hat sich nachdrücklich für die Wiedereinführung der To­desstrafe inangemessenem Rahmen ausge­sprochen. Diese Maßnahme sei zum Schutz der Gesellschaft erforderlich. Abgeordnete der Bayernpartei und der CDU haben dem Bundestag

1949 geregelt werden. Falls die Ölgesellschaft diese Abkommen nicht als Grundlage für ein Übereinkommen anerkennt, würde Persien sich mit einem vereinbarten und international anerkannten Schlichtungsverfahren einverstan­den erklären.

In einem ausführlichen Leitartikel hat die gewöhnliche regierungsfreundliche persische ZeitungSiasat an Ministerpräsident Mossa­deq überraschend die Warnung gerichtet, in seiner Genugtuung überden Hinauswurf der Briten den wachsenden Einfluß der Kommu­nisten übersehen zu haben. Das Blatt macht Mossadeq zum Vorwurf, wichtige Schlüsselpo­sten in der Verwaltung mit Kommunisten be­setzt zu haben.

einen Antrag zugeleitet, der die Wiedereinfüh­rung der Todesstrafe für Mord und Menschen­raub fordert.

Wirth für neue Verhandlungen. Bremen, Alt­reichskanzler Dr. Joseph Wirth sprach sich vor der Bremer Presse für einen neuen Besuch der Volkskammerdelegierten in Bonn aus, da­mit in erster Linie die Zusammensetzung der Kommission zur Prüfung der Voraussetzungen für gesamtdeutsche freie Wahlen geklärt werden könne.

Hin- und Rückflug BerlinHannover 75 DM. Berlin. Der Hin- und Rückflug auf der Strecke BerlinHannover kostet vom 1. Oktober an nach einem zusätzlichen Sondertarif der britischen Luftverkehrsgesellschaft BEA 75 DM. Bisher ko­stet der Flug 122.60 DM.

DVP Saar erhielt Zulassungsantrag zurück. Saarbrücken. Die neugegründete Demokratische Volkspartei Saar (DVP) hat ihren Zulassungs­antrag vom saarländischen Innenministerium wegen Formfehlern zurückbekommen.

Indonesien wünscht deutsche Fachleute. Am­sterdam. Der von der indonesischen Regie­rung zum Gesandten in Bonn ernannte Wirt­schaftler Zain traf auf seinem Wege nach Deutsch­land in Amsterdam ein. Er erklärte, er hoffe, für Indonesien viele deutsche Fachleute gewinnen zu können, insbesondere Bergwerks- und Banksach­verständige.

Unabhängiger wird libanesischer Ministerpräsi­dent. Beirut. Der neue libanesische Staatsprä­sident Camille Chamoun hat gestern den un­abhängigen Politiker Abdullah Yafi zum Mini­sterpräsidenten ernannt. Yafi wird von dem Füh­rer der Sozialisten, Kamal Jumblatt, unterstützt, der in der letzten Woche diekonstitutionelle Revolution durchführte, die zum Rücktritt des bisherigen Staatspräsidenten Bechara El Khuri führte.

Copyright by Dr. Paul Heizog, Tübingen durch Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden

ROMAN VON H. R LARSEN

(1. Fortsetzung)

Seine Stimme kommt ihm laut und grell vor. Die Küchentür geht sofort auf, und vor ihm steht Emma, einen Topf in der Hand, ein rundes Mädchen mit einem pausbackigen Ge­sicht und kleinen, flinken Augen.

Emma, ist meine Frau noch nicht zu Hause?

Gnädige Frau ist um fünf Uhr ausgegan­gen und wollte um sieben Uhr zurück sein."

So. Dann wird sie ja gleich kommen.

Im gleichen Augenblick klappt die Tür. Da kommt sie wahrscheinlich, sagt Emma und betrachtet den Herrn mit einer aufdring­lichen Neugier.

Frau Gonterberg kommt durch den Haus­eingang in die Wohnung. Man hört ihre schnellen, kurzen Schritte. Gonterberg läuft ihr entgegen und trifft sie im Flur, wo sie vor dem großen Spiegel steht und aufmerksam ihr von der Luft gerötetes Gesicht betrachtet. Therese! sagt er erfreut und greift nach ihrer Hand, die er zart, als sei sie zerbrech­lich, an seine Lippen führt.

Frau Therese Gonterberg ist eine schlanke, zarte Erscheinung. Selbst jetzt, im Pelz, wirkt sie noch zierlich. Sie macht einen sehr jungen, fast jugendlichen Eindruck, obwohl sie sicherlich dreißig, wenn nicht auch fünf­unddreißig Jahre alt ist. Ihre großen, grauen Augen, die von langen, dunklen Wimpern be­schattet sind, sind jetzt mit einem fragenden Ausdruck auf ihren Gatten gerichtet, der kleine, sehr rote Mund ist halb geöffnet.

Wartest du etwa auf mich, Anselm? fragt sie, ihm rasch die Hand entziehend. Ein leiser Spott klingt in ihrer Stimme.

Ich warte immer auf dich, antwortet er, indem er ihr aus dem Pelz hilft,es ist schon spät.

Spät? Sie lächelt. Aber gleich wird sie wieder ernst.

Ist irgendetwas geschehen? Du kommst mir so aufgeregt vor . . .

Gonterberg zögert einen Augenblick mit der Antwort. Dann sagt er:Schellmann das ist der junge Provisorhat den Gift­schrankschlüssel verbummelt.

Ach, sagt Frau Gonterberg. Nichts weiter.

Ja, ich habe ihn gesucht, aber . . . Plötz­lich faßt Gonterberg nach ihrer Hand, aber es gelingt ihm nicht, sie zu ergreifen.

Hast du ihn vielleicht gesehen? fragt er schnell.

Sie lacht. Ein helles, perlendes Lachen, das nicht echt klingt.

Du kommst wirklich auf wunderliche Ge­danken, Anselm, was soll ich denn mit diesem Schlüssel . . .?

Sie steht vor dem Spiegel und ordnet ihre blonden Haare. Ihre kleinen, schmalen Hände bewegen sich dabei unruhig und ner­vös. Dann öffnet sie, ohne weiter auf ihren Mann zu achten, die Tür zur Küche und sagt: Emma, können wir dann essen? Und als sie eine bejahende Antwort hört, geht sie schnell in die Wohnung.

So entrinnt sie mir immer, denkt Gonter­berg. Sie entgleitet mir, ich spüre es, und ich weiß, woran es liegt und warum.

Er wollte sie noch soviel fragen. Wo sie ge­wesen sei, mit wem sie jetzt immer zusam- sammenkommt, seitdem sie diese nachmittäg­lichen Ausgänge aufgenommen hat und sich dabei so oft verspätet. Es ist etwas in ihrem Leben, er fühlt es, das ihn ausgeschaltet hat. Ich halte es in diesem Nest nicht mehr aus! hat sie neulich erst gesagt und am Schluß der folgenden Auseinandersetzung:Manchmal habe ich wirklich Lust, mich aus der Welt zu schaffen . . . Damals ist er tief erschrocken, denn wie vielen arbeitenden Männern war ihm bis zu diesem Augenblick der Seelenzu­stand seiner Frau ganz unbekannt, und die­ser jähe Ausbruch traf ihn unerwartet. Liebte er sie denn nicht? Spürte sie nicht, daß er sie liebte? Was war denn plötzlich mit Ihr? Er bekam keine Antwort darauf.

Jetzt geht er schnell in die Apotheke zu­rück, wo der junge Schellmann noch auf ihn wartet.

Gehen Sie jetzt, sagt er ungeduldig,und morgen sorgen Sie dafür, daß der Schlüssel wieder herbeikommt.

Der blonde Provisor machte eine kleine Verbeugung. Er hat seinen Mantel schon an und setzt nun den flotten Hut auf, dessen Krempe vom und hinten heruntergezogen ist und dem Träger so etwas Verwegenes gibt. Er dreht sich nochmals nach seinem Chef um, der schon zurück in die Wohnung geht, bleibt noch vor dem Abreißkalender an der Wand stehen und reißt den abgelaufenen Tag ab. Der neue Tag erscheint. Der glücklicherweise erst nach einem langen Abend und einer lan­gen Nacht beginnt. Es ist der 20. März.

Herr Apotheker Gonterberg setzt sich einen Augenblick an seinen Schreibtisch, erschöpft, wie nach einer großen Anstrengung. Er wird jetzt mit seiner Frau zu Abend essen. Man wird sich mit einem belanglosen Gespräch herumquälen, bis es Zeit ist, schlafen zu ge­hen. Ihm graut plötzlich vor seinem Leben.

Noch einmal öffnet er das Fach und schenkt sich einen Kognak ein. Wie er das Glas, leer­getrunken, auf den Schreibtisch stellt, sieht er plötzlich den Giftschrankschlüssel.

Er springt auf, so überrascht ist er. Der hat doch vor fünf Minuten noch nicht dagelegen. Er könnte es beschwören, daß er nicht dage­legen hat, denn er hat den Schreibtisch ab­gesucht. Und er hat ihn bestimmt nicht hin­gelegt.

Er starrt den Schlüssel an. Es ist ein lan­ger, dünner Schlüssel mit einem schmalen, sechszackigen Bart. Kein Zweifel, es ist der Schlüssel zum Giftschrank.

Erregt steckt er den Schlüssel ein. Er fühlt, daß die Dinge um ihn ihm über den Kopf wachsen. Alles, was er für sicher und fest hielt, scheint plötzlich zu wanken.

Und während er langsam und sehr müde in die Wohnung geht, um mit seiner Frau zu Abend zu essen, denkt er:

Therese hat den Schlüssel gehabt! Was tat meine Frau am Giftschrank?

DIE MEINUNG DER ANDERN

Deutsche Diplomaten nach Nahost

Die Bundesregierung beabsichtigt, diploma­tische Missionen in Ägypten, Iran, Jorda­nien, dem Libanon und dem Irak einzurich­ten. Dazu schreibt die ZürcherTat Die plötzliche Eile, die man ln der Aufnahme regulärer diplomatischer Beziehungen mit den Staaten des Mittleren Ostens an den Tag legt, hängt unmittelbar mit dem arabischen Protest­schritt bei der Bundesregierung gegen das Wie­dergutmachungsabkommen mit Israel zusammen. Die von arabischer Seite ausgesprochenen Boy­kottdrohungen gegen die Bundesrepublik werden anscheinend in Bonn sehr ernst genommen. Bei dem unvergleichlichen Prestige, das Deutschland bisher im ganzen Vorderen Orient besaß und das sich auch wirtschaftlich bezahlt machte, hält man es nun für dringend, den drohendenMiß­verständnissen bei den arabischen Staaten ent­gegenzutreten und ihnen vielleicht sogar gewisse Wirtschaftliche Kompensationen für die deutsche Unterstützung Israels in Aussicht zu stellen.

Notenwechsel wird monoton

Der liberaleManchester Guardian be­trachtet den westöstlichen Versuch zu einer Wiedervereinigung Deutschlands als völlig festgefahren. Der Notenaustausch beginne nun sogar mcmoton zu werden. Unter dem TitelToter Punkt ohne Lösung schreibt das Blatt am Donnerstag:

Die Sackgasse, die durch die Konfrontierung der demokratischen mit der totalitären Lebens­weise in Deutschland entstanden ist, ist gegen­wärtig völlig verriegelt. Dennoch läßt die letzte Note des Westens die Tür für ein Vierertreffen noch im Oktober offen. Aber die Voraussetzung dafür bleibt ein Übereinkommen über Maß­nahmen, die einem vereinten Deutschland demo­kratische Selbstbestimmung garantieren.

Angestelltenversicherung

Marken können nachgeklebt werden

BONN. Die freiwillig Versicherten der An­gestelltenversicherung sollen in einer gesetz­lichen Vorschrift das Recht erhalten, noch bis zum 31. Dezember 1952 für die Zeit vor dem 1. September 1952 Beitragsmarken der Klasse

X zum Betrage von 55 DM nachzuentrichten. Das Bundesarbeitsministerium teilte mit, daß schon vor Erlaß einer entsprechenden Verord­nung für die zurückliegenden Beitragsmonate Marken der bisherigen Klasse X nachgeklebt werden können.

Die freiwillig Versicherten müssen vom 1. September 1952 Beitragsmarken der Klasse

XI (70 DM) entrichten, wenn ihr Monatsein­kommen 625 DM übersteigt.

FDP bildet Aussdiuß

hf. BONN. Aus Fraktionskreisen der FDP ist zu erfahren, daß die von der Volkskam­merabordnung überreichten Vorschläge vor­aussichtlich von einem drei- bis vierköpfigen Fraktionsausschuß einer sorgfältigen Prüfung unterzögen und dann von der Fraktion er­örtert werden sollen. Die Entsendung einer Ab­ordnung des Bundestages in die Volkskammer und die Bildung gemeinsamer Ausschüsse mit Delegierten der sowjetzonalen Organe stößt jedochauf Bedenken. Es sei unmöglich, einer unter terroristischem Druck zustande­gekommenen Kammer die Anerkennung zu geben, wie sie nur der Freiheit und Würde eines demokratisch gewählten Parlaments ge­bührt

Rommelfilm auch in Salzburg abgesetzt. Salz­burg. Der amerikanische RommelfilmDer Wüstenfuchs, bei dessen Aufführung es ln Wien zu schweren kommunistischen Demonstra­tionen kam, ist nunmehr auch in Salzburg vom Programm abgesetzt worden. D : r'.'-'nde für dieses Vorgehen wurden nicht bekannt.

Deutsches Eigentum in den USA. Washington. Präsident Truman hat gestern eine sofortige Stellungnahme zur Frage der im zweiten Welt­krieg in den USA beschlagnahmten deutschen Vermögenswerte abgelehnt, weil dieses Problem einer eingehenden Klärung bedürfe.

Der junge Provisor Herbert Schellmann eilt mit schnellen Schritten den Brücktorweg hin­aus, biegt rechts in die Anlagen um die dop- peltürmige Minoritenkirche ab, die zu dieser Jahreszeit und Stunde ganz einsam und ver­lassen sind. Im hastigen Laufen sieht er nach der Armbanduhr; natürlich, eine Viertelstunde kommt er zu spät. Aber als er die nächste Biegung der schmälen Allee hinter sich ge­bracht hat, sieht er Susanne.

Sie geht langsam, die Hände in die Taschen ihres .Pelzmantels vergraben, den Kopf ge­senkt, nach dem Holzplan zu. Herbert Schell­mann ist mit wenigen Schritten seiner langen Beine hinter ihr, nimmt sie, ehe sie sich wehren kann, in seine Arme und küßt sie, die sich kaum sträubt, auf den Mund.

Susanne ist ein dunkles Mädchen mit einem feinen, schmalen Gesicht, ihre schönen, brau­nen Augen blitzen jetzt zornig:Herberti Was fällt dir ein! Auf der Straße! Wenn uns jemand sieht!

Hier ist doch niemand! lacht er und will sie noch einmal in die Arme nehmen, aber diesmal glückt es ihm nicht. Sie weicht schnell zurück.

Wo kommst du überhaupt so spät her? Möchtest du dich nicht entschuldigen? Du hast mich warten lassen . . .

Er macht eine linkische Verbeugung.Ent­schuldigen Sie bitte, gnädiges Fräulein, daß ich Sie warten ließ. Ich habe mich ohne meine Schuld verspätet.

Was war los? fragte sie sachlich.

Er hat indesen, ohne daß sie sich sträubte, ihren Arm genommen, und sie gehen in einem flotten Tempo, jung, elastisch, glücklich durch den kühlen, schon dunklen Herbstabend. Für sie ist Frühling, sie sehen die Bäume und Sträucher und die breiten Rosenrabatten schon blühen.

Ich habe bei der Arbeit wieder einmal zu­viel, an dich gedacht, flüstert er an ihrem Ohr,und vergessen, den Giftschrankschlüs­sel abzuziehen. Plötzlich war er verschwunden und der Alte war mächtig wütend.

Habt ihr ihn wiedergefunden? fragt Su­sanne schnell. (Forts, folgt)