Zum Dortmunder Parteitag der SPD

Die neue Spifje

Erich Ollenhauer und Wilhelm Mellies

TO. Der Dortmunder Parteitag der -SPD rückt zwei Männer der deutschen Sozialdemo­kratie in den Vordergrund, die vom Ver­trauen der großen Masse der Mitglieder der Oppositionspartei getragen in erster Linie dazu berufen sind, das politische Vakuum, das der Tod Dr. Schumachers in der SPD geschaf­fen hat, auszufüllen: Erich Ollenhauer und Wilhelm Mellies.

Ollenhauer ist in der Öffentlichkeit des In- und Auslands seit langem kein Unbekannter mehr. Der kleine, untersetzte, behäbige Mann mit seinem dichten, grau gewordenen Haar­schopf, seinen hinter dunkel umrandeten Bril­lengläsern freundlich blickenden blauen Augen und auch darin eine gewisse Ähnlichkeit mit dem verstorbenen britischen Labour-Au-

Al> neues Schmuckstück ist an der Einfahrt zum Bause des Bundeskanzlers, dem Palais Schaum- bu rg, ein schmiedeeiserner Adler angebracht worden, den der Kölner Kunstschmied Wyland im Auftrag der Bundesbaudirektion entworfen hat. Foto: Keystone

ßenminister Bevin seiner unvermeidlichen Tabakpfeife ist heute 51 Jahre alt, verheiratet und Großvater.

Seine Wiege stand in Magdeburg, wo er am 17 . März 1901 als Sohn eines Maurers geboren wurde, die Volksschule besuchte und dann drei Jahre in die kaufmännische Lehre ging. Aber schon als 18jähriger sattelte er um: Er wurde Volontär in der sozialdemokratischen Magdeburger ZeitungVolksstimme, Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend und spä­ter der SPD. 1920 übersiedelte er nach Berlin, wurde Redakteur der ZeitschriftArbeiter­jugend und ein Jahr später Generalsekretär der internationalen sozialistischen Arbeiter­jugend, ein Posten, auf den er trotz Hitler, Krieg und Deutschenhaß im Ausland bis 1946 immer wieder gewählt wurde. 1933 ging Ol­lenhauer als Mitglied des emigrierten SPD- Parteivorstandes nach Prag, 1938 nach Paris und 1940 nach London. Als einer der ersten kehrte er schon 1945 nach Deutschland zurück und baute gemeinsam mit Dr. Schumacher die neue SPD auf. Mit einer Schärfe, wie man sie

bis dahin an Ollenhauer nicht gekannt hatte, widersetzte er sich damals mit Schumacher der starken, von den Westmächten noch ge­förderten Strömung, gemeinsam mit dem so­wjetzonalen SPD-Führer Grotewohl und dem Kommunisten Pieck die beiden Linksparteien in der Sozialistischen Einheitspartei Deutsch­lands (SED) zu verschmelzen. Auf dem ersten Parteitag der westdeutschen SPD in Hannover (Mai 1946) wurde Schumacher zum ersten und Ollenhauer zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Und als der Bundestag zusammentrat, zog Ol­lenhauer als Abgeordneter und stellvertreten­der Fraktionsvorsitzender seiner Partei ins Plenum.

Solange Schumacher das SPD-Ruder führte, stand Ollenhauer sozusagen im Schatten sei­nes brillanter, schärfer und geistvoller wir­kenden Parteichefs. Nur ganz wenige wußten, wie stark Ollenhauers Einfluß tatsächlich war. Ollenhauer hat in die Bänke der Linken einen neuen Stil der Opposition gebracht: Ver­bindlichkeit und logische Härte, Versöhnungs­bereitschaft und doch messerscharfe Argu­mentation. Ohne Zweifel verspricht er ein ge­fährlicher Gegner Dr. Adenauers im Wahl­kampf zu werden.

Wilhelm Mellies stammt aus Pivitsheide im Lippischen Land, wo er am 5. September 1899 geboren wurde. Er war zunächst als Volksschullehrer tätig, doch bald entdeckte die SPD, in die er frühzeitig eingetreten war, seine Fähigkeiten als Parlamentarier und ent­sandte ihn als Abgeordneten in den Landtag nach Detmold. Knapp vor der Machtüber­nahme der Nationalsozialisten wurde er zum Landtagspräsidenten gewählt, konnte jedoch sein Amt nicht mehr antreten. Auch aus dem Schuldienst wurde er entlassen. Nach 1945 war Mellies Landrat des Kreises Detmold und Mit­glied des Frankfurter Wirtschaftsrates. Die SPD berief ihn zum Bezirksvorsitzenden für Ost-Westfalen und der Wahlkreis Lemgo zu seinem Abgeordneten im Bundestag.

Der trotz seines graumelierten Haares weit jünger aussehende 53jährige, der seine weni­gen Mußestunden gern der Schriftstellerei widmet, hat gezeigt, daß er ein immenses Arbeitspensum zu bewältigen imstande ist. Bei jeder bedeutsamen Bundestagsdebatte nahm er das Wort, und es fiel bald auf, daß hier ein ebenso beweglicher, verbindlicher wie auch scharf pointierter Sprecher hinter dem Rednerpult stand. Wie aus SPD-Kreisen be­kannt wird, soll sich Mellies nun alsInnen­minister der Partei und vor allem als Orga­nisator des kommenden Wahlkampfes bewäh­ren.

England liegt nsher

Steuerzahler gegen Amerikareisen DÜSSELDORF. Der Bund der Steuerzahler hat gestern dagegen protestiert, daß laufend leitende Beamte der Bundesrepublik mehr­monatige Reisen bei voller Gehaltzahlung nach Amerika unternehmen.

In einer Erklärung des Bundes heißt es, von den Vereinigten Staaten mit ihrer großzügi­gen Aufgabenwirtschaft auf Grund anderer Wirtschaftsverhältnisse könnten die deutschen Beamtennicht nur nichts lernen, sondern höchstens die richtigen Maßstäbe verlieren. Statt dieserkostspieligen Luxusreisen soll­ten die Beamten nach England fahren, wo man ohne große Kostensparsame Wirtschaft" studieren könne.

Das Nein des BHE

Bundesvorsitzender Kraft zu den deutsch-alliierten Verträgen Drahtbericht unserer Bonner Redaktion

BONN. In einer am Mittwoch in Bonn ver- öffentlichten Stellungnahme begründete Mini­ster Kraft, der erste Vorsitzende des BHE, das Nein seiner Partei zu den deutsch-alliier­ten Verträgen. Kraft, der die Bezeichnung Deutschlandvertrag nachdrücklich ablehnt, Ist der Auffassung, daß zwar nicht die Ten­denz, aber der Inhalt des Generalvertrags ab- ulehnen ist.

Der Vertrag trage weder dem Grundsatz der Gleichberechtigung Rechnung noch gebe er die notwendige Handlungsfreiheit. Die vorge­sehene Regelung der Kriegsverbrecherfrage und des deutschen Auslandsvermögens wider­

spräche jedem Rechtsempfinden. Vor allem, so heißt es in der Stellungnahme Krafts wei­ter, könne der BHE keinem Vertrag seine Zu­stimmung geben,von dem er überzeugt ist, daß er auf die Dauer nicht gehalten werden kann.

Im Rahmen einer sehr kritischen Beurtei­lung der französischen Politik heißt es, kein Deutscher könne auf die deutschen Rechte im Saargebiet,das deutsches Land, deutsches Staatsgebiet ist, verzichten. Wer das tun wollte, würde sich auf eine Plattform begeben, die ihn eines Tages zwingen könnte, auch auf die deutschen Rechte im Osten zu verzichten.

Krise der österreichischen Bundesbahn

Von unserem östereichischen E. B,- Korrespondenten

BREGENZ. Das ständig wachsende Defizit und das beunruhigende Anwachsen der Be­triebsunfälle der österreichischen Bundes­bahnen bis 1938 eine der verkehrssicher­sten Eisenbahnen der Welt hat der Kritik in der österreichischen Öffentlichkeit und Presse neuen Auftrieb gegeben. Bei Betriebs­einnahmen von 1503 Millionen Schilling wa­ren die Bundesbahnen im ersten Halbjahr

Oberrhein darf keine Sahara werden

EMMENDINGEN. Der badisch-württember- gische Arbeitsminister Erwin Hohlwegler betonte bei einer Gewerkschaftskundgebung in Emmendingen, der Regierungspräsident habe die Aufgabe eines Treuhänders und Ver­mittlers. Seine Tätigkeit dürfe sich nicht an der Verwaltungsarbeit erschöpfen. Die Kredit­gebenden warnte Hohlwegler, der sich auf einer Fahrt durch das neue Land befindet, ihre Hoffnungen auf die Bundesanstalt für Arbeits­losenversicherung zu setzen, deren Mittel für die Arbeitslosigkeit bestimmt seien.

Zuvor hatte Hohlwegler in Breisach versi­chert, daß die Regierung alle Kräfte aufbieten werde, den Städten Kehl, Breisach und Neu­enburg zu helfen. Der Bürgermeister von Breisach, Karl B ü b a n, bat den Minister, mit den Franzosen wegen des Baus des französi­schen Rheinseitenkanals zu sprechen, damit man nicht eines Tages von derSahara am

1952 mit 551.6 Millionen defizitär. Das An­steigen des Defizits trat ein trotz Zunahme des Personenverkehrs (31 Millionen verkaufte Fahrkarten im ersten Halbjahr 2 Millionen mehr als im Vorjahr) und des Transitverkehrs um 10 Prozent. (Die Steigerung des Transit­verkehrs ist auf den wachsenden Verkehr über die Tauernstrecke zwischen Deutschland und Jugoslawien sowie über die Brennerstrecke zwischen Deutschland und Italien zurückzu­führen).

Das ungesunde Verhältnis der 73 359 aktiv Bediensteten zu den 88133 Pensionisten der Bundesbahnen wirft ein Schlaglicht auf eine Hauptquelle des Defizits: die Personalpolitik. Die Bundesbahnen werden vom sozialistischen Verkehrsminister Ing. Waldbrunner als eine Art sozialistischer Parteidomäne be­trachtet. Jeder Angriff auf Mißstände wird alsreaktionäre Bedrohung der Arbeitneh­mer bezeichnet.

Nachdem die Elektrifizierung der Westbahn von Linz nach Wien in Kürze vollendet sein wird, wäre die Elektrifizierung der Strecken WelsPassau und BischofshofenSelzthal Amstetten rationeller. Derartigen Argumenten begegnet man aber im Verkehrsministerium mit dem Schlagwortdrohende Arbeitslosig­keit durch Einschränkung der Investitionen, ohne durch Einsparungen im Budget der Bundesbahnen selbst Anstrengungen zur Ge-

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senden wir vom Münchener Oktober-

fest dem fest der Ochsen am Spieß,der

Weißwürst und der Steckerlfisch, der

Brezn,derRadi,derMaß und der guten

Zuban, die auch ausMünchen stammt,

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