DIE KURZGESCHICHTE
Daß sie mich verstanden hat...
Erzählung aus dem Leben / Von Ullagret Rogge
Die phantastische Schwiegermutter
Kurzgeschichte von Werner Hauif
„Du hast geweint“, sagte der Mann. „Warum hast du geweint?“ Es klang müde, wie er sprach, und teilnahmslos. Die Frau sah von ihm fort und antwortete nicht.
„Du wolltest es doch nicht mehr“, sagte er wieder, „du hast es gesagt, es lohne nicht mehr, daß man weint.“
Er sagte es so, daß die Frau fühlte, er wollte gar keine Antwort auf seine Frage. Und schweigend ging sie zwei Schritte zum Herd, die Suppe vom Feuer zu nehmen. Und trug sie zwei Schritte bis zu dem grauen Tisch. Zwei Schritte her und zwei Schritte hin, weiter war kein Platz zwischen Herd und Tisch und Bett und Schrank. Und alles war sehr grau und arm.
„Komm“, klang es gequält von ihr, „die Suppe ist fertig. Wir wollen essen.“
Und sie setzten sich auf das Bett.
Der Teller, in den sie die Suppe für ihn füllte, hatte einen Sprung. Und an ihrem Teller fehlte ein Stückchen. Sie bemerkten es nicht einmal mehr, so alltäglich war das.
Sie saß eine Weile und schaute hinein in die Suppe. Den Löffel nahm sie nicht einmal auf.
„Du mußt essen." Er sagte es wie einer, der nur spricht, weil ihn die Stille bedrückt. „Du mußt essen.“
Sie schob den Teller von sich, schweigend.
„Vielleicht bist du krank.“ Es war ein klein wenig Anteilnahme dabei, „Du solltest zum Arzt gehen. Ja, das solltest du. Ueberhaupt bis du immer so blaß. Geh einmal zum Arzt.“
Als er so sprach und davon, daß sie vielleicht krank sei. schrak die Frau zusammen. Dann schüttelte sie heftig den Kopf.
„Laß nur“, sprach sie, „ich war beim Arzt, heute, und es ist sehr schlimm.“
Sie sagte es heiser.
Der Mann sah auf. Welch einen harten Zug hatte sie doch um den Mund. Und wie grau sie war, fast wie der Raum.
„Der Raum ist schuld“, dachte der Mann, „der Raum! Er ist so häßlich und macht sie häßlich und mich auch. Man kann sich nicht wehren. Es ist wohl schon zu spät dazu. Und wir haben uns doch einmal gern gehabt, und es war hell zwischen uns.“
„Was ist nur“, gingen seine Gedanken weiter, „woran ich heute doch alles denke. Hell war es, und geliebt haben wir uns. Komisch, daß ich daran heute denke. Ja, und Blumen habe ich ihr mitgebracht manchmal, und sie hat gelacht. Und dann standen die Blumen auf meinem Schreibtisch, da hatte sie sie hingestellt. Und hell war alles da, das Büro und das Haus und das Papier auf dem Reißbrett. Wie lange das alles schon her ist. Ich habe es schon bald vergessen, das Lachen und die Blumen. Und man weiß nicht einmal mehr, was man zuerst davon verlor. Vielleicht alles auf einmal? Und gleichzeitig wohl auch das Gefühl füreinander.“ Sie hatte den Kopf auf die Arme gelegt und weinte haltlos.
Er sah es und schaute darüber hinweg. So war es jetzt oft. Da begann er, die Teller fortzutragen.
„Wir bekommen ein Kind, hat der Arzt gesagt“, weinte sie leise und hob nicht einmal den Kopf, weil sie ihn nicht ansehen wollte dabei.
Er hatte es gehört, daß sie sprach, aber begriff nicht gleich den Sinn der Worte. Erst
GEBET
Herr, schi&e was du willst, Ein Liebes oder Leides!
Ich bin vetgnügt, daß beides Aus deinen Händen quillt.
EDUARD MÖRIKE
SCHÖNES „ALTES LAND“
Bäuerin in schmucker Tracht auf dem Kirchgang an der Niederelbe bei Hamburg.
ging er noch einmal hin und wider, da packte es ihn. Er blieb stehen, und seine Augen wurden weit, so erschrak er.
„Es Ist schrecklich“, schluchzte sie.
„Ja“ nickte er, „es ist schlimm. Keine Sonne, keine Luft und nicht einmal einen Platz für ein Bett. Und kein Geld und nur Hilfsarbeiter beim Bau. Der Winter kommt. Der Arzt hat gesagt, dann darf ich nicht arbeiten, draußen. Und da bekommen wir ein Kind. Das ist schlimm.“
„Ich möchte mich so gerne freuen darauf“, weinte sie heftiger, „und kann es doch nicht.“
„Ja“, sagte er nur. Dann ging er. Sie hörte ihn die Türe schließen und die Treppe hinuntergehen.
Als er nach einer Stunde zurückkam, war sie eingeschlafen über dem Weinen. Er trat zu ihr und strich ihr leise über das Haar. So leise, daß sie nicht einmal aufwachte davon. Und es wurde ihm ganz warm bei der kleinen Bewegung.
„Ja“, dachte er, „das ist sie. Und sie wird ein Kind haben und ich auch. Es ist gut so! Nun werden wir eine Familie. Das ist schön. Und irgendwie müssen wir es schaffen. Morgen fange ich wieder an, Arbeit zu suchen. Es braucht ja nicht sofort zu sein, vielleicht finde ich was. Wo wir doch jetzt drei sind. Und es wird lange dauern, bis das Kind merkt, wie arm wir sind. Es wird lange dauern, wenn das Kind da ist. Vorher wird es viel lachen. Und sie vielleicht auch wieder. Und ich. Frieren sollen sie nicht und essen werden sie auch können, so will ich arbeiten.“
Er nahm behutsam die Arme der Frau vom harten Holz des Tisches und legte sie zurück in das Bett.
„Morgen will ich ihr sagen, was ich alles so denke. Und sie soll sich freuen — wie, ja, wie ich es tue. Ich will ihr zeigen, daß alles noch gut wird. Ich werde es ihr zeigen. Und morgen gehe ich mit ihr spazieren — und dann den Tag und dann den Tag und immer wieder. Und Blumen wül ich ihr mitbringen, ja, Blumen. Ob sie dann wieder lacht? Und wenn ich ihr sage, daß ich sie lieb habe, ob sie es
versteht?-Wenn sie dann noch einmal
weinen würde, dann wüßte ich, daß sie mich verstanden hat “
Peter Pasewal war Junggeselle. Nicht von Beruf, versteht sich, sondern aus Ueberzeu- gung. Ansonsten baute er als wohlbestallter Architekt prächtige Kinos. „Uns geht es schlecht“, jammerten die Kinobesitzer in allen Himmelsrichtungen und das war stets für Peter Pasewal Alarmstufe fünf. Kinobesitzer, die jammern, müssen vermutlich viele Steuern und Filmmieten zahlen. Wer hohe Verpflichtungen hat, hat auch viel verdient. Wer viel verdient hat, will sein Geld anlegen. Also...
Es stimmte fast immer. Peter Pasewal baute und baute. Er ging in die teuersten Bars, aß in den feinsten Lokalen und dennoch ließ er sich ab und zu gerne von seinem Freund, dem Operettentenor Wolfgang Eichinger zum Essen einladen, d. h. das Essen wurde meistens nebenan in der „Goldenen Gans“ geholt, da Wolfgangs blutjunge Frau Franziska — beim Theater — zwar in den schönen Künsten, aber in der Kochkunst umso weniger Bescheid wußte. Peter freilich kam es im Gegensatz zu Wolfgang nicht so sehr aufs Essen an. Er wollte sich unterhalten und eine gute Zigarre rauchen. Wolfgang dagegen —
„Ich möchte meine Schwiegermutter käme zu Besuch“, sagte er zu Peter, als beide am Ruhetag der „Goldenen Gans“ Franziskas Schnitzel bekämpften.
„Aber ich bitte dich, wie kannst du dir nur so etwas wünschen“, rief Peter entsetzt. „Sei doch froh, daß sie dich bisher mit ihrem Besuch verschont hat.“
„Du scheinst auch heute noch nicht gemerkt zu haben, daß Franziska alles, nur nicht kochen kann.“
„Dann kaufe ihr alle Kochbücher der Welt, aber lade dir um Gottes willen deine Schwiegermutter nicht auf. Nichts gegen Franziska, aber warum hast du auch gleich geheiratet? Ich habe dich ja oft genug gewarnt. Schau mich an, ich fahre jetzt acht Tage nach Salzburg und werde meinen Urlaub so genießen, wie man es mit der eigenen Frau ja doch nie kann.“
Im Vorgefühl, einen brillanten Rat gegeben zu haben, fuhr Peter Pasewal in den Urlaub, den er sich bis zur Neige auszukösten vorgenommen hatte. Aber wer das große Abenteuer sucht, der findet es oft gerade nicht. Peter ärgerte sich über sich selbst, denn schließlich war er ja erst 37, und doch packte er drei Tage vor Urlaubsschluß seine Koffer, fuhr vor der Zeit zum Salzburger Bahnhof und stieg in ein Nichtraucher-Abteil 2. Klasse ein. Mißmutig nahm er kaum davon Notiz, daß im Abteil, das sonst leer blieb, schon eine Dame saß.
Halb in Gedanken, halb aus Langeweile ließ er seine Augen über die schlanke Gestalt gleiten, deren Wuchs durch ein vorteilhaftes, elegantes Kostüm noch unterstrichen wurde. „Was für ein reizender Engel. So etwas ist mir während meines ganzen Urlaubs nicht
über den Weg gelaufen“, fiel ihm ein und so suchte er einen Blick aus ihren blauen Augen zu erhaschen, die ihn an irgendjemand erinnerten Peter hätte nicht Peter heißen dürfen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, mit der unbekannten Schönen ins Gespräch zu kommen.
„Sie wohnen wohl auch in München, gnädiges Fräulein?“ riskierte er kurz vor Ankunft in München di© Frage.
„Nein, ich mache nur einen Verwandtenbesuch. Aber ich bin kein Fräulein mehr, sondern eine Witwe“, kam die Antwort.
„Was Sie sagen. Schon Witwe!“ staunte Peter. Aber da fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, sich vorzustellen.
„Bitte, nachher“, wehrte sein charmantes Gegenüber ab. „Ich sehe dort meine Kinder auf dem Bahnsteig. Sehen Sie, dort kommen sie und winken mir zu.“
„Ihre Kinder?“ Peter verschlug es schier die Sprache. „Aber das ist ja mein Freund Wolfgang.“
„Ganz recht — mein Schwiegersohn.“
Sie stieg aus und wurde von ihrer Tochter Franziska stürmisch umarmt.
„Was? Du hier Peter?“ rief Wolfgang erstaunt. „Was stehst du denn wie eine Salzsäule in der Wagentür. So steig doch erst einmal aus. Und nun heraus mit der Sprache. Was ist dir denn passiert’“
„Oh, nichts“ stammelte Peter. „Ich begreife nur nicht, daß diese Dame . . .“
„Meine Schwiegermutter ist?“ lachte Wolfgang „Sie ist allerdings hur ein Jahr älter als ich und sieht mit ihren 37 Jahren noch recht gut aus. Man könnte sie fast für ein junges Mädchen halten “
„Das habe ich auf der ganzen Reise auch getan.“
„Und hast dich noffentlieh von deinem Vor- jirteil kurieren lassen.“
„Das kann man wohl behaupten“, bekannte der Freund.
Nur allzu eifrig kam Peter einer Einladung zum Abendessen bei Eichingers nach. Von da ab war er fast täglich ein gern gesehener Gast.
„Kocht Mama nicht wundervoll?“ fragte Wolfgang ihn oft „Franziska hat schon allerhand gelernt. Mensch, Peter, das wär doch eine Frau für dich.“
„Das habe ich auch schon gedacht. Aber ob sie mich wohl nimmt?“
Sie nahm ihn wirklich Kein Wunder, daß sich es Peter gefallen lassen mußte, von Wolfgang ständig wegen seiner Schwiegermutter-Abneigung aufgezogen zu werden. Aber Peter, der fast täglich mit Filmleuten verhandeln mußte, hatte auch hier dann immer sofort die logische Antwort parat:
„Du vergißt, mein Lieber, daß ich selbst keine Schwiegermutter mitgeheiratet habe. Du siehst also, ich bin meinen Grundsätzen treu geblieben!“
Ostdeutscher Volkshumor
Von Hermann Ulbrich-Hannibal
In einem masurischen Kirchspiel besuchte ein neuer Pfarrer die Mitglieder seiner Gemeinde. Als er bei dem größten Bauern vorsprach, wurde dort gerade das Mittagessen aufgetragen.
Mit masurischer Umständlichkeit bat ihn die Hausfrau etwas mitzuessen. Die Magd holte sogar die einzige Serviette, die es im Hause gab, aus dem Schrank, legte sie aber so auf den Tisch, daß sie zum Gedeck des Bauern gehörte.
Der Pfarrer merkte jedoch, daß sie für ihn bestimmt war. „Nun, Frauchen“, sagte er, „die Serviette ist wohl für mich?“
„Joa, joa, Herr Par“, antwortete die Bauersfrau, „neme's man dem Sarvjeft, mihn Mann beschlabbert sich nich.“
Ein Ostpreuße, der in Berlin in einem Hotel übernachtet hatte, warf morgens bei dem auf seinem Zimmer eingenommenen Frühstück den Sahnetopf um Der Inhalt ergoß sich über die Serviette und auf den Teppich, und er klingelte nach dem Zimmermädchen.
„Trautstes Marjellchen“, sagte er zu diesem, „holen Sie doch einen Wischkodder. Mir ist der Schmandpott umgekegelt, und die Salviet und der Teppich sind all eine Glumbs.“
Das Mädchen blickte den Hotelgast verständnislos an, ging zum Portier und bat ihn, den Herrn auf Zimmer Nummer dreißig zu fragen, was er wünsche. „Es muß ein Ausländer sein“, sagte sie, „ich habe kein Wort verstanden.“
'tu CfalieLwiMiS €Lce
Ein Duell mit schrecklichen Folgen / Von Günther Obig
An einem Sommertag des Jahres 1817 erschien im Kommandantenzimmer der amerikanischen Festung Independence bei Boston ein junger Leutnant. Sein Name sei Robert Jäassie, er wäre von Virginia hierher beordert worden. Der Kommandant hieß den zwanzigjährigen Offizier willkommen und stelle ihn der Truppe vor.
Leutnant Massie gefiel das Leben auf der Festung am Atlantik. Nach wenigen Wochen schon verband ihn eine innige Freundschaft mit den anderen Offizieren. Nur Hauptmann Green, ein bärenstarker Kerl und gefährlicher ,r Fechter, zeigte eine offene Abneigung gegen den Neuling.
Als die Weihnachtszeit nahte, erhielten nur wenige Offiziere Festtagsurlaub, die meisten mußten in der Kaserne bleiben. Am Heiligen Abend saßen sie im Kasino beisammen, sangen Lieder und spielten Karten. Es ging auf Mitternacht, die Einsätze wurden höher, die Gläser schneller geleert. Gerade hatte ein neues Spiel begonnen, als Hauptmann Green erregt aufsprang und über den Tisch hinweg Leutnant Massie ins Gesicht schlug. „Sie haben betrogen“, schrie er. „ r ~h fordere umgehend Genugtuung.“
Ohne Widerrede, aber doch völlig überrascht, nahm Massie die Forderung an und bestimmte den Degen als Waffe. Die Sekundanten setzten den Termin für den nächsten Morgen fest.
Im fahlen Licht des Wintermorgens begann der Zweikampf. Green, ein geübter Fechter, brauchte nicht lange, um beim Gegner eine Blöße zu erkennen und ihn schwer zu verwunden. Aus der Brust blutend, wurde der junge Leutnant in sein Quartier getragen, wo er noch am selben Nachmittag verstarb.
Einige Wochen später errichteten Offiziere
Beim Anblick des Grabsteines gedachten aber auch alle des skrupellosen Säbelhelden, der diesem jungen Leben ein jähes Ende bereitet hatte. Fortan wurde Hauptmann Green von jedermann gemieden und sein Name 'war nicht mehr zu hören, bis er eines Tages verschwand. Dann sprach man nur noch von dem Deserteur Green. .
Im Jahre 1827 wurden neue Rekruten von Boston auf die Festung Independence überwiesen, Unter den Ankömmlingen befand sich ein schmächtiger-, unscheinbarer Soldat, dessen Papiere den Namen Edgar A. Perry trugen. Hinter diesem Namen verbarg sich jedoch Edgar Allan Poe, der später einer der berühmtesten amerikanischen Schriftsteller werden sollte.
Seine Freizeit benutzte Poe zur Besichtigung der Festungsanlagen; und auf einem seiner Spaziergänge erblickte er das Marmor- denkmal. Die Inschrift des Steines erweckte sein Interesse. In den nächsten Tagen versuchte er hauptsächlich bei der alten Garde Einzelheiten über das Duell zu erfahren. Unmittelbar nach dem Zweikampf hätte kaum jemand etwas über den Fall verlauten lassen. Jetzt, zehn Jahre später, glaubten sich die Soldaten ihrer Schweigepflicht enthoben. Sie erzählten folgendes:
Nach Neujahr kehrten die Urlauber zurück. Darunter befand sich ein Offizier, der die Nachricht mitbrachte, daß Hauptmann Green bereits sechs ähnlich inszenierte Duelle mit tödlichem Ausgang ausgefochten hatte. Daraufhin wurde im Kasino beschlossen, an Green fürchterliche Rache zu üben. Ein kleines Fest bot den gewünschten Anlaß, den Hauptmann zum Trinken einzuladen, bis er unter den Tisch fiel. Auf ein verabredetes Zeichen trugen ihn willige Hände zu einem verlassenen Kerker, zwängten ihn durch eine schmale ine Kasematte und fesselten
dem Augenblick erwachte der Hauptmann aus seinem Rausch und forderte eine Erklärung für den seltsamen Scherz. Ohne ein Wort der Erwiderung vollendeten die Rächer ihre Arbeit. Dann verließen sie den Kerker und mauerten die Oeffnung mit Ziegelsteinen und Mörtel zu. Die panischen Hilferufe des Hauptmanns erstarben in den dicken Felswänden. In den folgenden Wochen baten mehrere Offiziere um ihre Versetzung nach dem Süden des Landes . .
Mißtrauisch beobachteten die Soldaten, daß Edgar Allan Poe während der Erzählung lange Notizen gemacht hatte,. Auch der Kommandant erfuhr davon. Poe mußte zum Rapport erscheinen.
„Ich hörte“, begann der Kommandant, „Sie haben sich für das Marmordenkmal und Leutnant Massies Duell interessiert?“
„Das stimmt“, antwortete Poe ängstlich.
„Und Sie wissen auch über die nachfolgenden Ereignisse Bescheid?“
„Ja, Sir.“
„Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie gegen jedermann außerhalb dieser Festung zum Schweigen verpflichtet sind, klar?“ Soldat Perry erklärte sich einverstanden. Aber Jahre später schrieb der Schriftsteller Edgar Allan Poe eine Geschichte, die jenes Duell und seine Folgen zur Grundlage hatten, nur daß er den Ort der Handlung nach Italien verlegte und die Namen änderte.
P. S. Anfang dieses Jahrhunderts wurden mehrere Gebäude der Festung Independence restauriert. Bauarbeiter gelangten in jenen Teil, der nach dem Grundrißplan einen Kerker enthalten sollte, aber sie fanden nur eine glatte Wand. Eine genauere Untersuchung ergab jedoch, daß eine Tür zugemauert worden war. Zwei Maurer entfernten die Ziegel, dahinter lag ein fensterloser Raum. Im Schein einer Lampe sahen sie ein zusammengefallenes Skelett, an dem noch Fetzen einer alten Offiziersuniform hingen. Die sterblichen Ueber- reste wurden auf den Soldatenfriedhof umgebettet und erhielten einen Grabstein mit der Aufschrift: Unbekannt.
Nicht weich genug
Das Angebot wurde abgelehnt
Als New Yorkerin fahre ich jeden Morgen mit der Untergrundbahn von der Endstation bis nach New Yorks berühmter Fifth Avenue ins Geschäft. Da ich müde bin, Reklameschilder oder die verschiedenen Typen der Menschen zu studieren, bin ich immer mit einem Magazin oder einer Zeitung bewaffnet.
Eines Morgens setzte sich nach der dritten Station jemand neben mich. Ith war so vertieft in meine Lektüre, daß ich nicht wußte, war es Mann oder Frau Nach ein paar Minuten merkte ich, wie ich so langsam zur Seite geschoben wurde. Ich warf einen Blick auf meine Nachbarin, die seitwärts saß. sich mit jemanden unterhaltend. Ich bemerkte
den gut durch den Winter gekommen war im Vergleich zu meiner llOpfündigen Figur. Das Drängeln ihrerseits wurde schlimmer und schlimmer. Ich sah sie nochmals an, was sie aber gar nicht rührte.
Schließlich wurde es mir doch zu dumm, auch lief ich Gefahr, beim nächsten Ruck auf dem Bodei, zu sitzen. In meiner Wut über ihre Unverschämtheit platzte ich heraus: „Setzen Sie sich doch lieber auf meinen Schoß'“
Sie drehte sich ganz pomadig um, besah mich von oben 'äs unten als wenn sie etwas auskalkulierfe. und antwortete dann in aller Gemütsruhe „Ich denke, es würde mir nicht