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SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK

Maul- und Klauenseuche überwunden Südwürttemberg noch einmal davongekommen

Der schwere Maul- und Klauenseuchenzug, der 1951/52 das ganze Bundesgebiet heimgesucht hat, kann jetzt für Süd Westdeutschland als überwun­den betrachtet werden, schreibt Regierungsdirek­tor Dr. Theurer, Tübingen, in der letzten Nummer des Organs des Landesbauernverbandes Württemberg-Hohenzollern,Der schwäbi­sche Baue r. Dr. Theurer schätzt den volks­wirtschaftlichen Schaden, den der Seuchenzug im Gebiet des ehemaligen Landes Württemberg- Hohenzollern angerichtet hat, auf vier bis fünf Millionen Mark. Die Staatskasse habe allein für die polizeilich angeordneten Schutzimpfungen rund 1,1 Millionen Mark ausgegeben. In Württem­berg-Hohenzollern waren in 280 Gemeinden (30,9 Prozent) 1297 Gehöfte (1,6 Prozent der rindvieh­haltenden Betriebe) von der Seuche befallen. Ins­gesamt waren 17 636 Rinder (3,3 Prozent) er­krankt. Das Land ist damit verhältnismäßig gut davongekommen, denn im Bundesgebiet waren 82,7 Prozent aller Gemeinden und 11,5 Prozent der Gehöfte von der Seuche heimgesucht worden.

Aus Sudwilrttemberg

Tödlicher Jagdunfall

Biberach. Ein Förster aus dem Kreis Biberach, der sich auf der Hühnerjagd befand, stolperte über die Leine, an der sein 17 Jahre alter Ge­hilfe den Hund führte. Dabei löste sich ein Schuß aus dem gesicherten Gewehr und tötete den Ge­hilfen.

Sigmaringens Pläne werden unterstützt

Sigmaringen. Der Bürgermeister von Sig­maringen, Franz S c h i e k, teilte in der letzten öffentlichen Sitzung des Stadtrats mit, daß sich der Oberbürgermeister der Stadt Reutlingen, Oscar Kalbfell, und der DVP-Vorsitzende von Nordwürttemberg, Dr. Wolfgang H au fi­rn a n n, bereit erklärt hätten, sich dafür einzu­setzen, daß Sigmaringen Sitz des Regierungs­präsidiums für Südwürttemberg-Hohenzollem werde. Der wissenschaftliche Vorkämpfer für den Südweststaat, Prof. Friedrich Metz, Freiburg,

Aus Baden

Sieben Personenwagen aufeinandergefahren

Karlsruhe. Auf der Kaiserallee in Karlsruhe fuhren am Sonntagnachmittag sieben Personen­kraftwagen aufeinander. Einer der in langer Ko­lonne vom Fußballspiel VfB Mühlburg Aschaf­fenburg zurückkommenden Wagen mußte aus noch nicht geklärten Gründen scharf abbrem­sen. Sechs nachfolgende Wagen konnten auf der regenglatten Straße nicht rechtzeitig zum Stehen gebracht werden und fuhren auf den ersten Wa­gen auf. Nach den bisherigen Feststellungen wurden fünf Personen leicht verletzt. Der Sach­schaden ist erheblich.

Generalampestie fürKriegsverbrecher gefordert

Freiburg. Mehr als 1000 Menschen nahmen am Freitagabend in Freiburg an einer Kundgebung teil, zu der der vor kurzem in Freiburg ge­gründeteArbeitsausschuß zur Herbeiführung einer Generalamnestie eingeladen hatte. Die Versammelten nahmen eine Entschließung an den Bundestag und den Bundesrat sowie an alle beteiligten Regierungen an, in der verlangt wird, noch vor der Ratifizierung des Deutschland- Vertrages durch eine Generalamnestie für alle mit

Kurze Umschau

Ein lSjiihriges Mädchen schlug diemännliche Konkurrenz vor rund 7000 Zuschauern beim drit­ten Seifenkistenrennen auf der Strecke von St. Johann nach Eningen im Kreis Reutlingen am Sonntag. Das Mädchen siegte mit einer Ge­schwindigkeit von 46,1 km/st und wird das als Preis gewonnene Herrenfahrad nun ebenfalls in Rekordzeit Umtauschen.

Die Lammbrauerei Schwieberdingen beging mit Volksfest und Festzug am Wochenende in Lud­wigsburg die Feier ihres 140jährigen Bestehens. Präsident Kopp von der Handwerkskammer Stuttgart überreichte den heutigen Besitzern der Brauerei, Walter und Hans Essig, eine Ehrenur­kunde der Deutschen Handwerkskammer.

Mit einem rätselhaften Unglücksfall bei Fried­richshafen beschäftigt sich zur Zeit die Polizei. Ein junger Mann, nur mit Turnhose und Pullo­ver bekleidet, war am Samstag mit schweren Verletzungen am Kopf in der Nähe des Fried­richshafener Strandbades aufgefunden worden. Am Sonntag ist er im Krankenhaus seinen Ver­letzungen erlegen, ohne das Bewußtsein wieder­erlangt zu haben.

Beim Ausweichen vor einem Eichhörnchen, das gerade die Straße überquerte, stieß zwischen Neuenbürg und Höfen ein ausländischer Pkw mit einem entgegenkommenden Lastkraftwagen zu­sammen. Beide Fahrzeuge wurden schwer be­schädigt. Menschen sowie das Eichhörnchen ka­men nicht zu Schaden.

Mit dem Verdienstkreuz am Bande des Ver­dienstordens der Bundesrepublik wurde aus An­laß des nationalen Gedenktages am Sonntag der Buchhalter Peter Betz aus Laichingen, Kreis Münsingen, ausgezeichnet.

Tausende von Pilgern aus Württemberg wer­den auch in diesem Jahr bis zum 14 September zum Gnadenbild derSchönen Maria auf den Hohenrechberg wallfahrten. Das Gnadenbild wird von den Katholiken seit rund 900 Jahren verehrt.

Ein zweitesSüddeutsches Nebeltreffen wird die in Süddeutschland wohnenden ehemaligen Nebelwerfer am 13. September in Urach vereinen.

dem letzten Krieg zusammenhängenden Vergehen einen Schlußstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Nur durch eine totale Amnestie, heißt es in der Entschließung, sei eine Befriedung und Versöhnung innerhalb der Völker möglich.

Das Geheimnis des -Thermos-Wagens

Lörrach. Zwei deutsche Staatsangehörige aus Lörrach und Freiburg sowie ein in Basel an­sässiger Italiener wurden vom Amtsgericht Lör­rach wegen gewerbsmäßigen Schmuggels zu Ge­fängnis von drei bis sieben Monaten verurteilt. Außerdem erhielten sie Geld- und Wertersatz­strafen in Höhe von insgesamt mehr als 40 000 DM. Ein anderer deutscher Angeklagter wurde mangels Beweisen freigesprochen.

Die Angeklagten waren an umfangreichen Schmuggelaktionen beteiligt, die sie in Zusam­menarbeit mit einem inzwischen aufgeflogenen Frankfurter Schmuggelring ausführten. Die Fahn­dungsbehörden kamen den Schiebungen auf die Spur, als an der Grenzübergangsstelle Walds­hut ein Thermoswagen angehalten wurde, des­sen Zwischenwände und doppelte Bedachung mit unverzolltem Bohnenkaffee angefüllt waren. Auf diese Weise wurden mindestens 50 Zentner der heißen Ware nach Frankfurt gebracht.

Großdeutschland in Weinheim

Weinheim. Angehörige des ehemaligen Pan- zerregimentsGroßdeutschland trafen sich am Sonntag in Weinheim, um den Vermißtensuch­dienst zu intensivieren. Am Treffen, zu dem vor allem Angehörige derTiger-Abteilung des ehemaligen Regiments gekommen waren, nahm auch der letzte Kommandierende General der Division Großdeutschland, Lorenz, Weinheim, teil. Auf der Tagung wurde beschlossen, eine Anschriftensammlung der Angehörigen des ehe­maligen Regiments und einen Kameradenhilfs­dienst einzurichten.

habe die Denkschrift, ln der die Stadt Sigmarin­gen ihren Anspruch auf den Sitz des Regierungs­präsidenten begründet, als vortrefflich bezeichnet. Die Stadt Sigmaringen erwarte nun den Staats­besuch der Landesregierung. Eine inoffizielle Zu­sage sei von Stuttgart bereits gegeben worden.

Mit Wetterdrachen fing er an

Friedrichshafen. Professor Dr. Ernst Klein- Schmidt, ein weltbekannter Meteorologe, neun Jahre lang Direktor der Abteilung Wetterdienst der früheren Hamburger Seewarte, wurde am Samstag 75 Jahre alt. Kleinschmidt war jahr­zehntelang in Friedrichshafen tätig, wo er die auf Anregung des Grafen Zeppelin gegründete Drachenstation später zu einem Arologischen Ob­servatorium ausbaute. Das Friedrichshafener Ob­servatorium war die einzige Einrichtung in der ganzen Welt, die regelmäßig ärologische Aufstiege vom fahrenden Schiff aus mit Ballons oder Dra­chen unternommen hatte.

Wettbewerb der Figaros

Friedrichshafen. Bei einem Preisfrisieren in Friedrichshafen ging am Sonntag der Stuttgarter Friseurmeister Alfons Gerber als Landes­meister für Nordwürttemberg hervor. Südwürt- tembergischer Landesmeister wurde Hans L a i b 1 e aus Reutlingen. An dem Wettbewerb beteiligten sich 53 Konkurrenten. Die selbständi­gen Meister des Friseurgewerbes in Nordwürt­temberg und Nordbaden und in Württemberg- Hohenzollern wollen sich heute auf einer Tagung Friedrichshafen zu einer gemeinsamen Organi­sation zusammenschließen.

Kneipptreffen in Aulendorf

Aulendorf. Die Vertreter der Südwürttember- gischen Kneippkurvereine tagten am Sonntag in Aulendorf im Kreis Havensburg. Der Vorsitzende des Deutschen Kneippbundes, Karl Geyer, Augsburg, teilte mit. daß die Mitgliederzahl des Bundes auf 33 000 angestiegen sei. In den Vor­trägen und Ansprachen wurde betont, daß die heute auch von der Medizin anerkannte Gesund­heitstherapie, die gleichzeitige Behandlung von Leib und Seele, schon immer zu den Grund­bestandteilen der Kneippschen Behandlung ge­hört habe. Aulendorf war in diesem Sommer als Kneippkurort anerkannt worden.

Aus NordwQrttemberg

Orthopäd^che Sprechtage

Stuttgart. Die orthopädischen Versorgungs­stellen des Landes Baden-Württemberg haben die Aufgabe, alle Personen, die nach dem Bun­desversorgungsrecht einen rechtsgültigen Versor­gungsanspruch haben, mit den erforderlichen orthopädischen Hilfsmitteln zu versorgen. Um den Versehrten den oft beschwerlichen Weg zur Versorgungsstelle zu ersparen, werden allmonat­lich orthopädische Sprechtage in den Kreisen de* Landes abgehalten. Für Rentenbescheide oder Rentenberechnungen sind diese Sprechtage nicht zuständig.

5000 ehemalige Infanteristen in Ludwigsburg

Ludwigsburg. Rund 5000 Angehörige der ehe­maligen 215. Infanteriedivision trafen sich am Sonntag in Ludwigsburg zu ihrer ersten Wieder­sehensfeier nach dem Kriege. Der letzte Divisions­kommandeur, Frankewitz, und der ehema­lige Kommandeur des Infanterieregiments 34, von Tafel, forderten die früheren Soldaten auf, ihr Möglichstes zur Klärung der Schicksale von 2500 Vermißten der Division zu tun.

Blick über die Grenzen

Schweizer Kapital für Rheintal-Linie

Basel. Schweizer Verkehrsfachleute hoffen, daß die geplante Elektrifizierung der Hheintallinie BaselKarlsruhe nunmehr bald verwirklicht wird, nachdem sich die Schweiz im Prinzip be­reit erklärte, einen Teil der Baukosten durch Kapitalkredite zu finanzieren. Im Zusammenhang mit der kürzlich vereinbarten Regelung der Schweizer Clearing-Forderungen an das ehema­lige Reich will die Schweiz rund zweihundert Millionen Franken für innerdeutsche Investitions­vorhaben bereitstellen. Ein Teil dieser Summ* soll, wie bereits während der Schuldenverhand­lungen bekannt und von Bundesverkehrsminister Dr. Seebohm am Wochenende auf der Schiffahrts­tagung in Rheinfelden bestätigt wurde, für den elektrischen Ausbau der Rheintallinie abgezweigt werden. Auf deutscher Seite hofft man, das Schweizer Kapital zu annehmbaren Bedingungen erhalten zu können, da die Rheintallinie als eine der wichtigsten europäischen Transitstrecken auch für die Schweiz von großer Bedeutung ist. Bis jetzt ist nur die Strecke von Basel bis zum deut­schen Grenzbahnhof Weil am Rhein elektrifiziert.

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Das Göppinger Freibad wollte am vergan­genen Wochenende den 200 000. Badegast der Saison ehren. Dieser sollte von einem Vertreter der Stadtverwaltung festlich begrüßt und durch Überreichung eines Blumenstraußes, einer Tasse und einer Dauerkarte für die Badesaison 1953 erfreut werden. Die 65jährige Hausfrau, die das Los des Zufalls getroffen hatte, entzog sich je­doch allen Ehrungen durch schleunige Flucht quer durch die Anlagen des Freibads. Dem Ba-

Quer durch den Spart

Niedersachsen gewinnt Meden-Endrunde

Die Endrunde der Herren gewann am Sonntag in München überraschenderweise die Tennismann­schaft von Niedersachsen mit einem 5:4-Sieg über Bayern. Nachdem die Norddeutschen in den Ein­zelspielen bereits mit 2:4 Punkten im Rückstand gelegen hatten, gelang es ihnen jedoch, die drei Doppel ju gewinnen und sich somit den Sieg zu sichern.

Die Poensgen-Endrunde wurde am Sonn­tag in Duisburg von der Damen-Tennisvertretung Hamburg gewonnen. Mit 5:1 Punkten gewann die Damenmannschaft über die von Hessen überaus si­cher. Den dritten Platz konnte sich die Damenver­tretung des Niederrheins, die gegen Württemberg mit 6:0 Punkten die Oberhand behielt, erspielen.

Lotte Cadenbach und Freimut Stein

Deutsche Rollkunstlaufmeister

Bei den Deutschen Rollkunstlaufmeisterschaften in Schwabach, die.durch Regenfälle bis in den späten Abend des Sonntags andauerten, verteidigten Lotte Cadenbach (Dortmund) und Freimut Stein (1. FC Nürnberg) ihre Titel in der Meisterklasse mit Erfolg.

Deutschlands Frauen siegreich

Bei ungünstigen Wetterverhältnissen die An­lagen waren durch einen Dauerregen vollkommen verschlammt wurde am Sonntag in Laibach der Leichtathletik-Drelländerkampf der Frauen Deutsch­landÖsterreichJugoslawien ausgetragen, bei dem

die deutschen Frauen prächtige Leistungen boten. Die Einzelresultate der Kämpfe waren Deutsch­land-Jugoslawien 54:30 DeutschlandÖsterreich 55:31, JugoslawienÖsterreich 54:50.

Segelfliegerinnen auf dem Klippeneck

Vierzig Teilnehmerinen aus dem ganzen Bundes­gebiet haben sich zur Teilnahme an einem Segel­flugkurs gemeldet, der unter der Schirmherrschaft von Flugkapitän Hanna Reitsch vom 13. September ab auf dem Klippeneck bei Spaichingen stattfindet. Auf dem Klippeneck wollen die Teilnehmerinnen versuchen, ihre vor und während des Krieges ge­flogenen Prüfungen zu erneuern und eine Stufe höher zu kommen.

Kurz berichtet

Die Aberkennung der Amateureigenschaft der Olympiasieger und Weltmeister Ria und Paul Falk (Düsseldorf) durch die Kunstlaufkommission des Deutschen Rollsportbundes fiel zusammen mit dem Vertragsabschluß der Falks als Berufssportler. Die Düsseldorfer Unterzeichneten bei der amerikani­schen EisschauHolliday Ice, die zurzeit auf einer Europa-Tournee in Paris gastiert.

Vorläufige Totogewinne

West-Süd-Block: Zwölferwette: 1. Rang je 22 255 DM; 2. Rang je 775 DM; 3. Rang je 60 DM. Zehner­wette: 1. Rang je 5 670 DM; 2. Rang je 164 DM; 3. Rang je 18 DM.

demeister, der sie schließlich, einholte, erklärte sie, Blumen habe sie im eigenen Garten, Tassen habe sie auch genug, und eine Jahreskarte könne sie sich auch noch leisten. Die Festrede des Stadt­vertreters fiel ins Wasser.

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Weil der Hauptwachtmeister des E hi n g er Landgerichtsgefängnisses seinen Jahresurlaub an­getreten hat, mußte die Strafanstalt vorüber­gehend geschlossen werden. Die Häftlinge wur­den inzwischen im Ulmer Gefängnis unterge­bracht.

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Ein Stuttgarter Dentist hat in mühevoller Kleinarbeit einen neuen Schirm konstruiert, der sich beim öffnen automatisch oval spannt und dadurch zwei nebeneinandergehenden Personen mehr Schutz vor dem Regen bietet als ein runder Schirm. Junge Pärchenmüssen also künftig im Regen nicht mehr so eng aneinandergedrängt gehen, wie es unter einem runden Schirm nun einmal notwendig ist.

Zwei junge S ch o r nd o r f e r haben von einer mehrwöchigen Radtour durch Frankreich einen 19 Jahre alten Vietnamesen mitgebracht, der sich jetzt einige Tage in Schorndorf aufgehalten hat. Le lu chong, so trug sich der junge Mann atu dem Fernen Osten in das Gästebuch der Schom- dorfer Jugendherberge ein, stammt aus Lalat, einer kleinen Stadt in Indochina, die er vor zwei Jahren verlassen hat. Der junge Mann, der jetzt in London Physik studiert, will einmal Lehrer werden.

Wie wird das Wetter?

Aussichten bis Mittwochabend: Oie für die Jahreszeit unternormale kühle Witte­rung hält zunächst noch an. Immer noch stärker bewölkt und noch vereinzelte leichte Nieder­schläge. Erst am Mittwoch allmähliche Besserung. Tagestemperaturen um 15 Grad, nachts 6 bis 8 Grad. In Tälern Frühnebel-Bildung.

Salzburger Festspiele 1952

Die 71 Veranstaltungen der Salzburger Fest­spiele 1952 sind von rund 80 000 Gästen aus aller Welt besucht worden. Während die Opern­aufführungen ausverkauft waren wurden die Eintrittskarten zu den Konzerten und Schau­spielen nur zu etwa 85 Prozent abgesetzt. Die stärkste Zugkraft bewiesen die Richard-Strauß- OperLiebe der Danae und der traditionelle Jedermann. Die meisten Ausländer kamen aus Deutschland und den Vereinigten Staaten.

Mit einem an Stelle des erkrankten Wilhelm Furfwängler von George Szell dirigierten Or­chesterkonzert der Wiener Philharmoniker sind die Salzburger Festspiele 1952 abgeschlossen worden. Glanzpunkte waren die Opernauffüh­rungen. Die meisterliche Aufführung desOthello von Verdi hat durch die Übernahme der musika­lischen Leitung durch Mario Rossi an Stelle Furt- wänglers an italienischem Brio und Ausschwin­gen des Wohllauts der Stimmen gewonnen. Ra- mon Vinay ist ein unvergleichlicher Othello, Rosanna Carteri eine zarte, innige Desdemona und Paul Schöffler wohl der beste Jago außer­halb Italiens. Immer wieder eindrucksvoll die Bühnenbilder Stefan Hlawas. Mario Rossi leitete auch eine mustergültige Aufführung desDon Pasquale von Donizetti, mit Hilde Güden als idealer Norina, Sesto Bruscantini als großartigem Don Pasquale und Carl Dönch als scharf charak­terisierendem Malatesta. Helmut Krebs gefiel als Ernesto stimmlich durch seinen weichen Tenor, blieb jedoch darstellerisch unbefriedigend. Zwie­spältig wie gewöhnlich die Inszenierung von Os­car Fritz Schuh: neben meisterhaften Lösungen, wie beispielsweise der Dienerchor, auch recht merkwürdige Einfälle. An Mozart-Opern kam neben einer wiederholten Reprise derZauber­flöte als glänzende EnsembleleistungDie Hoch­zeit des Figaro in der gediegenen musikalischen Leitung von Rudolf Moralt zur Aufführung. Aus fler ausgezeichneten Besetzung ragten vor allem die herrlichen Mozart-Stimmen von Irmgard See­fried (Susanne), Hilde Güden (Cherubin), Elisa­beth Schwarzkopf (Gräfin) und Erich Kunz (Fi- Saro) hervor.

Das große Ereignis aber war die verspätete Welturaufführung vonDie Liebe der Danae , v °n Richard Strauß. Trotz des etwas verworre-

Werk mit einer derartigen Überfülle an schöner Musik bedacht, daß sich der Goldregen Jupiters in einen Goldregen an Tönen zu verwandeln schien. Die Hauptdarsteller der von Clemens Krauß mustergültig gestalteten Aufführung waren Annelies Küpper (Danae), Alfred Poell (Jupiter) und Josef Gostic (Midas), von denen vor allem letzterer durch einen wunderbaren echten Helden­tenor aufhorchen ließ. Die kluge, harmonische Inszenierung Rudolf Hartmanns und das gedie­gene Bühnenbild Emil Preetorius waren für eine Welturaufführung etwas zu konservativ.

In der Oper wie in den Orchesterkonzerten ging ein großer Teil des Glanzes auf das Konto der wunderbaren Wiener Philharmoniker. Wenn auch im Konzert im Gegensatz zur Oper der Ausfall von Furtwängler und Böhm nicht ausge­glichen werden konnte, gab es großartige Erleb­nisse. Igor Markevitsch war eine hinreißende Darbietung von Strawinskys Frühlingsweihe und Paul Hindemith ein völlig unvirtuoses, aus inner­stem Erleben gestaltetes Konzert mit Händel, Haydn, und Hindemith (Sinfonia serena) zu danken.

Während der musikalische Teil der Salzburger Festspiele auf bei anderen Festspielen kaum er­reichtem hohen Niveau steht, hat man im Schau­spiel noch nicht das richtige Maß gefunden. Mit Goldoni und Nestroy hat man zwar dieses Jahr neben demJedermann von Hofmannsthal eine glückliche Hand in der Wahl der Autoren gehabt, doch desto weniger in derFestspielbearbeitung. Was Bernhard Baumgärtner mit seiner Bearbei­tung desLügners von Goldoni machte, war schon nicht mehr recht Goldoni. Als wäre es Nestroy, hatten die Gestalten des Venezianers plötzlich zu singen. Ansonsten war es eine aus­gezeichnete Aufführung, von Oskar Wälterlin flüssig inszeniert, mit Albin Skoda (Lelio), Hilde Mikulicz (Rosaura), Susi Nicoletti (Colombine), Werner Hinz (Ottavio), Rudolf Therkatz (Balan- zoni) und Paul Bildt (Pantalone) in den Haupt­rollen. Ähnlich war es mit NestroysDie Träume von Schale und Kern in der nicht immer glück­lichen Bearbeitung von Hans Weigel, in der lebendigen Inszenierung von Axel von Ambesser und in einer Bombenbesetzung mit Hermann Thimig an der Spitze. Enttäuscht hat der neue Jedermann. Ernst Lothar hat in seiner Insze-

manche Szenen ineinanderfließen lassen und dem Ganzen etwas von der Weihe des Mysterien­spieles genommen. Die neue Besetzung erreichte in kaum einem Fall jene des Vorjahres, mit Ausnahme der Salzburg treu gebliebenen Alma Seidler als Gute Werke, lediglich Lola Müthel war eine echtere Buhlschaft als ihre Vorgänge­rin. Will Quadflieg war sicher ein bedeutender Jedermann, seine Darstellung ist psychologisch natürlicher untermauert in den Übergängen vom protzigen zum verzweifelten und dann zum gläu­bigen Jedermann, aber es fehlt ihm die Vollsaf­tigkeit Attila Hörbigers oder die erschütternde Tiefe Ewald Baisers. Überraschend gut Antje Weißgerber als Glaube. Trotz aller Mängel hat derJedermann aber als Dichtung eine solch« Ausstrahlungskraft, daß er wieder zu einem er­greifenden Erlebnis wurde. Ernst Bär

Karlsruher Therapiewoche beendet

Am Sonntag wurde in Karlsruhe die diesjäh­rige deutsche Therapiewoche, an der neben nam­haften deutschen auch französische, italienische, schweizerische und spanische Ärzte referiert hat­ten, beendet. In einem aufsehenerregenden Vor­trag berichteten zum Abschluß die beiden fran­zösischen Ärzte Buhoi und Perrault (beide Paris) über ein neues von ihnen entwickeltes syntheti­sches Mittel gegen Störungen der Hirnanhang- Drüse. Das Mittel, das noch keinen Namen hat, soll mit seinen hormonartigen Wirkungen er­folgreich bei Erkrankungen des Drüsensystems, darunter bei krankhaften Wachstumsveränderun­gen, Kropf, krankhafte Fettleibigkeit usw. ange­wandt werden. Der Präsident der Tagung, v. Kennel (Köln), forderte in seinem Referat über die kosmetischen Aufgaben des Arztes eine stärkere Berücksichtigung der psychologischen und sozialen Funktion der Kosmetik. Kosmetik sei kein Luxus, sondern vielfach die Vorausset­zung für die Arbeitsfähigkeit des Menschen. Der Arzt, sagte v. Kennel, habe die Aufgabe, in Zu­sammenarbeit mit der Industrie für die Herstel­lung nur ungefährlicher Mittel zu sorgen.

Kulturelle Nachrichten

Die vierte Konferenz des deutsch- s p r achigen Buchhandels fand am Wo-

An eine junge Frau

Von Eugen Diederichs

Ich möchte umso stärker meinen Standpunkt betonen, daß die Ehe immer eine Resignation bedeutet. Ohne Zweifel verliert man seine Frei­heit und mit ihr allerhand Entwicklungsmöglich­keiten, aber man tauscht ebensoviele andersgear­tete Entwicklungsmöglichkeiten ein, so daß sieh das Verhältnis ausgleicht, und vor allen Dingen, man vertieft an den Unzulänglichkeiten der Ehe sein Menschentum. Niemand kann ewige Jugend markieren und die Lebensbindung, die man ein­geht, ist eben ein ganz entscheidender Abschnitt. Man gehört sowohl als Mann wie als Frau nicht mehr sich selbst an.

Wenn man jung ist, denkt man, du machst es gewiß anders als deine Eltern, die eigentlich ihr Leben nicht ausgeschöpft haben, ist man aber älter, so sieht man, daß es keinem Menschen ge­lingt, das Leben ganz auszuschöpfen, daß jedes Leben immer irgendwie Stückwerk bleibt. Mit dem, was nicht zu ändern ist, muß man sich ab- finden; mit dem, was zu ändern ist, lebt man so, daß man es nach einer Richtung hin zu dirigie­ren sucht, die man sich vornimmt.

Buchhändler- und Verlegervereins unter dem Vorsitz von Dr. Emil Oprecht in Locarno statt. Die Delegierten der Buchhändler- und Verleger­verbände der Bundesrepublik, Österreichs und der Schweiz besprachen gemeinsame Probleme des Buchaußenhandels, der Werbung, des Urhe­berrechts sowie der bibliographischen Zusam­menarbeit. Gemeinsame Richtlinien wurden ver­einbart.

Ein Sängerbund der deutschen Po­lizei wurde in Köln gegründet. Dem Bund ge­hören alle 24 Polizeigesangvereine des Bundes­gebietes mit etwa 1000 Sängern an.

Auf der 41. Hauptversammlung der Gesellschaft der Freunde Wilhelm R a a b e s in Hannover wurde eine umfassende Förderung junger Schriftsteller gefordert. Zu­gleich wurde mitgeteilt, daß die Gesellschaft zur Zeit eine aus fünf Bänden bestehende Volksaus- labe der Werke Raabes vorbereitet, die zu einem