er GeseUschakter
Lmts-und Anzeiyevlatt kür
Mil cken illustrierten Unterhaltungsbeilagen ,Feierstunden" unck „Unsere Heimat^
Ken Obern,ntsvczrreMryolS
Mit cier lanäwirtschaftlichen Wochenbeilage „Haus-, Garten- unck Landwirtschaft'
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18 Gegründet 1827
Tagesfpiegel
Die Reichslaassra-Nr- ' >- ^ " -a-s
hat om San,stag zu der lu,i!l>..>oU7.g l-:s Zentrum; 5 r!- l«ng gcuomrnev.
Die Verhandtungcn über die Ausfuhr von .F.ri-'"«- «mieriak" sind in Berlin obgeschtossen worden. Dir Reichs- «gier»;Ng wird dem Reichstag einen Gesestentivuri vorigen, der bestimmt, was ausgefühci werden dars und was
»erboten wird.
Rach der Londoner «Morning Post' hatten die Besprechungen des britischen Schahkanzlers Churchill mit Mussolini in Rom hauptsächlich die beiderseitigen Interessen am Roten Meer (Abessinien) und den kürzlich von Italien mit dem Deinen (Arabien) abgeschlossenen Handelsvertrag zum Gegenstand. Es sei eine volle Verständigung erzielt wor den und beide Mächte wollen sich gegenseitig unterstützen.
Die Regierung in Moskau hat der französischen Regierung mikgetcilk, daß sic den Abschluß des französisch-rumänischen Vertrags, der u. a. Rumänien den Besitz des Rußland entrissenen Bessarabien gewährleistet, als eine nnsreund- kche Handlung gegenüber Rußland und der (russischen) Bevölkerung detroöi»--., m
Der Irrsinn der franz. Polen-Politik
Herr Briand soll sich vor dem Ausschuß der französischen Kammer den Witz geleistet haben, den Versailler Vertrag als ein „Instrument der deutsch-französischen Annäherung" zu feiern. Wir Deutsche glauben Briand, daß er die Annäherung ehrlich will, wir haben also auch das Recht, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß Scherze dieser Art der Verständigung nicht förderlich sind. Für französische Ohren mögen sie ja lustig klingen, wir Deutschen aber empfinden das Versailler Diktat heute wie vor acht Jahren als die größte Schmach, die uns in unserer ganzen Geschichte angetan worden ist. Wer sich mit uns verständigen will, tut gut, dem einigermaßen Rechnung zu tragen und darüber lieber nicht zu witzeln. ...
Eine andere Frage ist freilich die, ob es zur Zeit überhaupt einen Sinn hat, über Annäherung und Verständigung zu reden, und ob es nicht besser wäre, dies ganze Gerede einmal auf etliche Wochen oder auch Monate zu den Akten zu legen. Was soll uns die theoretische Verständigung, wenn die französischen Militärs usw. emsig dabei sind, ihr praktisch unübersteiglichc Hindernisse in den Weg zu wälzen? In Frankreich hat man offenbar immer noch nicht begriffen, daß das Unglück des Kriegs der V e v öll ke r u n g s f r a g e entsprungen ist, worunter Deutschland heute mehr denn je zu leiden hat, Frankreich aber nicht. Oder höchstens im umgekehrten Sinn. Daß diese Sachlage ein gegenseitiges Sich- osrstehen ungeheuer erschweren muß, liegt auf der Hand.
Deutschland leidet, etwa seit den 80er Jahren, deutlich erkennbar an Volksüberschuß. Um den Ueberschuß, der vor dem Krieg etwa 800 000 Seelen betrug, ernähren zu können, mußte es seine Industrie und seinen Handel treibhausartig entwickeln, mußte nach überseeischen Absatzmärkten Ausschau halten und überseeisches Siedlungsland zu gewinnen trachten. Das brachte es in ungewollten, aber unvermeidbaren Gegensatz zu begünstigteren Völkern, der von England, das den deutschen Wettbewerb am meisten fürchtete, zur Einkreisung des übervölkerten Deutschlands ausgenutzt wurde. Mit welchem Eifer, ist bekannt. Nachdem der Krieg zu Deutschlands Ungunsten entschieden war, versuchte die hohe Weisheit der Verbündeten, mittels des Versailler Diktats, das Problem in der Weise zu lösen, daß sie den deutschen Landbesitz beschnitt, zerfetzte, zerriß und das an zu starkem Wachstum leidende Volk in noch engere Grenzen Kisammenpferchte, innerhalb deren ausreichende Nahrung noch schwerer zu gewinnen war.
Seitdem diese geistvolle Lösung der deutschen Bevölkerungsfrage gegen den Willen des deutschen Volks erzwungen wurde, ruft Frankreich nach „Sicherheit". Nach Sicherheit gegen die „20 Millionen Deutsche zuviel". Und es glaubt diese Sicherheit nicht anders gewinnen zu können, als dadurch, daß es die Deutschen an ihrer eigenen O strenge in ständiger Unsicherheit erhält. Die ölen sind in Preußen eingebrochen. Die Polen sind in Oberschlesien eingebrochen. Jeder dieser Einbrüche hat uns wertvollstes deutsches Kulturland gekostet. Und die Polen verkünden ganz offen, sie seien nichts weniger als schon befriedigt. Sie bedrohen die deutsche Ostgrenze im Norden wie im Süden. Sie sind darauf aus, Danzig widerrechtlich zu polonisieren und sie lassen Oberschlesien nicht mehr zur Ruhe kommen. Ausgezeichnet! — erklärt der Marschall Foch. Diese beständige Bedrohung der deutschen Ostgrenze venbürqt am besten den Schutz der französischen Ostgrenze. Die Deutschen müssen unter allen Umständen verhindert werden, ihre Ostgrenzc gegen neue polnische Ueberfälle wirksam zu schützen, sie müssen gezwungen werden, ihre wenigen Ostfestunqen langsam aber sicher verfallen zu lassen.
In Frankreich, dessen Bevölkerung seit Jahrzehnten steht, hat man vermutlich gar keine rechte Vorstellung davon, wie solch eine Politik auf ein Land wirken muß, dessen Bevölkerung ln ständiger Zunahme begriffen ist. Die französische Polenpolitik, wenn sie beharrlich äuf den Bahnen sortschreitet. die kriegsmäßig-militärisches Denken ihr gewiesen hat, kann nur die unausbleibliche Nachwirkung haben: daß die Welle des deutschen Volksüberschusses von der ewig
Montag, den 24. Januar 1927
Kundgebung
Berlin, 23. Jan- Am Freitag, nachmittags 5 Uhr, trat die Zentrumssraktion zusammen, um über einen Entwurf für eine Parteikundgebung, der von einem Redaktionsausschuß ausgearbeitet worden war, Beschluß zu fassen. Dem Entwurf lagen zwei Vorschläge zugrunde, von denen her eine von dem Reichsarbeitsminister Dr. Brauns vom rechten Zentrumsflügel, der andere von den Abgeordneten Dr. Wirth und Ioos herrührte. Die Fraktion veröffentlichte sodann nach längerer Beratung folgenden Beschluß:
Mit wachsendem Befremden sind weite Kreise des deutschen Volkes der politischen und parlamentarischen Ent. Wicklung der letzten Wochen gefolgt. Die öffentliche Meinung im Lande vermag bei dem Zank und Streit der Parteien keinen Sinn mehr erkennen. Die Zentrumspartei hat seit den Tagen des Zusammenbruchs ihre politische Sendung wohl erkannt und ist ihr in den schweren, verantwortungsvollen Jahren stets treu geblieben. Ihre ganze Arbeit war Rettungsarbeit am deutschen Volk und Aufbauarbeit am deutschen Staat. Die Fundamente unseres neuentzdeutschen Staats sind in Weimar gelegt worden.
Im Weimarer Verfassungstverk ist jener neue politische Wille durchgebrochen. Es gibt für uns keine andere staatliche Wirklichkeit als die der deutschen Republik mit ihren Symbolen. Die deutsche Republik soll uns nach außen hin frei machen und nach innen die Kräfte auslösen, die den deutschen Staat zum echten Volksstaat machen. Der Geist deutschen Volkstums muß sich immer wieder erneuern aus dem christlichen Glauben. Aus ihn muß sich die sittliche Entwicklung unseres Volkes, insbesondere die Erziehung unserer Jugend aufbauen. Bei der Gestaltung des Schulwesens sind die Gewissensfreiheit und das Elternrecht zu wahren.
Als Machtinstrument unseres Staates ist uns nur die Reichswehr geblieben. Sie ist eine Skaatsnokwendigkeik; sie ist ein Bestandteil der deutschen Republik. Es gibt keine politische Holzeit des Staats ohne Macht. Heute gilt es. gewisse Befürchtungen rvegzuräumen, als ob die Reichswehr nur bestimmten politischen Gruppen dienstbar sei. Ansere Reichswehr darf weder einer Partei noch einer Stasi» noch jracn>!mel-i>»n sonttlnen Marbknrnn^on dienen. Die
oedrohten Ostmark zurückslutet und gegen uiyere Wengrenze Lr mgt und drückt. Diese innere Bewegung wird sich voll- tz'ehen, wir mögen wollen oder nicht. Sie wird sich vollziehen, vielleicht ohne daß wir uns ihrer bewußt werden. Um so überraschender könnten beide Völker sich eines Tags, wenn's zur Abstellung zu spät ist, der fürchterlichen Folgen bewußt werden. Denn daß Frankreich diesen Zustand ewiaer Bedrohtbeit unserer Ostmark auch noch künstlich zu erhalten und zu steigern trachtet, ist, vom Standpunkt der französischen Sicherheit aus betrachtet, Mar reine Verrücktheit. Hier eine rechtzeitige Aendcrung herbeizuführen, steht nicht in unserer Macht.
Aber wir können — und müssen uns vorsehen. Gegen diesen Irrsinn der französischen Polenpolitik, der darauf besteht, daß die deutsche Ostgrenzc dauernd im Zustand der Schutzlostakeit, der Verteidigunas - Unmöqlichkeit, erhalten werde, hilft kein Verzicht auf die Rückeroberung Esiaß-Loth- ringens und keine Verständigung über wirtschaftliche un- andere Aufgaben.
..Organisation des Schlachtfelds"
Paris, 23. Jan. Ueber die Sitzung des französischen Obersten Kriegsrats erfährt das „Echo de Paris", daß ein Bericht der Kommission für das Studium der Verteidigungsordnung der französischen Grenze verlesen wurde. An der Spitze dieser Kommission steht der General Guillaumat. Der Verlesung des Berichts folgte eine Aussprache, die in der nächsten Sitzung fortgesetzt werden wird. Poincare drang darauf, daß ein Beschluß wegen der Befestigung der französischen Ostgrenze bald gefaßt werden solle, damit man an die „Organisation des Schlachtfelds an der französischen Nord- und Ostgrenze" gehen könne.
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Nachdem acht Jahre verstrichen sind, beginnen die F>'"n- zosen mit ihren Befestigungsarbeiten, die natürlich ziem ich lange Zeit in Anspruch nehmen werden. P<"mr sie nicht beendet sein werden, denken sie nicht an die Räumung der Rheinlandr.
Neuestes vom Tage
Anzeige wegen Landesverrats gegen einen Reichstags- abgeordnelen
Berlin. 23. Jan. Nach Blättcrmeldungen hat das Reichswehrministerium beim Oberreichsanwalt in Leipzig die Einleitung eines Landesverratsverfahrens gegen den sozialdemokratischen Abgeordneten K ünstler veranlaßt. Letzterer hatte vor kurzem in sozialdemokratischen Blättern einen Artikel über eine angeblich für Deutschland betriebene Herstellung von Giftgasen in Rußland veröffentlicht» und zwar auf Grund einer Unterredung mit sozialdemokratischen Arbeitern, die in so'chen Mnnitionswerkstätten in Rußland tätig gewesen sein sollen.
Was Förster zu erzählen weiß Paris, 23. Jan. Der Hauptschriftleiter des „Avenir", Emil Bure, schreibt in dem Blatt, die Berständigunqsver«
Fernsprecher Nr. 28 101. IahrHÜNH
des Zentrums
tierungssrage muß in einer Form gelöst werden, die de» wahrhaft verfassungstreuen Söhnen unseres Volks den Zugang zu diesem Waffendienst ermöglichen soll.
Gewaltig und tiefgreifend sind die sozialen Umschichtung«« in unserem Volk seit dem Weltkrieg gewesen. Sie haben die Zahl der unselbständigen und besitzlosen Massen in unserem Volk vermehrt. Es stehen große Gesetzesoorlagen vor uns, die das Gesamtwert der deutschen Sozialpoliltt sortsiihren und vollenden sollen.
Auch die Außenpolitik und die Beziehungen Deutschlands zu den Völkern der Welt müssen in einem neuen Geiste der Pertragstreue, des Verständigungswillens, der loyalen Mitarbeit an den Einrichtungen der Völkersolidarität sich vollziehen. Deutschland ist Mitglied des Völkerbunds, und nun haben wir unsere Politik so einzurichten, daß wieder Gemeinschaft der Nationen angemessen ist.
Unser Sehnen geht noch Freiheit und selbständiger Schicksalsgestaltung. Kein gesittetes Volk kann ohne gesicherte Grenzen leben, kann es ertragen, daß seine Gebiete vor» fremder Macht besetzt bleiben. Jede deutsche Politik lvird deshalb in zäher Ausdauer mit den Methoden der neuen Politik und ohne nationale Lebensinteressen zu verletzen, auf eine möglichst baldige endgültige Räumung des Rhein- landes hinarbeiten müssen. Deutschland ist in London und Genf internationale Verpflichtungen eingeganoen. Wir stehen zu diesen Verpflichtungen und sehen in der Rechtsgültigkeit der Verträge von Locarno die wesentliche Voraussetzung jeder erfolgverhe'ßenden Außenvolitik. Die nächste Aufgabe der weiteren Verständigung zwischen Deutschland v"d Frankreich. die wir uns besonders angelegen sein lassen, kann nur gelingen, wenn beide Teile jederzeit im G"iste der europäischen Solidarität arbeiten und den bloßen Machtgedonken zurückstellen.
Dr Marx nimmt den Auftrag zur Regierungsbildung au Berlin, 23. Jan. Reichskanzler Dr. Marx hat dem Herrn Reichsnräsidenken über die Beschlüsse der Zcnkrums- frakt'on berichtet und erklärte, daß er >m Sinn dieses Be- schlplscs den Anllraa «ur Reaiernn-'-cliv^iiiD^ gri-en-tine.
yanolungen zwischen Briand und Mussolini haben hauptsächlich den Zweck, gemeinsam den Anschluß Oesterreichs an Deutschland zu verhindern. Bure erzählt weiter, er habe kürzlich den Besuch eines „aufrichtigen deutschen Pazifisten", Professor Wilhelm Förster, erhalten. Först'er habe ihm gesagt: „Es gibt zwei Deutschlands, ein pazifistisches Deutschland und ein kriegerisches. Aber dieses zweite, verpreußte Deutschland herrscht völlig über das pazifistische und würde es bei gegebener Gelegenheit genau wie im Jahr 1914 noch einmal zur Metzelei führen." — Bure war früher einmal Sozialist, gehört heute aber zu den säbelraffelnden Militaristen um Foch-Poincare und ist einer der schlimmsten Hetzer gegen Deutschland.
Amerika veröffentlicht keine ttriegsurkunden
Washington, 23. Jan. Der Kriegsamtssekretär Davi» erklärte, die Veröffentlichung der amerikanischen Kriegsurkunden würde nicht im allge in einen Interesse liegen. Auch müsse Amerika auf die anderen früheren Verbündeten Rücksicht nehmen. — Aha!
Die ttantonbeHürden sind nicht mehr Herr -er Lage
London, 23. Jan. „Daily News" meldet aus Peking: Di« Berichte aus allen wichtigen Orten zeigen, daß die gemäßigten Kantonbehörden die Beherrschung der Lage zunehmend verlieren und daß Minister Tschen eine abwartende Haltung einnehmen muß. Es ist zu befürchten, daß jetzt von ihm getroffenen Anordnungen später nicht anerkannt werden.
Württemberg
Stuttgart, 23. Januar.
Vom Tage. Am Samstag mittag !412 Uhr stießen au der Kreuzung der Silberburg- und der Augustenstraße ein Siroßenbahnzug der Linie 3 und ein großes Postauto zusammen. Der Motorwagen der Straßenbahn wurde aus dem Gleis geschoben und einige Scheiben gingen in Trum, er- 3m übrigen zog aber das Postauto den kürzeren. Personen wurden nicht verletzt.
Auf dem Güterbahnhof glitt ein 28jähriger Rangierer aus den vereisten Schienen aus und geriet zwischen die PufsSr zweier Wagen. Schwer verletzt mußte er ins Katharinenhospital verbrach: werden.
Ans üem Lande
Bückingen OA. Heilbronn, 23. Jan. D > a in a n r e n e Hochzeit. Am 20. Jan. konnten die Konrad Riedle Privatiers-Eheleute, in den 80er Jahren stehend, bei erfreulicher Rüstigkeit das Fest der diamantenen Hochzeit begehe«. Der Staatspräsident ließ dem Jubelpaar neben einer Plakette und einer Ehrengabe Glück- und Segenswünsche übermitteln.
Neckargartach OA. Heilbronn, 22. Jan. Auswertung. Der hiesige Dnrlebenskassenverein bat au: Weihnachten