FREITAG, 1. AUGUST 1952
Fortsetzung von Seite 1
Staat die Pflicht habe, sich schützend vor alle diejenigen Beamten, Angestellten und Arbeiter zu stellen, die ihm aufrichtig dienen.
Mitbestimmung der Arbeitnehmer
Die SPD unterstützt die gewerkschaftlichen Forderungen in der Mitbestimmung, weil es in einem demokratischen Staat für jeden Bürger nur gleiche Rechte und Pflichten auch in der Wirtschaft geben dürfe. Auch in den Betrieben der öffentlichen Hand sei die Mitbestimmung der Arbeitnehmer zu verwirklichen. An der Spitze der innerbetrieblichen Mitbestimmungsolle ein Bundeswirtschaftsratstehen.
In der Wirtschaftspolitik fordert die SPD eine Erhöhung des Lebensstandards durch Produktionssteigerung, durch gerechte Verteilung des Ertrags der. Volkswirtschaft und durch eine Politik der Vollbeschäftigung. Ferner sagt das Aktionsprogramm jedem Preiswucher schärfsten Kampf an und erneuert die SPD-Forderung auf Sozialisierung der Grundstoffindustrien. Das Programm bestätigt, daß die Sozialisierung sich auf die Großindustrie beschränken soll.
Sozialgestaffelte Steuern
In ihren Vorschlägen für eine Steuerreform verlangt die SPD, das Schwergewicht der Belastung auf die direkten sozialgestaffelten Steuern zu legen. Neben der Schaffung einer Bundesflnanzverwaltung seien Einkommensund Lohnsteuer grundlegend neu zu regeln „mit dem Ziel der Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen, der gerechteren Erfassung und der weitgehenden Vereinfachung“. Für die Vorsorge für das Alter seien klare steuerliche Vergünstigungen zu schaöen. An die Stelle der geltenden Umsatzsteuer, die jede Ware mehrfach belastet, müsse eine Umsatzsteuer treten, die an einer Stelle des Weges vom Erzeuger zum Verbraucher erhoben wird.
Sozialplan mit Gesundheitsdienst
Unter der Überschrift „Soziale Sicherung“ stellt das Programm fest, daß jeder Arbeitsfähige die sittliche Pflicht zur Arbeit und ein Recht auf ausreichende Erwerbstätigkeit habe. Das Durcheinander der sozialen Einrichtungen und Leistungen in der Sozialversicherung, Versorgung und Fürsorge müsse durch einen Sozialplan mit einem Gesundheitsdienst beseitigt werden, „der für jeden vorbeugende Gesundheitsfürsorge, ärztliche Hilfe, Krankenhaushilfe, Versorgung mit Medikamenten und Kuraufenthalten sichert“.
Zur Aktivierung des Wohnungsbaus fordert das Programm die Erschließung einer vom öffentlichen Haushalt unabhängigen dauernden Einnahmequelle.
Es folgen Zusammenfassung der sozialdemokratischen Haltung zu den Problemen der Jugend, der Frau, der Familie und der Erziehung, in der sich die SPD für eine Schule einsetzt, in dgr ohne Unterschied der Konfession die deutsche Jugend „gemeinsam im Geiste der Toleranz und der gegenseitigen Achtung erzogen wird“.
Atbe tgeber: Zusammenarbeit
KÖLN. Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände hat gestern erklärt, sie werde die Arbeitgeber zur Zusammenarbeit mit den - Arbeitnehmern auf fordern, nachdem auch der Bundesrat dem Betriebsverfassungsgesetz endgültig zugestimmt habe.
In der Erklärung der Bundesvereinigung wird betont: „Es ist Pflicht in einer demokratischen Ordnung, bei der Durchführung des Gesetzes dieser Entscheidung gemäß zu handeln. Unter Zurückstellung aller Einwendungen, die auch die Arbeitgeber gegen das beschlossene Gesetz geltend zu machen haben, wird deshalb die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände alle Arbeitgeber auffordern, dem Geist des Gesetzes gemäß, durch • Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmern dem wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt und damit dem sozialen Frieden zu dienen.“
(Urheberrechtschutz Hermann Berger, Wiesbaden) 7. Fortsetzung Nachdruck verboten.
Das Haus, so sagte Körding, gehöre einem Marques Pelayo. Im Besitze der Familie Pelayo befinde sich seit Jahrhunderten ein uraltes Erbstück, eine unerhörte Kostbarkeit: eine der Königskronen der Westgoten. Bert wisse ja, daß die Westgoten vor etwa dreihundert Jahren ganz Spanien beherrscht hätten. Es handle sich hier um die Krone des Witiza, eines der letzten gotischen Herrscher in Spanien. In Buenos habe er zufällig von dem Wunsch der Pelayos gehört, das Erbstück zu veräußern. Die Familie sei verschuldet und brauche Geld. Deshalb sei er nach Spanien gekommen und habe zuerst in Toledo mit dem alten Marques verhandelt, doch hätten sich sofort Schwierigkeiten ergeben.
„Der Alte“, so erzählte Körding, „hat einen S-=>hn und der erhob sofort Einspruch gegen den Verkauf. Und so reiste ich mit dem alten Herrn nach Valencia. Dieses Haus hier gehört dem Jungen, Francisco Pelayo. Er behauptet, seine Familie stamme direkt von den Westgotenkönigen ab, was er freilich nicht beweisen kann. Er ist der Meinung, man solle lieber hungern, als die Krone hergeben. “
„Das kann ich verstehen, Peter.“
„Ich ja auch. Und trotzdem — ich hatte mich so in die Sache verbissen — nun, du kennst mich ja. Und deshalb ließ ich nicht locker. Du kannst dir. nicht vorstellen, wie schön die Krone ist. Sie ist das schönste, was es überhaupt in dieser Art gibt. Gib mir doch was zu rauchen. Hast du nichts bei dir? Schade. Ich kann nichts besorgen
Naguib: Aegypten bleibt Monarchie
Armee wird keine Politik treiben / „Faruk stammt nicht von Mohammed“
KAIRO. General Mohammed Naguib, der Oberbefehlshaber der ägyptischen Armee und Organisator des Staatsstreiches, der zur Abdankung König F a r u k s geführt hatte, gab auf einer Pressekonferenz bekannt, er habe dem britischen Botschafter Sir Ralph Stevenson versickert, daß Ägypten die konstitutionelle Monarchie beibehalten werde. Stevenson habe seinerseits versichert, Großbritannien werde sich nickt in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen.
Auf der Konferenz betonte der General erneut die Absicht der ägyptischen Armee, sich von der Politik fernzuhalten. Er sei bereit, die Führer sämtlicher politischen Parteien zu empfangen. „Ich ändere meine Auffassung nicht. Ich werde keine politische Partei bevorzugen“,
erklärte er. In Kürze werde ein Kommunique veröffentlicht, in der diese Haltung der Armee dargelegt ist. Naguib sagte, daß sämtliche verhafteten Armeeoffiziere mit „geringen Ausnahmen“ in nächster Zeit entlassen würden. Die Aufhebung des Standrechts sei Sache des Ministerpräsidenten. Kairo und Alexandrien würden in den nächsten Tagen von den mechanisierten Heeresstreitkräften geräumt werden.
Die Gemeinschaft des ASHRAF, die Gesellschaft der Abkommen des Propheten Mohammed, hat beschlossen, Exkönig Faruk den Titel „Nachkomme des Propheten“ zu entziehen. Heute, dem mohammedanischen Feiertag, wird in allen Moscheen Ägyptens für die Gesundheit des kleinen Königs Fuad II. gebetet werden.
Enttäuschung bei den Arbeitnehmern
Stuttgarter Gewerkschaftsleitung: Dr. Maier hat nicht Wort gehalten Drahtbericht unsere
STUTTGART. Die Haltung Baden-Württem- bergs bei der Abstimmung über das Betriebsverfassungsgesetz im Bundesrat, die für die Annahme des Gesetzes ausschlaggebend war, bildet das Tagesgespräch in den politischen Kreisen Stuttgarts. Dort war allgemein erwartet worden, die Landesregierung werde sich für die Anrufung des Vermittlungsausschusses einsetzen, zumal da in Regierungskreisen immer wieder betont wurde, das Betriebsverfassungsrecht des Bundes bringe eine Verschlechterung gegenüber dem gültigen Betriebsrecht in den alten drei südwestdeutschen Ländern.
Während die Zustimmung bei den Arbeitgeberverbänden mit großer Befriedigung aufgenommen wurde, hat sie in der Stuttgarter Gewerkschaftsleitung tiefe Enttäuschung ausgelöst. Dort glaubt man, Ministerpräsident
Stuttgarter Redaktion
Dr. Maier habe bestimmte Versprechungen gegenüber der südwestdeutschen Arbeitnehmerschaft nicht eingehalten. Der Vorsitzende des Bezirksverbandes Baden-Württemberg im DGB, Kleinknecht, erklärte am Donnerstag, die Haltung der Regierungsvertreter im Bundesrat stehe im Widerspruch zu ihrer Regierungserklärung vom 27. Mai, in der der Ministerpräsident gesagt habe, die Regierung wünsche, daß die Rechte der Betriebsangehörigen im Südweststaat nicht geschmälert und bei dem geplanten Betriebsverfassungsgesetz des Bundes nicht unterschritten werden. Nach dieser Erklärung habe man erwarten dürfen, daß sich die Landesregierung gegen das Bundesgesetz entsecheiden werde. Die Stuttgarter Gewerkschaftsleitung behalte sich ihre endgültige Stellungnahme vor, bis sie die Gründe für die Haltung der Regierung kenne.
Kleine Weltdironik
Wehrmachtsgeneral aus Jugoslawien entlassen. Wien. — Der ehemalige Wehrmachtsgeneral Alois Windisch, der nach dem Kriege in Jugoslawien zum Tode verurteilt und später zu lebenslänglich Gefängnis begnadigt wurde, ist freigelassen worden.
Schwere Strafe für Kameradenmord. Frankfurt. —. Ein amerikanisches Militärgericht verurteilte einen schwarzen Soldaten zu 50 Jahren Zuchthaus, weil er einen Kameraden bei einer Trinkerei erstochen hatte.
Beirat für Kurzwellensendungen. Frankfurt. — Die Intendanten der Rundfunkanstalten des Bundesgebiets, die in Frankfurt die Pläne der Bundesregierung für ein Auslandsrundfunkprogramm über Kurzwelle erörterten, haben der Bildung eines „Beirats für die Kurzwellensendungen“ zugestimmt.
Schießausbildung für Betriebsbelegschaft. Bonn. — Die Schießausbildung der Belegschaften der volkseigenen Betriebe in der Sowjetzone hat in vollem Umfang eingesetzt, berichtet das Bulletin der Bundesregierung.
Kein Flugzeugwerk für Ägypten. Bonn. — Als „baren Unsinn“ bezeichnete die Bundesregierung gestern die Meldung einer ägyptischen Zeitung, wonach die ägyptische Armee mit deutschen Flugzeugindustriellen ein Abkommen über den Bau eines vollständigen Flugzeugwerkes zur Herstellung von Düsenmaschinen abgeschlossen habe.
DGB zu „Technischem Hilfswerk“. Köln. — Der DGB sei eventuell bereit, an einem echten Katastrophenschutz mitzuarbeiten, erklärte das Mitglied des DGB-Vorstandes, Rosenberg, gestern in dem DGB-Organ „Welt der Arbeit“.
Rene Mayer zieht Kandidatur zurück. Paris. — Der sozialistische Abgeordnete der französischen Nationalversammlung, Rene Mayer, hat dem
französischen Außenminister mitgeteilt, daß er seine Kandidatur für den Posten eines französischen Mitglieds des Hohen Gerichtshofes der Montanunion zurückziehe.
Regierungsbildung in Holland erneut fehlgeschlagen. Den Haag. — Der nach Ministerpräsident Drees mit der Neubildung des holländischen Kabinetts beauftragte Professor Beel von der Katholischen Volkspartei teilte am Mittwochabend mit, seine Bemühungen, ein Vier-Parteien- Kabinett zusamemnzubringen, seien fehlgeschlagen.
Lebenslänglich Zuchthaus für Sowjetspion. Stockholm. — Die Stockholmer Strafkammer hat gestern den Schweden Enbom .wegen Spionage für die Sowjetunion zu lebenslänglich Zuchthaus verurteilt.
Passiver Widerstand in Südafrika. Kapstadt. — Der Präsident des „Indischen Kongresses“ in Natal, Dr. Haicker, erklärte gestern, der Feldzug der farbigen Bevölkerung Südafrikas gegen die Rassenpolitik der Regierung Malan werde verschärft werden.
Hubschrauber überquert den Atlantik. Edinburgh. — Zwei Hubschrauber der amerikanischen Luftstreitkräfte haben zum erstenmal in der Geschichte den Atlantik überquert. Sie landeten gestern auf einem Flugplatz in Schottland.
Österreich will UN um Hilfe ersuchen. Rio de Janeiro. — Der gegenwärtig ln Brasilien weilende österreichische Außenminister Dr. Gruber erklärte auf einer Pressekonferenz, Österreich werde die Vereinigten Nationen um Hilfe bei der Wiedererlangung seiner Souveränität ersuchen.
„Sparsame“ Demokraten. Chikago. — Die Delegierten zum republikanischen Parteikonvent in Chikago haben rund 27,3 Millionen DM ausgegeben, während die Ausgaben der Demokraten „nur“ 21 Millionen betrugen.
lassen. Ich bin hier eingesperrt. Und auch dich haben sie in der Falle. Hat man dich draußen angehalten?“
„Nein, aber erzähle weiter, Peter! Wir werden dann sehen, was zu machen ist.“
„Wunderbar, was du für eine Ruhe hast! Ja, die Krone! Wenn die Syndikalisten sie erst in die Finger bekommen, wird sie eingeschmolzen, darauf kannst du dich verlassen. Dann ist es aus mit der Herrlichkeit. Und deshalb muß ich sie retten", verstehst du?“ Bert machte eine Bewegung, aber Körding ließ ihn nicht zu Worte kommen. „Unterbrich mich bitte nicht,' du wirst jetzt alles hören. Also: die Revolution ist schon ausgebrochen, das wird dir ja bekannt sein. Die Nationalen haben in Marokko zugeschlagen, hier in Valencia möchten sie es auch, aber sie sind zu schwach. Hier sind es die Offiziere der Vietoria- Eugenia-Kaseme und die Falangisten in der Stadt. Zu ihnen gehört Francisco Pelayo. Natürlich ist jeder einzelne Falangist den Syndikalisten bekannt, und da ich seit Tagen dauernd mit den Pelayos zusammen bin. gehöre ich in den Augen der Leute auch dazu.“
„Warum wohnst du eigentlich hier?“ fragte Bert, „ein Hotel wäre doch richtiger für dich gewesen. In dieser Situation, meine ich.“
„Du kennst die Spanier. Obwohl man mir die Krone abschlug, lud man mich ein. Es ist die landesübliche Gastfreundschaft. Hätte ich sie abgelehnt, wäre man beleidigt gewesen. Und mir war es auch ganz recht; so konnte ich Francisco dauernd mit meinem Wunsch belagern. Er hatte sofort einen Narren an mir gefressen. Unentwegt mußte ich ihm von seinen angeblichen Vorfahren, den Westgoten, erzählen.“
„Ist Francisco noch hier im Hause?“ fragte Bert.
„Nein. Man hat beide verhaftet, den Alten und den Jungen. Hier in Valencia haben die Syndikalisten schon das Ruder in der Hand, natürlich mit Billigung dieser famosen Regierung in Madrid. Hier ist für die Falangisten alles verloren, es herrscht der Pöbel. Aber du sollst alles genau wissen, Bert: gestern erschien plötzlich Francisco bei mir im Zimmer, er war ganz außer sich. Eben habe er Nachricht von dem Militärputsch in Marokko, er müsse sofort in die Garnison.“
. „Der Zeitpunkt für dich, sofort das Haus zu verlassen“, warf Bert ein.
„Ich hab’s aber nicht getan, ich konnte es einfach nicht. Es war mir so, als rücke plötzlich die Krone ganz nahe.“
„Hm . . . weiter!“
„Francisco kam schon eine Stunde später zurück. Ich sah sofort, er hatte die Nerven verloren; er war kreidebleich im Gesicht. Alles wäre in Valencia aufgedeckt, man hätte bereits einige Falangisten verhaftet. Auch er müsse mit dem gleichen Los rechnen. Er seit bereit, mir die Krone zu geben. Bevor sie in die Hände dieser Leute falle, solle ich sie haben. Er gab mir die Krone und ich ihm einen Scheck, alles in Gegenwart des Dieners. Der Mann ist seit dreißig Jahren im Haus; er sollte, falls Francisco und sein Vater verhaftet würden, den Scheck einlösen und das Geld für die Familie verwahren. Natürlich machte ich mich sofort für die Abreise fertig. Aber kaum hatte ich meine Koffer gepackt, als die Polizei schon erschien und die Pelayos wegführte, den jungen Marques, den alten und auch die Frau des jungen. Zu mir kam man auch ins Zimmer. Man gab mir den striktesten Befehl, das Haus nicht zu ver
DIE MEINUNG DER ANDERN
„Bonns Kredit gestärkt“
Mit der jüngsten Entscheidung des Karlsruher Verfassungsgerichts wird nach Ansicht des konservativen „F i g a r o“ das außenpolitische Prestige der Bundesregierung erheblich verstärkt:
„Kanzler Adenauer kann jetzt schon gegenüber dem Ausland eine praktisch gesicherte Ratifizierung der deutsch-alliierten Integrationsabkommen geltend machen. Dies stellt einen wertvollen Trumpl im Hinblick auf Washington dar. Im gleichen Augenblick, in dem sich Frankreich, das durch die Reduzierung der amerikanischen Off’s- hore-Kredite direkt betroffen ist, über die Zukunft seiner Industrie und das Schicksal seiner militärischen Projekte Gedanken macht, kann Deutschland auf diese Weise auf die neuen Si- cherheifsgarantien pochen, die es den USA gegen dfe sowjetische Bedrohung bietet. Nachdem es einen maximalen Ausbau seiner Schwerindustrie-Kapazität erreicht hat, sieht es Dank des amerikanischen Kapitals deren Ausweitung im Rahmen des Schumanplanes vertrauensvoll entgegen. Es bereitet sich zur gleichen Zeit auf die Aufstellung seines Menschenkontingentes für die integrierte Armee vor, ohne dem französischen Widerstand Rechnung zu tragen. Es scheint sogar, daß jede dieser Schwierigkeiten für Bonn eine Gelegenheit zu neuen Schritten ist.
Auch die Annahme des Betriebsverfassungsgesetzes durch den Bundestag hat für die Bundesrepublik günstige außenpolitische Auswirkungen: Der soziale Frieden, der die Intensive Arbeit begünstigt, die Deutschland seit der Währungsreform 1948 kennt, wird den Kredit Bonns im Ausland nur verstärken.“
„Eine Fremdenlegion“
Erler zum EVG-Vertrag
Draht bericht unserer Bonner Redaktion
BONN. In einer Stellungnahme im Pressedienst seiner Partei erklärte der SPD-Abge- ordnete Fritz Erler, die Auswirkungen der Bestimmungen des EVG-Vertrags bedeuteten, daß das deutsche Kontingent in der europäischen Armee eine Fremdenlegion sei. Die europäische Armee solle einen Oberbefehlshaber haben, der nicht von den verantwortlichen Stellen der EVG, sondern von einer anderen Organisation, nämlich dem Atlantikpakt, berufen wird. Die Bundesregierung habe keine ernsthafte Möglichkeit, die Entschlüsse des Atlantikpakts zu beeinflussen. „Diese ganze Konstruktion", so erklärte Erler weiter, „ist offenbar nur erfunden worden, um deutsche Soldaten aufstellen zu können, über die andere die Verfügungsmacht haben.“ Das ergäbe sich auch daraus, daß die übrigen fünf Teilnehmer der EVG alle Mitglieder des Atlantikpakts seien, nur nicht die Bundesrepublik. Abschließend wandte sich Erler dagegen, daß mit dem EVG-Vertrag das Prinzip der Wehrverfassung und auch das innere Gefüge der deutschen Kontingente schon weitgehend bestimmt werde. „Die Blütenträume einer aus modernen deutschen Vorstellungen geborenen neuartigen Wehrverfassung sind damit trotz aller Regierungspropaganda ausgeträumt“, heißt es abschließend in der Erklärung Erlers.
Dr. Maier geht in Urlaub
th. STUTTGART. Ministerpräsident Dr. Reinhold M a i e r verreist heute in die Schweiz. Er verbringt einen dreiwöchigen Urlaub in Arosa. Kabinettssitzungen werden auch in den Ferien abgehalten. Die Minister wollen ihren Urlaub so einteilen, daß das Kabinett jederzeit beschlußfähig sei.
Donnelly vereidigt. Salzburg. — Der früher* Botschafter der Vereinigten Staaten in Österreich, Walter Donnelly, ist gestern in St. Gilgen, wo er sich zu einem Erholungsurlaub vor seiner Abreise nach Deutschland aufhält, als neuer Hoher Kommissar für Deutschland vereidigt worden, meldet die Austria-Presseagentur.
lassen. Ich sah aus dem Fenster und entdeckte eine Wache vor dem Portal. Ich war gefangen. Was sollte ich tun? Ich überlegte. Schließlich packte ich die Krone in einen kleinen Koffer, den sollte mir der Diener in das Hotel bringen, in dem ich vorher gewohnt hatte. Auch das mißglückte. Sie ließen den Diener nicht hinaus. Plötzlich fiel mir das Telefon ein, es war noch in Ordnung. Ich versuchte, Verbindung mit meinem Konsul zu bekommen; es klappte nicht, der Konsul war nicht in Valencia. Da kam mir die Idee, dir zu telegraphieren. Eine verrückte Idee, ich hätte es nicht tun sollen. Ich dachte nur an die Krone und nicht daran, daß ich dich hineinreißen könnte. Bert, ich mache mir die schwersten Vorwürfe. Mein Verstand war umnebelt, das ist der einzige Entschuldigungsgrund. Ich rief den Direktor des Hotels an, in dem ich ein paar Tage gewohnt hatte. Ich diktierte ihm das Telegramm und er versprach mir, es sofort aufzugeben.“
„Du bist also schon seit gestern hier eingesperrt?“ fragte Bert.
„Seit gestern abend, ja. Nicht nur am Portal, auch im Garten hatten sie Wachen aufgestellt. Es dauerte auch gar nicht lange, da schnitt man mir das Telefon ab, ich hatte nämlich versucht, mich mit Barcelona und Madrid in Verbindung zu setzen, und das war aufgefallen. Ich machte mich auf meine Verhaftung gefaßt. Die Krone gab ich dem Diener er versteckte sie irgendwo. Um Mitternacht kam eine Horde ins Haus und durchsuchte alles. Man kam auch in mein Zimmer und verhörte mich. Man brüllte mich an: ich sei eng befreundet mit dem jungen Pelayo und gehöre zweifellos* auch zu den falangistischen Verschwörern.
(Fortsetzung folgt) -