AUS STADT UND KREIS CALW

Weisheiten im Veckeht

Du kannst recht haben und tot sein zu­gleich!

Lieber 10 Minuten zu spät am Ziel als 30 Jahre zu früh im Himmel!

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Ein gesunder Knochen ist mehr wert, als hundert abgehängte Vordermänner^

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Fahre so, als sei der Fahrer jedes dritten entgegenkommenden Wagens betrunken!

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Vorsicht auch auf bewachten Bahnüber­gängen. Du kannst nicht wissen, ob der Schrankenwärter wach ist!

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Das Glück ist eine leichte Dirne. Man soll sich nicht auf sie verlassen!

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Was das Auge sieht, glaubt der Verstand! Das gilt auch Im Nebel!

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Glück und Glas...! Manchmal platzt auch ein Reifen!

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Hier ruht in Gott unser lieber Jakob Möl­ler er hatte das Vorfahrtsrecht!

(AusTouring")

Sdiwarzwald wird bevorzugt

Am vergangenen Sonntag hielt der Deut­sche Camping-Club auf dem Zeltplatz Lindau, der z. Z. in hunderten Zelten jede Nacht zwi­schen 900 und 1000 Zeltler beherbergt, seine Jahreshauptversammlung ab. Nachdem am Vormittag eine Ausschußsitzung stattgefunden hatte, wurden nachmittags bei der Mitglieder­versammlung die üblichen Wahlen durchge­führt, die keine wesentlichen Veränderungen ergaben. Die Geschäftsstelle mußte weiter ausgebaut werden, da täglich allein aus dem Ausland durchschnittlich 55 Anfragen über Zeltmöglichkeiten in Deutschland zu beant­worten sind. Der Schwarzwald istdie meistgefragte deutsche Land­schaft. Danach kommen Bodensee- und Oberrheingebiet, Oberbayern und er an vier­ter Stelle das Nordsee-Gebiet.

In Anbetracht des rapiden Ansteigens der Mitgliederzahl des DCC -und der Zeltbewe­gung überhaupt muß das derzeit noch sehr weitmaschige Netz von zum großen Teil sehr unvollkommenen Zeltplätzen weiter ausgebaut werden. Einige Gemeinden am Bodensee er­hielten bereits die Auflage, Zeltplätze mit Wasserleitung, Aborten und Lichtanlagen an­zulegen, um weiteren Flurschaden durch das wilde Zelten zu verhüten. Die Zentralstelle des Fremdenverkehrs in Frankfurt hat sich unter dem Druck des Ausländer-Ansturms die Auffassung zu eigen gemacht, daß der Fremdenverkehr nicht nur an Hotelbetten zu messen ist. In Württemberg nimmt sich jetzt das Kultministerium der Zeltangelegenheit an.

Um die Gemeinden mehr und mehr für die Einrichtung von Zeltplätzen zu interessieren, soll eine Werbeschrift mit Bildern vorbild­licher Zeltplätze, darunter auch Altensteig, zusamipengestellt und an alle Stadt- und Landgemeinden im Bundesgebiet versandt werden.

Italienische Nacht in Bad Liebenzell

Bad Lipbenzell. Die Kurverwaltung will ihren Gästen am kommenden Sonntag mit einerItalienischen Nacht eine beson­dere Freude bereiten. Dabei wird die Blas­kapelle Dillstein unter Leitung ihres Diri­genten Emil Andrä konzertieren.

Stiiöne Erfolge des Kniebis-Nagold-Gaues

Im Wertungssingen mit den beiden höchsten Prädikaten ausgezeichnet

Das Bundesliederfest 1952 in Aalen wurde auch für die Teilnehmer aus dem Kniebis- Nagold-Gau zu einem großen Erlebnis und für die am Wertungssingen teilnehmenden Vereine zu einem ebenso großen Erfolg.

Es waren fast durchweg die besten Vereine, die sich hier zum friedlichen Wettstreit stell­ten, denn solche Vereine, die nicht schon auf den Gauliederfesten gute Leistungen nachge­wiesen hatten, hatten wenig Aussicht, in die­ser scharfen Konkurrenz zu bestehen. Von den 60 Vereinen, die dem Kniebis-Nagold- Gau angehören, waren vier Vereine für das Wertungssingen gemeldet, d. h. sie wurden durch die Wertungsgerichte, deren Urteil unanfechtbar ist, in folgenden Punkten ge­prüft: Wert der Literatur, Gesamteindruck, Tonreinheit, Aussprache und Deklamation, rhythmische Gestaltung und Dynamik.'

Besonders in der Auswahl der Chöre zeigte sich, daß die Vereine des Kniebis-Nagold- Gaues durch ihren Gauchormeister Hans Bregenzer bestens beraten waren. Alle vier wertungssingenden Vereine sangen neue Chormusik und hatten damit die größten Er­folge. Die zu vergebenden Wertnoten waren: befriedigend, gut, sehr gut, undmit Aus­zeichnung. Letzteres ist die höchste zu ver­gebende Note, wobei jedoch gesagt werden muß, daß bei den großen Leistungen, die vor allem durch die großen Vereine um Stuttgart, Schwäb Gmünd, Ravensburg usw. beeinflußt wurden, schonsehr gut eine hohe Aus­zeichnung ist.

Wenn unter Berücksichtigung aller dieser Schwierigkeitsgrade nachstehende Resultate erzielt wurden, so ist dies ein beachtlicher Er­folg. Es sangen:

Die ChorvereinigungLiederkranz-Concor- dia Calw unter dem stellvertretenden Gau­chormeister E. CollmerEs schläft in allem Ding ein Klang von Walter Rein. Der Chor erhielt, wie schon berichtet, das Prädikat sehr gut;

Der Liederkranz Nagold unter R. Wen- gert:Ein Mädchen und ein Gläschen Wein von Walter Rein. Wertnote:Sehr gut;

Der Männergesangverein Liederkranz Fried­richstal unter Alfons Hehl den ChorDa droben auf jenem Berge von Stürmer und erzielte die Wertnotemit Auszeichnung;

Der Frauenchor des Sängerbundes B a i e r s- bronn unter Alfons Hehl dasWiegenlied von Haas. Wertnote:Sehr gut;

Wenn man weiß, daß viele Vereine, die man als leistungsfähige Chöre kennt, nur mit der Wertnotebefriedigend nach Hause gehen konnten, so ist daraus zu ermessen, welche Erfolge die vier genannten Vereine erzielt haben und es ist ein gutes Zeichen für die Weiterentwicklung des Knlebis-Nagold- Gaues, wenn er sich auf solche Vereine mit derartig hervorragend geschulten Sängern stützen kann.

Wir dürfen uns über die Erfolge unseres Gaues auch deshalb besonders freuen, weil es sich in Aalen zeigte, daß die Vereine aufs beste durch Gauchormeister Bregenzer be­treut und beraten sind. Gauchormeister Bre­genzer gehört darüber hinaus zu den ersten Experten des Chorgesanges, was dadurch unterstrichen wurde, daß er neben Professor Kölble (Stuttgart) und Professor Hayn (Ulm) als Wertungsrichter mitwirkte.

Visitenkarten modischer Eleganz

Elisabeth von der BürgeMärdienbudi der Mode in erweiterter Auflage aufgeschlagen

Bad Liebenzell. Es war eine effekt­volle Schau außergewöhnlicher Modelle der internationalen Haute Coutüre, die uns das Märchenbuch der Mode am Dienstagabend vor Augen führte. Eleganter Stil, gepaart mit raffinierten Experimenten, asymmetrische Aufteilungen, Verwandlungseffekte, farbliche Kontraste bei den Strand- und Tageskleidern. Modische Attribute wie Tücher und Schals an den der Cocktailstunde vorbehaltenen, aus kostbaren Materialien gefertigten Modellen. Straß- und Pailette-Stickereien, Tüll und Chiffon hatten hierbei einen bevorzugten Platz. Lang oder kurz, futteraleng oder von einer überdimensionalen Weite, mit groß­zügigen Decolletes, zogen die Traumgebilde der kleinen und großen Abendkleider gleich einer schillernden Revue vorüber, gezaubert aus Zartheit, Anmut und dekorativer Pracht.

Eine neue Nuance in diese Parade der Ele­ganz brachte die Vorführung einiger Rita- Hayworth-Kleider aus ihren größten Erfolgs­filmen. Allesamt von raffinierter Einfachheit, bis ins kleinste auf die Besonderheiten ihrer Trägerin^ abgestimmt.

Zügegeben, die beschertenMärchenträume aus Schick und Scharm und Raffinesse be­sonders die fernöstlich-indisch inspirierten Modelle von Jean Desses (Paris) und die Ba- lenciaga-Kreationen wurden sehr bewundert aber besitzen und tragen könnten wohl nur wenige unter uns diese teilweise extravagant- exentrischen Schöpfungen, die Colette, Dolo­res, Gaby, Katharina und Petra wirkungsvoll vorführten.

Vielleicht ist das der Grund, daß dieer­weiterte Auflage des Märchenbuches, die von den Firmen Biedermann (Calw), Hilde­

gund Lenz (Calw), Erwin Rühle (Bad Lieben­zell) und der Fa. Otto KG. (Bad Mergent­heim) besorgt wurde, ganz besonders gut ge­fiel. Trotz der modisch betrachtet weit vorgerückten Stunde fanden die geschmack­vollen und farblich dezenten Strand- und Bademäntel und dieOrchidee-Badeanzüge der Fa. Biedermann große Beachtung. Eine geschickt zusammengestellte Auswahl vielfach verwendbarer Tageskleider, reizender som­merlicher ' Kleider und eines entzückenden kleinen Abendkleides, dazu sportliche Jacken und Mäntel ausgezeichnet durch sicheren Geschmack, modische Linie und Vielfältigkeit des Materials zeigte die Modewerkstätte Hildegund Lenz. Die Fa. Otto steuerte zwei­seitig tragbare elegant geschnittene Ninoflex- Jacken und Ninoflex-Popelinemäntel bei.

DieAccessoires, die kleinen, aber so wichtigenRandbemerkungen, die die Gar­derobe der eleganten Frau komplettieren, lieferten die Fa. Erwin Biedermann, die duf­tige Unterwäsche und Nachtgewänder aus zartfarbigem, schwiegsamen Charmeuse zeigte. Das Lederwarenhaus Rühle (Bad Liebenzell) brachte Bade- und Reisetaschen, Handtaschen mit Ueberschlag und Bügel, in Kuvertform oder als Beutel, aus Boxin, Boxcalf und Wild­leder, die die hohe Qualität seiner Erzeug­nisse dokumentierten. DasMake up der. Mannequins stammte von der Schweizer FirmaVitamon.

Das Ganze konferierte Heinz Goedecke ge­wandt und mit sicherem Witz. Die Kapelle Walluch sorgte für den musikalischen Rah­men und spielte anschließend zumModeball auf. Das zahlreich erschienene Publikum ließ sich mit großer Freude durch das Märchen­reich der Mode geleiten.

Im Spiegel von Calw

Wer will zur Bereitschaftspolizei ?

Das Landespolizei-Oberkommissariat Calw bittet um Veröffentlichung folgenden Hin­weises: Die Landespolizeidirektion Tübingen macht darauf aufmerksam, daß sich junge Männer durch Eintritt in die Bereitschafts­polizei einen aussichtsreichen Lebensberuf als Beamte der Uniformierten- oder Krimi­nalpolizei bzw. im Verwaltungs- oder Tech­nischen Dienst der Polizei schaffen können. Die Bewerbungen sind bis spätestens 15. Au­gust 1952 den Landespolizei-Oberkommissa­riaten vorzulegen. Auskunft über Laufbahn­richtlinien und Besoldung der Polizei erteilen alle Landespolizei-Dienststellen.

Erhöhung der Strompreise

Da« Bürgermeisteramt gibt im Anzeigenteil der vorliegenden Ausgabe die vom Wirt­schaftsministerium genehmigte Erhöhung der Strompreise bekannt Einzelheiten bitten wir dem Inserat zu entnehmen.

Stromabschaltungen in der Bahnhofstraße

Das städtische Elektrizitätswerk macht dar­auf aufmerksam, daß wegen Umstellunga­arbeiten in der Bahnhofstraße in den näch­sten Wochen zeitweilig mit Stromabschaltun­gen zu rechnen ist. Die Betroffenen werden jeweils vorher verständigt.

Das Programm das Volkstheaters

Von heute an bis einschließlich Sonntag läuft im Calwer Volkstheater der neue Maria- Andergast-LustspielfilmEva erbt das Para­dies. BesagtesParadies ist nichts anderes als ein halb verfallenes Hotel am Mondsee im Salzkammergut, das die Erbin (Maria Andergast) mit Hilfe ihrer fünf bildhüb­schen Freundinnen rasch zu einem gern besuchten Anziehungspunkt für alle männ­lichen Sommergäste macht. Es wirken mit: Josef Meinrad und Günther Philipp (von den Kleinen Vier), Susi Nicoletti, Rudolf Carl, Anni Rosar und Ludwig Schmidseder. Die Musik schrieb Hans Lang.

Urlaub zum Stuttgarter Kirchentag

Beamten, Angestellten und Arbeitern des Bundes, die am Stuttgarter Kirchentag teil­nehmen wollen, können, sofern dem nicht dringende dienstliche Interessen entgegen­stehn, eine Dienstbefreiung bis zu sechs Ar­beitstagen ohne Anrechnung auf den Erho­lungsurlaub und unter Weiterzahlung ihrer Dienstbezüge erhalten. Diese Mitteilung ist in einem Rundschreiben des Bundesinnenmini­steriums enthalten, die im Einverständnis mit dem Bundesfinanzministerium an die Bundes­behörden ergangen ist.

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Jeder 6. Landesbewohner ist Flüchtling

1,13 Millionen Helmatvertriebene und Zugewanderte in Baden-Württemberg

DemStaatsanzeiger für Baden-Württem­berg entnehmen wir nachfolgende interes­sante Angaben über die Verteilung von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen auf die ehemaligen Länder Württemberg und Baden.

Zu Beginn des Jahres 1952 lebten im neuen Bundesland Baden-Württemberg 1,13 Mill. Heimatvertriebene und Zugewanderte aus der sowjetischen Besatzungszone und Berlin. Je­der sechste Bewohner des Landes war dem­nach ein Flüchtling.

Von den 1,13 Mill. Flüchtlingen sind rund 960 000 Heimatvertriebene und ründ 175 000 Zugewanderte aus der sowjetischen Besat­zungszone und Berlin, Die Heimatvertriebe­nen sind in übergroßer Mehrzahl bereits in den Jahren 1948/49 im Lande gewesen, wäh­rend die Zuwanderer aus der sowjetischen Besatzungszone und Berlin zum größten Teil seit der Berliner Blockade Mitte 1948 einge­strömt sind.

Im Zeitpunkt der Volkszählung vom 29. Ok­tober 1946 befanden sich im Südwestraum in den ehemaligen Ländern Baden, Württem- cerg-Hohenzollern und Württemberg-Baden Uind 553 000 Heimatvertriebene. Ihre Zahl hat sich innerhalb von 4 Jahren um rund 407 000 auf etwas mehr als 960 000 zu Anfang dieses Jahres erhöht.

Unterschiedliche Belegung Die Landesteile Südbaden und Südwürttem- t>erg haben bis heute etwa die gleiche Anzahl vertriebener aufgenommen (je rund 135 000). Dort ist jeder zehnte bzw. neunte Einwohner ®m Vertriebener. Im früheren Land Württem­berg-Baden dagegen gehört jeder 6. Einwoh- ber zu diesem Personenkreis; hier leben über l 'j a Ber Vertriebenen des neuen Bundes­landes. Allein Nordwürttemberg hat an­nähernd die Hälfte aller Heimatvertriebenen üfgenomipen, so daß fast jeder 5. Bewohner

dieses Landesteiles ein Heimatvertriebener ist.

Auf die Kreise der vier Landesteile vertei­len sich die Heimatvertriebenen in recht unterschiedlicher Stärke. In Nordwürttemberg schwankt die Belegungsdichte zwischen 8,1 v. H. und 25,2 v. H. der Bevölkerung, in Nord­baden zwischen 4,4 v. H. und 26,7 v. H. Den stark zerstörten Stadtkreisen beider Landes­teile konnte bei der Einschleusung der Ver­triebenen unmittelbar 1945 nur eine geringe Anzahl zugewiesen werden. Erst im Zuge der Mitte 1948 einsetzenden wirtschaftlichen Auf­wärtsentwicklung und des gleichzeitigen Auf­schwungs der Bautätigkeit konnten sie Hei­matvertriebene in erhöhtem Ausmaße auf­nehmen, so daß sich in den wirtschaftlich schwachen Landkreisen des Landesteils Nord­baden Abgänge bis zu fast 15 v. H. ergaben. In den früheren Ländern Baden und Würt- temberg-Hohenzollern ermöglichte die spä­tere Zuführung von Vertriebenen, die sich in der Hauptsache auf die Umsiedlung be­schränkte, eine bessere Vorbereitung der Ver­teilung auf die Kreise, so daß sich Abwei­chungen hinsichtlich der Belegungsdichte nur insofern ergaben, als wirtschaftliche Gege­benheiten bzw. Verwaltungs- und Besatzungs­interessen dies erforderten. Die Anteile in den Stadt- und Landkreisen bewegen sich in Süd­baden zwischen 6,6 v. H. und 19,8 v. H., und in Südwürttemberg zwischen 8,6 v. H. und 13,3 v.H.

Die Binnenumsiedlung

Das wirtschaftliche und soziale Gefüge von Baden-Württemberg wurde durch die Auf­nahme von mehr als 1,1 Mill. Menschen in den Nachkriegsjahren einer harten Belastungs­probe ausgesetzt. Es dürfte daher notwendig sein, daß die nordwürttembergischen und nordbadischen Agrar- und Grenzbezirke mit ihrer überdurchschnittlichen Flüchtlingsbele­gung, die bisher als sogenannteFörder­

bezirke galten, bei der Fortführung des wirtschaftlichen Neuaufbaus auch künftighin besondere Berücksichtigung finden; insbeson­dere sollte ihnen weiterhin durch Schaffung neuer gewerblicher Arbeitsplätze und zusätz­lichen Wohnraums Hilfe 'angedeihen. Beson­dere wirtschaftsfördernde Maßnahmen sind auch in den Bezirken in Südwürttemberg und Südbaden, die einen Mangel an gewerblicher Wirtschaftskraft aufweisen, nötig. Außerdem sollte das in Nordwürttemberg und Nord­baden 1951 anlaufende Programm der Bin­nenumsiedlung auf die südlichen Landesteile ausgedehnt werden. Die Förderung der ge­werblichen Wirtschaft und des Wohnungs­baues sowie die Binnenumsiedlung als Auf­gaben der Vertriebenenpolitik haben dabei das doppelte Ziel, die Heimatvertriebenen möglichst nach ihrer früheren beruflichen und sozialen Stellung in den Wirtschaftsprozeß einzugliedern und gleichzeitig die in Krisen­zeiten bewährte Wirtschafts- und Sozialstruk­tur des Südwestraums wiederherzustellen und zu festigen.

Die Zuwanderer aus der Ostzone

Seit der Berliner Blockade Mitte 1948 trat zum Vertriebenenproblem noch das der ille­galen Grenzgänger und der Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone und Berlin hinzu, nachdem bereits während und nach dem Kriege eine größere Anzahl Evakuierter aus diesen Gebieten auch im Südwestraum Zuflucht genommen hatte. Auch diese Zahl ist ständig im Wachsen begriffen. Das neue Bundesland hatte zu Beginn des Jahres 1952 rund 175 000, d. i. fast 10 v. H. aller im Bun­desgebiet Zugewanderten, aufgenommen, die sich zu annähernd gleichen Teilen auf die Landesbezirke verteilen. Dieser Personenkreis, der sich zumeist aus Großstadtbevölkerung zusammensetzt, hat sich im wesentlichen in den Städten, besonders in den Grqßstädten des Landes niedergelassen.

Die Verteilung der Flüchtlinge aus der so­wjetischen Besatzungszone und Berlin auf die Länder des Bundesgebietes erfolgte nach dem

sogenannten Uelzener Schlüssel, wie er am 7. Dezember 1951 vom Bundesrat festgesetzt wurde. Diesem Schlüssel zufolge hat das neue Bundesland 21 v. H. aller Zugewanderten auf­zunehmen, xlie in den Lagern Uelzen und Gießen das Notaufnahmerecht erhalten und von dort aus in die einzelnen Bundesländer geschickt werden.

An der Millionengrenze

Es kann angenommen werden, daß sich die Zahl der Heimatvertriebenen im Laufe d. J. von 960 000 auf etwa 1 Mill. im Lande Baden- Württemberg erhöhen wird. Zusammen mit den Zuwanderern aus der sowjetischen Be­satzungszone und Berlin wird sie sich sodann auf rund 1,2 Million belaufen und damit der zu Beginn des Jahres 1951 vorhandenen Be­völkerung des früheren Landes Württemberg- Hohenzollem gleichkommen.

Bereits aus dieser Größenordnung geht her­vor, daß dem Vertriebenen- und Flüchtlings­problem auch im neuen Bundesland Badens Württemberg eine besondere Bedeutung zu­kommt.

An der gesenkten Umsiedlung von 500 000 Vertriebenen in den Jahren 1949 bis 1952 ist das Land Baden-Württemberg mit insgesamt 160 000 Personen beteiligt. Fast ein Drittel aller Umsiedler aus den überbesetzten Ländern fanden demzufolge im neuen Bun­desland wieder eine Heimat. Mit dieser Um­siedlungsquote und mit der Aufnahmequote für Zuwanderer nach dem Uelzener Schlüssel hat Baden-Württemberg bewiesen, daß es nach besten Kräften zu der Entlastung der Flüchtlingshauptaufnahmeländer und einer gleichmäßigen regionalen Verteilung der Flüchtlinge im Rahmen der gegebenen Mög­lichkeiten beizutragen versucht. Einen neuer­lichen Beweis liefert das vom Bundestag am 18. Juli 1952 verabschiedete Ergänzungsgesetz zur Umsiedlung von weiteren 100 000 Vertrie­benen im Jahre 1953, in dem eine Aufnahme­quote von 24 000 Personen für das neue Bun­desland Baden-Württemberg vorgesehen Ist