KV OLYMPISCHE SOMMERSPIELE

Helsinki 1959

vow 19-7 bis 3-8-

Der dritte Weltkampftag Dienstag, 22 Juli

Xußtand und USfl {ähren mit weitem Abstand

Rußlands Stärken ins Turnen / USA dominiert in der Leichtathletik / Schade läuft olympischen Rekord / Zandt in der Vorentscheidung

Nach dem dritten Tag der Olympisdien Spiele in Helsinki liegt in der inoffiziellen Nationen­wertung Rußland mit 133>/ 2 Punkten vor den Vereinigten Staaten, die bisher 115 Punkte er­reicht haben. Der Vorsprung Rußlands gründet sich vor allem auf das hervorragende Abschnei­den beim Turnen, bei dem die sowjetischen Teilnehmer allein elf Medaillen gewinnen konnten. An diesem Erfolg ist der Russe Tschukarin allein mit zwei Gold- und mit zwei Silbermedaillen beteiligt. Erwartungsgemäß holten sich die Amerikaner auch am Dienstag in den leichtathleti­schen Wettbewerben wieder den Hauptanteil an den vergebenen Medaillen. Über 808 m, im Dis­kus und im Stabhochsprung gab es drei Goldmedaillen für USA. Auch" Deutschland konnte bis jetzt zwei Medaillen durch 8 c b w a r z m a n n und ül'zhefmer erkämpfen. Im 5000-Meter- Vorlauf stellte Herbert Schade mit 14:15,4 einen neuen olympischen Rekord auf.

Unter besten Wetterbedingungen begannen am Vormittag im Olympiastadion mit der Diskus- Ausscheidung die leichtathletischen Wettkämpfe. Deutschland, das durch Meister Hipp aus Ba­lingen vertreten war, hatte Pech. Hipp erreichte mit einem Wurf von 43,38 tn nicht die geforderte Weite von 46 ra, so daß er nicht in die Entschei­dung kam. Zwei Stunden dauerte es, bis die

17 Werfer für den Endkampf ermittelt waren.

Bei der Entscheidung am Nachmittag gab es

dann einen erbitterten Zweikampf zwischen dem Amerikaner Sim Iness und dem italienischen Rekordhalter Consolinl. Dreimal hintereinander warf der Amerikaner neue olympische Rekorde, den letzten mit der phantastischen Weite von 55,03 ,m. Damit hatte er sich die Goldmedaille gesichert, obwohl Consolini im letzten Versuch alles auf eine Karte setzte. Er kam jedoch nur auf eine Weite von 53.78 m. Den dritten Platz und die Bronzemedaille erhielt der Amerikaner Dilllon in einer Weite von 53,28 m.

Bei herrlichem Sonnenschein begannen am Nach­mittag mit einem wahren Mammutprogramm die

18 Vorläufe über 200 m. Die Bahnverhältnisse waren sehr gut, da die Sonne schon bald die letz­ten Reste von Feuchtigkeit aufgesogen hatte. Die beiden deutschen Starter, Werner Zandt und Peter Kraus wurden jeweils Zweite und ka­men damit in die nächste Runde.

Im Zwischenlauf konnte sich dann Peter Kraus mit einer Zelt von 21,9 nicht mehr durchsetzen. Mehr Glück hatte der Stuttgarter Zandt, der mit einer wesentlich besseren Zeit von 21,7 in die Vorentscheidung kam.

Wieder Whitfield

Im 800-m-Lauf einem der packendsten Wett­bewerbe bei den Olympischen Spielen ist mit

einer Zeit von 1:49,2 der Sieger von 1948, Mal Whitfield (USA), abermals erfolgreich geblieben und ha* seinem Land eine weitere Goldmedaille heimgebracht. Zweiter wurde Wint, Jamaika, in 1:49,4.

Doch ein Deutscher, der Frankfurter Heinz ülzheimer, wuchs in diesem Elitefeld über sich selbst hinaas and kehrte mit einer Bronze­medaille ans diesem schweren Rennen zurück. Der blonde Frankfurter, der bei den deutschen Meisterschaften Zweiter war, ließ sich den drit­ten Platz nicht entgehen und stellte mit 1:49,7 seine persönliche Bestzeit ein.

Auch der deutsche Meister Günther Steines (Koblenz) zog sich noch sehr ehrenvoll aus der Affäre und belegte mit vier Zehntelsekunden Abstand hinter Webster (England) den 0. Platz. Er hatte da bei die Genugtuung, den amerikani­schen Meister Reggie Pearman um 1,6 Sekunden hinter sich zu lassen.

Die dritte Goldmedaille für die USA in der Leichtathletik war im Stabhochsprung fällig. Bob Richards und Don Laz übersprangen als einzige 4,50 Meter und stellten damit einen neuen olym­pischen Rekord auf. Als einziger des auserlese­nen Feldes bewältigte dann Richards 4,55 Meter und sicherte sich damit die Goldmedaille vor sei­nem Landsmann Don Laz. Die weiteren Ergeb­nisse lagen bei Redaktionsschluß noch nicht vor.

Sander Fünfte

Von den deutschen Sprinterinnen San­der, Klein und Petersen konnte sich in den vorentsebeidenden Läufen nur Maria San­der-Domagalla in den Endlauf durchkämpfen. Die anderen setzten sich gegen die starke austra­lische und südafrikanische Konkurrenz nicht durch. Leider konnte sich die Holländerin Fanny Blankers-Koen nicht an der Vorentscheidung be­teiligen, da sie wegen einer Blutvergiftung das Bett hüten mußte.

Somit war im Entscheidungslauf der Weg frei für die Australierin Marjorie Jackson, die mit 11,5 Sek. den Olympischen Rekord der Ameri­kanerin Stephens einstellte. Klar abgeschlagen kamen Daffne Hasenjager (Südafrika) mit 11,8

und Shirley Strickiand mit 11,9 auf den zweiten und dritten Platz. Die deutsche Meisterin Sander kam in diesem scharfen Rennen mit 12,0 auf den 5. Platz hinter der Australierin Winsome Cripps.

Herbert Schade, die deutsche Langstrecken­hoffnung, stellte beim 5000-m-Vorlauf einen neuen olympischen Rekord auf. Hinter Schade, der ein souveränes Reimen lief, kam der Eng­länder Parker als Zweiter ein. Mit 14:18,2 er­reichte auch er eine sehr gute Zeit In den übri­gen Vorläufen qualifizierten sich u. a. der Tsche­che Zatopek, der Schwede Albertsson, der Russe Anufriew und der Ungar Beres für die Entschei­dung, die am Donnerstag ausgetragen wird.

Im modernen Fünfkampf liegt, wie zu er­warten war, nach den ersten beiden Übungen Schweden in der Mannschaftswertung vorne. Da von den deutschen Teilnehmern Harder beim Geländeritt disqualifiziert wurde, ist Deutsch­land aus der Mannschaftswertung schon nach der ersten Übung ausgeschieden.

Alle acht ermittelt

Sämtliche acht Teilnehmer für die zweite Runde des olympischen Fußballturniers stehen fest. Zu Deutschland, Österreich und Bra­silien gesellten sich am Montag Ungarn, das seine Favoritenrolle durch einen sicheren 3:0-Sieg über

Olympischer Hotbeer winkt

Die nächsten Wettkampftage

Donnerstag, 24. Juli ,

Leichtathletik - Entscheidungen: 16.00 Hammer­werfen; 16.25 80-m-Hürden Frauen; 16.40 5000 m; 16.45 Speerwerfen Frauen; 18.00 110-m-Hürden. Vor­läufe über 400 m und 1500 m, 10-km-Gehen, Zwi­schenläufe Über 400 m. Hockey: Endspiel; Moderner Fünfkampf: Schwimmen. Turnen: Vorführung der Turner und Turnerinnen. Fechten: Florett-Einzel- Endrunde. Ringen: Griechisch-römisch Vorkämpfe. Fußball: 2 Spiele.

Freitag, 25. Juli

Leichtathletik-Entscheidungen: 16.26 3000-m-Hin-

dernls; 17.05 400 m. Zehnkampf: 100 m, Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung, 400 m. 200 m Frauen Vor- ' und Zwischenläufe. Moderner Fünfkampf: Gelände-' lauf. Gewichtheben: Bantam- und Federgewicht. ; Ringen: Griechisch-römisch. Fechten: Degen-Manp-' Schaft Vorrunde. Baskettball: Ausscheidungsspiele. Schwimmen: Wasserballspiele. Schießen: Freipostoie, Wurftaubensch. Fußball: 1 Spiel.

Italien unterstrich, Dänemark, das im nassen- Stadion von Turku Polen 2:0 ausschaltete, der Titelverteidiger Schweden mit einem glatten 4:1 gegen seinen norwegischen Nachbarn und die Türkei, die mit Niederländisch-Weständien, das mit 1:2 den kürzeren zog, die vorletzte Über­seeische Elf aus dem Rennen warf.

Jugoslawien schaltete die Sowjetunion im Wie. ; derholungsspiel mit 3:1 (2:1) aus.

Die deutsche Fußballmannschaft trifft tn der zweiten Runde des Turniers auf die Brasilianer.

Der Müsse Jschukann bester Turner

Elf Medaillen im Turnen für UdSSR / Deutschlands Riege auf dem vierten Platz

Mit dem unwahrscheinlichen Medaillesegen von fünf Goldenen, fünf Silbernen und einer Bronzenen endete für die Sowjetunion die Betei­ligung am Tarnen. Die Schweiz holte sich zwei goldene, zwei silberne and drei bronzene, Schwe­den eine goldene, während sich Deutschland mit nur einer Silbermedaille zufrieden geben maßte, die Alfred Schwarzmann am Reck errang.

Erfolgreichster Turner war der Sowjetrusse Viktor Tschukarin, der Bester in der Einzelwer­tung der Zwölfkämpfer wurde und sich außer­dem die Goldmedaillen im Pferdsprung und am Seitpferd und die silbernen an den Ringen und am Barren holte. Zweitbester war sein Lands­mann Grant Tschaguinian, der an den Ringen eine Goldmedaille herausturnte und zwei sil­berne als Zweitbester in der Zwölfkampfeinzel­wertung und für seine Übung am Seitpferd er­hielt.

Die fünfte Goldmedaille fiel der Sowjetunion ln der Mannschaftswertung im Zwölfkampf zu,

Beste tinzetbeweriung an den Hingen

Die Einzelwertung beim Zwölfkampf der Turner

Der Senior der deutschen Turnerriepe, Alfred Schwarzmann , war der erste Deutsche, der in Helsinki eine Medaille gewinnen konnte

Foto: AP

Pferdsprung: 1. Victor Tschukarin (UdSSR) 19,20 Punkte. 2. Masao Takemoto (Japan) 19,15, 3. Tadao Uesako (Japan) 19,10. 4, Takashi Ono (Japan) 18,95.

Reck; 1. Jack Guenthard (Schweiz) 19,55. 2. Alfred Schwarzmann (Deutschland) und Josef Stalder (Schweiz) je 19,50, 4. Heikki Saavolainen (Finnland) 19,45, 5. Victor Tschukarine (UdSSR) 19,40.

Bodentarnen: 1. Karl Thöresson (Schweden) 19,25, 2. Tadao Uesako (Japan) und Jerzy Jokiel (Polen) je 19,15, 4. Takashi Ono (Japan) 19,05. 5. Kalevi Lai­tinen (Finnland) und Arne Lind (Schweden) je 18,95.

Ringe: 1. Grant Chaguinian (UdSSR) 19,95, 2. Victor Tschukarin (UdSSR) 19,55, 3. Hans Eugster (Schweiz) und DtmitriJ Leoklne (UdSSR) je 19,40, 5. Valantine Muratow (UdSSR) 19,35.

Barren: 1. Hans Eugster (Schweiz) 19,64, 2. Victor Tschukarin (UdSSR) 19,80, 3. Josef Stalder (Schweiz) 13,50, 4. Grant Tschaguinian (UdSSR) 19,35.

Seitpferd: 1. Victor Tschukarin (UdSSR) 19,50. 2. Grant Tschaguinian (UdSSR) und Eugen Korolkow (UdSSR) 19,4« 4. Michail Pereiman (UdSSR) 19,30, 5. Josef Stalder (Schweiz) 19 , 20 , *. Hans Sauter (Österreich) 19,15.

*

Nach den enttäuschenden Leistungen tn den Pflichtübungen des Sonntags wartete die deut­

sche Kunstturnriege am Montagnachmittag bei den Kürübungen am Pferdsprung mit wesent­lich besseren Ergebnissen auf. Schwarzmann und Theo Wied kamen auf je 3,50 Punkte. Dickhut kam auf 9,45, Erich Wied und Helmut Bantz auf 9,40. Auch am Barren waren die Leistungen anspre­chend. Mit 9,55 Punkten erhielt Theo Wied von den Deutschen die höchste Note, während Bantz auf 9,50 und Dickhut auf 9,45 kamen. Die höchste Bewer­tung von allen unseren Turnern erreichte dann Schwarzmann am Reck mit 9,80 Punkten. Es folgten Dickhut 9,65, Bantz 9,60, Erich Wied 9.45. Theo Wied 9,15 und Kiefer 9,05. Am schlechtesten von allen Riegen schnitt die deutsche im Bodenturnen ab. Selbst Dickhut unterliefen grobe Schnitzer. Er kam daher nur auf 9,50 Bantz, 9,25, Pfann 9,10, Theo Wied 9,05, Schwarzmann und Erich Wied je S,90. Besser klappte es wieder an den Ringen. Bester Deutscher war Helmut Bantz mit 9.60, vor Pfann mit 9,50, Theo Wied 9,40, Dickhut 9,35 und E. Wied 9,35. Vergeblich versuchte die deutsche Riege am Pauschenpferd Finnland noch vom dritten Platz zu verdrängen. Nachdem sich Pfann, Erich Wied und Kiefer mit Wertungen von 9,25 bis 9,45 recht gut gehalten hatten versagten Theo Wied und Schwarz­mann.

den sie mit 574,40 Punkten vor der Schweiz mit 567,55, Finnland 564,25 und Deutschland mit 561,23 Punkten gewann.

Bester Deutscher in der Zwölfkampf-Einzel­wertung war der 31jährige Lehrer Helmuth Bantz aus Langerfelde, der gemeinsam mit dem Schweizer Jean Tschabold auf den achten Platz kam.

Die einzige Medaille für Deutschland holte der 40jährige Alfred Schwarzmann am Reck, an dem er mit 19,50 Punkten zusammen mit dem Schwei­zer Stalder den zweiten Platz belegte und damit die Silbermedaille erhielt. Diese magere Medail­lenausbeute mag vielleicht für manche enttäu­schend sein, doch darf nicht vergessen werden, daß einmal die überragenden Sowjetrussen, die bisher noch nie an den Olympischen Spielen teil­genommen haben, den Löwenanteil an den Er­folgen hatten, und zum andern sieben Jahre nach dem zweiten Weltkrieg der Vorkriegsstand unserer Kunstturner noch nicht wieder erreicht werden konnte. 1936 hatten die deutschen Tur­ner insgesamt fünf Goldmedaillen erkämpft. Da­von zwei durch Schwarzmann und zwei durch Frey. Ferner gab es eine Silber- und sechs Bro'»- zemedaillen für Deutschland.

An dritter Stelle

Auch die deutschen Turnerinnen, die gestern mit den Pflichtübungen des olympischen Acht­kampfes begannen, zeigten nicht die erwarteten Leistungen. Der Durchschnitt ihrer Übungen am Balken lag bei etwa 8,70 Punkten, am Barren bei 8,82, beim Pferdsprung quer bei 9.15 und bei den Bodenübungen bei 9 Punkten.

Hinter den mit 217,07 Punkten in der Gruppe II siegenden Italienerinnen belegte Deutschland mit 213,28 Punkten den zweiten Platz vor Ru­mänien mit 210,71 und England mit 199,69. Da jedoch in der Gruppe I Ungarn mit 223,10 Punk- len noch besser tonte, nimmt Deutschland nach Absolvieren der Pflicht bisher den dritten Platz ein.

Nach Mitteilung des Trainers Ferdy Kister (Kre­feld) wird die deutsche 4X460-mStaf- f e 1 in folgender Reihenfolge laufen: Günther Stei­nes Hans Geister Heinz Ülzheimer Karl Friedrich Haas. Steines wurde als bester Starter auf Nummer eins gesetzt.

Zur Kur beordert... %

Finderglück Ist wie Spielerglück launisch. Und am ehesten begegnet es einem, wenn man es gar nicht erwartet. So geschah es mir neulich. Als ich nichts ahnend eine schon sehr vergilbte Nummer einer ehemals angesehenen Stuttgarter Tageszeitung aufschlug, entpuppte sie sich als eine Fundgrube wahren Vergnügens. Ich fand nichts mehr und nichts weniger als die Fremden­liste zweier schöner Sommertage für Wildbad, spaltenlang. Papiermangel war damals noch un­bekannt. Allerdings war es im Sommer 1913.

Da war sie also: die13. Fremdenliste, das Ver­zeichnis der am 17. und 18. Juni angemeldeten Fremden in den Gasthöfen und in den Privat- wohnungen". Namen aus dem Alltag einer fried­lichen Welt Namen aus Württemberg und Schle­sien, von der Saar, vom Rhein und aus Sachsen, aus Hamburg, Bremen und Berlin, aber auch aus St Petersburg und Cannes. Klangvolle Namen, doch nichts als Schall und Bauch, nicht im Buche der Geschichte aufgezeichnet. Einer nur, der Un­scheinbarste von allen, Peter Müller, decouvrierte sich als prominent durch den Zusatz seines Be­rufsstandes,kgl. Württembergischer Kammer­sänger. Also der einstmals bekannte, um­schwärmte Tenor der Stuttgarter Oper, der Part­ner der berühmten Suttner. Er muß in jenem Sommer schon ein alter Herr gewesen sein. Ich flocht ihm ein Zweiglein in den leichten Kranz «eines Nachruhms und segnete die Ordnungsliebe der Kurverwaltung, die von ihren Gästen die Angabe des Berufes verlangte. Denn: Peter Mül­ler ... Aber es war doch der einzige Müller in diesen zwei Tagen.

Die Berufsbezeichnung gab überhaupt den Na­men erst Relief und durch sie belebte sich das Panoptikum der Kurpromenade. Neben den

Kaufleuten, Fabrikanten, Großkaufleuten, die allein oder mit der Frau Gemahlin, eventuell auchnebst Frl. Tochter und Herrn Sohn das Hauptkontingent der Kurgäste ausmachten, be­wegte sich ein verltabler Staatsrat aus St. Pe­tersburg. Ihm zur Seite derHerr kgl. Bayr. Oberstleutnant a. D. und ein Marine-Stabsarzt Das bunte Tuch vertraten außerdem ein Gefrei­ter und einUlane aus Ulm, wahrscheinlich für ein paar vergnügte Urlaubstage. Daß auch der kgl. Eisenbahnmeister 1. Kl. Uniform getra­gen habe, ist kaum anzunehmen, und auch der k. und k. Sekretär, merkwürdigerweise aus Mannheim und nicht aus Wien, wird die Damen durch ein smartes Zivil zu gewinnen versucht haben. Und Der Damenflor Ist groß.

Privatieren und Rentieren (bitte: Htentiären, als solche konnte man sich die Badereise schon er­lauben, nicht Rentiere, die Gäste aus Lappland fehlten damals noch) stiegen meist in Privatwoh­nungen ab. ln den Gasthöfen dagegen trafen sich dieFrau Amtsgerichtsrat und dieFrau Ge­richtsnotar". Auch eineFrau Katastergeometer" war im Hotel abgestiegen, während dieGast­wirtin" und dieBrauereibesitzersgattin" Privat­quartiere bevorzugten. Daß aber auch dieFrau Straußfedernfabrikantengattin" ln einer Villa wohnte, läßt sich nur damit erklären, daß sie diese ganz für sich allein gemietet haben wird.

Ich erfinde nichts:Straußfedernfabrikanten­gattin", so steht es schwarz auf weiß gedruckt. Vot mir entsteht die Vision einer sehr statiösen Dame, und, indem ich sie als lebende Reklame ihres eheherrlichen Geschäfts ln Berlin (wo auch könnte es anders sein), umwallt in allen Regen­bogenfarben von der leichten, doch ach so sünd­haft teuren Ware über die Wildbader Kurpro­menade schweben sehe, erscheint sie mir als das

groteske Symbol einer Zeit, die in unendliche Ferne versunken ist, obwohl nur vierzig Jahre uns von ihr trennen. S-r

Internationale Kongresse

Auf dem 4 . internationalen Kongreß für Burgenforschung, den das internationale Burgenforschungs-Institut kürzlich in Dinant (Belgien) veranstaltete, wurde der bisherige Prä­sident, Dr. A. R o e m e r (St. Gallen), wieder­gewählt.

Über 3000 Zahnärzte aus 43 Ländern sind in London zu einem einwöchigen Zahnärzte- Kongreß zusammengekommen, der Kenntnisse von dem neuesten Stand der zahnmedizinischen Forschung und Praxis vermitteln soll. Die So­wjetunion und die osteuropäischen Staaten sind der Einladung zu dem Kongreß nicht gefolgt.

Zur Teilnahme an dem 10. internationalen Dermatologen-Kongreß ist laut Tass eine zweiköpfige sowjetische Delegation nach London abgereist. Sie soll über Erfolge des so­wjetischen öffentlichen Gesundheitswesens bei der Bekämpfung von Hautkrankheiten berichten.

Kulturelle Nachrichten

Dem 83jährigen Schriftsteller Dr. Bernhard Guttmann wurde vom Magistrat der Stadt Frankfurt die Goethe-Plakette verliehen.

Oberstudiendirektor Ch. Caselmann, Stutt­gart, wurde auf den neuerrichteten Lehrstuhl für Pädagogik an der Universität Heidelberg be­rufen.

Der Lyriker und Erzähler Anton Schnack wurde sechzig Jahre alt. Schnack war zunächst als Journalist und Kritiker, später als freier Schriftsteller tätig.

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Wir kündigen Ihnen an:

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Zwischen Hamburg und Buenos Aires, zwischen der Elbe und dem La Plata schwingt das Pendel der an abenteuerlichen Erleb­nissen so reichen Dichtung. Im Mittelpunkt der Handlung steht die interessante Tänzerin Conchita, deren Charakter nicht ganz zu durchschauen ist. Sie erhält den Auftrag, die berühmte Krone des letzten, gotischen Herr­schers in Spanien für einen deutschen Kunst­sammler in Sicherheit zu bringen. Gerade tobt der spanische Bürgerkrieg. Der gesuchte Schmuck geht verloren. Viel Mühe, viel Auf­regung, Mißverständnisse, Verdächtigungen und sogar ein Menschenleben kostet es, bis endlich der Sachverhalt geklärt ist.

Jeder Freund einer spannenden, fesselnd geschriebenen Romanerzählung wird bei der in zwei Erdteilen spielenden, bis zur letzten Seite mitreißenden Handlung eine ausge­zeichnete Unterhaltung finden.

NESTLE

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