WIRTSCHAFT

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Georg Meier fährt Bestzeit in Schotten/ Weltmeister Duke schwer verletzt Droht bericht unseres Motorsportkorrespondenten Paul Ludwig

Erneuter Kaufkraftzuwachs im Juni

Ergebnisse der Verbrauchsforschung

Rund 150 000 Zuschauer erlebten am Sonntag beim Internationalen RennenRund um Schotten den ersten Start der BMW-Werksmannschaft in dieser Saison. Mit über 160 Fahrern aus 11 Nationen hatte dieses 27. Schottenrennen eine nach dem Krieg in Deutschland unübertroffene Besetzung gefunden, zumal neben den besten Privatfahrern des In- und Auslandes und allen deutschen Werksfahrern auch die englischen Nortonwerke mit einer Mannschaft zur Stelle waren. Altmeister Georg Meier fuhr un­ter dem Jubel der Zuschauer mit 126,4 km/std Ta­gesbestzeit und siegte in der 500-ccm-Klasse.

Schon nach der ersten Runde überholte Meier den bis dahin führenden Südafrikaner Amm, der aller­dings keine Norton-Werksmaschine, sondern eine Privatmaschine steuerte. Na eil der zweiten Runde ging auch Zeller an dem Südafrikaner vorbei und bei dieser Reihenfolge blieb es bis ins Ziel. Georg Meier steuerte zum erstenmal die neue Werks- BMW, während Zeller und Baltisberger (Reutlin­gen), der allerdings nur den 8. Platz belegen konnte, das verbesserte Vorjahresmodell fuhren. Hinter dem Südafrikaner Amm belegten mit Goffin (Bel­gien) und Lawton (England) zwei weitere Norton- privatfahrer die nächsten Plätze. Die beiden Horex- Werks-Fahrer Schön und Mansfeld kollidierten in einer Kurve und mußten ausscheiden.

Vom Start weg führte Weltmeister Duke auf Nor­ton im Rennen der Klasse bis 350 ccm mit wachsen­dem Vorsprung vor seinem Landsmann Amm, der zunächst einen harten Kampf mit Wünsche (Ingol­stadt), dem ersten DKW-Werks-Fahrer auszufech­ten hatte, bis Wünsch wegen Kupplungsschaden et­was zurückfiel. Auch Alfred Kluge auf der zwei­ten neuen Dreizylinder-DKW schied vorzeitig aus.

Die größte Sensation in diesem an Sensationen so reichen Rennen war aber der Stürz des Spitzen­reiters Duke in der 7. Runde. Der Weltmeister, der bis dahin mit klarem Vorsprung führte, erlitt schwere Beinverletzungen. Durch den Ausfall Du­kes sicherte sich der Südafrikaner Amm einen si­cheren Sieg. Völlig überraschend belegte der junge Offenbacher Nachwuchsfahrer Robert Zeller den zweiten Platz vor dem Horex-Fahrer Schön, wäh­rend der in der letzten Runde noch an dritter Stelle liegende Wünsche auf den 6. Platz zurückfiel.

In der 250-ccm-Klasse war der Italiener Loren- zetti auf seiner privaten Moto-Guzzi nicht zu schla­

gen. Er führte vom Start zum Ziel, fuhr mit 119,3 km/std eine neue Rekordrunde und gewann schließ­lich mit einem Gesamtdurchschnitt von 117,2 km/std und 25 Sekunden Vorsprung vor dem Engländer Bill Lomas, der erstmals eine neue Werks-NSU steuerte, der zweite NSU-Werks-Fahrer, Daiber (Stuttgart), wurde von dem Italiener Montanari (Guzzi) erst kurz vor dem Ziel auf den vierten Platz verwiesen und dicht dahinter folgte der Karlsruher Gablenz der neuen Horex. Vorjahrsmei­ster Thorn-Prlkker (Bad Godesberg) konnte seinen Rückstand aus der Startrunde nicht mehr aufholen und mußte mit dem 6. Platz zufrieden sein. Großes Pech hatte DKW; denn Kluge und Wünsche schie­den mit Maschinenschaden aus und Felgenheier konnte nach einem Sturz nur einen Platz im abge­schlagenen Mittelfeld belegen.

Erstmals in diesem Jahr nahm Wiggerl Kraus den Kampf in der 500-ccm-Seitenwagenklasse auf, al­lerdings ebenfalls nur mit seiner alten Vorjahrs- BMW. Auch der in der Weltmeisterschaft an zwei­ter Stelle stehende Engländer Smith fuhr keine neue Werksmaschine, sondern ein privates Vor­jahrsmodell. Der Engländer hätte mit seiner Nor­ton auch das Rennen gewonnen, wenn er nicht kurz vor dem Ziel Maschinenschaden gehabt hätte. So konnte sich Wiggerl Kraus doch noch auf den 1. Platz setzen, während hinter Smith der Nürnber­ger Böhm auf Norton den dritten Platz belegte.

Eine Überraschung in der letzten Runde gab es auch in der schweren Seitenwagenklasse. Bis kurz vor dem Ziel führte der Schweizer Meister Halde­mann (Norton), doch dann versagte seine Maschine und der Schweizer konnte erst hinter den beiden Kampfhähnen" Hillebrand (Amberg) und Ebers­berger (Nürnberg), beide auf BMW, den dritten Platz belegen.

Auch nach dem vierten Meisterschaftslauf ist die Meisterschaft in fast allen Klassen noch offen. Nur Thom Prikker (Bad Godesberg) dürfte die Meister­schaft der 250-ccm-Klasse mit 19 Punkten nicht mehr zu nehmen sein. In der 125-ccm-Klasse ist Daiker (Stuttgart) mit 22 Punkten hoher Favorit. In der 350-ccm-Klasse liegt Vorjahrsmeister Schnell (Karlsruhe) mit 12 Punkten knapp vor Heiß (Augs­burg) und Robert Zeller (Offenbach) mit je 10 Punkten, während in der Halbliter-Klasse der Stutt­garter Knees auf Norton in Führung liegt.

tttatann sorgt für Überraschung bei der (ßergmeistetschafi

Der Lauterbacher neuer Württembergischer Meister / Dörflinger auf dem zweiten Platz

NÜRNBERG. Nach dem letzten Bericht der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg hat die Kaufkraft der Deutschen Mark im Juni 1952 erneut zugenommen. Mit einer Kennziffer von 2048 Verbrauchseinheiten hat sie ihre Posi­tion gegenüber Januar 1951 um 3,57 Prozent verbessert, und etwa den Stand zwischen Sep­tember 2102, Oktober 2034 Verbrauchseinhelten).

In der Preisgestaltung für dringlichste Bedarfs­güter wird über eine unterschiedliche Entwick­lung berichtet. Während bei der Gruppe Tex­tilwaren das Preisgefüge wiederum nachgab, und zwar um rund 1,63 Prozent, zeigten Nah­rungsmittel saisonbedingte Auftriebstenden­zen; Eier, Zitronen und verschiedene Gemüsekon­serven wurden teurer, nur Fette wiesen eine rückläufige Entwicklung auf.

Ferner registriert der Bericht Verbrauchswand­lungen und Verlagerungen des Konsums. Bei Wollbekleidung sind nunmehr auch untere Ein­kommensschichten zu besseren Qualitäten über­gegangen; bei Strümpfen wird die Perlon­faser bevorzugt.

Ein besonderer Abschnitt ist der veränderten

Zusammensetzung der Haushaltsausgaben gewid­met. Während noch im Mai 1952 der durchschnitt­liche Haushalt der unteren Einkommensschichten (34 Personen mit Monatsnettoeinkommen bi« zu 300 DM) etwa 3.6 Prozent der Ausgaben für die BedarfsgruppeErholung und Bildung auf­wandte, stieg dieser Anteil im Juni auf 4,2 Pro­zent im Vergleich zu 2,6 Prozent im Juni 1951.

Weiter hohe Benzinvorräte

HAMBURG. Trotz der erhöhten Benzinabnah­me in den letzten Monaten ist der drückende Vergaserkraftstoff Vorrat in den Tanklagern, der fast einem Viermonatsbedarf entspricht, bisher kaum abgebaut worden. In der Mineralölwirt­schaft sieht man gegenwärtig auch wenig Mög­lichkeiten, diesen überhöhten Lagerbestand ohne Drosselung der Rafflnerieerzeugung auf ein Nor- maimaß zurückzuführen. Für das Gesamtjahr 1952 erwartet man jedoch, daß der Treibstoffver­brauch etwa den Vorschätzungen entsprechen wird, nachdem er im vergangenen Jahr um 20 Prozent hinter den Erwartungen zurückblieb.

Deutsche Investitionprojekte gebilligt

Aufstellung verschiedener Grob- und Breitbandstraßen

DÜSSELDORF. Der Stahlausschuß der OEEC hat die Investitionsprojekte der Eisen- und Stahlindustrie der Bundesrepublik gebilligt. Die deutsche Eisen- und Stahlindustrie begrüßt diese Beschlüsse, da die in Betracht kommenden Inve­stitionen allgemein als außerordentlich dringlich angesehen werden.

Nach unseren Berichten handelt es sich um die Aufstellung einer Grobblechstraße bei der Hüttenwerk Haspe AG, um die Errichtung eines Quarto-Reversiergerüstes mit Nebenanlagen zum Kaltwalzen von Breitbändern bei dem Werk Grillo- Funke der Mannesmann-Hüttenwerke AG, einer Steckelstraße und eines Kaltwalzwerks für Breit­band bei Capito & Klein AG, einer vonkontinuier­lichen Mittelbandstraße für Bänder bis 350 mm

Breite bei der Hoesch-AG, eines Quarto-Reversier­gerüstes und eines Vierwalzen-Dressiergerüstes mit Nebenanlagen zum Kaltwalzen von Breitband bei der Stahlwerk Bochum AG und die Errichtung einer vollkontinuierlichen Warmbandstraße zur Herstel­lung von Röhrenstreifen und Bandstahl bei der Bandeisenwalzwerke GmbH, Dinslaken.

Das Eisen- und Stahlkommitee der OEEC wird nunmehr seine Stellungnahme als Empfehlung an die ECA weiterleiten. Es besteht damit die Aussicht, daß vorgesehene ECA-Mittel zur Durch­führung der Investitionsvorhaben zur Verfügung gestellt werden. Die Projekte sollen dazu beitra­gen, die bekannten Engpässe in der Versorgung mit Eisen- und Stahlerzeugnissen etwas aufzu­lockern.

Firmen und Unternehmungen

STUTTGART. 6 Prozent Dividende für 1951 bei Daimler-Benz. Dem Aufsichtsrat der Daimler-Benz AG hat in seiner Sitzung vom 12. Juli 1952 die Bi­lanz für das Geschäftjahr 1951 Vorgelegen. Der zum 4. August 1952 einberufenen Hauptversammlung wird vorgeschlagen werden, aus dem Gewinn des Jahres 1951 eine Dividende von 6 Prozent auf das umgestellte AK von 72 Mill. DM auszuschütten. Der bisherige Ablauf des Geschäftsjahres 1952 wurde von der Verwaltung als zufriedenstellend bezeich­net.

STUTTGART. NeugründungSalamander-Bund GmbH, Kornwestheim. In Kornwestheim ist mit einem Stammkapital von 200 000 DM die Salaman­

der-Bund GmbH gegründet worden. Gegenstand des Unternehmens ist der Abschluß von Handelsgeschäf­ten über alle im Schuhwarenhandel einschlägigen Artikel sowie von Pinanzierungs- und Kreditge­schäften auf diesem Gebiet. Geschäftsführer ist Gerhard Scheiding, Kornwestheim.

Die erste Messe im planmäßigen Aufbau des Sozialismus werde die Leip­ziger Messe 1952 sein, sagte der kommissarische Hauptgeschäftsführer des Leipziger Messeamtes, E. Schubert, nach ADN, der amtlichen Nachrich­tenagentur der Sowjetzone.

Eigene Berichte

Die Bergmeisterschaften der württembergischen Radsportamateure wurden gestern vormittag auf einer sechs Kilometer langen Strecke bei Schram­berg ausgetragen. Die Steige, die von zahlreichen Zuschauern gesäumt war, wies einen Höhenunter­schied von 350 Meter auf. Neuer württembergi­scher Meister wurde überraschenderweise der Lau­terbacher Matarin, der die Strecke in 14,43 Minu­ten durchfuhr. 19 Sekunden länger brauchte der Zweite, Dörflinger, Niedereschach. Vor den letzt­jährigen Meister Hitschier, Villingen, konnte sich noch der Balinger Milba schieben. Der württember- gische Straßenmeister Weisinger, Stuttgart, kam mit einer Stunde Rückstand nur auf den 10. Platz.

Das Rennen der B- und C-Jugend gewann Gei­ser, Ludwigsburg, während bei der A-Jugend der württembergische Jugendmeister Seifert, Balingen, erfolgreich war.

260 Bussen eingetroffen

Wird Ostzone doch ins IOK aufgenommen?

Die Ankunft von 260 sowjetischen Sportlern war am Samstag das Hauptereignis in Helsinki, hinter dem die feierliche Hissung des Sternenbanners über dem olympischen Dorf in Kaepylae in Gegenwart von 350 Olympia-Teilnehmern aus den Vereinigten Staaten zurücktrat.

Dem sowjetischen Luxuszug, dessen grüne Lok einen riesigen roten Stern trug, entstiegen 220 männliche und 40 weibliche Olympia-Teilnehmer. Der Hindernisläufer Wladimir Kasantzew und die Diskus-Weltrekordlerin Nina Dumbadse standen im Mittelpunkt des Interesses.Wir freuen uns, hier zu sein, und werden unser Bestes leisten, sagte die charmante Nina, als sie sich mit der Speerwerferin Galina Sybina von Reportern umringt sah.

Nachdem Nikolai Romanow, der Präsident des so­wjetischen Sportverbandes die Grüße der Sowjet­union überbracht und den Wunsch nach dem Zu­standekommen echter Freundschaft und Kamerad­schaft während der Spiele geäußert hatte, teilte der sowjetische Gesandte in Finnland, Lebedew, der Presse mit:Selbstverständlich können Sie mit un­seren Sportlern sprechen, die hier doch dasselbe wie die Teilnehmer aus den anderen Staaten sind. Warum sollten sie um Erlaubnis bitten?

BMW startet doch auf der Solitude

Dem Leiter des diesjährigen Solituderennens, ADAC-Gaupräsident Schumann, wurde am Sonntag in einem Telegramm von BMW aus Schotten mit­geteilt, daß die BMW-Maschinen am kommenden Sonntag beim Weltmeisterschaftslauf auf der Stutt­garter Solitude doch starten werden. Damit ha­ben die deutschen Spitzenfabriken in allen Solo­klassen ihre Meldungen abgegeben.

Die Möglichkeit der Aufnahme der Sowjetzone und der chinesischen Volksrepublik neben der deut­schen Bundesrepublik und Natlonal-Chlnas als volle Mitglieder des Internationalen Olympischen Komi- tess (IOK) wird auf dem lOK-Kongreß beraten, der am Mittwoch in Helsinki beginnt. Der Generalsekre­tär des IOK, Otto Mayer (Schweiz), gab am Sams­tag vor der Presse in Helsinki bekannt, daß diese Möglichkeit bereits ausführlich durch das Exekutiv- Komitee des IOK diskutiert wurde. Nach Mitteilung Mayers war dabei das gesamte Exekutiv-Komitee für die Aufnahme. Eine endgültige Entscheidung wurde jedoch noch nicht getroffen, sie wurde viel­mehr dem Vollkongreß überlassen.

1956: Olympiafackel im Weltrundflug

Der Olympische Fackellauf, der gegenwärtig auf den letzten Etappen von Schweden aus an die fin­nische Grenze geführt wird, soll anläßlich der XVI. Olympischen Spiele 1956 in Melbourne eine ganz neue Gestalt bekommen. Das Organisationskomitee für die Spiele in Melbourne hat bereits die Pläne vorbereitet. Das Olympische Feuer soll in Form eines Weltrundflugs nach Melbourne überführt werden. Startplatz ist Melbourne, Von hier aus geht es auf dem Luftwege nach Griechenland, wo die Olym­pische Fackel übernommen wird. Der Flugweg führt dann über Europa nach England und von hier aus über den Atlantik nach Nordamerika. Nach Zwi­schenlandungen in New York, Montreal und San Franzisko wird das Olympische Feuer auf der Linie Über Brisbane-Sydney nach Melbourne gebracht werden.

Olympischer Familienstart

Zwillingsbrfider und Ehepaar

Alle Teilnehmer der deutschen Olympiamannschaft für Helsinki stehen fest. Danach zeichnen sich in­teressante Aspekte ab. Mehrere Brüder, ein Zwil­lingspaar und sogar Eheleute werden Deutschlands Farben in Helsinki vertreten. Zu den prominente­sten deutschen Helsinkikämpfern zählt das Zwil­lingsbrüderpaar Theo und Erich Wied vom TSV Münster, die beide in der deutschen Olympiaturner­riege stehen. Aus Frankfurt reist Familie Ulzhei- mer nach Helsinki. Heinz Ulzheimer startet über 800 m. während seine Frau, die blonde Margot, in der deutschen 4xlOO-m-Frauenstaffel laufen wird. Im KölnerAchter von 1877 sitzen gleich zwei Brüderpaare. Die Reinartz sind mit drei Brüdern, die Betz mit zwei Brüdern vertreten. In Köln ist man glücklich, daß derrote Stern für Deutsch­land in Helsinki kämpfen wird. Das hat nichts mit Politik zu tun, sondern der rote Stern ist das Ab­zeichen voii 1877 Köln.

Fast alle Berufsgattungen sind in Helsinki vertre­ten: Angestellte, Beamte Kaufleute. Handwerker, Studenten, Ärzte und . . Hausfrauen. Nicht weni­ger als drei Bäcker werden nach Helsinki reisen: Bäckermeister Karl Wolf. H. Schade und Wiemken.

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Olympische Nonzen

Zatopek will drei Goldmedaillen

Der tschechische Weltrekordmann Emil Zatopek will ln Helsinki drei Doldmedaillen erringen. Zato­pek will nicht nur seine Goldmedaille im loooo-m- Laul von London erfolgreich verteidigen, sondern auch die 5006 m und den Marathonlauf gewinnen. Er hat alle drei Wettbewerbe belegt. Das Zeug dazu hat er nach Ansicht vieler Fachleute ln sich. Be­fragt, äußerte der Tscheche: Über 5 000 und 10 000 m habe ich große Konkurrenz. Reiff und Schade wer­den mir schwer zu schaffen machen. Der Deutsche, mit dem ich übrigens in brieflicher Verbindung stehe, ist ein ausgezeichneter Läufer. Er wird mein gefährlichst r Konkurrent sein.

Dohrow startet in Schweden

Nach schwedischen Meldungen hat Günter Doh­row (Berlin) eine Zusage gegeben, im Anschluß an die Olympischen Spiele in Helsinki auf schwedi­schem Boden an einer Veranstaltung in Gefle teil­zunehmen. Gefle IF, international alsHochburg" der 1500-m-Läufer bekannt, hat auch bereits eine Zusage des Belgiers Gaston Reiff erhalten und rechnet weiter mit dem Franzosen El Mabrouk. um hervorragende Ausländer gegen die besten schwedi­schen 1500-m-Läufer zu stellen.

Bild links: Der 72 Meter hohe, schön gegliederte Turm an der Südseite des Olympia-Stadions in Helsinki gilt als Wahrzeichen der Olympischen Spiele 1952 und erscheint auch auf allen Erin­nerungsplaketten für Aktive und Zuschauer . Von dem runden Vorbau aus werden die Vertreter der Weltpresse den Ablauf der Wettkämpfe be­obachten Foto . dpa

Erinnerungen an Käthe Kollwiff

Zum 85. Geburtstag der Künstlerin

Am 8. Juli wäre Käthe Kollwitz 85 Jahre alt geworden. Welch .ein Schritt von hier bis zu dem 8. Juli 1867 in Königsberg, an dem sie als Kind des Maurermeisters Karl Schmidt und sei­ner Frau Katharina, geh. Rupp, zur Welt kam.

Die Umgebung des elterlichen Hauses, dicht am Pregel, bot den Schmidtschen Kindern viele und bunte Eindrücke: Schleppkähne voller Koh­len, riesige Ziegelhaufen, die auf Lastwagen mit plumpen Pferden verladen wurden, wäschespü­lende Frauen, Lastträger, Obstkähne, russische Getreideschiffe usw. Sicherlich ist die Phantasie des eindrucksfähigen Kindes dadurch unendlich beeinflußt worden; auf den schmalen Papierstrei­fen, die von den Bauplänen des Vaters abfielen, zeichnete sie dann, was sie gesehen hatte. Neben diesem Erlebnis der alten Hafenstadt gab es im damaligen Königsberg vor allem zwei Strömun­gen, die, durch die Gestalten des Vaters und Großvaters verkörpert, einen gewaltigen Ein­fluß auf die heranwachsende Käthe hatten: die freiheitlich-religiöse Idee und der Sozialismus. Käthe Schmidt erhielt zunächst bei einem Königs­berger Kupferstecher Unterricht, 1885 ging sie für ein Jahr nach Berlin auf die Künstlerinnenschule zu Stauffer-Bern, dessen Unterricht für sie vor allem deshalb so wertvoll war, well er das mit dem Wunsche zu malen nach Berlin gekommene junge Mädchen immer wieder auf ihr eigentli­ches Gebiet, die Zeichnung, hinwies. Später war sie dann noch ein Jahr in München bei Herte- rlch, wo sich ihre Art zu sehen sehr weiterbil­dete, obgleich der aufgelockerte, bohömemäßige Lebensstil der Isarstadt der ernsten und schwer am Leben tragenden Ostpreußin auf die Dauer wohl doch nicht entsprach. 1891 heiratete sie den Ju­gendfreund Karl Kollwitz. der sich gerade als Kassenarzt im Norden Berlins niedergelassen hatte. Obwohl sie in ihren Pflichten als Frau und Mutter zweier kleiner Kinder nun sehr in An­spruch genommen war, arbeitete sie graphisch weiter, besonders intensiv nach dem starken Ein­druck, den die HauptmannschenWeber" auf sie gemacht hatten. Ihre aus diesem Erlebnis ent­standene FolgeWeberaufstand wurde 1898 vollendet, und stellte die junge Frau mit einem Schlage in die vorderste Reihe der zeitgenössi­

schen Künstler. Adolf Menzel schlug den Zyklus für die kleine goldene Medaille vor, aber der Kaiser wies den Vorschlag mit einer Bemerkung überRinnsteinkunst zurück. In den Jahren 190208 entstand die zweite große Graphik-Folge Bauernkrieg, die Käthe Kollwitz den von Max Klinger gestifteten Villa-Romana-Preis eintrug, einen Preis, der an einen einjährigen Aufenthalt in Florenz gebunden war.

Seit 1910 gehen neben der graphischen Arbeit erste plastische Versuche einher, zunächst noch unvollkommen, zu zweidimensional, wie die Kri­tiker sagen. Die eigentliche Wendung zum Pla­stischen aber wird hervorgerafen durch den Wunsch, für den Soldatenfriedhof in Belgien, auf dem der jüngere, 1914 gefallene Sohn beige­setzt ist, ein Ehrenmal zu schaffen. Aber von dem Entschluß zu dieser Arbeit bis zu der Fertigstel­lung der beiden erschütternden Elternfiguren, des in seinem Schmerz erstarrten Vaters und der unter der Übermacht des Leides zusammenge­sunkenen Mutter, liegen,schwere Arbeitsjahre, in denen, oft in Verzweiflung an den eigenen Fä­higkeiten, in unermüdlichem Ringen mit dem Material, in wenigen glücklich-produktiven Zel­ten erst die Kraft erworben werden mußte, die eigenen Vorstellungen in plastische Geformtheit umzusetzen. Als es aber einmal gelungen war, schien diese Kraft auch für die Zukunft gesichert; die Gruppe der Mutter mit dem toten Sohne (Pieta), das GrabreliefRuht im Frieden seiner Hände und das unter dem Eindruck von Bar­lachs Tod entstandene ReliefKlage sprechen das deutlich aus.

In den Pausen zwischen den plastisch produk­tiven Zeiten entstanden neue graphische Blätter; ein ganz neues Gebiet, das des Holzschnittes, wurde hinzugewonnen und in der Folge vom Krieg angewendet, es entstanden Plakate, Zeichnungen, die wundervolle Steindruckfolge Vom Tode. Denn der Tod, die Erwartung des Todes, begann in diesen Jahren nach 1933. wo die künstlerische Produktion durch das neue Re­gime gehindert, das Atelier beschlagnahmt wur­de, die Ausstellungen untersagt waren, eine im­mer größere Holle für die alternde Frau, die am 22. April 1945. wenige Tage vor dem Einmarsch der russischen Truppen in der Nähe von Dresden ge­storben ist. zu spielen.

Jutta Bohnke-Kollwitz

Die Arbeiterpriester in Paris

Neuerdings sind die Arbeiterpriester wieder ganz gegen ihre Absicht und Gepflogenheit ans Licht der Öffentlichkeit gezogen worden. Arbei­terpriester Pretres-ouvriers nennt man in Frankreich jene katholischen Theologen die nach Abschluß ihrer Studien und nachdem sie die Weihe empfangen haben, sich dem Werk der Evangelisation unter den Industriearbeitern wid­men. Um ihrer Aufgabe besser gerecht werden zu können, tragen sie während dieser Zeit den Priesterrock nicht, sondern teilen ganz und gar das Leben der Arbeiter, die sie auch in Fragen des praktischen Lebens betreuen und beraten, stehen neben Ihnen an der Werkbank, wohnen Tür an Tür mit ihnen und ein sehr wichtiger Punkt bestreiten ihren Unterhalt genau wie ihre Kameraden, allein aus der Lohntüte, wovon sie oft auch ihre Angehörigen, Mutter oder Schwestern mit versorgen müssen. Häufig ent­stammen sie selbst dem Arbeiterstand. In Paris gibt es etwa dreißig solcher Arbeiterpriester, die sich auf die verschiedenen Vorstädte verteilen und unter der Leitung des Domkapitulars Hol­lande stehen. Der Begründer dieser Mission, die unter dem besonderen Schutz des Erzbischofs von Paris, des Kardinals Suhard, steht, war der 1944 verstorbene Pfarrer Godin.

Der größte Wunsch der Arbeiterpriester ist es, ihr Werk in der Stille tun zu können, denn nur so gewinnen und erhalten sie sich das Ver­trauen der Arbeiterkreise. Es ist daher begreif­lich, daß sie das soeben in Paris unter dem sensationellen Titel: ,.Les Saints vont en Enfer (Die Heiligen gehen bis in die Hölle) erschienene Buch von Gilbert Cesbron mit Unwillen aufge­nommen haben, das wie sie sagen, selbst wenn es in bester Absicht geschrieben sein sollte, nur dazu angetan ist, ihr Werk zu stören. Sie, die die Sache des Arbeiters ganz zu der ihren ge­macht haben, empören sich darüber, daß der Autor ein in seiner Trostlosigkeit so unwahres Bild der Arbeiterklasse gekennzeichnet hat; und auch von den Konflikten in die sie angeblich mit der kirchlichen Hierarchie geraten sein sollen, wissen sie nichts. Sie stehen auf bestem Fuße mit dem Pfarrer ihres Kirchspiels, feiern täglich die Messe, und sind ebenso treue Hirten ihrer Kirche, wie jeder andere Geistliche auch. Durch den neuen und ungewöhnlichen Weg, den sie

eingeschlagen haben, hoffen sie nur, in besseren Kontakt mit den Massen zu kommen, indem sie dem Sauerteig des Evangeliums gleich zu wir­ken versuchen und dadurch der Mutter Kirche Söhne zurückgewinnen, die ihr schon gefährlich weit entfremdet waren. -h-

Das Ferienbuch im Handkoffer

Nansens klassisches Werk der Arktisforschung Fridtjof Nansen, In Nacht und Eis, Eber­hard Brockhaus-Verlag, Wiesbaden 1952, 379 St, 35 Abb., 1 Karte, DM 16..

Wer die Geschichte der arktischen Reisen stu­diert, der sieht den menschlichen Geist in seinem edelsten Kampf gegen Aberglauben und Finster­nis. Fridtjof Nansen, der große Norweger, des­sen Name für immer in den Annalen der Arktis­forschung stehen wird, gibt uns in seinem klas­sisch gewordenen Buch ein unmittelbares Bild von dem Leben einer Handvoll mutiger Männer in den Eiswüsten des Nordens. Nirgends ist wohl Wissen mit größeren Entbehrungen. Nöten und Leiden erforscht worden, als auf den zahlreichen Nordpolexpeditionen. Nansens Buch wird vielen eine anregende Lektüre sein. i -e.

Abenteuer in der Tiefsee

William B e e b e , 923 m unter dem Meeres­spiegel, Eberhard Brockhaus-Verlag, Wiesba­den 1952, 282 S.. 56 Abb., 1 Karte, DM 14.

Beebe, als amüsanter Plauderer bereits ausge­wiesen, beschreibt uns seine berühmten Tauchver­suche. die ihn in einer Tiefseekugel fast ein Kilometer tief unter den Meeresspiegel tauchen ließen. Beebe eroberte uns eine neue Welt des Lebens, die uns fast so unbekannt ist, wie di* der Venus oder des Mars . Mit feinem Spracii- empfinden malt er uns ln seinem neuen Buch ein Bild von dem, was er ln diesen dunklen Tiefen, in denen 2 Zentner und mehr auf jedem Qua­dratzentimeter seiner Taucherkugel lasten, gesehen hat -«

Der Kunstpreis der Stadt Köln ln Höhe von 10 009* DM wurde ln diesem Jahr *U je vier Teilen an die Bildhauer Bernhard Hei­liger, Herbert Vollwansen und an die Malet Ernst Wilhelm May und Georg Meistermann verliehen.