DONNERSTAG, 10. JULI 1952
Parlamentsdebatte
Fortsetzung von Seite 1
gen des ersten sozialdemokratischen Sprechers, Prof. Karl Schraid, lebhafter. Schmid führte aus, daß nach Auffassung der SPD die alliierte Deutschlandpolitik ihre Wende vom Morgenthauplan zur Partnerschaft schon vollzogen habe, bevor die Bundesregierung ihr Amt überhaupt antrat. Die Ursache dieser Wende sei der Verfall der Koalition des Krieges gewesen. Schmid erinnerte daran, daß die Westmächte im Potsdamer Abkommen sich bereiterklärt hatten, die Abtrennung der deutschen Ostgebiete in einer späteren Friedensregelung zu unterstützen. Erfragte die Regierung, ob die Westmächte bis heute diese Versicherung widerrufen hätten. Man müsse sich weiter fragen, sagte Schmid, der häufig von Zwischenrufen der Regierungsparteien unterbrochen wurde, welche Bündnisse die Westmächte als verbindlich ansehen würden, wenn in einer Krisensituation sowohl die Verträge mit der Bundesrepublik als auch die früheren Bündnisse mit der Sowjetunion sich gegenüberstünden.
Wörtlich fuhr Schmid fort, „wir haben ein Vertragssystem vor uns, das uns die Souveränität und Gleichberechtigung nicht bringt“. Wenn man die Besatzungsmächte Schutzmächte nenne, „so ändert das nichts an ihren weiterbestehenden reinen Besatzungsfunktionen“. Das gleiche gelte auch von den Botschaftern, die nur dem Namen nach keine Hohen Kommissare mehr seien.
An die Regierungsparteien stellte Schmid die Frage, um wieviel Divisionen denn der Westen aufrüsten müsse, bis nach ihrer Ansicht eine Wiedervereinigung im Frieden möglich sei. Die Regierung solle doch einmal sagen, wie sie sich auf Grund der Verträge eine Wiedervereinigung im Frieden vorstelle. Für ihn sei es hinsichtlich der russischen Haltung klar, daß bei der Sowjetunion eine Kapitulation erst nach einem neuen Weltkrieg denkbar sei.
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Erich
DIE MEINUNG DER ANDERN
Einheit auf indirektem Wege
Die Züricher „Tat“ veröffentlicht gestern das Ergebnis einer Rundfrage unter deutschen, französischen und englischen Parlamentariern und Staatsmännern über das Thema „Deutsche Einheit und Wiederaufrüstung“. Das Blatt ließ Gegner und Anhänger eines deutschen Verteidigungsbeitrages und der Politik der europäischen Integration zum Zuge kommen und zieht das Fazit, die Einheit Deutschlands könne auf indirektem Wege erreicht werden:
„Abgesehen davon, daß die Sowjets, wenn es ernst wird, nie vertragswillig sind, ist es ein abwegiger Gedanke, daß sie sich an Ostdeutschland desinteressieren, ohne etwas zu bekommen, woran sie sich noch mehr interessieren, als an diesem Schlüssel zum ganzen Westen ... Die Neutralisierung von ganz Deutschland kommt jedenfalls nicht in Betracht. Die Sowjets werden sich allerdings aus Ostdeutschland zurückziehen, sobald es sich für sie nicht mehr empfiehlt, dazubleiben. Dies aber läßt sich nur beschleunigen, wenn man ihnen eine Übermacht entgegenstellt, die, ohne selbst anzugreifen, unangreifbar ist.
Das demagogische Theater von Konferenzen wird bei der Nichtigkeit der Vorschläge und Gegenvorschläge weder hüben noch drüben und am wenigsten bei den nicht unmittelbar Beteiligten Eindruck mähen. Es muß leider gesagt werden: Eine Wiedervereinigung Deutshlands läßt sih durh den direkten Weg heute niht befördern, sondern nur verzögern. Indirekt dagegen ist sie siher zu erreichen. Erstens durh Aufbau, Ordnung und Rüstung überall. Zweitens durh die gleichzeitige und einheitliche Behandlung und Auflösung der Problematik zwishen USA, Westeuropa und Westdeutschland. Dann wird auh diese Furht von selber reifen und zu ihrer Stunde vom Stamme fallen.“
VON ANITA H U N T £ FL
Copyright by Hamann-Meyerpress
durh Verlag v. Graberg & Görg, Wiesbaden
(30. Fortsetzung)
„Der Tuwan Marstrand kommt nicht“, sagte die Babu mit ihrer monotonen Stimme noch einmal hartnäckig. Aber Madeleine hörte sie nicht. Sie lief die breiten Stufen, die von der Terrasse zum Garten hinabführten, leichtfüßig hinunter. Die hohen Korksohlen der goldenen Pantöffelchen klapperten, der Wind griff in die Falten des roten Chiffonkleides und ließ es wie eine Flamme wehen. Die Babu schaute ihrer Herrin nach. Plötzlich sank sie in sich zusammen, wie ein buntes Kleiderbündel. Sie stöhnte, sie wußte, daß sich irgendetwas Furchtbares vorbereitete.
In der Ferne leuchtete der Himmel blutrot. Vielleicht sandten die vielen kleinen Vulkane rings auf Java ihre feurigen Lavaströme über die Ränder der Krater, sicherlich leckten diese Feuerströme an den Pflanzen des Dschungel und ließen alles zu einer Brandfackel werden. Die Babu wußte es nicht, sie wußte nur, daß es die Nacht der Dämonen war und daß Madeleine, ihre kleine Prinzessin, fort war. —
Madeleine ging den schmalen Weg durch den dichten Dschungel. Es war fast finster, denn die Bäume standen hier so dicht, daß die Strahlen' des Mondes nicht durch die Blätterkronen dringen konnten. Eine seltsame Unruhe war in den Gipfeln der Bäume zu verspüren. Scharen von Affen, die sonst zu dieser Zeit schon zur Ruhe gegangen waren, jagten in kopfloser Flucht davon. Aber sie kreischten nicht, wie sie es sonst zu tun pflegten. AHes ging seltsam lautlos vor sich, und deshalb war es so unheimlich. Geckos — die javanischen Eidechsen, huschten in ihrem seltsamen Zickzack über den Weg. Einmal blieb Madeleine ruckartig stehen, weil eine
über Verträge ...
Ollenhauer protestierte nach der Rede seines Fraktionskollegen Karl Schmid scharf gegen die wiederholten Unterbrechungen dieser Rede durch Angehörige der Koali- tionsparteien. Die SPD-Fraktion habe sich bei den Ausführungen des Bundeskanzlers und auch bei denen des ersten Sprechers der Koalition jeglicher Kundgebungen enthalten.
Dr. Schäfer (FDP/DVP) erklärte, es gebe keinen anderen Weg, als den der Verträge. Darum sei auch keine Auseinandersetzung über diese oder jene Möglichkeit der deutschen Politik denkbar. Seine Partei sehe in diesen Verträgen einen weiteren Schritt der Außenpolitik, zu der sie sich bei Eintritt in die Bundesregierung 1949 bekannt habe.
Leidenschaftlich rief Dr. v. Meerkatz (Deutsche Partei), es gehe um das Überleben des deutschen Volkes, um die Gewinnung der letzten Chance. Dafür brauche man auch Bundesgenossen. Zur Frage der deutschen Handlungsfreiheit meinte v. Meerkatz, Gleichberechtigung sei keine juristische Angelegenheit, sondern „die nimmt man sich“. Sehr nachdrücklich setzte sich v. Meerkatz für eine Korrektur der bisherigen Regelung der sogenannten Kriegsverbrecherfrage ein. Er betonte, daß seine Partei, wie auch die übrigen Koali
tionspartner, durchaus Bedenken gegen einzelne Bestimmungen der Verträge hätten, aber daß diese Einwände vor den großen Zielen und Zusammenhängen des ganzen Vertragswerkes zurücktreten müßten.
Bundesfinanzminister Schäffer lßgtfl'uem Hause Rechenschaft über seine Verhandlungen über den finanziellen Verteidigungsbei- trag ab. Er nannte den Vertrag über die Verteidigungskosten materiell vertretbar. „Wir wissen, daß wir Opfer tragen müssen, und wir glauben, einen Vertrag gemacht zu haben, für den wir keinen Vorwurf verdienen, weder im Inland noch im Ausland.“ Die Vorwürfe, die Deutschen zahlten diesen Beitrag „im Vorbeigehen“, seien unberechtigt. Nach seiner Überzeugung seien die Lasten, die das deutsche Volk für Verteidigungszwecke leiste, mindestens genau so schwer wenn nicht in Anbetracht der höheren sozialen Aufwendungen schwerer und fühlbarer als in jedem anderen Land.
Schäffer warnte davor, zu glauben, durch die Verweigerung der Ratifizierung die Verteidigungskosten einsparen zu können. Er erklärte, wenn die Verträge nicht zustande kämen. würde Deutschland den alten Zustand der Besatzungskosten in voller Höhe und vollem Gewicht wieder auf sich nehmen müssen, ohne einen Einfluß auf die Höhe der Kosten zu haben.
Betriebsverfassungsgesetz
Wenig Aussicht auf Vereinbarung mit DGB
BONN. Der Entwurf des Betriebsverfassungsgesetzes soll dem Bundestag in der nächsten Woche zur zweiten und dritten Lesung vorgelegt werden. Der Ältestenrat will den Gesetzentwurf auf Antrag der Koalitionsparteien als zusätzlichen Beratungspunkt auf die Tagesordnung setzen.
Dr. Schröder, der zweite Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold, telefonisch über den Abbruch der Verhandlungen zwischen der Regierungskoalition und dem DGB unterrichtet hatte, erklärte vor Pressevertretern, daß kaum noch Aussicht bestehe, mit den Gewerkschaften zu einer Vereinbarung zu kommen. 1
Bundeskanzler Adenauer hat sich ge
stern auf Vorschlag des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold, bereiterklärt, zu einer erneuten Besprechung über das Betriebsverfassungsgesetz mit Vertretern des DGB zusammenzukommen.
DGB-Sitzung vorverlegt
DÜSSELDORF. Die ursprünglich auf den 17. und 18. Juli festgesetzten Sitzungen des DGB- Bundesvorstandes und DGB-Bundesausschus- ses sind auf den 11. und 12. Juli vorverlegt worden.
Der geschäftsführende DGB-Bundesvorstand faßte diesen Beschluß, weil durch die Fertigstellung des Betriebsverfassungsgesetzentwurfs in den Bundestagsausschüssen für den DGB eine neue Situation entstanden sei und die Gefahr bestehe, daß in größter Eile vollendete Tatsachen geschaffen werden sollen.
Kleine Weltdironik
Adenauer erhielt Antwort der Westmächte an die Sowjets. Bonn. — Die alliierten Hohen Kommissare haben Bundeskanzelr Dr. Adenauer den endgültigen Text der Antwortnote der Westmächte an die Sowjets übermittelt.
Neumayer soll Wohnungsbauminister werden, Bonn. — Die FDP-Bundestagsfraktion hat beschlossen, den Abgeordneten Dr. Fritz Neumayer als Bundesminister für den Wohnungsbau vorzuschlagen.
Bonner Bundesbauten kosten 170 Millionen DM. Bonn. — Die Verwaltungs- und Wohnungsbauten des Bundes in Bonn werden einschließlich der noch geplanten Vorhaben 170 Millionen DM kosten.
Bundestag stimmt dem Vorschlag des Vermittlungsausschusses zu. Bonn. — Mit 196:151 Stimmen billigte der Bundestag vor Beginn der Vertragsdebatte den Vorschlag des Vermittlungsausschusses über die Inanspruchnahme von 37 Prozent der Einkommens- und Körperschaftssteuer der Länder durch den Bund. Der Vorschlag muß nun noch vom Bundesrat gebilligt werden.
McCloy nimmt Abschied von Berlin. Bonn. — Der amerikanische Hohe Kommissar McCloy wird morgen nach Berlin fahren, um der Stadt seinen Abschiedsbesuch zu machen.
>,Der Spiegel“ im Bundesgebiet beschlagnahmt. Bonn. — Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ wurde in der Nacht zum Mittwoch auf Verfügung der Bonner Staatsanwaltschaft im ganzen Bundesgebiet beschlagnahmt.
Begnadigungen zum französischen Nationalfeiertag. Bonn. — Der französische Hohe Kom
missar, Frangois-Poncet, wird zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli eine größere Anzahl verurteilter Deutscher begnadigen.
SED-Parteikonferenz eröffnet. Berlin. — In der Werner-Seelenbinder-Halle im Berliner Ostsektor wurde gestern die zweite Parteikonferenz der SED eröffnet. _
Skandinavische Länder ohne Visumzwang. Kopenhagen. — Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland haben in einem" Abkommen den gegenseitigen Visumzwang abgeschafft.
„United States“ in Southampton. London. — Unter dem Sirenengeheul von Hunderten von Schiffen lief das neue amerikanische Rekordschiff „United States“ am Dienstagabend in Southampton mit 2000 Passagieren an Bord ein.
Deutscher Botschafter in Australien. Canberra. — Der erste Botschafter der Bundesrepublik in Australien, Dr. Walter Heß, hat gestern dem Generalgouverneur von Australien sein Beglaubigungsschreiben überreicht.
Ridgway jetzt Oberbefehlshaber aller US- Streitkräfte in Nato-Ländern. Washington. — Präsident Truman unterstellte nahezu sämtliche amerikanischen Streitkräfte in europäischen Nato-Gebieten direkt dem Nato-Oberbefehlshaber General Ridgway.
USA-Hilfe für Dänemark läuft weiter. Washington. — Vertreter von elf amerikanischen Regierungsbehörden haben dem Amt für gemeinsame Sicherheit empfohlen, Dänemark weiterhin militärische und wirtschaftliche Hilfe zu gewähren, obwohl es entgegen den Bestimmungen des Embargogesetzes der Sowjetunion einen Tanker geliefert hat.
große Schlange dicht vor ihren Füßen vorüberkroch und im Dickicht verschwand. Ma- deleine fürchtete sich nicht vor Schlangen, sie war auf Java auf gewachsen, sie wußte, wie man Schlangen behandeln mußte, und daß sie nur dummen unkundigen Menschen gefährlich werden konnten.
Der Weg führte nun zu einer kleinen Schlucht hinunter. Hier wollte Madeleine auf Bertil warten, hier wollte sie ihm ganz plötzlich entgegentreten, wenn er kam. Sie würde auf einmal vor ihm stehen, ihm die Arme um den Hals werfen, ihn küssen. Dieser blonde Schwede machte sie toll. Sie liebte dieses helle Haar, die strahlenden blauen Augen, die jetzt nach der Krankheit, da das Gesicht schmaler geworden war, noch größer erschienen. Sie liebte seine breiten Schultern und die schmalen Hüften, sie liebte seine seltsam hochmütige, nordische Art.
Madeleine setzte sich auf einen der großen Steine auf der Lichtung. Nun mußte Bertil jeden Moment kommen. Sie blickte den Weg entlang. Auf einmal sprang sie auf, plötzlich wurde ihr eiskalt, trotz der unerträglichen Wärme. Ihr feines Ohr hatte einen Laut gehört, es klang wie das Zischen von vielen hundert Schlangen. Und dann sah sie es herankriechen, lautlos, unheimlich. Es leckte wie die Zungen von Schlangen, dunkel, glitzernd: Wasser!
Aus dem Boden schien das Wasser zu wachsen, von allen Seiten kam es! Sie wußte sofort, was es bedeutete: der Kilakauli-See war zum Leben erwacht! Er wurde größer und größer, jetzt flutete er schon über den Weg, den Bertil Marstrand kommen sollte. Sie mußte ihn warnen, er durfte nicht diesen Weg kommen, es war gefährlich! Die Fluten stiegen mit unheimlicher Hast — und Bertil kannte den Weg zu ihrem Bungalow nicht genau!
Sie überlegte einen Moment. Wenn sie einen Querpfad einschlug, dann konnte sie Bertil vielleicht noch abfangen, ehe er in die Gefahrenzone kam. Dieser Weg lag etwas höher.
Sie lief, so schnell sie konnte, aber die Wasser schienen sie zu verfolgen. Sie hörte Bäume stürzen, der Kilakauli-See wuchs.
Sie kletterte auf einen hohen Lavablock. Von hier aus konnte sie eine weite Strecke übersehen — und ihr Herz stockte vor Schreck. Ein Meer breitete sich aus — das war kein See mehr, das war ein Ozean.
Als sie sich umblickte, sah sie, daß das Wasser sie eingeholt hatte, der Rückweg war ihr abgeschnitten.
„Bertil! Bertil!“ Gellend kam der Hilferaf über ihre Lippen.
Sie hörte eine Stimme antworten — unendlich fern, schien es ihr. Die dunklen Wasser stiegen. Sie fühlte plötzlich, wie der Steinblock, auf dem sie stand, sich bewegte, als sei er ein Tier, etwas Lebendes. Ein furchtbarer Erdstoß erschütterte ihn, er begann zu kreisen, zu rollen. Sie klammerte sich fest, noch einmal schrie sie, ganz hoch und schrill. Aber sie hörte nur ein Brausen in der Luft und ein Brausen zu ihren Füßen.
Sie hatte die Goldpantoffeln mit den hohen Sohlen abgestreift. Mit bloßen Füßen stand sie jetzt im Wasser, sie tappte vorwärts, sie strauchelte und fiel. Noch einmal raffte sie sich auf.
„Bertil — hilf mir, Bertil!“
Aber der Sturm, der nach dem ersten Erdstoß aufgekommen war, riß ihr die Worte vom Munde und ließ sie ins Nichts zerflattern. Ein neuer Erdstoß ließ plötzlich einen kreisenden Wasserwirbel entstehen. Wie ein riesiger Trichter sah es aus. Alles taumelte in wahnwitzig schnellem Rundtanz. Der Wirbel faßte Madeleines rotes Kleid, er breitete die Falten des Rockes aus, wie die Blätter einer exotischen Blume. Das lange schwarze Haar peitschte um Madeleines totenblasses Gesicht. Der rote Mund war wie zum Schrei geöffnet aber die Augen hatte sie geschlossen. —
So sah sie Bertil Marstrand, der sich in diesem Augenblick durch die Wasser zu ihr durchgekämpft hatte. Noch einmal sah er sie so, unendlich schön und fremd, eine wilde Blume der Tropen — dann zog der unerbittliche Wirbel sie zu sich herab.
Besra Sikra — die Nacht der Dämonen, sie nahmen Madeleine de Vries zu sich, um sie nie wieder herzugeben!
WIRTSCHAFT
Größter EZU-Uebersdiuß
Über 75 Millionen Dollar im Juni
PARIS. Mit 75,5 Mill. Dollar erzielte die Bundesrepublik im Juni den größten EZU-Uberschuß aller Mitgliedstaateü. Dieser Uberschuß wird zur Hälfte in Gold oder Dollar ausbezahlt. Damit hat die Bundesrepublik bisher insgesamt 105 Millionen Dollar in Gold bzw. Dollar ausbezahlt er*.' halten. Die andere Hälfte des Juniüberschusses wird der Europäischen Zahlungsunion als Kredit gewährt. Das deutsche Habenkonto aus solchen Kreditgewährungen beträgt jetzt rund 205 Millionen Dollar
USA-Auslandshilfe 1952/53
113 Millionen Dollar für die Bundesrepublik
WASHINGTON. Mit 4410 Millionen Dollar wird Westeuropa im Rechnungsjahr 1952/53 den größten Anteil an der Auslandshilfe der USA, die insgesamt 6001,9 Mill. Dollar beträgt, erhalten, gab das Amt für gemeinsame Sicherheit bekannt. Die wesentlichsten Beträge entfallen auf Großbritannien, Frankreich, die Bundesrepublik und Griechenland. Von einer militärischen Hilfe ln Höhe von 3128 Mill. Dollar und einer Wirtschaftshilfe in Höhe von 1282 Mill. Dollar erhalten Großbritannien insgesamt 416, Frankreich 296 und die Bundesrepublik 113 Millionen Dollar. Die Aufteilung der militärischen Hilfe nach Ländern wurde aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht.
Lebenshaltungskosten im Juni
Leichte Erhöhung in Württemberg-Hohenzollern
TÜBINGEN. Die Preisindexziffern der Lebenshaltungskosten haben sich im Monat Juni gegenüber dem Vormonat geringfügig erhöht, und zwar unter Einbeziehung der Preise für Obst und Gemüse um 0,2 Prozent, ohne deren Einbeziehung um 0,1 Prozent. Die geringfügige Erhöhung der Lebenshaltungskosten ist somit hauptsächlich auf die Verteuerung einiger Ernährungsgüter zurückzuführen. So stiegen im Mai und Juni die Preise für alte Kartoffeln um 4,4 Prozent und die Preise für Eier um 4,5 Prozent. Insgesamt erhöhte sich die Indexziffer in der Gruppe Ernährung um 0,6 Prozent unter Einbeziehung von Obst und Gemüse, und um 0,4 Prozent ohne deren Einbeziehung.
In der Gruppe Hausrat setzten sich dagegen Verbilligungen durch. Sie umfaßten nahezu alle Warengattungen und betrugen in der ganzen Gruppe 0,9 Prozent. Auch auf dem Gebiete der Bekleidung setzte sich die rückläufige Bewegung der Preise fort. Gegenüber Mai 1952 'sank die Indexziffer um 0,7 Prozent. Seit Januar 1952 ist sie damit um 8,6 Prozent gesunken.
Börsen: IG-Farben weiter im Vordergrund
STUTTGART. Am Dienstag standen an den Börsen in der Bundesrepublik weiterhin IG-Farben, deren effektive Werte sich gut behaupten konnten, im Vordergrund des Geschäftes. Girowerte blieben gesucht und konnten sich durchschnittlich um zwei Prozent befestigen; Stuttgarter Kurs 105 bis 109. Im übrigen verkehrten die Börsen in freundlicher Grundhaltung; das Geschäft blieb jedoch mäßig. Montanwerte verkehrten zu gut gehaltenen Kursen. Industriepapiere wiesen im allgemeinen nur unbedeutende Veränderungen auf, die nur bei verschiedenen Einzelwerten über 1,5 Prozent hinausgingen. In Stuttgart büßten Mix & Genest 7 Prozent ein.
Zur Information
Für eine völlige Liberalisierung der Häute- und Ledereinfuhren setzte sich Direktor Hammelbacher vom Vorstand der Salamander-ACJ in Kornwestheim ein. Nur dann sei es möglich, di* Schuhpreise entsprechend den Häutenotierungen am Weltmarkt niedrig zu halten und gegebenenfalls zu senken.
Die Freigabe der Holzpreise hat nach einem Bericht des Arbeitsamtes Sigmaringen gerad* das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung zur Folg* igehabt. Die Preise für Rundholz seien nicht gefallen, sondern weit über den bisherigen Richtsatz hinaus angestiegen. Ein Teil der Sägewerke hab* sich deshalb nicht genügend mit Rundholz eindek- ken können.
Auf die günstige Entwicklung der Spartätigkeit in Südbaden wies der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes in Südbaden, Raule, hin. Das Bilanzvolumen sei im letzten Jahr von 277,8 auf 839,6 Millionen DM gestiegen! die Giroeinlagen hätten um 28,1 Mill. DM, dl* Spareinlagen um 14,1 Mill. DM zugenommen.
Die Einfuhren aus osteuropäischen Ländern sind im Juni ungewöhnlich stark zu- rückgegangen und halten mengenmäßig erstmalz dem Export die Waage.
Vergebens kämpfte Bertil Marstrand, ihr zu Hilfe zu kommen. Seine Kräfte waren zu schwach, sein Herz pochte wie rasend, Schmerz und Schreck lähmten ihn.
„Madeleine — arme Madeleine!“
Er konnte nicht klar denken, er wußte nur, daß alles vorbei war. Er war todmüde, völlig erschöpft. Aber er watete weiter durch das Wasser. Er mußte aus dieser Hölle herauskommen. Nur sein Instinkt leitete ihn. Er kletterte einen Hügel hinauf, getrieben von dem Gefühl: höher hinauf, immer höher, his die Wasser dich nicht mehr erreichen können.
Zum Schluß kroch er auf Händen und Füßen. Vor seinem fiebernden Bltek mischte sich das Bild Madeleines und Mays. Wenn er der einen nicht helfen konnte, dann wollte er wenigstens für die andere da sein. Er wollte May aus diesem Lande fortbringen, heim, nach Stockholm, wo es keine Tropen, kein Erdbeben, keinen unheimlichen See gab.
Er schleppte sich höher hinauf, immer höher. Seine Hände wurden blutig, sein Anzug hing in Fetzen herab. Endlich hatte er den Gipfel erreicht. Mühsam richtete er sich auf und sah sich um. Vor seinen Blicken breitete’ sich ein Bild, das er nie mehr vergessen würde:
Wasser und Feuer, Rauch und Qualm! In breiten Strömen rann die glühende Lava aus den Kratern der vielen Vulkane, wie tausend Fackeln brannte der Urwald.
Der Mensch wurde klein, ein Nichts in dieser Nacht der Dämonen! Das Weltall schien zu schwanken. Bertil fühlte sich von einer Riesenhand geschüttelt. Hart schlug er mit der Stirn auf den Lavaboden des Berges auf. Es wurde dunkel vor seinen Augen, er hatte das Gefühl, in einem riesigen Trichter zu verschwinden — wie Mad-fleine. —
Xi.
Der erste Erdstoß hatte May ganz unvermutet die Freiheit gebracht. Der riesig« Kristallspiegel im Badezimmer hatte sich, wie von Geisterhand bewegt, ganz plötzlich verschoben. Ein breiter Riß war in der Wand entstanden — breit genug, um einen Menschen hindurchzulassen. (Forts, folgt)