Mit den Augen Adenauers und Schmids
Die Grundsatzreden der ersten Lesung
Der Kanzler will zuerst das Bündnis und dann verbandet — die SPD möchte umgekehrt verjähren
BONN. Im dichtbesetzten Sitzungssaal des Bundeshauses rief Bundeskanzler Dr. Adenauer den Bundestagsabgeordneten gestern zu, daß Ihr „Ja“ oder „Nein“ zum Deutschlandvertrag und zum Vertrag über die europäische Verteidigungsgemeinschaft entscheidend sein werde für das Schicksal Deutschlands und Europas. Dr. Adenauer leitete mit seiner Regierungserklärung die zweitägige Bundestagsdebatte über die neuen deutschalliierten Vertragswerke ein.
Der Bundeskanzler wies das Parlament besonders auf die mit den Vertragswerken in Verbindung stehenden anderen Abkommen hin, vor allem auf den Bündnisvertrag mit Großbritannien, die Vereinbarung mit der Nato und die Sicherheitserklärung der USA. Der Bundestag habe eine Entscheidung von wahrhaft geschichtlicher Bedeutung zu treffen.
Der Kanzler erklärte, daß er nicht auf die Auffassung des Bundesrates, zu der Frage, ob die Gesetze zustimmungsbedürftig sind oder nicht, eingehen werde, auch nicht auf die Frage, ob das Zustimmungsgesetz zum EVG- Vertrag verfassungsändernd sei und damit
Die Fragestellung laute, ob die Abmachungen es gestatten, diese Ziele zu erreichen, oder ob es einen anderen, besseren Weg gebe. Wenn es einen solchen Weg nicht gebe, „dann muß man den Mut haben, diese Entscheidungen zu treffen und ja zu ihnen zu sagen“.
Der Kanzler wies dann auf den Zusammenhang zwischen Deutschlandvertrag und EVG-Vertrag hin. Den Westalliierten könne nicht zugemutet werden, auf ihre durch die bedingungslose Kapitulation Deutschlands erworbenen Rechtspositionen zu verzichten, solange Deutschland nicht in den Westen eingegliedert ist. Keine europäische Verteidigungsgemeinschaft sei mit einem Staat möglich, der unter Besatzungsstatut stehe. Adenauer erwähnte, daß überlegt werden müsse, welche Bestimmungen des Deutschlandvertrages bereits in Kraft gesetzt werden sollten, wenn Deutschland und Frankreich ratifiziert haben.
Der Bundeskanzler ging anschließend auf die Bestimmungen des Deutschlandvertrages ein. Er wies darauf hin, daß die Eingliederung der Bundesrepublik auf der Grundlage der Gleichberechtigung in die westliche Gemein-
Sdimld: Nein,
Professor Karl Schmid forderte im Namen der SPD die Ablehnung des Vertragswerkes. Es verlange Leistungen von Deutschland, die man freien Völkern nie zumuten würde. Auf- der anderen Seite erhalte Deutschland weder Souveränität noch Gleichberechtigung, noch werde das Besatzungsstatut abgeschafft. Der EVG-Vertrag entziehe das deutsche militärische und einen Teil des finanziellen Potentials der deutschen parlamentarischen Kontrolle. Durch den Generalvertrag verpflichte man sich, die Rolle eines besetzten Landes zu akzeptieren und lasse sich das Recht auf eine eigene aktive, auf die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands gerichtete Politik blok- kieren.
Die Lösung der deutschen Frage
Vornehmstes Nahziel der deutschen Politik müsse sein, auf eine Viermächtekonferenz hinzuwirken, „auf der der Westen und der Osten klipp und klar zum Ausdruck bringen sollen, wie man sich dort, wo man noch Geschichte machen kann, die Lösung der deutschen Frage vorstellt und welcher Preis von der einen und welcher von der anderen Seite für das Einverständnis verlangt wird“. Das setze voraus, daß man heute keine vollendeten Tatsachen schaffe, die den Russen jedes Interesse an Verhandlungen nehmen; „denn die Einheit Deutschlands können wir nur bekommen, wenn sich die vier Besatzungsmächte über gesamtdeutsche Wahlen einigen.“ Wenn bei den Verhandlungen herauskommen sollte, daß die Russen die Einheit 'Deutschlands nur wollen, wenn Deutschland eine russische Provinz wird, dann sei eine neue Lage geschaffen. Sollte es dann nötig sein, mit den westlichen Mächten Verträge zu schließen, dann müsse man erneut verhandeln und dabei von der Vorstellung eines Europas ausgehen, in dem alle „nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der lebendigen Wirklichkeit“ gleiche Rechte und Pflichten haben.
Gründe der Ablehnung
Die Opposition der SPD gegen die Verträge begründet Schmid mit den Worten; „Wenn einer, der sieht, daß die Weichen falsch gestellt sind und der Zug einem Unheil entgegenfährt, die Notleine zieht, dann, treibt er keine Obstruktion, sondern er tut seine Pflicht.“ Amerika werde auch nach Ablehnung der Verträge Deutschland nicht aufgeben, und das Besatzungsstatut könne in einem solchen Pall über den Inhalt des Generalvertrages hinaus kaum noch realisiert werden. Neue Verhandlungen würden auch deshalb zu einem erträglicheren Ergebnis führen, weil das Jahr 1952 einen anderen Ausgangspunkt biete als 1950 und 1951.
Seine Vorschläge seien kein Patentrezept. Sie würden aber eine Chance für Lösungen geben, „die wir alle annehmen können und die uns die Einheit unseres Vaterlandes brin-
nur mit zwei Drittel Mehrheit angenommen werden könne. Damit beschäftige sich noch das Bundesverfassungsgericht.
Jetzt komme es darauf an, dem deutschen Volk und der Weltöffentlichkeit eine klare Stellungnahme zu zeigen. „Das deutsche Volk soll selbst sehen, um was es geht.“ Die Tatsachen sollten nicht durch juristische Darlegungen verschleiert werden. Das Volk solle sich selbst ein Urteil bilden können. Das Urteil werde bei den Bundestagswahlen im kommenden Jahr zum Ausdruck kommen. Er selbst sehe diesem Urteil mit Zuversicht entgegen, „weil ich weiß, daß das deutsche Volk den Weg bejaht, den wir gehen“.
Es geht bei der Entscheidung über die Verträge darum, ob sich die Bundesrepublik an den Westen anschließen wolle oder nicht und ob sie sich den Schutz der Atlantikpaktorganisation sichern wolle oder nicht. Es gehe darum, ob die Bundesrepublik den Zusammenschluß Europas wolle oder nicht, ob sie die Wiedervereinigung Deutschlands in einem freien Europa wolle oder ob sie die Teilung, Deutschlands hinnehmen wolle.
Schaft in der Präambel als gemeinsames Ziel der Vertragspartner genannt wird. Ebenso seien nach der Präambel die Wiedervereinigung und ein frei vereinbarter Friedensvertrag ein gemeinsames, grundlegendes Ziel der Vertragspartner. Zur Souveränitätsfrage sagte der Kanzler, im Zweifelsfalle spreche die Vermutung dafür, daß die Bundesrepublik durch den Vertrag souverän wird. Die Vorbehalte der Alliierten lägen auch im Interesse der Bundesrepublik.
Der Sowjetunion dürfe nicht die Möglichkeit gegeben werden, unter dem Vorwand, daß sich die drei Westmächte von allen ihren Verpflichtungen gelöst hätten, ihre Politik gegenüber der Sowjetzone zu begründen. Man gehe davon aus, daß eine Wiedervereinigung im Wege der Verhandlungen auch mit der Sowjetunion möglich ist. Dabei müsse Deutschland gleichberechtigter Verhandlungspartner sein.
Gesamtdeutschland kann frei entscheiden
Adenauer hob hervor, daß ein wiedervereinigtes Deutschland nach den Bestimmungen des Deutschlandvertrages die volle Freiheit
gen können, die jedem Europäer die wichtigste Etappe auf dem Weg nach Europa sein sollte“.
Karl Schmid warnte davor, die Saarfrage bei wichtigen Entscheidungen auszuklammern. Er fragte die Regierung, ob die USA und Großbritannien weiter zu der Zusicherung stehen, die sie 1948 Frankreich gegeben hatten und nach der sie die französischen Saarpläne auf einer Friedenskonferenz unterstützen wollten. „Frankreich kann das Recht an der Saar hersteilen, wenn es das Recht und die Einheit Deutschlands haben will“ (Beifall links).
Professor Schmid betonte, daß die jetzige Bundesrepublik nur ein Provisorium sein könne. „Ein Provisorium kann nur Provisorien schaffen und sich nicht anmaßen, Endgültiges aufzurichten, das den Status Gesamtdeutschlands präjudizieren könnte.“ Aus der Erkenntnis, daß die Bundesrepublik kein Selbstzweck sei, hätte sich die Hauptforderung ihrer Außenpolitik, nämlich die Voraussetzungen für die Wiederherstellung der deutschen Einheit zu schaffen, ergeben müssen.
Keine „Außenpolitik des Revisionismus“
Eine „Außenpolitik des Revisionismsus“ sei gefährlich. Es dürfe für die Dauer als eigene vertragliche Verpflichtung nicht das übernommen werden, was einmal auf Grund des Besatzungsrechtes einseitig auferlegt worden sei. Schmid kritisierte dann erneut das Pe.ters- berg-Abkommen, den Eintritt der Bundesrepublik gleichzeitig mit der Saar in den Europarat und den Schumanplan.
Der EVG-Vertrag enthalte die Verpflichtung, „die Bundesrepublik in ein politisches und militärisches System unlöslich einzubringen, das die russische Besatzungsmacht, ohne deren Zustimmung wir die Voraussetzungen
Die Koalition behaupte, daß durch die Verträge Sicherheit und die Möglichkeit geschaffen werde, die Freiheit in Deutschland zu verteidigen. Die Opposition glaube, daß ohne eine konkrete Verpflichtung der Westmächte zu ganz bestimmten militärischen Leistungen die Verträge nur „die Illusion der Sicherheit“ bringen werden und darüber hinaus durch die notwendig werdenden Leistungen die Gefahr entstehe, daß der kalte Krieg verloren wird. Die Koalition wolle den Westen auch militärisch stark machen, um dann eine offensive' Deutschlandpolitik gegen die Russen zu betreiben. Die Opposition sei der Meinung, daß die dazu benötigte Macht durch die Verträge niemals geschaffen wird. Solange niemand militärische Machtmittel einsetzen wolle, sei es eine Illusion zu glauben, daß bei den Russen die Kapitulation vor dem Kriege komme.
haben wird, zu entscheiden, was es tun und lassen will. Er wies auf die ausdrücklich im Vertrag vorgesehene Revisionsmöglichkeit für den Fall der Wiedervereinigung Deutschlands hin. Nachdrücklich verwahrte er sich gegen alle Behauptungen, daß das Vertragswerk die Wiedervereinigung Deutschlands .behindere oder gefährde.
Der Truppenvertrag ist nach den Worten des Kanzlers im ganzen den Verträgen nachgebildet, die für jeden der Nato-Staaten gel-
Den EVG-Vertrag nannte Adenauer den wichtigeren Teil der zusammenhängenden beiden Vertragswerke. „Der Vertrag über die europäische Verteidigungsgemeinschaft ist in erster Linie dazu bestimmt, in den nächsten 50 Jahren jeden Krieg unter europäischen Völkern unmöglich zu machen.“ Der Bundestag müsse den EVG-Vertrag ganz besonders unter diesem Blickwinkel bewerten. „Er wird bisher vielleicht zu sehr nur unter dem Gesichtspunkt der Abwehr eines etwaigen russischen Angriffs auf Europa gesehen.“
Der Vertrag werde die allergrößten Konsequenzen für die Schaffung Europas nach sich ziehen. Er werde automatisch die Außen- und die Wirtschaftspolitik der Teilnehmerstaaten einander angleichen, „und damit wird er sehr bald zu einer europäischen Föderation oder Konföderation führen“. Der EVG-Vertrag sei ein Akt, der in der langen kriegerischen Geschichte Europas einzig dastehe.
Hinauszögern ist Ablehnung
Dem Bundestag stellte Adenauer eine dreifache Alternative: 1. Annahme der Verträge und Anschluß an den Westen. 2. Ablehnung der Verträge und Anschluß an den Osten oder Neutralisierung Deutschlands. 3. Hinauszögern einer Entscheidung, um neue Verhandlungen durchzusetzen. Unter dem Beifall der Regierungskoalition rief der Kanzler: „Jede sachlich unbegründete Verzögerung der Verträge aber ist nichts anderes als eine in eine andere Form gekleidete Ablehnung, und sie wird von unseren Partnern auch so empfunden werden.“
Adenauer forderte den Bundestag auf, in nüchterner Klarheit die Folgen einer Ablehnung des Vertragswerks zu übersehen und zugleich mit voller Verantwortung zu prüfen, ob die Annahme der Verträge Deutschland nicht auf dem seit 1945 beschrittenen Wege
für die Schaffung der Einheit Deutschlands nicht leisten können, ob mit Recht oder Unrecht, als gegen sich gerichtet betrachtet“.
Wenn zu echter Partnerschaft wechselseitiges Vertrauen gehöre, warum verbiete man dann den Deutschen den Beitritt zur Nato, in der die Entscheidungen fallen werden? Es sei Tatsache, sagte Schmid, daß die bis 1949 von den Westalliierten abgeschlossenen und gegen Deutschland gerichteten Bündnisse weiterhin bestehen bleiben. „Man wird uns verteidigen, wenn man dies in seinem eigenen Interesse tun muß.“
„Leistungen zu unseren Lasten“
„In all diesen Verträgen- gehen die echten Leistungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zu unseren Lasten“, sagte Schmid. Die Vertragspartner verzichteten lediglich auf Befugnisse, die sie sich kraft ihres Sieges angeeignet hätten. Auch er sei der Meinung, daß Souveränität ein veralteter Begriff sei. Man könne diesen Begriff aber nicht überwinden, indem man seine eigene Souveränität den Souveränitätsansprüchen anderer opfere.
Die gesamtdeutsche Klausel bedeute in ihren gegenwärtigen Formulierungen, daß die Vertragspartner mit der Aufhebung der Spaltung Deutschlands nur einverstanden sein werden, wenn Gesamtdeutschland alle Pflichten aus dem Generalvertrag und dem EVG- Vertrag übernehme. Rußland werde aber seinen Teil an Deutschland nicht aufgeben, wenn dieser auf Grund einer vertraglichen Verpflichtung dem Westblock zugeschlagen werden soll. „Glaubt man wirklich, die Russen mit dem EVG-Vertrag und Generalvertrag zu einer politischen Kapitulation zwingen zu können?“ Wenn man die Zustimmung der Russen wolle, müsse man ihnen eine Chance lassen.
Besonders scharf wandte sich Schmid gegen die „Alternative Satellit des Ostens oder Vasall des Westens“. Es gebe die dritte Möglichkeit, dem Westen in Formen verbunden zu sein, die der Osten nicht als bedrohlich zu empfinden brauche. (Unruhe, Gelächter rechts, Beifall links).
Die Opposition glaube im Gegensatz zur Koalition nicht, daß man auf dem Weg über die Verträge zu den Vereinigten Staaten von Europa komme. Ein entstehendes Kleineuropa werde die bestehenden Probleme nicht lösen, sondern verschärfen. Endlich, so sagte Schmid, glaube die SPD nicht, daß die Verträge automatisch zur Einheit Deutschlands führen. Alle künftigen Bemühungen müßten darauf konzentriert werden, die Chancen für eine Viermächtekonferenz zu verstärken, in der ein echter Einigungsversuch gemacht werden müsse.
ten. Zum Überleitungsvertrag äußerte der Kanzler, daß das Problem des Auslandsvermögens keineswegs erst durch den Deutschlandvertrag aufgeworfen worden sei. Das Auslandsvermögen ist leider — wie 1918 — bereits beschlagnahmt und wird zur Tilgung der deutschen Schulden verwendet. Der Deutschlandvertrag gebe der Bundesrepublik aber die Möglichkeit, mit den neutralen Staaten über die Freigabe des deutschen Auslandsvermögens zu verhandeln.
ein entscheidendes Stück vorwärts bringe. „Die deutsche Geschichte steht an einer Wende und es ist nötig, daß man sich klar macht, welchen Weg wir zurückgelegt haben, damit man in die Lage versetzt wird, zu 1 übersehen, ob der Weg, den wir eingeschlagen haben, richtig ist und ob es auch richtig ist, diesen Weg fortzusetzen.“
Defensiver Charakter der Bündnisse
Er unterstrich den defensiven Charakter der westlichen Verteidigungsfront. Alle Pakte und Bündnisse seien erst geschlossen worden, nachdem die Sowjetunion die Krise heraufbeschworen habe. Es gäbe keinen Fall, in dem der Westen von sich aus einen Angriff vorgenommen habe.
Unter dem Beifall der Regierungsparteien wies Dr. Adenauer dann darauf hin, daß die Bundesrepublik durch die Verträge nicht mehr Objekt, sondern Subjekt im diplomatischen und strategischen Kräftespiel werde. Deutschland dürfe nicht Niemandsland zwischen den Mächten sein. „Ich bin der Auffassung, daß es dringend war, aus dem Zustand der Schwebe herauszukommen.“ (Beifall bei den Regierungsparteien, Zwischenrufe der Kommunisten.) Auch Deutschland müsse seine Kräfte mit einsetzen, um die Spannungen auf friedlichem Wege zu lösen. Wenn Deutschland nur Objekt bleibe, dann bestünden diese Möglichkeiten nicht
Deutsches Nein ein Erfolg für Moskau
Eine Nichtbilligung der Bundesrepublik und ein Nichtabschluß der Verträge bedeuten nach Ansicht des Kanzlers einen diplomatischen Erfolg der Sowjetunion. Die Auffassung von der Möglichkeit neuer Verhandlungen auf der gleichen Basis mit den Westmächten sei irrig. Die Folge einer Ablehnung sei vielmehr, daß die Westmächte ihre Politik überprüfen müßten. Das Besatzungsstatut würde dann bestehen. bleiben und in verschärfter Form angewandt werden. „Aber was noch wichtiger ist“, fuhr Adenauer fort, die Hoffnungen der deutschen Bevölkerung der Sowjetzone auf Wiedervereinigung würden durch eine Ablehnung der Verträge zerstört werden. „Es wäre in einem solchen Fall unmöglich, die Wiedervereinigung Deutschlands voranzutreiben.“
Für die Wiedervereinigung sei zwar die Zustimmung aller vier Besatzungsmächte notwendig, „Ich bin aber der Auffassung, daß wir uns durch die Verträge die Hilfe von drei Mächten bereits sichern“ (Beifall bei den Regierungsparteien, Zwischenrufe bei den Kommunisten). Nur mit Hilfe der drei Mächte sei es möglich, die Sowjetunion an den Verhandlungstisch zu bringen. Es sei daher nicht vorstellbar, wie durch den Abschluß der Verträge die Möglichkeiten der deutschen Wiedervereinigung verschlechtert werden könnten. „Eine müssen wir jedoch mit aller Deutlichkeit erklären: Ein Gesamtdeutschland auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens ist nicht möglich“ (Beifall bei den Regierungsparteien).
Wenn davon gesprochen werde, daß die Sowjetunion nach Abschluß der Verträge zum heißen Krieg neigen könnte, so sei das Gegenteil richtig. „Ich bin der Überzeugung, daß man einen hoch gerüsteten totalitären Staat nicht dadurch von einer Aggression abhält, daß man möglichst schwach bleibt“ (Zurufe: Sehr richtig!). Mit jeder Stärkung der westlichen Verteidigungskraft wachse die Wahrscheinlichkeit, daß Sowjetrußland nicht zum heißen Krieg übergeht.
Rücksicht auf öffentliche Meinung
Dr. Adenaher betonte, daß in vielen Bestimmungen der Verträge auf die öffentliche Meinung einzelner Länder Rücksicht genommen worden sli. Es ist nicht immer möglich gewesen, den eigenen Standpunkt durchzusetzen. Man könne aber sagen, daß die früheren Siegerländer großes Entgegenkommen gezeigt haben. Besonders die Vereinigten Staaten hätten Wert darauf gelegt, daß die Bundesregierung gleichberechtigt ist.
„Ich bin grundsätzlich mit einer Viermächtekonferenz einverstanden“, fuhr Dr. Adenauer fort, es dürfe jedoch keine Verschleppungstaktik dabei angewandt werden.
Deutschland, das im Herzen Europas liegt, könne nicht allein auf sich selbst bestehen. Das habe schon Bismarck erkannt und er habe sich deshalb mit anderen Staaten verbündet. Heute sei Deutschland mehr denn je auf Bundesgenossen angewiesen, um seine Freiheit zu bewahren. „Durch die europäische Verteidigungsgemeinschaft, die Zusammenarbeit mit Großbritannien und das Sicherheitsversprechen der USA bekommt unser Land Sicherheit.“
Der Bundeskanzler appellierte abschließend an das Parlament, mit der Ratifizierung nicht zu zögern. Unter starkem Beifall der rechten Seite des Hauses schloß er: „Mit diesen Verträgen werden wir der Schaffung eines Vereinigten Europas, der Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit, dem Frieden und der Freiheit dienen.
Gibt es einen besseren Weg?
EVG garantiert europäischen Frieden
die Weichen stehen falsch .
Nur eine ..Illusion der Sicherheit“