WIRTSCHAFT

Erleidtterungen für Steuerpflichtige

Vor allem für Kleingewerbetreibende / Verbesserte Einkommenssteuer-Richtlinien

Wi. Mag es zu bedauern sein, daß die Einkom­menssteuer-Richtlinien erst jetzt erscheinen, so ist immerhin zu begrüßen, daß sie in nicht un­wichtigen Punkten den Steuerpflichtigen Er­leichterungen bringen. Natürlich haben die Richtlinien keine Gesetzeskraft. Sie sind aber bindende Anweisungen an die Finanzämter, und wenn nicht abweichende finanzgerichtliche Ent­scheidungen ergehen, werden sie gerade bei Kleingewerbetreibenden im Einzeifall nicht wenig zur Verbesserung der steuerlichen Situation bei­tragen können.

Zur Ordnungsmäßigkeit der Buch­führung wird klargestellt, daß formelle Män­gel, die das Wesen der Buchführung nicht be­rühren, vom Finanzamt regelmäßig nicht bean­standet werden sollen, wenn ihnen für das sach­liche Ergebnis keine Bedeutung zukommt. Auch Unvollständigkeiten und Unrichtigkeiten der Buchführung, die auf offensichtlichen Versehen beruhen, sollen im allgemeinen die Anerken­nung der Ordnungsmäßigkeit einer Buchführung nicht verhindern, und zwar auch dann nicht, wenn diese Unrichtigkeiten nicht geringfügig und im Rahmen des Gesamtbetriebes von er­heblicher Bedeutung sind. Ein neuerliches Urteil des Finanzgerichts Hamburg ist in diesem Zusammenhang beachtenswert. Es kommt zu dem Ergebnis, daß die an die Ordnungsmäßig­keit der Buchführung geknüpften Steuervergün­stigungen nicht versagt werden dürfen, wenn dio formellen und sachlichen Mängel einer Buchfüh­rung (auf Grund einer Selbstanzeige nach § 410 AO) nachträglich berichtigt worden sind und keine Anhaltspunkte dafür bestehen, daß in den richtig gestellten Büchern noch weitere unauf- gedeckte Fehler enthalten sind. Wurde das Er­gebnis einer Buchführung bei der Veranlagung der Gewinnermittlung zugrundegelegt, so dürfen die Steuervergünstigungen der ordnungsmäßigen Buchführung, wie z. B. die Vergünstigung für nicht entnommene Gewinne, nicht verweigert werden. Nur wenn die formellen oder sachlichen Mängel der Buchführung zur Verwerfung des Buchergebnisses, also zur Schätzung des Ge­winns gegebenenfalls unter Verwertung der Buchführungsunterlagen geführt haben, sind die steuerlichen Vergünstigungen zu versagen.

Viel umstritten war in den letzten Jahren im Zusammenhang mit den §§ 7 a bis d EStG die Verpflichtung zur Einzelaufzeichnung der Be­triebseinnahmen und Betriebsausgaben. Hier wird nunmehr bei Kleingewerbetreibenden und Handwerkern, die keine Registrierkasse haben, zugelassen, daß sie nur die täglichen Betriebs­einnahmen in der Form eines Kassen b e - richts summarisch ermitteln. Die täg­lichen Berichte müssen mindestens enthalten: Datum, Kassenbestand vom Ende des Vortages, die täglichen Entnahmen und Einlagen im ein­zelnen, die geleisteten Betriebsausgaben unter Angabe von Zweck und Empfänger sowie den Kassenbestand am Ende des Tages. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, dann können die Steu­erpflichtigen auch die Bewertungsfreiheit für ge­ringwertige Anlagegüter (Anschaffungs- oder

200 DM) in Anspruch

Herstellungspreis bis zu nehmen.

Zur Beurteilung der Frage, ob die Anschaffung eines Personenkraftwagens durch den Betrieb veranlaßt ist, werden die Finanzämter ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die in den Richtlinien hierzu gegebenen Bestimmungen nur der Bekämpfung offensichtlicher Mißstände die­nen sollen. Es wird deshalb von kleinlichen Un­tersuchungen über die Zweckmäßigkeit der An­

schaffung und Haltung eines Pkw in den Fällen abzusehen sein, in denen vom Steuerpflichtigen für die Anschaffung betriebswirtschaftlich ver­tretbare Gründe angeführt werden können.

Schließlich werden die neuen Richtlinien die Bestimmung bringen, daß Besatzungsver­drängte, die notwendigen Hausrat beschaf­fen oder wiederbeschaffen müssen, die hierfür gemachten Ausgaben als außergewöhnliche Bela­stung steuerlich absetzen können. Die für das Jahr der Anschaffung gezahlte Nutzungsentschä­digung, soweit sie auf die beschafften Gegen­stände entfällt, oder für den Verlust oder Un­brauchbarkeit der Gegenstände gezahlten Entschä­digungen sind anzurechnen.

Förderung der Eigenfinanzierung

DIHT bezeichnet Selbstfinanzierung als unerläßlich

FRANKFURT. Die Mittel für die großen In­vestitionen, die zur Steigerung des Sozialpro­dukts der Bundesrepublik notwendig sind, kön­nen bei der gegebenen Unergiebigkeit des Kapi­talmarktes nur durch Selbstfinanzierung der Be­triebe aufgebracht werden, stellt der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) in seinem Tä­tigkeitsbericht für 1951(52 fest. Die Selbstfinan­zierung müsse daher wieder steuerlich gefördert werden. Der DIHT fordert auf diesem Gebiet Sonderbehandlung des nicht entnommenen Ge­winns, angemessene Bewertungsfreiheit und Be­seitigung der Diskrepanz zwischen Abschreibung und Wiederbeschaffungskosten. Ferner wird eine den Grundsätzen der Marktwirtschaft entspre­chende und wirtschaftlich vertretbare Gestaltung des Steuerrechts gefordert. Für die Belebung des Kapitalmarktes empfiehlt der DIHT nicht die Erhöhung des Zinssatzes, die allein keine ge­eignete Maßnahme darstelle, sondern eine steuer­liche Begünstigung des Erwerbs und des Besitzes von Wertpapieren sowie der Einkommensbezüge aus diesen Papieren.

Erhöhung der Frachtsätze gebilligt

FRANKFURT. Der Verwaltungsrat der Deut­schen Bundesbahn hat die gleichmäßige (lineare) Erhöhung der Frachtsätze für Wagenladungen des deutschen Elsenbahngütertarifs um 7 Prozent ge­billigt. Für die Seehafentarife sowie für den Durchführtarif von Gütern und Tieren durch Deutschland werden Ausnahmen zugelassen.

Die deutsche Reichsbahn in der Sowjetzone will rückwirkend ab 20. Mai im Güter- und Tier­verkehr zwischen dem Bundesgebiet und der Ost­zone oder Berlin die gleichen Frachtzuschläge erheben, wie sie auf den Eisenbahnstrecken der Bundesrepublik bisher schon bezahlt werden mußten.

Steuerergänzungsgesetz ln Kraft

BONN. Das Gesetz zur Ergänzung des Einkom­mens und des Körperschaftssteuergesetzes ist im Bundesgesetzblatt vom 26. Mai verkündet wor­den und mit dem gleichen Tage in Kraft getreten. Auf dem Gebiete der Einkommensteuer enthält das Gesetz neue Bestimmungen über die steuer­liche Behandlung festverzinslicher Wertpapiere bei weiterer Festlegung nach Ablauf der Sperr­frist. Die Körperschaftssteuer wird darin auf

60 Prozent des Einkommens folgender Wirt­schaftsformen festgesetzt: Kapitalgesellschaften, Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, Ver­sicherungsvereinen AG, gewerblichen Betrieben von Körperschaften des öffentlichen Rechts so­wie Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen ausländischen Rechts. Bei allen übrigen Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen beträgt die Körperschafts- steuer 50 Prozent des Einkommens.

Flaschen-Wirrwarr soll beseitigt werden

BONN. Das bisherige Flaschendurcheinander in der deutschen Mineralwasserindustrie mit sei­nen 30 nach Inhalt, Höhe, Umfang und Verschluß verschiedenen Flaschensorten soll beseitigt wer­den. Das soeben vom deutschen Normenausschuß veröffentlichte neue Normblatt für die sog. Vichy- Flaschenform soll die Flaschenproduktion verein­heitlich«! und damit zu einer wesentlichen Ra­tionalisierung der Betriebsarbeit beitragen. Kenn­zeichnend für die neue Vichy-Flaschennorm ist insbesondere eine größere Weite des Flaschen­halses.

Badischer Genossenschaftstag eröffnet

MANNHEIM. Präsident Dr. Georg K e i d 1, Karlsruhe, hat am Dienstag in Mannheim die Tagung der gesamtbadischen landwirtschaftlichen Genossenschaftsorganisation Raiffeisen eröffnet Rund 2200 Genossenschaftler aus ganz Baden waren zu dieser Tagung nach Mannheim gekom­men. Am ersten Tag wurden die Geschäftsbe­richte der Badischen Landwirtschaftsbank eGmbH für das 52. Geschäftsjahr und der Geschäftsbe­richt für 1951 der Badischen Landwirtschaftlichen Zentralorganisation eGmbH angenommen.

In dem Bericht des Vorstandes der Badischen Landwirtschaftsbank werden die wirtschaftliche Entwicklung im Jahre 1951 und die erzielten Preise für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse als zufriedenstellend bezeichnet.

Elegante Steuerverschiebung

hb. Für den Gehalts- und Lohnempfänger sind Einkommens- und Lohnsteuer die mißliebigsten aller Steuerarten. Denn sie sind für jeden di* sichtbarste und greifbarste Form fiskalischen Geldanspruches. Bei jeder Lohn- und Gehalts­zahlung wird dem Arbeiter, Angestellten oder Beamten schwarz auf weiß bescheinigt, was von seinem Bruttoverdienst für den Staat einbehalten wird. Daran ändert auch die im Grunde viel bit­tere Tatsache nichts, daß die anderen 48 Steuer­arten jeden Verbraucher genau so betreffen und jeder Durchschnittshaushalt in der Riegel im Mo­nat mehr Verbrauchssteuern bezahlt als Einkom­mens- oder Lohnsteuer. Aber diese Form fiskali­schen Zugriffes auf das Einkommen hat für den Staat den Vorteil einer besseren optischen Wir­kung. Wer weiß denn, wie hoch der Steueranteil bei Alkohol, Rauchwaren, Zucker, Salz, Zündhöl­zern usw. ist?

Nun hören wir aus Bonn. Bundesfinanzminister Schäffer plane eine Reform der Einkommens- Steuer. Ab 1. Januar 1953 sollen die Freigrenzen der unteren Einkommen bis zu einem Jahresver­dienst von 9000 DM erhöht werden. Auch die starke Progression bei den höheren Einkom­mensgruppen soll ermäßigt werden. Ein schöner Plan. Fürs Auge sehr gefällig. Doch leider mit einem Pferdefuß. Gleichzeitig sollen nämlich, so heißt es weiter, die indirekten Steuern (also Ver­brauchssteuern, die sich in den Preisen nieder- schlagen) entsprechend heraufgesetzt werden.

Die geplante Reduzierung der Einkommens- Steuer hätte eine Minderung des Steueraufkom­mens von etwa 400 Millionen DM zur Folge. Durch die Erhöhung der Verbrauchssteuern würde jedoch das entstandene Loch spielend wieder ge­stopft Allerdings zu Lasten der Länder. Und darauf sind die Schäfferschen Gedanken gegrün­det: Wenn die Länder den Bundesanteil an ihren Steuereinnahmen nicht, wie von Schäffer gefor­dert, von 27 auf 40 Prozent heraufsetzen, muß man eben auf dem Wege einer eleganten Steuer­verschiebung die fehlenden Millionen dem Bun­desetat zufließen lassen. Die Einkommenssteuer Ist eine Ländersteuer. Verbrauchssteuern gehen an den Bund. Und die Steuergesetze werden in Bonn gemacht.

Landesproduktenbörse Stuttgart

vom 27. Mai 1952

Geringes Angebot von Brotgetreide findet nur schweren Absatz. Auch Futtergetreide, das aus der Bundesreserve angefordert werden kann, hat wenig Nachfrage.

Im Mehlgeschäft ist die zu den Feiertagen erwar­tete Belebung nicht eingetreten. Zwar scheint di* Lagerräumung der Verarbeitungsbetriebe beendet zu sein, doch beschränken sich die Abrufe nur auf den dringendsten Bedarf.

Mühlennachprodukte haben weiter kleines Ge­schäft. Rauhfutter alter Ernte ist nicht gefragt.

Am kommenden Dienstag keine Börse.

Quer durch den Spart

Zur Information

Drei verschiedene Filmsorten in einer Roll- fllmkamera können nach einer neuartigen Entwick­lung eines Österreichers jetzt nebeneinander einge­führt werden. Dadurch ist es möglich, mit nur einer Kamera zur gleichen Zeit, ohne Filmwechsel, Schwarz-weiß und Farbaufnahme zu machen. Die Vorrichtung kann in jede marktgängige Rollfilm­kamera nachträglich eingebaut werden.

Die 3'/jprozentige französische Staats­anleihe der Regierung Pinay mit Goldgarantie für den Kapitalbetrag hatte einen ausgezeichneten Start. Vor allem die Zeichnungen in Gold haben die kühnsten Erwartungen übertroffen.

Der Zentralbank rat der Bank deutscher Länder (BdL) hat am Mittwoch beschlossen, mit Wirkung vom 29. Mai den Wechsel - Diskont­satz der Landeszentralbanken von 6 auf 5 und den Lombardsatz von 7 auf 6 Prozent zu senken.

Die ersten Frühkartoffeln wollen die Landwirte im Kaiserstuhlgebiet schon in der Zelt vom 8. bis 12. Juni roden.

Die statistischen Erhebungen über Pro­duktion, Konjunktur und soziale Struktur des deut­schen Handwerks werden erstmals nach dem Kriege auf Bundesebene vorgenommen, wurde vom Hauptausschuß Handwerkstatistik im Zentralver­band des deutschen Handwerks beschlossen. 1954 soll dietotale Handwerkszählung im Bundesge­biet wiederholt werden, die zuletzt 1949 stattgefun­den hat.

Seit der Währungsreform wurden in Südbaden 328 Millionen DM aus öffentlichen Krediten in der Wirtschaft und im Wohnungsbau investiert,

geht aus einer Denkschrift des ehemaligen südbadi- sthen Wirtschaftsministeriums hervor. Dieses Er­gebnis wird in der Denkschrift als ein großer Er­folg der Investitionspolitik des Landes Südbaden bezeichnet.

Mit dem 31. Mai 1952 scheidet Präsident Karl Mürdel aus seinem Amt als Präsident der Landeszentralbank für Württemberg-Hohenzollem, um einem Ruf in den Vorstand der Landeszentral­bank von Bayern in München Folge zu leisten. Prä­sident Mürdel hat sich beim Aufbau der Landes­zentralbank große Verdienste erworben.

Firmen und Unternehmungen

STUTTGART. Dr. h. c. Lös 75 Jahre alt. Dr. Karl Lös, Inhaber der Firma Gebrüder Waldbaur, Schokolade- und Kakao werk, feiert am 6. Juni sei­nen 75. Geburtstag. Damit verbunden ist auch di* 40jährige Wiederkehr des Tages, an dem er die im Jahre 1848 gegründete Firma von seinem Vater übemomemn hat. Sein Streben ging dahin, den Be­trieb immer dem neuesten Stand der Technik an­zupassen, eine zielsichere Werbung durchzuführen, und den Konsumenten beste Qualität zu liefern.

LINDENBERG/AUgäu. 25 Jahre Kraft-Käse- werke. In diesen Tagen können die Kraft-Käse­werke Lindenberg/Allgäu auf ein 25jähriges Beste­hen zurückblicken. Die Firma hat in Deutschland eine unbekannte Käseart eingeführt (Chester-Rahm­käse). Weiter hat die Firma einen Käse hergestellt mit dem vollen Gehalt der Wertstoffe der Milch, was eine Änderung des Lebensmittelgesetzes not­wendig machte.

Titelkampf Rux-Schagen Auszutragen innerhalb von vier Monaten

Bei der Tagung der europäischen Boxunion wurde in Brüssel darüber abgestimmt, wer zum Titelkampf um die Europameisterschaft im Halbschwergewicht anzutreten hat. Überraschend erhielt der deutsche Meister dieser Gewichtsklasse, Willi Höpner, Ham­burg, nur eine Stimme. Die EBU bestimmte mit drei Stimmen den holländischen Meister Willi Scha­gen als Gegner des Berliner Könnt R u x. Das Treffen muß innerhalb der nächsten vier Monate ausgetragen sein. Zusammen mit Höppner erhielten die Boxer Tontini (Italien), gHäs (Belgien) ebenfalls nur eine Stimme. Schagen ist durch mehrere Siege in England hervorgetreten, auf dem Festland Ist er noch nicht sehr bekannt geworden.

Der Bund Deutscher Berufsboxer darf in Zukunft zu Europameisterschaftskämpfen drei Richter be­nennen.

Österreichs Grenzen öffnen sich Porsehe-Gedächtnisfahrt vom 1. bis 10. Juni

Die vom 1. bis 10. Juni nach Gmünd in Kärnten stattfindende international ausgeschriebene Porsche- Gedächtnisfahrt hat in Deutschland und in vielen europäischen Ländern ein ungewöhnlich großes Echo gefunden. 200 000 Einladungen wurden ver­schickt und nach dem ersten vorliegenden Nen­nungsergebnissen ist mit einer Beteüigung von mehr als 50 000 Fahrern zu rechnen. Vor allem sind es Volkswagen- und Porschefahrer, die zu Ehren des genialen Autokonstrukteurs unterwegs sein werden. Aber es gingen auch Nennungen mit Fahr­zeugen fast aller europäischen Typen ein. Von der alten Klapperkiste, die ihre 20 Jahre auf dem Buckel hat und nur noch 35 km/std schafft, bis zum modern­sten Sport- und Tourenwagen ist in den letzten

Maitagen alles in Richtung Gmünd unterwegs, um dort an der Feierstunde zu Ehren des verstört»* nen Professors Porsche teilzunehmen. Verantwort­lich für die Organisation sind österreichische Auto­mobilclubs und der ADAC.

Kurz berichtet

Die Stuttgarter Kickers trennten sich am Mitt­wochabend im letzten Spiel ihrer Amerikareise von einer Auswahlmannschaft des deutsch-amerikani­schen Fußballverbandes von New Jersey 2:2 unent­schieden.

Die englischen Rädamateure waren am Mittwoch nach den Länderkampfsiegen gegen Deutschland auch bei den Bahnwettkämpfen bei Hürth nicht zu schlagen. Vor 10 000 Zuschauern gewannen die Gä­ste sämtliche Wettbewerbe, an denen sie sich be­teiligten.

Die englische Fußball-Nationalmannschaft been­dete ihre Kontinentreise am Mittwochabend vor 34 000 Zuschauern im Züricher Handballstadion mit einem 3:0-Sieg über die Schweiz.

Der Vertreter Württembergs bei der deutschen Amateurmeisterschaft, der VfR Schwenningen, kommt in der Vorschlußrunde um die deutsche Fuß­ballmeisterschaft in den Genuß eines Heimspiel*. Gegner des VfR Schwenningen am 8. Juni wird der bayerische Vertreter TSV Schwabach sein. Der Sie­ger des Schwenninger Spiels hat das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft erreicht.

Bei den französischen Tennismeisterschaften in Paris unterlag das deutsche Paar von Cramm/Göp- fert in der drittel Runde der Herrendoppel dem italienischen Par Cucelli/Bello.

Im Entscheidungsspiel zum Aufstieg in die TT- Bezirksklasse Alb behielt in Tübingen der SV Tailfingen über den TTC Gmindersdorf sicher mit 9:2 die Oberhand. Damit ist wieder der Kreis Ba­lingen durch eine Mannschaft ln der Bezirkskiass* vertreten.

Land unterm Kreuz

Zu Pfingsten ln Eichendorffs Wäldern

Rauschende Wälder und rauchende Schlote und als Lebenslinie die kohle- und erzbeladene Kähne tragende Oder, das war die Heimat der Oberschlesier, das arbeitsame doppelsprachige Land unterm Kreuz. Im Herzen der schätze­reichen, von slawischem Volkstum umbrandeten Grenzprovinz liegt das Städtchen Tost, weithin bekannt durch seine gToßräumige Burgruine, sein süffiges Burgbräu und Kornblums tradltionierte Weinstube, in deren Keller älteste Jahrgänge köstlichen Ungarweins lagerten. Bei Mutter Kornblum wundermild pflegte der Freund eines guten Tropfens einzukehren, wenn er zur Pfingst- Wanderung aus dem Industriegebiet aufbrach und In die lockenden Berge strebte: nach Wildgrund oder Bad Ziegenhals, zur Bischofskoppe oder ins Glatzer und weiter ins Eulengebirge. Der Alt­vater und die Hohe Mense, das liebliche Wöl- felsgrund lockten als Pfingstziel. Bad Altheide, Landeck, Kudowa, Reinerz waren Kleinodien, die in ständiger Aufwärtsentwicklung dem Ost­deutschen Franzensbad und Marienbad, Kissin- gen, Nauheim und Wildungen zu ersetzen ver­mochten. DasLand der schwarzen Diamanten war zu 80 v. H. Agrar- und Forstland, es war in der Mannigfaltigkeit seiner Bodenformen und der Vielfalt seiner Farben ein wahres Paradies für Wanderer und Erholungsuchende.

Hieß, die Perle Ostoberschlesiens, mit sei­nem Fürstenschloß, den gepflegten Parkanlagen, dem Wisentgehege und den freien Hirschrudeln, die tiefen Rybniker Wälder bis hin zu den ein­zigartig schönen Teichlandschaften um Falken- becg und Tillowitz, die uralten Buchen- und Eichenbestände um Räuden, der herrliche Misch­wald von Slawentzitz, die großen Parks der Herrensitze, die nach berühmten italienischen oder englischen Vorbildern angelegt waren, schließlich der durch Wallfahrten tausend und aber tausend frommer Pilger, durch das Frei­korps-Ehrenmal und eine riesige Freilichtstätte a y s Se ze i < hnete Annaberg mit seiner weißen Klo­sterkirche als Wahrzeichen über dem gesegneten Land lassen jeden Oberschlesier das Herz froh­locken in Erinnerung an eine Zeit, die voll Sorg­losigkeit und Glück war. Wenn am Pfingstmor- * en die Jäger von der Bischofskoppe, Oberschle­

siens höchster Bodenerhebung, aus ihren Hör­nern den Jagdgruß über die weite Flur hinblie­sen, wenn Schulklassen auf ihrem Pflngstausflug mehrstimmig Eichendorfflieder frisch und fröh­lich sangen oder stimmgewaltige Männerchöre auf ihren Vereinspartien vaterländische und volkstümliche Weisen klangschön erschallen lie­ßen oder ein Einzelgänger heiteren Gemüts für­baß schritt, ein Paar, das sich lieb hat, von Sorgen unbeschwert, am Waldesrand flirtete, da klangen Landschaft und Seele in einer Harmonie zusammen, deren volle Lebensakkorde in sich aufzunehmen der Mensch von heute kaum mehr fähig ist.

An jene besonnten, glücklichen Stunden denkt der Heimatvertriebene aus dem Osten heute inniger voll Sehnsucht zurück, weil er das Ver­lorene als einen Gemütsbesitz hegt und als Ge­gengewicht dem von Lebensangst und Berufs­hetze getriebenen Zeitgenossen der Wirrsal und Irrung ringsum gegenüberstellt er weiß, daß er längst selbst ein geängstigter Zeitgenosse ge­worden ist, dem das, was ihm das Leben einmal jenseits der Oder-Neiße an Herrlichkeiten be­schert hat, nur noch als ein Erinnerungsstück, als ein Glück von ehemals, als eine Hoffnung und Verpflichtung bewahren kann. Pfingsten war in der alten Heimat in Eichendorffs und Gustav Freytags Heimat bei jung und alt, bei hoch und niedrig ein Volksfest, bei dem sich Wälder und Berge, Seele und Sang verbanden in dem Be­kenntnis zum großen einigen schönen deutschen Vaterland. Hans Schadewaldt

Neue Mitglieder berufen

Friedensklasse des Pour le mirite"

Im Einverständnis mit Bundespräsident Prof. H e u ß haben die letzten drei noch lebenden Trä­ger derFriedensklasse des Pour le mörite- Ordens zum 110. Stiftungstage dieses Ordens die Berufung von neuen Mitgliedern und damit die Aufrechterhaltung des Ordens beschlossen.

DieFriedensklasse des Pour le märite, die am 31. Mai 1824 durch Friedrich Wilhelm IV. auf Anregung Alexander von Humboldts ge­stiftet worden war, ist ihrer Anlage nach der Akademie Francaise nachgebildet und soll dreißig Deutsche umfassen, die sich in den Wissenschaften öder Künsten ausgezeichnet haben. Im Todesfall

hat sich der Orden aus der freien Wahl durch seine Mitglieder ergänzt.

Wie das Bundespräsidialamt mitteilt, haben die drei noch lebenden Träger des Ordens, Dr. Wil­helm Furtwängler, General Dr. Hermann von Kühl und Prof. Dr. Enno Littmann, 15 neue Mitglieder berufen und zwar: Den Histori­ker Friedrich Meinecke, Berlin, den Philo­sophen Eduard Spranger, Tübingen, den Ju­risten Erich Kauf ma n n . Bonn, den Romani­sten Ernst Robert C u r t i u s , Bonn, die Physi­ker Otto Hahn, Göttingen, und Max von Laue, Berlin, den Physiologen Otto War­ta u r g, Berlin, den Genetiker Max Hart­mann, Tübingen, den Mediziner Gerhard Do­rn a g k , Wuppertal-Elberfeld, den Zoologen Karl von Frisch, München, den Architekten Paul B o n a t z , Stuttgart, den Maler Karl Hofer, Berlin, die Bildhauerin Henö S i n t e n i s , den Komponisten Paul H i n d e m i t h , z. Zt. Wien, den Dichter Rudolf Alexander Schröder, Sonntleihen/Oberbayern.

Diese 18 Mitglieder werden nunmehr den Or­den durch Wahl auf die überkommene Zahl von 30 Mitgliedern ergänzen. Die alte Gliederung des Ordens in die Klassen der Geisteswissenschaften, der Naturwissenschaften und Medizin und der schönen Künste wird beibehalten.

Kulturelle Nachrichten

Die schwäbische Dichterin Therese K ö s 11 i n begeht heute in einem Frauenheim in Hedelfin- gen ihren 75. Geburtstag. Die Jubilarin ist eine Enkelin Karl Gerocks und eine Tochter Heinrich Adolf Köstlins, der vor 75 Jahren als Stadtpfar­rer von Sulz den Verband evangelischer Kir­chenchöre in Württemberg gründete. Unlängst ist ein BändchenGedichte von Therese Köstlin in einem Ludwigsburger Verlag neu erschienen.

Der Schauspieler Otto Gebühr, Darsteller des Preußenkönigs in vielen Fridericus-Filmen, wurde gestern 75 Jahre alt.

Der Hamburger Maler und Graphiker Prof. Arthur 111 i e s ist am Dienstag im Alter von 82 Jahren in Lüneburg gestorben.

Ilse A i c h i n g e r. die in Wien lebende Schrift­stellerin, gewann mit ihrer ErzählungSpiegel­geschichte den diesjährigen Preis derGruppe 47.

Die Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure hat Prof, Walther Bauersfeld,

Heidenheim a. d. Br., für seine Verdienste um die technische Wissenschaft die Franz-Grashof- Denkmünze verliehen.

Der Leipziger Professor für Altes Testament, D. Albrecht Alt, ist in Tübingen zu Gastvor­lesungen eingetroffen.

Die Keyserling-Gesellschaft für freie Philosophie veranstaltet ihre dies­jährige Tagung am 8. und 9. Juni im Wiesbade­ner Kurhaus, am 10. Juni im geschlossenen Kreis Ihrer Mitglieder in Schloß Wolfsgarten. Die Vor­träge werden sich mit dem ThemaSchöpferisch* Erkenntnis als gestaltende Kraft des persönli­chen Lebens" beschäftigen. Es sprechen die Pro­fessoren F. W. Otto (Tübingen), Karl Holzamer (Mainz), Gustav Mensching (Bonn), Pandit Tara- chand Roy (Lahore, jetzt Bonn), Dr. Gerhard Nebel (Wuppertal) und Manfred Graf Keyserling (Hohenhöfen).

DieSchwäbischen Musiktage in Tübingen bringen vom 4. bis zum 6. Juli Erst- und Uraufführungen schwäbischer Kompo­nisten. Die Veranstaltungen wollen die musika­lischen Kräfte des schwäbisch-alemannischen Rau­mes wecken.

Den Preis des vom Süddeutschen Rundfunk im Jahre 1951 ausgeschriebenen Erzählerwettbewerbs erhielt die Schriftstellerin Marie - Luis* F1 e 1 s s e r für ihre ErzählungDas Pferd und die Jungfrau.

Mit der Eröffnung der AusstellungGegen­standslose Malerei in Deutschland begannen in Mannheim dieTage der zeitgenössi­schen Kunst. die bis zum 13. Juni in der Mannheimer Kunsthalle veranstaltet werden.

Hochkonjunktur für Lexika

Uber eine Hochkonjunktur im Verkauf von Le­xika und Enzyklopädien in den Vereinigten Staaten berichtet dasWallstreet Journal. Da­nach hat dieEncyclopedia Brittanica im ersten Vierteljahr 1952 die Rekordverkaufsergebniss* des Vorjahres bereits um 30 Prozent steigern können. DasAmerikanische Volkslexikon, das seit 1948 erscheint, konnte seinen Umsatz 1951 gegenüber dem Vorjahr versechsfachen. Die Ver­kaufsergebnisse der letzten vier Monate entspre­chen einer abermaligen Verdreifachung des Ab­satzes.