WIRTSCHAFT
Erleidtterungen für Steuerpflichtige
Vor allem für Kleingewerbetreibende / Verbesserte Einkommenssteuer-Richtlinien
Wi. Mag es zu bedauern sein, daß die Einkommenssteuer-Richtlinien erst jetzt erscheinen, so ist immerhin zu begrüßen, daß sie in nicht unwichtigen Punkten den Steuerpflichtigen Erleichterungen bringen. Natürlich haben die Richtlinien keine Gesetzeskraft. Sie sind aber bindende Anweisungen an die Finanzämter, und wenn nicht abweichende finanzgerichtliche Entscheidungen ergehen, werden sie gerade bei Kleingewerbetreibenden im Einzeifall nicht wenig zur Verbesserung der steuerlichen Situation beitragen können.
Zur Ordnungsmäßigkeit der Buchführung wird klargestellt, daß formelle Mängel, die das Wesen der Buchführung nicht berühren, vom Finanzamt regelmäßig nicht beanstandet werden sollen, wenn ihnen für das sachliche Ergebnis keine Bedeutung zukommt. Auch Unvollständigkeiten und Unrichtigkeiten der Buchführung, die auf offensichtlichen Versehen beruhen, sollen im allgemeinen die Anerkennung der Ordnungsmäßigkeit einer Buchführung nicht verhindern, und zwar auch dann nicht, wenn diese Unrichtigkeiten nicht geringfügig und im Rahmen des Gesamtbetriebes von erheblicher Bedeutung sind. Ein neuerliches Urteil des Finanzgerichts Hamburg ist in diesem Zusammenhang beachtenswert. Es kommt zu dem Ergebnis, daß die an die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung geknüpften Steuervergünstigungen nicht versagt werden dürfen, wenn dio formellen und sachlichen Mängel einer Buchführung (auf Grund einer Selbstanzeige nach § 410 AO) nachträglich berichtigt worden sind und keine Anhaltspunkte dafür bestehen, daß in den richtig gestellten Büchern noch weitere unauf- gedeckte Fehler enthalten sind. Wurde das Ergebnis einer Buchführung bei der Veranlagung der Gewinnermittlung zugrundegelegt, so dürfen die Steuervergünstigungen der ordnungsmäßigen Buchführung, wie z. B. die Vergünstigung für nicht entnommene Gewinne, nicht verweigert werden. Nur wenn die formellen oder sachlichen Mängel der Buchführung zur Verwerfung des Buchergebnisses, also zur Schätzung des Gewinns — gegebenenfalls unter Verwertung der Buchführungsunterlagen — geführt haben, sind die steuerlichen Vergünstigungen zu versagen.
Viel umstritten war in den letzten Jahren im Zusammenhang mit den §§ 7 a bis d EStG die Verpflichtung zur Einzelaufzeichnung der Betriebseinnahmen und Betriebsausgaben. Hier wird nunmehr bei Kleingewerbetreibenden und Handwerkern, die keine Registrierkasse haben, zugelassen, daß sie nur die täglichen Betriebseinnahmen in der Form eines Kassen b e - richts summarisch ermitteln. Die täglichen Berichte müssen mindestens enthalten: Datum, Kassenbestand vom Ende des Vortages, die täglichen Entnahmen und Einlagen im einzelnen, die geleisteten Betriebsausgaben unter Angabe von Zweck und Empfänger sowie den Kassenbestand am Ende des Tages. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, dann können die Steuerpflichtigen auch die Bewertungsfreiheit für geringwertige Anlagegüter (Anschaffungs- oder
200 DM) in Anspruch
Herstellungspreis bis zu nehmen.
Zur Beurteilung der Frage, ob die Anschaffung eines Personenkraftwagens durch den Betrieb veranlaßt ist, werden die Finanzämter ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die in den Richtlinien hierzu gegebenen Bestimmungen nur der Bekämpfung offensichtlicher Mißstände dienen sollen. Es wird deshalb von kleinlichen Untersuchungen über die Zweckmäßigkeit der An
schaffung und Haltung eines Pkw in den Fällen abzusehen sein, in denen vom Steuerpflichtigen für die Anschaffung betriebswirtschaftlich vertretbare Gründe angeführt werden können.
Schließlich werden die neuen Richtlinien die Bestimmung bringen, daß Besatzungsverdrängte, die notwendigen Hausrat beschaffen oder wiederbeschaffen müssen, die hierfür gemachten Ausgaben als außergewöhnliche Belastung steuerlich absetzen können. Die für das Jahr der Anschaffung gezahlte Nutzungsentschädigung, soweit sie auf die beschafften Gegenstände entfällt, oder für den Verlust oder Unbrauchbarkeit der Gegenstände gezahlten Entschädigungen sind anzurechnen.
Förderung der Eigenfinanzierung
DIHT bezeichnet Selbstfinanzierung als unerläßlich
FRANKFURT. Die Mittel für die großen Investitionen, die zur Steigerung des Sozialprodukts der Bundesrepublik notwendig sind, können bei der gegebenen Unergiebigkeit des Kapitalmarktes nur durch Selbstfinanzierung der Betriebe aufgebracht werden, stellt der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) in seinem Tätigkeitsbericht für 1951(52 fest. Die Selbstfinanzierung müsse daher wieder steuerlich gefördert werden. Der DIHT fordert auf diesem Gebiet Sonderbehandlung des nicht entnommenen Gewinns, angemessene Bewertungsfreiheit und Beseitigung der Diskrepanz zwischen Abschreibung und Wiederbeschaffungskosten. Ferner wird eine den Grundsätzen der Marktwirtschaft entsprechende und wirtschaftlich vertretbare Gestaltung des Steuerrechts gefordert. Für die Belebung des Kapitalmarktes empfiehlt der DIHT nicht die Erhöhung des Zinssatzes, die allein keine geeignete Maßnahme darstelle, sondern eine steuerliche Begünstigung des Erwerbs und des Besitzes von Wertpapieren sowie der Einkommensbezüge aus diesen Papieren.
Erhöhung der Frachtsätze gebilligt
FRANKFURT. Der Verwaltungsrat der Deutschen Bundesbahn hat die gleichmäßige (lineare) Erhöhung der Frachtsätze für Wagenladungen des deutschen Elsenbahngütertarifs um 7 Prozent gebilligt. Für die Seehafentarife sowie für den Durchführtarif von Gütern und Tieren durch Deutschland werden Ausnahmen zugelassen.
Die deutsche Reichsbahn in der Sowjetzone will rückwirkend ab 20. Mai im Güter- und Tierverkehr zwischen dem Bundesgebiet und der Ostzone oder Berlin die gleichen Frachtzuschläge erheben, wie sie auf den Eisenbahnstrecken der Bundesrepublik bisher schon bezahlt werden mußten.
Steuerergänzungsgesetz ln Kraft
BONN. Das Gesetz zur Ergänzung des Einkommens und des Körperschaftssteuergesetzes ist im Bundesgesetzblatt vom 26. Mai verkündet worden und mit dem gleichen Tage in Kraft getreten. Auf dem Gebiete der Einkommensteuer enthält das Gesetz neue Bestimmungen über die steuerliche Behandlung festverzinslicher Wertpapiere bei weiterer Festlegung nach Ablauf der Sperrfrist. Die Körperschaftssteuer wird darin auf
60 Prozent des Einkommens folgender Wirtschaftsformen festgesetzt: Kapitalgesellschaften, Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, Versicherungsvereinen AG, gewerblichen Betrieben von Körperschaften des öffentlichen Rechts sowie Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen ausländischen Rechts. Bei allen übrigen Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen beträgt die Körperschafts- steuer 50 Prozent des Einkommens.
Flaschen-Wirrwarr soll beseitigt werden
BONN. Das bisherige Flaschendurcheinander in der deutschen Mineralwasserindustrie mit seinen 30 nach Inhalt, Höhe, Umfang und Verschluß verschiedenen Flaschensorten soll beseitigt werden. Das soeben vom deutschen Normenausschuß veröffentlichte neue Normblatt für die sog. Vichy- Flaschenform soll die Flaschenproduktion vereinheitlich«! und damit zu einer wesentlichen Rationalisierung der Betriebsarbeit beitragen. Kennzeichnend für die neue Vichy-Flaschennorm ist insbesondere eine größere Weite des Flaschenhalses.
Badischer Genossenschaftstag eröffnet
MANNHEIM. Präsident Dr. Georg K e i d • 1, Karlsruhe, hat am Dienstag in Mannheim die Tagung der gesamtbadischen landwirtschaftlichen Genossenschaftsorganisation Raiffeisen eröffnet Rund 2200 Genossenschaftler aus ganz Baden waren zu dieser Tagung nach Mannheim gekommen. Am ersten Tag wurden die Geschäftsberichte der Badischen Landwirtschaftsbank eGmbH für das 52. Geschäftsjahr und der Geschäftsbericht für 1951 der Badischen Landwirtschaftlichen Zentralorganisation eGmbH angenommen.
In dem Bericht des Vorstandes der Badischen Landwirtschaftsbank werden die wirtschaftliche Entwicklung im Jahre 1951 und die erzielten Preise für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse als zufriedenstellend bezeichnet.
Elegante Steuerverschiebung
hb. Für den Gehalts- und Lohnempfänger sind Einkommens- und Lohnsteuer die mißliebigsten aller Steuerarten. Denn sie sind für jeden di* sichtbarste und greifbarste Form fiskalischen Geldanspruches. Bei jeder Lohn- und Gehaltszahlung wird dem Arbeiter, Angestellten oder Beamten schwarz auf weiß bescheinigt, was von seinem Bruttoverdienst für den Staat einbehalten wird. Daran ändert auch die im Grunde viel bittere Tatsache nichts, daß die anderen 48 Steuerarten jeden Verbraucher genau so betreffen und jeder Durchschnittshaushalt in der Riegel im Monat mehr Verbrauchssteuern bezahlt als Einkommens- oder Lohnsteuer. Aber diese Form fiskalischen Zugriffes auf das Einkommen hat für den Staat den Vorteil einer besseren optischen Wirkung. Wer weiß denn, wie hoch der Steueranteil bei Alkohol, Rauchwaren, Zucker, Salz, Zündhölzern usw. ist?
Nun hören wir aus Bonn. Bundesfinanzminister Schäffer plane eine Reform der Einkommens- Steuer. Ab 1. Januar 1953 sollen die Freigrenzen der unteren Einkommen bis zu einem Jahresverdienst von 9000 DM erhöht werden. Auch die starke Progression bei den höheren Einkommensgruppen soll ermäßigt werden. Ein schöner Plan. Fürs Auge sehr gefällig. Doch leider mit einem Pferdefuß. Gleichzeitig sollen nämlich, so heißt es weiter, die indirekten Steuern (also Verbrauchssteuern, die sich in den Preisen nieder- schlagen) entsprechend heraufgesetzt werden.
Die geplante Reduzierung der Einkommens- Steuer hätte eine Minderung des Steueraufkommens von etwa 400 Millionen DM zur Folge. Durch die Erhöhung der Verbrauchssteuern würde jedoch das entstandene Loch spielend wieder gestopft Allerdings zu Lasten der Länder. Und darauf sind die Schäfferschen Gedanken gegründet: Wenn die Länder den Bundesanteil an ihren Steuereinnahmen nicht, wie von Schäffer gefordert, von 27 auf 40 Prozent heraufsetzen, muß man eben auf dem Wege einer eleganten Steuerverschiebung die fehlenden Millionen dem Bundesetat zufließen lassen. Die Einkommenssteuer Ist eine Ländersteuer. Verbrauchssteuern gehen an den Bund. Und die Steuergesetze werden in Bonn gemacht.
Landesproduktenbörse Stuttgart
vom 27. Mai 1952
Geringes Angebot von Brotgetreide findet nur schweren Absatz. Auch Futtergetreide, das aus der Bundesreserve angefordert werden kann, hat wenig Nachfrage.
Im Mehlgeschäft ist die zu den Feiertagen erwartete Belebung nicht eingetreten. Zwar scheint di* Lagerräumung der Verarbeitungsbetriebe beendet zu sein, doch beschränken sich die Abrufe nur auf den dringendsten Bedarf.
Mühlennachprodukte haben weiter kleines Geschäft. Rauhfutter alter Ernte ist nicht gefragt.
Am kommenden Dienstag keine Börse.
Quer durch den Spart
Zur Information
Drei verschiedene Filmsorten in einer Roll- fllmkamera können nach einer neuartigen Entwicklung eines Österreichers jetzt nebeneinander eingeführt werden. Dadurch ist es möglich, mit nur einer Kamera zur gleichen Zeit, ohne Filmwechsel, Schwarz-weiß und Farbaufnahme zu machen. Die Vorrichtung kann in jede marktgängige Rollfilmkamera nachträglich eingebaut werden.
Die 3'/jprozentige französische Staatsanleihe der Regierung Pinay mit Goldgarantie für den Kapitalbetrag hatte einen ausgezeichneten Start. Vor allem die Zeichnungen in Gold haben die kühnsten Erwartungen übertroffen.
Der Zentralbank rat der Bank deutscher Länder (BdL) hat am Mittwoch beschlossen, mit Wirkung vom 29. Mai den Wechsel - Diskontsatz der Landeszentralbanken von 6 auf 5 und den Lombardsatz von 7 auf 6 Prozent zu senken.
Die ersten Frühkartoffeln wollen die Landwirte im Kaiserstuhlgebiet schon in der Zelt vom 8. bis 12. Juni roden.
Die statistischen Erhebungen über Produktion, Konjunktur und soziale Struktur des deutschen Handwerks werden erstmals nach dem Kriege auf Bundesebene vorgenommen, wurde vom Hauptausschuß Handwerkstatistik im Zentralverband des deutschen Handwerks beschlossen. 1954 soll die „totale Handwerkszählung“ im Bundesgebiet wiederholt werden, die zuletzt 1949 stattgefunden hat.
Seit der Währungsreform wurden in Südbaden 328 Millionen DM aus öffentlichen Krediten in der Wirtschaft und im Wohnungsbau investiert,
geht aus einer Denkschrift des ehemaligen südbadi- sthen Wirtschaftsministeriums hervor. Dieses Ergebnis wird in der Denkschrift als ein großer Erfolg der Investitionspolitik des Landes Südbaden bezeichnet.
Mit dem 31. Mai 1952 scheidet Präsident Karl Mürdel aus seinem Amt als Präsident der Landeszentralbank für Württemberg-Hohenzollem, um einem Ruf in den Vorstand der Landeszentralbank von Bayern in München Folge zu leisten. Präsident Mürdel hat sich beim Aufbau der Landeszentralbank große Verdienste erworben.
Firmen und Unternehmungen
STUTTGART. — Dr. h. c. Lös 75 Jahre alt. Dr. Karl Lös, Inhaber der Firma Gebrüder Waldbaur, Schokolade- und Kakao werk, feiert am 6. Juni seinen 75. Geburtstag. Damit verbunden ist auch di* 40jährige Wiederkehr des Tages, an dem er die im Jahre 1848 gegründete Firma von seinem Vater übemomemn hat. Sein Streben ging dahin, den Betrieb immer dem neuesten Stand der Technik anzupassen, eine zielsichere Werbung durchzuführen, und den Konsumenten beste Qualität zu liefern.
LINDENBERG/AUgäu. — 25 Jahre Kraft-Käse- werke. In diesen Tagen können die Kraft-Käsewerke Lindenberg/Allgäu auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Die Firma hat in Deutschland eine unbekannte Käseart eingeführt (Chester-Rahmkäse). Weiter hat die Firma einen Käse hergestellt mit dem vollen Gehalt der Wertstoffe der Milch, was eine Änderung des Lebensmittelgesetzes notwendig machte.
Titelkampf Rux-Schagen Auszutragen innerhalb von vier Monaten
Bei der Tagung der europäischen Boxunion wurde in Brüssel darüber abgestimmt, wer zum Titelkampf um die Europameisterschaft im Halbschwergewicht anzutreten hat. Überraschend erhielt der deutsche Meister dieser Gewichtsklasse, Willi Höpner, Hamburg, nur eine Stimme. Die EBU bestimmte mit drei Stimmen den holländischen Meister Willi Schagen als Gegner des Berliner Könnt R u x. Das Treffen muß innerhalb der nächsten vier Monate ausgetragen sein. Zusammen mit Höppner erhielten die Boxer Tontini (Italien), g’Häs (Belgien) ebenfalls nur eine Stimme. Schagen ist durch mehrere Siege in England hervorgetreten, auf dem Festland Ist er noch nicht sehr bekannt geworden.
Der Bund Deutscher Berufsboxer darf in Zukunft zu Europameisterschaftskämpfen drei Richter benennen.
Österreichs Grenzen öffnen sich Porsehe-Gedächtnisfahrt vom 1. bis 10. Juni
Die vom 1. bis 10. Juni nach Gmünd in Kärnten stattfindende international ausgeschriebene Porsche- Gedächtnisfahrt hat in Deutschland und in vielen europäischen Ländern ein ungewöhnlich großes Echo gefunden. 200 000 Einladungen wurden verschickt und nach dem ersten vorliegenden Nennungsergebnissen ist mit einer Beteüigung von mehr als 50 000 Fahrern zu rechnen. Vor allem sind es Volkswagen- und Porschefahrer, die zu Ehren des genialen Autokonstrukteurs unterwegs sein werden. Aber es gingen auch Nennungen mit Fahrzeugen fast aller europäischen Typen ein. Von der alten Klapperkiste, die ihre 20 Jahre auf dem Buckel hat und nur noch 35 km/std schafft, bis zum modernsten Sport- und Tourenwagen ist in den letzten
Maitagen alles in Richtung Gmünd unterwegs, um dort an der Feierstunde zu Ehren des verstört»*“ nen Professors Porsche teilzunehmen. Verantwortlich für die Organisation sind österreichische Automobilclubs und der ADAC.
Kurz berichtet
Die Stuttgarter Kickers trennten sich am Mittwochabend im letzten Spiel ihrer Amerikareise von einer Auswahlmannschaft des deutsch-amerikanischen Fußballverbandes von New Jersey 2:2 unentschieden.
Die englischen Rädamateure waren am Mittwoch nach den Länderkampfsiegen gegen Deutschland auch bei den Bahnwettkämpfen bei Hürth nicht zu schlagen. Vor 10 000 Zuschauern gewannen die Gäste sämtliche Wettbewerbe, an denen sie sich beteiligten.
Die englische Fußball-Nationalmannschaft beendete ihre Kontinentreise am Mittwochabend vor 34 000 Zuschauern im Züricher Handballstadion mit einem 3:0-Sieg über die Schweiz.
Der Vertreter Württembergs bei der deutschen Amateurmeisterschaft, der VfR Schwenningen, kommt in der Vorschlußrunde um die deutsche Fußballmeisterschaft in den Genuß eines Heimspiel*. Gegner des VfR Schwenningen am 8. Juni wird der bayerische Vertreter TSV Schwabach sein. Der Sieger des Schwenninger Spiels hat das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft erreicht.
Bei den französischen Tennismeisterschaften in Paris unterlag das deutsche Paar von Cramm/Göp- fert in der drittel Runde der Herrendoppel dem italienischen Par Cucelli/Bello.
Im Entscheidungsspiel zum Aufstieg in die TT- Bezirksklasse Alb behielt in Tübingen der SV Tailfingen über den TTC Gmindersdorf sicher mit 9:2 die Oberhand. Damit ist wieder der Kreis Balingen durch eine Mannschaft ln der Bezirkskiass* vertreten.
„Land unterm Kreuz“
Zu Pfingsten ln Eichendorffs Wäldern
Rauschende Wälder und rauchende Schlote und als Lebenslinie die kohle- und erzbeladene Kähne tragende Oder, das war die Heimat der Oberschlesier, das arbeitsame doppelsprachige „Land unterm Kreuz“. Im Herzen der schätzereichen, von slawischem Volkstum umbrandeten Grenzprovinz liegt das Städtchen Tost, weithin bekannt durch seine gToßräumige Burgruine, sein süffiges Burgbräu und Kornblums tradltionierte Weinstube, in deren Keller älteste Jahrgänge köstlichen Ungarweins lagerten. Bei Mutter Kornblum wundermild pflegte der Freund eines guten Tropfens einzukehren, wenn er zur Pfingst- Wanderung aus dem Industriegebiet aufbrach und In die lockenden Berge strebte: nach Wildgrund oder Bad Ziegenhals, zur Bischofskoppe oder ins Glatzer und weiter ins Eulengebirge. Der Altvater und die Hohe Mense, das liebliche Wöl- felsgrund lockten als Pfingstziel. Bad Altheide, Landeck, Kudowa, Reinerz waren Kleinodien, die in ständiger Aufwärtsentwicklung dem Ostdeutschen Franzensbad und Marienbad, Kissin- gen, Nauheim und Wildungen zu ersetzen vermochten. Das „Land der schwarzen Diamanten“ war zu 80 v. H. Agrar- und Forstland, es war in der Mannigfaltigkeit seiner Bodenformen und der Vielfalt seiner Farben ein wahres Paradies für Wanderer und Erholungsuchende.
Hieß, die Perle Ostoberschlesiens, mit seinem Fürstenschloß, den gepflegten Parkanlagen, dem Wisentgehege und den freien Hirschrudeln, die tiefen Rybniker Wälder bis hin zu den einzigartig schönen Teichlandschaften um Falken- becg und Tillowitz, die uralten Buchen- und Eichenbestände um Räuden, der herrliche Mischwald von Slawentzitz, die großen Parks der Herrensitze, die nach berühmten italienischen oder englischen Vorbildern angelegt waren, schließlich der durch Wallfahrten tausend und aber tausend frommer Pilger, durch das Freikorps-Ehrenmal und eine riesige Freilichtstätte a y s Se ze i < hnete Annaberg mit seiner weißen Klosterkirche als Wahrzeichen über dem gesegneten Land lassen jeden Oberschlesier das Herz frohlocken in Erinnerung an eine Zeit, die voll Sorglosigkeit und Glück war. Wenn am Pfingstmor- * en die Jäger von der Bischofskoppe, Oberschle
siens höchster Bodenerhebung, aus ihren Hörnern den Jagdgruß über die weite Flur hinbliesen, wenn Schulklassen auf ihrem Pflngstausflug mehrstimmig Eichendorfflieder frisch und fröhlich sangen oder stimmgewaltige Männerchöre auf ihren Vereinspartien vaterländische und volkstümliche Weisen klangschön erschallen ließen oder ein Einzelgänger heiteren Gemüts fürbaß schritt, ein Paar, das sich lieb hat, von Sorgen unbeschwert, am Waldesrand flirtete, da klangen Landschaft und Seele in einer Harmonie zusammen, deren volle Lebensakkorde in sich aufzunehmen der Mensch von heute kaum mehr fähig ist.
An jene besonnten, glücklichen Stunden denkt der Heimatvertriebene aus dem Osten heute inniger voll Sehnsucht zurück, weil er das Verlorene als einen Gemütsbesitz hegt und als Gegengewicht dem von Lebensangst und Berufshetze getriebenen Zeitgenossen der Wirrsal und Irrung ringsum gegenüberstellt — er weiß, daß er längst selbst ein geängstigter Zeitgenosse geworden ist, dem das, was ihm das Leben einmal jenseits der Oder-Neiße an Herrlichkeiten beschert hat, nur noch als ein Erinnerungsstück, als ein Glück von ehemals, als eine Hoffnung und Verpflichtung bewahren kann. Pfingsten war in der alten Heimat in Eichendorffs und Gustav Freytags Heimat bei jung und alt, bei hoch und niedrig ein Volksfest, bei dem sich Wälder und Berge, Seele und Sang verbanden in dem Bekenntnis zum großen einigen schönen deutschen Vaterland. Hans Schadewaldt
Neue Mitglieder berufen
„Friedensklasse des Pour le mirite"
Im Einverständnis mit Bundespräsident Prof. H e u ß haben die letzten drei noch lebenden Träger der „Friedensklasse des Pour le mörite- Ordens“ zum 110. Stiftungstage dieses Ordens die Berufung von neuen Mitgliedern und damit die Aufrechterhaltung des Ordens beschlossen.
Die „Friedensklasse des Pour le märite“, die am 31. Mai 1824 durch Friedrich Wilhelm IV. auf Anregung Alexander von Humboldts gestiftet worden war, ist ihrer Anlage nach der Akademie Francaise nachgebildet und soll dreißig Deutsche umfassen, die sich in den Wissenschaften öder Künsten ausgezeichnet haben. Im Todesfall
hat sich der Orden aus der freien Wahl durch seine Mitglieder ergänzt.
Wie das Bundespräsidialamt mitteilt, haben die drei noch lebenden Träger des Ordens, Dr. Wilhelm Furtwängler, General Dr. Hermann von Kühl und Prof. Dr. Enno Littmann, 15 neue Mitglieder berufen und zwar: Den Historiker Friedrich Meinecke, Berlin, den Philosophen Eduard Spranger, Tübingen, den Juristen Erich Kauf ma n n . Bonn, den Romanisten Ernst Robert C u r t i u s , Bonn, die Physiker Otto Hahn, Göttingen, und Max von Laue, Berlin, den Physiologen Otto Warta u r g, Berlin, den Genetiker Max Hartmann, Tübingen, den Mediziner Gerhard Dorn a g k , Wuppertal-Elberfeld, den Zoologen Karl von Frisch, München, den Architekten Paul B o n a t z , Stuttgart, den Maler Karl Hofer, Berlin, die Bildhauerin Henö S i n t e n i s , den Komponisten Paul H i n d e m i t h , z. Zt. Wien, den Dichter Rudolf Alexander Schröder, Sonntleihen/Oberbayern.
Diese 18 Mitglieder werden nunmehr den Orden durch Wahl auf die überkommene Zahl von 30 Mitgliedern ergänzen. Die alte Gliederung des Ordens in die Klassen der Geisteswissenschaften, der Naturwissenschaften und Medizin und der schönen Künste wird beibehalten.
Kulturelle Nachrichten
Die schwäbische Dichterin Therese K ö s 11 i n begeht heute in einem Frauenheim in Hedelfin- gen ihren 75. Geburtstag. Die Jubilarin ist eine Enkelin Karl Gerocks und eine Tochter Heinrich Adolf Köstlins, der vor 75 Jahren als Stadtpfarrer von Sulz den Verband evangelischer Kirchenchöre in Württemberg gründete. Unlängst ist ein Bändchen „Gedichte“ von Therese Köstlin in einem Ludwigsburger Verlag neu erschienen.
Der Schauspieler Otto Gebühr, Darsteller des Preußenkönigs in vielen Fridericus-Filmen, wurde gestern 75 Jahre alt.
Der Hamburger Maler und Graphiker Prof. Arthur 111 i e s ist am Dienstag im Alter von 82 Jahren in Lüneburg gestorben.
Ilse A i c h i n g e r. die in Wien lebende Schriftstellerin, gewann mit ihrer Erzählung „Spiegelgeschichte“ den diesjährigen Preis der „Gruppe 47“.
Die Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure hat Prof, Walther Bauersfeld,
Heidenheim a. d. Br., für seine Verdienste um die technische Wissenschaft die Franz-Grashof- Denkmünze verliehen.
Der Leipziger Professor für Altes Testament, D. Albrecht Alt, ist in Tübingen zu Gastvorlesungen eingetroffen.
Die Keyserling-Gesellschaft für freie Philosophie veranstaltet ihre diesjährige Tagung am 8. und 9. Juni im Wiesbadener Kurhaus, am 10. Juni im geschlossenen Kreis Ihrer Mitglieder in Schloß Wolfsgarten. Die Vorträge werden sich mit dem Thema „Schöpferisch* Erkenntnis als gestaltende Kraft des persönlichen Lebens" beschäftigen. Es sprechen die Professoren F. W. Otto (Tübingen), Karl Holzamer (Mainz), Gustav Mensching (Bonn), Pandit Tara- chand Roy (Lahore, jetzt Bonn), Dr. Gerhard Nebel (Wuppertal) und Manfred Graf Keyserling (Hohenhöfen).
Die „Schwäbischen Musiktage“ in Tübingen bringen vom 4. bis zum 6. Juli Erst- und Uraufführungen schwäbischer Komponisten. Die Veranstaltungen wollen die musikalischen Kräfte des schwäbisch-alemannischen Raumes wecken.
Den Preis des vom Süddeutschen Rundfunk im Jahre 1951 ausgeschriebenen Erzählerwettbewerbs erhielt die Schriftstellerin Marie - Luis* F1 e 1 s s e r für ihre Erzählung „Das Pferd und die Jungfrau“.
Mit der Eröffnung der Ausstellung „Gegenstandslose Malerei in Deutschland“ begannen in Mannheim die „Tage der zeitgenössischen Kunst“. die bis zum 13. Juni in der Mannheimer Kunsthalle veranstaltet werden.
Hochkonjunktur für Lexika
Uber eine Hochkonjunktur im Verkauf von Lexika und Enzyklopädien in den Vereinigten Staaten berichtet das „Wallstreet Journal“. Danach hat die „Encyclopedia Brittanica“ im ersten Vierteljahr 1952 die Rekordverkaufsergebniss* des Vorjahres bereits um 30 Prozent steigern können. Das „Amerikanische Volkslexikon“, das seit 1948 erscheint, konnte seinen Umsatz 1951 gegenüber dem Vorjahr versechsfachen. Die Verkaufsergebnisse der letzten vier Monate entsprechen einer abermaligen Verdreifachung des Absatzes.