SAMSTAG, 2 6 . APRIL 1952

Das internationa'e Bonn

Das Diplomatische Korps mit und ohne Zeremoniell

hf. Die eleganten Wagen mit dem Zeichen CD (Corps Diplomatique) gehören längst zum Bild Bonns, dessen Veränderungen kein Ende nehmen, seit der parlamentarische Rat die Wahl der provisorischen Hauptstadt entschied. Im allgemeinen von Besuchen der Olympia­kämpfer abgesehen drängt es die alten Bon­ner gar nicht, auf der hauptstädtischen Bühne als Komparsen mitzuwirken.Oh, Bonn, das ist eine wundervolle Stadt für Staatsbesuche, die von niemanden (natürlich die dazu verpflichte­ten Journalisten ausgenommen) wahrgenom­men werden sollen, meinte ein Diplomat. So ist es tatsächlich. Wenn aber ein neuer ausländi­scher Botschafter durch den Chef des Proto­kolls zur Überreichung des Beglaubigungs­schreibens zum Bundespräsidenten begleitet

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Die

,englische Amme: Jetzt kann nichts mehr passieren

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und von vier weißen Kradfahrern der Polizei eingeholt wird, dann verweilen doch selbst die Bonner vor der Villa Hammerschmidt. In dem Zeremoniell, das schon in den traditionsreichen Uniformen oder Diplomatenfräcken zum Aus­druck kommt, spüren sie, daß Anwesenheit und Auftreten des Diplomatischen Korps in Bonn ein Spiegel der Bedeutung ist, die die Bundes­republik für Deutschland zurückgewinnt.

35 ausländische diplomatische Vertretungen haben bisher ihre Arbeit im Raum Bonns auf­genommen. Es sind Botschaften, Gesandtschaf­ten und Missionen. Sie sind nicht nur formal jetzt bei der Bundesregierung, und nicht mehr bei der Hochkommission, akkreditiert, sondern auch in ihrer Arbeit sind jetzt die deu t s c h e n Ministerien und Behörden der Partner. Diesen gegenüber nehmen die Botschaften die Inter­essen ihrer Länder wahr. Vorläufig geht es da­bei vor allem um außenhandelspolitische, ver­mögensrechtliche, sozialpolitische, konsularische und kulturelle Fragen. Politische Bündnisse sind bisher weder abgeschlossen noch vorbe­reitet worden. Die Mehrzahl der Länder unter­hält in der Bundesrepublik noch etwa drei Konsulate, während in den Bonner Botschaften die handelspolitische Abteilung meist einen großen Platz einnimmt. Zu den Ländern, die in Bonn diplomatische Vertretungen errichtet haben, gehören u. a.: Argentinien, Brasilien, Chile, Venezuela, Kolumbien, Panama, Peru, Canada, die skandinavischen Staaten, Belgien,

die Niederlande, Luxemburg, Indien, Pakistan, Australien, Iran, Türkei, Spanien, Portugal, Südafrika, die Schweiz, Italien und der Heilige Stuhl, den Erzbischof Münch vertritt, der gleichzeitig der Doyen des Diplomatischen Korps ist

Der Kontakt der diplomatischen Vertretun­gen mit den deutschen Stellen ist natürlich eng und der Protokollchef desAA tut, was möglich ist, um den Diplomaten das Leben in Bonn angenehm zu machen. In einer relativ kleinen und doch stark zerstörten Stadt ist das keine leichte Aufgabe. So ist es vorerst imvermeidlich, daß eine stattliche Anzahl der Botschaften erst einmal froh sein mußte, wenigstens kleine oder alte Häuser zu bekom­men. Meist werden diese dann gemietet und nicht gekauftVielleicht geht es doch bald nach Berlin, erklärte ein optimistischer At­tache aus Skandinavien. Nicht weniger schwie­rig als die Beschaffung geeigneter Dienst­räume ist die Wohnungsfrage. Ein großer Teil der Diplomaten wohnt noch in Hotels oder in unbehaglichen möblierten Zimmern. Ein klei­nes Wohnungsbauprogramm der Bundesregie­rung für das Diplomatische Korps wird hier ab Mai eine erste Besserung bringen können.

Aber daran, daß sich das Diplomatische Korps nicht auf Bonn konzentriert, wird sich nichts ändern. Köln und Godesberg werden Bonn den Rang alsDiplomatenstadt weiter­hin streitig machen. Vor allem Köln, dessen Leben stärker pulsiert als das der Hauptstadt, wird auch von Diplomaten, deren Dienststel­len in Bonn sind, als Wohnsitz gewählt. Schon diese äußerliche Aufteilung brachte es mit sich, daß in Bonn keine Diplomatenkolonie ent­stand, sondern der gesellschaftliche Verkehr der Diplomaten in sehr verschiedenen Richtun­gen läuft. Natürlich gehören Cocktail-Parties, Empfänge und andere gesellschaftliche Ver­anstaltungen auch Innerhalb des Diplomati­schen Korps zum täglichen Programm, aber

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Die nordafrikanische Küste wird mehr und mehr zu einem Brennpunkt der Weltpolitik, Gleichzeitig mit dem Aufbau des amerikanischen Stützpunktsystems rührt »ich der arabi­sche Nationalismus in Tanger, Französisch Marokko, Algerien und Tunesien

daneben spielt doch der Kontakt mit den Deutschen eine Rolle. Siebenundzwanzigmal, so erzählte uns der brasilianische Kultur­attache, sei er auf Karnevalsfesten gewesen. Nun, das ist schon ein Zeichen für aufopfe­rungsvollen Kontakt. Diskussionen mit Jour­nalisten, mit Studenten oder Vertretern des öffentlichen Lebens der Bundesrepublik wer­den von vielen Diplomaten gerne gesucht Ein Teil der Diplomaten war früher in Berlin, und diese sind dann besonders aufmerksam in der Beobachtung der deutschen Entwicklung. Sie wollen erforschen, ob nicht nur das Er­scheinungsbild, sondern auch der Inhalt Deutschlands ein anderes geworden ist Die Werbung für ihre Länder, die Erklärung der dortigen Situationen und die Förderung des kulturellen Austauschs gehören nicht weniger zu den diplomatischen Aufgaben. Die Nach­richtendienste und Bulletins der einzelnen Bot­schaften sind gerade in dieser Hinsicht sehr aktiv.

Und wie gefällt es den Diplomaten in Bonn? Es sind, und das ist eine Einschränkung der

Der Gouverneur kapitulierte

Amerikanische Zuchthansrevolte ein Erfolg für die Sträflinge

JACKSON (Michigan). Die 168 Meuterer lm Strafblock 15 des Zuchthauses von Michi­gan haben den Gouverneur des Staates zur Kapitulation gezwungen. Um das Leben der neun Wärter zu retten, die sich als Geiseln, aber unversehrt, in der Hand der Gefangenen befinden, erklärte sich der Gouverneur E. M. Williams neuerdings in einem Brief an die Gefängnisdirektion bereit, ein elf Punkte umfassendes Ultimatum der Häftlinge anzu­nehmen, das allen Aufrührern Straflosigkeit und bessere Behandlung zusichert.

Der 29jährige Anstifter des Aufruhrs, der Gewaltverbrecher Jack H y a 11, der in einer unblutigenRevolution im Meutererblock den zeitweiligen Anführer Herald Ward, einen kriminellen Psychopathen, wieder entthront hatte, erklärte sich damit einverstanden, den Aufstand abzublasen, sobald das Versprechen des Gouverneurs in den Zeitungen erschienen sei Die letzte Ausgabe derDetroit free Press wurde daraufhin im Polizeiwagen aus

dem 115 km entfernten Detroit eigens in das Zuchthaus Jackson gebracht.

Jack Hyatt hat Erfahrung im Umgang mit dem Gouverneur. Für einen mißglückten Aus­bruchsversuch, den er 1950 gelegentlich einer Besichtigung im Zuchthaus Marquette unter­nahm, benutzte er ihn unter vorgehaltenem Messer als Kugelfang.

Ein Katerhandbuch

LONDON. Eine Kleinanzeige auf der Titel­seite der seriösen LondonerTimes hatte folgenden Wortlaut:Verfasser eines in Vor­bereitung begriffenen internationalen Hand­buchs über den sogenannten Kater oder Katzenjammer erbittet sachdienliche private Mitarbeit (Vertrauliche Behandlung zuge­sichert.) Erwünscht sind literarische, geschicht­liche und volkskundliche Quellenhinweise so­wie Mitteilungen über erweislich wirksame Vorbeugung, Behandlung und Beseitigung des Zustandes.

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Antworten, alles berufsmäßig höfliche Leute gewesen, die wir fragten. Nur drei von 20 Befragten antworteten mit einem Seufzer vol­ler Berliner Erinnerungen, während die ande­ren voll des Lobes fürdiese entzückende Stadt waren. Mitunter güt dieses Lob auch denDamen und Mädchen, die den jungen Attaches am Rhein begegnet sind. Im Ablauf des täglichen Lebens herrscht bei den Bot­schaften meist ein Kompromiß zwischen den Lebensformen des eigenen Landes und denen Deutschlands. Das beginnt bei den Dienst­stunden, deren Festlegung durch die Botschaf­ter es einfach unmöglich macht, etwa eine Stunde zu nennen, in der man auf allen Bot­schaften jemand antrifft, der zuständig ist. Übereinstimmend werden lediglich die um 13 Uhr beginnenden Mittagsstunden für offi­zielle und halbofflzielle Lunchs disponiert. In der Godesberger Redoute, im Bergischen Hof, trifft man sich dann oder manrutscht schnell nach Köln hinüber.

In den Privatwohnungen oder in den Villen der Diplomaten herrscht die Atmosphäre des eigenen Landes. Meist hat die Hausfrau dem engagierten deutschen Personal auch beige­bracht, wie man in Spanien, Italien oder in Belgien kocht DieDiplomatenkinder, soweit sie schon in Bonn sind, vertragen sich mit ihren deutschen Spielgefährten gut. Der Kul­turaustausch in Kinderspielen ist auch eine gute Sache. Schwieriger wird das erst, wenn die Amerikaner als Botschafter mit ihren Kindern von den Petersbergen aller Art herun­ter in die deutschen Wohnviertel steigen soll­ten. Dann wird wohl Baseball gespielt. Auto­fahrer, die durch die US-Siedlung in Godesberg fahren, wissen von den Wirkungen dieses Spiels auf den Verkehr zu berichten. DasEintreffen" der Botschafter der USA, Frankreichs und Eng­lands in Bonn wird indessen dem diplomati­schen Leben in Bonn den heute noch fehlen­den politischen Auftrieb geben, um den sich bisher natürlich die Bundesregierung so gut wie nicht bemühte. Erst einmal brauchen ja die Verhandlungen, die zu Botschaftern der drei Westmächte führen sollen, alles, zu dem Bonn fähig ist Spätestens im Herbst, so hofft man jedoch, werden auch Paris, London und Washington beim Bundespräsidenten die Be­glaubigungsschreiben neuemannter Botschaf­ter überreichen lassen.

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